Es begann mit Blut. von abgemeldet (Womit wird es enden?) ================================================================================ Kapitel 2: #o2 αυғтяιтт ∂єѕ кσнαι. ---------------------------------- Der Schultag zog sich träge dahin und das Einzige, das Misa zumindest ein wenig von dem üblichen Stress bezüglich Hausaufgaben und Klausuren ablenkte, war die unerwartete Rückkehr ihrer Kindergartenfreundin. Mama und Papa Anderson hatten Kyo nach einigen Vorfällen (ähnlich dem mit den Möbeln auf dem Schuldach) auf ein Sportinternat geschickt, wo sie ihre überschüssige Energie 'sinnvoll nutzen' sollte. Zudem waren die Andersons wohl ganz froh, ihre Tochter außer Reichweite ihres damaligen besten Freundes zu wissen, der wohl noch mehr Unfug im Sinn hatte als Kyo. Der Name dieses Jungen war Izaya Orihara. Izaya war in Misas, Koukis und Yohans Parallelklasse gewesen. Kyo war ein Jahr jünger als Yohan und damit eine Stufe unter ihnen. Misa hatte nie sicher sagen können, ob sie und Kyo so etwas wie Freunde gewesen waren – sicher, sie hatten sich gut verstanden, aber Kyo hatte stets die Gesellschaft Izayas vorgezogen und die Aktionen der beiden waren Misa manches Mal nicht ganz geheuer gewesen. Wie damals, als sie in das Haus einer alten Dame eingebrochen waren, die vor Kurzem verstorben war. Kyo und Izaya waren nur neugierig gewesen, abenteuerlustig, wenn man so will, aber nicht besonders intelligent. Sie hatten nicht bedacht, dass das Fenster, durch das sie reinkamen, zu hoch war, um auch wieder hinauszukletttern. Die beiden Kinder hatten geschlagene sechzehn Stunden im Spätherbst in dem nicht mehr beheizten Haus verbracht, ehe man sie auf ihr Rufen hin gefunden und befreit hatte. Yohan hatte Misa erzählt, Kyo habe danach einen ganzen Monat lang Hausarrest bekommen. Kurz darauf waren Misas Eltern gestorben, sie wohnte einige Tage bei Bekannten, bis sie schließlich und endgültig in einem Heim am Rande der Stadt aufgenommen wurde. Yohan hatte versucht, seine Eltern zu überreden, Misa zu adoptieren, aber diese Leute hatten ja schon kaum Zeit für ihre eigenen Kinder. Dauernd auf Geschäftsreise, dauernd am Arbeiten. Eigentlich kein Wunder, dass Kyo so geworden war. Von dem Abend, an dem Misas Eltern gestorben waren, wusste sie nicht mehr viel. Später hatte man ihr erzählt, es sei ein Raubüberfall gewesen. In den eigenen Wänden, wohlgemerkt. Die kleine verschreckte Misa hatte ihre erschlagenen, blutüberstömten Eltern am Boden des Esszimmers gefunden und hatte so laut geschrien, dass man es draußen auf der Straße hören konnte. Nachbarn waren herbeigeeilt, dann kamen Krankenwagen und Polizei, Misa befand sich im Schockzustand. Sie redete wochenlang mit keiner Menschenseele. Rückblickend konnte Misa nur sagen, dass sie froh war, Yohan und Kouki in dieser schweren Zeit an ihrer Seite gehabt zu haben. Sie blieben bei ihr, machten Witze, bemühten sich sogar ausnahmsweise, einander nicht an die Gurgel zu gehen – nur ihr zuliebe. Ihr erstes Wort nach dieser langen Periode des Schweigens war "Danke" gewesen. Es sagte alles. Und alles war gut. "Wirklich? Izayas Bruder?" Kyo sah Misa erstaunt an. Der Unterricht war vorbei. Misa, Kyo, Kouki und Yohan waren auf dem Weg zur Bushaltestelle und Kyo hatte gerade erfahren, dass Misa Fran Orihara Mathe-Nachhilfe gab. Fran war ein gleichmütiger, vorlauter Junge, der drei Jahre jünger war als Misa, sie aber trotzdem nicht ernst nahm. Der Nachhilfeunterricht mit ihm machte ihr Spaß, auch wenn sie befürchtete, dass er ihr mehr Bauchschmerzen durch Lachen einbrachte als sie ihm gute Noten. Er war nämlich nicht nur frech, sondern auch noch faul. Misa wollte Kyo gerade erzählen, wie sie nur durch Zufall erfahren hatte, dass Kyos bester Freund aus Kindertagen und ihr Nachhilfeschüler Brüder waren, als hinter ihnen jemand die Stimme erhob. "Lästerst du über mich, Misa-senpai?" Die Mädchen drehten sich gleichzeitig um. Kouki und Yohan trugen Röcke. Nicht. Einige Schritte hinter ihnen stand ein gelangweilt aussehender Junge, die Hände in den Hosentaschen vergraben, den Rucksack lässig über eine Schulter geworfen. Er sah aus, als hätte er eben den ganzen Unterricht hindurch geschlafen. "Fran? Bist du das wirklich?" Kyo blinzelte erstaunt. Misa lächelte und winkte ab. "Das würd ich niemals tun, Fran, du bist doch mein Lieblingsschüler." Frans Blick wirkte abwesend. "Ich bin dein einziger Schüler", korrigierte er Misa und legte den Kopf ein wenig schief. "Da hast du keine andere Wahl, als mich am meisten zu mögen." Jetzt wandte er sich an Kyo. "Kommt drauf an, wer fragt." Während Misa nur matt über Frans übliche Kaltschnäuzigkeit lächeln konnte, hob Kyo eine Augenbraue. "Meine Güte, warst du schon immer so frech?" Fran nickte ernst. "Allerdings." Kyo nahm das mal so hin und wechselte das Thema. "Sag mal, wohnt dein Bruder noch bei euch oder habt ihr ihn inzwischen rausgeworfen, so wie man es mit mir gemacht hat?" Sie lachte kurz auf, aber für Misa klang es nicht ganz echt. Es klang verbittert. Aber vielleicht bildete sie sich das auch nur ein. Nun wirkte Fran kaum merklich aufmerksamer. "Wer, sagtest du, bist du?" "Och, komm schon..." Kyo seufzte gespielt beleidigt und kratzte sich am Hinterkopf. "Ich bin wahrscheinlich der einzige Mensch, der freiwillig mit deinem Bruder Zeit verbracht hat." Da hatte sie recht. Izaya hatte eine manipulative Art an sich, die den meisten Leuten eher unsympathisch war. Kyo schien jedoch dagegen immun gewesen zu sein. "Karo. ... Kobu? Nein." Fran wiegte den Kopf von der einen auf die andere Seite, während er sich an ihren Namen zu erinnern versuchte. "Kato? Blauer Wombat? Kino? Karen? Kari? Nee... Ku... Kumbaja?" "Okay, jetzt wird's lächerlich", warf Kouki leicht genervt ein, während Kyo zu Fran ging und ihm eine Kopfnuss verpasste. "Kyo, verdammt! Ich heiße Kyo! K-Y-O!" Fran, das Gesicht trotz der Schmerzen immer noch ausdruckslos, schlug sich mit der rechten Faust in die linke Handfläche. "Klo!" "Falsch!" Kyo trat nach Fran, der geschickt auswich. "Aaalso", unterbrach Yohan die beiden, bevor das Ganze ausarten konnte. "Könntet ihr das mal schnell zuende bereden, damit wir den Bus noch kriegen? Fran muss ja, soweit ich weiß, jetzt in die andere Richtung." "Stimmt", sagte Fran. "Ich bin dann weg. Ciao-" "Nichts da." Kyo hielt ihn hinten am Kragen fest, während er stur versuchte, weiterzugehen. "Fran, jetzt mal ehrlich. Wohnt Izaya noch bei euch oder nicht?" "Ja doch", erwiderte der Jüngere in einem Ton, als hätte er diese Antwort schon fünfmal wiederholen müssen. "Wir wohnen immer noch alle im selben Haus." "Wunderbar." Kyo schien zufrieden. "Geht doch." Sie ließ Fran los, der sich noch kurz umdrehte, seinen Kragen richtete und dann die Hand zum Abschied hob, wobei er vor allem Misa und Kouki zunickte. "Bis später." Als er sich abgewandt hatte, drehte sich Misa zu Kouki um. "'Bis später'? Habt ihr euch verabredet?" "Das nicht." Kouki zuckte mit den Schultern. "Aber früher oder später laufen wir uns immer über den Weg, weil wir beide die meiste Zeit draußen rumhängen. Und so groß ist unsere Stadt ja nicht." Misa nickte. "Stimmt auch wieder." Sie wandte sich an Kyo, die mittlerweile damit beschäftigt war, eine Sms zu schreiben. "Wem schreibst du?" Kyo drückte auf 'Senden', blickte auf und steckte das Handy wieder in die Tasche. "Hm? Ach, nur 'nem Freund, den ich über's Internet kenne." "Da fällt mir ein – wir sollten unsere Handynummern austauschen!" Misa zog ihres hervor und hob die Tastensperre auf, als sie ein wohlbekanntes Motorengeräusch vernahm. "Uuund da fährt unser Bus", verkündete Kouki trocken, indem er verdrießlich zur etwa fünfhundert Meter entfernten Haltestelle blickte, an der sich jetzt Massen von Schülern in den Bus quetschten. Misa blickte zuerst entsetzt, dann bedauernd. "Dannazione." Yohan seufzte, während der Bus wieder anfuhr. "Okay, Leute. Ich ruf unseren Chauffeur an. Aber das sollte nicht zur Gewohnheit werden." Er sah Misa mit einem spielerisch strengen Blick an und hob das Handy ans Ohr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)