Schutzbestie von Salix (Meine Freiheit ist der Preis für deinen Schutz) ================================================================================ Kapitel 3: Noch mehr Zusammentreffen ------------------------------------ Disclaimer: Immer noch alles by Salix. Hinweis, da Nat für seine Zauberworte Latein benutzt, können Überschneidungen mit Zaubersprüchen aus Harry Potter vorkommen, ich versuche sie möglichst zu vermeiden. Sie ergeben sich, weil z.B. protego ich beschütze auf Latein heißt und die Zaubersprüche in Harry Potter Latein sind. Alle Konjugationsfehler im Lateinischen sind von mir und unbeabsichtigt. Angelo Angelo versicherte dem Dozenten, dass es ihm gut ginge. Wieder auf seinem Platz schielte er aus den Augenwinkeln zu seinem Kommilitonen. „Was für ein Genius ist der?“ Seine genauere Musterung brachte ihm die Erkenntnis, dass sein Kommilitone, dessen Namen er noch nicht kannte, ein Genius ohne Schützling war. Angelo stöhnte innerlich. „Nicht noch so einer! So wie der drauf war, wird er mich dazu überreden wollen auf meinen Genius intimus zu warten! Verdammt! Ich werde trotzdem weiter her kommen. Vorwürfe kenne ich schon von Duncan zur Genüge. Ich kann doch nicht ewig auf meinen Genius warten... Verbitterter Genius, der Menschen misstraut, na toll! Wie wird er sich wohl weiter verhalten? Nach dem Codex muss er mir in Notsituationen helfen, aber das ist eben die Pflicht eines Genius. Hat er seinen Schützling verloren? Könnte die Vorwürfe erklären und alles verkomplizieren. Ach, Mist ich sollte mich auf den Kurs konzentrieren!“ Er musste sich zwingen, sich auf den Kurs zu konzentrieren, doch in so etwas hatte er Übung. Also hörte er dem Dozenten und der Diskussion zu. Er beantwortete sogar eine Frage des Dozenten. Am Ende der Veranstaltung sah Angelo zu, dass er so schnell wie möglich weg kam. Obwohl es Mittag war, beschloss er in die Mensa zu gehen. Eigentlich konnte er die langen Schlangen zur Mittagszeit dort nicht ausstehen, aber nach vier Stunden Kant-Lektüre, fühlte er sich dem Verhungern nahe. Mit einem Tablett auf dem ein Teller grau-grüner Pampe, welche sich Erbsensuppe nannte, noch weiter abkühlte bewaffnete, sah er sich nach einem Tisch um. Seine Leibwächter im Schlepptau, steuerte er auf einen der langen Tische weit hinten im Raum zu, da dort noch drei Plätze frei waren. Behutsam stellte er sein Tablett ab und ließ seine Tasche zu Boden gleiten, ehe er sich setzte. Vorsichtig tauchte er seinen Löffel in die Pampe und betrachtete sie skeptisch. Zäh-flüssig tropfte es vom Löffel in den Teller. „Auch wenn es grauenvoll schmeckt, kann ich dir zumindest versichern, dass es ohne Nebenwirkungen essbar ist.“, meldete sich eine sarkastische Stimme ihm gegenüber zu Wort. Angelo blickte auf und starrte in das Gesicht des Genius. „Nicht DU schon wieder.“ „Oh, sollte ich mir Sorgen machen, weil wir den selben Gedanken hatten?“ „Hey, ihr Tonfall...“, begann einer seiner Leibwächter. „...ist nicht gerade freundlich, aber solange er nicht versucht zu beißen, haltet ihr euch raus.“, unterbrach Angelo ihn. Es war neu für ihn, dass jemand ihm gegenüber unhöflich war, während er direkt mit ihm sprach. „Angst, dass ich beiße?“ „Nein.“, antwortete Angelo bestimmt. Er kannte den Codex und sein Gegenüber auch. Es war also eine leere Drohung. „Aber habe ich dir irgendetwas getan oder bin ich dir einfach so unsympathisch?“ Aus irgendeinem Grund wollte Angelo dies unbedingt wissen und hoffte es wäre nicht letzteres. Für ersteres konnte er sich wenigstens entschuldigen und danach vielleicht eine Ebene finden um mit diesem Genius zurecht zu kommen. Angelo betrachtete seinen Kommilitonen über den Tisch hinweg. Der Ausdruck auf dessen Gesicht war finster. Kurze Zeit schien er sogar ernsthaft über Angelos Worte nachzudenken, wobei er ihn aus weit geöffneten Augen ansah. Die grünen Augen und das leicht dreieckig geformte Gesicht erinnerten Angelo an eine Katze. Durchaus möglich, dass der junge Mann vor ihm ein Gestaltwandler war. Zumindest lag der Schluss, nach dem kurzen Einblick in dessen Vergangenheit am Abend zuvor, nahe. Wenn dies zuträfe, wettete Angelo darauf, dass er irgendetwas einer Raubkatze ähnliches war. Er hatte ja nur die Aussicht aus einem Käfig in eine vollbesetztes Zirkuszelt mitbekommen. Der Blick der leuchtend grünen Augen traf Seinen und wurde hastig abgewandt. In dem schwarzen Haar erzeugte das Sonnenlicht blau-violette Glanzlichter. „Ob es so weich ist, wie es aussieht? Was denk ich denn da? Das geht mich nun wirklich nichts an.“ Angelo hoffte, seine kurze Unaufmerksamkeit war nicht aufgefallen. „Weder noch. Du reizt mich einfach.“ War die langsame, nachdenklich klingende Antwort. Angelo runzelte die Stirn. „Ich reize dich? Dir ist bewusst, dass diese Aussage zweideutig ist?“, konnte er sich nicht verkneifen zu fragen. „Ja, und jetzt iss deine Erbsenpampe ehe sie kalt ist!“ Angelo fühlte die Temperatur des Tellers. „Sie ist schon kalt. Wie heißt du eigentlich?“ „Nat. Noch etwas eure Lordschaft?“ Angelo seufzte. Er hätte es wissen sollen. Wenn er Glück hatte, war ihm zumindest ein echter Spitzname genannt worden, wenn er Pech hatte nicht einmal das. Schutzgeister nannten äußerst ungern ihre Namen, da sie damit angreifbar wurden, allerdings nur, wenn man den gesamten Namen kannte. „Ich trage keinen Titel.“, grummelte Angelo leise. Manchmal verfluchte er seine Familie und ihre Begabung. „Aber dein Vater. Und du wirst ihn erben, genauso wie du ihm in das Amt des Lord Counselors of Clairvoyance folgen wirst.“ „Woher?“ „So etwas weiß man.“ Das Schnauben klang sogar leicht amüsiert. „Auch, wenn es mir erst nach unserem Gespräch eingefallen ist.“ Angelo stöhnte und schob sich einen Löffel Erbsensuppe in den Mund nur um nicht darauf antworten zu müssen. Er wollte nicht an seinen Vater denken oder an das, was alle von ihm für die Zukunft erwarteten. Wie sollte er dieses Amt je ausfüllen ohne Genius intimus? Aber daran dachte er jetzt besser nicht. Dann verzog er das Gesicht. „Ist denen die Salztüte in den Topf gefallen?“, murrte er. Diese Suppe schmeckte nach Salz und sonst nichts. Er bemerkte ein kleines fieses Grinsen auf Nats Gesicht. Angelo legte den Esslöffel weg und griff zum kleinen Löffel. Also nur Nachtisch heute. Doch er bereute auch diesen Versuch. Der Nachtisch schmeckte so süß, dass er das Gefühl hatte die Süße bliebe auf seiner Zunge kleben. „Nie wieder Mensa!“, schwor er sich schaudernd. Als ein Stuhl elendig über den Boden kratzend zurückgeschoben wurde, blickte er auf. Nat hatte sich erhoben. Dessen Suppenteller war leer, ebenso das Schälchen für den Nachtisch. Er schüttelte sich, das konnte man doch nicht essen, aber anscheinend gab es Leute, die genau dies konnten. „Besser als zu hungern. Auch wenn es mir nicht gefällt, schätze man sieht sich.“ Mit diesen Worten schlenderte Nat davon. Angelo sah ihm nach. Der Gang des Genius war so geschmeidig wie er es erwartet hatte. Und obwohl dieser wirklich nicht freundlich zu ihm gewesen war, wünschte Angelo sich er wäre noch etwas geblieben. Ein silbernes Leuchten erregte seine Aufmerksamkeit. Es war die Verbindung des Schutzgeistes. Seine Verbindung zu einem Schutzgeist. Sie führte in die Menge der Studenten, doch Angelo konnte nicht ausmachen zu wem sie führte. Er schüttelte den Kopf. Was machte er sich jetzt darüber Gedanken. Er würde es schon wissen, wenn er seinen Schutzgeist traf. So sollte es zumindest sein, laut seinem Vater. Nach einem im Unicafé erstandenen Brötchen, die Erbsenpampe hatte er so zurückgehen lassen, betrat Angelo die Bibliothek. Er wollte noch etwas für den Kantkurs nachschlagen und da er gerade eine Freistunde hatte, nutze er sie. Inzwischen wusste er wo die philosophischen Wörterbücher standen, unter anderem die „Historical Encyclopedia of Philosophy“. Die Bücher waren so eng es ging ins Regal gestopft worden. Einige befanden sich in einer Höhe, wo er gerade so noch dran kam. Genau auf diesem Regalbrett stand der Band, den er brauchte. Angelo zog daran. Zu spät merkte er, dass er damit gleich die gesamten Bücher vom Brett zerrte. Hastig hob er den Arm mit dem Buch. In diesem Moment wurde er an einen warmen sehnigen Körper gepresst. Bücher prasselten zu Boden und auf die Person, welche ihn schützte. Angelo fühlte sich in den Armen dieses Mannes erstaunlich sicher, sicherer als jemals zuvor. Doch die feste Umarmung hielt nur ein paar Sekunden an. Als es vorbei war, hörte Angelo eine genervt klingende Stimme. „Kannst du nicht mal in die Bibliothek gehen ohne Probleme zu machen?!“ Angelo seufzte. „Also davor hättest du mich nicht schützen brauchen.“, antwortete er Nat, denn es war kein anderer als dieser verflixte Genius, der ihn hielt. Nats Antwort begann mit einem Schnauben. „Falls es dir noch nicht aufgefallen ist. Die Teile hier sind schwer genug um eine Gehirnerschütterung zu verursachen.“ „Was kein Schaden ist, vor dem ein Genius gezwungen ist mich zu schützen.“ Angelo wurde losgelassen. Er sah wie Nat das Gesicht verzog als er sich aufrichtete. Anscheinend hatten ihn einige der Wörterbücher getroffen, was mindestens Blutergüsse verursacht hatte. „Erzähl den Blödsinn jemand anderem. Wo sind eigentlich deine Anhängsel?“ „Im Foyer.“ „Das ist nun wirklich idiotisch. Brauchst du sonst noch was oder kann ich die hier jetzt wieder einräumen?“ „Äh, ich brauch nichts mehr.“ „Gut.“ Angelo bückte sich gleichzeitig mit Nat. „Lass das besser, bevor du noch mehr anstellst, Tollpatsch!“, zischte der. „Und am besten ich komm gleich zum Kopierer mit. Womöglich kriegst du es hin ihn zum Explodieren zu bringen!“ „DAS bestimmt nicht. Meine Begabung äußert sich nicht so.“ „Oh, wunderbar. Endlich ein kleiner Lichtblick. Kommst du?“ Angelo hastete Nat hinterher, der das Lexikon trug. Zusammen gingen sie zum Kopierraum. Wie üblich waren alle Kopierer besetzt. Sie warteten im warmen, stickigen nach Druckertinte riechenden Raum. Endlich war ein Gerät frei. Angelo legte seine Kopierkarte ein und klappte den Deckel hoch. Er sah auf das Kopierfeld herunter. Flammen leckten an riesigen Papierrollen entlang. Schwarzer Rauch quoll aus Druckmaschinen und vernebelte die Sicht. Alles war in orange flackerndes Dämmerlicht und rauchige Schatten getaucht. Schemen hetzten hustend zu den Ausgängen. Es handelte sich dabei, wohl um Menschen, war aber nicht genau zu erkennen. Er hörte das Knacken und Prasseln der Flammen, das Husten und die Schreie. Knirschend brach irgendwo weiter hinten im Raum etwas. Ein Krachen ertönte. Funken flogen und weitere Schreie mischten sich in den Lärm. Es war wie in einem Actionfilm, nur, dass dies Wirklichkeit werden würde. Und wie im Film fehlte der Geruch. Er blinzelte, hektisch, weil seine Sicht verschwamm. Er wusste einfach, dass dieses Geschehen unausweichlich war und zukünftig. Einige der huschenden, hustenden Schemen würden sterben, andere für immer versehrt werden und ein paar würden mit einer leichten Rauchvergiftung davon kommen. Ein Mann brach schreiend unter einem schwelenden Balken zusammen. Etwas traf ihn hart in die Rippen, zum zweiten Mal an diesem Tag. Er schnappte nach Luft und roch Druckerfarbe. Er würgte trocken, knallte das Buch auf das Gerät und hastete Richtung WC los. Angelo schaffte es gerade noch zum Waschbecken, bevor er sein Brötchen wieder hoch würgte. Matt trank er danach Wasser aus dem Hahn. Es schmeckte entsetzlich süß nach der bitteren Galle. Angelo hielt den Blick auf das weiße Keramik gesenkt. Jetzt bloß nicht wieder auf eine spiegelnde Oberfläche schauen, sonst würde er die Vision erneut habe. Die Tür ging auf. „Ich habe den Text über die Anschauung zweimal kopiert. Du schuldest mir einen Euro.“ Anstatt zu antworten klatschte sich Angelo Wasser ins Gesicht und schüttelte sich. „Hmh.“ Sein Korb und Nats wurden neben ihm abgestellt. „Ich bring eben die Bücher zurück.“ Angelo nickte, er schaffte es sogar den anderen schwach anzulächeln. Zumindest stellte der Genius keine nervigen Fragen, da er zu ahnen schien, was mit Angelo los war. Angelo seufzte. Er ließ kaltes Wasser über seine Hände laufen und betrachtete es. „Was jetzt? Ich hab den Text. Ich muss so langsam wieder runter. Sie warten sicher. Ich will nicht, nicht gerade jetzt, wo sie mich nur so übertrieben vorsichtig behandeln werden. Schwacher Kreislauf, von wegen, wäre mir sogar lieber. Verdammt, ich kann nicht mal etwas tun! Diese dusselige Druckerei wird bald brennen, dass ist unvermeidlich, argh, solche Visionen hasse ich.“ Seine Finger krampften sich ineinander. Er hatte den Block dabei, jetzt brauchte er nur ein ruhiges Plätzchen um sich zu beruhigen. Erneut wurde die Tür geöffnet. Es war ein anderer Student, der wortlos an ihm vorbeiging. Angelo betrachtete die zwei blauen Plastikkörbe zu seinen Füßen. In beiden lag ein Block, Kopien und die Wertsachen. Wenn er es wollte, könnte er jetzt den Namen des Genius herausbekommen, doch wäre es nicht ehrlich und ein Vertrauensbruch. Es reichte Angelo schon, wenn er immer wieder Einblicke in die Vergangenheit völlig Fremder erhielt, ohne es zu wollen. „Du siehst so aus als könntest du etwas frische Luft vertragen.“ Nat war wieder da. Angelo sah auf. Wieder wich der Genius seinem Blick aus. So war es immer, wenn Leute von seiner Begabung wussten... Angelo seufzte: „Ja, hast Recht.“ „Komm, wir sind ganz nah beim Turm, da kann man aufs Dach.“ Nat hob einfach beide Körbe auf und ging vor. „Wieso betüddelt der mich so?“, fragte sich Angelo, folgte aber. Die Wendeltreppe war nicht gerade angenehm für seinen noch leicht überreizten Magen. Der frische Luftzug, welcher ihn traf als Nat die Tür aufstieß, hingegen schon. Draußen atmete Angelo auf. Er ging zum Rand der Brüstung und blickte auf das Unigelände hinab. Die Sonne schien noch immer und durch den Wind war es hier gut auszuhalten. „Deine Leibwächter sind Idioten.“, hörte er Nat sagen. „Wieso?“ „Sie nützen nichts gegen Wesen wie mich. Ich könnte dich hier und jetzt entführen und sie würden es nicht einmal bemerken.“ „Die Bibliothek ist mit einem Bannkreis gesichert. Hier kommt kein Geisterwesen einfach so rein.“ „Wir sind außerhalb des Bannkreises.“, wurde ihm mitgeteilt. Beunruhigt drehte Angelo sich zu Nat um. „Oh.“ Der Genius lächelte ihn an. „Ich kriege richtig Lust deinen Leibwächtern eins reinzuwürgen.“ Angelo schauderte. Ganz schlechte Situation. Hier war niemand außer ihnen. Keine Hilfe, falls Nat ihn entführen wollte. „Und das heißt?“ „Gar nichts.“ Der Genius zuckte mit den Schultern. „Ich könnte zwar, aber ich will keinen Ärger. Du solltest besser aufpassen.“ „Du könntest was?“ „Dich packen und von hier verschwinden.“ „Dazu müsstest du fliegen.“ Die Bibliothek stand frei. Keines der anderen Unigebäude war nah genug um sie vom Dach aus zu erreichen, nun für einen Menschen zumindest. „Na und? Vielleicht kann ich ja fliegen.“ Diese Antwort war so was von typisch Genius. Angelo schloss die Augen. „In dem Fall, dass du dich doch noch umentscheidest, sollte ich dich warnen: Mein Magen ist gerade nicht sehr stabil.“ Er wollte zeichnen, um die Bilder loszuwerden und nicht mit einem Genuis darüber spekulieren, ob er hier entführt werden könnte oder nicht. Kleidung raschelte. Angelo nahm an, dass Nat sich gesetzt hatte. Er öffnete die Augen wieder. Er hatte fast richtig getippt. Der Genuis lag mit dem Bauch auf der Brüstung des Turmes, den Kopf auf eine Hand gestützt und beobachtete ihn. Er wirkte als könne er so noch Stunden liegen bleiben. Also nutzte Angelo die Gelegenheit. Er griff nach seinem Block und einem Bleistift. Er ließ sich an der Mauer zu Boden rutschen und begann zu zeichnen. Die eben gesehenen Bilder brachte er zu Papier. „Eine Stunde ist gleich um. Hast du noch Veranstaltungen?“ Angelo schaute von seinem Block auf. Nat war nun direkt neben ihm. Er hatte nicht gehört wie der Genuis näher gekommen war. Die grünen Augen auf ihn gerichtete streckte, Nat sich. Angelo schlug den Block zu. „Danke, für deine Geduld.“ „Ich habe nur die Sonne genossen, aber jetzt ist es langsam genug.“ „Na dann.“ Angelo nahm seinen Korb. „Du hast keine Bücher zum Ausleihen, wie ich sehe.“ „Ja, aber...“ Angelo schrie auf als Nat ihn um die Taille packte. „Was?“ Er wurde auf die Brüstung gestellt. Erst jetzt fiel ihm die nackte Brust des anderen auf. Ein lautes Klatschen ertönte und große schwarze Schwingen öffneten sich. Angelo wurde noch enger an Nat gepresst als dieser sich von der Brüstung abstieß und „Neglegete nos.“, murmelte. „Bist du wahnsinnig!“, kreischte Angelo. Seine Füße hingen in der Luft. Nur die Arme des Genuis hielten ihn davon ab in die Tiefe zu stürzen. Der Plastikgriff eines Korbes bohrte sich in seine Seite. Seinen Eigenen hätte er fast fallen gelassen, nun umklammerte er den Griff, dass es weh tat. „Zappel nicht so, du bist schwer. Ich bring dich schon heil zu deinen Anhängseln.“ Der Wind rauschte um sie herum. Er hörte, einen angestrengten Tonfall in Nats Stimme. Was zum Teufel bezweckte dieser durchgeknallte Genius damit? Angelo schlang die Arme um Nats Körper, unterhalb der Schwingen, um noch etwas zu haben an dem er sich festhalten konnte. Obwohl der Genius einfach so mit ihm losgeflogen war, wusste er, dass Nat ihn festhalten würde. Wind blies ihm das Haar ins Gesicht. Sie flogen einen langsame Abwärtskurve. Niemand beachtete sie, als Angelo plötzlich wieder Boden unter den Füßen spürte. Er strauchelte und riss die Augen wieder auf, die er zuvor zugekniffen hatte. Nat hielt ihn bis er sicher stand, dann erst setzte der Genius leichtfüßig auf. Angelo starrte das Eingansportal der Bibliothek an. „Was sollte das?“ „Wirst du schon noch sehen.“ Nat zog sich sein T-Shirt über, ohne sich darum zu kümmern, dass sie mitten auf dem Uniboulevard standen. Eine junge Frau, die direkt auf sie zu kam, machte ohne ersichtlichen Grund einen Bogen um sie. „Und jetzt gebe ich dich deinen nutzlosen Bodyguards wieder.“ „Erst will ich eine Erklärung was der Scheiß hier sollte?“ Nat drehte sich zu ihm um. „Dir und ihnen beweisen, dass du besser geschützt werden musst.“ „Ach ja? Ganz toll. Dafür zerrst du mich von einem verdammten Turm!“ „Schrei ruhig soviel du willst. Derzeit kümmert es niemanden.“ „DU...“ Angelo wusste nicht, was er Nat als erstes an den Kopf werfen wollte. Außerdem zitterten seine Beine noch. Er wurde mitgezerrt bis sie vor seinen Leibwächtern standen. Einer von ihnen las in einer Zeitung, auf deren Cover eine nackte Frau zu sehen war. Angelo riss sich von Nat los und sprach sie an. „Wir gehen und dieser...“, er brach mitten in seinem Satz ab. Sein Leibwächter sah durch ihn hindurch. „Sie bemerken dich nicht.“, erklärte Nat. „Was hast du..?“ „Die Aufmerksamkeit, welche wir einfach durch unsere Anwesenheit erregen, aufgehoben, auch für andere Genii.“ „Mach das rückgängig!“, herrschte Angelo ihn an. „Ich bin nicht dein Spielzeug!“ „Nicht? Du präsentierst dich aber als Spielzeug für Wesen wie mich.“ „Du bist an den Codex gebunden!“ „Und? Ich habe dir nicht einen Kratzer zugefügt. Es entsteht dir auch kein Schaden durch diesen Zauber, da ich ihn wieder aufheben werde.“ „A-aber... andere Genii bekommen das...“ „Nicht unbedingt.“ Nat stellte sich vor einen der Leibwächter. „Attendite nos.“, murmelte er. Jemand schnappte nach Luft, da es aussehen musste als wären sie aus dem Nichts erschienen. Die Leibwächter sahen sich um. Mit einem Ratsch zeriss Nat die Zeitschrift. „Sie sind wirklich miserabel! Ihrem Schützling hätte wer-weiß-was zu stoßen können, während sie hier auf ihn gewartet haben! Wenn Sie Leibwächter sein wollen, dann bleiben Sie gefälligst bei der Person, auf die Sie aufpassen sollen!“, Seine Stimme war scharf. „Es wundert mich ernsthaft, dass die Schutzgeister seiner Familie DAS HIER zugelassen haben!“ Die Hand eines der Männer wanderte zu seinem Jackett. „Fällt Ihnen nichts anderes ein als mich mit einer Waffe zu bedrohen, nur weil ich Ihren Job für Sie erledigt habe? Seien Sie froh, dass ich kein Entführer oder ähnliches bin. Hier haben Sie Ihren Schützling wieder und nun entschuldigen Sie mich.“ Nat rauschte an ihnen vorbei zurück in die Bibliothek. „Wer ist der Kerl?“, fragte, der Besitzer der Zeitschrift. Sie war säuberlich in fünf Streifen zerfetzt worden, als hätte Nat Messer benutzt. „Ein Genius, wie Duncan.“, antwortete Angelo matt. „Ein Genius? Dürfen die so was?“ „Solange sie niemandem dauerhaften Schaden zufügen, sind sie recht frei in ihren Handlungen.“ „Wie kommen Sie überhaupt hier her. Wir haben den Eingang doch beobachtet und es heißt der Bannkreis ist einer der besten...“ „Tja, ich weiß jetzt, dass man den umgehen kann. Bringen Sie mich nach Hause.“ „Wie Sie wünschen.“ Angelo reichte es. Erst der Kant-Kurs mit der Standpauke, dann das Mittagessen, darauf die Vision und nun auch noch der Flug, dass war einfach mehr als genug für einen Tag. Er hatte keinen Nerv mehr seine Veranstaltung zu besuchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)