Zwei Leben, zwei Welten? von Auryn-chan (Eine AkuRoku FF) ================================================================================ Straßenjunge ------------ Roxas POV Ich konnte meinen Blick nicht von Axel wenden, der mir gegenüber in einem nur schwach beleuchteten Kellerraum an der Wand lehnte. „Das hättest du jetzt nicht gedacht, ne?“ Immer noch unfähig zu sprechen schüttelte ich leicht den Kopf. Der Regen, oder besser das Gewitter, war ein paar Sekunden nachdem Axel mich entdeckt hatte mit aller Kraft losgebrochen. Wortlos hatte Axel mich zu sich gewunken und die Tür hinter uns geschlossen. Schließlich hatte er mich in den Raum geführt und auf seinen Schlafsack, der am Boden lag gedeutet worauf ich mich setzten konnte. „Du hast mich doch gefragt wie du dich bei mir für das Skateboard bedanken kannst, oder? Ich sag dir wie: Berichte niemandem den du kennst, was du hier gesehen hast. Nicht einmal deine Eltern oder deine besten Freunde dürfen das hier erfahren!“ „Aber warum-?“, setzte ich an, wurde jedoch unterbrochen: „Versprichst du es mir?“ Axel sah mir eindringlich in die Augen. „Ich verspreche es. Aber du musst mir sagen warum.“ „Was warum? warum du nichts erzählen darfst? Sagen wir es so, wenn das Jugendamt davon erfährt bekomme ich ernsthafte Schwierigkeiten.“ „Nein, warum du hier lebst! Was ist mit deinen Eltern? Sind sie tot? Und warum bist du dann nicht in einem Kinderheim?“ Anscheinend hatte ich einen wunden Punkt erwischt, klar, er lebte bestimmt nicht aus Spaß auf der Straße, auf jeden Fall wurde sein Blick schlagartig kalt. „Das hat dich nicht zu interessieren.“, entgegnete er ruhig, obwohl er mich wahrscheinlich am liebsten angeschrieen hätte. Sein Tonfall ließ keine Diskussion zu. Doch so leicht würde ich nicht aufgeben: „Dann sag mir wenigstens wie lange du schon auf der Straße lebst!“ Axel seufzte: „Es müssten jetzt so ungefähr dreieinhalb Jahre sein.“ „D-Dreieinhalb Jahre?!“ Axel nickte. „Aber wie hast du das solange ausgehalten? Ich meine, wie hast du das überlebt?“ „Das ist eine sehr lange Geschichte. Und ich glaube du solltest jetzt besser zu deinen Eltern zurückgehen, sie machen sich doch bestimmt Sorgen.“ Die letzten Worte hatte er mit einer Spur Bitterkeit in der Stimme gesagt, doch ich konnte nicht weiter darüber nachdenken denn er stand mit einem „Warte kurz.“ auf, ging an mir vorbei und kramte in dem großen schwarzen Rucksack, der hinter mir stand, herum. Wenig später hielt er in einer Hand einen kleinen schwarzen Taschenschirm den er mir zuwarf: „Hier, damit du nicht so nass wirst. Und jetzt zisch ab.“ „Bist du Morgen wieder am Bahnhof? Dann kann ich dir den Schirm zurückgeben.“ Axel lächelte leicht: „Ja, ich denke schon. Aber jetzt geh. Und kein Wort. Zu niemandem!“ Damit schob er mich auch schon zur Tür raus. Ich spannte den Schirm auf und rannte so schnell wie ich konnte nach Hause. Axels POV Das gibt es doch nicht! Als ich Roxas an einer Ecke des Geländes stehen gesehen hatte, wären mir in diesem Moment hundert Polizisten lieber gewesen. Gut, das war dann doch ein bisschen übertrieben, aber am liebsten wäre ich im Boden versunken. Warum musste ausgerechnet er mich in dieser Bruchbude zu Gesicht bekommen? Zu allem Übel hatte es dann auch noch angefangen zu regnen, sodass mir nichts anderes übrig blieb als ihn zu mir zu Winken. Klar, ich hätte ihn auch einfach im Regen stehen lassen können, aber dann hätte ich nicht sichergehen können, dass er das was er gesehen hatte auch wirklich für sich behielt. Trotz seines Versprechens war mir unwohl, was wenn er es doch seinen Eltern erzählen würde? Aber im Endeffekt hatte ich ja jetzt keine andere Wahl als ihm zu vertrauen, denn anders konnte ich ihn nicht zum Schweigen bringen. Oder? Vielleicht sollte ich doch einfach hier abhauen und in eine andere Stadt fahren? Nein, ich hatte doch erst vor etwa einem Monat Berlin fluchtartig verlassen müssen. Dabei hatte ich auch einen Teil meiner damaligen Besitztümer eingebüßt. Einen ziemlich Großen. Und das war eines der schlimmsten Dinge für einen Straßenjungen. Denn jedes auch noch so kleine Stückchen Eigentum war wichtig. Nein, das würde mir so schnell nicht noch einmal passieren! Also musste ich dem kleinen Blondschopf vertrauen. Ein Teil von mir sagte das ich ihm sowieso blind vertrauen könnte, aber das war leider nicht der Teil der für das vernünftige Denken zuständig war. Denn meine Erfahrung riet mir, weiter Misstrauisch zu bleiben. Eine gesunde Portion Misstrauen konnte lebenswichtig sein. In Berlin gab es vor gut einem Jahr nämlich mal einen Jungen der erst seit kurzem auf der Straße zu leben schien. Er hatte einer zwielichtigen Gestalt anscheinend zu viel Vertrauen geschenkt und das war ihm zum Verhängnis geworden. Denn einige Tage später hatte ich einen Polizeieinsatz beobachtet wobei am Ende die leblose Gestalt eben dieses Jungen abtransportiert wurde. Man musste immer misstrauisch sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)