Die, die aus dem Himmel kamen von mangacrack (Teil II: Wo das Grauen seine Wurzeln hat) ================================================================================ (VI) - Tie me up, take me down ------------------------------ - vor der letzten Schlacht - Es stimmte, er hatte seinem Bruder immer hinterher gesehen. Ammen und Schwestern hatten seinen Bruder bewundert, ihn öfter hochgehoben und gelobt. Er hatte sie immer nur misstrauisch angesehen. Er war nie ein sehr engelhaftes Kind gewesen und die Prophezeiung, die man bei ihrer Geburt gemacht hatte, half dabei nicht. Seine Feuerkräfte und die schlechte Kontrolle über sie auch nicht, zumal sich deren Stärke bei Wutausbrüchen stets nach seiner jeweiligen Laune richtete. Seinen Bruder hatte man dies nicht sehen lassen und davon fern halten wollen. Gewusst, hatte es Luzifiel wahrscheinlich trotzdem, aber er war nie dabei gewesen, daher hatte er ihm nachgesehen, wenn Luzifiel zu seinen Lernstunden verschwand. Aber er dennoch nicht alleine gewesen. Niemals. - „Michael“, rief Gabriel und schnippte mit seinen Fingern. „Nicht hier drin, verdammt!“ „Wieso denn nicht, du wolltest doch Licht...“, erwiderte Michael grinsend, verkleinerte aber seinen Feuerball, der unter der Decke schwebte, „...sag mal, hast du da gerade geflucht?“ „Nein!“, antwortete Gabriel sofort und bestimmt. „Ich? Niemals! Auf dein Niveau lasse ich mich doch nicht herunter. Unter anderem sollte ich wohl anmerken, dass du lediglich die Kerzen anzünden solltest und keine zweite Sonne erschaffen.“ Michael zog die Augenbrauen hoch. „Das sagt mir derjenige, der den Raum unter Wasser gesetzt hat, weil er zu bequem war, um die Pflanzen mit der Kanne zu gießen.“ Gabriel hustete empört, konnte aber den Wahrheitsgehalt dieser Aussage nicht abstreiten. „Das Buch war halt interessant.“ „Es hat im ganzen Gebäude geregnet!“, gab Michael zurück. „Wir mussten sogar umziehen, weil die Nässe in die Wände eingedrungen ist und zu faulen angefangen hat. Ganz zu schweigen von Uriels Möbeln, die alle zu sprießen begonnen haben.“ „Was kann ich denn dafür, dass Holz Wasser absorbiert?“, meinte Gabriel mit leichter Panik in der Stimme, als er an Uriels Gesicht zurück dachte. „Außerdem war das nur ein bisschen Wasser.“ „Nur ein bisschen Wasser?“, erkundigte sich Michael. „Für Raphael sah das nicht nach nur ein bisschen Wasser aus.“ Gabriel hickste und es klang als wäre eine Seifenblase geplatzt. Vor Raphael versteckte er sich schließlich immer noch. Der Heiler hatte ihm alle möglichen Dinge angedroht, die er mit ihm anstellen würde, als er ihn durch die überfluteten Gänge gejagt hatte. Entkommen war er dem sonst schnelleren Raphael nur, weil dessen Flügel so nass waren, dass er sie unmöglich anheben konnte und stattdessen hinter sich herschleifen musste. Es hatte ewig gebraucht bis die Federn alle wieder trocken gewesen waren, da Raphael nicht einfach den Wasserstoff herausziehen konnte, ohne zu riskieren das sie durch einen einzigen Funken aus Versehen in Brand gerieten. So wie beim letzten Mal, als Raphael vergessen hatte, wie leicht entzündbar Sauerstoff sein konnte. „Es war wirklich nur ein bisschen Wasser“, grummelte Gabriel und ignorierte Michael, der wie eine lebende Flamme im Raum stand, weil er sich geweigert hatte, nass zu werden, und suchte sich trockene Kleidung. Blind, da durch das um Michael herum verdampfende Wasser, jegliche Sicht unmöglich machte. - „Gabriel“, flüsterte Michael erstickt, als er seinen besten Freund sterben fühlte. Es zerriss ihn innerlich. Sein Blut kochte, wie Wasser in einem Topf, und zum ersten Mal in seinem Leben geschah dies nicht auf sein Zutun. Das war nicht kontrolliert, das eine reine panische Reaktion, weil jemand einen Regler entfernt hatte. Jemand hatte die Temperatur hochgetrieben und nun erreichte sie den Siedepunkt. Michael versuchte sich mit Flammen zu umgeben, weil sie ihm vertraut waren und ihn so nichts erreichen sollte. Er wollte nichts von dem Schmerz in seiner Brust wissen, aber auch das brachte ihn keine Linderung. Er brannte und er konnte nichts dagegen tun. Gabriels Lebenslicht erlosch und versank in der Dunkelheit wie Wasser, das in der Erde versickerte. „Ich werde Gabriel nie wieder sehen...“, sprach Michael zu sich selbst. Die steigende Wärme um ihn herum war in dieser Intensität ungewohnt und neu, aber sie verletzte ihn nicht. Sie konnte ihn nicht verletzten. Gabriel war fort und somit gab es niemanden mehr, der ihn verletzten konnte. Niemanden ... - „Sie sagen, wir verhalten uns nicht so, wie wir uns verhalten sollen“, dachte Gabriel laut vor sich hin und schnippte einen weiteren Stein ins Wasser. „Wie sollten wir uns denn verhalten?“, fragte Michael, der neben ihm hockte. „Keine Ahnung“, sagte Gabriel und zuckte mit den Schultern. „Das ist es ja gerade. Die Frau, die man mir zur Seite gestellt hat, meinte, dass wir beide uns eben nicht wie Feuer und Wasser verhalten.“ „Sie wundert sich darüber, dass wir uns nicht hassen, obwohl es weit aus besser ist, dass wir es nicht tun?“, antwortete Michael und schüttelte verwirrt den Kopf. „Öh ... so ungefähr?“, sagte Gabriel. „Ist mir nur durch den Kopf gegangen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dich zu hassen. Das passt nicht.“ „Heißt das, du könntest mich nicht hassen, ganz gleich was ich je tun würde?“, fragte Michael mit einer seltsamen Stimme. Gabriel drehte den Kopf und sah Michael lange an, der ruhig und ohne auch nur einmal zu blinzeln, den Blick erwiderte. „Ja“, meinte Gabriel nach einer Weile. „Ich denke nicht, dass ich dich hassen könnte.“ Sie wussten beide, dass er von der Prophezeiung sprach, deren Wortlaut sie beide kannten. Während Michael durch die Zustimmung seines Freundes sich ein sanftes Lächeln erlaubte und darüber nachdachte, dass er zum Dank ab sofort weniger Vulkane ausbrechen lassen würde, damit Gabriels seltsame Fischzucht im Wasser größere Überlebenschancen hatte, schwor sich Gabriel störrisch, dass er Michael schon zur Ordnung rufen würde, sollte der je wirklich rebellieren. Wobei er sich fragte, wie er eine ernsthafte Rebellion Michaels von seinem alltäglichen Verhalten unterscheiden sollte. - Schwarze Schwingen schienen den ganzen Himmel einzunehmen, als Michael wie in Trance zu der Person herauf starrte, die gerade in sein Sichtfeld geflogen war. „Luzifiel?“, meinte Michael fragend, denn die schwarzen Schwingen erschreckten ihn. Alle vier breiteten sich hinter den Rücken seines Bruders aus und eine Stimme flüsterte Michael zu, dass er sich an diesen grauenhaften Anblick besser gewöhnen sollte. Sein Bruder würde nicht zurückkehren. Ein Monster hatte an seine Stelle getreten und es hatte Gabriels Blut an den Händen. Michael konnte es sehen, riechen und sogar fühlen. Die Flügel Luzifiels waren nun schwarz, finster wie die Nacht, denn er hatte Gabriel umgebracht! Es war Gabriels Blut, dass den Fürsten der Dunkelheit geboren hatten, denn das helle Licht des Morgensterns war erloschen und an seine Stelle ein schwarzer Abgrund getreten. Starr vor Schock und mit aufgerissenem Mund sah Michael zu, wie die vier schwarzen Schwingen den Teufel davontrugen, der ihm seinen Bruder und seinen besten Freund genommen hatte. - „Luzifer!“, schrie Michael und beschwor seine Flammen und sein Schwert für die Schlacht, die das Ende des ersten großen Krieges markieren würde. „Wieso hast du uns verraten?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)