Die, die aus dem Himmel kamen von mangacrack (Teil II: Wo das Grauen seine Wurzeln hat) ================================================================================ (X) - Drink up, baby -------------------- - nach dem zweiten großen Krieg – Eine kalte Brise fegte über die vierte Schale des Himmels, doch im Vergleich zur der politischen Stimmung mochte man den Wind als brodelnd bezeichnen. Denn es trafen zwei Ströme zusammen, deren so unterschiedliche Temperaturen, verhinderten, dass der von vielen ersehnte Frieden im Frieden endlich einkehren würde. Inzwischen waren die gröbsten Spuren der Zweiten Großen Krieges beseitigt, aber die politische Lage hatte sich nach wie vor noch nicht entspannt. Rosiels Verschwinden nach dem Kampf mit seiner Schwester hatte sich ein politisches Machtvakuum aufgetan, das bisher niemand hatte zu schließen vermocht hatte. Aufstrebende Engel kamen und fielen so schnell, das die Bevölkerung sich nicht einmal mehr die Mühe machte, groß auf die sterbenden Sterne zu achten, die unter dem Druck und der Spannung verglühten, die von den beiden größten Parteien ausging. Denn niemand konnte es mit dem dynamischen Engel aufnehmen, der effektiv an Macht gewonnen hatte und nun den Himmel regierte. Sevothtarte war deutlich jünger als die meisten Hohen Engel, doch keiner hatte protestiert, als er die Vormundschaft für Metatron übernommen hatte. Niemand außer mir, dachte Jibril bitter und blickte auf die Seerosen in ihrem Wassergarten. Und genützt hat es gar nichts. Sie hatte sich zurückgezogen, um einen Moment Ruhe zu haben und ihre Gedanken zu ordnen, doch ihre Sorgen konnte sie auch an diesem Ort nicht verdrängen. Vielleicht weil er ein Inbegriff der Schönheit und Vollkommenheit war und so viele andere Engel das weder kannten noch hatten. Die unteren Schichten versanken in Elend, während sich die Hohen Engel, die den Himmel regierten, einen Dreck darum scherten. Doch egal, was sie tat, um darauf hinzuweisen, dass sie eine Verantwortung zu tragen hatten, niemand hörte ihr zu. Inzwischen hatte sie das Gefühl, man ignorierte sie absichtlich. Das tat schon weh genug, aber wenn daraus resultierte, dass ein Mann wie Sevothtarte über das Leben von Metatron bestimmte, schmeckte sie Galle in ihrem Mund. Schließlich sah sie, was für ein kranker Geist sich hinter der sprichwörtlichen Maske verbarg. Manisch und besessen von Reinheit und Ordnung im Himmel hatte dieser Mann bereits begonnen jene auszusortieren, die seiner Meinung nach eine Gefahr waren. Sei es für ihn selbst, den Himmel oder für seine Politik. Jibril schnaubte, sie wollte eigentlich gar nicht wissen, was hinter den geschlossenen Türen abging, die hinter den Einrichtungen der Geburtstationen lagen. Forschung hieß es stets, wenn man fragte. Gerne hätte sie mehr gewusst, aber für einen wirklich Erfolg hätte sie selbst die Spionagearbeit erledigen müssen und um keinen Preis der Welt würde sie erneut schwanger werden, so wie so wie es für jeden weiblichen Engel mindestens drei mal die Pflicht war, damit der Erhalt der Population gewährleistet war. Geburtsmaschinen, mehr sind wir in den ersten Jahren unseres Lebens nicht, dachte Jibril und faltete die Hände in dem Schoß zusammen. Da Liebe und Vereinigung zwischen Mann und Frau verboten war, wurden junge Engelsfrauen künstlichen befruchtet und trugen Kinder aus, die sie nach der Geburt weder sehen, halten oder aufziehen durften. Gleiches Recht für alle, hieß es stets. Manchmal fragte sie sich, was aus ihren Kindern geworden war, die sie geboren hatte, aber sie wieder zu finden war unmöglich. Die Namen der leiblichen Mutter und des Erzeugers waren vermutlich das Einzige, das der Himmel nicht dokumentierte und irgendwo festhielt. Es war vielleicht auch besser so, denn sie wusste, es würde unangenehme Verwandtschaften zutage fördern. Die einzigen bekannten und offiziell akzeptierten Fälle waren Zwillingsgeburten und von denen hatte es nicht sehr viele gegeben und es lebten nur noch zwei von den insgesamt sechs Exemplaren im Himmel. Einen hatte sie gerade an Sevothtarte verloren. Dem Anderen war sie in ihrem ganzen Leben nur eine handvoll Male begegnet. Wahrscheinlich würde Michael sie nicht einmal erkennen, wenn sie vor ihm stünde. Genauso wie Luzifer ihr eine Tasse Tee reichen könnte und sie würde es nicht bemerken, denn sie war de Teufel nie begegnet. Vielleicht würde sie das auch nie, schließlich war er im letzten Krieg niemals aufgetaucht, aber was brauchte sie Luzifer wenn sie Sevothtarte hier in ihrem zuhause hatte? Der war ihr schon Teufel genug und noch schlimmer als dessen Existenz war nur, dass niemand außer ihr etwas dagegen unternehmen wollte. Früher oder später konnte es bedrohlich für sie werden, denn ohne Verbündete stand sie gegen den Minister alleine da. Wortwörtlich, denn Raphael und Michael ließen sich auf den Versammlungen nur selten blickten, Zaphikel traute sie nicht, Uriel war unauffindbar und der Rest hatte keinen politischen Einfluss, zumindest nicht auf Sevothtarte. Der weiße Engel konnte nahezu tun und lassen, was er wollte ohne dass sich jemand darum scherte. „In was für einer Welt leben wir nur?“, seufzte Jibril und schreckte auf, als ihr tatsächlich jemand antwortete. „In einer, die so kalt und korrupt ist, dass man sich nicht einmal mehr auf seine Verbündeten verlassen kann“, sprach jemand hinter ihr und Jibril fuhr auf. Das Wasser auf dem Teich kräuselte sich bedrohlich, als sie von ihren Steinthron auffuhr, doch stoppte sie als den Besucher erkannte. „Was wollen sie hier?“, spie sie, als Jibril Sevothtarte erkannte. „Reicht es nicht, dass sie mir in der Öffentlichkeit ihren Sieg über die Vormundschaft unter die Nase reiben oder müssen sie mich jetzt auch noch privat belästigen?“ Der weiße Minister ragte über ihr und sah sie mit seinen kalten Augen abschätzend an. Unter der Maske zeichnete sich die Andeutung eines Lächelns ab. Das beunruhigte Jibril soweit, dass sie ihren Griff über die Mächte des Wasser wieder lockerer ließ, denn mit Gewalt würde sie ihm sowieso nicht beikommen. „Ich habe etwas für sie, Jibril-sama“, meinte Sevothtarte spottend, als er die ehrvolle Anrede verwendete und hielt eine Akte hoch. Sie war alt, modrig und bloß aus Papier bestehend. Keine digitale Anhäufung von Daten und sie fragte sich, was es wohl sein mochte, dass ihr Widersacher da angeschleppt hatte. Sie wusste um keine Skandale, die er gegen sie verwenden konnte und eher wäre er damit an die Öffentlichkeit gegangen, um sie zu demütigen, als das er persönlich kam. Außer es handelte sich um Erpressung und Genugtuung. Er hielt ihr die Akte und wedelte kurz damit. Jibril ergriff sie, da sie wusste, dass sie ihn nicht eher wieder loswerden würde, bevor er nicht bekommen hatte was er wollte. Außerdem waren erstaunlich wenige Dienerinnen um sie herum, sodass sie nicht einmal Zeugen hätte, ganz gleich für was. „Ich wusste nicht, dass ich auf der Suche nach etwas war“, sagte sie, als sie das Leder unter ihren Fingern fühlte. „Vielleicht waren sie sich nie bewusst, dass Antworten gab, nach denen sie hätten suchen können“, sagte Sevothtarte und er sah aus, als er hätte er einen persönlichen Sieg davon gerungen. „Ich fand diese Akte per Zufall, als ich Uriel-samas Büro durchging, um einen Ersatz für ihn zu finden, nachdem seine Rückkehr unwahrscheinlich geworden ist. Meiner Meinung nach sollten sie wissen, was man vor ihnen verborgen hat.“ Jibril musterte Sevothtarte kurz, dann setzte sie sich wieder auf ihren Steinsitz. Der Minister hielt höflich Abstand, offenbar hatte er nicht vor sie körperlich zu bedrängen. Es reichte ihm wohl genaustens ihre Reaktionen zu beobachten. Eigentlich wollte sie nicht wissen, was in dieser Akte stand, aber Sevothtarte gab ihr keine andere Wahl. Dies war wieder eines seiner Spiele, die sie mitmachen und meistern musste, wenn sie weiterhin gegen ihn bestehen wollte. Und ihm das Feld zu überlassen konnte sie nicht, ganz gleich ob jeder versuchte sie davon herunter zu drängen. So schlug sie den Umschlag beiseite und sah auf das Papier in ihrem Schoß. Zurück blickten ihre eigenen blauen Augen, die sie aus einem fremden Gesicht anstarrten. Es war männlich, ein Mann, ein Stück älter als sie mit blau dunklem Haar und einem scharfen Gesichtsausdruck. Es war nur ein Bild, eine Vergrößerung einer Aufnahme, die sich gleich hinter dem Porträt befand, das sie anstarrte, doch Jibril entglitt jeglicher Gedanke, als sie in ihren eigenen Spiegel blickte. „Was...?“, brachte sie schwach hervor. „Was ist das?“ Sevothtarte trat heran und beugte sich von hinten über die Lehne. „Traurig, nicht wahr?“, sagte er. „Da leben sie all der Zeit in dem Glauben, dass sie der Engel des Wassers wären und dabei war es bloß eine Lüge. Eine einzige Lüge, weil ihnen niemand sagen wollte, dass sie bloß ein Ersatz für den großen Engel Gabriel waren.“ Gabriel ... Der Name hallte in ihrem Kopf wieder und wie von selbst fielen die Puzzlestücke an ihren Platz. Das Heilige Buch selbst verwendete diesen Namen und sie hatte sich nie gefragt warum. Es war ganz einfach nur eine falsche Übersetzung gewesen und die frauenfeindliche Einstellung des Himmelreichs. Doch es war mehr als das. Als sie weiter durch die alte Akte blätterte, tat sich auf, dass ihr Leben eine Lüge war. Sie war nicht der Engel des Wassers. Sie war nicht das Element, das der Erde Leben gespendet hatte. Sie war nicht diejenige mit dem Anspruch auf die Herrschaft über den Himmel. Das war Gabriel. Jibril erstarrte bei der Erkenntnis, dass ihr wahrscheinlich deswegen nie jemand geholfen hatte und sie deswegen immer gehasst worden war, aber es hätte auch die Nadel sein können, die Sevothtarte gerade in ihren Nacken gleiten ließ. xxx Eine kurze Anmerkung zu dem Brutsystem von Engeln: es ist eine Mischung aus dem, was für über Raziel wissen und was Kurai gesagt hat. Die meinte nämlich „unser Geschlecht entscheidet sich spät“ und bei Engeln wird das nicht anders sein. Da das Bild dabei dies eines „schlüpfenden“ Dämons ist, gehe ich davon aus, dass Engel zwar auch aus der Verbindung 'Eizelle und Samen' entstehen, aber nicht im Leib der Mutter heranwachsen. Nur bei Hohen Engeln ist das so, zumindest hier. Genau deswegen werden junge Engelsfrauen benutzt und ihnen später die befruchteten Einzellen wieder entnommen, eine Geburt in dem Sinne, gibt es jedoch nicht oder nur selten. Nur soviel dazu. mangacrack Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)