If you ever come back von Sassassin ================================================================================ Kapitel 1: And it will be, just like you were never gone -------------------------------------------------------- (http://www.youtube.com/watch?v=q-m1V50IOag - Bitte während dem lesen anhören) "Kommst du denn niemals nach Hause?" Ein leises Flüstern, das in der eisernen Stille untergeht. Die Augen schließend lehne ich mich gegen das Geländer meines Balkons, von dem aus ich einen guten Blick auf den Garten habe. Meine Arme legen sich auf den Stein, mein Gesicht stütze ich auf eben jene. Es sollte alles nicht so kompliziert sein. All das... Ist es das wirklich Wert? Dieses Leid, die ständige Wut, die Eifersucht, die Angst, die Hoffnung. All das macht es mir nur schwerer, loszulassen. Ich hänge ihm in meinen Gedanken nach, Tag für Tag und ich weiß nicht, ob es ihm anders geht als mir. Wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass es ihm anders geht als mir. Er macht sich keine Gedanken darum, wie es mir gehen könnte. Weil er glaubt, es ginge mir gut. Es ist so einfach, ihm etwas vorzuspielen. Solange ich mich verhalte wie immer. Wenn ich meine Wutausbrüche bekomme, ihn anschreie und ihn frage, ob er mir treu war. Dabei sollte es mir Gleichgültig sein, denn ihm bin ich es ebenso. Alles wäre so viel einfacher, wenn er mir gleichgültig werden würde. Denn das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit. Würde dieses sonst so warme, wohlige Gefühl einfach verschwinden, wäre es so viel leichter diese Situation zu ertragen. Könnten wir doch nur zurück zu dem Tag, an dem wir uns trafen. Dann könnten wir alles anders machen. Ich würde nicht über deine Mutter schimpfen, und du würdest mir nicht versehentlich einen Antrag machen. Und dann wäre alles gut, oder nicht? Wir wären Freunde. Nun ja, das sind wir auch jetzt. Nur Freunde. Und das ist mir einfach nicht genug. Allerdings glaube ich nicht, dass wir uns dann so nahe gekommen wären. Und dann würde etwas fehlen. Aber so, wie es jetzt ist, fehlt mir auch etwas. Es ist unvollkommen. Ich bin unvollkommen. Ich wünschte- "Wartest du denn immernoch auf ihn, Wolf?" Die sanfte Stimme meiner Mutter reißt mich aus meinen Gedanken. Ich drehe mich um, und sehe sie an der Türschwelle zum Balkon stehen. Sie seufzt leise und schreitet auf mich zu, mit einem Blick auf ihrem Gesicht, den man selten zu Gesicht bekommt. Wenn ich jedoch genauer darüber nachdenke, sehe ich ihn in letzter Zeit sogar oft. Sie zeigt Fürsorge. Mitleid. Aber das will ich nicht. Und ich brauche es nicht. Sie legt mir eine Hand auf die Schulter. "Es bringt doch nichts, wenn du Nacht für Nacht darauf wartest, dass er zurückkehrt...wir wissen nicht einmal, ob er je wieder zurückkommen wird." Ich weiche ihrem Blick aus, direkt an ihr vorbei, blicke ins leere. "Das ist mir bewusst." Mutter legt mir die Hand unter das Kinn und dreht meinen Kopf sanft zu sich, zwingt mich, sie anzusehen. Sie lächelt. "Dann geh ins Bett, Wolfram. Du bist noch nicht einmal umgezogen." Sie streicht mir mit dem Daumen über die Wange. "Es ist Zeitverschwendung, wenn du auf ihn wartest." Es ist ein Stich ins Herz, diesen Satz zu hören. Dabei sollte ich mich daran gewöhnt haben. 'Du verschwendest deine Zeit, Wolfram.', sagt Gwendal immer zu mir. 'Seine Majestät wird vorerst nicht zurückkehren.', versucht Gunther mir klar zu machen. Und auch Mutter, Conrad und sogar Greta versuchen mir das tagtäglich einzuprägen. Aber es ist Zeitverschwendung. Zeitverschwendung, meinem Herzen das klar machen zu wollen, was mein Verstand schon längst erfasst hat. Es ist Zeitverschwendung. "Ich weiß, Mutter." Es ist ohnehin immer nur dieselbe Antwort, die ich ihr gebe. Ich schiebe ihre Hand von meiner Wange, drehe mich wieder um, stütze mich aufs Geländer, wie ich es zuvor getan habe. Ich kann hören, wie ihre Haare sich bewegen, als sie den Kopf schüttelt. "Versuch bald schlafen zu gehen, Wolf." Ich erwidere nichts und lausche dem Geräusch ihrer leiser werdenden Schritte. Sie meint es nur gut. Aber sie macht alles schlimmer. Es zeigt mir nur, wie sinnlos es ist, hier zu stehen. Das war mir zwar schon zuvor bewusst, aber durch Worte wird es immer klarer. Und deswegen will ich sie nicht hören. Ich will mir nicht anhören müssen, dass das Feuer in meinen Augen von Tag zu Tag mehr schwindet. Es reicht mir, es selbst zu wissen. Es ist wieder still. So still, dass es kaum erträglich ist, dass es mich beinahe erdrückt und mich nahezu umbringt. Ein kalter Wind fährt über das Land hinweg, trifft auch auf mich, lässt mich kurz schaudern. Ich fahre mir durch die Haare, und sehe dabei auf das Blumenmeer, welches sich im Garten erstreckt. Dann schließe ich kurz die Augen. Ich habe so viele Fragen. Beziehungsweise eine Frage, um die sich alles dreht. Wie können sie nur glauben, dass du nicht mehr nach Hause kommst? Oder eher gesagt: Wen wollen sie täuschen? Denn ich bemerke es Tag für Tag. Ich bin nicht der einzige, der ihn erwartet. Nur mit dem Unterschied, dass ich offen dazu stehe, dass ich auf ihn warte. Immer ist ein Gedeck zu viel am Tisch. Die Hofdamen decken immer für ihn mit. Als ich sie fragte, weshalb sie das taten, anworteten sie mir, dass Gunther sie darum gebeten hatte. Denn seine Majestät könnte jeden Tag zurückkommen, nicht wahr? Immer ein Rundgang mehr als nötig. Ich beobachte Conrad oft dabei, wie er am Brunnen vorbeiläuft. Nicht, dass es ungewöhnlich wäre. Ungewöhnlich ist, wie oft hintereinander er es an einem Tag tut. Immer ein Buch in der Hand. Bevor sie schlafen geht, holt Greta ihre Lieblingsgeschichte. Denn Yuri könnte pünktlich zurück sein, um es ihr vorzulesen. Damit sie mit einem Lächeln einschlafen kann. Wem wollen sie etwas vormachen? Ich verstehe es einfach nicht. Vielleicht wollen sie sich selbst schützen. Aber dadurch verleugnen sie nur, dass sie sich Sorgen machen. Und ich kann das nicht verstehen. Ich will es auch nicht. Es wird bereits heller, die ersten Sonnenstrahlen berühren die Erde und hellen den Himmel auf, welcher zuvor noch sternenlos über mir hing. Ich beobachte, wie die Sonne Farbe schenkt. Die Blumen ein paar Meter unter mir werden zu einem farbigen Meer. Die schönsten sind die, die meine Mutter mit Leidenschaft pflanzt und jeder Art einen seltsamen Namen gibt. Nun kann ich sie auch wieder unterscheiden. Da wäre zum einen 'Conrad, der mit festem Stand auf der Erde steht', die, die Yuri am liebsten mag. Weil sie ihn an meinen Bruder erinnern. Sie haben eine engere Beziehung, als wir es haben. Und wie wir es je haben werden. Außerdem sind die Blüten blau. Er liebt diese Farbe. 'Geheimnisvoller Gwendal', dunkel, wie mein Bruder. 'Cheri's pfirsichfarbenes Seufzen'. Mutters Lieblingsblumen. Und dann wäre da noch 'Der wunderschöne Wolfram'. Ich lächle kurz, schüttle den Kopf über die unauffällige Blüte, während mein Blick an den neu gepflanzten Blumen hängen bleibt. Auch Mutter kann nun nicht mehr leugnen, dass sie an seine Widerkehr glaubt. Ich lache kurz auf. "Gefüllt mit Yuris Naivität." Beinahe schon liebevoll betrachte ich die gelben Blüten mit dem braunen Kern. Wenn ich sie ansehe, fühle ich mich besser. Es ist seltsam. Ich schüttle über mich selbst den Kopf. Ich richte mich auf, strecke mich ein wenig. Wem mache ich etwas vor? Morgen werde ich wieder hier stehen, und denken, alles wäre besser, wenn er mir gleichgültig wäre. Ich werde weiterhin während dem Essen zu deinem Platz sehen und mir wünschen, dass du da wärst. Ich werde wieterhin auf deiner Seite des Bettes schlafen, um mir einbilden zu können, ich würde deine Wärme spüren, die du dort zurückgelassen hast. Und es wird wieder ein Gedeck zu viel sein, und Conrad wird erneut ein paar Umwege gehen, um am Brunnen vorbeizukommen. Greta wird ihre Gute-Nacht-Geschichte holen und Mutter wird ihre Pflanzen versorgen, vor allem die, die Yuris Naivität bei sich trägt. Und du Yuri, du wirst, wenn du zurück bist, nichts von all dem merken. Du wirst mir weiterhin die kalte Schulter zeigen, ohne es zu wissen. Du wirst mich anlächeln, ohne zu wissen, was du damit anrichtest und ich werde zurücklächeln. Du wirst dich über mich beschweren, weil ich dich anschreie und frage, ob du mir treu warst, ohne zu verstehen, was dahinter steckt. Du wirst mir weiterhin die Zeit schwer machen, ohne zu realisieren, dass du das tust. Und es wird so sein, als wärst du niemals fort gewesen. "Wenn du jemals zurück kommst." Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)