Wie Männer lieben von ReiRei-chan ================================================================================ Kapitel 1: Bittersüßer Triumph ------------------------------ Raues Stöhnen dringt aus der Tiefe seiner Kehle, das Leder knarrt unter seinen Bewegungen und wenn ich die Augen schließe, kann ich ganz genau den Duft seines Schweißes riechen, der sich mit seinem teuren Eau de Toilette verbindet. Seine Hände liegen ganz entspannt auf der Lehne der Rückbank und er erwidert meinen kurzen Blick aus gierigen, lustverhangenen Augen. Ein Nebel ist in seinen grünen Seelenspiegeln aufgezogen und allein dieser Anblick macht mich schon ganz wahnsinnig. Ein leises Keuchen entweicht ihm und er legt den Kopf zur Seite, streckt ihn ein wenig, als wenn er sich vor Lust geradezu winden wollte. Seine Beine öffnen sich noch ein Stückchen mehr, erlauben einen hervorragend klaren Blick auf seine Privatsphäre, auf die er in seinem voll erigierten Zustand wirklich stolz sein kann. Mir läuft das Wasser schon im Mund zusammen. Die Luft ist aufgeladen mit der durch Mark und Bein gehenden Elektrizität die nur bei wirklich wildem, hemmungslosem Sex freigesetzt wird und die man noch Tage danach spüren kann. Es ist heiß, stickig und eng und jeder Laut verhallt wie mit einem Echo in der begrenzten Weite des Limousineninneren. Seine Augen suchen die meinen, halten sie fest, machen es mir für quälend zähe Sekunden unmöglich meinen Blick von ihm abzuwenden, wie er sich der selbstinszenierten Lust hingibt. Immer noch hat er dieses verruchte Lächeln auf den Lippen, das mich ganz rasend macht und mich geradezu dazu aufzufordern scheint ihn endlich mit ganzer Macht zu nehmen und ihn nie vergessen zu lassen, wessen Eigentum er eigentlich wirklich ist. Doch das jähe Aufflammen einer roten Ampel zerstört jegliche Fantasien und Träume, holt mich unwiderruflich zurück in die Realität. Und in dieser gottverdammten Wirklichkeit, sitze ich am Steuer einer super teuren Luxuskarrosserie, während der unheimlich offensichtliche Sexgott all meiner pornografischen Gedanken im hinteren Teil des Wagens auf der Rückbank sitzt und ganz entspannt eine vollbusige Schönheit auf seinen herrlichen Eiern schaukelt. "Fahren Sie... ah... gefälligst vorsichtiger", ermahnt mich seine orgasmustreibende Stimme und ich werfe ihm einen versucht vernichtenden Blick durch den Rückspiegel zu, der jedoch all seine Kraft verliert, als ich ihm direkt in seine verschleierten Augen schaue. "Verzeihung, Sir", grummle ich, lege all meinen Hass in dieses letzte Wort, wende mich wieder dem Verkehrslicht zu, das in diesem Moment von gelb auf grün wechselt und fahre an. Der Motor brummt leise vor sich hin, untermalt die eckstatischen Geräusche vielmehr als das er sie übertönt, doch nun ist der Zauber gebrochen und mein Kopf wieder klar. Ich wäre allerdings froh darüber, wenn mein eigener kleiner Freund das auch so sehen würde. Doch der pocht weiterhin sehr unangenehm in meiner überaus engen Uniformhose. "Noch fünf Minuten bis zum Anwesen, Sir", gebe ich nach hinten bekannt, erhalte darauf jedoch keine Antwort. Stattdessen kann ich den beiden Titten der Blondine dabei zusehen wie sie völlig unkontrolliert durch die Gegend baumeln. Ihre manikürten Finger greifen nach seiner Hand, ziehen sie zu diesen Ungetümen, doch er entreißt sich ihr in einer bestimmten Geste, veranstaltet irgendeinen Zirkus, den ich nicht mehr sehen kann und schließlich kann ich mich auch nicht mehr darauf konzentrieren, da wir gerade sein Anwesen erreichen und in den Hof einfahren. Mit viel Fingerspitzengefühl und Vorsicht manövriere ich das Monster von einem Wagen um die Kurve, die den riesigen Springbrunnen einrahmt, und halte exakt vor den Treppenstufen, die zum Eingangstor des Anwesens führen. Mit einem warnenden Räuspern schalte ich den Motor ab, ziehe den Schlüssel aus dem Zündschloss und verlasse den Wagen, atme einmal tief durch, ehe ich mich umwende und auf die hintere Tür zuschreite. Ich spiele mit dem Gedanken mir eine Zigarette anzuzünden, doch da kann ich schon das heisere Aufkreischen des Blondchens hören und verwerfe jegliche Pläne in dieser Hinsicht wieder. Ich schließe routiniert das Jackett meiner Uniform, ziehe meine Mütze zu Recht, trete dann endgültig an die Tür heran, zähle innerlich bis drei und ziehe die Klinke zu mir. Sein auf Hochglanz polierter schwarzer Lederschuh schiebt sich in mein Blickfeld, dann sein wohlgeformtes Bein, das vor wenigen Augenblicken noch halb entblößt war. Doch als Markus von Lichtenberg jetzt aussteigt, sitzt jeder Zentimeter seines maßgeschneiderten Anzugs wie angegossen und nie ausgezogen. Er streicht sich noch nicht einmal durch die perfekte Frisur, denn wirklich kein einziges Haar ist verrutscht. Wie ich diesen Mann verabscheue! Diese wandelnde Perfektion auf zwei Beinen! Wie gerne würde ich ihm die Kleider von seinem wohlgeformten Körper reißen, seine Schuhe durch die nächste Pfütze ziehen und meine Hände in seinen Haaren vergraben, seine Frisur endgültig ruinieren, während ich mich wie wild geworden an ihm vergehe, und seine makellose Haut immer weiter in das Schlammloch drücke, in dem wir es treiben werden! Oh, ich würde es genießen! Doch keinen dieser Gedanken kann man auf meinem Gesicht lesen, als ich meinem Arbeitgeber mit meinem eigenen Zippo Feuer gebe und ihn dabei beobachte wie er an seiner Zigarette zieht, den Rauch mit einem lautlosen Seufzer wieder ausstößt. Als er einen großen Schritt nach vorne tritt, schließe ich die Autotür hinter ihm, erhasche einen kurzen Blick auf eine völlig atemlos daliegende Frau, die sich noch nicht einmal die Mühe gemacht hat das Nötigste wieder zu bedecken. "Dominic" "Ja, Sir?", bin ich ganz die Untergebenheit, während ich seinen Namen in meinen wirren Gedanken nur verfluche, weil er es schon wieder gewagt hat mich dermaßen persönlich anzureden. Doch jedes Mal wenn ich ihn darauf hinweise, lächelt er nur bösartig und verweist mich mit ruhiger, bestimmter Stimme auf meinen Platz. Wie einen Hund. "Reinigen Sie den Wagen", befiehlt er knapp. "Gründlich." "Ja, Sir." Es folgt ein kurzer Blick seinerseits, dann tritt er an mir vorbei, umrundet die Limousine und geht die Stufen zu seinem Anwesen hinauf, wo schon die Hausdame und der Butler aufmerksam in der geöffneten Flügeltür stehen und auf ihren Herren warten. Grummelnd schwinge ich mich wieder hinter da Lenkrad, zünde und fahre erneut um den Springbrunnen, um aber dieses Mal in einen etwas schmaleren Weg einzubiegen, der von dem Rondell abzweigt und mich nach nur wenigen Minuten auf die Ostseite des Hauses zufahren lässt, wo die überdimensionierte Garage steht. Ich setze den Wagen passgenau in die Lücke kontrolliere noch einmal alle Einstellungen in der Automatik, steige aus und öffne die Tür des hinteren Teils. Madame hat sich zumindest schon wieder etwas hergerichtet, betrachtet mich mit einem erbosten Blick und als ich ihr meine Hand als Ausstiegshilfe anbiete, bringt sie es tatsächlich fertig ihre Haarpracht in einer anklagenden überheblichen Geste über ihre zierliche Schulter zu werfen. Meine Hand nimmt sie trotzdem, stöckelt einige Zentimeter vom Wagen weg, zupft an ihrem eigentlich recht ansehnlichen weinroten Cocktailkleid und betrachtet mit einiger Missbilligung die Ausstattung der Garage. "Miss", wende ich mich mit gezwungener Freundlichkeit an sie. "Sie werden erwartet." Dabei bedeute ich ihr sich umzudrehen und sich endlich dem Hausangestellten zuzuwenden, der bereits seit unserer Ankunft in der kleinen Seitentür steht, die zum Hauptteil des Gebäudes führt. "Isc' 'offe Sie 'atten I'ren Spaß dabei!", zischt sie mir in ihrem bedrohlichsten französischen Tonfall zu, ehe sie sich flink auf ihren Zentimeterabsätzen umdreht und auf den jungen Mann zustakst, der nur einen kurzen, mitleidigen Blick für mich übrig hat. "Hey, Miss!", rufe ich der Dame hinterher, die sich tatsächlich noch einmal zu mir umdreht und mich vernichtend betrachtet. "Den hatte ich. Aber nicht ihretwegen." Mit einem empörten Schnauben und diversen französischen Flüchen die sicherlich nicht schicklich sind und die Markus auf jeden Fall verstanden hätte, rauscht sie davon. Die Tür fällt hinter ihr wieder ins Schloss und ich bin mit dem großen, schwarzlackierten Wagen alleine. Mit einem tiefen Seufzen schiebe ich mir die Fahrermütze aus der Stirn, gehe auf das große Regal am Ende der Garage zu und suche mir aus diversen Putzmitteln eine Flasche mit Lederpolitur heraus. Einen brauchbaren Lappen angle ich mir aus einem dafür vorgesehenen Eimer und ein kleineres Exemplar fülle ich mit ein wenig Wasser. Bevor ich mich jedoch an die Wagenreinigung mache, ziehe ich mir schnell die Uniformjacke aus und tausche auch die Hose gegen einen Blaumann, der an einem Haken an der Wand hängt und jedem frei zur Verfügung steht der ihn benötigt. Ich schlüpfe schnell in ihn hinein, ziehe die Riemen fester an, damit sie enger auf meinen Schultern liegen, lege noch die Mütze beiseite und klettere dann unter leisem Ächzen in den hinteren Raum der Limousine. Ich bin einmal mehr aufs Neue überrascht wie weiträumig es doch hier drinnen ist und wie viel Schnickschnack man doch tatsächlich in einem Auto unterbringen kann. Es gibt Fernsehbildschirme in den Lehnen des Fahrer- und Beifahrersitzes, einen DVD-Spieler, der auch Blu-Ray kompatibel ist, eine kleine Stereoanlage und die Minibar ist natürlich auch nicht zu vergessen. Telefon und Laptop sind da nur zwei weitere Bestandteile von all der Unterhaltungstechnik. Meiner Meinung nach fehlt jedoch ein Roulettetisch. Ohne den wirkt es auf mich irgendwie langweilig und eintönig. Ich beginne meine Arbeit bei der Minibar, indem ich die Flaschen durchsehe und die Angebrochenen und Leeren aussortiere. Auch die benutzten Gläser landen unliebsam auf dem Garagenboden. Bei den dazugehörigen Snacks ist es genau dasselbe. Alles was verbraucht wurde kommt raus. Innerlich notiere ich mir all diese Dinge, damit einer der Angestellten mir nachher Nachschub aus dem Vorrat besorgen kann. Da ich überall Krümel auf dem Boden finde, steige ich noch einmal aus, angle nach dem Handstaubsauger, der neben dem Regal an der Wand befestigt ist und habe dann eine ganze Weile lang meinen Spaß damit, aus jeder Ritze und Ecke das Kleinzeugs heraus zu fischen. Aus lauter Frustration fange ich an vor mich hin zu pfeifen, eine Melodie nach der anderen zu summen und schließlich singe ich die ersten Zeilen irgendeines Liedes, das ich im Laufe des Tages wohl gehört habe. Als ich mit meinem Ergebnis zufrieden bin, räume ich den Staubsauger weg, schnappe mir meinen Putzeimer und klettere wieder auf den Rücksitz, feuchte den Lappen an, trage etwas Politur auf und verreibe diese auf dem Leder der Sitze. Das geht eine ganze Weile so und auch hier bin ich unheimlich gründlich und penibel bei der Sache. Doch das Pfeifen, Singen und Summen wird bald durch etwas ganz anderes ersetzt. Meine überaus dreckige Fantasie. Während meine Hände über das schwarze Leder streichen, lasse ich seine Stimme in mir widerklingen, lausche erneut seinem heiseren Stöhnen, sehe die feuchten, leicht geöffneten Lippen vor mir und bilde mir sogar ein, seinen heißen Atem auf meiner Haut zu spüren. Ich verfolge jede zuckende Bewegung seiner vibrierenden Hüften und versenke im Geist meine Finger in seinem entzückenden Arsch. Oh ja, das wäre ein Spaß. Mit einem perversen Grinsen wische ich mit einem Handtuch über die Sitze, entferne so die Politur und überprüfe, ob ich auch jede Stelle erwischt habe. Dabei rekonstruiere ich wo genau er gerade eben gesessen hat, verfolge die unsichtbare Linie seiner Oberschenkel bis hin zu seinen Knien, die fast bis an meinen Sitz gereicht hätten. Dann allerdings stutze ich. Fast minutenlang starre ich wie festgefroren auf den einen, fast riesigen weißen Fleck, der sich auf der Rückseite des Fahrersitzes drapiert. Verwirrt ziehe ich die Augenbrauen zusammen, rutsche in der Limousine weiter nach links und betrachte unverhohlen das Zeugnis dieser hocherotischen Rückfahrt. "Mann oh Mann", stoße ich leise aus, grinse breit vor mich hin und stelle mir vor, wie es zu diesem Missgeschick hatte kommen können. Die wahrscheinlichste Variante wäre, dass Markus keine Kondome bei der Hand hatte und aus Rücksicht oder Vorsicht (vermutlich eher Letzteres) darauf verzichtet hat seine Spermien in sein französisches Liebchen zu pumpen. Aber aller Wahrscheinlichkeit zum Trotz denke ich an die Blicke zurück, die er mir zugeworfen hat und die durch den Rückspiegel unheimlich erregend waren. Meinem mit Testosteron vernebelten Gehirn gefällt es eindeutig besser, wenn Markus bei all seinen Sexabenteuern im Auto immer nur mich in seinem hübschen Kopf gehabt hätte. "Geil", hauche ich, lehne mich zurück, schließe die Augen und lache beinahe diabolisch in die Stille der Garage hinein. Ich fantasiere über einen Markus von Lichtenberg, der eine vollbusige Schönheit auf seinem Schoß hin und her wackelt, während all seine Sinne nur auf seinen angegeilten Fahrer ausgerichtet sind. Seine Augen, die den Blickkontakt mit meinen suchen und das Stöhnen das eigentlich nur für mich bestimmt ist. Und wenn er kurz davor ist zu kommen, besorgt er es sich mit der Hand, während er meinen Namen auf den Lippen trägt. Es leben die feuchten Träume! "Ah, Träume sind Schäume", erinnere ich mich laut selber an diese eine unumstößliche Tatsache, öffne die Augen wieder und mache mich mit grimmiger Mine daran den unliebsamen Fleck zu beseitigen. Der bleibt jedoch hartnäckig da wo er ist und ich fluche dermaßen laut, dass ich schon befürchten muss einen der Hausangestellten aufzuschrecken. Als es nach zwanzig Minuten immer noch keinen Fortschritt gibt, lasse ich es sein, räume meine Putzmaterialien weg, schließe den Wagen ab und betrete durch die Seitentür das Anwesen. Ohne auf meine Erscheinung auch nur im Geringsten Wert zu legen, mache ich mich in die große Hauptküche auf, in der selbst zu dieser späten Uhrzeit noch Betrieb herrscht. Boten und Angestellte werden hier in den Abendstunden versorgt und die Sonderwünsche des Hausherren und seiner Gäste werden selbst weit nach Mitternacht noch frisch zubereitet und heiß auf den Zimmern serviert. Heute ist es jedoch verhältnismäßig ruhig, da derzeit keinerlei Besuch da ist und ich selbst Markus heute zu einem Abendempfang mit anschließendem Galadinner gefahren habe, also wird der wohl auch keinen Hunger mehr haben. Die missbilligenden Blicke der höheren Hausangestellten ignorierend, betrete ich die Küche, halte nach Sophie Ausschau, die heute ebenfalls Nachtdienst hat. "Wo is' Sophie?", brumme ich einen Küchenassi an, der sich erschrocken zu mir umwendet und dann ziellos nach hinten deutet. Ich rausche an ihm vorbei, durchquere die ordentlich gehaltene Küche, öffne die Schwingtüre und befinde mich sogleich in dem großzügig angelegten Esszimmer, in dem alles auf Eleganz und Komfort getrimmt ist. Tatsächlich ist Sophie anwesend, allerdings auch mein Chef, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet habe. Beide sehen auf, als ich in den Raum gestürmt komme. "Dominic", äußert Markus leise und ohne jede Wertung. Dennoch meine ich eine milde Überraschung aus seiner Stimme heraushören zu können, doch das ist bei diesem Kerl immer schwierig zu sagen. "Warum dieser Aufzug?" "Ich reinige den Wagen, Sir", gebe ich knurrend zur Antwort und wende mich schon Sophie zu, als ich sehen kann wie Markus seine perfekt zu Recht gezupfte Augenbraue hebt und mich nun tatsächlich etwas verwirrt mustert. "Immer noch?" Da ich selber keine Uhr trage und in der Garage auch keine hängt, weiß ich nicht wie viel Uhr wir mittlerweile haben. Gegen ein Uhr Nachts sind wir zu dritt vom Empfang aufgebrochen, macht etwa zwei Uhr bei unserer Ankunft hier. Ich vermute einfach, dass wir mittlerweile vier Uhr morgens haben oder so. Ist mir aber eigentlich auch völlig egal. "Ich arbeite eben gründlich", lautet daher meine bissige Antwort die Sophie zu einem leisen, dennoch eindeutig missbilligenden Schnauben veranlasst. "Tatsächlich", ist Markus einziger Kommentar und es macht mich innerlich rasend, das ich nicht sagen kann ob das eine Frage oder eine einfache Feststellung war. Ich würde mich noch nicht einmal so weit aus dem Fenster lehnen wollen das dieses Wort überhaupt irgendetwas bedeutet. Ich hasse es einfach nur, wenn er so redet, dass man nie weiß woran man gerade ist. "Ich brauche deinen Rat, Sophie", wende ich mich brüsk von meinem Brötchengeber ab und schaue nun zum ersten Mal die Frau an, wegen der ich eigentlich hierher gekommen bin. Sophie ist nicht besonders groß, liegt alterstechnisch bestimmt schon in ihren Fünfzigern, hat die ersten größeren Stellen weißen Haares auf dem Kopf und ein rundliches, liebevolles Gesicht mit schimmernden nussbraunen Augen. Sie ist die gute Seele in diesem Haus und kümmert sich um alle Hausmädchen, die Sauberkeit und Instandhaltung des Gebäudes sowie um die großen und kleinen Wünsche ihres Herren und seiner Gäste. Manchmal spreche ich ihr wahre Zauberkräfte zu. "Natürlich", antwortet sie prompt, bewegt sich behände auf mich zu, fasst mich am Arm und ist schon halb mit mir nach draußen gegangen, als Markus uns zurückpfeift. "Dominic braucht nur Ihren Rat, nicht Ihre tatkräftige Unterstützung", tadelt er seine Hausdame mit einem bezaubernden Lächeln, welches jedoch an ihrer harten Mauer aus Professionalität und Dienstbereitschaft zerschellt. "Wie Sie wünschen, Sir. Ich habe Sie jedoch nicht mit den Nichtigkeiten eines Angestellten belästigen wollen", lautet ihre sanft gesprochene, untergebene Antwort für die ich sie immer nur bewundern kann. Sophie ist eine sehr toughe und robuste Frau, die selbst in Krisensituationen immer noch einen handfesten Spruch auf Lager hat. Und trotzdem ist sie die Zuvorkommenheit und Höflichkeit in Person. Nie verliert sie ein Wort zu viel, nie übertreibt sie und wahrt immer den Anstand und die Würde, die sie im Namen ihres Herren vertritt. "Ich weiß Ihre Rücksicht zu schätzen", erwidert Markus freundlich, widmet sich dann wieder seinem Essen, das heute ganz französisch gehalten ist. Baguette mit Käse, roten Trauben und Wein. "Was ist passiert, Schatz?" Ich muss ob dieser liebevollen Anrede schmunzeln und blicke der Hausdame lächelnd in die Augen. Es ist mir unbegreiflich wie man von einer Sekunde auf die andere so dermaßen die Platte wechseln kann, nach der man spielt. Jetzt ist sie ganz zart in ihrem Ausdruck und wirkt auf mich wie die liebevolle Mutter, die ihrem Kind mit Rat und Tat zur Hilfe eilt. Sophie ist tatsächlich auch die einzige Frau, die mich jemals in dieser Art und Weise anreden darf. "Ich krieg einen Fleck nicht aus dem Sitz der Limousine." "Was für einen Fleck?" "Sperma", sage ich ohne zu zögern und amüsiere mich darüber wie sie kurz die Augenbrauen zusammenzieht und ein Gewitter über ihr durchaus hübsches Gesicht huscht. "Lass die Jungs den Sitz ausbauen", antwortet sie schroff. "Is' der Fahrersitz", flüstere ich ihr zu als ich bemerke, dass Markus scheinbar Interesse an unserem Gespräch zu finden scheint. "Ach du liebes bisschen", empört sich die Hausdame leise, überlegt einen Moment lang ehe sie eine wegwerfende Handbewegung macht und mir schließlich auf die Brust tippt. "Morgen früh fährst du den Wagen zu meiner Schwester und erklärst ihr die Sache. Lass ihn da stehen und besorg dir für die Zwischenzeit eine andere Limousine. Frag bei einem der Autohändler ob wir uns kurzfristig eine leihen können. Mach Dampf bei denen. Und wenn die nicht wollen, dann rede mit Gerhard." "Meinst du deine Schwester mit dem Reinigungsladen?" "Ja. Weißt du wo der Laden ist, Liebes?" "Weiß ich", bestätige ich ihr schmunzelnd, drücke warmherzig ihre leicht raue Hand und küsse ihr die Wangen, was sie ein wenig erröten lässt. "Danke!" Als ich einen Schritt von ihr zurücktrete bemerke ich den fast starren Blick meines Arbeitgebers, nicke diesem jedoch nur kurz zu und rausche dann durch die Schwingtüre wieder davon. In der Küche erhasche ich einen kurzen Blick auf die dort hängende Digitaluhr und bin erstaunt darüber, dass es tatsächlich schon beinahe halb sechs ist. Dann bin ich wohl gerade ohne es zu wissen in Markus' ruhiges Frühstück hineingeplatzt. In der Küche sind nun auch schon mehr Leute am Werk, die den Plan für das Mittagessen durchgehen, denn heute kann ich mich daran erinnern, dass es irgendeine große Veranstaltung geben soll. "Dominic", werde ich von einem der Köche begrüßt und bekomme gleichzeitig eine kleine Platte mit belegten Brötchen in die Hand gedrückt. "War gerade bei Oliver im Überwachungsraum und hab dich in der Garage rumwerkeln sehen. Hast du gar nicht geschlafen?" "Wie es aussieht wohl nicht", grinse ich matt, bedeute ihm meinen Dank indem ich die Platte mit einem freundlichen Kopfnicken annehme. Rick klopft mir noch einmal auf die Schulter, ehe er sich dem Waschbecken zuwendet um seine Hände eingehend zu säubern und zu desinfizieren. Auf den Fluren herrscht nun ebenfalls etwas mehr Leben und ich nicke den diversen Zimmermädchen und Boten und Pagen zu und grüße sowieso alle und jeden kurz, den ich so sehe. Die Hälfte der Zeit habe ich keine Ahnung wer gerade vor mir steht oder was derjenige überhaupt macht. Das Anwesen ist im Grunde genommen eine Miniversion vom Versailler Schloss. Zumindest würde ich es so beschreiben. Es liegt abgelegen inmitten einer riesigen Parkanlage für die alleine schon rund fünfzig Gärtner beschäftigt werden. Es hat über hundert Zimmer, einen eigenen Trakt für die Hauptangestellten, die tatsächlich auch im Haus leben sowie einige Zusatzzimmer für all diejenigen die aus Bequemlichkeitsgründen zwischen ihren Schichten hier übernachten. Es ist ein reges kommen und gehen und außer Sophie und Gerhard, die so was wie die Chefs des ganzen Vereins sind kennt wohl niemand alle Namen. Es gibt eine private Garage des Hausherrn, in der er all seine Lieblingswagen untergestellt hat, eine eigene Garage für die Limousine sowie diverse überdachte Parkmöglichkeiten für Gäste und Zugereiste. Zu den Bespaßungsmitteln gehören das Frei- sowie Hallenbad, die Reitanlage, die Parkanlage an sich sowie natürlich die großzügig angelegten Spielzimmer für verzogene reiche Gören. Die Erwachsenen verfügen über verschieden möblierte Salons und im Erdgeschoss gibt es einen Tanzsaal für hochoffizielle wie auch familiäre Bälle und andere tanzliche Veranstaltungen. Alles in allem ist es ein Schloss. Ein reiner Ausdruck von Geld, Einfluss und einer ganzen Menge Arschkriecherei. Überteuerter Luxus, wertlose Ausstellung von einer nicht vorhandenen Persönlichkeit. Ein riesiger Affenzirkus. Neben den Angestellten und Markus als Hausherrn wohnen hier hauptsächlich entfernte Verwandte der Familie Lichtenberg oder deren Freunde. Wenn ich Gerhard bei seinen damaligen Ausführungen richtig verstanden habe, dann ist Markus selbst das dritte von insgesamt sechs Kindern, wovon vier männlicher Natur sind. Der werte Vater ist Freiherr oder Baron (so genau konnte ich mir das nie merken) und seine Frau das dazugehörige Äquivalent. Alle Kinder haben dementsprechend auch irgendeinen hochtrabenden Titel, doch nur der älteste Sohn wird einmal die Vollmachten des Vaters übernehmen. Alles ist streng hierarchisch geordnet und es wird in einer direkten Linie vererbt. Markus als dritter Sohn hat also wenig Aussichten auf eigenen Reichtum, kann sich aber mit dem Firmensitz der eigenen Spielefirma trösten. Es gibt neben diesem Haus hier noch zwei weitere Familiensitze, die jedoch von den beiden ältesten Söhnen beaufsichtigt werden. Die zwei Mädchen und der kleine Nachzügler sind wohl noch nicht ganz aus dem adligen Kinderalter raus und werden noch auf irgendwelche Eliteschulen geschickt. Ich glaube die jüngste Tochter habe ich schon mal gesehen, aber ganz sicher bin ich mir nicht. Kann auch irgendeine andere reiche Göre gewesen sein. So in meine Gedanken vertieft streife ich durch die Gänge und Flure, kaue an dem letzten Brötchen herum und halte beide Augen nach meinem Zimmer offen. Ich drücke die leere Platte einem vorbeigehenden Zimmermädchen in die Hand und schnaube widerwillig, als ich feststelle, dass ich bereits an meinem Zimmer vorbeigelaufen bin. Normalerweise fahre ich nach meiner Schicht nach Hause und überlasse es meinem Ersatzmann Markus nachts noch irgendwohin zu fahren, doch nachdem ich heute die ganze Zeit kein Auge zugetan habe, ist es mir ehrlich gesagt zu unsicher mich in den Berufsverkehr der Stadt zu schmeißen und ziehe heute deswegen das hier auf mich wartende Bett vor. Endlich bei meiner Tür angekommen will ich routiniert in die Tasche meiner Uniformhose greifen, fasse jedoch ins Leere. Fluchend sehe ich an mir herunter und bemerke, dass ich noch immer den Blaumann trage und dass meine Uniform nach wie vor in der Garage hängt. Also muss ich schon wieder zurücklaufen. Und obwohl ich in dem Jahr, das ich nun schon hier arbeite, die eine oder andere Abkürzung gefunden habe (Geheimgänge hinter irgendwelchen Teppichfetzen gibt es hier tatsächlich auch noch), ist der Weg trotzdem unheimlich lang. "Ich schätze, das ist Ihre", kommt es überraschend nah von links und unwillkürlich zucke ich zurück, starre erschrocken in die amüsiert blitzenden Augen meines Chefs, der mir mit einem süffisanten Lächeln meine Uniform hinhält. "Hm", brumme ich nur, schnappe mir die Kleidung und überprüfe ob noch alles vorhanden ist, was ich so bei mir trage. "Sie sollten langsam wirklich schlafen gehen." "Danke für den Hinweis", antworte ich schnippisch, öffne mein Portmonee und suche nach der Chipkarte für die Tür, die ich irgendwohin gesteckt habe, da ich sie ja sonst kaum benutze. "Durchwachte Nächte sind ungesund", zieht mich Markus weiter auf, doch ich bin ehrlich gesagt kaum in der Stimmung für seine komischen Psychospiele. Also werfe ich ihm einen verachtenden Blick zu und erlaube mir ein herablassendes Grinsen. "Vielleicht hätten Sie demnächst die Güte nicht danebenzuschießen", gifte ich ihn an und mache ihm mit einer eindeutigen Hüftbewegung verständlich worauf ich mich beziehe. Falls er das nach den wenigen Stunden schon vergessen haben sollte. Augenblicklich zieht sich seine Mine zu, wird sein Lächeln grimmig und dann neigt er ganz leicht nur den Kopf, deutet eine Verbeugung an, die in seinen Kreisen Gang und Gebe ist, wann immer man eine Aussage eines anderen anerkennt oder sich dafür bedankt. Gibt sicherlich noch mehr dumme Gründe sich zu verbeugen. "Ich werde mein Möglichstes tun", antwortet er gefährlich leise, tritt auf mich zu, klemmt mich zwischen der Tür und seinem Körper ein und bedeutet mir nach rechts zu schauen, was ich nach einigem Widerwillen auch tue. Sekundenlang starre ich regungslos auf die goldene Ziffer die neben dem Türrahmen angebracht ist. Dann jedoch fesselt mich der Anblick des großen, fast schon schlicht gehaltenen Namensschildes, auf dem ich Markus von Lichtenberg lesen kann. "Sie haben sich im Stockwerk geirrt", haucht er mir ins Ohr und ich kann ein leichtes Schaudern nicht verhindern. Seit der Autofahrt stehe ich ununterbrochen unter Strom und hatte auch eigentlich geplant mich vor dem schlafen gehen noch zu erlösen. Ein mechanisches Klicken verrät mir, dass Markus seine Chipkarte in den dafür vorgesehenen Leser gesteckt hat und dass das rote Licht auf Grün umgesprungen ist. Er greift an mir vorbei, drückt die Türklinke hinunter und damit stolpere ich unkontrolliert einige Schritte in den Raum hinein. Als ich mich umdrehe, ist die Tür bereits wieder verschlossen und wird von Markus blockiert, der mit verschränkten Armen davor steht und mich intensiv mustert. "Der Aufzug passt zu ihnen", lauten seine ersten Worte. Als ich ihm darauf nicht antworte, stößt er sich vom Holz ab, lässt die Arme sinken und kommt gefährlich langsam auf mich zu. Ich weiche nicht zurück, gebe ihm allerdings auch kein Zeichen der Ermutigung. Er handelt auf eigene Gefahr, als er seine Hand nach mir ausstreckt und seine Finger ganz sachte über den rauen Stoff des Blaumanns fahren lässt. "Sie haben eine Mechanikerausbildung gemacht", flüstert er, blickt kurz zu mir auf. "Und haben auch drei Jahre in Ihrem Ausbildungsbetrieb gearbeitet. Dann taucht eine Lücke in Ihrem Lebenslauf auf. Eine Lücke von etwa einem Jahr. Was haben Sie in diesem Jahr gemacht, Dominic?" "Halten Sie Ihre adlige Nase aus meinen Angelegenheiten", knurre ich ihn an, fange seinen streichelnden Finger ein und zwinge ihn allein mit meinem Blick dazu mich anzusehen. Seine Augen strahlen genauso hart wie meine, sind jedoch grün anstatt braun und haben diesen grauen Schleier, der je nach seiner Gefühlslage intensiver oder schwächer wird. "Nehmen Sie Rücksicht auf mich?", hakt er schließlich nach, doch wir wissen beide, dass das nicht einmal im Ansatz der Grund für mein Schweigen und meine Zurückhaltung in dieser Hinsicht ist. "Nein, Sir", antworte ich daher. "Die haben Sie nicht verdient." "So?", haucht er leise, macht einen weiteren Schritt auf mich, nestelt mit seiner freien Hand an der einen Schnalle meines Arbeitsanzugs, während er mich nicht für eine Sekunde aus den Augen verliert. "Und warum nicht?" "Weil Sie 'n verdammt reicher Pinkel sind, deshalb", ist meine prompte Erwiderung auf diese Frage, die ihm tatsächlich ein breites Lächeln abverlangt. Er löst die Schnalle an der er beschäftigt ist, greift dann nach der Fahreruniform, die ich noch immer ganz verkrampft in der Linken halte, nimmt sie mir ab und wirft sie achtlos von sich auf einen der zahlreichen Stühle, die in seinem Zimmer stehen. "Haben Sie gerne als Mechaniker gearbeitet?", nimmt er das Gespräch nach einigen Minuten eisigen Schweigens wieder auf, in denen wir uns lediglich angestarrt haben. "Was woll'n Sie von mir?", stelle ich ihm eine Gegenfrage und für einen Moment lang scheint er tatsächlich irritiert zu sein. Ich finde meine Frage jedoch berechtigt, denn von meinem eigenen unbändigen sexuellen Verlangen einmal abgesehen, habe ich nie den ehrlich Eindruck gehabt, dass Markus von Lichtenberg sich in irgendeiner Art und Weise zu mir hingezogen fühlt. Zwischen uns besteht vielmehr so etwas wie eine Rivalität, die sich in verbalen Schlagabtauschen äußert. Aber ansonsten pflegen wir ein normales Arbeitgeber-Angestellten Verhältnis. "Um einmal die Karten offen auszuspielen, Dominic", sagt er in einem ernsten, bestimmten Tonfall. "Ich will, dass Sie mir zeigen was alles hinter diesem Blick von Ihnen steckt, den Sie mir manchmal zuwerfen." Irritiert und verwirrt schaue ich auf meinen Chef herab, der mich entschlossen, beinahe schon herausfordernd mustert, und muss darüber nachdenken was er meinen könnte. Es gibt viele Gelegenheiten und Möglichkeiten für mich ihn anzusehen, denn schließlich bin ich sein persönlicher Chauffeur, der ihn wirklich überall hinfährt. Aber in all dieser Zeit habe ich sicherlich mehrere verschiedene Blicke drauf. "Was meinen Sie?", hake ich deswegen misstrauisch nach und verfolge atemlos wie sich seine Arme heben und seine warmen Finger unerwartet in meinem Nacken wieder auftauchen, wo sie beinahe sofort ein angenehmes streicheln beginnen. "Sie wissen genau was ich meine", beharrt er, lehnt sich nach vorne während er mich gleichzeitig zu sich herunterzieht. "Ich spreche von einem Blick wie heute, als Sie beinahe die rote Ampel übersehen hätten." Ich keuche überrascht auf, als sich seine Zähne plötzlich in meinen Hals bohren und er nicht gerade zärtlich zubeißt. Doch der Schmerz ist nichts im Vergleich zu der stechenden Vorfreude, die durch meinen ganzen Körper jagt und die das Blut durch meine Adern gen Süden rauschen lässt. Markus stößt ein wohliges Seufzen aus, als er sich gegen meine Hüften drängt und somit den ersten Kontakt mit meinem besten Stück aufnimmt. "Sehen Sie mich noch einmal so an, Dominic", spricht er sanft, beinahe einlullend. "Und zeigen Sie mir, woran Sie dabei denken." Bevor ich darauf reagieren kann, schiebt er mit seinem Knie meine Beine auseinander, drängt mich immer weiter zurück bis ich schließlich an die Bettkante stoße und es nur noch eines kleinen Schubses bedarf, dass ich unbeholfen nach hinten kippe. Lasziv lächelnd schaut Markus auf mich herab, lehnt sich nach vorne, stützt sich auf der Matratze ab und mustert mich mit einem eindringlichen Blick. "Ich muss gestehen, dass ich solche Muskeln nie bei Ihnen vermutet hätte." Dieser Themenwechsel erwischt mich eiskalt und ich starre ihn einen Moment lang an wie eine Kuh das Schaf, doch schließlich bin ich wieder Herr meiner sieben Sinne, setze mich ein wenig auf und ziehe gekonnt eine Augenbraue nach oben. "Sie haben mich hoffentlich nicht für einen Schlaffi gehalten?" "Nein", wehrt Dominic lachend ab. "Aber solche Oberarme habe ich dann doch nicht erwartet." Ohne es wahrscheinlich wirklich genau zu wissen hat Markus mir gerade so ziemlich das einzige Kompliment gemacht, das ich ohne zu zögern annehme. Ich bin stolz auf meinen Bizeps und überhaupt auf meine ganze Armpartie, denn ohne dass ich es je übertreiben wollte, durften meine Muskeln an diesen Stellen schon immer etwas ausgeprägter sein. Normalerweise werden sie jedoch gut von meiner Uniform versteckt, da Sophie sehr darauf geachtet hat, dass ich nicht wie ein Schläger aussehe. "Sie dürfen Sie auch anfassen. Die beißen nicht", necke ich meinen Chef, der sich allerdings nicht zweimal bitten lässt, sondern ohne zu zögern seinen Platz auf meinem Schoß einnimmt und schließlich beherzt zugreift. Seine beiden Hände fahren die deutlichen Linien der Muskeln nach, streicheln die Haut und einmal versucht er sogar meinen Oberarm mit all seinen Fingern zu umschließen. Als es ihm fast gelungen ist, spanne ich meinen Bizeps an und breche seinen Griff damit was ihm ein anerkennendes Pfeifen entlockt. "Sie sind wirklich gut trainiert, Dominic", bescheinigt er mir, sieht mich nun wieder direkt an. "Ich tu' auch einiges dafür." "Hmhm", brummt Markus nur noch, beugt sich zu mir herab und presst seine Lippen warm auf meinen Hals. Ich spüre ganz genau wie er sie auseinander gleiten lässt und seine Zunge sich langsam vortastet. Erst zieht er kleine Kreise, lässt diesen ersten Vorstoß richtig feucht werden, ehe er seinen Mund weiter nach oben bewegt und eine nasse Spur über meine Haut zieht. Mit einem kleinen Lächeln schließe ich die Augen und weiß doch ganz genau, dass Markus mich eingehend mustert. "Haben Sie denn auch mein kleines Spielzeug gefunden?", durchdringt mein Chef meine warmen Gedanken, während sich seine Lippen weiter nach oben tasten und auf meiner Brust seine Hände zum Einsatz kommen. "Welches?", frage ich knapp nach, drehe den Kopf, damit Markus sich auch der anderen Seite meines Halses widmen kann, was er nach einigen Sekunden des Zögerns auch tut. Er hat die Aufforderung sehr genau verstanden, doch scheinbar ist er es nicht gewöhnt, dass seine Bettpartner ihm solche subtilen Befehle erteilen. Es erinnert mich an die Szene mit der Blondine. Ihr hat er schließlich seine Hand entzogen als sie ihn steuern wollte. "Nein, nein, dass verrate ich jetzt nicht", haucht er gegen mein Ohr, was mich erneut erschauern lässt. Tatsächlich bin ich an der Übergangsstelle zwischen Ohr und Kieferknochen ziemlich empfindlich. Markus scheint das auch realisiert zu haben, denn er atmet noch einmal dagegen und sendet so einen weiteren Stromstoß durch meinen Körper. "Suchen Sie danach, wenn Sie neugierig sind." "Als ob", brumme ich nur, greife nach seinen Händen und warte solange, bis er meinen Blick tatsächlich erwidert. Dann schenke ich ihm einen grimmigen Gesichtsausdruck der ihn ein wenig verwirrt und werfe ihn schließlich von mir herunter und auf die Matratze. Er keucht erschrocken auf, doch schon im nächsten Augenblick bin ich über ihm, pinne seine Hände über seinem Kopf fest und blicke amüsiert auf ihn herab. In seinem Gesicht spiegeln sich die verschiedenen Gefühle wieder, die von Überraschung über Ärger bis hin zu Erregung reichen. Markus ist es eben wirklich nicht gewohnt einen dominanten Bettpartner zu haben, denn schließlich war seine bisherige Beute immer weiblicher Natur, meistens blond, großbusig und mit wenig, sehr wenig wirklichem Intellekt. Einzige Ausnahme bildet da wohl seine Exfreundin Denise, die ich ganz am Anfang meiner Arbeit hier kennen gelernt habe. Sie war brünett, klug, charmant, witzig und ein wirkliches Goldstück. Allerdings hat sie sich dann aus der arrangierten Verbindung mit Markus gelöst und ihren Traummann geheiratet. Ob Markus sich mit all den kleinen Flittchen über Denise hinweggetröstet hat, kann ich nicht beurteilen, aber scheinbar hat er die Nase jetzt gestrichen voll davon, wenn er den ersten Schritt in meine Richtung macht. Mein Grinsen wird immer breiter, ebenso wie die ärgerliche Furche auf seinem Gesicht, doch ich kümmere mich nicht wirklich darum ob ihm gefällt wie ich aussehe. Er muss damit leben, dass ich ihm nicht dauernd nach dem Mund rede, aber das weiß er ja schon seit meinem Vorstellungsgespräch und trotzdem bin ich hier und habe mich ein Jahr lang gehalten. "So", mache ich schließlich, ziehe damit seine Aufmerksamkeit wieder auf mich. "Sie wollen also wissen was ich mir vorstelle, wenn ich Sie so ansehe wie vor einigen Stunden in der Limousine, richtig?" "Richtig", bestätigt er und in seinen Augen funkeln Neugierde und freudige Erwartung auf. Ich kann mir ein Lachen kaum verkneifen, denn noch hat Markus keine wirkliche Vorstellung davon was genau ich mir manchmal so für ihn ausdenke. "Nichts leichter als das", wiege ich ihn in falscher Sicherheit, beuge mich tief zu ihm hinunter, beiße ihn, so wie er mich zuvor, fest in den Hals, löse eine Hand und knöpfe mit ihr sein weißes Hemd auf, schiebe es beiseite und küsse die freigewordene Haut eindringlich und mit sehr viel Nachdruck, allerdings komme ich nicht sehr weit, denn auch bei meiner stattlichen Größe von einem Meter neunzig, kann ich meinen Arm nicht unendlich weit strecken. Also ärgere ich ihn damit, dass ich immer wieder dieselben Stelle küsse und beiße, mit der Zunge seinen Hals entlang fahre und mit meiner freien Hand darüber streichle. Markus wird ungeduldig und unruhig unter mir, zappelt hin und her, wirft den Kopf immer wieder in den Nacken und stöhnt einmal frustriert auf. "Weiter!", befiehlt er herrisch und wirft mir einen feurigen Blick zu, als ich mich auf Augenhöhe mit ihm bringe. "Nur wenn die Hände oben bleiben", mahne ich und es dauert einen Moment ehe er genau versteht was ich ihm damit sagen will. Er scheint kein bisschen erfreut darüber zu sein, dass ich ihn zur absoluten Passivität verdamme, doch scheinbar ist er noch viel neugieriger darauf was ich ihm alles zu bieten habe. Schließlich nickt er. "Fein." Mit diesem letzten Wort lasse ich ihn ganz los, tauche erneut nach unten ab und ziehe meine Spur weiter. Ich teste aus ob er an den Brustwarzen empfindlich ist und bin zufrieden als er leise murmelnd die Augen schließt. Doch lange kann ich ihn mit den Reizen dort nicht zufrieden stellen und setze meine Suche nach seinen erogenen Stellen weiter fort. An seiner Seite finde ich die nächste. Als ich meine Hände dort immer wieder wie zufällig entlang streicheln lasse folgt mir sein Körper ganz unbewusst. Schließlich lecke ich einmal von oben nach unten und ein heiseres Seufzen ist meine Entlohnung. Mit einem Lächeln auf den Lippen wandere ich mit meinen Händen über seine Bauchdecke, umrunde mit dem linken Zeigefinger seinen Nabel, fasse schließlich seine Hüfte und ziehe ihn mit einem heftigen Ruck nach unten, drücke ihn gegen meine harte Erektion. Mit einem Mal reißt er seine Augen auf, starrt mich von unten her erschrocken an. Scheinbar hat er sich ganz in meinen Zärtlichkeiten verloren und mit diesem abrupten Schritt kein bisschen gerechnet. Aber das ist auch gut so und für mein Vorhaben nur umso nützlicher. Ich grinse breit auf ihn herab, lasse meine Hände langsam, eindringlich und zart über seine Beine wandern, die noch immer in einer dieser teuren Anzughosen stecken, streichle bis zu seinen Knöcheln hinab und tauche dort in die beiden Hosenbeine ein, gleite die Strecke so weit als möglich wieder zurück. Auch wenn sich seine Züge im Verlauf dessen wieder merklich entspannen, so lässt er mich doch nicht mehr aus den Augen. Ich jedoch kann warten, streichle und küsse ihn wieder in Sicherheit. "Hm...", brummt er leise. "Ist das wirklich alles was Sie sich vorstellen?" Ich lache rau auf, lehne mich weit über ihn und bringe mich ganz nah an sein Ohr heran. Er wendet sich mir zu, schmiegt sein Gesicht in meine Halsbeuge und nutzt diese Gelegenheit um zum ersten Mal selber aktiv zu werden und mich zu küssen und mit festeren Bissen zu necken. "Auch", lautet schließlich meine Antwort, die ihn zu einem Schmunzeln verführt. "Ich hätte nicht gedacht, dass Sie ein Softie sind, Dominic." "Fühlt sich das soft an?", stelle ich meine geknurrte Gegenfrage, stoße kräftig gegen sein Becken und lasse ihn spüren von welch harten Tatsachen wir hier tatsächlich reden. Er stöhnt unterdrückt und schlägt seine bezaubernden Augen auf, die erneut von diesem grauen Schleier durchzogen sind. "Ganz und gar nicht soft", nuschelt er an meinen Hals, hebt seine Hüften und drückt sich mit einigem Nachdruck an mich, wodurch ich genau erahnen kann, wie warm auch ihm geworden ist. Scheinbar gefällt es ihm also doch sehr gut. "Also kein Grund zur Klage", resümiere ich knapp, nehme meine Streicheleien an seinen Beinen wieder auf. "Das nicht", lehnt sich Markus wieder nach hinten, wirft mir einen ermutigenden Blick unter halb geschlossenen Lidern hervor zu. "Aber gegen einen höheren Gang hätte ich auch keine Einwände zu erheben." "Wie heißt es so schön: Eile mit Weile." Das heisere Lachen das Markus nun ausstößt wirft mich für einen Augenblick tatsächlich aus der Bahn. Ich habe meinen Chef immer für äußerst attraktiv und anziehend gehalten und mir einen Spaß daraus gemacht ihn zumindest in meiner Fantasie durch diverse sexuelle Praktiken zu kompromittieren und mich zugegebener Maßen daran aufgegeilt, aber ich habe nie, auch nur einen Moment lang geglaubt, dass Markus auch nur eine sympathische Seite an sich hat. In meinen Augen ist er immer der reiche, versnobte Adelssohn gewesen, der mit Geld nur so um sich schmeißt, die Frauen wechselt wie die Hemden und es offensichtlich genießt über andere Macht auszuüben. Er war mir nie sympathisch. Bis jetzt. Dieses beinahe atemlose, wohlklingende Lachen in Verbindung mit seinen so faszinierenden rauchigen Augen ist einfach nur umhauend. Ich starre ihn gerade einfach nur an und kann nicht glauben, was ich sehe, höre und dabei sogar noch empfinde. Irgendjemand hat mir gerade den Boden unter den Füßen weggezogen und ich habe die ungute Befürchtung dass dieser jemand in meinen Armen liegt. "Hey", kommt es sanft von ihm und ich weiche erschrocken zurück als ich seine warmen Finger auf meiner Wange spüre. Markus hat sich ganz leise aufgesetzt und mustert mich mit einem verwirrten wie auch besorgten Ausdruck. "Was ist los?" "Nichts", antworte ich lahm, traue mir dabei aber selber nicht so recht über den Weg. "Vielleicht sollten Sie doch lieber schlafen gehen." Mit einem unwilligen Knurren drücke ich Markus wieder zurück auf die Matratze, reiße ungeduldig seine Hose herunter und ersticke jeden weiteren Laut seinerseits mit meiner Hand, die ich fest auf seinen Mund presse. Seine Augen sind vor Schreck geweitet, aber ich habe nicht wirklich vor ihm etwas anzutun. Ich ertrage es nur nicht ihn so fürsorglich und besorgt zu erleben. Das rüttelt an meiner Weltanschauung von ihm und seinem kleinen Universum und darauf habe ich gerade überhaupt keinen Bock. Erst nur mit einer Hand, dann schließlich doch mit beiden, treibe ich ihn langsam aber sicher in den Wahnsinn. Ich habe beinahe jeden Zügel aus der Hand gegeben und führe Markus bestimmt in den siebten Himmel. Bald windet er sich nur noch unter mir und stöhnt und keucht aus voller Kehle heraus. Jede erogene Zone die ich finde, koste ich genüsslich aus, reibe immer wieder seine Erregung zwischen meinen Händen, nur um dann von ihm abzulassen und mich weniger gefährlichen Regionen zu widmen. Schließlich ärgere ich ihn damit, dass ich ihn auf den Bauch drehe, ihn dabei mit meinem ganzen Gewicht unten halte während ich mich in quälend langsamer Weise an seiner Rückenpartie vergehe. Von seinen Schulterblättern bis hin zum Steiß lasse ich keinen Zentimeter aus, küsse, streichle, beiße und lecke mich von oben nach unten, ärgere ihn bei jeder noch so empfindlichen Stelle, streiche immer wieder wie zufällig beabsichtigt seine Hoden. Der Anblick eines sich vor wirklicher Lust windenden Markus' ist beinahe zu viel für mich und ohne das ich groß Hand an mich legen müsste stehe ich kurz vor der Explosion. Nichts ist mit dem hier vergleichbar. Nicht eines seiner heißen Betthäschen hat ihn mit vollem Körpereinsatz so aus der Fassung gebracht wie ich in der vergangenen Stunde allein mit meinen Händen und meinem Mund. Sine Finger krallen sich fest in das Kissen, dass ich ihm unterschob, als ich ihn umgedreht habe, sein Mund steht offen und äußert diese permanenten und ganz wunderbaren Laute, die von einem erschrockenen Keuchen bis hin zu einem tiefdringenden Stöhnen reichen und mir ganz und gar unter die Haut gehen. Er ist von Schweiß überzogen, seine Augen sind voller Entzückung geschlossen und seine Haare endlich aus der Fassung geraten. Nichts an diesem Mann ist mehr perfekt oder wirkt wie abgegossen. Rein gar nichts und ich bin ehrlich stolz auf mich ihn dazu gebracht zu haben. Das wird ein ewiges Monument in meinen Erinnerungen bleiben. Schwer keuchend schlägt Markus die Augen auf, wirft mir einen desorientierten, verwirrten Blick zu, ehe er sich mit einiger Mühe und mit zitternden Armen auf den Rücken wirft und sich mit einer Hand über das gerötete Gesicht fährt. Scheinbar war ihm der höhere Gang schon fast zu viel. Aber Männer lieben eben anders als Frauen. "Wahnsinn", raunt er mit kratziger Stimme, räuspert sich kurz und sieht mich dann an. Seine Augen haben fast alle grüne Farbe verloren und schimmern in einem matten Grau zu mir herauf. "Ja... Wahnsinn...", flüstere ich leise, kneife die Augen zu und kann nicht glauben was gerade in mir vorgeht. Wie oft habe ich davon geträumt dieses Abbild der Perfektion mit meinen eigenen Händen zu besudeln? Ich wollte ihn einfangen, unterwerfen und demütigen, ihn willenlos machen und mich so lange an ihm vergehen wie mich meine Beine tragen würden. Wie viele schlaflose Nächte habe ich in meinem Bett gelegen und mich mit meinen Gedanken an ihn selbst befriedigt? Er war immer der Kick, den ich brauchte. Ihn herauszufordern um ihm schließlich eines Tages überlegen zu sein, ihn wie einen Wurm zu zertreten, das war immer mein Ansporn gewesen. Und jetzt? Jetzt könnte ich all das haben und schrecke doch davor zurück, weil ich ihn in diesem kurzen Augenblick vor meinem möglichen Triumph so wunderschön finde wie nie zuvor. Der Ausdruck des immer beherrschten und fast schon herrischen Adligen ist unter meinen Fingern geschmolzen, hat Platz gemacht für den einfachen Mann der dahinter steckt und den ich noch sehr viel anziehender finde als alles was ich vorher gekannt habe. "Mach weiter", befiehlt mir seine raue Stimme und ich sehe wie seine Finger nach mir greifen wollten. Ich weiche ihnen aus, stolpere rückwärts von seinem Bett herunter und ducke mich unter seinem Griff hinweg als er mir folgen will. Fast schon panisch fahre ich herum, greife nach meiner Fahreruniform und hetze schon zur Tür als mich ein einziges Wort von ihm zurückfahren lässt. "Dominic." "Oh Gott", rufe ich ganz verzweifelt aus, halte mich nur mit Mühe davon ab einen Blick nach hinten zu werfen, stürme zur Tür, reiße sie schwungvoll auf und hechte auf den Gang hinaus. Ich renne mit vollem Tempo bis zur großen Treppe, fliege beinahe die Stufen hinunter bis zum nächsten Absatz und hechte dann den Flur entlang auf dem nun wirklich mein Zimmer liegt. Ungeduldig ramme ich die Chipkarte in den Leser, knalle die Tür lautstark hinter mir zu, schließe sie sogar ab und rette mich in das kleine Badezimmer. Ich weiß, dass mir eine kalte Dusche nicht mehr helfen kann, also reiße ich mir den Blaumann herunter, schiebe die Shorts achtlos beiseite und fasse meine schmerzende Erektion mit einer Hand so fest an wie ich nur kann. Es tut weh und treibt mir fast die Tränen in die Augen, aber auf genau diese Art und Weise stimuliere ich mich, während in meinem Kopf seine Stimme, mein Name, unendlich viele Male widerhallt. Kurz darauf komme ich mit einem erstickten Stöhnen gegen die kalten Badezimmerfliesen. Kapitel 2: Zwei vom gleichen Schlag ----------------------------------- Mit verbissener Mine rüttle ich an der Mutter, die sich nicht das kleinste bisschen bewegen will. Egal in welche Richtung ich drehe, sie gibt einfach nicht nach. Schnaubend atme ich ein wenig Staub ein, huste ein paar Mal während ich mich aufrichte und mir mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn wische. Nur wenige Meter von mir entfernt steht der rote Jaguar, den sich gerade zwei der Mechaniker vorgenommen haben. Ich bewundere einen Moment lang die Linien dieses herrlichen Autos, bevor ich mich wieder meinem eigenen Problem widme. Die linke vordere Felge der Limousine ist von irgendeinem Idioten zerkratzt worden. An und für sich kein allzu großes Problem, denn wer achtet schon wirklich auf die Räder eines solchen Gefährts, doch anlässlich der bevorstehenden Familienfeier wünscht man sich natürlich alles in einem makellosen Zustand. Sophie und Gerhard haben bereits vor zwei Wochen riesige Arbeitspläne im Gemeinschaftsraum aufgehangen und den Angestellten erklärt was genau zu welcher Zeit erledigt werden muss, damit das Haus, der Garten, die Einfahrt und auch alles weitere tadellos hergerichtet ist, wenn die Familie hier anreist. Zu meinen Aufgaben gehört es da natürlich, dass ich sowohl die Garage als auch jeden einzelnen hier geparkten Wagen in Schuss bringe. Insgesamt besitzt Markus etwa zehn Luxusschlitten plus die Limousine, die eigentlich nur eine Leihgabe seines Autohändlers ist. Wirklich benutzt werden allerdings nur maximal drei der Wagen. Die anderen werden regelmäßig von mir oder meinem Kollegen um den Block gefahren, damit sie nicht zu sehr ausnutzen, während sie einfach nur dumm in der Gegend herumstehen. Es sind herrliche Autos und mein Herz klopft jedes Mal ganz wild, wenn ich mich auf einen der ledernen Sitze sinken lassen darf. Sie jetzt bis auf das kleinste Schräubchen zu kontrollieren ist wie Musik in meinen Ohren. Momentan macht mir allerdings die Limousinenfelge Probleme. Ich habe schon vor mehr als einer Woche dem Händler Bescheid gegeben und eine neue beantragt, doch die ist immer noch nicht eingetroffen und bis dahin habe ich nur die Möglichkeit zumindest die Alte einmal auszubauen und zu reinigen. Vielleicht kann noch irgendetwas gerettet werden. Allerdings löst sich diese vermaledeite Mutter kein bisschen. Es ist heiß, viel zu heiß. Der wahrscheinlich erste wirklich heiße Tag des Sommers und ich schwitze alleine schon von dem Gedanken an all die Arbeit die ich noch haben werde. Die Autos, die von den Mechanikern freigegeben werden, kommen auf den hinteren Teil des Platzes wo sie erst einmal mit Wasser und Reinigungsmittel gewaschen werden um dann anschließend eine gründliche Wachsbehandlung zu bekommen. Danach werden sie mit Samthandschuhen in die Garage gestellt damit sie nicht wieder dreckig werden und bis zum großen Tag glänzend bleiben. "So leidenschaftlich habe ich dich noch nie bei der Arbeit gesehen." Mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht richte ich mich auf und blicke Sophie entgegen, die in ihrer üblichen Uniform gekleidet über die Einfahrt geschlendert kommt und mich mit einem amüsierten Blick mustert. In ihren Händen balanciert sie ein großes Tablett auf dem eine riesige Glaskaraffe steht in der ich die Eiswürfel schon verlockend klirren hören kann. "Autos sind eben was wunderbares", gebe ich ihr zur Antwort nehme ihr die schwere Last ab und stelle sie vorsichtig auf einer der Bänke ab die im Schatten eines großen Ahornbaumes stehen. Dann küsse ich ihr die Wangen und bedeute ihr, für einen Moment Platz zu nehmen. Die Mechanikerjungs kommen neugierig heran, lassen sich von Sophie jeweils ein Glas einschenken, bedanken sich und machen sich dann gleich darauf wieder an die Arbeit. Ich nutze den günstigen Moment, setze mich einfach auf den Boden und lehne mich an Sophies Beine an, was sie zum Lachen bringt. Sie tippt mir kurz auf den Kopf, ehe sie mit einer Hand durch meine Haare streicht und wieder etwas Ordnung hineinzubringen versucht. "Du solltest mal wieder eine Schere an dich ran lassen", murmelt sie leise. "Nur wenn du es machst", antworte ich ihr, kneife ihr neckend in die Wade. "Heute Abend habe ich vielleicht einen Moment Zeit dafür", sinniert sie leise vor sich hin, ehe auch sie in ein angenehmes Schweigen verfällt und wir uns gemeinsam den kühlen Wind um die Nase wehen lassen, der in den letzten Minuten aufgezogen ist. "Wolltest du noch etwas, außer uns Männer mit einer Abkühlung versorgen?", frage ich sie schließlich, denn ich weiß, dass Sophie meistens immer zwei oder drei Anliegen hat, wenn sie kommt. Sie geht nur sehr ungern unnötige Wege und erledigt bei einem Gang gleich mehrere Aufgaben. "Ich wollte dir Bescheid geben, dass der junge Herr Änderungen für die Fahrplanung vorgenommen hat." "So?", mache ich leicht missmutig und verdränge die aufkommenden Gedanken an einen nackten, sich windenden Markus, der nach mehr bettelt und dessen süße Lippen ich nicht ein einziges Mal gekostet habe. "Scheinbar kommen sein Vater und sein Onkel nicht wie geplant mit dem eigenen Wagen, sondern müssen vom Flughafen abgeholt werden. Sie haben wohl kurzfristig zu einem ihrer ausländischen Firmensitze reisen müssen." "Und ich soll sie mit der Limousine einsammeln?" "Das gebietet ihr Stand, Dominic", tadelt sie mich leicht für meinen Einwurf und ich verziehe für sie unsichtbar in einer kleinen Grimasse den Mund. Natürlich sind der Herr Papa und der werte Onkel so wichtige und hohe Tiere, dass man es niemals wagen könnte sie nicht mit der Limousine abzuholen. Sie in einen 6er BMW zu setzen wäre die reinste Beleidigung. "Und was mache ich mit dem Großvater und dessen Frau?", will ich nun neugierig wissen, denn schließlich hat man mir eingetrichtert, dass das derzeitige Familienoberhaupt nicht Markus' Vater, sondern dessen Großvater ist. Kann man es dem also zutrauen in einen klitzekleinen BMW zu steigen? "Das Oberhaupt wird mit seinem eigenen Wagen kommen", antwortet Sophie, reicht mir dann ein gefaltetes Blatt nach unten, das ich sofort ergreife, aufklappe und überfliege. "Der Herr war so freundlich dir den Plan auszudrucken." "Wie nett", brumme ich unbestimmt, erhalte dafür einen Klaps gegen den Hinterkopf und kann nicht anders als Sophie übermütig die Zunge rauszustrecken. "Sieht nach einer Menge Fahrerei aus." "Das Abholen wird wohl am einfachsten und schnellsten gehen. Du und Karl, ihr werdet beide mit dem jeweilig angegebenen Wagen fahren und die Familie des jungen Herrn aus der ganzen Stadt abholen und sofort hierhin bringen. Achtet darauf, dass es zu so wenig Verzögerungen wie möglich kommt", erläutert mir Sophie in einem ermahnenden Tonfall die Planung. "Ihr vermischt nicht und holt nicht zwei Leute auf einmal ab, der junge Herr hat Rücksicht auf die aktuellen Gegebenheiten in seiner Familie genommen. Wenn ihr alle hergebracht habt, wird Karl hier bleiben und für jeden Wunsch der Gäste bereitstehen, sei es eine bloße Führung durch die Garage oder eben einzelne Sonderfahrten. Er soll aber Rücksprache mit dem jungen Herrn halten. Du hast in der Zwischenzeit auf deinem Hosenboden zu sitzen, Dominic!" "Warum denn ich?", empöre ich mich leise. "Du bist der einzige, der die Limousine morgen Abend überhaupt auch nur anfassen wird, verstanden? Wenn alle Gäste hier eingetroffen sind wirst du auf das Zeichen des jungen Herrn warten. Er hat sich noch nicht entschieden ob er dich begleiten wird, wenn du seinen Vater und Onkel vom Flughafen holst, aber er wird dir auf jeden Fall Bescheid sagen wann die beiden zu erwarten sind und dich rechtzeitig losschicken. Wenn das passiert machst du dich sofort auf den Weg und wartest auf die beiden." "Aye, aye, Sir", salutiere ich vor ihr und ducke mich unter einem erneuten Klaps hinweg. Trotz ihrer verkniffenen Lippen kann ich das Lachen in ihren Augen sehen. In einer brüsken Bewegung erhebt sich Sophie, sieht mich noch einmal mahnend an und geht dann über die Einfahrt hinweg wieder zurück ins Haus. Ich lache in mich hinein, werfe noch einen kurzen Blick auf die Planung und stecke den Zettel dann seufzend in meine Hosentasche. Heute trage ich nur eine alte Jeanshose, bei der ich irgendwann mal die Beine abgeschnitten habe. Sie ist ausgefranst und bereits voller Ölflecken, aber an einem heißen Tag wie diesem ist sie genau richtig. Ich greife mir wieder mein Werkzeug und mache mich erneut an die Arbeit. Während meine Hände ganz mechanisch ihre Griffe ausführen wandern meine Gedanken in ganz andere Sphären ab. Seit dem Vorfall vor einigen Wochen ist das Verhältnis von mir und Markus merklich auf Eis gegangen. Er richtet kaum noch ein persönliches Wort an mich und sieht mich nur hin und wieder an. Was er mir mit diesem Blick jedoch sagen will, weiß ich nicht genau. Da er mir so das Kanonenfutter geraubt hat, bleiben auch meine schnippischen und herausfordernden Kommentare aus und alles in allem ist es dadurch sehr friedlich geworden. Dennoch nagen die Erinnerungen an mir und mehr als einmal musste ich das Bad putzen, weil ich meine dreckige Fantasie nicht im Zaum halten konnte. Jedes Mal wenn ich ihn sehe frage ich mich, ob ich mir nicht vielleicht nur alles eingebildet habe. Was wenn ich nicht den Mann hinter der Maske erblickt habe? Markus ist auf jeden Fall wieder die Perfektion auf zwei Beinen, das Gesicht so unbewegt wie zuvor, die Befehle noch genauso knapp und herablassend. Nichts scheint sich bei ihm verändert zu haben. Theoretisch habe ich also nur seinen adligen Stolz verletzt und werde dafür mit Verachtung gestraft. Trotzdem wundere ich mich, warum er mich immer noch in seiner Nähe duldet. Ich habe einfach zu viel in die Sache hineininterpretiert. Aber so jemand wie Markus wird am Ende doch keine normalen Gefühle entwickeln können. Ein Grund mehr die meinen endlich abzutöten und in Säure zu ertränken. Die Stunden vergehen und nachdem ich die Felge der Limousine doch noch austauschen konnte (ein Botenjunge brachte mir den Ersatz), trage ich nun mit sehr viel Liebe und Gefühl den Wachs auf den schwarzen Lack auf. Karl ist zwischendurch vorbeigekommen und hat mir berichtet, dass die anderen Wagen soweit fertig sind und er nach einer Pause nur noch zwei von ihnen polieren müsste. Seit diesem kurzen Gespräch bin ich alleine auf dem Platz. Die Mechaniker haben ihre Arbeit beendet und das restliche Personal wird irgendwo im Haus herumhängen. Die Gärtner kümmern sich schon seit dem morgen um den vorderen Teil der Parkanlage. Den, den die Gäste als erstes zu Gesicht bekommen. Ich beuge mich tief über die Motorhaube, kontrolliere in dem langsam schwächer werdenden Sonnenlicht meine Arbeit und bin durchaus zufrieden damit. Als ich meinen Kopf nach links drehe rauscht ein stechender Schmerz durch mich hindurch und automatisch greife ich mir an die ziehende Stelle. Vorsichtig fahre ich mit meinen Fingern über die Haut und kann einen Bluterguss ertasten. Es ist das Überbleibsel von Markus' Biss. "Verdammich, hat der zugebissen", murre ich zu mir selbst, schüttle dabei den Kopf und will mich wieder anderen Dingen widmen, als ich leise Schritte vernehmen kann, die scheinbar in meine Richtung laufen. Als ich aufblicke und schon Karl von seiner Pause zurück erwarte, bin ich umso mehr überrascht als ich den jungen Hausherrn Höchstselbst auf mich zukommen sehe. Er hat die Hände in den Taschen seiner Anzughose vergraben, trägt ein weinrotes Hemd und eine schwarze Krawatte. Seine Haare sind diesmal nicht mit viel Gemansche nach hinten gegelt worden, sondern wippen frei in dem abendlichen Luftzug und schimmern ein wenig im Sonnenlicht. "Noch bei der Arbeit, Dominic?", richtet er das Wort an mich, sieht mir dabei mit einem undefinierbaren Blick direkt in die Augen. "Wie Sie sehen können", wehre ich schwach ab, winke etwas hilflos mit meinem Poliertuch in Richtung des Wagens. "Die Ersatzfelge ist angekommen?" "Vor ein paar Stunden, Sir", antworte ich automatisch, während ich merke wie ich innerlich von Sekunde zu Sekunde nervöser werde. Ich kann mit seinen Fragen nichts anfangen. Das sind Dinge, um die er sich normalerweise nicht kümmert, denn schließlich hat er bezahltes Personal dafür, die so etwas regeln. Warum ist er also hier? "Die Wagen sind alle fertig?" "Zwei bekommen heute noch eine Politur und die Limousine ist gerade eingewachst worden", erkläre ich ihm knapp, sehe mich einem eindringlichen Blick gegenüber und füge schnell das vergessene Sir an. "Heute Abend noch? Es ist bereits sieben Uhr", gibt er leise zu bedenken, tritt näher an den Luxusschlitten heran und scheint sich sehr für den makellosen Glanz des Lacks zu interessieren. "Lieber heute als morgen, Sir." Daraufhin sagt er nichts mehr, umrundet die Limousine einmal und begutachtet sie von allen Seiten. Als er wieder neben mir angekommen ist, beugt er sich nach unten und inspiziert die neu angebrachte Felge, mit der er offensichtlich zufrieden ist. "Man hat Sie über die Änderungen informiert?" "Ja, Sir", antworte ich, ziehe den gefalteten Zettel aus meiner Hosentasche und zeige ihn vor. Das lässt Markus nicken und ich stecke ihn wieder weg. Es herrscht einmal mehr Schweigen zwischen uns und ich würde mich gerne wieder dem Wagen widmen, doch solange Markus hier ist kann ich das nicht machen ohne ihn erneut zu provozieren. Und irgendwie ist mir die Lust an einer Streiterei vergangen. "Ich gedenke meinen Vater und meinen Onkel persönlich vom Flughafen abzuholen." "Wie Sie woll'n", murre ich nur, entschließe mich nun doch dazu meine Arbeit wieder aufzunehmen und greife nach dem Behälter mit dem Wachs, als sich plötzlich seine Hand auf meinen Arm legt, mich daran zurückreißt. Er drückt sich mit seinem ganzen Gewicht gegen mich, schiebt mich so vom Wagen weg, dreht mich in der gleichen Bewegung zu sich herum und jetzt erkenne ich das fast bösartige Funkeln in seinen Augen. Er pinnt mich schmerzhaft gegen einen Baum, drückt meine Arme unangenehm weit nach hinten, blickt mir beinahe wütend ins Gesicht. Sein Atem geht schwerer, tiefer als gewöhnlich und nun scheint nichts mehr an ihm wirklich perfekt zu sein. Trotzdem sieht er immer noch unheimlich anziehend aus. Ich verziehe meine Lippen zu einem diabolischen Grinsen als mir einmal mehr unanständige Gedanken durch den Kopf rasen. Er jedoch ist verwirrt, drückt mich mit mehr Nachdruck gegen den Baum, rammt sein Knie zwischen meine Beine und fast glaube ich, dass er mich jetzt küssen wird, doch nichts geschieht. "Macht es Ihnen wirklich so viel Spaß?", raunt er mir knurrig entgegen. "Was genau?", hake ich amüsiert nach. "Mich zu demütigen", bellt er schon fast. Sein ganzer Körper erzittert unter der Anstrengung nicht endgültig seine sonst wohl gewahrte Fassung zu verlieren. Ich glaube ich habe Markus noch nie so wütend gesehen. "Gerade ist es doch andersrum, oder?", stichle ich lachend. Seine Augen rucken automatisch zu mir hoch, seine Finger versteifen sich um meine Handgelenke und die Anspannung nimmt vollständigen Besitz von seinem Körper. Er ist gespannt wie die Sehne eines Bogen und das amüsiert mich ungemein. "Was wollen Sie?", frage ich ihn leise, neige meinen Kopf zu ihm herunter und schaffe es so gerade meine Zunge einmal über seinen Hals fahren zu lassen. Er schnellt jedoch zurück, geht wieder etwas mehr auf Abstand und funkelt mich nun wirklich sehr bedrohlich an. "Das sicher nicht", zischt er. "Nicht noch einmal." "Und ich dachte es hätte Ihnen gefallen", seufze ich theatralisch auf, lasse ihn dabei jedoch nicht eine Sekunde aus den Augen. Wir nähern uns dem Kern der Sache und auch für mich ist es unheimlich wichtig was er antworten wird. Ich will endlich eine klare Aussage von ihm, und wissen, woran ich bin. Ich muss wissen ob ich in seinen Augen nur ein Spielzeug war und noch immer bin, oder ob er mehr sieht. Vielleicht sogar in der Art und Weise wie ich. Seit dem Vorfall in seinem Zimmer habe ich ganz allmählich aufgehört ihn bloß als meinen Chef zu sehen und das hat mich mehr als nur einmal aus der Haut fahren lassen. Es hat mich wahnsinnig gemacht in seiner Nähe zu sein und nicht zu wissen was in seinem Kopf vorgeht. Ich brauche klare Verhältnisse. "Bilden Sie sich nichts ein! Schließlich sind Sie einfach abgehauen!", wirft er mir vor. "Und raten Sie mal woran das lag", grummle ich ungehalten, verdrehe die Augen und kann nicht fassen wie schwer von Begriff ein Mensch wirklich sein kann. Ich gebe zwar zu, dass Markus genauso wenig wie ich über telepathische Fähigkeiten verfügt, aber ich hatte zumindest erwartet, dass er wenigstens mit ein bisschen nachdenken darauf kommen würde, dass ich mich in der Position des Untergebenen nicht gerade wohl fühle. "Sie wollten mich bloß demütigen", raunt er und kann mir dabei nicht mehr in die Augen sehen. "Sie wollten einfach austesten wie weit Sie mich bringen können, nur um mich dann fallen zu lassen. Es hat Ihnen sicherlich sehr viel Spaß bereitet, nicht wahr?" "In der Tat", gebe ich trocken zu, sehe nun herausfordernd auf ihn herab. "Ich habe mich königlich amüsiert." "Ich wusste es", ruft er frustriert aus, tritt zwei Schritte zurück und fährt sich in einer fast verzweifelten Geste durch die Haare. Dabei wirft er mir vernichtende Blicke zu, die jedoch bei jedem weiteren Mal an Standhaftigkeit verlieren. Seine Maske rutscht und ich bin begeistert, dabei zusehen zu können. Er dreht sich mehrmals um sich selbst, läuft wie ein Tiger auf und ab und scheint sich zu überlegen ob er noch etwas sagen soll, doch schließlich gibt er klein bei und marschiert mit ausgreifenden Schritten in Richtung Haus. Ich setze ihm augenblicklich nach, bekomme ihn am Arm zu fassen und zerre ihn in die entgegengesetzte Richtung, an der Limousine vorbei und hinein in die Parkanlage. Er wehrt sich heftig, doch gegen meine Kraft kann er nichts ausrichten. Ich schleife ihn bis zu dem Pavillon der in diesem Teil des Gartens steht, knalle ihn dort gegen einen der Holzpfosten und stütze mich links und rechts neben ihm ab. "Was fällt Ihnen ein?!", wettert er sofort los und ich lege ihm bestimmt eine Hand auf den Mund. Markus zögert jedoch keine Sekunde lang und beißt wirklich feste ins Fleisch hinein sodass ich beinahe laut aufgeschrieen hätte. Ich verkneife mir jedoch jeden Schmerzenslaut und zwinge seinen trotzigen Blick auf mein Gesicht. "Mir fällt 'ne verflucht ganze Menge ein", knurre ich bedrohlich, schiebe mich näher an seinen herrlichen Körper heran, fasse mit meiner freien Hand in seinen Nacken und halte ihn dort fest. "Zum Beispiel auch, dass ich ein verdammt stolzer Kerl bin, der einfach nicht drauf steht wie 'ne Marionette behandelt zu werden." Die Worte bewirken bei Markus, dass er seine Gegenwehr einstellt und mich mit ärgerlichem Interesse mustert. Seine Aufmerksamkeit liegt nun ganz bei meinen Worten und unbewusst lässt er meine Hand aus seinem Biss frei. "Es war 'ne ganz schön erfolgreiche Anmache von Ihnen, damals", erkläre ich mich weiter, werde mit jeder verstreichenden Minute unruhiger. "Aber ich hab durchaus gemerkt, dass Sie einfach die Zügel nicht abgeben wollten. Ich sollte Ihnen zu Diensten sein, mehr nicht. Darauf steh' ich nicht." Mit zusammengekniffenen Augenbrauen sieht Markus mich nun an, senkt schließlich den Blick und aus seinem ganzen Körper weicht die Anspannung sodass ich ihn einem Reflex folgend mit beiden Armen auffange und zu der Bank hieve, die im Pavillon steht. Er lässt sich etwas kraftlos darauf sinken, behält seine Hände jedoch auf meinen nackten Schultern und sieht mich mit einer etwas zweifelnden Mine an. "Ich... bin so jemanden wie Sie... einfach nicht gewohnt", gesteht er leise und mein Herz macht in diesem Moment einen wahnsinnig großen Aussetzer. "Jemand, der Sie einfach stehen lässt?", necke ich ihn schmunzelnd, hebe sein Gesicht vorsichtig an und sehe ihm direkt in die Augen. Sein Lächeln ist schwach und verunsichert und so bezaubernd wie keines zuvor. "Ehrlich gesagt machen Sie mir Angst, Dominic. Der Einfluss den Sie auf mich haben und... über den Sie sich wohl kaum im Klaren sind", brummt er, rauft sich einmal durch die Haare und blickt stur an mir vorbei. Der Kerl ist aber auch wirklich hart zu knacken. "Sie sagen ja nie was", tadle ich ihn. "Wie soll ich da was wissen?" "Wie könnte ich etwas sagen!" Ruckartig steht er auf, haut mir beinahe sein Knie ins Gesicht, dem ich jedoch noch knapp ausweichen kann. Verärgert schaut er auf mich herunter. Seine Augen huschen über meinen nackten Oberkörper, bleiben an den Armen etwas länger hängen, ehe sie bis zum Ansatz des Hosenbundes kommen, bevor er sich zusammen reißt. Ich kann mitverfolgen wie sich seine Maske wieder zusammensetzt, er sich gegen alles abschottet was ich ihm noch sagen könnte. Ich verliere ihn. Doch nun weiß ich es! Ich weiß, dass ich ihm etwas bedeute, wenn auch nur in sexueller Hinsicht, aber er kann nicht von mir lassen und ist ganz angetan von dem was er gerade sieht. Ich habe Einfluss über ihn, den er sich nicht eingestehen will, den er ablehnt, weil er sich bloß in der Position des Adligen und des Firmenchefs sieht. Er kann einfach nicht loslassen und sich entspannen. Nicht einfach nur... ein Mann sein. Ein Mann mit Bedürfnissen wohlgemerkt. "Sie wollen mich", stelle ich sachlich fest, bemerke sein erschrockenes Zusammenzucken. Als ich mich aufrichte, schüttelt er vehement den Kopf, sucht den Abstand zu mir, doch ich gebe ihn nicht frei. Ich halte ihn mit beiden Händen fest, drücke ihn nah an meinen Körper und lasse ihm keinerlei Spielraum. "Sie wollen mich. Und wie", flüstere ich ihm heiser ins Ohr und nutze diese günstige Gelegenheit zu meinem Vorteil aus. Hart presse ich meinen Mund auf seine Lippen, zwinge sie mit meiner Zunge auseinander und als ich mich mit Nachdruck in seine warme Mundhöhle vordränge, entkommt ihm ein ersticktes Stöhnen. Als ich seine Hände freigebe, schlingen sie sich sofort um meinen Nacken und er presst sich noch mehr an mich, öffnet ganz freiwillig seine Beine für mich und gemeinsam sinken wir auf die Bank zurück. Ich drehe mich mit ihm herum, damit er bequem auf meinem Schoß sitzen kann. Es ist überwältigend wie ausgehungert wir übereinander herfallen und irgendwo in meinem Herzen keimt das winzige Gefühl der Hoffnung auf, dass nicht nur ich mehr als reine Lust empfinde. Das hier ist ganz anders als jeder sonstige Sex. Es ist intensiver, leidenschaftlicher und viel erfüllender. Es tut gut zu wissen, dass ich seinen Körper an mich pressen kann und nicht den von irgendeinem dahergelaufenen Kerl. Markus' lusttrunkene Stimme geht wie ein Blitzschlag nach dem anderen durch meinen Körper. Ich verschlinge ihn geradezu mit meinen Lippen und er erwidert es auf dieselbe intensive Art und Weise. Seine Hände rennen wie wild über meine Arme, kratzen über die Haut und schieben sich schließlich zwischen ihnen hindurch damit er sie auf meinen Rücken legen kann. Er winkelt seine Beine noch ein wenig mehr an und als ich seinen herrlichen Hintern umfasse entfährt ihm ein lang gezogenes Stöhnen. Zufrieden grinsend schiebe ich ihn näher an mich heran und beinahe sofort lässt er seine Hüfte gegen mich rollen. Ich keuche überrascht, fasse ihn im Nacken, reiße seinen Kopf zurück und versenke meine Zähne in seinem Hals. Er röchelt ein wenig, lässt jedoch noch einmal sein Becken nach vorne schnellen. "Mir geht's genauso", raune ich ihm ins Ohr, beiße einmal zärtlich hinein und bringe ihn so dazu den Kopf zur Seite zu neigen. "Ich fahr total auf dich ab." Ich bekomme keine genau artikulierte Antwort, doch das stört mich nicht im Geringsten. Mit meinen Händen reiße ich das Hemd aus seiner Hose, fahre ungeduldig darunter, streiche fest über seine Seiten was ihn in meinen Armen erscheuern lässt. Seine Lippen geistern über meinen Hals, liebkosen da meine empfindliche Stelle und ich kann beinahe nicht mehr an mich halten. Es wäre mir so egal wie weit wir hier gehen, allerdings habe ich trotz allem ein ungutes Gefühl dabei. Dieses verstärkt sich, als ich mit einem Mal seine vorwitzigen Finger an meiner Hose spüren kann wie sie versuchen unter den Stoff zu kommen. Bestimmt schiebe ich Markus von mir. "Nichts da", knurre ich. "Wieso?", fragt er verwirrt, streicht sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Weil es so rum sicherlich nicht funktioniert", beharre ich stur. Markus' Blick verfinstert sich und er rutscht ein wenig auf meinem Schoß hin und her was für mich eher schmerzhaft als anregend ist. Doch ich verkneife mir jeden Laut. "Wie Sie wissen war ich bisher immer der Mann", wirft er ein. "Liegt daran, dass Sie als einziger anwesend waren", brumme ich. "Aber mit mir sind wir schon zu zweit." Irritiert zieht er die Augenbrauen zusammen, gleitet von mir herunter und kommt auf etwas wackligen Beinen schließlich zum stehen. Er verschränkt die Arme vor der Brust und schiebt kampfeslustig sein Kinn nach vorne. "Sie glauben doch wohl nicht ernsthaft, dass ich für Sie die Beine breit mache?!" Mit einem dunklen Lachen erhebe ich mich, trete auf ihn zu und mustere ihn unverhohlen kühl und abschätzend. Irgendwie hatte ich so was erwartet. Als ob der reicher Pinkel so schnell über seinen Schatten springen könnte. "Wenn Männer mit Frauen schlafen, ist der Mann immer oben, aus ganz natürlichen Gründen. Aber wenn Männer mit Männern schlafen funktioniert das Ganze etwas anders", sage ich knapp, lehne mich zu ihm vor. "Und falls du es vergessen haben solltest... du hast bereits deine hübschen Beine für mich breit gemacht." Mit diesen Worten lege ich meine Lippen erneut fordernd auf die seinen, schlinge meine Arme um seinen Körper, ziehe ihn an mich heran, dränge mich zwischen ihn, erobere und beherrsche ihn. Ja, so lieben Männer. Sie ringen miteinander bis einer von ihnen die Oberhand behält. Es ist ein reiner, unverfälschter Machtkampf und allein der Stärkere gewinnt. Der, der sich das Recht auf Führung verdient hat. Dass Markus glaubt, dass er alles bestimmen kann, nur weil er adlig und reich ist, ist lächerlich. So leicht lasse ich mich von niemandem um meinen freien Willen bringen. Ein stechender Schmerz durchfährt mich und augenblicklich weiche ich zurück. Seine funkelnden grünen Augen durchbohren mich und ich muss unwillkürlich schmunzeln. Sein Kampfgeist ist erwacht. "Genau", flüstere ich ihm zu. "So lieben Männer." Damit trete ich an ihm vorbei, verlasse den Pavillon, durchquere mit langen Schritten den Park und komme bald darauf wieder bei der Limousine an, die noch immer draußen steht. Ich beuge mich zu der Politur herab, greife sie auf und mache mich wieder an die Arbeit, so als ob rein gar nichts geschehen wäre. Innerlich zähle ich die Minuten die es dauert bis er an mir vorbeikommt. Wenn er sich überhaupt traut. Es überrascht mich ein wenig als er nach nur etwa sechs Minuten tatsächlich erhobenen Hauptes und mit wohl geordneten Kleidern an mir vorüberrauscht, mich keines Blickes würdigt und mich damit nur leise auflachen lässt. Ich fahre mit der Zunge über meine Unterlippe und spüre ganz genau, wo er mich gebissen hat. Markus ist es nicht gewohnt dominiert zu werden und würde sich wahrscheinlich wundern, wenn er wüsste, dass ich im Gegensatz zu ihm durchaus schon einmal die untere Position eingenommen habe. Aber anders als er habe ich mich schon immer nach einem männlichen Gegenpart gesehnt. Und Dominanz hat nicht unbedingt etwas mit körperlicher Stärke zu tun. Auch wenn ich zugebe, dass das in unserem Fall wohl auch eine gewisse Rolle spielt. Ich poliere die Limousine zu Ende, schiebe sie dann mit Karls Hilfe (der gerade vom hinteren Teil nach vorne kommt) in die Garage zurück und entschließe mich dazu, auch heute wieder im Anwesen zu bleiben. Da es morgen recht früh losgeht, will ich mir den Stress nach Hause zu fahren nicht antun. Gemeinsam mit meinem Kollegen betrete ich das Anwesen, lasse mich in der Küche mit etwas Essbarem versorgen und verziehe mich dann auf mein Zimmer, wo ich unter der lauwarmen Dusche an die Ereignisse im Pavillon denke und mich dabei selbst befriedige. Das Markus aber auch eine so harte Nuss sein muss. Er kann einfach nicht aufgeben und sieht sich immer in dieser Machtstellung. Das werde ich ihm austreiben müssen. Oder ich kündige. Aber nachdem ich einmal Blut geleckt habe, ist das keine Option mehr für mich. Ich will Markus haben! Mit diesen Gedanken werfe ich mich aufs Bett und schlummere, von den Anstrengungen des Tages erschöpft, bald ein. Es ist traumlos und erholsam und am nächsten Morgen komme ich gut aus den Startlöchern, bin sogar einer der Ersten, die auf den Beinen sind. Ich kontrolliere noch einmal alle Wagen persönlich, frühstücke dann kurz, hole meine Uniform aus der Waschküche ab, werfe mich in Schale und bin für die erste Fahrt bereit, als ich Markus die große Treppe hinunter kommen sehe. Als er aufblickt, grinse ich ihn an, was er jedoch gekonnt ignoriert. Er spricht mit Sophie und Gerhard einige Details durch und befindet sich auch noch immer in diesem Gespräch als es für Karl und mich Zeit wird die ersten Gäste abzuholen. "Alles klar?", frage ich Karl, der ein wenig nervös wirkt. Er ist noch nicht lange dabei und hat außer Markus noch niemanden aus der Familie befördert. "Geht schon", murmelt er, greift die Autoschlüssel die ich ihm hinhalte, nickt noch einmal kurz, strafft die Schultern und stapft entschlossen auf die Eingangstür zu. "Wir fahren dann", rufe ich über die Schulter an Sophie und Gerhard gewannt, doch als ich kurz zurückblicke bemerke ich Markus' eindringlichen Blick der sicherlich überall liegt nur nicht auf meinem Gesicht. Als er mein Starren bemerkt reißt er sich augenblicklich von meiner Kehrseite los und hat sogar den Anstand ein wenig zu erröten. Ich grinse in mich hinein, folge Karl dann auf das Grundstück hinaus, besteige den silbernen BMW und fahre meinem Kollegen voraus. Die ersten Gäste die wir abholen sind irgendwelchen entfernten Cousins und Cousinen sowie eingeladene Freunde der Familie. Es ist bis auf den regen Verkehr in der Stadt sehr angenehm und ich habe das Glück, dass ich meistens die älteren Herrschaften kutschieren darf, die in der Regel nur wenig reden oder zumindest etwas halbwegs Sinnvolles äußern. Karl ist am Nachmittag jedoch total geschlaucht und hängt wie ein Schluck Wasser in der Kurve. "Reiß dich zusammen", ermahne ich ihn, da er für alle Gäste offensichtlich einfach nur dumm in der Gegend herumsteht. Er zuckt jedoch nur mit den Schultern reicht mir die Autoschlüssel und wirft die Fahrermütze achtlos von sich. "Was tust du?" "Ich kündige." "Was?", keuche ich verwirrt, doch scheinbar ist es Karls Ernst. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren dreht er sich herum verschwindet irgendwo im Gemenge und ist schließlich nicht mehr zu sehen. Ich wusste ja, dass Karl immer der lockere Typ war und genau wie ich nicht wirklich in diese Jobsparte gepasst hat, aber anders als ich hat er eine gesonderte Ausbildung als Fahrer absolviert. Er hat diesen Beruf aus freien Stücken gewählt, während ich ihn vom Arbeitsamt aufs Auge gedrückt bekommen habe. "Das darf ja wohl nicht wahr sein!", keife ich wie wild los, als ich mich kurz darauf in der Küche wieder finde, in der ich ohne groß aufzufallen meinem Ärger Luft machen kann. Einige der Köche schauen erschrocken drein, doch jeder hat im Moment genug mit sich selbst zu tun, als das sie groß auf mich und meine Probleme achten. Ich greife mir von irgendwoher einen Stift, ziehe Markus' Fahrplanzettel aus der Tasche und kritzle wie irre darauf herum. Ich checke die Zeiten ab, lege Familienmitglieder zusammen und versuche mir alles so genau wie möglich zu merken, gehe auf den Strecken eventuelle Abkürzungen durch und raufe mir dabei die Haare. So verantwortungslos wie Karl kann man doch einfach nicht sein! "Wo gehst du hin?", ruft mir Sophie hinterher, als sie aus dem Salon kommend bemerkt, dass ich mich erneut auf den Weg mache. Eigentlich wäre ich jetzt fast mit meinen Leuten durch gewesen und hätte nur noch auf den alten Herrn und den Onkel warten müssen, doch dank Karl bin ich bereits zwei Minuten zu spät dran um noch rechtzeitig die beiden Tanten abzuholen. "Karl hat gekündigt! Ich geh’ retten was zu retten ist!", rufe ich der Hausdame zu, eile im Lauftempo durch die Tür und wäre beinahe mit Markus zusammengestoßen, der gerade einer betagten alten Dame hinein hilft. Im letzten Moment kann ich mich noch abfangen. Mich um die eigene Achse drehend nehme ich dann wieder volle Fahrt auf, springe die Treppenstufen alle auf einmal herunter, hechte über die Einfahrt, tausche noch schnell die Wagen aus und fahre recht flott an. In der Stadt bin ich um einiges zu schnell, nehme die Kurven viel zu scharf und fahre wie die letzte gesenkte Sau. Das gerade keine Polizeikontrolle unterwegs ist, ist aber auch mein einziges Glück. Mit einer Verspätung von exakt drei Minuten komme ich am Treffpunkt an, verstaue das Gepäck der Damen im Kofferraum, bin bei den letzten Griffen noch behilflich und fahre dann auch schon wieder weiter. "Entschuldigen Sie meine Verspätung, es gab eine kurze Verzögerung im Zeitplan." "Ach das macht doch nichts, junger Mann", wiegelt eine der beiden ab, wirft mir ein charmantes und sicherlich mit Hintergedanken bestücktes Lächeln zu. Während der doch etwas rasanteren Fahrt habe ich alle Hände voll zu tun die beiden Frauen bei Laune und ihre Aufmerksamkeit von der Straße zu halten. Ich verwickle sie in Gespräche, lasse mir Witze und Familiengeschichten erzählen und bin letztendlich einfach nur froh, als wir beinahe pünktlich beim nächsten Abholort ankommen. Dort jedoch stelle ich fest, dass zumindest eine der Frauen ein Problem mit unserem männlichen Gast hat, der jetzt dazu steigt. Ein Streitgespräch allererster Güteklasse entbrennt und bringt mich beinahe dazu beim Abbiegen an der grünen Ampel in einen anderen Wagen hineinzusteuern. Erst rede ich mit wahren Engelszungen à la Sophie auf die Insassen ein, doch da ich offensichtlich über keinerlei Talent in derlei Hinsicht verfüge, lasse ich es bald sein. Stattdessen spiele ich jetzt mit offenen Karten, schmiere hin und wieder ein wenig Honig um die reichen Mäuler und danke dem Himmel, als wir wieder bei Anwesen ankommen und sich der Streit zumindest ein wenig gelöst zu haben scheint. Zumindest reden die Parteien jetzt wieder wie echte Menschen miteinander. Markus, der seine Gäste persönlich an der Tür empfängt ist mehr als nur überrascht als er bemerkt wen ich da alles auf einem Haufen anschleppe, doch noch bevor er ein Wort an mich richten kann, bin ich auch schon wieder eingestiegen und abgefahren. Es stehen noch insgesamt acht Personen auf meiner Liste plus den Vater und Onkel. Zeitlich bekomme ich alles nur hin, wenn deren Flug zumindest eine halbe Stunde Verspätung hat. Ich rase also den ganzen Tag einmal quer durch die Stadt und wieder zurück, treffe dabei auf die merkwürdigsten Menschen in meinem ganzen Leben und frage mich ernsthaft wie Markus es mit solch einer Verwandtschaft aushalten kann. Der Streit von vorhin war ein Zuckerschlecken gegen die Unartigkeit und Rotznäsigkeit der drei Kinder, die ich danach herumfahren muss und die von ihrer Mutter total ignoriert werden. Außer dem Geplärre der Kleinen herrscht eisiges Schweigen im Wagen wofür ich zwar auch ganz dankbar bin, was es mir aber trotzdem nicht unbedingt leichter macht. Es folgen noch diverse Großnichten und -neffen sowie ein alter Freund der Familie, mit dem ich mich tatsächlich ganz gut unterhalten kann, der jedoch bei den anderen nicht besonders hoch im Kurs zu stehen scheint. Als er permanent unterbrochen und beleidigt wird, platzt mir irgendwann der Kragen und ich lenke den Wagen an den Straßenrand, setze den Blinker, drehe mich zu den Teenies herum und lasse einen Anschiss vom Stapel wie sie ihn sicher kein zweites Mal in ihrem Leben erhalten werden. Als einer der Jungs daraufhin aussteigen will, setze ich ihm augenblicklich nach, verfrachte ihn erneut ins Auto, prügle die Kindersicherung rein und liefere die schmollenden und kratzbürstigen Zwerge danach so bei meinem Arbeitgeber ab. "Die gehören windelweich geprügelt", maule ich Markus entgegen als ich das Gepäck der Gören aus dem Kofferraum hieve und fange mir dadurch einen missbilligenden Blick von Sophie ein, die direkt neben ihm steht. Was Markus gerade denken mag, weiß der Himmel allein. "Haben Sie vielen Dank, junger Mann", wendet sich der Freund des Großvaters an mich, drückt meine Hand und schenkt mir ein aufrichtiges Lächeln. "Gern geschehen, Sir", beuge ich mich ein wenig zu ihm herab, um mit ihm auf Augenhöhe stehen zu können. "Es war mir eine wirkliche Freude." Daraufhin lacht der kleine Mann, klopft mir auf die Schulter, zwinkert mir zu und begrüßt dann Markus, der ihn mit einem freundlichen, wenn auch verwirrtem Lächeln empfängt. Als die beiden im Haus verschwunden sind, schüttle ich einmal die Schultern aus, drehe den Kopf hin und her und versuche mich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Sophie steht nach wie vor in der Tür und mustert mich eingehend. "Nur noch drei", erzähle ich ihr. "Jetzt liege ich zwar wieder gut in der Zeit, aber wenn ich zwischendurch zum Haus zurückfahre, komme ich zu spät. Sag mir, dass die drei sich wenigstens verstehen." "Es sind Markus Geschwister. Die werden sich benehmen", antwortet Sophie. "Na hoffentlich", lächle ich ihr schwach zu, schließe den Kofferraum, umrunde den Wagen und greife gerade nach der Tür, als mich eine leise Stimme zurückruft. Als ich aufblicke hat sich Sophie scheinbar in ein perfektes Abbild von Markus verwandelt, der jetzt am oberen Absatz steht und nur zögernd den Blick in meine Augen wagt. "Ja, Sir?", frage ich korrekt nach, komm jedoch nicht umhin das Zusammenzucken des anderen zu bemerken und frage mich, was es damit wohl auf sich haben mag. "Sophie hat mir von Karls Kündigung erzählt", beginnt er so leise, dass ich ihn kaum verstehen kann. Als ich meine Hand von der Tür nehme, den Wagen erneut umrunde und auf ihn zugehe, weicht er ein wenig zurück, landet jedoch bloß am Holzrahmen. Etwa zwei Meter vor ihm bleibe ich stehen, sehe ihm direkt ins Gesicht und lächle ihn an. Offensichtlich hat ihn unser Gespräch von gestern nicht ganz kalt gelassen. "Ich tue mein Bestes um die Familie sicher hierhin zu bringen und du tust dein Bestes damit sich alle irgendwie vertragen, nicht wahr?" "Ja", stimmt er mir zu, wird dabei etwas mutiger und strafft seine Haltung. "Dann ist alles gut." Ich unterdrücke den Drang ihm über die Wange zu streicheln erfolgreich, deute stattdessen eine Verbeugung an, was ihn beinahe endgültig die Fassung verlieren lässt und während ich mich noch über seinen Ausdruck amüsiere, steige ich in den Wagen und fahre vom Hof. Vor dem Firmengebäude erwarten mich die beiden ältesten Brüder, die ich bereits etwas näher kenne und die mir tatsächlich die Hand zur Begrüßung reichen. Ich halte ihnen die Tür auf, verstaue das Gepäck sicher im Kofferraum und fahre weiter. Als sie danach fragen, berichte ich ihnen dass wir zunächst einen Umweg fahren werden um ihre Schwester von der Nachhilfe abzuholen, doch keiner der beiden erhebt Einwände. Eine Zeit lang stellen sie noch ein paar Fragen über die Anzahl der Gäste und wann ihr Vater erwartet wird, doch schließlich versinken sie in einem Gespräch über ihre Arbeit. Ich lasse die beiden unbehelligt bis wir in die Straße einbiegen, in der wir ihre Schwester erwarten. Allmählich drossle ich das Tempo, komme auf der gegenüberliegenden Seite des Privathauses zum stehen und warte bei abgeschaltetem Motor. Nach zwei verstrichenen Minuten steige ich aus, ziehe meine Mütze zurecht und überquere die Straße. Gerade als ich klingeln will, wird die Tür von innen geöffnet und die junge Dame schaut überrascht zu mir auf. "Oh, Entschuldigung", spricht sie leise, legt dabei die Hand über ihre Lippen. "Es hat ein bisschen länger gedauert und ich habe mich verspätet." "Kein Grund zur Sorge, Miss", antworte ich höflich. Ich biete ihr meinen Arm an, so wie ich es von Gerhard gelernt habe und bringe das Mädchen, dass kaum älter als achtzehn zu sein scheint, zu ihren wartenden Brüdern. Die Männer nehmen ihre Schwester in die Mitte, und während sich ein familiäres Gespräch entspinnt fahre ich nun deutlich entspannter zum Anwesen zurück. Markus' Familie überrascht mich immer wieder. Sein Vater geht mit strammen Schritten auf die sechzig zu, sein ältester Bruder nähert sich langsam den vierzig, der zweite im Bunde ist auch bereits fünfunddreißig, Markus selbst hat dieses Jahr die runden dreißig erreicht und dann kommt eine riesige Lücke. Das Mädchen, dass ich jetzt im Wagen sitzen habe ist die älteste Tochter und (wie ich durch Lauschen gerade herausgefunden habe) junge zwanzig. Das nächste Mädchen dürfte dann wohl um die achtzehn sein und das jüngste Kind, der insgesamt vierte Sohn ist gerade einmal fünf. Die Potenz des Vaters hat sich wohl bis ins hohe Alter gehalten. Bei den Mädchen mag es noch hinkommen, aber ob der Kleine wirklich von Markus' Mutter stammt, wage ich ernsthaft zu bezweifeln. Selbst bei den Töchtern wäre ich mir nicht ganz so sicher. Denn die gute Frau ist immerhin auch schon sechsundfünfzig. Wäre also bereits bei der zweiten Tochter problematisch. Allerdings habe ich nie ein derartiges Gerücht gehört, man munkelt sicherlich hinter vorgehaltener Hand, aber von so etwas bekomme ich in meiner Position selbstverständlich wenig mit. Ohne große Verspätung komme ich beim Anwesen an, halte eine der Türen auf, reiche der jungen Dame meine Hand und mache mich unverzüglich an das Ausräumen des Gepäcks. Aus dem Augenwinkel heraus beobachte ich die Begrüßungsszene zwischen den Geschwistern und stelle fest, dass Markus eine offensichtliche Schwäche für seine Schwester zu haben scheint, während die Männer an sich eher förmlich wirken. Alle vier verschwinden im Haus und ich atme erleichtert aus. Zwei Jungs kommen angetrabt um mir das Gepäck abzunehmen und zu den Zimmern zu bringen, während ich den Wagen zurück in die Garage fahre. Jetzt muss ich nur noch einmal raus, dann ist es für den heutigen Tag geschafft. In der Küche setze ich mich in eine halbwegs ruhige Ecke, bekomme von Rick eine warme Mahlzeit vorgesetzt und dann hat er tatsächlich noch ein bisschen Zeit mit mir zu reden. "Wie lief's? Hab gehört Karl hat mitten im Trubel geschmissen?" "Ja", brumme ich. "Ich habe die unmöglichsten Familienkombinationen angeschleppt. Und diese Großnichten, oder wer die Gören auch immer waren, habe ich auf dem Rückweg zusammengeschissen." "Ach du je", seufzt Rick auf, setzt sich mir gegenüber an den kleinen Tisch, den sie hier stehen haben und meistens für ihre Pausen benutzen. "Bist du denn durch?" "Es fehlt nur noch der Vater. Und der Onkel. Aber der Flug hat Verspätung." "Ach ja, die wollten ja fliegen." Ich nicke Rick zu, lasse mich kurz über den Zustand im Haus ins Bild setzen und bin froh, dass ich davon so gut wie nie etwas mitbekomme. Derzeit sind wohl alle Gäste verstreut, entweder beim auspacken auf ihren Zimmern oder im großen Salon. Manche haben sich noch ein kleines und eher verspätetes Mittagessen auftischen lassen und grundsätzlich herrscht beim gesamten Hauspersonal Druck und schlechte Laune. Sophie scheucht wohl die Zimmermädchen durch die Gegend, während Gerhard den Kellnern und Pagenjungen die Hölle heiß macht. Überall ist was los und selbst in der Küche brennt es richtig, denn die Vorbereitungen für das extravagante Dinner sind noch lange nicht abgeschlossen. Rick macht sich deswegen auch schon nach wenigen Minuten wieder an die Arbeit und als es mir zu hektisch wird, verziehe ich mich. Draußen in der Eingangshalle laufe ich Markus über den Weg, der gerade in ein Gespräch mit seinen beiden Brüdern vertieft ist. Als er mich jedoch abwartend im Kücheneingang stehen sieht, winkt er mich heran. "Was gibt es?", will es routiniert wissen und ich spüre die Blicke der beiden älteren Männer auf mir ruhen. "Ich melde mich mit Ihrer Erlaubnis ab, Sir, und ziehe mich auf mein Zimmer zurück." "Gab es Schwierigkeiten?" "Nichts Erwähnenswertes, Sir." "Wir sprechen dennoch darüber", bestimmt er. "Ja, Sir", gebe ich mich geschlagen. "Ich ziehe mich dann zurück." "Tun Sie das. Ich lasse bei Ihnen durchrufen, wenn ich genaueres über den Verbleib meines Vaters erfahre." "Sehr wohl." Damit trete ich von ihm zurück, nicke seinen Brüdern kurz zu und verschwinde dann mit zielgerichteten Schritten die Treppe hinauf und in den Trakt der Angestellten. Ich suche mein Zimmer, lasse erleichtert die Tür hinter mir zufallen, schäle mich noch aus meiner Fahreruniform und lasse dann alles an mir abprallen. Wie tot falle ich ins Bett, schließe die Augen und schlafe tatsächlich wie ein Stein, bis mich das Klingeln des Telefons aus all meinen Träumen reißt. "Hier Zorac", brumme ich in den Hörer. "Ich hatte vergessen, dass Sie einen solch exotischen Nachnamen tragen", höre ich Markus amüsierte Stimme und grummle ein wenig ärgerlich in mich hinein. "Wollten Sie nicht jemand anderen durchrufen lassen?", stichle ich, setze mich währenddessen auf und angle nach meiner Uniformhose. "Der Herr tut, was dem Herrn gefällt", zieht er mich auf. "Nicht vergessen", mahne ich ihn lauernd. "Es gibt zwei von der Sorte." Eine Weile ist es daraufhin still am anderen Ende der Leitung ich kann mir ein kehliges Auflachen nicht verkneifen. Markus ist eindeutig verstimmt, versucht jedoch sich davon nichts anmerken zu lassen und gibt mir stattdessen lieber die Ankunftszeit des Fliegers seines Vaters durch und teilt mir mit, dass ich außerplanmäßig allein fahren werde. Ich bestätige ihm die Informationen und lege ohne ein weiteres Wort auf. Da ich weiß wie schwierig es ist mit einer Limousine einen ordentlichen Parkplatz zu bekommen, mache ich mich ohne jede Verzögerung auf den Weg. Kapitel 3: Wovor er sich fürchtet --------------------------------- Beim Flughafen angekommen suche ich mir einen Platz, der mir das Ausparken nicht unnötig erschwert und der nicht allzu weit vom Eingang entfernt liegt. Da die beiden Herren wissen, dass sie abgeholt werden, kann ich mich hier einen Moment lang ausruhen und vorfahren sobald ich sie herauskommen sehe. Die Ankunft der beiden verzögert sich jedoch um eine halbe Stunde und ich muss schon befürchten, dass der Flug weitere Verspätungen hat, als ich dir mir vage bekannten Gesichter zwischen all den Leuten ausmachen kann. Mit Vorsicht und Fingerspitzengefühle drehe ich die Limousine, setze dann vor und komme vor den Füßen der Männer zum stehen. Ich steige aus, umrunde den Wagen, öffne die Tür und halte die andere Hand für jedes weitere Gepäckstück offen. Doch scheinbar reisen die beiden mit einem persönlichen Assistenten, der hinter ihnen auftaucht, auf mein Geheiß hin den Kofferraum öffnet und schließlich zu den beiden ins Innere des Wagen steigt. Ich schließe die Tür, lasse mich auf den Fahrersitz sinken und trete die Heimreise an. Als sich der Tag dem Ende neigt bin ich mit mir und meiner Leistung zufrieden. Auch wenn ich die Kinder zu Recht gewiesen habe... alles in allem war es ein Erfolg. Alle sind sicher und ohne allzu große Verspätungen angekommen. Jetzt habe ich erst einmal bis zum Abreisetag meine Ruhe. Zwischendurch muss ich natürlich immer mal wieder den Wagen anschmeißen, aber da ich der persönliche Chauffeur des Hausherren bin, obliegt es diesem zu entscheiden, wann meine Dienste wirklich von Nöten sind. Die ganze nächste Woche über bleibe ich im Anwesen, immer auf Abruf bereit. Jetzt, da Karl gekündigt hat, werde ich wohl sowieso kaum noch Gelegenheit haben in meine eigene Wohnung zu fahren, bis ein Ersatz eingestellt ist. Reguläre Schichtzeiten kann ich getrost vergessen. Ich mache mich der Familie gegenüber so rar wie ich kann, werde nur ein paar Mal heruntergeklingelt um meinen Dienst zu tun und kümmere mich ansonsten um die Reinlichkeit der Autos. An einem heißen Nachmittag habe ich sogar Gefallen daran den Gärtnern beim Gießen der Pflanzen ein wenig unter die Arme zu greifen. Völlig verschwitzt, verdreckt und nass komme ich so durch einen der Boteneingänge ins Haus hinein und will mich in meinem Zimmer frisch machen, halte jedoch überrascht inne, als ich vor meiner Tür eine der beiden Frauen stehen sehe, die ich noch persönlich hierhin gefahren habe. Irgendeine Tante war das, wenn ich mich recht entsinne. Als ich mich bemerkbar mache, dreht sie sich erschrocken um, setzt dann ein dermaßen falsches Lächeln auf, dass mir fast mein Mittagessen wieder hochkommt. "Kann ich Ihnen helfen, Ma'am?", frage ich sie und weiß im gleichen Augenblick, dass dies genau die falsche Frage war. Ihr Blick wird schlagartig lüstern und sie mustert mich ganz unverhohlen von oben und unten, versucht mich dazu zu verführen meine Zimmertüre für sie zu öffnen. "Verzeihen Sie, Ma'am, aber das werde ich nicht tun", weise ich sie ganz unverfroren ab, was sie ernsthaft zu schockieren scheint. Sie startet einen neuerlichen Versuch, doch da ich nicht gerade der sanfte Kuschelbär bin, packe ich sie lediglich grob am Arm, bugsiere sie den Flur entlang bis zur großen Treppe und lasse sie keifen und kreischen so viel sie will. "Wie können Sie es wagen mich derart grob anzufassen?", krakeelt sie lauthals durch den gesamten Eingangsbereich, wodurch augenblicklich die Salontüren auffliegen und sich ein Teil der Verwandtschaft neugierig einfindet. "Bitte senken Sie Ihre Stimme", zische ich ihr warnend zu, doch das kümmert sie alles nicht. Sie schreit und kreischt ihre Wut über meine Ablehnung heraus, wobei sie die Tatsachen selbstverständlich verdreht. Schließlich bin ich ja hier der böse Grobian wie alle sehen können und habe versucht sie mit Gewalt in mein Zimmer zu zerren. Als sie mir dann auch noch vorwirft ein Lügner und Lüstling zu sein, reißt mein ohnehin nur zarter Geduldsfaden. "ES REICHT!", brülle ich sie energisch an, was sowohl sie, als auch die Familie und alle gerade anwesenden Bediensteten zusammenzucken lässt. Aber jetzt sehe ich tatsächlich rot. "Erst haben Sie die Unverfrorenheit bewiesen mir vor meinem eigenen Zimmer aufzulauern und sich dabei noch nicht einmal die Mühe gemacht zu verstecken weswegen Sie zu mir gekommen sind und dann besitzen Sie auch noch die Frechheit mich in meinem EIGENEN Haus derart zu beleidigen!" "Dieses Haus gehört Ihnen nicht!", wirft sie vehement ein, reißt sich von meinem harten Griff los, doch ich bekomme sie erneut zu fassen, wirble sie zu mir herum und sehe ihr direkt und mit einem bösartigen Funkeln in die Augen. "ABER ICH LEBE HIER!", beharre ich vehement. "UND SIE SIND NUR GAST!" Die Zeugen dieser Szene halten erschrocken den Atem an und ich bin mir schlagartig meiner eigenen Tat bewusst. Nicht nur das ich eine noble Dame respektloser Weise angeschrien und zu Recht gewiesen habe... jetzt habe ich sie auch noch auf ihren Platz verwiesen. Und das wo ich nur ein kleiner Angestellter bin. Allmählich sickert die Tragweite dieser Situation in mich ein, macht mich jedoch eher wütend als reuevoll, denn ich sehe keinen Grund, warum ich mich von einer dahergelaufenen Tante dermaßen anmachen lassen sollte. Ich sehe mich eindeutig im Recht und nur weil das den adligen Herrschaften nicht passt, ist das nicht mein Problem. "Wie KÖNNEN Sie es wagen?", schrillt mit die hohe Stimme der Dame entgegen und ich setze schon zu einer Antwort an, als sich eine dritte Partei einmischt. "WAS IST HIER LOS?" Nie zuvor habe ich Markus laut werden gehört. Seine Stimme nimmt dabei einen tiefen weithin hallenden Tonfall an, der mir gerade durchs ganze Mark rutscht. Ich schaue nach oben, sehe ihn von seinem Vater flankiert auf dem höchsten Treppenabsatz stehen, beobachte ihn wie er sich langsam in Bewegung setzt, auf uns zukommt und dabei kontinuierlich meinen Blick hält. Dieses Gefühl ist so sexy! Die Dame beginnt sogleich damit ihre Anschuldigungen genauestens zu wiederholen und als sie sogar auf ihre Beleidigungen zurückgreift bin ich kurzzeitig versucht ihre ernsthaft eine runter zu hauen. Der Anblick von Markus' Vater beruhigt dieses Verlangen jedoch, denn der alte Herr hat einen wirklich furchteinflößenden durchdringenden Blick drauf. Er beobachtet mich, dann seine Verwandte, schließlich huscht sein Blick zu seinem Sohn, dessen Augen einmal mehr auf mir ruhen und dessen Lippen sich zu einem fast triumphalen Lächeln verzogen haben. "Werte Dame", spricht er ruhig, lässt endlich von mir ab und widmet seine ganze Aufmerksamkeit seiner Verwandten. "Es tut mir aufrichtig Leid zu erleben wie Ihr mich so schamlos anlügt und einen braven Mann in meinen Diensten derart beschuldigt." "Was redest du da?", verliert die gute Frau beinahe ihre Fassung, wendet sich hilfesuchend an Markus' Vater, der jedoch seinem eigenen Sohn den Rücken zu stärken scheint. Ich selbst habe noch nicht wirklich eine Ahnung worauf Markus hinaus will, doch mir entgehen trotzdem nicht seine heißhungrigen Blicke, die an meiner erdverschmierten Brust hängen. "Dieser Mann", spricht er bedrohlich leise. "ist schwul." Ich bin mindestens genauso überrascht wie die Frau neben mir, auch wenn ich mir der Tatsache, dass ich schwul bin, durchaus bewusst bin. Aber dass Markus das so offen aussprechen würde habe ich ehrlich gesagt nicht erwartet. Ich war innerlich sogar darauf eingestellt, dass er mich vor aller Augen rauswerfen würde. Da ich noch immer wie hypnotisiert auf meinen Arbeitgeber starre, bemerke ich die Hand viel zu spät und eigentlich auch erst wirklich, als sie mich mit voller Wucht im Gesicht trifft. Mein Kopf fliegt herum, dann spüre ich ihre Fingernägel schmerzhaft über meine Haut fahren. Bevor ich mich richtig regen kann, wird sie auch schon von zwei Männern der Familie fortgerissen und in Richtung des Salons verfrachtet. Markus' Vater tritt an mir vorbei, ignoriert mich völlig und scheint dann das Ruder an sich zu reißen. In diesem Trubel geht die Türglocke, Sophie rauscht zum Eingang und lässt das Familienoberhaupt herein. Der alte Mann lässt sich von dem lauten Geschrei, das aus dem Salon dringt, nicht beirren, begrüßt seinen Neffen, der ihm entgegengeeilt ist und betrachtet dann mich mit einem aufmerksamen Blick. Ich kann hören wie Markus sich bei ihm entschuldigt, dann trennen sich die beiden und während der Großvater auf den Salon zuschreitet, kommt Markus auf mich zu. "Folgen Sie mir", raunt er mir zu und ich drehe mich, wie auf einen Knopfdruck hin, zu ihm herum und gehe ihm nach. Er führt mich in den Flur auf dem auch sein Zimmer liegt, steuert dieses sogar direkt an und klingelt, dort angekommen, erst einmal ein Hausmädchen herbei. Diese kümmert sich um meine Kratzer, reinigt und desinfiziert sie und macht sich nach getaner Arbeit wieder rar. "Was ist passiert?", will Markus nun wissen, dreht mein Gesicht in seinen Händen und begutachtet nun seinerseits die Überbleibsel dieser Szene. "Alles was Ihre nette Verwandte zum Besten gegeben hat", antworte ich. "Nur in anderer Rollenverteilung." "Das habe ich mir gedacht", seufzt er leise auf, lässt mich los und schenkt uns beiden ein Glas Whiskey ein. Meines lehne ich jedoch ab. "Sie ist für ihre... Lasterhaftigkeit bekannt." "Eine Warnung wäre nett gewesen", ziehe ich ihn auf, entringe ihm sogar ein schwaches Lachen, dann wird es wieder still. "Frauen können also durchaus dominant sein", sagt er schließlich, sieht mir dabei direkt in die Augen. "Das hatte nichts mit Dominanz zu tun, das war lächerlich", schmettere ich ihn direkt ab, lasse mich ungefragt auf einem der Stühle nieder und reibe mir einmal über die Arme. Da ich eigentlich hatte duschen gehen wollen und noch immer nur noch in meiner kurzen Hose herumlaufe, wird mir allmählich kalt. "Ich verstehe Sie nicht, Dominic", gesteht er schließlich, setzt sich mir gegenüber auf die Bettkante und faltet die Hände in seinem Schoß. "Dann sind wir schon zu zweit", meine ich leise. "Warum lassen Sie mich nicht... oben sein?", fragt er mich, errötet dabei ein wenig und scheint sich tatsächlich dafür zu schämen, dass er so offen heraus gesprochen hat. Ich jedoch finde das erfrischend, lehne mich bequem im Stuhl zurück und schnipse Markus einmal vor dem Gesicht herum, damit er mich ansieht. "Gib mir eine ehrliche Antwort", bitte ich ihn. "Hast du wirklich das Verlangen danach mich zu halten?" "Jeder Mann will das!", beharrt er, doch nach all dem Aufruhr da unten bin ich nur allzu willig ihm hier und jetzt das Gegenteil zu beweisen. Mit einem breiten Grinsen erhebe ich mich, knöpfe mir unter seinem überraschten Blick die Hose auf, lasse sie achtlos zu Boden fallen und trete nur noch mit meinen Shorts bekleidet auf ihn zu. Ich umfasse sein Kinn mit einem harten Griff, zwinge ihn dazu nach oben zu sehen, beuge mich gleichzeitig zu ihm herunter und presse meinen Mund unnachgiebig auf seine Lippen. Ohne mein Zutun öffnet er sich für mich, lässt meine Zunge in seinen Mund gleiten und kommt mir entgegen. Seine Hände legen sich auf meine Hüfte, krallen sich in den Stoff meiner verbliebenen Unterhose und seine Augen halten meinem Blick nicht länger stand, schließen sich genießerisch. Ich spiele eine Weile mit ihm, dränge ihn immer wieder zurück, bleibe hart und fordernd und lasse ihn spüren wie einfach er mir nachgibt. Nein, Markus ist niemand, der jemanden festhalten will. Er ist jemand, der sich gehen lassen und an seine Grenzen getrieben werden möchte. "Siehst du?", hauche ich an seine geröteten Lippen, die mir feucht entgegen schimmern. "Das war doch nur ein Kuss", wiegelt er ab. "Du weißt, dass ich Recht habe", raune ich, stoße ihn mit einer Hand nach hinten aufs Bett und blicke mit Heißhunger auf ihn herunter. Wir starren uns gegenseitig an, versinken in den Augen des anderen und verlieren uns in der Betrachtung des fremden Körpers. In mir peitscht die Lust hoch und ich werde unter allen Umständen zu verhindern wissen, dass wir heute ohne erkennbares Ergebnis auseinander gehen. "Männer", beginne ich, "wollen entweder dominieren, oder dominiert werden. Aber in beiden Fällen geht es ihnen um die Macht. Anders als bei Frauen begegnen sich Männer immer auf dergleichen Stufe. Sie können sowohl oben als auch unten sein und schaffen damit eine Gleichberechtigung zwischen sich. Der Charakter eines Mannes legt letztendlich fest ob er sich unterwirft." "Und du wirst dich nicht unterordnen?", fragt er mich lauernd, steigt dabei zum ersten Mal auf das sehr viel persönlichere Du um. "Nein", bestätige ich lächelnd. "Nicht in nächster Zeit zumindest." "Dann werden wir wohl nicht zusammenkommen", wendet er sich von mir ab, doch ich schubse ihn endgültig auf das Bett, klettere über ihn, presse seine Arme in die nachgiebige Matratze und nippe ganz zärtlich an der warmen Haut seines Halses. "Weißt du", hauche ich dagegen. "Es ist keine Schande, sich auffangen zu lassen." "Ich brauche das nicht", bleibt er eisern, schmiegt sich dabei aber willig gegen meine Lippen. Ich lache rau, wandere weiter hinauf zu seinem Gesicht, schaue ihm tief in die Augen und warte einfach ab. Markus jedoch reagiert nicht, bleibt regungslos unter mir liegen und scheint unschlüssig darüber zu sein was er jetzt tun soll. "Du wehrst dich nicht", stelle ich fest. "Du bist stärker als ich." "Das ist kein Grund", wehre ich ab. Ich lasse ihm wieder Zeit darüber nachzudenken. Wenn ich ihn mir einverleibe, dann will ich, dass es keine störenden Gedanken mehr zwischen uns gibt und die Sache klar geregelt ist. Markus ist mir bereits ins Netz gegangen und ich bin mir sicher, dass er das auch ganz genau weiß. Allerdings bleibt er seiner arroganten adligen Art treu und lehnt mich noch immer ab. "Du warst schon immer schwul, nicht wahr?" "Ja", gestehe ich. "Aber das hat rein gar nichts damit zu tun." "Warum nicht?", fragt er überrascht. "Jemanden zu lieben heißt, nach ihm zu verlangen. Auf jede erdenkliche Art und Weise. Es ist egal welches Geschlecht der andere hat." "Aber du magst doch nur Männer", wirft er verwirrt ein. "Ich sehe den Männern sehr viel lieber hinterher und bin mir deswegen ziemlich sicher sie mehr zu mögen als Frauen, aber wer sagt, dass meine große Liebe nicht vielleicht doch in einem Frauenkörper steckt?", schmunzle ich, lehne mich vor und küsse seine noch leicht geöffneten Lippen. "Hm", lautet sein wohliges Aufseufzen. "Du reagierst doch positiv auf mich", setze ich erneut an. "Schieb alles andere beiseite und lass dich fallen. Ich zeige dir, wie schön du es finden wirst von mir gehalten zu werden." Noch immer sehe ich da eine gewisse Skepsis in seinem Blick, doch schließlich windet er seine Hände aus meinem Griff und schlingt sie um meinen Hals, nickt mir zu und schließt ergeben die Augen. Mein Startschuss ist gefallen. Markus geht es nicht darum ob er schwul ist oder nicht. Das spielt keine Rolle. Er hat einfach nur Angst davor die Kontrolle abzugeben. Es wird viel von ihm erwartet und er spielt immer einen bestimmten Part, von dem er sich nicht loszulösen traut. Ich aber werde mich mit diebischer Freude daran setzen ihm das Denken abzugewöhnen und ihn hungrig nach meinem Körper zu machen. Die Küsse die wir austauschen sind feucht, gierig, unkontrolliert, zügellos, wild und laut. Eine ganze Weile tun wir nichts anderes und doch feuert es uns beide ungemein an. Seine Erregung wächst gegen meinen Bauch und wann immer ich einmal tief Luft hole, brummt er leise. Langsam streiche ich seine Seiten entlang, genieße es wie er sich unter mir windet und koste noch einmal seinen Mund aus, ehe ich mich über seinen ganzen Körper verteile. Ich liebkose jeden Zentimeter, nutze jede erogene Zone aus, die ich bereits kenne, und bringe ihn allmählich dahin, wo wir schon einmal vor ein paar Wochen waren. Willenlos liegt er unter mir, genießt alles was ich mit ihm anstelle, keucht heiser vor sich hin und hält die Augen weiterhin geschlossen. Seine Hände krampfen sich in das Kissen unter seinem Kopf und seine Beine erbeben regelrecht, als ich die Innenseite entlang fahre. Ich hauche meinen Atem gegen seinen Penis und blicke zu ihm auf. In genau diesem Moment öffnet er erwartungsvoll seine Augen. "Hm", brumme ich anerkennend. "Nicht schlecht." "Fass ihn an", seufzt er atemlos, reckt sich mir entgegen, doch ich weiche dem aus, platziere stattdessen einen Kuss auf seinem Bauch. "Nicht heute", entscheide ich. "Warum nicht?" Ich lache auf, ziehe ihn näher zu mir heran und lege dann eine Hand an seine Wange. "Weil ich dich dazu bringen werde, mich darum anzuflehen es zu tun. Aber ich schätze, dass du mir diesen Gefallen, zumindest heute, noch nicht tun wirst." "Nie!", wehrt er sich und ich lache erneut. Ohne noch etwas zu sagen schiebe ich mir meine eigenen Finger in den Mund sauge daran, lecke sie richtig ab und stelle sicher dass sie so feucht wie nur möglich sind. Dabei ruhen Markus' Augen auf mir und ich erwidere seinen Blick gelassen und gefasst. Ich kann sehen wie ihn dieser Anblick anstachelt. Meine freie Hand lege ich an seinen Hals, dann führe ich meine nassen Finger zu seinem Hintern, den er auf meine Bitte hin ein wenig anhebt, damit ich meine Knie darunter schieben kann. So stützt er sich nun auf meinen Oberschenkeln ab. "Und jetzt pass auf was ich alles mit dir anstelle", raune ich, schiebe ihm den ersten Finger hinein, was ihn erschrocken aufjapsen lässt. Er greift nach meinem Arm, vergräbt sein Gesicht in meiner Hand und versucht einen lauten Schrei zu unterdrücken. Ich bewege den Finger in ihm, weite ihn und suche schon jetzt nach seinem speziellen Punkt. Es dauert eine Weile doch dann hat er sich an das Gefühl gewöhnt und ich nehme den nächsten dazu. Markus hebt die Arme, zieht mich am Nacken zu sich runter und zwingt mich so, mich neben ihn zu legen. Bevor ich jedoch ganz bei ihm bin, lege ich ihm noch ein Kissen unter den Hintern, denn so kann ich ihn besser und sanfter bearbeiten, während er sich einen Kuss nach dem nächsten holt. Während er mich küsst, beginnt er nun damit mich zu streicheln, meine Bauchmuskeln auf und ab zu fahren, sie nachzuzeichnen, bis hin zu meinen Rippen zu gleiten. Der dritte Finger wandert in seinen Körper hinein und nun stöhnt er ganz unverhohlen in meinen Mund hinein. Ich breche unseren Kuss ab, liebkose stattdessen seinen Hals, beiße immer wieder in seine Schulter und benutze nun meine zweite Hand dazu ihm über die Seiten zu streicheln und schließlich ganz nah an seine Erregung heranzukommen. Er stößt nach vorne, trifft jedoch daneben und meine Hand ist schon wieder weg. "Wie fühlst du dich?", will ich neckend wissen, lecke über seine Kehle und fange seine vorwitzigen Finger ein, die sich auf dem Weg nach Süden befunden haben. "Sei nicht... ah... so frech!", tadelt er mich. "Deswegen magst du mich doch", erinnere ich ihn lachend, drehe ihn schwungvoll auf den Bauch und ziehe mich komplett von ihm zurück. "Hast du Kondome?" "Schublade", sagt er matt, greift blind nach seinem Nachtschrank und angelt tatsächlich eine noch ungeöffnete Packung heraus. Ich nehme sie ihm ab, reiße sie auf und lasse auch die Kondomhülle platzen, streife es mir ohne großes Prozedere über. Mit einem Arm greife ich um ihn herum, hebe seinen Oberkörper nach oben, vergehe mich ein bisschen an seinem Nacken und seiner Rückenpartie, bis er wieder diese süßen Seufzer ausstößt. Einmal noch überprüfe ich mit meinen Fingern ob ich ihn genug gedehnt habe, doch dann dringe ich ohne jede Vorwarnung mit einem Schlag komplett in ihn ein, was ihm den Atem verschlägt. Ich lasse ihm jedoch keine Zeit sich groß dran zu gewöhnen. Ich ziehe viel eher die Schocktherapie vor und stoße sofort in einem kräftigen, wenn auch kontrolliertem Rhythmus zu, treffe dabei immer wieder seinen zuvor gefundenen Lustpunkt. Aus den harmlosen Seufzern wird ein handfestes Stöhnen. Langsam sinkt sein Oberkörper nach vorne, begräbt meinen einen Arm unter sich. Ich merke wie er nach meiner Hand greift und verschlinge meine Finger mit seinen, halte ihn fest und drücke mich so nah an ihn heran wie ich kann. Ich will, dass er spürt wie ich ihn festhalte während ich ihn zum Höhepunkt treibe. Mit dem linken Arm stützt er sich ein wenig auf der Matratze ab, versucht so den Kopf in meine Richtung zu drehen. "Schon genug?", frage ich ihn, beuge mich jedoch anstandslos zu ihm herunter und verwickle ihn in einen berauschenden Kuss, während ich weiterhin langsam in ihn hineinstoße. Doch nun habe ich genug vom Vorspiel und mache tatsächlich Ernst. Markus weiß bald nicht mehr wo ihm der Kopf steht, denn ich treffe immer wieder ganz gezielt seine Prostata, während ich ihn davon abhalte sich auch nur in irgendeiner Weise selbst zu berühren. So treibe ich ihn immer näher auf den Höhepunkt zu, ohne dass er tatsächlich jemals für ihn kommt. Unser Liebesspiel zieht sich schier endlos in die Länge und Markus hängt bald nur noch schlaff in meinen Armen, passt sich meinem Rhythmus, so gut er kann, an und schmiegt sich regelrecht an mich, während ich ihn genau spüren lasse wie ich ihn festhalte. Ich raune ihm irgendwelche Unanständigkeiten ins Ohr, streichle immer wieder fahrig über seinen herrlichen Körper und beschere ihm einen Schauer nach dem anderen. "Dominic", haucht er atemlos. "Dominic." Es ist Musik in meinen Ohren und weil ich den Klang meines Namens aus seinem Mund so gerne höre, bin ich endlich gnädig, fasse seine Erregung, streichle sie auf und ab, spiele mit seiner Spitze, verreibe seinen Samen und drücke immer wieder fest zu. Ich bereite ihm eine süße Qual und als ich endlich wirklich Ernst mache, kommen wir zusammen in einem einzigen heiseren Aufschrei. Kraftlos sinkt er auf die Matratze nieder und ich folge ihm, ziehe ihn in meine Arme, drehe ihn auf die Seite und halte ihn ganz dicht an meine Brust gedrückt, fahre mit meiner Nase durch sein verschwitztes, leicht nach Kokosnuss duftendes Haar. "Hm", brummt er leise. "Das fühlt sich gut an." "Was?", will ich es genau wissen. "Wie du in mir pulsierst... dein Atem in meinem Haar... einfach alles..." "Das ist gut." "Und du hattest Recht", nuschelt er in sein Kissen. "Ich finde es viel schöner von dir gehalten zu werden, als selbst aktiv zu sein. Das mochte ich bei den Frauen auch nie." "Schlaf jetzt", weise ich ihn sanft an, angle nach der Decke, die irgendwo ganz ans Bettende gerutscht ist und decke ihn damit zu. Seine tiefen und gleichmäßigen Atemzüge verraten mir jedoch, dass er schon längst ins Land der Träume entschwunden ist. Eine Weile bleibe ich neben ihm liegen, streichle sanft über seine erhitzte Haut. Mein Kopf ist für einen Moment ganz leer und ich genieße dieses Gefühl der inneren Ruhe. Es hält jedoch nicht lange vor und so ziehe ich meinen Arm unter Markus' Körper hervor, klemme die Decke noch einmal gut fest und stehe dann schließlich auf. Auf der anderen Seite des Bettes ziehe ich mir meine Shorts und die kurze Hose wieder an und mit einem letzten Blick zurück verlasse ich das Zimmer. Der Weg zu meinem Raum ist verlassen, wofür ich sehr dankbar bin. Ich will jetzt mit niemandem reden und auch keinen sehen. Einen Moment lang lausche ich auf die Geräusche des Hauses, doch außer einem gelegentlichen Auf- und Zugehen der Türen sowie einiger Schritte auf dem gefliesten Boden ist alles ruhig. Ich habe keinen Sinn mehr für diesen angebrochenen Tag, vermute aber, dass es bereits Zeit zum späten Tee ist. Bevor mich noch jemand auf dem Flur entdeckt, verschwinde ich in mein Zimmer. Das warme Wasser der Dusche ist angenehm, wohltuend und wirkt richtig entspannend auf meine Muskeln und meine Nerven. Das Liebesspiel mit Markus hat mich stärker aus der Bahn geworfen als ich angenommen hatte. Es ist zum Haare raufen, aber ich kann und will mich nicht länger selber belügen. Ich bin Markus von Lichtenberg absolut und mit Haut und Haar verfallen. Aus Abscheu ist ehrliche Leidenschaft geworden. Wollte ich ihn vorher einfach nur demütigen, fertig machen und bis zur Weißglut ärgern, ihm zeigen wie wenig ich von ihm und seinem adligen Status halte, so sehne ich mich jetzt danach ihn für immer in meinen Armen halten zu dürfen. Ich will an seiner Seite sein, ihm zeigen wie einfach und schön das Leben sein kann und das er all diesen Prunk nicht braucht um glücklich zu sein. Warum soll er sich weiter mit seiner Stellung und seiner Familie abmühen, wenn er dafür mich haben könnte? "Als ob er dich wollte", brumme ich unfreundlich, werfe meinem Spiegelbild einen überaus finsteren Blick zu. Ich sehe nicht schlecht aus, oder? Was ist schon gegen einen fast zwei Meter großen, schwarzhaarigen, durchtrainierten Kerl zu sagen? Jede Frau wäre glücklich von mir über die Schwelle getragen zu werden. Ja... jede Frau. Aber wie ich Markus so schön vorgehalten habe, ist keiner von uns eine Frau. "Männer lieben anders", raune ich leise, lasse den Kopf sinken, stütze mich auf dem Waschbeckenrand ab und stehe so einige Minuten regungslos da. Es brummt in meinem Schädel und als die Kopfschmerzen immer stärker werden, wende ich mich entschlossen von meinem eigenen Spiegelbild ab und suche mir aus meinem Kleiderschrank frische Anziehsachen heraus. Jetzt werfe ich auch einen Blick auf die Uhr. Es ist kurz vor sieben. Wenn ich nur wüsste wann ich aus dem Garten herein gekommen bin... aber nützen tut es mir auch nichts mehr. In eine lockere Anzughose und ein weinrotes Hemd gekleidet mache ich mich auf den Weg in die Küche. Mein Magen knurrt ganz schön laut. Ich empfinde es beinahe als Schicksal, als mir Markus auf der großen Treppe begegnet. Auch er sieht frisch geduscht aus. Unsere Blicke treffen sich und ich öffne den Mund um etwas zu sagen, als ich seinen Vater hinter ihm bemerke. Dieser mustert mich mit einer Mischung aus Neugier und Kalkül und erstickt somit jedes gedachte Wort. Ich lasse den beiden den Vortritt, schleiche hinter ihnen her und werde dadurch Zeuge eines Vater-Sohn-Gesprächs der wohl besonderen Art. "Du stehst also zu deiner Entscheidung?", fragt Herr Lichtenberg nach. "Absolut", ist Markus' einsilbige Antwort darauf. "Und du hast mit deinen Brüdern darüber gesprochen?" "Nach dem Abendessen." Die nächsten acht Stufen herrscht Schweigen. Und mir bleibt nichts anderes übrig als ein wenig zurück zu fallen. Ich bin ehrlich gesagt nicht sonderlich daran interessiert... ach Scheiße! Es zerreißt mich schon fast vor Neugier! Was für eine Entscheidung? "Ich hatte dich für ehrgeiziger gehalten", wirft der Vater seinem Sohn vor, wovon dieser jedoch unbeeindruckt zu sein schein. Allerdings kann ich nur auf Markus' Hinterkopf starren und daher nicht genau sagen was sich in seinem Gesicht wiederspiegelt. "Ich werde lediglich meine Studien fortsetzen." "Was willst du noch lernen?", hakt Herr Lichtenberg fragend nach. "Ihr werdet es eines Tages verstehen. So hoffe ich, Vater", erwidert Markus leise, dreht sich am Absatz der Treppe herum, schaut erst zu seinem alten Herrn, dann zu mir. Und sein Blick ist so intensiv, dass ich fast darunter eingehe. Mit einem Seufzen wendet sich Herr Lichtenberg ab, verschwindet in Richtung des Salons und lässt mich mit seinem Sohn alleine zurück, der mich eingehend mustert. "Ist das zwischen Männern üblich?", fragt er mich lauernd. "Aus dem Bett des anderen wortlos zu verschwinden?" "Bei manchen", gebe ich unbehaglich zu. "Was hat dich vertrieben?", raunt er leise, kommt dabei zwei Schritte auf mich zu. Ich schlucke hart und bin mir absolut nicht sicher, ob ich ihm wirklich reinen Wein einschenken soll. Zu viele Gefühle haben mir schon in der Vergangenheit eine blutige Lippe beschert. Andererseits wäre es ein ziemlich großes Risiko Markus absichtlich zu belügen. "Du bist...", fange ich an, finde jedoch keine weiteren Worte und breche ein wenig verlegen dreinblickend ab. "Was bin ich?" Schon wieder ist Markus näher zu mir gerückt. Er steht nun direkt vor mir, sein Atem streift meinen Hals und wenn ich eine Hand nach ihm ausstrecken würde, dann müsste ich nicht einmal besonders weit greifen. "Kannst du dich mit mir in aller Öffentlichkeit zeigen?", finde ich meine Sprache und meine Bärbeißigkeit wieder, schaue grimmig auf Markus herab und kann ganz entspannt dabei zusehen, wie sich seine Miene verändert. Er wirkt überrascht, fast ein wenig erschrocken, allerdings auch nachdenklich. "Seit wann ist mein Schlafzimmer öffentlich zugänglich?", stellt er mir eine entscheidende Gegenfrage. "Das vielleicht nicht, aber wie steht es mit den Angestellten im Haus? Deiner Familie?" "Ich soll dich nach nur einer Nacht meiner Familie vorstellen?", wirkt er ungläubig und ich muss beinahe mit dem Kopf schütteln. "Nein. Aber wie ich dir schon einmal gesagt habe bin ich nicht an einer billigen Sex-Affäre interessiert", raune ich ihm zu, mache einen Schritt nach vorne, greife seine Hüfte und ziehe ihn nahe an meinen Körper heran. Sein Geruch ist berauschend. Ich merke sofort wie diese Nähe ein Feuerwerk nach dem anderen in mir auslöst und ich muss mich arg zurückhalten ihn nicht in die nächstbeste Abstellkammer zu schleifen um mich noch einmal in aller Ausführlichkeit an ihm zu vergehen. "Ah", seufze ich leise auf. "Ich verbrenn' mir ja doch nur wieder die Finger..." Ich stehle mir einen kurzen Kuss von seinen Lippen und gehe dann einfach an ihm vorbei, verschwinde durch die Schwingtüre in die Küche. Mit Entsetzen stelle ich fest, dass mein ganzer Körper ein einziges Erdbeben ist. Alles zittert und ich fühle mich wie Wackelpudding auf zwei Beinen. Aufstöhnend lasse ich mich auf einen freien Stuhl sinken. Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen und kann mich einfach selbst nicht mehr fassen. So stark war es ja schon seit Ewigkeiten nicht mehr... "Alles okay bei dir?", fragt Rick besorgt, der hinter mir steht und mitfühlend auf meine Schulter klopft. "Nur eine mittelschwere Katastrophe", antworte ich. "Doch so leicht?", witzelt Rick, schiebt sich nun in mein Sichtfeld, lehnt sich an die Tischplatte an und schaut fragend auf mich herunter. Normalerweise habe ich außer zu Sophie und den Leuten aus meiner eigenen Sparte keinen Kontakt zu dem hier angestellten Personal, doch Rick ist eine Ausnahme zu dieser eher unbewusst geführten Regel. Ich weiß gar nicht wann es genau angefangen hat, aber irgendwann stand Rick breit grinsend vor mir und hielt mir einen dampfenden Teller unter die Nase auf dem der beste hausgemachte Kartoffelgratin lag, den ich jemals gegessen habe. An dem Abend war ich erst spät zur Villa gekommen, weil ich in einen Unfall verwickelt wurde. Hungrig, übermüdet und völlig frustriert kam ich in jener Nacht ab und hatte mich schon damit abgefunden, dass ich ohne Essen schlafen gehen musste, als Rick mein Retter in der Not wurde. Während ich eine Portion nach der anderen verschlang (immerhin ist Kartoffelgratin mein Lieblingsessen), erzählte ich Rick von meinem Tag und er mir von seinem, ein Gespräch entspann sich und ehe wir uns versahen redeten wir die gesamte Nacht durch und stellten dabei fest wie gut wir miteinander auskamen. Seitdem sind Rick und ich so was wie Freunde. Wenn es unsere toughe Arbeitszeit mal zulässt gehen wir zusammen was trinken und ab und an kommt Rick auch zu mir zu Besuch, wenn ich mal mehrere Tage in meiner eigenen Wohnung verbringen kann. "Na komm schon, Griesgram, was ist los?" "Ich glaub' ich hab' mich verguckt...", raune ich leise, viel zu beschämt um es laut auszusprechen. Rick hat mich allerdings auch so ganz gut verstanden und grinst nun noch sehr viel breiter auf mich herab. "Was ein Unheil", frotzelt er, gibt mir einen freundschaftlichen Stoß in die Rippen. "Du verstehst das nicht", grummle ich. "Eher nicht", gibt Rick lachend zu. "Was hindert dich daran die Gute einfach festzunageln?" "Ist 'ne komplizierte Sache", weiche ich der Frage aus, flüchte aus der Küche und höre noch an der Durchgangstür zum Speisezimmer Ricks Lachen. Zum Glück ist gerade niemand anwesend sodass ich mich für einen Moment lang in völliger Stille hinsetzen kann. Ich habe mich wirklich und leibhaftig in meinen Arbeitgeber verliebt. So ein Scheiß! Es ist ja schon ein halbes Weltwunder gewesen, das Markus überhaupt in diesem Maße auf mich eingegangen ist, aber Liebe? Dazu wird es seine adlige Hoheit garantiert nicht kommen lassen. Ich bin so was von am Arsch! "Ich glaub' ich muss kündigen" raune ich mir selbst zu, werfe mich verzweifelt nach vorne und lege meinen Kopf auf die Tischplatte ab. Für einige quälend lange Augenblicke bleibe ich schweigend im Speisesaal sitzen, gehe im Kopf alle Möglichkeiten durch die ich habe, was ehrlich gesagt nicht viele sind: a) Ich gestehe Markus meine frischen Gefühle und nehme die Gefahr in Kauf mich dabei fürchterlich auf die Fresse zu legen (evtl. müsste ich kündigen), b) ich kündige direkt und versuche Markus so schnell wie möglich zu vergessen, c) ich sage kein Sterbenswörtchen und lebe in Enthaltsamkeit (was praktisch zu meiner Kündigung führen würde) oder d) ich sage zwar kein Wort, vergnüge mich aber weiterhin mit meinem Chef, was mich zu einer billigen Affäre machen würde (ergo ich kündige spätestens nach zwei Wochen). Warum in fast allen Optionen meine Kündigung vorkommt bereitet mir tatsächlich Magenschmerzen. Mal ganz abgesehen von der Liebesproblematik... ich mag es hier. Die Arbeit ist nicht schwer, ich verdiene wirklich gutes Geld und mit Rick und Sophie habe ich zwei ganz tolle Menschen kennen gelernt, die ich einfach nicht missen möchte. Und, wenn ich auch weiterhin ganz ehrlich zu mir bin (ich bin ja grade warm gelaufen), dann muss ich zugeben, dass sich dieser Protzpalast in gewisser Weise wie ein Zuhause anfühlt. Nicht ganz so heimisch wie meine eigenen vier Wände, aber doch ähnlich. Einfach weil mir hier alles so vertraut ist. "Mister Zorac?", reißt mich eine dunkle Stimme aus meinen Gedanken und ich schrecke mit einmal Mal in senkrechte Lage. "Sir!", rufe ich erschrocken aus und blicke wie ein Reh auf den Jäger - oder im realen Fall in die Augen von Markus' Großvater. "Ich würde gerne ausfahren." "Selbstverständlich!", beeile ich mich ihm zu Diensten zu sein. Eilig stehe ich auf, schiebe den Stuhl wieder richtig an den Tisch und geleite das Familienoberhaupt dann zur Garage, wo ich auch (verdammte Hacke!) Markus selbst antreffe. Allerdings beachtet mich der junge Adlige nicht, sondern starrt mit einem seltsam klammen Lächeln auf den roten Sportwagen vor ihm. Als wir näher herankommen, dreht er sich zu uns um und streckt sofort seine Hand nach seinem Großvater aus, der sich geflissentlich bei ihm einhakt. "Welcher Wagen gefällt dir, Großvater?", fragt Markus und deutet mit der freien Hand auf all die parkenden Wagen. "Der schlichte schwarze Audi wird es tun." Ohne zu zögern trete ich auf den kleinen Kasten zu, der direkt neben dem Eingang an der Wand hängt, schließe ihn mit einem kleinen Schlüsselchen von meinem Bund auf und entnehme ihm dann den entsprechenden Wagenschlüssel. Als alles wieder gut verriegelt ist, klemme ich mich hinter das Steuer, lasse den Motor an und fahre die wenigen Meter aus der Garage heraus. Hier halte ich und warte bis Markus erst seinen Großvater hineingeholfen hat und dann selbst auf den Sitz gerutscht ist. "Wo soll es hingehen, Sir?", frage ich nach hinten, wage es jedoch nicht in den Rückspiegel zu schauen. "Über die Autobahn", befiehlt das Oberhaupt. Ich habe durch den Umgang mit Markus gelernt solche Anweisungen stillschweigend hinzunehmen. Was auch immer die beiden vorhaben, es soll wohl mit der geringsten Störungsrate geschehen. Ich fädle mich also bald in den Stadtverkehr ein, schlängle mich langsam vorwärts und nehme schließlich die Autobahnabfahrt. Jetzt wird es langweilig für mich, denn ich werde nun rund zwanzig Kilometer geradeaus fahren. "Dein Vater hat mir von deinen Studienplänen berichtet", beginnt der Alte, kaum dass wir aus der Stadt heraus sind. "Willst du das wirklich?" "Ja", antwortet Markus knapp. "An einer staatlichen Universität dazu?" "Ja." Der Großvater seufzt einmal leise, dann schweigen beide. "Wenn das wirklich dein Wunsch ist", beginnt der alte Mann schließlich von neuem, als wir rund drei Kilometer weiter sind. "dann habe ich keine Einwände vorzubringen. Allerdings bin ich der Meinung, dass du das Studium nicht brauchen wirst." "Was meinst du, Großvater?", fragt Markus verwirrt nach. "Es würde reichen, wenn du deinen grässlichen Stolz über Bord werfen würdest." "Großvater!", empört sich Markus, doch sein Großvater lächelt lediglich stumm vor sich hin. In seinen Augen kann ich den Schalk aufblitzen sehen, als ich einen Blick nach hinten riskiere. "Stolz liegt uns im Blut, bei einigen unserer Art schon in einem unerträglichen Maße. Du aber, mein Junge, versteckst dich bloß dahinter. Einmal mehr stelle ich fest wie unheimlich ähnlich du deinem Onkel bist", sinniert der alte Lichtenberg. "Meinem Onkel? Was ist mit Vater?" "Oh... das Aussehen hast du von ihm. Die Statur eher von deiner Mutter", erklärt der Alte. "Aber in deiner Art bist du deinem Onkel sehr viel ähnlicher als sonst jemanden. Ich rate dir dich einmal mit deiner Mutter zu unterhalten. Die beiden waren als Kinder unzertrennlich." "Mutter liegt immer noch in der Klinik", erwidert Markus schwach und ich werde richtig hellhörig. "Ich weiß. Ich habe vor kurzem mit den Ärzten gesprochen." Wieder einmal tritt Stille ein und ich konzentriere mich auf die Straße, lese das Schild, an dem wir gerade vorbei kommen und bemerke, dass bereits die nächste Ausfahrt die unsere sein wird. "Mit Verlaub, Sir", melde ich mich und ziehe die Aufmerksamkeit der beiden auf mich. "Die nächste Ausfahrt würde uns heimwärts bringen." "Kennen Sie ein nettes Restaurant in dieser Gegend?", werde ich vom Oberhaupt gefragt und muss beinahe schmunzeln. "Ein nettes Restaurant, verstanden, Sir." Ich nehme die nächste Ausfahrt, fahre jedoch weiter geradeaus, kehre dann auf die Autobahn zurück, nachdem ich eine kleine Stadt durchquert habe und bin nun auf dem nicht allzu weiten Weg in meine Ortschaft. Dort gibt es einen sehr netten Chinesen, dessen Essen einfach umwerfend lecker ist. "Deine Mutter steht noch für zwei Wochen unter Beobachtung, du kannst sie also besuchen gehen. Ich war bereits einmal bei ihr und sie fühlt sich gesund genug." Markus nimmt diese Aussage schweigend hin, doch als ich durch den Spiegel zurück blicke, kann ich ein erleichtertes Lächeln auf seinen Zügen sehen. Seit meiner Anstellung habe ich die Mutter von Markus nur zwei Mal gesehen und beide Male erschien sie mir eher kränklich und schwach. Kurz darauf wurde sie auch in eine Klinik eingewiesen und dort behandelt. Nur wenige Male habe ich Markus zu ihr gefahren (warten musste ich immer im Auto), doch bald hat die gute Frau verkündet, dass sie niemanden mehr empfangen würde. Laut Sophie wollte sie so ihrer Familie ihren leidenden Anblick ersparen. Ich vermute jedoch, dass es auch daran lag, dass sie die Heucheleien der entfernten Verwandtschaft nicht mehr ertragen hat. Was genau die Dame hat, habe ich nie erfahren und Sophie wurde zusammen mit Gerhard dazu vereidigt nichts von der Krankheit verlautbaren zu lassen. Alles wird geheim gehalten und soweit ich weiß, haben auch die Kinder ihre Mutter seit fast einem Jahr nicht mehr gesehen. Für die Jüngeren stelle ich mir das besonders schlimm vor. "Besuche deine Mutter", spricht der alte Lichtenberg wieder. "Und wenn du dir Geschichten von ihr und deinem Onkel erzählen lässt wirst du ihr damit eine Freude machen. Sie erinnert sich gerne an die alten Tage." "Ich werde gleich morgen einen Termin vereinbaren." "Tu das, mein Junge." Ich bin ehrlich überrascht wie sanft, der sonst eher streng klingende alte Mann nun spricht und wie vertraut diese persönliche Anrede anmutet. An einer roten Ampel halte ich an und als ich einmal mehr einen Blick nach hinten werfe, schaue ich direkt in Markus' grün schimmernde Augen. "Ist Chinesisch angemessen?", frage ich ihn direkt, bemerke ein Zucken seines rechten Mundwinkels und bekomme schließlich ein Nicken als Antwort. Kurz darauf wendet er sich wieder seinem Großvater zu. "Wolltest du noch etwas mit mir besprechen?" "Allerdings", kommt es unnachgiebig zurück. "Es geht um den Vorfall von heute Mittag." "Der Aufruhr war unschön", gibt Markus zu und ich kann seinen brennenden Blick förmlich in meinem Nacken spüren. Innerlich bin ich ganz angespannt. Mir schwant Böses und ich rechne damit gerügt zu werden. Allerdings kommt nichts dergleichen. "Mir hat deine Art, diesen Konflikt zu lösen, sehr missfallen." "Aus welchem Grund?" "Denk nach, Junge!", bellt das Oberhaupt fast und ich zucke unwillkürlich zusammen. "Weil ich den öffentlichen Aufruhr öffentlich beendet habe", antwortet Markus und klingt dabei so selbstsicher wie ich es niemals im Angesicht eines solch erbost dreinblickenden Großvaters sein könnte. "Sehr richtig! Du hast deine Großtante vor allen Augen bloßgestellt." "Meiner Meinung nach hat sie das auch sehr gut ohne mich gekonnt", meint Markus trocken und als sich unsere Blicke erneut im Rückspiegel treffen, können wir uns beide ein Lächeln nicht verkneifen. "Das tut nichts zur Sache! Es war ihr eigenes Verschulden und sie täte gut daran endlich etwas mehr Diskretion an den Tag zu legen", schnaubt der Alte. "Allerdings ist es eine ganz andere Sache, wenn du ein Familienmitglied vor allen anderen derart in die Schranken verweist. Zudem noch vor den Augen deiner Angestellten, die darüber hinaus auch über die Stränge geschlagen haben." Diese Kritik ist eindeutig an mich gerichtet und ich meine sogar einen Stoß mit dem Gehstock zu erhalten, allerdings kann ich mir das auch eingebildet haben. Ungeachtet dessen was der Alte gesagt hat, bin ich eindeutig nicht seiner Meinung. Nur weil die Dame Anhang einer adligen Familie ist heißt das nicht, dass man sie nicht auch einmal gehörig in die Schranken weisen kann. "Dieses Familienmitglied von dem du sprichst, hat lediglich in unsere Reihen eingeheiratet und ist in der Vergangenheit mehrfach unangenehm wenn nicht sogar in obszöner Weise aufgefallen. Mit meiner öffentlichen Rüge wollte ich zum Ausdruck bringen, dass ich in meinem Haus niemanden dulde, der seinen Rang für solche Infamie gebraucht." "Infamie!", ruft Herr Lichtenberg aus. "Du gehst zu weit!" "Das sehe ich nicht so", antwortet Markus ruhig und mit jeder verstreichenden Minute bewundere ich ihn mehr. Liebe ich ihn mehr, verdammt! "Würdest du es nicht als niederträchtig bezeichnen, dass die werte Dame darauf gebaut hat, dass mein Bediensteter ihr aufgrund ihres Ranges und ihres Standes innerhalb der Familie nicht widersprechen würde? Und würdest du es nicht ebenfalls als niederträchtig bezeichnen, dass sie nach ihrer Abweisung dazu übergegangen ist einen wahrlich unschuldigen Mann ihrer eigenen Verbrechen zu bezichtigen, ebenfalls in dem Glauben, dass ihr Rang sie schützen würde? Sie hat mich willentlich und wissentlich getäuscht. So etwas nehme ich nicht hin! Weder von Angestellten noch von Familienmitgliedern!" Ich bin schlicht und ergreifend beeindruckt von dieser Rede. Daran merke ich jedoch auch wieder wie wenig reelle Chancen ich habe eine Beziehung mit Markus zu beginnen. Wir sind einfach zu verschieden. Und Markus ist einfach ein ganz anderes Kaliber. Er hat eine bessere Erziehung genossen, viel mehr gelernt als ich und verkehrt mit Leichtigkeit in der großen weiten Welt des schnellen Geldes. Adlig oder nicht... er ist einfach gebildeter. Was könnte ich ihm da schon bieten? "Es gebietet dir dein Stand, dass du eine solch heikle Angelegenheit hinter verschlossenen Türen hättest klären müssen. Du musst stets darauf achten, niemanden bloß zu stellen, denn familiäre Hassgefühle können dich sehr schnell zu Fall bringen", mahnt Herr Lichtenberg seinen Enkel erneut. "Wenn ich mich von solch einer Person übertrumpfen lasse bin ich nicht würdig einen Teil deines Vermögens zu erben." "Du bist und bleibst ein sturer Bock", wettert der Alte, doch nicht ohne einen amüsierten Zug um den Mund. "Das muss ich von meinem Großvater haben", schießt Markus sogleich zurück. "Der hat sich auch nie reinreden lassen." "Familie ist ein Krampf", gibt Herr Lichtenberg gleichmütig zu. "Meine Rede", stimmt Markus mit ein und ich bin einfach nur überrascht darüber wie schnell die Stimmung umgeschlagen hat. Haben sie vor wenigen Minuten noch ernsthaft gestritten und sich gegenseitig die Meinung gegeigt, herrscht nun wieder ein völliges Einverständnis. "Wir sind angekommen", verkünde ich, als ich gerade auf einen kleinen Parkplatz fahre, mir eine freie Lücke suche und dann den Wagen passgenau abstelle. Ich stelle den Motor aus, schnalle mich ab, steige aus und öffne dem alten Herrn die Türe. Zunächst streckt er seinen Gehstock aus, greift an den Rand des Autos und stemmt sich langsam hoch. Ich greife ihm unter den Arm, helfe ihm und lasse erst los, als ich mir sicher bin, dass er auf seinen eigenen Beinen stehen kann. Markus ist auf der anderen Seite selbstständig aus dem Wagen geklettert, schlägt die Türe zu und bietet seinem Großvater dann wieder seinen Arm zum Abstützen an. Ich verschließe das Auto und folge den beiden mit zwei Schritten Abstand. Das Restaurant ist nicht zu verfehlen. Allerdings muss man rund zehn Treppenstufen nach oben gehen. Ich befürchte schon einen bissigen Kommentar vom alten Herrn, doch der bleibt aus und gemeinsam kämpfen wir uns nach oben. Ich halte den beiden die Türe auf und als wir eintreten eilt sogleich eine Asiatin mittleren Alters auf uns zu, begrüßt uns mit einer Verbeugung, fragt nach unseren Jacken und als alles ordnungsgemäß aufgehangen ist bringt sie uns zu einem ruhigen Ecktisch. Hier bleibe ich zunächst unschlüssig stehen, da ich keine Ahnung habe, ob ich mich dazu setzen darf oder wieder gehen soll, doch Markus nimmt mir die Entscheidung kurzerhand ab, indem er auf einen freien Stuhl deutet. Als wir alle sitzen, nimmt die Frau unsere Getränkebestellung auf, legt dabei die Speisekarten vor uns hin und stellt mich damit vor das nächste Problem: mitessen oder nur schweigend dabei sitzen? Erneut steht mir Markus bei. "Wissen Sie schon was Sie bestellen werden?", schmunzelt er mich an. "Das Hähnchen süß-sauer ist sehr zu empfehlen, Sir", antworte ich, greife nach der Karte und schlage sie auf. Es dauert eine Weile, doch als wir unsere Getränke bekommen, haben wir uns alle für etwas entschieden. Herr Lichtenberg hat die Frühlingsrollen zur Vorspeise erwählt, gefolgt von frittiertem Schweinefleisch mit Pilzen und anderem chinesischem Gemüse und trinkt dazu noch einen traditionellen Reiswein. Markus bestellt sich Krabbenchips mit einem Dip für den Anfang und greift dann auf meinen Vorschlag mit dem süß-sauren Huhn zurück. Ich schließe mich zumindest den Frühlingsrollen an, steige dann jedoch auf gebratene Nudeln mit Ei und Gemüse um. Zu meiner Verwunderung gibt Herr Lichtenberg zu verstehen, dass wir mit Stäbchen zu essen gedenken. Markus fragt mich lächelnd ob ich das schon einmal gemacht hätte, doch ich kann ihn beruhigen. Ich esse sehr oft bei diesem Chinesen und nehme jedes Mal die Stäbchen dazu. "Es gab noch einen Punkt, der dich an meiner Handlungsweise gestört hat", erinnert Markus seinen Großvater nun, während wir auf unser Essen warten. "Richtig", stimmt dieser zu, nippt einmal an seinem Wasser. Angestoßen haben wir nicht, aber das werden die beiden wohl auch nicht für nötig halten. "Die Tatsache, dass nicht nur die Familie, sondern vor allem die Angestellten davon Wind bekommen haben." "Ich denke du sprichst dabei von einem ganz bestimmten Exemplar." "Das zudem ein viel zu vorlautes Mundwerk besitzt." Wie ein Flitzebogen gespannt sitze ich auf meinem Platz, halte mein Colaglas fest in der Hand und trinke einen Schluck, nur um mich davon abzuhalten irgendetwas dazu zu sagen. Zum Beispiel wie sehr ich es ja liebe, wenn man über mich spricht während ich dabei sitze. "Warum gestattest du Dominic nicht, sich selbst zu verteidigen?", schmunzelt Markus, wirft seinem Großvater einen amüsierten Blick zu, was diesen wiederum laut schnauben lässt. "Du fährst wohl eine angestelltenfreundliche Politik?" "Zumindest gebe ich mir dabei Mühe", zwinkert Markus mir zu, was mich jedoch lediglich eine Augenbraue heben lässt. Mir entgeht hier eindeutig der Witz bei der Sache. Ich werde zunächst von den Frühlingsrollen gerettet, die uns die freundliche Bedienung an den Tisch bringt, zusammen mit dem chinesischen Reiswein. Markus bekommt seine Krabbenchips bei denen er auch kräftig zulangt und vergnügt vor sich hin knuspert. Während der Vorspeise wird kein Wort gesprochen und als kurz darauf auch unsere anderen Gerichte kommen, herrscht erneut eine längere Pause. Nach dem ersten Bissen ist es jedoch mit der Ruhe vorbei und Herr Lichtenberg kommt wieder aufs Thema zurück. "Wie verteidigen Sie sich also, Herr Zorac?" "Wo keine Schuld ist, ist keine Verteidigung von Nöten, Sir", antworte ich gelassen, da ich nun genug Zeit hatte mir meine Antworten zu überlegen. Geschickt nehme ich die Nudeln mit meinen Stäbchen auf, schiebe sie mir in den Mund und kaue genüsslich darauf herum. "Sie vergessen wohl, dass Sie einer Dame von adligem Stand gegenüberstanden?" "Und Sie vergessen wohl, dass es ihre adlige Verwandte war, die mir vor meiner Zimmertüre auflauerte um mich zu verführen?", schmettere ich zurück. "Sie waren ungebührlich gekleidet?" "Ich war draußen im Garten und habe mich dem Wetter entsprechend gekleidet. Auch die Gärtner tragen Oben ohne im Sommer. Eine Dame von Stand, wie Sie so schön sagen, hätte gewusst, dass es unschicklich ist sich an einen Angestellten heran zu wagen." Ein grimmiger Blick von der Gegenseite trifft mich, den ich ebenso erwidere. Ich lasse mich von diesem Urgestein in keinster Weise ins Boxhorn jagen. "Sie sollten bedenken in welcher Lage Sie sich befinden", droht mir Herr Lichtenberg. "Dann lassen Sie es mich doch kurz zusammen fassen: Ich wurde von Ihrer Verwandtschaft unsittlich angemacht, Ihr Enkel hat Ihnen dargelegt, dass er ein solches Verhalten ebenso wenig billigt wie ich und da ich ein Angestellter Ihres Enkels bin, obliegt es diesem ob er mich hinauswerfen lässt oder nicht. Die Chancen dafür stehen meines Erachtens allerdings schlecht, es sei denn ich habe mich in meinem Arbeitgeber sehr getäuscht?" Nun schaue ich Markus direkt an, der lediglich leicht den Kopf neigt und mich stumm anblickt. Ich nehme das einfach mal als Nein. "Auch wenn mein Enkel Ihr Brötchengeber ist, so steht er doch unter meiner Gewalt und das Haus das er verwaltet, gehört niemand anderem als mir allein. Sie haben also eine Dame meiner Familie in meinem Haus in einem ihr gegenüber sehr ungehobelten Tonfall zurecht gewiesen und dabei betont, dass sie nur Gast sei", lautet die Zusammenfassung des alten Herren, gefolgt von einem Stück frittierten Schweinefleisches. "Da der Arbeitsvertrag zwischen einem gewissen Markus von Lichtenberg und meiner eigenen Person geschlossen wurde, können Sie mir gar nichts", wehre ich das erste Argument ab, ernte für meine Ausdrucksweise einen bitterbösen Blick. "Zudem mag es zwar Ihr Haus sein, allerdings scheinen Sie sehr gerne zu vergessen, dass Sie und Ihre Sippschaft lediglich genauso menschliche Wesen sind wie ich. Und nur weil Sie ein von im Namen tragen, sehe ich nicht ein, warum ich Ihnen deswegen in den Arsch kriechen oder gewisse Dinge hinnehmen sollte." "Bei allem was mir heilig ist... so hat noch nie jemand mit mir gesprochen!", schnaubt Herr Lichtenberg erbost, wendet sich damit wieder seinem Enkel zu, der ungerührt sein Essen auf dem Teller hin und her schiebt. Erst jetzt sieht Markus auf, mustert mich einen Moment lang, ehe er erneut so bezaubernd zu lächeln anfängt. "Scheinbar hat er sich gerade warm geredet." "Warm geredet? Ist der etwa immer so?" "Allerdings", antwortet Markus. "Ein Grund warum ich Dominic so schätze. Wobei ich zugeben muss, dass ich ihn ab und an sehr gerne im Teich ertränken würde." "Dito", erwidere ich trocken und entlocke Markus damit ein schallendes Lachen. Ich bin ganz verwundert wie Markus sich mir gegenüber verhält. Ich hätte ja eher damit gerechnet, dass er gekränkt und wütend darauf reagieren würde, dass ich ihn heute alleine gelassen habe. Stattdessen scheint er richtig aufzublühen und locker zu werden. Nichts scheint seine Ruhe zu trüben. "Ich bin ehrlich überrascht so jemanden in deinem Hausstand vorzufinden", gibt der alte von Lichtenberg zu, widmet sich seinem Essen und damit ist es überstanden. Die beiden unterhalten sich nun nur noch über allgemeine Dinge, die Arbeit, hin und wieder über das ein oder andere Familienproblem und dann schweigen sie wieder. Es wird ein gemütliches Abendessen, dass wir um kurz vor halb neun beenden. Markus lässt sich später nicht beirren und zahlt die Gesamtsumme, die feinen Herren lassen sich ihre Jacken reichen und dann gehen wir zum Parkplatz zurück. Kurz bevor wir allerdings am Auto angekommen sind bleibt Markus abrupt stehen. "Oh!", ruft er aus und sieht mich mit großen Augen an. "Sir?", frage ich verwirrt, doch dann winkt er ab, hilft seinem Großvater beim Einsteigen, klettert neben ihn auf den Rücksitz, ich klemme mich hinter das Steuer und fahre schließlich los. Es dauert gut eine halbe Stunde bis wir endlich wieder beim Anwesen ankommen. Die Rückfahrt ist ruhig und ohne jeden Zwischenfall verlaufen. Herr Lichtenberg hat beinahe die gesamte Zeit über telefoniert und seine Geschäfte geregelt, während Markus sich einfach nach hinten gelehnt und die Augen zu gemacht hat. Ich helfe dem Alten erneut aus dem Wagen und runzle dann die Stirn als ich bemerke, dass Markus nicht vor hat auszusteigen. "Du kommst alleine ins Haus, Großvater?" "Werde mir ja nicht frech, junger Mann", brummt Herr Lichtenberg. "Natürlich", grinst Markus nur. "Sophie steht dir wie immer zur freien Verfügung." "Danke. Ich schätze kompetentes Personal." "Und ihr mauschelt auch gerne zusammen", lacht Markus, erhält jedoch nur das Zuschlagen der Wagentür als Antwort. Ich lasse mich wieder auf den Fahrersitz sinken, starte den Wagen erneut und fahre ihn in die Garage. Dort stelle ich den Motor ab und warte einfach. Ich hab's im Gefühl, dass Markus und ich miteinander reden müssen und werden. Es bleibt jedoch still. Unruhig winde ich mich auf meinem Sitz, gebe es dann auf mich zu fragen was kommen wird, lehne den Kopf an die Stütze und fixiere Markus' Gesicht im Rückspiegel. Er schaut hingegen stur gerade aus dem Fenster. "Steigst du endlich aus oder muss ich dich rauswerfen?", frage ich leise, sichere mir so endlich seine Aufmerksamkeit. "So wie heute Abend?" "Da habe ich dich nicht rausgeworfen... ich bin selber gegangen", gestehe ich unbehaglich ein. "Ah", macht er nur leise. "Du bist mir deswegen böse", stelle ich fest. "Das entscheide ich noch." "Du entscheidest dich noch? Und wovon hängt es ab?" "Von deiner Begründung", antwortet er mir. "Ein Du bist lasse ich nicht gelten." Ich brumme undeutlich, sinke tiefer in meinen Sitz und breche so den Blickkontakt den wir zuvor hatten. Lange Zeit sagt keiner von uns beiden etwas, bis Markus schließlich noch einmal nachhakt. "Du hast gesagt, dass du dich doch nur wieder verbrennen würdest, was meintest du damit?" "Das was es eben heißt. Ich habe mich schon einmal ordentlich auf die Fresse gelegt und meine Gefühle wurden nicht gerade sanft durch den Dreck gezogen. Es wäre für mich also nicht ratsam gerade mit dir etwas anzufangen", meckere ich ihn an. "Gerade mit mir? Beleidigst du mich etwa?", will er erbost wissen. "Ich sage nur wie es ist", wehre ich ab. "Und wie ist es, Dominic?" "Ach scheiße, Markus!", brause ich auf. "Du hast es doch heute erlebt! So wie mit deinem Großvater, so ist es!" Wütend stoße ich die Autotür auf, steige aus und knalle sie laut hinter mir zu. Ich habe bereits ein gutes Stück zwischen uns gebracht, als ich hinter mir hören kann wie auch Markus aussteigt, mir mit ausgreifenden Schritten hinterher eilt. Es dauert eine Weile bis er mich eingeholt hat und am Arm packen kann. Dann lässt er mich allerdings nicht mehr los, egal wie sehr ich mich gegen seinen Griff wehre. "Hör endlich auf vor mir davon zu laufen!" "Ich laufe nicht weg!", fahre ich ihn an, ernte dafür aber nur einen herablassenden Blick. "Das ist jetzt hoffentlich nicht dein Ernst." Wir stehen uns gegenüber, funkeln uns an und keiner ist bereit den Blick zuerst zu senken. Es vergehen Minuten, in denen wir uns nicht rühren, immer weiter anstarren und den anderen gefangen halten. "Lass meine Vergangenheit ruhen", sage ich schließlich. "Sie ist noch nicht verheilt." "Dann erklär' mir wenigstens warum du mich heute alleine gelassen hast." Seine Stimme ist ganz sanft, nur leise und er kommt mir etwas entgegen, ohne dabei jedoch den harten Griff um meinen Arm zu lösen. Ich kann sein Eau de Toilette riechen, es ist herb und schwer, aber irgendwie passt es zu ihm. Seine schwarzen Haare wehen in der leichten Brise und seine grünen Augen funkeln unentwegt. Es ist nicht gerade leicht einen kühlen Kopf zu behalten, wenn ein so verführerischer Mann wie Markus vor einem steht. "Ich bin keine Affäre, Markus", antworte ich unruhig. "Das hast du mir schon einmal gesagt." "Ich meine es so", beharre ich. "Das glaube ich dir, aber du musst zugeben, dass du dich selbst zu einer machst, wenn du direkt aus dem Bett flüchtest", hält er mir vor, hebt dabei eine Augenbraue zu einem skeptisch-fragenden Blick. "Es heißt doch: einmal ist keinmal", hebe ich hilflos die Schultern. "Und was soll ich mit dieser Aussage anfangen?", stichelt er. "Jetzt wo ich weiß wie es mit dir ist, kann ich getrost dazu übergehen, dich zu vergessen", brumme ich boshaft und bin mir durchaus darüber im Klaren, dass ich mit diesem Satz gerade so ziemlich all meine Hoffnungen auf eine Beziehung mit Markus zerstöre. Aber was soll's? Ist ja nicht so als ob ich eine unerwiderte Liebe nicht gewohnt wäre. Eine ganze Weile ist Markus jedoch still. Stumm starrt er auf den Boden zu seinen Füßen und einzig sein fester Griff verrät mir, dass er noch nicht gänzlich irgendwohin verschwunden ist in seinen Gedanken. "Wie ironisch", krächzt er schließlich und beinahe automatisch greife ich unter sein Kinn, zwinge seinen Blick nach oben und suche nach den Tränen, die in seiner Stimme mitklingen, die auf seinem Gesicht allerdings fehlen. Er weint nicht, aber er sieht verletzt aus. "Markus", spreche ich leise, ohne dass ich wirklich eine Ahnung habe was ich eigentlich sagen will. Doch er scheint nichts zu erwarten. Wie beiläufig schiebt er meine Hand fort, blickt mir fest in die Augen und strafft seine Schultern. "Ich versteh' schon. So lieben Männer, nicht wahr?" Und in einer einzigen fließenden Bewegung, wendet er sich von mir ab, stapft mit großen Schritten über den Rasen, immer weiter von mir weg. Ich kann noch erkennen, wie er seine Hände in den Hosentaschen vergräbt, dann verschluckt ihn die hereinbrechende Nacht. Es ist merklich kühler geworden und ich beginne zu frieren. --- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)