Die Rabenschwinge von Moonwolf (Warcraft Characterstories) ================================================================================ Kapitel 2: Birth (Rysa) ----------------------- Man sagt, wenn ein Schamane geboren wird, regen sich um ihn die Elemente. In jener Nacht loderten die Flammen der Feuerstelle höher, Regen und Wind drückten mit all ihrer Macht gegen die Fensterscheiben und die Erde erzitterte unter dem kleinen Haus, in dem in diesem Moment eine kleine Draenei das erste Mal die Augen öffnete. Stolz erfüllte beide Eltern, doch auch die Gewissheit, dass die Zukunft nicht so kommen würde, wie sie es sich erhofft hatten. Das kleine Kind regte sich in den Armen der Mutter und blickte wach hinaus in den sich langsam legenden Sturm, durch den ein alter Mann sich ihrem Haus näherte. Winzige Schellen schepperten bei jedem Schritt und bildeten eine Melodie zum Tosen des Windes und zum Prasseln des Regens, zum Zittern der Erde und dem Knistern der Flammen des Lagerfeuers, um das sich die junge Familie gesetzt hatte. Seine langen, schneeweißen Haare wehten im Wind, der um ihn herum an Intensität zu verlieren schien und selbst der Regen wagte nicht, die hochgewachsene Gestalt des Schamanen zu berühren. Stattdessen perlte er in der Luft um ihn ab und prasselte neben ihm zu Boden. Seine wachen Augen waren auf das Haus der Draenei fixiert und sein Blick traf sich mit dem der Neugeborenen, die verstehend nickte, obwohl sie den Fremden das erste Mal in ihrem wenigen Stunden langen Leben gesehen hatte. Auch die Eltern ahnten das Näherkommen des Schamanen, wagten jedoch keinen Blick aus dem Fenster, immernoch hoffend, er käme nicht, gänge an ihnen vorbei oder wolle ihnen nur zur Geburt ihrer Tochter gratulieren. Doch diese Hoffnung schwand mit jedem Schellen der Glöckchen. Dann verstummte es. Die Mutter blickte auf, sah ihren Mann flehend an. Dieser schüttelte den Kopf. Dann klopfte es an der Tür. Und obwohl sich niemand erhob sie zu öffnen, schwang sie langsam auf und die Gestalt des Fremden betrat den Raum. Stille legte sich wie ein Schleier über die Anwesenden. Bedrückend, erdrückend, erstickend. Der Schamane sah in die tränenden Augen der Frau, die ihr Kind fest umklammerte, und deren Mann sie stützend an den Schultern hielt. "Ihr wisst, dass es sein muss." Seine Stimme klang wie tiefes Donnergrollen aber jedoch gleichzeitig so sanft, wie das Wasser in einem Bach, der sich schlängelnd seinen Weg durch den mossigen Waldboden sucht und mit den Sonnenstrahlen spielt. Langsam trat er zu den drei Draenei heran und kniete sich zu ihnen hinunter. In seinem Gesicht spiegelten sich Mitleid und Entschlossenheit. Seine Züge waren sanft und weich und trotzdem zugleich hart wie Stein. Er griff nach dem Kind und wie von seinem Blick gebannt, ließ es die Mutter los. Innerlich zerberstend, aber wissend, dass es so sein musste. "Versprich mir, dass sie glücklich sein wird, Kyrael.", flüsterte sie, ohne den Namen ihres Gegenüber je gekannt zu haben. "Sie wird eine mächtige Schamanin werden.", entgegnete dieser und erhob sich mit einem Lächeln, die Kleine fest im Arm haltend. Sie schlief und würde noch ein paar Tage schlafen. Doch dann würde sie fernab von ihrem Elternhaus erwachen und niewieder dorthin zurückkehren. Bis zu dem Tag, an dem sie den Rang einer Hochschamanin inne hätte. Denn dann würde sie diejenige sein, die einen neugeborenen Schamanen aus ihrer Heimat holte und lehrte. So wie es der uralte Brauch ihres Stammes vorschrieb und so, wie es Kyrael mit ihr tat. Der Schamane drehte sich um und schritt langsam zurück zur Tür. Kurz davor blieb er stehen, drehte sich jedoch nicht nocheinmal um, um in die verzweifelten Augen der Mutter zu blicken, sondern hielt seinen Blick gesenkt und fragte: "Wie ist ihr Name?" Die Mutter schluckte und schloss die Augen, bevor sie antwortete. "Rysa. Rysa Wolfsjunges." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)