Die Rabenschwinge von Moonwolf (Warcraft Characterstories) ================================================================================ Kapitel 11: Tirisfal (Apsu) --------------------------- Der Paladin spornte ihren Talbuk weiter an. Äste, Blätter, Felsen flogen an ihr vorbei und verschwommen zu einer Wand aus grau und grün. Die Kreatur, die ihr auf den Fersen war, war jedoch nicht langsamer. Sie holte wieder auf und rammte ihre Klauen in das weiße Fell des Hirsches, auf dem Apsu ritt. Das Tier heulte auf vor Schmerz, doch wusste es, wie wichtig es war, dass es weiter rannte. Es huschte geschickt zwischen den Bäumen hindurch, wich Wurzeln aus und Zweigen, die ihm in den Weg hingen, bemüht, die gewaltige Fledermaus hinter ihnen abzuhängen. Doch nun hatte sich das Biest in die Hinterläufe des Talbuks verharkt und riss mit seinen spitzen Zähnen daran. Apsu drehte sich etwas im Sattel und schlug die Kreatur, wobei ihre Faust beim Auftreffen in grellem Licht aufblitzte, was es nicht nur erschreckte, sondern auch fürchterliche Schmerzen zufügte, sodass es losließ und nach hinten fiel. Eine alte morsche Eiche tat ihr Übriges und zerschmetterte der Kreatur beim Aufprall sämtliche Knochen. Regungslos blieb es liegen. Apsu drosselte ihren Hirsch und brachte ihn zum Stehen. Das Tier schnaufte erschöpft und hinkte fürchterlich. Die Draenei schwang sich aus dem Sattel und klopfte ihrem Talbuk sachte auf die Schulter. Dann besah sie sich seine Verletzungen. Beide Hinterläufe waren von tiefen Wunden übersät und bluteten stark. "Das hast du gut gemacht...", flüsterte sie und legte eine Hand auf das rote Fell, woraufhin der Hirsch zusammenzuckte. Sie schloss die Augen und suchte Verbindung zu ihrem Tier, rief das Licht an und bat es um Hilfe. Die Blutung wurde schwächer und er schien sich etwas zu entspannen, da auch die Schmerzen verebbten. Sie trat neben ihn und führte ihn am Halfter weiter. Richtig heilen würde es mit der Zeit. Für's Erste genügte das. Tut mir leid, dass ich dich hier mit hineinziehe, alter Freund.", raunte sie und drückte ihren Kopf kurz gegen seinen Hals. Es war gefährlich, allein in den Norden zu reiten, das wusste Apsu. Die untoten Kreaturen, die sich in den Pestländern und rund um Tirisfal ausgebreitet hatten, waren nicht zu unterschätzen. Aber seit ihr Gabriel gesagt hatte, dass er ihren Raben hier gefunden hatte, konnte sie nichts daran hindern, das Tier zu suchen. Sie hatte den Vogel mit einem Rekrutierungsschreiben losgeschickt. Jedoch wusste sie nicht, wieso er sich damit in so feindliches Gebiet begeben hatte. Ihr Rabe war ein schlaues Tier gewesen und hätte bestimmt nicht freiwillig die Nähe von Ghulen oder Vampirfledermäusen gesucht. Was in aller Welt hatte ihn veranlasst bis nach Tirisfal zu fliegen? Ein Sturm? Unwetter? Nach einem längeren Fußmarsch erreichte sie das Bollwerk an der Grenze von Tirisfal. Sie legte den langen braunen Wollmantel an und streifte sich die Kapuze über. Dann ließ sie ihren Talbuk in einem sicheren Versteck abseits des Weges zurück, wo er sich ausruhen konnte. Er legte sich nieder und sah den Paladin an, als verstünde er, dass sie sich auf ein gefährliches Unterfangen einließ. Apsu wartete, bis die Wachen der Verlassenen, die an den Toren postiert waren, ihre Schicht ablösten. Während des Wechsels musste es einen Augenblick geben, in dem sich keiner dem Übergang zuwandte. Dann würde sie leise hindurch huschen. Als es soweit war spurtete Apsu los, kam ungesehen am Tor vorbei und bog nach rechts ab, entlang der Mauer. Doch dort hatte sich gerade ein weiterer Verlassener an einer Ratte oder etwas Ähnlichem zu schaffen gemacht, der sie natürlich entdeckte, das Tier fallen ließ und seine Waffe zog. "Verdammt...", wisperte Apsu und knirschte mit den Zähnen. Geschickt duckte sie sich unter seinem Schlag hinweg und riss ihn mit einem Tritt von den Füßen. Als er sich aufrappelte schlug sie ihm den Ellenbogen gegen den Schädel, der in einem blendenden Licht zerbarst. Anscheinend hatte sonst niemand den Lichtblitz bemerkt. Doch wenn sie Pech hatte, würde das Finden des nun endgültig Toten die Wachen in Alarmbereitschaft versetzen und ihr den Rückweg erschweren. [wird fortgesetzt] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)