Fallen goddess von LadySerenity (...neither human nor god...) ================================================================================ Kapitel 3: ´Selphine´s request ------------------------------ 04.Selphines´s request… Es war nun später Vormittag, Maya hatte Akira noch ganz schön in Beschlag genommen und ihr von Gott und der Welt und ihr völlig unbekannten und unsinnigen Dingen – zumindest in Akiras Augen – erzählt und sie hatte damit zu tun gehabt, einfach immer wieder stumm zu nicken und weiter zu zu hören. Nun schloss sie seufzend die Tür hinter sich, doch der nächste Quälgeist ließ nicht lange auf sich warten, nun konnte Finn ja ungestört reden. „Na los, gehe den beiden Tischlern nach, damit wir zur Quelle kommen, die Erntegöttin wartet schon auf uns.“ „Sei ruhig.“ „Aber, aber… du bist so gemein! Warum musst du nur so fies sein? Ich bin doch auch lieb zu dir!“ Und schon wieder war Finn den Tränen nahe, Akira hatte wohl kein Händchen für Wichtel, dennoch kümmerte sie sich nicht weiter um ihn und machte sich auf den Weg Richtung Brücke, unterwegs traf sie auf ein unbekanntes Gesicht, er schien Koch zu sein, zumindest wies seine Schürze darauf hin. „Oh hallo, bist du jene Akira von der alle reden? Ich bin Chase und Koch in der Bar, nur zurzeit ist der Ofen aus, zu wenig Feuer und zu wenig Zutaten“, stellte der Mann mit den oorangefarbenen kurzen Haaren und dunkelblauen Augen sich vor, sie nickte zur Bestätigung. „Alles klar, Maya hat mir gestern noch die Ohren vollgelabert, apropos… iss nie etwas, das Maya selbst gekocht hat. Sie hat absolut nichts von Yolandas Kochtalent geerbt und egal was du isst, es schmeckt scheußlich und am nächsten Tag krümmst du dich vor Bauchschmerzen, vom Aussehen der Gerichte ganz zu schweigen, sie schmeißt einfach alles in einen Topf und hofft, dass es dann gut schmeckt. Unfassbar, nicht wahr?“ „Vermutlich…“ Chase sah sie etwas verwundert an, warum vermutlich? „Findest du das nicht auch furchtbar, was sie den guten Zutaten antut?“ „Ich äh… du hast Recht, ich muss weiter“, gab Akira zurück, auch Chase machte siech auf den Weg, Finn sah etwas erstaunt zu ihr. „Warum hast du ihm nicht einfach gesagt, dass du nicht kochen kannst?“ „Es ist schon frustrierend genug den Leuten zu sagen, dass ich nichts außer einem dunklen Kerker kenne, was glaubst du wohl wie demütigend es ist, ihnen auch noch zu sagen, dass ich auch sonst nichts kann? Außerdem, warum sollte ich ihnen das auch erzählen, ich kann Menschen nicht leiden und ich werde auch nicht mehr allzu lange hier sein, sie brauchen das alles nicht zu wissen“, gab Akira genervt zurück, Finn gab den Kopf leicht schräg. „Ich glaube, dein größtes Problem ist, dass du einfach nicht weißt, wie du mit anderen umgehen sollst, weil du eben total abgestumpft bist. Dann ist es also meine Aufgabe, dich dazu zu ermutigen, dein Herz zu öffnen und dir zu zeigen, wie schön es mit anderen sein kann, juhu“, freute er sich, Akira strafte ihn mit einem kalten Blick. „Versuch es und du wirst es furchtbar bereuen…“ Jetzt war der Kleine wieder schockgefroren und schwieg bis sie die große Hängebrücke erreichten, die das Farmland und den Minenbezirk trennte. Vor allem zu Finns Freude waren die Tischler gerade mit der Arbeit fertig geworden und Akira überquerte zusammen mit Luke und Bo die Brücke, auf der anderen Seite erwartete sie bereits ein stämmiger Mann mit schwarzen zusammengebundenen Haaren und einem üppigen Schnauzer, er wirkte zufrieden… „Na Dad, was sagst du, ist doch genial geworden, oder? Da kann der nächste Sturm schon kommen, diesmal rührt sich kein Brett bei der Brücke!“, rief Luke ihm zufrieden zu, er nickte. „Schon aber das ist vor allem Bos Verdienst, du hast dich ja mal wieder im Wald verlaufen gehabt… wie immer. Wer ist denn das Mädel da? Ich bin Detlef, Kleine und hier der Tischlermeister..“ „Ach das ist Akira, die Abgestürzte von gestern…“, begann Luke, dann beugte er sich etwas näher zu seinem Vater und flüsterte ihm zu: „…aber sag nichts über ihre Haare, da ist sie total eigen, ist gestern sogar vor Kathy deshalb abgehauen, krass oder?“ „Luke…?“ Der Angesprochen sah zu Akira, sie hatte zum ersten Mal seit gestern seinen Namen ausgesprochen, ungewöhnlich für sie. „Ja was ist?“ „Ich habe ein sehr gutes Gehör und habe verstanden, was du gesagt hast… lass es sein wenn du keine Ahnung hast, was passieren kann, wenn man ungefragt an meinen Haaren herum schneidet und nicht unsterblich ist.“ Ihr Blick war eindringlich und ernst, er wich vorsichtshalber einen Schritt zurück. „O – okay, was passiert denn, wenn man sie abschneidet?“, fragte er ahnungslos, Akira meinte nur schlicht. „Sie sind etwa schulterlang, schneidet man sie gegen meinen Willen ganz kurz stünde das Haus hier nicht mehr.. ich gehe jetzt zur Quelle.“ „Ach warte mal Kleine, auf dem Weg dorthin treibt sich jetzt öfter eine Bärenmuter mit ihre Jungen herum, das könnte gefährlich werde“, wollte Detlef sie noch warnen, doch kaum hatte Akira den Weg eingeschlagen und war ein paar Schritte gegangen, raschelte schon das Gebüsch neben ihr und aus dem Dickicht erschien ein mächtiger Braunbär, im Hintergrund konnte sie ein Bärenjunges entdecken. Die Bärin bäumte sich bedrohlich vor ihr auf, doch Akira blieb unbeeindruckt stehen. „Was soll das? Du kannst genau spüren, dass ich deinem Jungen nichts tue, also sei friedlich und lass mich passieren“, sagte sie zu dem Tier, die dunklen Augen fixieren Akira, doch dann gab die Bärin schließlich ihre bedrohliche Haltung auf, Akira kam näher und legte ihr eine Hand auf den Kopf, die drei Tischler waren fassungslos, wie hatte sie das nur geschafft? „Boah, die kann ja fast noch besser mit Tieren umgehen als du Dad, das will schon was heißen… Akira ist echt cool drauf, stellt sich vor einen Bären und hat keine Angst“, kam es von Luka, Bo war immer noch mulmig zumute. „Schon, aber irgendwie auch ziemlich unvernünftig, so wie du manchmal… dabei kann die Bärin doch Fremde absolut nicht leiden, nur uns aus Harmonika mag sie.“ Akira kraulte das Muttertier am Kopf, da kam auch das Junge hervor, es sah fast aus wie ein übergroßer Teddybär, sie kniete sich zu ihm. „Du brauchst keine Angst vor mir haben, Tieren füge ich keinen Schaden zu… ah, warum schnuppert ihr denn so an mir?“ Die zwei Bären schienen die Blauäugige wirklich zu mögen, allen voran die Bärin, sie schleckte zur Bestätigung über Akiras Wange und schon war sie wieder überfordert. „Ist gut, ich muss jetzt weiter…“ Dann setzte sie aber den weg zur Quelle der Erntegöttin fort… „Selphinge, wo bist du? Erscheine, ich muss mit dir reden!“, rief Akira, als sie an der Lichtung mit der Quelle angekommen war und über ein paar alte Steinplatten zu einer kleinen Halbinsel gelangt war, dort stand ein alter Baum, er wirkte kränklich, die Blätter waren fast alle abgefallen. Noch ein paar Sekunden vergingen, da ging von dem Baum ein blauer Glanz aus und eine wunderschöne Frau mit seidigen langen blauen Haaren und ebenso kraftvollen blauen Augen erschien in der Mitte der Insel, die Erntegöttin höchstpersönlich. „Akira, ich bin froh, dich endlich zu treffen…“, begann sie, Akira schnaubte nur kurz, Finn dagegen flog mit seinen kleinen Flügeln überglücklich zu Selphine und ließ sich in den Arm nehmen. „Froh? Ich wäre froh wenn ich wieder da wäre wo ich hingehöre.“ „Aber Akira, ich brauche doch so dringend deine Hilfe, deshalb ließ ich dich auf die Erde bringen… diese trostlose Zelle ist doch nicht der Ort, wohin du gehörst.“ „Tz, als ob du das wüsstest…“ „Lass mich dir doch erklären… ich benötige dich, um das Gleichgewicht der Natur hier in Harmonika wieder herzustellen, du kannst doch spüren, wie sie leidet. Die Natur, die Menschen und Tiere, einfach alles, deshalb solltest du hierher und glaub mir, es war sehr schwer, den Wächterrat zu überzeugen, sie haben immer noch… Bedenken“, versuchte Selphine es erneut, Akira sah sie immer noch unverändert an. „Aber es ist deine Aufgabe als Erntegöttin für das Gleichgewicht hier zu sorgen, du besitzt alles, was dazu nötig ist: göttliche Kraft, unermessliche Magie und die nötigen Heilkräfte, warum ist di Lage dann hier so katastrophal?“ „Vor langer Zeit fing der Mutterbaum hinter mir an, schwächer zu werden und zu vergehen, doch ich beziehe meine Kraft aus dem Mutterbaum und kann ihn selbst nicht heilen, da ihn ein mächtigerer Gott als ich erschaffen hat und zwar der Erntekönig selbst. Hier in Harmonika gab es einst fünf magische Glocken, die meine geliebten Erntewichtel läuteten um die Kraft des Baumes zu erneuern, doch deren Melodie ist schon lange verstummt. Ich sandte die fünf aus um die Glocken zu läuten, doch es geschah nicht und auch die Wichtel kamen nicht mehr zurück… mir blieb nichts anderes übrig als über den Mutterbaum zu wachen und zu warten, doch mittlerweile ist seine Magie so schwach geworden, dass ich nicht länger zusehen kann, jedoch… ich bin nicht in der Lage etwas dagegen zu tun“, erklärte Selphine traurig, Akira verstand noch immer nicht. „Ach und was soll ich bitte machen? Du bist eine vollkommene Göttin…“ „jJ, aber als solche ist es mir nicht möglich, den Mutterbaum und diese Quelle zu verlassen, aber du kannst dich frei bewegen, da dir die die vollkommene Götterwürde bis jetzt untersagt wurde und nur du kannst außer mir die Erntewichtel sehen. Zwar der Zauberer und die Hexe auch, aber ihre Magie reicht nicht aus, mit Magie lässt sich das Vergehen des Baumes nicht aufhalten.. Akira, auch wenn man dir dein Gedächtnis genommen hat, so weiß ich sehr wohl, dass du einst schon einmal auf der Erde warst und du den Menschen gegenüber wohl gesonnen warst, warum willst du denn nicht hier bleiben?“ Akira ballte ihre Hände zu Fäusten, war es denn nicht offensichtlich? Seit so langer Zeit war sie jetzt einmal wieder richtig wütend, sie wusste selbst nicht einmal, dass sie das sein konnte. „Warum? Na warum wohl? Sieh mich doch an, ich bin zwar ursprünglich eine Göttin, aber habe keine Kraft mehr, nichts, über das ich wachen soll und keine Möglichkeit, es je zu erlangen! Und jetzt bin ich hier mitten unter Menschen, ich bin aber kein Mensch! Ich, ich bin… im Moment keines von beiden. Warum sollte ich ihnen helfen? Das Herz eines Erwachsenen ist unrein…“ Die Erntegöttin schüttelte den Kopf, auch wenn sie Akiras Frust und Wut ganz gut nachvollziehen konnte. „Aber nein, das ist es nicht, zumindest nicht von Natur aus und ich denke, wenn du in die Herzen der Leute hier in Harmonika siehst, dann wirst du das auch erkennen. Es mag zwar stimmen, dass damals Erwachsene in den Vorfall verwickelt waren, doch sie waren wirklich verdorben, nicht so wie die Menschen in Harmonika. Nur wenn du schon nicht ihnen helfen willst, dann wenigstens den Kindern, hier in Harmonika gibt es auch Kinder wie du weißt.“ „Paolo…“, entwich es Akira, er schien sie wirklich ehrlich zu mögen, warum auch immer. „Ja, aber er ist nicht der Einzige… Akira, eben weil du keine vollständige Götterwürde besitzt, bist du etwas ganz Besonderes, du kannst Dinge sehen und fühlen, di den Menschen verborgen sind und im Gegenzug können die Menschen dich sehen und dir helfen, dich hier zurecht zu finden und du kannst dich frei bewegen. Wie du sehen kannst, nützt mir all meine Göttlichkeit nichts, ich bin dazu gezwungen stillschweigend zuzusehen, ich konnte lediglich etwas für dich erschaffen, dass dir hilft und zwar den kleinen Finn… bitte, kümmere dich gut um ihn, er ist noch sehr jung, aber ich denke, er kann dein Herz erleuchten und dir deine Angst nehmen.“ „Angst? Wovor sollte ich Angst haben?!“, schrie Akira nun aufgebracht, diese Selphine raubte ihr den letzten Nerv, so ein Unsinn! „Du kennst nur deine dunkle Zelle, man hat dir alle Erinnerungen genommen und dir nur ein gewisses Maß an Wissen gelassen und nun bist du in einer dir völlig fremden Welt, zumindest scheint es dir so. Mit der Zeit wirst du sicher erkennen, dass sie dir vertrauter ist, als du vielleicht denken magst., vor allem weil du die Gefühle der Menschen kennst und sie im Gegensatz zu vielen anderen Göttern fühlen kannst Und eben weil du nichts anderes kennst, hast du auch nie gelernt mit anderen zu kommunizieren, deine Einsamkeit setzt dir sehr zu… leugne nicht, ich kann genau wie du in das Herz eines Wesens sehen, egal ob Mensch, Tier, Gott oder Wichtel… Finn, bitte gib dein Bestes damit Akira sich hier zurecht findet, ich muss wieder zurück, meine Kraft lässt nach…“ Und mit diesen Worten verschwand Selphine auch wieder und ließ Finn und Akira allein zurück, letztere hatte sich auf den weichen Grasboden sinken lassen und hielt sich den Kopf, Finn ließ sich auf ihrer rechten Schulter nieder. „Was hast du denn? Ist das denn alles wirklich so schlimm für dich?“ Akira drehte ihren Kopf ein wenig in seine Richtung, ihr Blick war ein eindeutiges Ja, aber was sollte sie schon groß dagegen tun? „Diese Göttin hat vielleicht Nerven, ich habe bis jetzt noch keine einzige Glocke gesehen außer die vor dem Haus und ich weigere mich strikt nach ihrer Pfeife zu tanzen, ich habe schließlich auch meinen Stolz“, erwiderte sie, Finn seufzte etwas, er hatte sich schon gedacht, dass sie nicht so leicht zu überreden war. „Ja vielleicht sogar viel zu viel davon, das ist es ja gerade und auch deine riesige Sturheit stehen dir im Weg um hier vielleicht ein fröhliches Leben zu führen. Versuche es doch einfach mal… ich möchte so gerne die anderen Erntewichtel kennen lernen, sie sind alle bestimmt groß und stark, immerhin beschützen sie eine Glocke und verleihen ihnen ihre Kraft, ich bin noch klein und wenn du auch weggehst, dann bin ich auch ganz alleine, du siehst ja selbst wie schwach die Erntegöttin ist, sie kann auch nicht lange erscheinen bevor sie wieder mit dem Mutterbaum Eins werden muss… ich bin mir sicher, wir finden was damit du in Harmonika leben kannst, in irgendwas bist du bestimmt ganz gut so wie die anderen“, versuchte Finn die Blonde aufzumuntern, nur bei ihr konnte man nie so genau sagen ob es auch funktionierte. Schlussendlich stand Akira auf und ging durch die alte steinerne Ruine wieder Richtung Minenbezirk. „Was machst du denn jetzt?“ „Irgendwo in dieser Stadt gibt es bestimmt einen Hinweis auf diese ominösen Glocken, vielleicht in einem Buch oder so. Am besten frage ich den Bürgermeister, dann sehe ich weiter. In der Verfassung, in der Selphine sich zurzeit befindet kann sie mich ohnehin nirgends hin telteportieren und ich glaube es dauert auch einige Tage bis sie sich wieder zeigen kann“, entgegnete Akira, so hatte sie wenigstens eine Beschäftigung… „Ah na ja, ich selbst kann mich zwar nicht mehr daran erinnern, aber es gibt eine Legende über die heiligen Glocken von Harmonika und deren wundervolle Melodie, ich bin mir sicher du findest etwas in der Bibliothek, geh einfach die Treppen hinauf. Es ist schon Jahre her, dass ich das Läuten das letzte Mal gehört habe, aber ich weiß noch, dass es wunderschön war. Ich verstehe selbst nicht, warum ich mich nicht mehr daran erinnern kann wo sie sind, ich bin mir nämlich sicher, sie schon einmal gesehen zu haben. Den anderen hier in der Stadt geht es genauso… bedeutet das jetzt, das du hier leben möchtest, Akira?“, erklärte Hamminger ihr mit nachdenklicher Miene, sie nickte. „Mir bleibt nichts anderes übrig… selbst wenn ich diese Stadt oder noch besser die Insel verlasse, so gelange ich doch nicht dorthin wo ich hingehöre.“ „Gut zu wissen, während du oben bist, habe ich einiges zu erledigen.. oh und falls ich versehentlich absperre wenn ich das Rathaus verlasse, dann benutz einfach die Tür im oberen Stockwerk, da gelangst zu in die Schule und da habe ich einen Ersatzschlüssel beim Fensterbrett hinterlegt. Weißt du, ich habe hier schon mal meinen Sohn Gill eingesperrt, wenn er oben bei den Büchern war, da höre ich auch stundenlang nichts von ihm, manchmal lässt er dafür sogar Mahlzeiten aus. Ach ja, dieser Junge… bis später dann“, kam es ein wenig verlegen vom Bürgermeister, dann aber ging Akira die Treppen hinauf, dieses Verhalten wollte sie lieber nicht kommentieren. Oben angekommen sah sie sich erst einmal um, es war eine beachtliche Sammlung an Büchern und alten Schriftstücken, sie ging erst einmal durch die Reihen, vielleicht sprang ihr ja etwas ins Auge. In der hintersten Ecke fand sie tatsächlich etwas, doch es war kein Buch sondern ein Mensch mit schneeweißem Haar der gerade neben einigen aufgeschlagenen Büchern hockte und fieberhaft in einem herumblätterte. Er bemerkte den Neuankömmling und sah nach oben, er hatte nicht damit gerechnet, dass sich jemand mal hier herauf verirrte, er erhob sich und klopfte sich den Staub von seiner karierten Hose und kam zu ihr herüber, auch seine Augen waren hellblau. „Du bist wohl Akira, nicht wahr? Was willst du hier oben? Ich bin Gill, der Sohn des Bürgermeisters“, wollte er wissen, sie musterte ihn kurz. „Du bist anders als er…“, war ihr Kommentar, Gill strich sich kurz eine Haarsträhne zurück, dann nickte er. „In der Tat, ich bin bei weitem nicht so schusselig und redselig wie mein Vater, aber das beantwortet nicht meine Frage.“ Gab er zurück, man konnte ein wenig Arroganz in seiner Stimme erkennen, aber das störte Akira nicht, sie wollte ohnehin nur nach einem brauchbaren Buch suchen, doch dann fiel ihr Blick auf eines, welches Gill gerade gelesen hatte und sie kniete sich nieder, die Zeichnung auf der aufgeschlagenen Seite sah interessant aus. „He, was soll das? Dieses Buch lese ich gerade… mehr oder weniger, die alte Schrift ist schwer zu entziffern, also verblättere mir nicht die Seite! Hörst du mir überhaupt zu? Tz, unmögliches Frauenzimmer“, beschwerte Gill sich, doch das berührte Akira nur wenig. „Die fünf Glocken… aber die Karte ist so ungenau… hm, was steht denn da? Na toll, die Standorte sind in Rätseln aufgeführt…“ „Kannst du etwa lesen, was da steht?“, kam es überrascht von Gill und er gesellte sich zu ihr auf den Boden, sie nickte. „Ja… hier steht: Wenn Alans Stimme erklingt, dann tanzen die Flammen selbst im tiefen Dunklen heiß und feurig. Suchst du Ben im kühlen Nass, so gib Acht, dass das stetige Tropfen dich nicht aus dem Takt bringt. Wenn Carsten Lachen über die Wiesen und Felder widerhallt, so lehn dich im Schatten zurück und lausche dem sanften Wogen der Ähren. Es rattert und rattert, mal mehr und mal weniger, wie weiß nur der Wind und doch übertönt es Darius´ Schnarchen nicht. Vernimm Elmars Schluchzen nicht am Boden, steig die Stufen hinauf und nimm die Stille um dich herum in dich auf, nur manchmal hörst du einen sehnsüchtigen Wunsch, welches ein reines Herz verspürt. Bring sie alle zusammen zum Klingen und alles um dich herum wird erblühen … wer schreibt denn nur so einen Schwachsinn?“, las Akira vor, auch wenn der Text nicht wirklich informativ war, so staunte Gill doch nicht schlecht, für ihn waren diese alten Schriftzeichen nur Krakeleinen gewesen. „Woher kannst du das? Wer hat dir das beigebracht?“ „Niemand, ich kann es einfach… also die Namen der Schutzwichtel stehen für die Glocken, aber auf der Karte sind keine Namen sondern andersfarbige Glocken, an ganz toll, obwohl… Alan hat die Kraft des Feuers, Ben die des Wassers, Carsten die der Erde, Darius steht für den Wind nur Elmar kann ich nicht zuordnen… sag mal Mensch, warum list du dieses Buch?“ „Ich stelle Nachforschungen an, ganz einfach. Als Sohn des Bürgermeisters will ich nun einmal auch, dass es den Bewohnern von Harmonika gut geht und in letzter Zeit häufen sich die Probleme nun einmal. Als ich vor kurzem an der Göttinnenquelle war, da habe ich gesehen, in welch schlimmen Zustand der Mutterbaum ist, aber Clemens und Detlef meinten, dass man dagegen nichts tun könne, zumindest nicht durch menschliches Zutun, aber damit gebe ich mich nicht zufrieden… als ich noch sehr klein war, da hat meine Mutter mir die Legende von der Melodie der Glocken erzählt, aber sie geriet in Vergessenheit und dieses Buch hier ist das Einzige, in dem überhaupt etwas steht. Ich dachte mir, wenn ich diese alten Glocken irgendwie finde und zum Läuten bringe, dann würde das helfen, aber dieser Text macht mir Kopfzerbrechen… kannst du ihn mir aufschreiben? Hier, Papier und Stift“, erklärte der Weißhaarige, Akira musterte ihn einige Momente eindringlich. >Meint er es denn wirklich ernst? Er will helfen, dass der Mutterbaum wieder gesundet? Für mich klingt das zwar unglaubwürdig, aber nun ja, soll er sein Glück versuchen. Spätestens wenn er vor einer der Glocken seht wird er merken, dass er nicht tun kann… dazu müsste er die Erntewichtel sehen können und sie bitten, den Glocken ihre Kraft zu leihen und sie erklingen zu lassen< Ging es ihr durch den Kopf, während sie ihm die Übersetzung aufs Papier schrieb, Gill betrachtete sie stumm, irgendwie kam sie ihm so verdammt bekannt vor, doch das bildete er sich bestimmt nur ein. Woher sollte er sie auch kennen? „Hier…“ Akira hielt ihm den Zettel entgegen, zu seiner Verwunderung hatte sie alles in Blockbuchstaben geschrieben. „Äh… danke“, erwiderte er, sie sah ihn prüfend an. „Was ist? Dich stört etwas.“ „Nein schon gut, aber das sieht aus als hätte es eine Fünfjährige geschrieben, du hättest auch Schreibschrift verwenden können, so eine schlimme Handschrift wirst du schon nicht haben. Ich kann immerhin auch das Geschmiere meines Vaters entziffern, von Luke oder Clemens will ich gar nicht reden. Leserlich ist es zwar, aber doch ziemlich umständlich und es sieht etwas komisch aus“, gab Gill zurück, Akira schnaubte genervt und sah in seine blauen Augen. „Vielleicht war ich ja auch so alt als ich schreiben gelernt habe, ich weiß es nicht und etwas anderes kann ich nicht, nur noch die Schriftzeichen, die in diesem Buch verwendet werden. Wenn es dir so nicht gefällt, dann musst du es noch einmal neu schreiben, ganz einfach.“ „Wirklich nicht? Aber du bist doch erwachsen, da solltest du so etwas beherrschen…“ Doch bevor Gill auch nur ein weiteres Wort sagen konnte, war Akari hoch gestoben und sah ihn genervt an, sie war sich sicher, dieser Kerl war wirklich der Schlimmste von allen Menschen, die sie bisher getroffen hatte. „Das hat dich nicht zu kümmern, in all der Zeit in der ich nun einfach vor mich hingestarrt habe, hatte ich kein einziges Mal etwas zu schreiben, keiner hat es von mir verlangt und niemand hat mir auch nur irgendetwas Neues beigebracht, man hat mir einzig und allein das gelassen, was ich schon wusste und was für keinen gefährlich werden könnte. Nun zufrieden?“, herrschte sie den jungen Mann an und wandte sich zum Gehen, da spürte sie, dass er nach ihrer eigenwilligen Kleidung gegriffen hatte und sie festhielt, sie drehte sich noch einmal um. „Tut mir Leid, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen. Wenn du möchtest, kann ich es dir beibringen, als Dank für deine Hilfe jetzt… anders denke ich, kann ich mich ohnehin nicht revanchieren. Was hältst du davon?“ Es herrschte einige Momente Stille, doch schlussendlich nickte Akira, es war immerhin ein Anfang und was er ihr anbot würde ihr nicht nur hier auf der Erde von Nutzen sein… Fortsetzung folgt LadySeri -chan Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)