Chi von Akumako-chan (Blut) ================================================================================ Kapitel 1: Sonshitsu -------------------- Sonshitsu - Verlust “Gibt es nichts, dass du schützen willst, Sesshoumaru?” Noch heute höre ich die Worte meines Vaters. Es waren das Letzte was er zu mir sagte. “Etwas was ich schützen will?” Ich verstand seine Worte nicht. “Ich, Sesshoumaru, brauche solche Dinge nicht!” Eine törichte Antwort und doch schien sie mir damals die einzig Richtige. Kaum hatte ich diese Worte gesprochen, verwandelte sich mein Vater in seine wahre Gestalt und eilte davon in die sternklare Nacht. Es war das letzte Mal, dass ich meinen ihn sah. Ich wusste es und ich glaube, er wusste es auch. Zu tief waren die Wunden, zuviel Blut hatte er im Kampf gegen Ryuukotsusei verloren. Blut, welches den Schnee zu meinen Füßen rot gefärbt hatte. Ich werde dessen Geruch niemals vergessen. Er hätte bleiben und sich heilen lassen sollen, aber das wollte er nicht hören. Statt sich zu erholen, eilte er davon. Zu seiner Geliebten, dieser Menschenfrau. Ich hasste sie, aus tiefsten Herzen. Doch Vater hatte nicht von ihr lassen können. Er meinte ohne sie, wäre sein Leben nicht lebenswert. Könnte er nicht mit ihr leben, würde er lieber den Tod wählen. Dieser wurde ihm gewährt. Er fand ihn in den Flammen, kurz nachdem er seine Geliebte dem Tod entrissen hatte und sie mit ihrem Neugeborenen fortgeschickt hatte. Ich habe es gesehen. Gesehen wie eine schwache Menschenfrau, ein kleines schreiendes Bündel fest an ihre Brust gedrückt, der Flammenhölle entkam und den Berg zum Wald hoch eilte. Sie und mein Halbbruder waren in Sicherheit während er in den Flammen den Tod fand. Ich hatte es gespürt, mit jeder einzelnen Faser meines dämonischen Körpers. Mein Vater war tot. Auch Izayoi schien es gespürt zu haben. Blieb sie doch genau in diesem Augenblick stehen, schauten auf das rote Flammenmeer, welches ihr den Geliebten geraubt hatte, zurück und ihr Lippen formten den Namen des großen Fürsten des Westen. Kurz darauf viel das Gebäude in sich zusammen, Izayoi wand seinem glühenden Grab den Rücken zu und eilte weiter den Berg hinauf. Direkt auf mich zu. Doch, davon hatte sie keine Ahnung. Erschrak sie sich doch beinah zu Tode als sie mich erblickte und drückte das schreiende Bündeln noch dichter an sich. Ja, sie hatte Angst. Es war ein leichtes diesen Geruch wahrzunehmen, drang er binnen Bruchteilen von Sekunden durch jede Pore ihres schwachen, menschlichen Körpers. Es war ihr unmöglich es vor mir zu verbergen, auch wenn sie schnell ihre Fassung wieder zu gewinnen vermochte. Würdevoll, wie sie es all die Jahre ihres kurzen Lebens gelernt hatte, stand sie da und blickte mich mit ausdruckslosem Gesicht an. Nur ihre Finger verkrampften sich in der Decke die meinen Halbbruder umhüllte. Als mein Blick auf das kleine Bündel in ihren Armen fiel, spannte sich ihr Körper schlagartig an, so, als wolle sie dieses kleine Wesen mit ihren Leben verteidigen oder sofort zur Flucht ansetzten. Beides wäre aussichtslos. Ich wusste es und sie wusste es auch. Und dennoch zögerte sie, als ich mit einer knappen Geste verlangte mir das Bündel zureichen. Nur langsam kam sie auf mich zu, verbeugte sich gebühren und hielt es mir mit zitternden Händen entgegen. “Euer Bruder Inu Yasha, Herr.” “Halbbruder!” Es war das erste Wort welches ich jemals mit ihr gesprochen hatte und machte zugleich deutlich, wo der Stand des kleinen Wesens war. Weit unter meinem. Ich nahm das, noch immer schreiende Bündel entgegen und entfernte die wärmende Decke. Das Schreien verstummte abrupt und große goldene Augen schauten mich verwundert an. Er hatte kaum Ähnlichkeit mit Vater. Sein Haar war weiß, das Vaters war, ähnlich des Meinen, silbern. Auch die dämonische Zeichnung auf den Wangen fehlte. Vater hatte einen breiten violetten Streifen, ich selbst zwei Schmale und noch eine Mondsichel auf der Stirn, doch der kleine Hayou hatte keinerlei Zeichnung die ihn als Dämon auswies. Nicht im Gesicht, nicht auf dem Körper. Nur zwei kleine, spitze Ohren die aus seinem weißen Schopf hervor ragten und machten deutlich, dass er kein reiner Mensch war. Ich erhob meine klauenbesetzte Hand. Izayoi versteifte sich augenblicklich und sog hart die Luft ein. Sie nur eines kurzen Seitenblicks würdigend, strich ich dem Kleinen durch den dichten Schopf und zupfe leicht an den Ohren die sich mir so einladend entgegen gestreckten. Mein Halbbruder gab ein freudiges Quietschen von sich und versuchte nach meiner Hand zu greifen. Die Menschenfrau atmete erleichtert auf. Scheinbar hatte sie erwartete, dass ich mich mit Inu Yasha und ihr nicht lange aufhalte und sie hier an Ort und Stelle in Stücke reiße. Auch wenn ich bei ihr, die mir den Vater genommen hatte, nicht gezögert hätte, den Kleinen hätte ich nicht ermordend. Er entstammte dem Blut des großen Inu Taishou, war somit mein Halbbruder und des letzte Familienmitglied was ich noch hatte. Aber mitnehmen konnte ich ihn nicht. Es war zu riskant. Inu Taishou, der große Herrscher des Westens, war tot. An mir war es den Thron zu besteigen und nach dem langen Krieg, der zu viele Opfer gefordert hatte, endlich wieder für Frieden zu sorgen. Ich hatte keine Zeit mich um einen kleinen Hayou zu kümmern, der zudem im Land des Westens nicht erwünscht war. Zu viele Dämonen waren gegen die Verbindung zwischen Vater und Izayoi gewesen und hätten bestimmt nicht gezögert Inu Yasha eines plötzlichen Unfalltodes sterben zulassen. Auch wenn es mir widerstrebte, der kleine Hayou war bei den Menschen besser ausgehoben. Izayoi stammte aus reichem Hause und hatte eine große, angesehne Familie die ihr Unterschlupf gewähren würde. Daher gab ich meinen kleinen Halbbruder in ihre Obhut. Später, wenn sich die Lage im Land beruhigt und ich meinen Stand, als neuer Herr des Westens, gefestigt hatte, wollte ich nach ihm sehen. Izayoi nahm ihn mit einem dankenden Lächeln an sich und verbeugte sich tief vor mir. “Ich danke euch, Sesshoumaru-sama.” Ich nickte ihr nur leicht zu und schon eilte sie davon, ihrer Heimatstadt entgegen. Alls sie aus meinen Blickfeld verschwunden und wand ich mich den glühenden Überresten des Gebäudes zu. Ich würde wieder kommen. Kommen um die Gebeine meines Vaters zu Grabe zutragen und seine drei Schwerter ihren rechtmäßigen Platz zu geben. Denn sie gehörten an die Seite des Herrschers und der war ich. `Gibt es nichts, dass du schützen willst, Sesshoumaru? ´ Warum mir Vaters Worte in diesen Augenblick in den Sinn kamen, wusste ich nicht, doch hörte ich in diesem Moment aus der Ferne das leise Wimmern meines Halbbruders. Kapitel 2: Seikatsu ------------------- Seikatsu - Existenz Ich weiß nicht mehr genau, wie viel Jahre zwischen diesem Tag und dem Tag lagen, an dem ich meinen kleinen Halbbruder das nächste Mal sah. Es mögen vier oder fünf gewesen sein. Denn vor mir, in einem von Sonnelicht durchfluteten Bambushain, entdeckte ich einen Hanyou der mit gerade mal bis zur Hüfte reichte. Er hatte mich nicht bemerkt, zu sehr war er in die Jagd nach einem kleinen, grünen Insekt vertieft. Noch immer waren es einzig die kleinen, weißen Ohren die deutlich machten, dass es kein schwaches Menschenkind war, das hier spielte. Die Bewegungen, noch ziemlich unbeholfen, ließen erahnen, welches Blut durchs eine Adern floss. Zum Teil war er ein Jäger, ein Raubtier, wenn auch noch einige Jahre ins Land gehen mussten bis er seine erste große Beute erlegen würde. Ich fragte mich, wie stark er wohl sein würde, wenn er ausgewachsen war, in 150 oder 200 Jahren. Die Ohren, die durch den weißen Schopf schauten, zuckten leicht und mein kleiner Halbbruder ließ von dem Insekt ab. Er schloss die Augen und hielt seine Nase in den Wind. Sie zuckte leicht, ehe er mit großen Augen in meine Richtung sah und einpaar Schritte zurück stolperte. Hatte er Angst vor mir? Angst vor seinem eigenen Bruder? Doch nur Augenblicke später kam er mit zögerlichen Schritten und neugierigen Augen auf mich zu. Er blieb wenige Meter vor mir entfernt stehen, schnupperte nochmals mit seiner kleinen Nase ehe er den Kopf leicht schief legte. Wusste er wer ich war? Roch er, dass wir das gleiche Blut teilten, oder war es einfach nur kindliche Neugier? Er war bis zu diesem Augenblick unter Menschen aufgewachsen. Ich wusste nicht, was Izayoi ihm über seine Abstammung erzählt hatte. Wusste dieser kleine Hanyou überhaupt, dass er einen Bruder hatte? ““ … Maru?” Er kam einige Schritte näher und nahm abermals meinen Geruch auf. “Maru!” Mit einem freudigen Aufschrei überwand er die letzte Distanz, die uns trennte und schlang seine kleinen Arme um meine Beine. Er drückte seinen Gesicht dicht in mein Gewand und der kleine Körper erzitterte leicht. “O-nisan” Gab er leise von sich und drückte sich noch dichter an mich. Ich spürte wie mein Gewand etwas durchfeuchtet wurde und roch die salzigen Tränen, die mein Halbbruder vergoss. Hatte ich mich eben noch gefragt, ob Inu Yasha überhaupt von meiner Existenz wusste, so war ich nun überrascht, dass er sich so darüber freute mich zu sehen. Er kannte mich nicht. Wusste nichts über mich und doch klammerte er sich, vor Freude weinend, an mich. Ich hob meine Hand und fuhr, wie damals, durch den weißen Haarschopf. Es war nicht mehr ganz so weich, wie am Tag seiner Geburt, aber immer noch weicher als es Menschenhaar jemals sein könnte. Als ich ihn leicht am linken Ohr zupfte, befreite er sein Gesicht aus meinem Gewand und schaute mit einem überglücklichen Lächeln zu mir auf. Wie hätte ich dieses Lächeln nicht erwidern können? Es war ungewohnt und doch so erschreckend einfach als ich in die großen goldenen Augen meines Halbbruders sah. Noch immer schimmerten kleine Tränen in seinen Augenwinkeln, die ich vorsichtig weg wischte. Er wäre so einfach, nur ein bisschen mehr Druck, ein kleiner Ritzer mit meinen Klauen, ein wenig Gift und der sein Körper würde für immer erkalten. Doch lag mir nichts ferner. “Inu Yasha!” Es war Izayoi´ s Stimme, die aus weiter Ferne ertönte. “Wo bist du?” “Haha?” Mein kleiner Halbbruder löste sich leicht von mir und schaute in die Richtung aus der der Ruf gekommen war. “Inu Yasha!” Der Hanyou sah zu mir auf ehe er sich gänzlich von mir löste und zu seiner Mutter eilte. Es dauerte icht lange und ich hörte seine aufgeregte Stimme in der Ferne. “Haha! Maru!” “Was ist los, Inu Yasha?” Izayoi schien nicht zu versteh was ihr Sohn ihr mitteilen wollte. “Warum bist du denn so aufgeregt?” “Maru! Komm, Haha!” “Ist ja gut, ich komm ja schon mit.” Eilige Schritte waren zu hören. “Nicht so schnell, Inu Yasha.” Ich gab ein abfälliges Schnauben von mir. Menschen waren schwach. Wie konnten solch Kreaturen nur in dieser Welt überleben? Und warum hatte Vater sich so dafür eingesetzt sie zu schützen? Ich hatte ihn damals nicht verstanden und tu es bis heute nicht. “Haha! Maru!” Mein kleiner Halbbruder kam auf mich zugestürmt, fröhlich lachend und zog seine schwer atmende Mutter hinter sich her. “Was hast du denn nur los mit… “ Als sie mich erblickte, verlor ihr Gesicht deutlich an Farbe und sie blieb wie angewurzelt stehen. “Sess… Sesshoumaru-sama.” Es war nur ein leises Flüster. “Haha! Maru!” Aufgeregt kam der Kleine auf mich zugesprungen. “O-nisan!” Abermals umschlang er meine Beine und strahlte mich mit diesem überglücklichen Lächeln an. Ich strich ihm durch den weißen Schopf. “Geht es dir gut?”” Mein kleiner Halbbruder nickte heftig. “Gut! Maru da!” “Es… es mangelt ihm an nichts, Sesshoumaru-sama.” Ich sah zu Izayoi. Welche sich gebührend vor mir verbeugte. “Er bekommt alles was er benötigt und entwickelt sich sehr gut. Auch wenn er erst vor kurzen angefangen hat zu sprechen, macht er schnelle Fortschritte.” Ein leichtes Nicken meinerseits musste ihr als Antwort genügen. “Maru bleiben?” Die großen goldenen Augen sahen mit flehend an. Nur zu gerne hätte ich seine Frage mit ja beantwortet. Doch noch immer herrschte Krieg an den Grenzen meines Reiches und es war an der Zeit, dass ich mich wieder meinen Aufgaben widmete. “Leider nein.” Sanft strich ich ihm durch Haar. “Aber wenn du weiter so gut lernst und brav trainierst um ein großer Hanyou zu werden, komme ich zurück und nehme dich mit zu mir auf unser Schloss.” Seine Augen wurden noch größer und mit einem freudigen Aufschrei eilte er zu seiner Mutter. “Haha, wir Schloss!” Ausgeregt zog er am Ärmel ihres Kimonos. “Ich groß, stark. Wir zu Maru. Wir Schloss!” Sie nahm ihren Sohn in den Arm und sah mich überrascht an. Hatte sie gedacht ich würde meinen kleinen Halbbruder ewig in ihrer Obhut lassen? Ihn unter Menschen aufwachsen lassen, ohne dass er seine dämonischen Kräfte richtig entwickeln könnte? “Sesshoumaru-sama, es wird Zeit.” Ertönte die krächzende Stimme Jaken´s hinter mir und abermals fragte ich mich, warum ich diesem Volk jemals geholfen hatte. Ich würdigte den Kröterich keines Blickes. Wusste er doch genau, dass ich ihn gehört hatte und er zu einem schlechten Zeitpunkt gekommen war. Schon hörte ich die kleinen Froschfüße davoneilen. Wahrscheinlich verkroch er sich in irgendeinem Erdloch und erwartete voller Furcht meinen Zorn. “Maru?” Inu Yasha kam wieder zu mir gelaufen und ich konnte deutlich die unvergossenen Tränen in seinen Augen sehen. “O-nisan?” Ich gib in die Knie, legte meine Hand auf deinen Schopf und wuschelte ihn durchs Haar. Auch mir viel der Abschied schwer. Doch wusste ich, dass es ein Wiedersehen geben würde. “Ich komme wieder, Yasha.” Ich zupfte ihn am Ohr. “Versprichst du mir groß und stark zu werden?” “Ich groß!” Er streckte seine Arme hoch in die Luft. Zeigte wie groß er bei unseren nächsten Treffen sein würde. Diese Geste entlockte mir ein leises Lachen und ich wuschelte etwas kräftiger durch sein Haar. “Wir werden sehen.” Ich erhob mich wieder, nickte Izayoi leicht zu und wand mich zum gehen. Doch eine kleine Hand die ihre Krallen in mein Gewand vergraben hatte, hielt mich zurück. “Du versprechen?” Zweifelte mein kleiner Halbbruder etwa an dem Wort des Herrschers des Westens? Meine Hand fand erneut ihren Weg in das weiße Haar. “Ja, ich verspreche es, Yasha.” Abermals strahlte er mich überglücklich an. “Ich warten auf Maru!” “Und ich werde kommen, Yasha.” Nun löste er seine kleine Hand von meinem Gewand und ich konnte meinen Weg fortsetzen. Im Augenwinkel sah ich einen kleinen Hanyou der seinen großen Bruder hinterher winkte. Freudig lächelnd und hoffend, dass er ganz schnell größer werden würde. Denn dann würde ich kommen und ihn mit mir nehmen. Und ich schwor mir, nichts und niemand würde mich daran hindern. Inu Yasha sollte bei mir im Schloss aufwachsen. Er würde groß und stark werden und dem Erbe seines Vaters alle Ehre machen. Dass alles ganz anders kommen sollte, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Hätte ich es gewusst, ich wäre zurück geeilt und hätte ihn sofort mitgenommen. Kapitel 3: Ushinawareta ----------------------- Ushinawareta - verloren Einige Jahre später erfuhr ich von Izayoi´ s plötzlichem Tod. Der Bote teilte mir mit, dass sie schon vor Wochen an einer tückischen Krankheit gestorben sei. Über den Verbleib meines Halbbruders wusste er nichts. So machte ich mich auf um Inu Yasha nachhause zuholen. Als ich die Heimatstadt seiner Mutter betrat, konnte ich ihn nirgends finden. Das Haus, das ihm die letzten Jahre als Heim gedient hatte, lag in Trümmern. Es sei kurz nach ihrem Tod zusammen gestürzt und man habe ihren Sohn seit dem nicht mehr gesehen. So erzählte man mir. Es war leicht ihre Lügen zu durch schauen. Sie rochen nach Angst und die Überreste des Gebäudes wiesen Spuren auf, die eindeutig zeigte, dass sich Menschen daran zu schaffen gemacht hatten. Hielten sie mich wirklich für so dumm? Als ich sie abermals nach dem Verbleib meines Halbbruders fragte, zitterten sie und sagte, dass er verschwunden sei und keiner wisse, wo er ist. Lügner! Ich weiß noch, wie sie schreiend zurück wichen als ich mein Schwert zog. Sie fielen vor mir auf die Knie und fingen an um Gnade zu winseln. Sie waren so schwach. Wie sie sich vor mir im Dreck wanden, in der absurden Hoffnung ihrer gerechter Strafe zu entkommen. Warum hätte ich sie verschonen sollen? Das Izayoi´ s an einer Krankheit gestorben war, schien mir nicht unglaubwürdig. Doch, dass Inu Yasha nach ihrem Tod einfach so verschwunden ist, war gelogen. Ich konnte denn Geruch seines Blutes, welcher noch immer hauchfein an den Trümmern des Gebäudes haftete, wahrnehmen. Es mochte sein, dass der kleine Hanyou die Stadt nach dem Tod seiner geliebten Mutter verlassen hatte. Nur, war er nicht freiwillig, ohne Zwang gegangen. Warum sonst sollte sein wertvolles Blut vergossen worden sein? Sie hatten ihn vertrieben! Also, warum hätte ich sie verschonen sollen? Der Erste, der sein jämmerliches Leben aushauchte, war Izayoi´ s Vater. Er fand ein erbärmliches Ende. Vor Angst wimmernd beschmutze er sich selbst, ehe ich meine Klinge auf ihn nieder fahren ließ. Ihm folgen noch viele. Schwester, Brüder, Nichten, Neffen, Onkel, Tanten. Ich löschte den gesamten Clan aus. Alle, ohne Ausnahme. Selbst vor den Neugeborenen machte ich nicht Halt. Zu groß war meine Wut auf sie. Hell loderte die Stadt als ich sie hinter mir ließ um mich auf die Suche nach meinen kleinen Halbbruder zu machen. Doch war die Regenzeit zu früh gekommen und hatte seinen Geruch weg gewaschen. An nur wenigen Stellen roch ich den kleinen Hanyou, es alte Spuren. Spuren die er unbewusst, vielleicht beim spielen oder bei der Jagd, gelegt hatte. Sie waren viele Monate alt. Noch Wochen streifte ich durch die dichten Wälder, konnte Inu Yasha aber nicht finden. Er war verschwunden. Wer wusste schon in welche Richtung der kleine Hanyou davon gelaufen war? Nach weiteren Wochen musste ich meine Suche aufgeben und zurück in den Westen gehen. Ich war der Herrscher und die Grenzen im Norden waren nicht sicher. Immer wieder gab es Meldungen von Übergriffen, Raub und Mord. So verließ ich schweren Herzens die Wälder und machte mich auf den Rückweg. Aber ich schwor mir, ich würde nicht eher Ruhe geben, bis ich meinen Halbbruder gefunden und zu mir in den Westen geholt hatte. Nach Jahren, die Grenzen waren sicher, konnte ich meine Suche fortsetzten. Gerüchte kamen mir zu Ohre, dass ein Halbdämon, in feuerroten Gewand und schneeweißen Haaren, in den Wäldern des östlichen Reiches sein Unwesen treiben sollte. Man berichtete davon, dass er nachts den Mond anheulte und den Bauern ihr Vieh stahl. Dass er sogar vor Menschenfleisch nicht zurück schreckte und es auch mit großen, starken Dämonen aufnehmen konnte. Die Bevölkerung lebte im ständigen Schrecken vor der blutrünstigen Kreatur. Ich wusste, dass man nicht alles Gerüchten Glauben schenken sollte, dennoch begab ich mich in den Osten um mir diese Wesen mit eigenen Augen an zusehen. Es gab zu dieser Zeit nicht viele Hanyou und die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um meinen kleinen Halbbruder handelte, war hoch. Das Widertreffen verlief gänzlich anders als erwartet. Ich fand Inu Yasha, den Sohn des großen Inu Taishou, wie er sich über ein frisch erlegtes Reh hermachte. Gierig schlug er seine Fänge in das rohe Fleisch und würgte es, kaum zerkaut, herunter. Er machte den Eindruck einer ausgehungerten Bestie. Langsam schritt ich auf ihn zu. Als er mich witterte, sprang er auf. Mit einem lauten, wirklich beeindruckenden Knurren stellte er sich von seine Beute und zeigte deutlich, dass er sie mit seinen Klauen und Fängern verteidigen würde. Kein Wunder, dass die Menschen in dieser Gegend Angst vor meinen kleinen Halbbruder hatten. So wie er vor mir stand, mit dem Blut des toten Tieres besudelt, mit gefletschten Zähnen und scharfen Krallen. “Ich werde es dir nicht streitig mache, Yasha.” Seine Haltung änderte sich Schlagartig. Der angespannte Körper lockerte sich etwas und ich konnte deutlich erkennen wie er Witterung aufnahm. Hatte ich geglaubt, dass er sich nun, da er mich erkannt hatte, zu mir kommen würde damit ich ihm heim bringen konnte, so hatte ich mich bitterlich getäuscht. Das Knurren, welches eben abgeklungen war, ertönte von neuem. Tiefer und lauter als zuvor und Inu Yasha setzte zum Sprung an. Nur meinen Instinkten verdankte ich es, dass er mir seine Klauen nicht in die Brust gerammt hatte. Mich fragend, was so plötzlich in den Kleinen gefahren war und wich ich seinen Angriffen mit Leichtigkeit aus. Was war nur aus dem kleinen Hanyou geworden der sich sosehr gefreut hatte seinen großen Bruder zu sehen? Was hatten diese Menschen aus meinen Halbbruder gemacht, dass er wie ein wildes Tier hier im Wald hauste, wo er doch seinen rechtmäßigen Platz an meiner Seite, im Schloss unseres Clans hatte. Und dennoch war Inu Yasha stark geworden. Nicht so stark wie er hätte sein könne, aber stark genug um in dieser Welt seinen Weg zu finden. Sein Körper war sehnig, nur an der Geschmeidigkeit fehlte es ihm. Auch merkte ich schnell, dass er sich vornehmlich mit den Jagen beschäftigen musste. Denn von Taktik im Kampf schien er kaum Ahnung zu haben. Plötzlich ließ er von mir ab und schaute erschrocken auf den Horizont. Sah noch die letzten Strahlen der Sonne hinter den Bergen verschwinden und ein lautes Keuchen entfleuchte seiner Kehle. Dann sah ich sie. Die andere Seite des Hanyou den ich meinen Halbbruder nannte. Das weiße Haar wurde dunkler, die Ohren verschwanden und selbst die Klauen und die spitzen Fänge waren Sekunden später nicht mehr zu sehen. Vor mir stand ein schwacher Mensch mit rabenschwarzen Haar und dunkeln Augen. Auch sein Geruch hatte sich verändert. Nur noch schwach konnte ich das Blut meines Vaters riechen. Es war sein menschliches Erbe, das sich mir hier offenbarte. Er sah mich mit großen erschrockenen Augen an, ehe er sich umdrehte und davon stürzte. Er war so unbeholfen in dieser Gestalt, so schwach. Schon eine kleine Baumwurzel brachte brachten ihn zu Fall. Dann la er da, auf dem Waldboden, noch immer das Blute des Rehs am Gewand und rollte sich soweit zusammen wie es ihm nur möglich war. Von dem Hanyou, der eben noch seine Beute verteidigte hatte, war nichts mehr übrig. “Mach schon.” Es war nur ein leises Flüstern, das von meinen kleinen Halbbruder kam. “Töte mich.” Ich sollte ihn töten? Aus welchen Grund? Ich war verwirrt. “Bist du dir selbst dazu zu fein, Maru?” Langsam erhob er sich und sah zu mir auf. “Bist du deshalb nicht zurück gekommen um mich zuholen? Weil ich einfach nicht stark genug geworden bin. Weil ich das hier bin.” Er hielt seine menschlichen Hände hoch. “Weil ich eine Schade für dein Blut bin.” Sein dunkler Schopf senkte sich wieder. “Weil ich schwach bin!” Er drehte um und rannte davon. Ich hätte ihn aufhalten können. Ihm sagen, dass es nicht stimmte was er sagte. Und doch tat ich es nicht. Warum kann ich nicht sagen. Vielleicht hatte ich gehofft, er käme zurück. Ich weiß es nicht. Diese Nacht verbrachte ich dort, in diesem Wald und wachte über meinen kleinen Halbbruder der sich in einem hohlen Baumstumpf verkrochen hatte. Ich bezweifele, dass es wusste. Wie all die vielen Neumondnächte, die darauf folgten. Er verkroch sich, suchte Schutz in irgendwelchen, Höhlen, Erdlöchern oder verlassenen Hütten. Während ich ihn in diesen Mond losen Nächten nicht aus den Augen ließ. Es war das Wenigste was ich für ihn tun konnte. Ließ er mich doch niemals an sich ran wenn er wieder im Besitz seiner Kräfte war. Stets endeten solche Begegnungen mit Kampf. Verbissen schlug er dann auf mich ein und versuchte seine Klauen in mein Fleisch zurammen. Ohne Erfolg. Doch wurde er mit den Jahren immer gerissener und stärker. Er hatte viel gelernt und ich konnte nicht umhin, stolz auf meinen kleinen, sturen Halbbruder zu sei. Kapitel 4: Matsu ---------------- Matsu - warten Und nun stehe ich hier vor dir, mein kleiner Halbbruder, und ich spüre meinen Hass gegen die Menschen von neuem anschwellen. Deine Augen sind geschlossen, die Gesichtszüge völlig entspannt. Man könnte glauben, du schläfst. Doch der Pfeil in deiner Brust beweist, dass dem nicht so ist. Der Pfeil der dich an diesen Baum bindet. Dich bannt. Ich schwöre dir, wenn diese Frau, diese Miko, nicht schon tot und verbrannt wäre, ich würde sie eines langen, qualvollen Todes sterben lassen. Wie konnte sie es wagen?! Wie konnte es nur soweit kommen? Warum bin ich nicht sofort eingeschritten als du dich auf sie eingelassen hast? Es konnte niemals gut gehen. Und doch habe ich dich gewähren lassen. Und nun sieh, was du davon hast, du kleiner dummer Hanyou. Menschen bringe nichts Gutes. Das war bei Izayoi so, genau wie bei dieser Miko. Ich blicke hinunter zu meiner Hand. Sie ist noch nicht verheilt. Noch immer kann ich die Verbrennung sehen sie quer über die Innfläche verläuft. Es ist sonderbar. Ich bin einer der stärksten Yokai die auf dieser Erde wandeln. Mit einem Schlag meines Schwertes kann ich mehrere Gegner auf einen Streich erledigen. Die Soldaten, in den Reihen meiner Feinde, zittern allein wenn sie meinen Namen hören. Ich bin ein großer, mächtiger Herrscher. Und doch vermag ich es nicht, dich von diesem Pfeil, von diesem Bann zu befreien. Es ist nur ein längliches Stück Holz, das sich durch deine Brust bebohrt und dich an diesen Baum gefesselt hat. Ein Stück Holz gegen das ich nichts auszurichten vermag. Glaube mir, ich würde dich gerne befreien. Und sei es auch nur, damit du mich wieder anschreiest, mir mit Wut verzerrtem Gesicht entgegen springst um mich endgültig zu besiegen. Wir beide wissen, dass du es nicht kannst. Dafür bist du zu schwach, mein kleiner Halbbruder. Aber du bist stur, gibst’ s nicht auf es immer wieder zu versuchen. Und ich lasse die gewähren. Ich kämpfte mit dir. Kämpfte damit du noch mehr lernst und stärker wirst. Denn die Feinde sind zahlreicher geworden in letzter Zeit. Es gibt Unruhe unter den Herrschern. Niedere Halbdämonen mit finsteren Absichten lechzen nach unserem Blut. Einer hatte es fast geschafft. Er hat dafür gesorgt, dass diese Miko dir den Pfeil durch den Körper getrieben hat. Er ist listig und giert nach Macht. Ich weiß nicht wie groß seine Macht ist, aber ich weiß, dass wir ihn nicht unterschätzen dürfen. Du musst stark werden, Yasha. Denn wenn du von diesem Bann erlöst wirst, wird er nach dir suchen um sich deiner dämonischen Seite, deiner wahren Kraft, zu bemächtigen. Sanft streich meine Hand durch dein weißes Haar, berührt leicht die weichen Ohren. Doch sie zucken nicht. Merkst du überhaupt, dass ich da bin, dich berühre? Meine Hand sinkt wieder. Noch immer scheint es als ob du tief und fest schlafen würdest. Ich vermag es nicht diesen Zustand zu ändern. Langsam wende ich mich von dem Baum, von dir, ab. Ich hoffe, dass bald jemand kommen wird, der dich von diesem Bann befreien kann. Denn dann werde auch ich wieder kommen. Doch bis dahin, leb wohl, kleiner Inu Yasha. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)