Das Tal der Trauer von LumCheng ((yaoi, psycho rape kram)) ================================================================================ Kapitel 1: Fesseln ------------------ Titel: Das Tal der Trauer (1/7) Challenge: 'Fesseln' Fandom: Original Pairing: Caleb/Dýlan Rating: NC-17 Warnings: yaoi, hurt/comfort, lemon, rape, psycho, violence, angst Note: Dýlan ist 16 und lebt allein mit seiner Mutter in einem kleinen Kaff in Island. Sein Alltag ist von Langeweile und einsamen Streifzügen durch die Gegend geprägt. Eines Tages jedoch, ändert sich schlagartig alles... Contact: batdriven[at]googlemail[dot]com ~*~*~ Geschickt kletterte Dýlan über ein paar flache Felsen, rutschte dabei beinahe einmal ab, fing sich aber rechtzeitig wieder, und kroch dann langsam und vorsichtig über das feuchte, saftige Gras. Eine Herde wilder Islandpferde graste unweit von ihm und er wollte sie nicht verschrecken. Eine Stute, deren Mähne und Schweif etwas dunkler waren als die der anderen Pferde, hatte es ihm angetan. Diese Herde war oft in der Nähe und im Laufe der Monate hatte Dýlan sich mühsam das Vertrauen dieses Tieres erarbeitet. Es war anstrengend gewesen, aber hatte Spaß gemacht. Und es beschäftigte ihn, wo er doch sonst kaum etwas zu tun hatte. Die Hausaufgaben waren schnell gemacht, das Essen, was seine Mutter ihm hingestellt hatte, war schnell aufgewärmt und verzehrt. Dann begann das Zeittotschlagen. Seit der Grundschule war das schon so und Dýlan hatte wenig Hoffnung, dass sich daran je etwas ändern würde, solange er noch hier wohnte. Nach seinem Abschluss wollte er wegziehen, raus aus diesem Kaff mit gerade mal 109 Einwohnern. Bald wären es nur noch 108. Bryndís Ögmundsdóttir war sehr alt. Und krank. Lange würde sie nicht mehr durchhalten. Die Winter hier waren hart und lang. Nachdenklich kniete Dýlan im Grünen und schaute der Herde beim Grasen zu. Er würde das Land verlassen und irgendwohin ziehen, wo nicht jeder jeden kannte. Wo man noch anonym sein konnte, ohne einsam zu sein. England vielleicht. Er war gut in Englisch, hatte seit der fünften Klasse immer fleißig geübt und Vokabeln gelernt. Das war sein einziges Ticket nach draußen. Nun, dies plus das Geld in seiner Spardose. Er wusste nicht wie viel es genau war, aber es war eine ganze Menge. Seine Mutter verdiente gut, er bekam reichlich Taschengeld, doch hier gab es nichts wofür man das Geld ausgeben konnte. Dýlan fragte sich, wieso seine Mutter noch hier war und nicht auch wegzog, wie sein Vater. Als Schriftstellerin konnte man doch überall arbeiten, wieso dann ausgerechnet in Hólar? Wenn sie doch wenigstens in eine der größeren Städte ziehen würden. Müßig betrachtete Dýlan ’seine’ Stute und erhob sich vorsichtig, ging dann langsam auf das Tier zu, wollte ihm keinen Grund zur Flucht geben. Das Pferd hob den Kopf und trabte neugierig näher. Schmunzelnd nahm der Junge einen Apfel aus seiner Jackentasche und gab ihn der Stute, tätschelte sanft den Hals, während weiche Lippen seine Handfläche streiften und den Apfel ertasteten. Eine Weile blieb sie noch bei ihm, doch die Herde bewegte sich stetig weiter fort und irgendwann folgte die Stute ihresgleichen. Dýlan war wieder allein. Lustlos machte er sich auf den Rückweg, schlenderte über die großen Weideflächen und kletterte über kleine Felsen und Mauern. Die Domkirche hatte er dabei ständig im Blick. Sie war wie ein Wegweiser, egal was für Umwege er bei seinen Ausflügen machte, er musste sich nur einmal umsehen und sobald er den Turm erblickte, wusste er sofort, wo sein zu Hause lag. Wieder unten im Dorf angekommen, steuerte Dýlan direkt auf den kleinen Supermarkt zu, um noch ein paar Kleinigkeiten zu besorgen. ♠ ♠ ♠ ♠ Dunkel. Das erste, was Dýlan registrierte, war, dass es dunkel war. Die Augen waren ihm verbunden worden und sein Mund war geknebelt. Das Tuch schnitt in seine Mundwinkel, seine Mundhöhle war ausgetrocknet. Das Schlucken fiel schwer und er atmete laut und hektisch durch die Nase. Er wusste weder wo er war, noch was geschehen war. Seine Hände waren mit einem Strick auf dem Rücken gefesselt und er lag auf der Seite, der Untergrund war weich und muffig. Vielleicht eine alte Matratze? Angestrengt lauschte der Junge, doch bis auf den Regen, der gegen ein Fenster trommelte, hörte er nichts. Keine Stimmen, keine Geräte, nichts. Nur sein Kopf, der von einem dumpfen Pochen erfüllt schien. Vor allem der Bereich hinter der Stirn tat weh, jedoch schien sein übriger Körper unversehrt zu sein. Er trug nach wie vor seine Winterjacke, spürte den weichen Webpelz an seinem Hals. Die Jeans hatte er ebenfalls noch an, doch Socken und Stiefel fehlten; die Füße waren eiskalt. Da seine Beine frei und nicht gefesselt waren, erhob sich Dýlan schwerfällig, darum bemüht das Gleichgewicht zu bewahren, wo er sich doch nicht mit den Händen abstützen konnte. Wackelig stand er schließlich auf dem nachgiebigen Untergrund und lauschte erneut. Das Trommeln des Regens wurde lauter und er ging zaghaft in dessen Richtung, vorsichtig, immer ein Schritt vor den anderen. Er erreichte das Ende des weichen Untergrunds und es schien tatsächlich eine Matratze zu sein, denn seine nackten Füße ertasteten glatten, kalten Boden. Dýlan hoffte nicht in etwas Spitzes zu treten und schob sich weiter vorwärts, dem Regen und somit dem Fenster entgegen. Der Gestank von Schimmel und Staub wurde stärker und er spürte einen leichten Luftzug. Als er das Fenster erreichte, stieß er mit Nase und Wange gegen etwas Raues und wich erschrocken zurück, bevor er sich erneut näherte. Da hätte das Fenster sein sollen, doch es fühlte sich nicht wie Glas an. Vielleicht mit Zeitungen zugeklebt? Er rieb seine Wange dagegen und war sicher, dass es Papier war. Mit Nachdruck rieb Dýlan nun seine Schläfe dagegen, versuchte so die Augenbinde abzustreifen, aber sie war zu fest. Frustriert seufzte er und ließ sich zu Boden sinken. Seine Handgelenke schmerzten und er versuchte die Fesseln zu lockern, sich heraus zu winden, doch sie schnitten lediglich in seine weiche Haut, ließen das aufgeschürfte Fleisch brennen. Dýlan hob den Kopf und konzentrierte sich, versuchte irgendetwas außer dem Regen zu hören. Er konnte sich nicht erinnern wie er in diese Situation geraten war, aber es musste doch irgendetwas geben, was ihm weiterhelfen konnte. Er wollte sich auf keinen Fall in dieses Schicksal fügen und so stand er erneut auf, begann dann unter größter Vorsicht seinen Raum zu erkunden, schob sich immer weiter an der Wand entlang, bis er den kompletten Raum einmal umrundet hatte. Die Wand gegenüber dem Fenster hatte eine Tür, doch sie war abgeschlossen, zudem hatte er sich bei dem Versuch sie zu öffnen so sehr verrenkt, dass sein rechter Oberarm nun höllisch schmerzte. An der Wand rechts von ihm stand ein leeres Regal; jedenfalls hatte er nichts in den Fächern finden können, die er erreichen konnte. Sonst befand sich nichts in der Nähe der Wände. Er war sicher, dass der Raum kleiner war, als es sich anfühlte. Noch einmal ging Dýlan die Wände ab, dieses Mal mutiger, und er machte große Schritte, zählte sie dabei. Fenster- und Türwand maßen jeweils sechs Schritte, die anderen beiden sieben Schritte. Seufzend ließ er sich auf die Knie sinken, rutschte zurück zur Matratze und wartete. ~tbc~ Danke für's Lesen. Lum~ Kapitel 2: Genie & Wahnsinn --------------------------- Titel: Das Tal der Trauer (2/7) Challenge: 'Genie & Wahnsinn' Fandom: Original Pairing: Caleb/Dýlan Rating: NC-17 Warnings: yaoi, hurt/comfort, lemon, rape, psycho, violence, angst Note: Dýlan ist 16 und lebt allein mit seiner Mutter in einem kleinen Kaff in Island. Sein Alltag ist von Langeweile und einsamen Streifzügen durch die Gegend geprägt. Eines Tages jedoch, ändert sich schlagartig alles... Contact: batdriven[at]googlemail[dot]com ~*~*~ Als Dýlan den Supermarkt betrat, nickte ihm Margjet, die an der Kasse stand, freundlich zu. Sie war gerade mal 21 und er beneidete sie gewiss nicht um ihren Job. Sie würde auch noch in 40 Jahren dort stehen und freundlich nicken. Ohne Aussicht auf Perspektive, ohne Aussicht auf Weiterbildung. Schnell schritt Dýlan die Gänge ab, packte hier und da Kleinigkeiten in den blauen Einkaufskorb, den er sich am Eingang genommen hatte. Der Laden war nicht besonders groß und er traf nur drei Leute aus dem Ort, denen er grüßend zunickte. Am letzten Regal jedoch, wo Kekse und Schokolade lagen, stutzte er. Ein hoch gewachsener, dunkelhaariger Mann stand dort und studierte das Kleingedruckte einer Packung Vollkornkekse. Glänzende Lederschuhe, teurer Mantel, Brille und ein glattes, ebenmäßiges Gesicht. (Die meisten Männer hier ließen ihren Bart und die Haare einfach wachsen.) Dýlan hatte diesen Mann noch nie gesehen. Fremde verirrten sich so gut wie nie hierher. So etwas wie Tourismus gab es in diesem Ort nicht. Niemand wollte hier Urlaub machen, geschweige denn hierher ziehen. Wer war das? Der Unbekannte schien die Blicke bemerkt zu haben, denn er drehte den Kopf langsam zur Seite und sah Dýlan prüfend an. Der Hauch eines winzigen Lächelns erschien auf dem makellosen Gesicht. Der Jüngere presste die Lippen zusammen und zog die Augenbrauen leicht zusammen. Der stechende Blick hinter den ovalen Gläsern bereitete ihm Unbehagen. „Hallo“, sagte der Mann. Seine Stimme war klar und deutlich, doch er hatte eindeutig einen Akzent. „Hi“, erwiderte Dýlan gezwungen und nahm sich blindlings eine Tafel Schokolade ohne auf die Marke oder Sorte zu achten und schob sich schnell an dem Fremden vorbei, eilte dann zur Kasse ohne sich noch einmal umzudrehen. Margjet ließ sich Zeit wie immer und tippte alles gemächlich ein, während Dýlan spürte wie die Nervosität von ihm Besitz ergriff, als er hörte wie sich hinter ihm feste Schritte näherten. Noch immer drehte er sich nicht um, sah aber aus den Augenwinkeln wie eine Schachtel Vollkornkekse hinter seinen Sachen auf das kurze Band gelegt wurde. Die Hand war groß und unter dem Ärmel des dunklen Mantels lugte der Ärmel eines weißen Hemdes hervor, zudem befand sich eine teuer aussehende, silberne Uhr am Handgelenk. Hier legte niemand Wert auf Förmlichkeiten und elegantes Aussehen. Zumal nur die Wenigsten sich so einen Luxus überhaupt leisten konnten. Dýlan schloss kurz die Augen und nahm den herben Duft des Rasierwassers wahr, welches der Fremde benutzt haben musste. „Das wären dann 2.085,41 Kronen“, sagte Margjet und riss Dýlan damit aus seinen Gedanken. Hastig kramte er nach seinem Portemonnaie und fischte ein paar Scheine heraus, bevor er sich eine Plastiktüte schnappte und seine Einkäufe darin verstaute. Nebenbei warf er unauffällig einen Blick auf Margjet, die wiederum dem Fremden eindeutige Blicke zuwarf. Dýlan wandte sich ab und hievte die Tüte vom Tresen. Was sollte das denn bringen? Der Typ war doch viel zu alt für sie. Er schätzte ihn auf Anfang bis Mitte 30. Es war schwer zu sagen bei dem Gesicht, welches direkt aus einer Kosmetikwerbung entsprungen zu sein schien. Mit einem knappen Gruß verließ er das Geschäft und atmete draußen erleichtert aus. Seine Nase wieder an der frischen Luft zu haben und nicht mehr dieses Rasierwasser einatmen zu müssen, war irgendwie befreiend. Er hatte sich gar seltsam in der Nähe dieses Fremden gefühlt. Zügig machte Dýlan sich auf den Weg nach Hause. ♠ ♠ ♠ ♠ Er wusste nicht, wie lange er schon dort im Dunkeln gehockt und gewartet hatte, doch als der Regen allmählich nachließ und kurze Zeit später Geräusche von draußen zu hören waren, war Dýlan beinahe erleichtert. Weder wusste er, warum er hier war, noch was ihn erwarten würde, doch es war eindeutig eine Autotür, die er zuklappen gehört hatte und kurz darauf Schritte, die über einen Kiesweg führten. Er bezweifelte, dass das jemand war, der gekommen war, um ihn zu retten, doch egal, wer das sein mochte, seine Ungewissheit würde hoffentlich gleich ein Ende haben. Noch hatte Dýlan die leise Hoffnung, dass es sich um ein Missverständnis oder einen schlechten Scherz handelte. Auch wenn ihm niemand einfiel, den er vor den Kopf gestoßen haben könnte. Er hatte nur wenige Freunde an der Schule, hing selten mit ihnen herum. Die meiste Zeit war er für sich und ging anderen aus dem Weg. Vor seinem Zimmer näherten sich nun die Schritte und sein Herz klopfte schneller vor Anspannung, als er hörte wie ein Schlüssel herumgedreht und gleich danach die Tür aufgestoßen wurde. Ein kühler Luftzug wehte hinein, ließ ihn frösteln, obwohl er seine nackten Füße kaum noch spüren konnte vor Kälte. Dýlan saß mitten auf der Matratze, die Beine vor sich leicht angewinkelt und legte den Kopf leicht schräg, als er nichts weiter hören konnte. Sollte er etwas machen? Aufstehen? Versuchen durch den Knebel zu sprechen, sich bemerkbar machen? Lange Zeit geschah nichts, dann war ein leises Ausatmen zu hören und wieder Schritte. Die Tür wurde geschlossen. Doch die Person war noch immer da, das konnte Dýlan deutlich spüren, auch wenn sie keinen Laut von sich gab. Unwillig rutschte er auf der Matratze herum, versuchte sich in eine bequemere Pose zu bringen. Warum sagte die Person nichts? Sicher war es ein Mann. Denn welche Frau würde so etwas machen? Ein frustriertes Seufzen entrang sich seiner Kehle, woraufhin ein leises Lachen zu hören war. „Du fragst dich sicher, warum du hier bist“, erklang plötzlich eine klare, autoritäre Stimme. Dýlan erstarrte. Er kannte diese Stimme. Er hatte sie schon einmal gehört. Aber wo? Das kalte Grausen packte ihn, bescherte ihm eine fröstelnde Gänsehaut auf dem gesamten Körper und sein Herzschlag beschleunigte sich erneut. Wieder ein Lachen. Unbehaglich rutschte der Junge nach hinten, als er hörte wie der Mann sich ihm näherte. Doch er wurde grob an den Oberarmen gepackt, bevor warmer Atem erst seine Wange und dann sein linkes Ohr streifte. „Du wirst tun was ich sage, andernfalls wird das hier sehr unangenehm für dich werden.“ ♠ ♠ ♠ ♠ „Doktor Johnson?“ „Hm?“ Der Arzt sah von einem Patientenbericht hoch und sah der Schwester, die ihn angesprochen hatte, in das rundliche Gesicht. „Doktor Carter möchte sie bezüglich Mrs. Coleman sprechen. Er wartet in seinem Büro auf sie.“ „Danke“, erwiderte er knapp und erhob sich von seinem schwarzen Drehstuhl, nahm dabei die Papiere vom Tisch auf. „Doktor?“, die Stimme klang zaghaft. Ein fragender Blick hinter den ovalen Gläsern einer teuren Designerbrille. „Stimmt es, dass sie nach Island gehen?“ Lächelnd rollte Caleb Johnson den Stuhl an den Tisch heran und strich seinen weißen Kittel etwas glatt. „Ich fliege kommenden Dienstag.“ „…wir werden sie hier vermissen… ihre letzte Arbeit, Psychodynamik der traumatischen Reaktion, das war brilliant.“ „Ich weiß.“ ~tbc~ Wie immer danke für's Lesen :3 btw: 2000 ISK (Isländische Kronen) sind etwa 12 Euro, falls es wen interessiert, lol Lumlum~ Kapitel 3: Stromausfall ----------------------- Titel: Das Tal der Trauer (3/7) Challenge: 'Stromausfall' Fandom: Original Pairing: Caleb/Dýlan Rating: NC-17 Warnings: yaoi, hurt/comfort, lemon, rape, psycho, violence, angst Note: Dýlan ist 16 und lebt allein mit seiner Mutter in einem kleinen Kaff in Island. Sein Alltag ist von Langeweile und einsamen Streifzügen durch die Gegend geprägt. Eines Tages jedoch, ändert sich schlagartig alles... Contact: batdriven[at]googlemail[dot]com ~*~*~ Es war bereits dunkel als Dýlan die Gartenpforte aufstieß und den schmalen Kiesweg, der direkt zur Haustür führte, entlang ging. Keines der Fenster war erleuchtet und er wunderte sich, da seine Mutter eigentlich zu Hause sein sollte. Doch es war noch zu früh um schlafen zu gehen. Schnell schloss er die Haustür auf und trat sich die Schuhe von den Füße, bevor er sich die Einkäufe schnappte und in die Küche gehen wollte. „Sóley, ich bin wieder da“, rief er laut und streckte seine freie Hand nach dem Lichtschalter im Flur aus. Das Licht blieb aus. Er drückte erneut. Wieder nichts. Unwillig legte er ein paar Mal den Schalter um, obwohl er wusste, dass es nichts bringen würde, und tappte missmutig im Dunkeln in die Küche. Er stellte die Tüte auf dem Küchentisch ab und tastete an der Wand neben der Tür nach dem Lichtschalter. Doch auch hier tat sich nichts. Er öffnete den Kühlschrank – kein Licht. Dýlan vermutete, dass eine Sicherung raus gesprungen war und suchte in den Küchenschubladen nach einer Taschenlampe. Allerdings konnte er sie nicht finden und machte sich dann ohne Licht auf den Weg in den Keller. „Sóley?“, rief er wieder. Vielleicht war seine Mutter bereits unten, um den Schaden zu beheben? Im Keller war es noch kühler als in der übrigen Wohnung und er ging vorsichtig die Treppe hinab, hielt sich dabei am Geländer fest. Doch hier unten war ebenfalls niemand. Suchend klopfte Dýlan die Taschen seiner Jacke ab und fand schließlich ein zerdrücktes Päckchen Marlboro, aus welchem er ein Feuerzeug fischte. Er würde sich das Rauchen abgewöhnen müssen, wenn die Regierung damit durchkam Zigaretten apothekenpflichtig zu machen. So etwas Albernes. Er zündete das Feuerzeug an und hielt es auf Augenhöhe, während er sich zwischen staubigen Regalen hindurchkämpfte, um den Sicherungskasten zu finden. Als er ihn schließlich erreicht und geöffnet hatte, musste Dýlan feststellen, dass alle Sicherungen ordnungsgemäß drinsteckten und auch keiner der Schalter war umgelegt. Mit einem frustrierten Knurren schloss er den Kasten wieder und ließ die Flamme erlischen. Das bedeutete dann wohl Stromausfall. Doch wo war seine Mutter? Dýlan ging wieder nach oben und begann dann alle Räume abzuchecken. Im Erdgeschoss, wo sich Küche, Wohnzimmer, Veranda und Gästeklo befanden, war sie nicht. Also ging er die Treppe hinauf und schaute als erstes in ihr Arbeitszimmer. „Sóley? Bist du da?“ Alles war still. Verwundert blieb Dýlan in der Tür stehen. Das sah seiner Mutter nicht ähnlich. Sie war abends immer da. Immer. Sie ging niemals aus, traf sich nicht mit Leuten, verbrachte die meiste Zeit hier am Computer und schrieb ihre Romane. Mit einem seltsamen Gefühl im Magen drehte Dýlan sich um und ging zurück in den kleinen Flur. Dann ins Bad und dann ins Schlafzimmer seiner Mutter. Hätte sie bereits geschlafen, so wäre sie von seinem Rufen sicher aufgewacht. Aber auch hier war sie nicht. Es blieb nur noch… sein eigenes Zimmer. Aber wieso sollte sie dort sein? Es gab keinen Grund für seine Mutter in sein Zimmer zu gehen. Und doch klopfte sein Herz schneller, als er die letzten Schritte auf den Raum zu machte und seine Hand nach der Türklinke ausstreckte. Plötzlich hörte er, wie etwas Schweres zu Boden fiel. Erschrocken blieb er wie angewurzelt stehen. Seine Augen wurden weit und sein Herzschlag beschleunigte sich erneut, das dumpfe Pochen klang viel zu laut in seinen eigenen Ohren wieder. Die Hand, die er nach der Klinke ausgestreckt hatte, sank langsam runter. Das Geräusch kam eindeutig aus seinem Zimmer. Was war das? Wenn es seine Mutter war, wieso hatte sie dann nicht auf seine Rufe geantwortet? Hatte er etwas im Zimmer stehen, das umfallen und so ein Geräusch verursachen konnte? Nein, Dýlan konnte sich dessen nicht entsinnen. Er hatte Angst und war nervös, doch am Ende siegte die Neugier und er griff erneut zaghaft nach der Klinke, drückte sie langsam nach unten und stieß dann die Tür sanft auf, blieb dabei an Ort und Stelle stehen. Fast geräuschlos schwang die Holztür auf und gab den Blick ins Innere des Zimmers frei. Dýlan hielt erschrocken den Atem an. Dort, neben seinem Bett, stand eine Person. Da es dunkel war und draußen zudem bewölkt, schien der Mond nicht ins Zimmer. Straßenlaternen und dergleichen befanden sich auch nur im Dorfkern. Somit war es absolut unmöglich zu erkennen, um wen es sich dort handelte. Er sah nur eine schemenhafte Gestalt. Aber… seine Mutter hatte eine andere Statur, oder? Und sie hätte ihm sicher auch längst geantwortet, dennoch fasste Dýlan sich ein Herz und fragte leise und zaghaft: „Sóley?“ Die Person bewegte sich nicht und Dýlan wusste nicht, was er tun sollte. Auf sie zugehen? Weglaufen und um Hilfe rufen? Die Tür schließen und zuhalten? Er atmete einmal tief durch, versuchte seinen wilden Herzschlag zu beruhigen und fragte etwas lauter: „Wer sind sie?“ Ein, zwei Herzschläge geschah nichts. Dann kam plötzlich Leben in die Gestalt und noch ehe Dýlan registrieren konnte, was da vor sich ging, setzte sie sich in Bewegung, war mit drei riesigen, schnellen Schritten bei ihm. Dýlan wollte schreien, doch sofort wurde ihm ein Tuch auf Mund und Nase gepresst, während eine große, kräftige Hand sich ihm in den Nacken legte. Ein beißender, alkoholartiger Geruch erfüllte seine Sinne und er wand sich in dem Griff, wollte den Arm wegziehen, versuchte ein paar Mal halbherzig nach seinem Gegner zu treten, doch seine Gegenwehr erstarb langsam und seine Bewegungen wurden lahm. Dýlan fühlte die nahende Ohnmacht und seine Arme ließen von den fremden Händen ab, sanken kraftlos nach unten, bevor alles um ihn herum schwarz wurde. ♠ ♠ ♠ ♠ Der erste Schlag kam unerwartet und heftig. Sein Kopf flog zur Seite und ein dumpfer, dröhnender Schmerz machte sich sofort in seiner linken Wange bemerkbar. Der Wangenknochen tat höllisch weh und fühlte sich nach und nach immer mehr taub an. Sofort schossen ihm Tränen in die Augen, die sogleich von dem Tuch aufgesaugt wurden. Zögernd drehte Dýlan seinen Kopf wieder nach vorne, duckte sich aber dabei. Eben noch hatte der Mann mit ihm gesprochen und plötzlich hatte er ihn ohne Vorwarnung geschlagen. Was sollte das? Was hatte er getan, um so etwas zu verdienen? Dýlan atmete geräuschvoll und hastig durch die Nase. Vorsichtig rutschte er auf der Matratze etwas weiter nach hinten, unsicher ob und wann ein nächster Schlag kommen würde. Doch er kam, allerdings dieses Mal auf seinen linken Unterkiefer. Überrascht keuchte er, als sein Kopf nach hinten geschleudert wurde und bekam kaum genug Luft durch die Nase. Ein wimmerndes Geräusch entrang sich seiner Kehle und er ließ sich nach vorne sinken, bis er mit der Stirn die muffige Matratze berührte. „Aber, aber…“, sagte die klare Stimme, sie klang tadelnd. „Das war doch noch gar nichts. Wir fangen gerade erst an…“ ~tbc~ So... jetzt geht's langsam los ;) Wie immer danke für's Lesen an alle, die noch nich eingepennt sind ^^° Lummy~ Kapitel 4: Gegensätze --------------------- Titel: Das Tal der Trauer (4/7) Challenge: 'Gegensätze' Fandom: Original Pairing: Caleb/Dýlan Rating: NC-17 Warnings: yaoi, hurt/comfort, lemon, rape, psycho, violence, angst Note: Dýlan ist 16 und lebt allein mit seiner Mutter in einem kleinen Kaff in Island. Sein Alltag ist von Langeweile und einsamen Streifzügen durch die Gegend geprägt. Eines Tages jedoch, ändert sich schlagartig alles... Contact: batdriven[at]googlemail[dot]com ~*~*~ „Caleb, endlich“, begrüßte Mark Carter seinen Kollegen, als dieser sein Büro betrat. „Setz dich, ich wollte mit dir besprechen, wer die Coleman übernehmen soll, wenn du weggehst.“ Caleb nickte und ließ sich auf dem bequemen, nussbraunen Holzstuhl vor dem Schreibtisch nieder. „Hier sind die Unterlagen“, meinte er und legte dem anderen die Zettel und Mappen, die er mitgebracht hatte, vor die Nase. „Ein interessanter Fall. Hat mir sehr bei meiner letzten Arbeit geholfen, aber ich denke sie wird auch nur mit Professor Reille klarkommen. Immerhin ist sie körperlich wieder soweit okay, dass sie im Grunde entlassen werden könnte. Ich würde allerdings empfehlen, dass du sie vorerst in die Psychiatrische Klinik einweist. Wenn sie an den Programmen teilnimmt und sich gut entwickelt, kann sie zu ihrer Familie zurück und wöchentliche Sitzungen bei Reille sollten ausreichen.“ Mark hatte mit halbem Ohr zugehört und währenddessen die dünne Mappe durchgeblättert. „Klingt vernünftig“, sagte er langsam und sah dann auf. „Caleb? Warum Island?“ Die Frage kam plötzlich und der Jüngere zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Warum nicht?“, entgegnete er und lächelte. „Ich wollte die Ruhe und das kalte Klima. Die Abgeschiedenheit reizt mich. Dort werde ich alle Zeit der Welt haben, mich meinen Studien zu widmen…“ ♠ ♠ ♠ ♠ Dýlan wusste nicht, wie lange er schon auf diesem Stuhl saß. Doch er fragte sich, warum der Mann nicht müde wurde. Er selbst war furchtbar müde. Hungrig und durstig, sein ganzer Körper tat weh, besonders das Gesicht. Den Knebel hatte man ihm relativ früh abgenommen, doch er trug nach wie vor die Augenbinde. Seine Hände waren immer noch auf dem Rücken gefesselt und diese waren wiederum hinten an einen unbequemen Stuhl ohne Armlehnen festgemacht. Die Unterschenkel waren an den Vorderbeinen des Stuhls festgebunden. Dýlan’s Oberkörper war nach vorne gebeugt. Er hatte keine Kraft mehr sich aufrecht zu halten. Blut und Speichel tropften aus seinem Mund, bildeten eine kleine Pfütze auf dem Boden. Grob wurde er an den Haaren gepackt und nach hinten gezogen, bevor ein weiterer Schlag ihn im Gesicht traf und seine Nase zum Bluten brachte. Dann noch einer. Und noch einer. Die Schläge und sein Keuchen hallten von den Wänden wieder, genau wie das laute Atmen des Unbekannten. Dýlan weinte nicht mehr. Er hatte bereits all seine Tränen verbraucht, so schien es ihm zumindest, denn seine Augen brannten unter dem dunklen Tuch. Sein Magen fühlte sich flau an, ihm war schlecht. Dennoch hatte er beinahe das Gefühl zu schweben. Es tat weh, aber er fühlte sich seltsam leicht. „Warum?“, stöhnte er schließlich zum zwölften Mal. Er hatte mitgezählt. Seinen Stolz über Bord geworfen, wollte nur noch, dass es aufhörte. Statt einer Antwort, kam ein leises Lachen und das typische Klicken eines Feuerzeugs. Kurz darauf hörte er, wie der andere lang ausatmete und Zigarettenqualm erfüllte seine Sinne. „Du bist so hübsch“, kam es schließlich, „dass ich es gar nicht erwarten konnte zu sehen wie du entstellt aussiehst.“ Es klang ironisch und Dýlan, der eben noch den Kopf etwas angehoben hatte, ließ ihn wieder hängen. Mühsam atmete er durch den Mund. Die Nase war verstopft. „Was“, krächzte er, „…was ist mit Sóley? Meiner Mutter? Was haben sie mit ihr gemacht?“ Ein tadelnder Laut erklang und Dýlan hörte wie der Mann umherging. „Vielleicht werde ich es dir sagen. Vielleicht auch nicht. Sag, Dýlan, hast du Durst?“ Der Junge zögerte mit der Antwort. Natürlich hatte er Durst, aber warum sollte der Kerl auf einmal so nett danach fragen? War das ein Trick? Dennoch hatte er kaum eine Wahl, denn seine Kehle war wie ausgetrocknet. „Ja“, meinte er dann leise und erwartete schon die nächste Gemeinheit. Doch nichts geschah. Stattdessen hörte er den Mann schweigend rauchen und irgendwann fühlte er, wie die Augenbinde an seinem Hinterkopf gelöst wurde. Das Tuch glitt zu Boden und Dýlan blinzelte, hatte Mühe sich an das Licht zu gewöhnen. Doch besonders hell war es hier nicht. Er sah sich um, so gut es ging. Eine einzelne Glühbirne hing von einem Kabel an der Decke herab. Die Wände waren kahl und grau, genau wie der Fußboden. Eine alte Matratze lag unweit von seinem Stuhl und rechts hatte er die Tür, links das mit alten Zeitungen zugeklebte Fenster. Das musste bedeuten, dass das Regal hinter ihm war. Genau wie der Mann, denn er spürte dessen Gegenwart in seinem Nacken. Dýlan’s Herz schlug schneller vor Aufregung, als er die Schritte hörte und aus den Augenwinkeln sah, wie der Unbekannte um ihn herum ging. Als er schließlich vor ihm stand, hob er den Blick, um ihn ansehen zu können. Ein paar lange Augenblicke war es still und sie starrten sich einfach nur an. Er hatte das Gefühl den anderen schon einmal gesehen zu haben. Aber wo? Wer war das? Der Kerl schien nicht von hier zu sein. Er wirkte fremdländisch, elegant und ein bisschen versnobt. Fast schwarze Haare, moderner Schnitt, hohe Wangenknochen und ein etwas kantiges Kinn. Zudem trug er eine teuer wirkende Brille. Das weiße Hemd wies ein paar dünne Blutspritzer auf, die wohl von ihm stammen mussten. Der Mann strahlte Autorität und Strenge aus, dennoch waren seine Gesichtszüge nicht hart. Fast würde Dýlan ihn als gut aussehend beschreiben, wenn er nicht wüsste, was dieser Mann ihm gerade angetan hatte. „Ich hab dich schon mal gesehen“, krächzte er schließlich misstrauisch und wich etwas mit dem Oberkörper zurück, als der Fremde sich zu ihm runterbeugte. „Hmm“, machte dieser und rückte seine Brille zurecht, bevor er sich die Fingerknöchel an einem Taschentuch abputzte. „Dann hat es wohl nicht richtig gewirkt.“ „Was hat nicht gewirkt?“ „Das Rohypnol. Ich habe es dir verabreicht, nachdem ich dich betäubt habe. Damit du unsere erste Begegnung vergisst. Aber das ist jetzt nicht mehr wichtig. Konzentrieren wir uns lieber auf die Dinge, die da noch kommen werden.“ Dýlan sagte nichts. Doch er dachte sich seinen Teil. Dieser Mann war vollkommen durchgedreht. Er wirkte nach außen hin normal, doch das war ein waschechter Psychopath. Ein Irrer, der ihn entführt hatte und zu seinem Vergnügen quälte. Würde er das überleben? Würde dieser Typ ihn am Ende umbringen? Soweit er sich erinnern konnte, endeten all diese Geschichten immer damit, dass das Opfer Wochen später in irgendeinem Waldstück von Spaziergängern gefunden wurde. Doch er wollte nicht so enden! „Warum ich? Was willst du von mir?“, fragte er erneut und drehte sich halb um, als der Mann an ihm vorbeiging und hinter ihm im Regal rumkramte. Wortlos kam er wieder, öffnete eine Plastikflasche mit Wasser und hielt sie Dýlan vor die Nase. Der öffnete zaghaft den Mund und legte den Kopf etwas zurück, damit der andere ihm das Wasser einflößen konnte. Das meiste lief sein Kinn und den Hals hinab, tränkte das Shirt und die Jacke. Doch Dýlan war das egal. Er brauchte die Flüssigkeit und trank bis die halbe Flasche leer war. Spöttisch zog der Mann die Hand anschließend zurück und schraubte den Deckel wieder auf die Flasche. Vorsichtig leckte Dýlan sich über die aufgesprungenen Lippen. „Warum?“, fragte er zum vierzehnten Mal und sah dem Fremden fest in die Augen. „Du und ich“, antwortete der Mann schlussendlich, „wir haben nichts gemeinsam.“ Er beugte sich vor, stützte sich mit den Händen auf die Ecken der Rückenlehne und näherte sich Dýlan’s Gesicht, bis ihre Nasenspitzen sich fast berührten. „Es gibt absolut nichts, was uns verbindet, außer, dass wir unterschiedlicher nicht sein könnten.“ ~tbc~ Wie immer danke für's Lesen an alle, die noch hier sind ^^; Lummy~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)