Was wäre mein Leben... von Kyungil (TOPxGD) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Der Regen prasste laut gegen das Fenster, aus welchem ich seit einer halben Stunde auf die gut befahrene Straße außerhalb blickte. Es war Mitte Januar, die Wetteranzeige auf dem Bildschirm meines PCs zeigte minus achtzehn Grad an, ich saß in Hawaii-Shorts auf meinem Bürostuhl und trank meinen geschätzen siebten Kaffee. Im Hintergrund lief leise Musik, irgendeinen Radiosender war an, der mich nebenher mit koreanischem Pop berieselte. Ich hatte mich durch einige Newsseiten gewühlt um mir ein Bild über die Reaktionen auf Seung Ris Solo-Album zu machen, welches vor wenigen Tagen auf den Markt gekommen war. Auch wenn es sich bei dem Projekt nicht um mein Baby handelte, wollte ich doch, dass es bei der Masse Anklang fand. Deshalb war ich umso beruhigter, eine Menge positives Feedback zu lesen. Schnaubend stellte ich meine nun leere Tasse auf dem Schreibtisch ab, mit einem leisen Pochen übertönte diese Aktion sogar für den Bruchteil einer Sekunde Dong Bang Shin Kis Mirotic. Flüchtig, warf ich einen Blick auf den linierten Block und den Kulli, welche gleich neben der Tastatur lagen. Als ich mich vor einigen Stunden an den Tisch gesetzt hatte, war mein Plan gewesen mindestens einen Song zu schreiben. Da hatte ich die Rechnung allerdings noch nicht mit einem Kopf so leer wie die Staatskasse Griechenlands gemacht. So blieb das Papier unbeschriftet und mit der Zeit verlor ich jegliches Interesse daran, dies zu ändern. Es klopfte an meiner Türe, die Anzahl der Big Bang Member, welche davor stehen konnten, verringerte sich augenblicklich um zwei. Seung Ri würde klopfen, nicht auf eine Antwort warten, reinkommen und reden. Dae Sung würde anklopfen, auf eine Antwort warten, reinkommen sich auf mein Bett setzen, warten bis ich mich ihm zuwende und reden. Seung Hyun... Würde nicht einmal klopfen, reinplatzen und durch den Raum posaunen, was er gerade glaubte loswerden zu müssen. Young Bae würde... Klopfen, auf eine Antwort warten, reinkommen, gleich hinter der Türe warten, bis ich ihn bat sich zu setzen, sich auf der Bettkante niederlassen, warten bis ich ihn fragte, was er mir zu sagen hatte und dann sprechen. Nun gut, es hatte geklopft, ich bat Option B oder D herein, kurz nachdem sich die Türe einen Spalt weit geöffnet hatte und ein schwarzer Iro zu mir herüber linste, konnte ich stark davon ausgehen, Young Bae wollte irgendwas von mir. Also wartete ich darauf, dass er blöd im Türrahmen stehen blieb, bat ihn sich zu setzen und erwähnte im gleichen Satz, dass er los schießen sollte, damit ich den nächsten Schritt schonmal gespart hatte. Wie bereits vorausgesagt setzte er sich auf die Bettkante, räusperte sich kurz und machte eine Geste mit seiner rechten Hand, deren Sinn ich nicht nachvollziehen konnte. „Ich will was im Restaurant um die Ecke holen, hast du Hunger?“ Noch ein Unterschied zu manch‘ anderen Membern, die nun aus Sicherheitsgründen nicht noch einmal namentlich erwähnt werden. Ihm fiel meistens ein, dass er nicht der Einzige war, welcher in diesem Dorm lebte. Ich nickte flüchtig, warf dann allerdings noch einmal irritiert einen Blick aus dem Fenster, hinter welchem ich eben noch unzählige Tropfen auf die Erde fallen sehen hatte. „Dir ist aber schon bewusst, dass es regnet?“ Weniger sinnvoll die Frage, in Anbetracht der Tatsache, dass wir wegen des Krachs, der bei dem Wetter entstand lauter sprechen mussten. „Wenn es dir lieber ist, dass ich trocken bleibe, wir uns aber für heute einen Beutel trockenen Reis und eine Packung Kekse teilen müssen... Leg‘ ich mich wieder auf die Couch.“ Hastiges Kopfschütteln meinerseits, das musste nun wirklich nicht sein. Ein paar Minuten später war der Andere auf dem Weg sich seine Schneise durch die Fluten außerhalb dieses Gebäudes zu bahnen und ich hatte für mich entschieden, dass es an der Zeit war, zumindest mal einen Fuß vor die eigene Zimmertüre zu setzen. Hey es war einer unserer selten freien Tage, da war ein wenig Faulheit schlichtweg erlaubt. Allerdings bereute ich die Entscheidung mich bewegt zu haben schon nach dem Bruchteil einer Sekunde, als ich dumpfe Musik, kombiniert mit aggressiv passioniertem Gesang aus dem Wohnzimmer schallen hörte. Tja, ihr mögt Seung Hyun als den niemals singenden, coolen Rapper in Erinnerung haben. Bleibt besser dabei und sorgt dafür, dass ihr ihn niemals, ich betone nie-mals in Kombination mit einer Karaokemaschine erlebt. Resignierend seufzend schob ich die Türe zu besagtem Raum auf und wurde im nächsten Moment von einem Schwall dieser mir absolut unbekannten Musik erfasst. „Was zum Geier ist das?“ Unterbrochen von meinem Ausbruch der Empörung, wandte sich der Ältere hastig um, vergaß in dem Moment der Überraschung sogar glatt zu singen. „Ah gut dass du da bist. Willst du nicht mitsingen? Alle Anderen hatten irgendwie urplötzlich besseres zu tun.“ Ich verdrehte die Augen. Warum das wohl so war, lag ja kaum auf der Hand. „Du könntest mir lieber mal erklären, was das für grauenhafte Musik ist.“ Als ich einen beunruhigten Blick auf den Bildschirm warf, stand gerade ein definitiv europäisch aussehender Mann, mit einem Stirnband und einer Gitarre von der ein Wieselschwanz baumelte auf irgendeinem Berg und trällerte vollkommen angetan vor sich hin. „Das ist Musik aus Deutschland. Schlager!“ Nicht, dass ich mit dem Begriff irgendetwas anzufangen wusste, aber mir war schnell klar dabei konnte es sich nicht um die Musik handeln, die man dort in einem Alter hörte in dem man noch in der Lage war sich ohne einen Rollator fortzubewegen. Ich ersparte mir die Frage, wo er das überhaupt schon wieder her hatte, mich wunderte mittlerweile nichts mehr. Als Leader war es schlichtweg ein Teilgebiet meiner Aufgaben hinzunehmen, dass meine Kollegen bei Gelegenheit geistig nicht augenblicklich nachvollziehbare Anfälle bekamen. „Wo wir gerade dabei sind... Wie singst du das mit, du verstehst den Text doch gar nicht.“ Ein breites Grinsen zog sich über das Gesicht mir gegenüber, Seung Hyun schwenkte das Mikrophon in seiner Hand lässig hin und her, tippte sich anschließend damit gegen sein Kinn. „Ich singe einfach irgendwas, hier kann doch eh niemand kontrollieren, ob ich richtige Worte von mir gebe.“ Das war nun ein Spektakel, welches ich mir absolut nicht entgehen lassen konnte. Zwar befürchtete ich, nach wenigen Minuten um Hilfe schreiend, genauso das Weite zu suchen wie vor mir schon drei andere Member, aber ein Versuch war es wert. Wenigstens für den ersten Moment wollte ich etwas zu lachen haben. Also setzte ich mich einfach schweigend auf die Couch und gab vor, dem Anderen den Vorrang zu lassen. Das Gebilde aus wirren, unverständlichen Worten und dem deutschen Original, welches wenige Augenblicke später an meine Ohren drang, war glatt noch absurder als ich es mir hatte vorstellen können. Es klang ein wenig so als hätte der Ältere wieder einmal zu tief ins Glas gesehen und dabei noch eine Vorliebe für die Babysprache entwickelt. Ich konnte mir kaum vorstellen, auch nur ein Wort das seine Kehle verließ in einem deutschen Wörterbuch finden zu können. Nachdem er auch die letzte Zeile in seine eigene Sprache transformiert hatte, hielt er mir wie selbstverständlich das Mikro hin. „Jetzt bist du dran.“ Vehementes Kopfschütteln war alles, was mir in diesem Moment dazu einfiel. Mir kamen spontan geschätzte fünf Milliarden Dinge in den Sinn, die um einiges wichtiger und sinnvoller erschienen als DAS. Und überhaupt, irgendwie hatte ich es doch unglaublich eilig... Noch bevor ich mich richtig aus der Couch gewuchtet hatte, versperrte mir der Andere schon den Weg, verschränkte die Arme vor der Brust und wirkte ein wenig wie ein trotziges Kind, dem ich gerade sein Eis zum Nachtisch verboten hatte. Kaum zu glauben, dass dieser Mann älter als ich sein soll. „Wo willst du jetzt hin?“ „Auf's Klo... Die Welt retten... Meinen Hamster füttern.“ „Du hast gar keinen.“ Einen Augenblick herrschte Stille, ich startete mehrere Versuche an der menschlichen Wand vorbei zu sprinten blieb jedoch erfolglos. „Wenigstens ein Duett.“ Erwartungsvoll zog er die Augenbrauen hoch, ich schnaubte, blickte ihn einen kurzen Moment an und bereute genau diese Aktion augenblicklich wieder. Ich konnte ihm ja doch keinen Wunsch abschlagen. So stand ich also an einem meiner geheiligten freien Tage in dem Wohnzimmer unseres Dorms, Seung Hyun an meiner Seite und sang irgendetwas von dem ich später erfuhr, dass es sich dabei um deutsche Volksmusik handelte. Was wär' mein Leben ohne deine Liebe? + + + + + + Für die letzte Zeile habe ich jetzt sämtliche Schlager-Blogs nach passenden Songtiteln abgesucht! =.=' Das Lied ist übrigens von Hansi Hinterseer! xD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)