Sternschnuppe von abgemeldet (○✩○Wichtelgeschenke○✩○) ================================================================================ Kapitel 4: a better man ----------------------- Wie konnte es nur soweit kommen? Langsam zog der Dunkelhaarige sein blütenweißes Hemd über den nackten Oberkörper und knöpfte es langsam zu, als könnte er damit den Strom der Zeit aufhalten, der unaufhörlich gegen ihn floss. Sie waren doch so glücklich gewesen! Oder täuschte er sich da so gewaltig? Kurz hielt er inne und legte den Kopf leicht schief, was er hörte, brachte trotz allem ein leichtes Lächeln auf seine schmalen Lippen. Ein trauriges, sehnsüchtiges Lächeln, das bitterer wurde, je länger er ihrem Gesang unter der Dusche zuhörte. Sie war es gewesen, die ihn mit ihrer süßen Stimme die Liebe zur Muggelmusik gelehrt hatte. Etwas, dass er vorher verpönt und verspottet hatte, wo er nur konnte; doch inzwischen war seine CD Sammlung beinahe größer wie ihre. Ein weiteres Stück, das er noch aus dieser Wohnung mitnehmen musste, bevor er ging. Wenn er ehrlich war, dann kotzte es ihn regelrecht an, wie sehr ihn diese Gedanken schmerzten – die Gedanken, dass er gehen würde, dass er sie alleine lassen würde, aber es war das Richtige! Zu oft hatte er sie nun schon verletzt und jedes Mal hatte sie aufs Neue bittere Tränen geweint – und ihm dann verziehen, sobald er sie in seine starken Arme gezogen hatte und ihr versichert hatte, dass er sich besser würde. Hohle Worte – ein ums andere Mal. Doch es war einfach nicht richtig, dass sein Benehmen ihr Herz zerriss, es aber trotzdem für ihn schlug. Nein, er musste gehen, um sie zu retten. Sie würde jemand anderen finden, jemanden, der besser für sie war, der ihr gut tat. Adrian schüttelte den Kopf über seine fast schon naiven Gedanken. Bei Merlin, seit wann machte er sich so viele Gedanken? Ja, Alicia war ihm wichtig. Ja, egal mit wem er was tat, er kehrte zu ihr zurück. Ja, er schaffte es trotzdem nicht ihr treu zu sein. Mit einem leicht genervten Laut, der beinahe schon einem Knurren glich, stieß er sich von der Bettkante ab und verließ das Schlafzimmer auf leisen Sohlen. Dabei strengte er sich nicht einmal an – nein, mit der Zeit war die Eleganz einer schleichenden Raubkatze sein eigen geworden. In der Tür drehte er sich ein letztes Mal zurück und ließ den Blick über die vertraute Umgebung gleiten, dann apparierte er aus der Wohnung, gerade als Alicia im Nebenraum das Wasser abstellte und die Dusche verließ. ♦ Nur mit einem Handtuch um ihren schlanken sportlichen Körper gewickelt, kam sie zurück ins Schlafzimmer: „Adri...an?!“, aus dem gut gelaunten Lächeln wurde ein fassungsloser Blick mit dem sie durch ihre kleine Wohnung lief und ihr Handtuch fast schon krampfhaft festhielt. So krampfhaft, wie sie seit Jahren versuchte den ehemaligen Slytherin in ihrem Leben zu halten und nun... Nun war er fort. Mal wieder. Sie hätte es wissen müssen! „Verkackte Scheiße!“, brach es aus ihr heraus; sie zwang die Tränen nieder, die sich den Weg bahnen wollten. Dieses Mal hatte es doch klappen sollen! Dieses Mal war sie sicher, dass alles gut lief! „Verflucht!“ Nein, sie konnte ihre Tränen nicht zurückhalten. Frustriert warf sie sich auf ihr bordeauxrotes Schlafsofa, nur um danach mit voller Wucht eines der Zierkissen durch den Raum zu schleudern. Das terrakottafarbene Kissen flog mit solch einer Kraft durch den Raum, wie sie nur hatte aufbringen können. Seine Zielgenauigkeit war enorm, aber was erwartete man anderes von einer Frau, die von klein auf als Jägerin gespielt hatte? Mit einem Klirren fiel das gerahmte Foto von Adrian und ihr vom Kaminsims, sodass das Glas zersplitterte. Zersplitterte, wie ihre Beziehung! Wieso tat er das? Wieso ließ er sie alleine? War sie denn nicht gut genug für ihn? „Argh...!“, mit einem Aufschrei warf sie ein weiteres ihrer Kissen durch den Raum und fegte damit einen Kerzenständer von der Fensterbank. Einen Deko-Gegenstand, den er ihr geschenkt hatte, nicht zu Weihnachten oder zum Geburtstag, auch nicht zum Valentinstag, sondern einfach so. Und nun war er einfach so weg. Eigentlich – das wusste Alicia – sollte sie wütend sein und dem Kerl nicht auch noch hinterher weinen. Aber sie konnte nichts dagegen tun. Manchmal war es einfach so, dass man bei einer Person wusste, dass es die eine ganz besondere Person für einen war. Sie selbst war bei Adrian überzeugt, dass er es war. Und das, seitdem sie sich damals bei der Schlacht um Hogwarts wieder gesehen hatten und er sie quer durch den Raum gestoßen hatte, nur damit sie einen Fluch nicht abbekam. Einen Fluch, dessen sternförmige Narbe noch immer seine Schulter zierte. Ein Zeichen ihrer Liebe, wie er so oft behauptet hatte. Lüge! Es war alles eine Lüge gewesen! Wahrscheinlich war auch das damals nur eine Masche gewesen. Eine Masche, um sie um den kleinen Finger zu wickeln. Eine Masche, die nur zu gut aufgegangen war, wie sie mal wieder einsah. Alicia wusste nur zu gut, dass er es nie geschafft hatte treu zu sein; er hatte, wie er selbst zugab, eine zu große Schwäche für große unschuldige blaue Augen. Augen, die sie selbst nicht besaß. Nein, wenn es nach seinen Worten ging, glänzten ihre wie glühende Kohlen, wenn sie sauer war. Und gerade? Wie sahen sie gerade aus? Er konnte es ihr wohl nicht sagen. Ja, sie war nicht dumm, Alicia sah die Tatsachen. Sie sah ziemlich gut und genau, dass er sie verarscht hatte und das nicht zum ersten Mal, doch sie war kein nachtragender Mensch, wenn er sich entschuldigte, dann musste sie ihm verzeihen. So war es bisher jedes Mal gewesen. Dieses Mal sollte es anders werden! Das nahm sie sich fest vor. Dieses Mal war er für sie gestorben! Entschlossen wischte sie ihre Tränen weg, doch auch diese Tat konnte den steten Tränenstrom nicht stoppen. Was brachte schon das Wissen über alle Fakten, wenn das Herz dem Hirn nicht untertan sein wollte? ♦ Inzwischen war eine Woche vergangen und obwohl Adrian wieder Single und gerade mit seinen Kumpels einen Trinken war – glücklich war er nicht. Zu oft dachte er an Alicia. Zu oft fragte er sich, ob sie wieder wegen ihm geweint hatte. Ob sie ihn vermisste. Ob sie auch jetzt noch unter der Dusche sang, wo er nicht mehr da war um ihr zuzuhören und sie im Nachhinein liebevoll deswegen zu verspotten. Auf Ex leerte er sein Glas und knallte es wieder auf den Tresen. Bei Merlin, wieso brauchten Theo und Marcus so lange? Waren die beiden etwa ins Klo gefallen? Ungeduldig wanderte sein Blick zur Tür, hinter der die beiden verschwunden waren. Soviel dazu, dass nur Frauen immer alleine auf die Toilette gingen… wobei, Theo war so eine Klatschbase, der galt schon als halbe Frau und mit Marcus – seitdem er mit Katie verlobt war – konnte man auch keine Männerabende, sondern nur noch Bübchenabende machen. Doch wenn er das gerade richtig sah, dann waren die beiden längst nicht mehr in dem kleinen Zimmer, sondern dort, an dem kleinen Tisch, der in der Nische stand. Entschlossen kippte Adrian einen weiteren Feuerwhiskey runter und erhob sich von seinem Platz. Dann mal sehen, was die anderen so trieben. Seine Schritte waren längst nicht mehr vollkommen sicher und die Wangen leicht gerötet, doch diese Farbe verschwand schlagartig, als er sah, wer dort am Tisch saß. Seine beiden Kumpels hatten ihn vergessen für Katie und bei Dumbledores Zitronen Drops – bitte nicht – Alicia. Der sonst so selbstbewusste und vor allem selbstsichere Adrian stolperte einen kleinen Schritt zurück, als er sein Mädchen sah und noch besser – erkannte, wie Theodor seinen Arm um ihre Schulter legte. „Hey, Adrian, wir wollten nur kurz Hallo sagen.“, begann Marcus, als er bemerkte, dass der Freund den Weg zu ihnen gefunden hatte. Theo selbst sagte gar nichts, sondern spielte unbedarft mit einer Strähne von Alicias seidigem Haar. Auch Katie grüßte Adrian, wenn auch wesentlich verhaltener, aber was anderes konnte er von Alicias bester Freundin wohl auch nicht erwarten… Und Alicia selbst? Ihr Blick begegnete kurz dem seinen, bevor ihre Wangen leicht rot wurden und sie sich schnell Katie zuwandte. Moment, schimmerte es da feucht in ihren Augen? Tat es ihr weh, ihn hier zu sehen? Grenzenlose Wut über sich selbst machte sich in Adrian breit, doch er konnte sich wohl kaum selbst eine reinhauen. Nein, stattdessen konnte er seine Wut an jemand anderem auslassen. „Nott mitkommen.“, herrschte er den eigentlichen Freund scharf an und scheute sich auch nicht nachzuhelfen, als der andere seiner Aufforderung nicht prompt nachkam. Entschlossen schnappte er sich Theodores Kragen, zog ihn von seinem Platz und mit sich vor die Tür der Kneipe, noch bevor einer der anderen reagieren konnte und das obwohl er hörte, wie Marcus sofort aufsprang und ihnen hinterherlief. ♦ Was tat er da? Wieso schleifte er Nott hinter sich her? Sie hatten sich doch nur nett unterhalten! Es konnte doch nicht sein oder war Adrian etwa… eifersüchtig? Diese Erkenntnis machte Alicia so perplex, dass Katie sie mehrmals ansprechen musste, bevor sie ihre Freundin überhaupt hörte. „Weißt du, was Adrian hat? Ich dachte, er hätte dich sitzen lassen?“, fragte die Gegenüber und stand selbst langsam auf, denn gerade verließ auch ihr Verlobter die Bar. Sie hielt Alicia ihre Hand hin, die diese prompt ergriff, bevor sie verwirrt antwortete: „Das dachte ich auch…“, wisperte sie leise und folgte gemeinsam mit Katie den Männern nach draußen. ♦ Verdammt… wieso hatte er so grausame Kopfschmerzen? Hatte er so viel gesoffen? Nur langsam klärten sich seine Erinnerungen und machten Adrian deutlich, dass seine Kopfschmerzen wohl eher von der kurzen aber äußerst intensiven Schlägerei mit Theo kamen, als von dem Alkohol. Gut zu wissen, dass er nicht auf den Kater gekommen war. Kater… an irgendwas erinnerte dieses Wort ihn. Doch er war sich noch nicht sicher an was. Langsam schlich er aus seinem Bett, in welches er nachts voll bekleidet gefallen war, in das angrenzende Badezimmer. Theo und er hatten beide ein, zwei Volltreffer anbringen können, bevor der gute Marcus sie voneinander getrennt hatte und vor allem noch bevor die Ladys die Bar verlassen und das Trauerspiel sehen konnten. Nur gut, dass er noch nüchtern genug gewesen war zum Apparieren. Okay, eigentlich war er es nicht gewesen, aber es war gut gegangen, also was soll’s. Mit kaltem Wasser und einem Anti-Kopfweh-Tränklein brachte der junge Mann sich auf Vordermann, bevor er sich klar genug für eine Dusche fühlte. Achtlos warf er seine Klamotten in eine Ecke, immerhin bezahlte er eine Haushälterin, die konnte das wegräumen, ehe er sich unter die Dusche stellte und das kühle Nass genoss. Es tat ihm wirklich gut, denn nach nicht einmal fünf Minuten wurde ihm auch klar, woran ihn das Wort „Kater“ erinnerte. Oder war es eher das laute Maunzen vor der Badezimmertür, das ihn daran erinnerte? War ja auch egal. Jedenfalls wurde Adrian wieder klar, dass er nach der Begegnung mit Notts Fäusten ins örtliche Tierheim appariert war, um ein Geschenk für Alicia zu besorgen. Ein Geschenk und ein Symbol. So wie der Kerzenständer damals Licht und Wärme in ihre Beziehung bringen sollte, wollte er nun für sie einen Mann besorgen; der gut für sie war, der immer für sie da war, auch dann, wenn es Adrian nicht möglich war. Mit einem Elan, der sogar jeden Frühaufsteher neidisch gemacht hätte, sprang er aus der Dusche und praktisch direkt in frische Kleidung, bevor er die Tür aufriss und Kjer, wie er den Kater spontan taufte, unter den Arm nahm und augenblicklich zu seinem Mädchen apparierte. Oder eher vor die Tür ihres Appartements. Inständig betete er, dass sie doch auch da sein würde und vor allem, dass sie ihm öffnen möge. Und weil alle guten Dinge drei waren, betete er auch noch, dass sie Nott nicht in ihrem Bett gesund pflegte. Bei dem Gedanken drückte er Kjer fester an sich, dass dieser einen schmerzlichen Maunzer von sich gab, der Adrian sofort veranlasste den Kater sanfter anzufassen. Wo blieb sie nur? Hatte sie etwa sein Klingeln nicht gehört? Moment… er hatte ja noch gar nicht geklingelt! Als ihm das auffiel, hätte er den Kater fast fallen gelassen, so schnell schnellte seine Hand hervor und presste sich auf den rechteckigen Klingelknopf. Er wollte ihn gar nicht mehr loslassen, so dass er statt eines höflichen Klingelns tatsächlich einen Sturmangriff startete. Innerlich zählte er um sich selbst ruhig zu halten, doch die Ruhe überkam ihn erst, als eine vollkommen verschlafene Alicia ihm die Tür öffnete. Ihr Haar war von der Nacht durcheinander und die Augen noch halb geschlossen, während sie ihn verschlafen musterte ohne recht zu verstehen, wer da vor ihr stand. Adrian selbst hatte diesmal aber verstanden. Wie ein Wirbelwind schob er sie in ihre Wohnung und kam hinterher. „Ich habe dir den perfekten Mann mitgebracht!“, erklärte er voller Stolz und mit einem so sicheren Lächeln, dass Alicias verschlafener Verstand glaubte, er rede von sich selbst, doch dann hielt er ihr den Kater hin: „Das ist Kjer, ach… mich habe ich auch mitgebracht, sozusagen als kleinen Bonus.“ Damit ließ er den Kater sanft zu Boden, bevor er Alica fest in seine Arme nahm und ihren Mund mit einem Kuss verschloss, noch bevor sie Widerworte geben konnte. Dieses Mal würde er keine kalten Füße kriegen und abhauen, da war er sich sicher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)