Third Chance von Erlkoenig (Harry x Severus) ================================================================================ Kapitel 10: Geständnis ---------------------- „Harry Potter ist verschwunden. Der ganze Phönixorden ist deswegen in Aufruhr.“ „Ja, ich weiß. Er ist hier bei uns.“ „Bitte? Was ist passiert? Habt ihr es ihm etwa erzählt?“ „Ja, und jetzt stell dir vor: Er glaubt uns, Severus. Er glaubt uns.“ *** Mit stechendem Blick begutachtete Kalystho seinen schwarzhaarigen Patienten von allen Seiten, ehe er schließlich Tom und Lucius zunickte. „Alles Bestens. Die Bettruhe ist aufgelöst, du kannst wieder nach Hause gehen“, sagte er in seinem üblichen neutralen Tonfall zu Lucas, der nervös von einem Bein auf das andere wippte. „Prima. Den verbindlichsten Dank für deine Hilfe, Kalystho. Wann immer du mal unsere Hilfe brauchst, zögere nicht zu fragen“, bedankte sich Tom förmlich und machte eine komplizierte dankbare Geste, die wohl bei Elben angemessen war. Auch Lucius sprach ein paar zutiefst dankbare Floskeln, zu denen sich Lucas beeilte zustimmend zu nicken, um ebenfalls seiner Dankbarkeit den gebührenden Ausdruck zu verleihen, den die Elben von ihm erwarteten. Gemeinsam mit seiner Familie wurde er von Kalystho durch das offizielle Tor, dass die Elbenwelt von der Welt der Zauberer trennte, geleitet und persönlich verabschiedet. Nachdem sie die Bannkreise, die schützend über das versteckte Tor gelegt waren, verlassen hatten, apparierten sie gemeinsam nach Malfoy Manor. Lucas hatte bereits von Draco ausführlich beschrieben bekommen, wie es in dem Manor aussah, doch es mit eigenen Augen zu sehen, war noch einmal etwas ganz anderes. Alles war prunkvoll und stilvoll eingerichtet. Farblich waren die meisten Dekorationen in schlichtem dunkelgrün und silber gehalten – offensichtlich orientiert an den Hausfarben von Slytherin. Ganz gemäß seiner Rumtreiber-Natur machte sich Lucas eine gedankliche Notiz, ein bisschen mehr rot-goldene Farbe ins Haus zu bringen, doch erst einmal gab es wesentlich wichtigere Dinge zu klären. Sobald sie die Hausschwelle durchschritten hatten, kam ihnen bereits eine zierliche, aber freundlich lächelnde Narcissa entgegen. „Lucas“, rief sie erfreut und drückte den Schwarzhaarigen ohne Vorwarnung kurz an ihre Brust. „Es ist ja so schön, dich endlich mal kennen zu lernen“, plapperte sie liebevoll und begleitete ihn gemeinsam mit der restlichen Familie zu seinem neuen Zimmer. Lucas wusste bereits, dass Narcissa nur zum Schein für die Außenwelt Lucius Ehefrau spielte und damit der Öffentlichkeit ein weibliches Gesicht in der Familie Malfoy spendete. In Wahrheit jedoch war sie Dracos damaliges Kindermädchen, nach der schrecklichen Geschichte, die Annie zugestoßen war. Staunend betrat Lucas sein neues Zimmer, das direkt neben Dracos lag und sogar mit diesem durch eine magische Tür miteinander verbunden war. Es war riesig und, wie alle Räume, in grün-silber-Farben gehalten. „Wir haben erst überlegt, ob wir es rot-gold streichen sollten, aber im Grunde hast du ja das Haus gewechselt. Aber dir steht natürlich frei mit dem Zimmer zu machen, was auch immer du möchtest“, erklärte Tom lächelnd. Lucas sah seinem Dad dankbar in die Augen. „Danke, das ist toll, wirklich.“ Man sollte meinen, dass er mit seinen siebenunddreißig Jahren mittlerweile zu alt für solch banale Emotionalitäten war, doch die Glücks-Tränen spürte er dennoch aufsteigen. Er fühlte sich ein wenig überfordert mit dieser neuen Situation, dass er plötzlich ein zu Hause, sogar ein eigenes riesiges Zimmer hatte und drei wundervolle Familienmitglieder, die ihn liebten, doch Lucas war zuversichtlich, dass er sich schnell daran gewöhnen würde. Die Vampyrgene in ihm zogen ihn regelrecht zu seiner Familie hin und obwohl er zumindest Tom und Lucius erst seit drei Tagen angefangen hatte, kennen zu lernen, hatte er bereits das Gefühl, sie schon ein Leben lang zu kennen. Noch immer war es ungewohnt mit ihnen zu reden, gerade mit Tom, der bisher immer ziemlich zurückhaltend gewesen war und Lucas nicht vorkam wie der große, launische Lord Voldemort, von dem der Phönixorden immer sprach, doch gerade deswegen mochte er Tom so sehr. Lucas spürte, dass Tom zumindest ahnte, was in ihm vorging und ihm deswegen den nötigen Freiraum ließ und ihn nicht mit der Holzhammer-Methode bedrängte, so wie Draco manchmal, und der Schwarzhaarige verspürte dafür tiefe Dankbarkeit seinem schwarzhaarigen Vater gegenüber. „Bist du dir sicher, dass du die restlichen Ferien im Phönixorden verbringen möchtest?“, fragte Tom schließlich mit beunruhigend verzogener Miene. Lucas Blick wurde kalt bei dem Gedanken an Albus Dumbledore, den Leiter des Weißen Ordens, doch schnell blickte er Tom ernst in die Augen. „Ich habe viele gute Freunde im Orden, ich kann sie jetzt nicht verlassen. Ich weiß, wo ich hingehöre – hier hin, zu euch. Aber es herrscht nun seit vierzig Jahren Krieg und ich will unbedingt, dass es endlich ein Ende hat.“ Die unterschiedlichsten Gefühle brodelten bei diesen Worten in Lucas Magengegend. Die Wut auf Dumbledore vermischte sich mit der Trauer um die Opfer des Krieges wie Harry und sein eigenes Leben, das zertrümmerter nicht hätte sein können, und hinterließ einen bitteren Nachgeschmack. Toms Blick war noch immer besorgt, doch Verständnis mischte sich hinein. „Wir wollen auch, dass es endet“, antwortete er mit einem Seitenblick zu Lucius, der an Lucas Fenster stand und nachdenklich in die Ferne sah. „Was willst du als Erklärung abgeben, wo du so lange gewesen bist?“, fragte Tom wieder an Lucas gewandt, der nun nachdenklich die Augenbrauen zusammenzog. „Mir ist da leider noch nichts sehr geistreiches eingefallen“, gestand er. „Aber mir“, mischte sich nun auch Lucius ein, der sich wieder zu ihnen umdrehte und neben Tom stellte. „Wir können Dumbledore ruhig ein Körnchen Wahrheit erzählen: Schließlich ist die halbe Wahrheit immer die beste Lüge.“ Lucius Blick huschte zu seinem Ehemann. „Wir können sagen, dass er zu dir appariert ist, dass sein Zustand sehr kritisch war und du ihn behandelt hast.“ Lucas hob verwirrt eine Augenbraue. „Wie kommt es eigentlich, dass Dumbledore nicht gegen Draco oder dich vorgeht? Ich meine, er kennt euch doch von früher, immerhin habt ihr nicht eure Identität gewechselt oder euch versteckt.“ Lucius sah betrübt zu Boden und überließ seinem Mann die Antwort. „Wir hatten uns in der Tat versteckt, nachdem du weg warst. Draco zu beschützen – und gleichzeitig dich zu finden natürlich – hatte für uns oberste Priorität, also haben wir uns aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen. Als Draco schließlich alt genug war, um sich selbst zu schützen, war es bereits zu spät, sich wieder im gleichen Maße wie früher in die Gesellschaft einzufügen. Dumbledore hatte in der Zwischenzeit zu viel an Macht genommen, trotz der Bemühungen des Schwarzen Ordens, dessen Macht in dieser Zeit auf einen Level geschrumpft war, sodass dieser nur noch im Untergrund tätig sein konnte. Im Moment sieht Dumbledore keinerlei Bedrohung in uns und kann uns gleichzeitig in der Öffentlichkeit nicht angreifen, aber auch nicht seinen Todessern den Befehl dazu geben, da ja alle denken, dass ich die Todesser führe und dass zu diesen Draco und Lucius gehören.“ Lucas nickte langsam und versuchte das Gehörte zu verarbeiten. Es war verwirrend und klang sehr gefährlich, direkt vor Dumbledores Nase zu tänzeln, doch Lucas verstand, dass seine Familie kaum eine andere Wahl hatte. Wenn sie sich erneut aus der Öffentlichkeit verschwanden, gab es für sie möglicherweise keinerlei Zurück und damit würde es fast unmöglich sein, neue, vertrauenswürdige Mitglieder für den Schwarzen Orden anzuwerben. Der Anführer des Schwarzen Ordens betrachtete seinen Sohn mit besorgter Miene. Die Schicksalsfäden der Zeitgeschichte waren so verworren, dass selbst er manchmal den Überblick zu verlieren drohte. Es gab viel, was sie noch immer nicht verstanden, wie konnte er dann erwarten, dass Lucas, der diese Welt erst seit kurzem betreten hatte, bei all diesem Durcheinander durchblickte? Es gab so viel erzählen, so viele Warnungen, die er aussprechen müsste, so viel nachzuholen, doch mal wieder ließ Dumbledore ihnen keine Zeit dafür. Die Zeit drängte, sie mussten Lucas schleunigst in den Phönixorden zurückschleusen, wenn dieser wollte, dass der Schulleiter keinen Verdacht schöpfte. Es war sehr gefährlich, das war Tom klar, doch er verstand auch, wieso Lucas zurückwollte: Im Phönixorden war er sozusagen groß geworden. Er hatte dort Freunde gefunden, ohne deren Zuneigung er, so vermutete Tom, aufgrund seines inneren Vampyrbedürfnisses nach Harmonie und Seelenfrieden vermutlich niemals überlebt hätte. So sehr es Tom auch widerstrebte war er Lucas Freunden dankbar dafür, dass sie bei ihm waren und immer treu zu ihm gestanden hatten, auch wenn sie ihm damit leider nur noch enger an die falsche Seite des Krieges – Dumbledore – gekettet hatten. Es lag einfach im Charakter des jungen, schwarzhaarigen Slytherins, dass er zurückkehren und seine Freunde die Wahrheit erzählen wollte. In dieser Hinsicht war Tom wirklich stolz auf Lucas und daher würde er ihn nicht an seinem Plan hindern. Toms Blick wanderte zu Lucius, dem er ein aufmunterndes Lächeln schenkte. Es tat ihnen beiden weh, Lucas wieder ziehen zu lassen, doch nach einer ausführlichen Diskussion gestern Nacht waren sie zu dem Ergebnis gekommen, dass sie ihm sich hier nicht in dem Weg stehen würden. Solange Dumbledore in dem Glauben war, dass Lucas nicht wusste, wer er in Wirklichkeit war, würde keine oder zumindest kaum Gefahr für ihn bestehen. „Und was ist mit Severus? Ich verstehe ja, dass ihr einen Spion in Dumbledores Reihen braucht, aber einen Doppelspion, ist das nicht viel zu gefährlich?“, meldete sich Lucas plötzlich zu Wort und unterbrach damit Toms Gedankengang, der auf diese Worte hin zufrieden grinste. „Ein Doppelspion ist genau das, was wir brauchen. Wer sagt denn, dass Severus den Schwarzen Orden für Dumbledore ausspioniert?“ Verwirrt blinzelte Lucas ein paar Mal verständnislos. „Moment mal, willst du damit sagen, dass Severus ein richtiger Todesser ist? Ein Dumbledore-Todesser?“ Beinahe traute sich Lucas diese Frage gar nicht auszusprechen, doch er musste die Antwort dringend wissen. Besorgnis schlich sich in Toms Augen. „Ich weiß, wie gefährlich das ist, aber so wissen wir am besten, was jeweils auf der anderen Seite des Krieges passiert. Keine Sorge, für Severus besteht keine Gefahr. Dumbledore ist davon überzeugt, dass er es als Phönixmitglied ernst meint. Er weiß nichts davon, dass Severus den Schwarzen Orden oder die Wahrheit über die Familie Malfoy kennt, weswegen wir in der Öffentlichkeit auch nur oberflächlichen bis gar keinem Kontakt zu ihm haben dürfen.“ Lucas atmete ein paar Mal tief aus und ein. Dass Severus also in Wahrheit sogar ein Dreifachspion war, rief tiefe Unruhe und Angst in seinem Herzen hervor. Damals hatte er Severus verlassen, weil er Angst hatte, dass er sein Leben riskieren könnte, wenn ihre Beziehung auf der falschen Seite aufflog. Doch Severus Leben war noch immer nicht sicher, genau genommen war kein Leben sicher solange Dumbledore noch am Leben war. Der Entschluss Dumbledores Macht ein Ende zu setzen war so fest wie noch nie für Lucas. „Wie war nochmal der Plan? Irgendwie habe ich ihn nicht verstanden“, versuchte Lucas schließlich vom Thema abzulenken und sich stattdessen zunächst auf das Wesentliche zu konzentrieren. Tom und Lucius sahen plötzlich sehr verlegen drein und blickten sich kurz in die Augen. Sein Bauchgefühl ließ Lucas ahnen, dass er scheinbar mal wieder nur die Hälfte wusste. „Da ist noch etwas, was wir dir bis jetzt noch nicht erzählt haben“, räusperte Tom sich vernehmlich, dann hob er seinen Zauberstab und murmelte einen komplizierten Spruch. Die Luft im Zimmer begann zu sirren und die Sicht vor Lucas verschwamm kurz, doch so schnell wie es gekommen war, war es auch schon wieder weg. Und vor ihm stand statt Tom nun niemand anderes als – „Professor Matthews!“, entfuhr es Lucas entsetzt, der seinen Blick mit vor Schreck rasendem Herzen auf seinen Verteidigungs-Professor geheftet hatte. Auf Ryan Matthews Gesicht legte sich das typische verlegen entschuldigende Grinsen von Tom. „Nachdem wir rausgefunden hatten, wer du in Wirklichkeit bist, wollte ich unbedingt ein wachsames Auge auf dich werfen, wenn ich dir schon nicht die Wahrheit erzählen konnte“, erklärte die tiefe, beruhigende Stimme von Ryan und plötzlich wusste Lucas, was ihm an Toms Stimme so vertraut vorgekommen war. „Verstehe“, sagte Lucas langsam und versuchte die Erinnerungen an die bisherigen Begegnungen mit seinem Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste Revue passieren zu lassen. Er hatte sich in dessen Gegenwart immer sicher und wohl gefühlt. „Als dein Lehrer ist es natürlich meine Pflicht mich um einen Schüler in Not zu kümmern, der unbeabsichtigt in meine bescheidene Hütte appariert“, hüstelte Tom, der sich rasch wieder zurückverwandelte. Lucas verstand langsam den Plan. Sehnsüchtig dachte er noch einmal an die letzten drei Tage zurück. Es war wunderschön gewesen seine richtige Familie um sich zu haben und obwohl die Zeit nicht gereicht hatte, um sie richtig kennen zu lernen, vermisste er sie bereits jetzt schon. Am schönsten war der letzte Tag gewesen, an dem sie gemeinsam Heilig Abend gefeiert hatten. Da in der Welt der Elben die Zeit schneller verging, war heute der 24. Dezember gerade erst angebrochen. Aber es war schön gewesen, das Familienfest mit der eigenen richtigen Familie zu feiern, auch wenn Lucas sich nicht aus seinem Bett bewegen durfte. Plötzlich fiel ihm noch eine Sache ein: „Hat eigentlich jemand mit Severus gesprochen?“ Röte breitete sich um Lucas Nasenspitze aus, was Draco feixend zur Geltung nahm. „Nein, das wollten wir dir überlassen“, erklärte Lucius ruhig und ließ den erleichternd aufatmenden Schwarzhaarigen nicht aus den Augen. „Aber wir haben ihm kurz gesagt, dass du weißt, dass du Lucas bist und es akzeptiert hast, in unserer Mitte zu stehen.“ Lucas war mit dieser Antwort voll und ganz zufrieden. „Was hat er dazu gesagt?“ Draco grinste breit. „Nichts, sein Mund stand nur offen und dann hat ihn Dumbledore plötzlich wieder zu sich gerufen. Wie Lily bereits erzählt hat, der ganze Phönixorden springt wegen dir im Moment im Dreieck.“ *** Mit blassen Gesichtern saßen Remus und Sirius in Remus Zimmer und starrten ihre blonde Freundin ungeduldig an. „Er kommt morgen, hast du gesagt. Heute ist morgen. Wann kommt er endlich? Und was zur Hölle ist mit ihm passiert?“, fragte Sirius ungeduldig und ein nervöses Zittern lag in seiner Stimme. Die blonde Ravenclaw-Schülerin sah Sirius tadelnd an. „Jetzt sei nicht so ungeduldig, Sirius, und schau gefälligst nicht so drein, als wäre er gestorben. Du machst mich damit ganz nervös! Ich habe dir bereits gesagt, dass es ihm gut geht!“ Unruhig und mit einer so plötzlichen Bewegung, dass Lily erschrocken zusammenfuhr, stand Sirius auf und fing an, im Raum auf und ab zu gehen. „Wann kommt er?“, fragte er mit mehr Nachdruck und trieb damit Lily fast in den Wahnsinn. „Ich weiß es nicht und wenn du mich das noch einmal fragst, dann hex ich dich ins nächste Jahrtausend.“ Remus stand langsam auf und stellte sich Sirius in den Weg, sodass dieser sein nervöses Hin- und Herlaufen unterbrechen musste. „Er wird mit Sicherheit bald kommen“, versuchte der Werwolf seinen Freund aufzumuntern, doch dessen Miene verdüsterte sich daraufhin. „Ich dreh ihm den Hals um, sobald er da ist“, entfuhr es Sirius wütend. Mit dem Nerven am Ende ließ er sich auf das Bett fallen und vergrub kurz das Gesicht in seinen Händen. „Ich habe mir so schreckliche Vorwürfe gemacht. Ich glaube dir, wenn du sagst, dass es ihm gut geht, Lily. Aber der Gedanke, dass James hätte tot sein können… Schon wieder…“ Der schwarzhaarige Black brach mitten im Satz ab und rieb sich erschöpft die Augen. Die letzte Nacht hatte er ein kein Auge zu getan. Remus und Lily setzten sich zeitgleich auf die jeweils andere Seite von Sirius und legten fürsorglich ihre Arme um ihren Freund. „James ist nicht mit Absicht abgehauen, Sirius“, versuchte sie ihn zu beruhigen, doch ein Schütteln, das durch Sirius Körper ging, verriet, dass es nicht die gewünschte Wirkung hatte. „Zwölf Jahre lang haben die Dementoren von Askaban mich den Tod von James nie vergessen lassen. Zwölf Jahre lang haben mich die Erinnerungen gequält wie ich James überredet hatte, Peter statt meiner zum Geheimniswahrer zu nehmen.“ Sirius Körper fing noch mehr an vor Trauer zu zittern, doch Lily und Remus konnten nicht mehr tun als für ihn da zu sein. „Ich habe echt gedacht, es würde mich umbringen. Doch dann habe ich Harry kennengelernt. Der Junge war wie ein Sonnenschein und da nicht permanent Dementoren um mich rumflogen konnte ich den düsteren Gedanken entkommen. Aber jetzt? Harry ist weg, James ist weg, ich ertrage das einfach nicht, wenn er weg ist!“ Sirius schluchzen wurde lauter und obwohl er die Körperwärme seiner beiden Freunde spürte reichte es nicht, sein Herz wieder zu erwärmen. *** Nervös sah sich Lucas in der Winkelgasse um. Neben ihm lief Tom in der Gestalt von Professor Ryan Matthews, der Lucas mit besorgter Miene zum Tropfenden Kessen führte. „Ryan“, begrüßte ihn sogleich Dumbledores väterliche, aber diesmal besorgt klingende Stimme. Eilig lief der alte Mann ihnen entgegen. „Harry, Gott sei Dank. Wie geht es dir, mein Junge?“ Lucas fühlte sich durch den Blick des Schulleiters durchbohrt, doch er gab sich alle Mühe reueartig zu wirken. „Mir geht es wieder gut, Professor. Tut mir leid, dass ich allen Kummer bereitet habe, ich wollte das nicht.“ Albus legte liebevoll eine Hand auf Lucas Schulter, der sich zusammenreißen musste, nicht angeekelt zusammenzuzucken. „Natürlich wolltest du das nicht, Harry.“ Anschließend wandte sich Albus an Ryan. „Was genau ist passiert?“, verlangte der Schulleiter zu wissen und rasch erzählte Tom die Geschichte, die sie sich bereits zuvor ausgedacht hatten. „Ich war gerade damit beschäftigt einen Irrwicht aus meinem Keller zu vertreiben, als ich plötzlich einen Knall in meiner Küche hörte. Als ich dort Harry auffand, war dieser in einem fürchterlichen Zustand. Scheinbar hatte sich seine Magie selbstständig gemacht. Er muss ein starker Zauberer sein, denn wie ich nachher überprüft habe, funktioniert meine Apparationsbarriere nach wie vor einwandfrei. Ich habe keine Ahnung, wie er sie umgehen konnte.“ Tom sah Dumbledore dabei tief und ruhig in die Augen. Lucas beobachtete mit stummer Bewunderung seinen Vater. Dabei fiel ihm jedoch auf, dass er beobachtet wurde. Auf der Suche nach der Quelle stieß er schließlich auf ein funkelndes schwarzes Augenpaar, das ihn durchdringend beobachtete und nicht aus den Augen ließ. Über Lucas Rücken lief ein warmer Schauer, während er gedankenverloren in Severus Snapes Augen starrte. Erneut hatte sich in dessen Gesicht ein Ausdruck geschlichen, den Lucas bisher noch nie gesehen hatte. Severus sah ihn zeitgleich überrascht und erfreut an, doch es lag noch etwas in seinem Blick, dass Lucas nicht von diesem kannte. Eine Mischung aus Neugierde, Bewunderung und Stolz lag darin, doch Lucas wusste nicht, wie er den Blick deuten sollte. Verwirrt richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf das Gespräch zwischen Tom und Dumbledore, der bereits mit seiner Geschichte fortgeschritten war. „Es war wirklich die allerletzte Sekunde, in der ich einen Zauber in meinem Gedächtnis gefunden hatte, der Harry das Leben rettete. Verzeihung, Albus, ich weiß natürlich, dass es meine Pflicht gewesen wäre, dir umgehend Bescheid zu geben, dass Harry bei mir war, doch sein Zustand war so kritisch, dass ich ihn nicht alleine lassen wollte und auf die Idee, jemand anderen zu rufen, kam ich in der Hektik nicht.“ Noch immer stand Tom ruhig da und erklärte sachlich, was angeblich vorgefallen war, doch mittlerweile hatte sich sein Gesicht zu einer besorgten Miene verzogen. Albus Dumbledore seufzte leise, doch er nickte Tom freundlich zu. „Du hast dein Bestes getan, Ryan, vielen Dank dafür. Wärst du nicht gewesen, wäre Harry jetzt nicht hier, ich danke dir vielmals dafür. Und du hast dir nichts vorzuwerfen, es ist nicht leicht, in einer brenzligen Situation einen kühlen Kopf zu bewahren.“ Als nächstes wandte sich Dumbledore wieder zu Lucas. „In Ordnung, dann wollen wir dich mal schnell wieder zu deinen Freunden bringen. Ron und Hermine haben sich wirklich fürchterliche Sorgen um dich gemacht, wie wir alle. Es ist schön, dass du gerade an Heilig Abend wieder in unserer Mitte bist.“ Lucas bemühte sich freundlich zu lächeln und nickte langsam. Bevor er jedoch einen Schritt auf den Schulleiter zu machte, wandte er sich noch schnell an Tom. „Noch mal vielen Dank, Professor, für alles“, bedankte er sich aufrichtig und sah seinem Vater mit Wehmut in die Augen. Gerne hätte er ihn noch einmal zum Abschied umarmt, doch in der Winkelgasse und insbesondere vor Dumbledore war es in keiner Weise angemessen. „Nichts zu danken, Harry“, entgegnete Tom mit Ryans sanfter, tiefer Stimme. „Wir sehen uns bald wieder in Hogwarts.“ Lucas lächelte Tom noch ein letztes Mal zum Abschied zu, dann wandte er sich zu Dumbledore und Snape, die beide ihre Hände auf Lucas Schultern legten und gemeinsam zum Hauptquartier apparierten. Kaum betrat Lucas das Wohnzimmer des Hauptquartiers, wurde er auch schon fast umgerannt. „Harry!“, ertönte es von allen Seiten erfreut und aus der Ferne meinte Lucas Sektknallen zu hören. „Wir freuen uns ja so sehr, dass es dir gut geht und du wieder hier bist!“, murmelte eine Frauenstimme zitternd in Lucas Ohr und anhand der braunen Haare erkannte Lucas, dass es Hermine war, die sich ihm sogleich um den Hals geschmissen hatte. „Mir geht es gut, Hermine“, versuchte er seine Freundin zu beruhigen, doch deren Arme schlangen sich nur noch enger um seinen Hals. „Pass auf, Hermine, sonst erwürgst du ihn noch“, hörte Lucas Rons Stimme dicht neben sich. Verlegen lockerte Hermine ihren Griff, sodass Lucas nun direkt in ihr Gesicht sehen konnte. Sein Herz war bewegt als er ihre Tränen sah, die reflektierend an ihrer leicht geröteten Wange runter rannen. „Du hast uns echt gefehlt, Mann“, bestätigte nun auch Ron und klopfte seinem besten Freund ein wenig vorwurfsvoll auf die Schulter, doch auch ihm sah man seine Sorgen der letzten Tage an. Lucas war zutiefst ergriffen von der Zuneigung, die ihm seine beiden Freunde entgegenbrachten, dass er etwas daraufhin erwidern wollte, doch ein Paar saphirblaue Augen hielten seinen Blick fest. Nur sehr langsam kam Sirius auf Lucas zu. Sein Gesicht war blass und seine Augen leicht gerötet. Tiefe Augenschatten verrieten seinen Schlafmangel und in seinen Augen lag so viel Trauer und Vorwurf, dass Lucas schwer schluckte. Als Sirius schließlich vor ihm stand, sah er ihn kurz schweigend an und in seine Augen schlich sich stille Wut, ehe er bedrohlich leise und kratzig sagte: „Mach so etwas nie wieder, Potter. Hast du verstanden? Nie. Wieder.“ Reue schlich sich in Lucas Blick. Noch nie hatte er seinen alten Freund in solch einer Verfassung gesehen und es tat ihm in jeder Faser seines Körpers weh ihn so zu sehen. Er machte ihm keinerlei Vorwürfe, dass er ihn nicht wie die anderen mit einem „Du bist wieder da, ich freu mich so“ begrüßt hatte. Dass Sirius sauer auf ihn war, zeigte ihm mehr als alles andere, wie viel Sorgen sich der Schwarzhaarige gemacht haben musste. „Nie wieder“, versprach Lucas ihm mit deutlicher und fester Stimme und bevor irgendjemand etwas Weiteres sagen konnte, war er Sirius bereits um den Arm gefallen. Sirius klammerte sich an ihn wie ein Ertrinkender und Lucas Herz schmerzte vor schlechtem Gewissen. „Wir müssen dringend reden“, flüsterte er leise in Sirius Ohr, sodass niemand ihn hören konnte. Sirius schniefte zur Antwort nur und hielt ihn noch ein wenig fester. Es war ein sehr langer Abend gewesen, der Lucas fast sämtliche seiner Nerven gekostet hatte. Auf der einen Seite war er wirklich gerührt, dass man auf die Schnelle eine Willkommen-zurück-Weihnachts-Party für ihn organisiert hatte, doch auf der anderen Seite war er müde und erschöpft und wollte so schnell wie möglich in Ruhe mit Remus und Sirius reden, ohne dass jemand zuhören konnte. Severus war die ganze Zeit um ihn herumgeschlichen wie ein Tiger um seine Beute und Lucas merkte ihm an, dass er nach Antworten suchte, doch solange sie nicht alleine waren, konnte Lucas ihm keine geben. Sein Herz schlug sehnsüchtig in seiner Brust und jetzt, wo er um die Bedeutung eines Seelenpartners wusste, verstand Lucas die Zeichen, die sein Körper ihm schon die ganze Zeit hatte geben wollte: Severus war und würde immer der Einzige bleiben, den sein Herz wirklich wollte. Leider gehörten zu so etwas jedoch immer zwei Personen und ein heftiges Stechen in Lucas Herz machte ihm klar, dass er daran zerbrechen würde, wenn Severus ihn davon schicken würde. Nachdem die Feier endlich zu Ende war, war Lucas jedoch körperlich so am Ende, dass er nur noch erschöpft in sein Bett wanderte – zu seinem Erstaunen ließ Severus ihn friedlich ziehen. Als er einen warmen Körper spürte, der sich unter seine Decke eng an ihn kuschelte und einen warmen Arm um ihn legte, wollte er sich erst dagegen wehren, doch die heutigen Ereignisse hatten ihn dermaßen erschöpft, dass er sogleich einschlief. Am nächsten Morgen erwachte Lucas mit erschöpften Gliedern. Verwirrt überlegte er, wieso er sich so elend fühlte, doch dann fiel ihm wieder ein, was sein Vater gesagt hatte: „Vampyre sind Rudeltiere. Trennt man einen Vampyr von seiner Familie, so kann das schwerwiegende Konsequenzen haben.“ Scheinbar verfiel Lucas wieder in sein altes Muster der Erschöpfung, doch solange die Depressionen nicht wieder zu stark einsetzten, machte sich Lucas keine Sorgen. Nur noch einige wenige Tage musste er aushalten, dann war er wieder in Hogwarts, wo sein Vater und Bruder ihm genug positive Energien schenken konnten, die Tage zu überstehen. Blinzelnd öffnete Lucas die Augen und blickte direkt in Sirius saphirblaue Augen, die ihn gedankenverloren und liebevoll anblickten. „Guten Morgen, James“, lächelte Sirius ihm mit leicht kratziger Stimme entgegen. Lucas Gedanken rasten. Schließlich lächelte er ihn schief an. „Guten Morgen.“ Der schwarzhaarige Slytherin fühlte sich in einem Teufelskreis gefangen: Sein Herz sagte ihm ganz deutlich, dass Sirius nichts in seinem Bett verloren hatte, aber sein Gewissen sagte ihm, dass er Sirius nicht einfach von sich stoßen konnte – nicht nach gestern, nicht nachdem er gesehen hatte, wie fertig sein Freund gewesen war, weil er wiedermal abgehauen war, wenn auch ungewollt. Seine Gedanken schwirrten in großen Kreisen in seinem Kopf und er war so weit von der Gegenwart abgedriftet, dass erschrak als Sirius plötzlich seine Handgelenkte packte und sich über ihn beugte. Sirius Gesicht war nur noch einige Zentimeter von Lucas entfernt und die verschiedensten Stimmen schrien in seinem Kopf rum, doch letztendlich konnte er sich nicht dagegen wehren, als Sirius Lippen sanft und verlangend auf Lucas Lippen landeten. Mehr aus Gewohnheit als aus Lust gab sich Lucas dem Kuss hin. Es fühlte sich gut an, doch tief in seinem Inneren wusste Lucas nun die Wahrheit: Nämlich dass es nie dasselbe sein würde wie das, was er mit Severus hatte. Es war ernüchternd und ein wenig war Lucas wütend auf sich selbst, dass er sich nicht darauf einlassen konnte, denn im Grunde hatte Sirius alles, was er sich von einem Partner wünschen konnte, doch er war nicht für ihn bestimmt. Bevor Lucas Sirius jedoch entschlossen von sich schieben konnte, hatte dieser sich bereits wieder von ihm gelöst und sah ihn nun mit ernst funkelnden Augen an. „Ich liebe dich, James“, gestand Sirius und Lucas hatte das Gefühl vom Schlag getroffen worden zu sein. Ungläubig öffnete sich Lucas Mund, doch er brachte keinen Ton raus. Erneut begannen kleine Rädchen in seinem Kopf an zu rattern, doch scheinbar liefen seine Gedanken ins Leere, denn Lucas hatte plötzlich das Gefühl gar nichts mehr zu wissen. Als Sirius merkte, dass Lucas ihn nur stumm anstarrte, verzog er das Gesicht und erhob sich. Ernüchtert stand er auf und sah noch einmal auf Lucas hinab. „Du könntest wenigstens sagen: Ich liebe dich aber nicht, Sirius. Das hier ist nicht fair, James.“ Lucas setzte sich schnell auf und räusperte sich leise, doch seine Kehle fühlte sich an wie zugeschnürt. „Sirius“, begann er verwirrt und er hatte das Gefühl Sterne um seinen Kopf schwirren zu sehen. „Tut mir leid, ich…“ Lucas schloss kurz die Augen. Alles um ihn herum drehte sich und er erwartete, jeden Moment den Boden unter den Füßen zu verlieren, doch als nix geschah öffnete er sie wieder, doch in seinem Zimmer war niemand mehr. Sirius war wortlos gegangen und hatte sogar die Tür noch einen Spalt offen stehen gelassen. Mit trübem Blick sah Lucas aus dem Fenster. „Und wieder ein neuer Punkt für meine Was-habe-ich-alles-falsch-gemacht?-Liste“, seufzte er leise und ging Richtung Bad um eine kalte Dusche zu nehmen, die er im Moment dringend benötigte, um seinen Geist wieder auf Vordermann zu bringen. Er hatte kurz mit dem Gedanken gespielt, Sirius hinterher zu laufen, doch Lucas wusste noch immer nicht, was er ihm genau hätte sagen wollen. Während kaltes Wasser an seinem Körper herunter rann, dachte Lucas noch einmal in Ruhe über alles nach, was die letzten Monate passiert war. Er wollte nicht mehr davonrennen, dieser Entschluss stand noch immer fest. Entschlossen zog sich Lucas was an und machte sich auf den Weg zu Remus Zimmer, in dem er wie erwartet Remus, Sirius und Luna vorfand. Sirius sah ihm mit verletzter Miene entgegen, doch er sagte nichts. Remus und Lily hingegen begrüßten Lucas mit einem Strahlen. Keiner von beiden bemerkte die trübe Stimmung von Sirius. „Guten Morgen, James, willst du Frühstück? Ich kann welches holen“, bot Lily an und Lucas nickte dankbar. „Das wäre toll, Lily.“ „Warte, ich helfe dir beim Tragen“, sagte Remus gentlemanhaft, der rasch der Blondine aus dem Zimmer folgte. Zurück blieben vorerst nur Lucas und Sirius. „Tut mir leid wegen vorhin“, entschuldigte sich Lucas aufrichtig und sah seinem besten Freund traurig in die Augen. Verletzt sah Sirius ihn an. „Kriege ich jetzt meine Antwort?“, fragte Sirius, obwohl er sie bereits wusste. Geknickt sah Lucas kurz zu Boden, doch dann richteten sich seine Augen wieder auf Sirius. Er setzte sich ihm gegenüber ohne ihn aus den Augen zu lassen und umfasste seine Hand. „Ich liebe dich nicht auf die Art, auf die du mich zu lieben scheinst, Sirius. Ich liebe dich, als besten Freund, den ich jemals hatte und haben werde, aber nicht als… du weißt schon.“ Lucas machte eine kurze Verlegenheitspause. „Du bist mir verdammt wichtig, Sirius, das meine ich voll und ganz ernst. Ich hätte mich niemals überhaupt auf diese, ähm, Affäre mit dir einlassen dürfen. Ich war einsam und mein Herz hat sich nach spezieller Art von Zuneigung gesehnt, doch ich hatte nicht das Recht, sie mir von dir geben zu lassen, wo ich doch genau wusste, dass ich sie dir nicht im selben Maße zurückgeben konnte. Verzeih mir, Sirius.“ Lucas Blick wurde verschwommen und einzelne, aufrichtige Tränen rannen ihm langsam die Wange hinab. Hastig beeilte sich Sirius, Lucas Hand ebenfalls fest zurück zu drücken. „Du musst dir keine Vorwürfe machen, James“, sagte Sirius schließlich versöhnlich und sah ihn schief lächelnd an. „Immerhin warst du von Anfang an ehrlich zu mir und hast mir sofort gesagt, dass ich nicht die Nummer Eins in deinem Herzen bin und womöglich auch nie sein werde.“ Schmerz trat in Sirius Blick hinzu und Lucas wollte schon etwas daraufhin erwidern, als ihn Sirius hastig unterbrach. „Es war nicht fair von mir zu erwarten, dass du mich zurückliebst. Aber ich wollte, dass du es weißt. Und egal wie es zwischen uns weitergeht, ich will einfach nur, dass du glücklich bist und in meiner Nähe bleibst. Mehr will ich gar nicht.“ Mit verzücktem Seufzen sah Lucas seinen besten Freund an. „Ich wäre so gerne verliebt in dich, Sirius“, gestand er aufrichtig und ein erneutes Seufzen folgte. „Tja, aber dieser Weg wäre ja viel zu einfach für jemanden wie mich, nicht?“ Sirius lächelte erheitert. Bevor er jedoch etwas zu dem Thema sagen konnte, erschienen bereits wieder Lily und Remus mit lecker duftendem Frühstück. Nachdem sie voll und ganz gesättigt waren, begann Lucas schließlich zu erzählen, was die letzten paar Tage wirklich passiert war. Er versuchte kein Detail auszulassen, auch wenn es ihm peinlich war, so offen über den bereits familiären Umgang mit Draco, Lucius und Tom zu sprechen, doch er wollte ihnen einen Eindruck davon vermitteln, wie gut es ihm damit ging. Nachdem Lily den kleinen Teil, den sie miterlebt hatte, bestätigte, sahen sich Remus und Sirius besorgt stirnrunzelnd an. Eine Zeit lang sprach keiner von ihnen ein Wort, dann brach eine heftige Diskussion aus, in der Sirius die wildesten Dinge behauptete, zum Beispiel dass die Malfoys seinen Geist manipuliert hätten, doch die Gegenargumente von Lily und Lucas waren schlagkräftig: Weder Draco noch Lucius Malfoy hatten ein hinreichendes Motiv für solch eine Tat. Wie sie bereits wussten, war es Dumbledore, der Harry Potter kaltblütig ermordet hatte und Kalystho war ein starker, mächtiger Elb. Er wäre nicht mit Lucius und Tom befreundet, wenn er nicht von dessen gutmütigen, ehrenhaften Absichten voll und ganz überzeugt wäre. Niedergeschlagen ließ sich Sirius wieder auf seinen Stuhl sinken. „Lucas Malfoy… Oh man, wie bescheuert.“ Der schwarzhaarige Slytherin gluckste belustigt als er zufrieden sah, wie Sirius endlich einlenkte. Es war immer besonders schwierig den Sturkopf von etwas zu überzeugen, bei dem er von Anfang an abblockte. „Ich wollte es zuerst auch nicht glauben“, seufzte Lucas und sah dabei Sirius aber ernst in die Augen. „Aber ich bin froh, dass ich eine Familie habe. Das ist ein verdammt gutes Gefühl.“ Remus lächelte ihn erfreut an. „Das freut mich für dich, James, niemand hat eine richtige Familie mehr verdient als du.“ „Lucas“, verbesserte ihn Lily grinsend und verlegen kratzte sich Remus am Kopf. „Ja, Lucas, meinte ich doch.“ Auch Remus grinste, nur Sirius sah missmutig in die Runde. „Familie, toll, und was wird aus mir?“ Lucas lachte auf und beugte sich zu Sirius für eine innige Umarmung herunter. „Du wirst immer Teil meiner Familie sein, Sirius. Ihr alle.“ Es war später Nachmittag als Lucas sich schließlich mit entschuldigendem Grinsen von seinen Freunden befreien konnte und in Richtung Keller ging, in denen Severus für gewöhnlich arbeitete. Als er zögernd anklopfte und vorsichtig eintrat, stand Severus hinter seinem Schreibtisch und sortierte seine Tränkezutaten. „Hallo, Lucas“, begrüßte er ihn mit seiner tiefen, melodisch neutralen Stimme, die Lucas in letzter Zeit von ihm gewohnt war. Dennoch war diese Anrede für Lucas noch immer ungewohnt und unwohl kam er Severus Geste nach, die ihm bedeutete, sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch zu setzen. „Hallo“, sagte Lucas lediglich und überlegte kurz, ob er ein „Sir“ oder „Severus“ anhängen sollte, doch da er sich für keine Anrede entscheiden konnte, beließ er es so. Unruhig rutschte er auf seinem Stuhl hin und her. Severus ließ ihn nicht aus den Augen und setzte sich schließlich ebenfalls hin, sodass sie sich gegenüber saßen und direkt ungehindert in die Augen blicken konnten. Severus schwarze Augen durchbohrten Lucas regelrecht und angenehmes Bauchflattern machte sich in ihm breit. „Lucius hat mir so gut wie nichts erzählt, ich hatte gehofft, du könntest mich in den Rest einweihen.“ Der Klang seiner Stimme brachte Lucas fast zum sehnsüchtigen Seufzen. Er spürte wie seine Hände zitterten und sein Herz so laut gegen seinen Brustkorb pochte, dass Lucas sich mit geröteten Wangen fragte, ob Severus es schlagen hören konnte. Bei dem Versuch sich auf das Gespräch zu konzentrieren legte sich ein verwirrtes Augenrunzeln auf sein Gesicht. „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll“, gestand Lucas schließlich mit zittriger Stimme und schluckte hastig. Snape sah dessen Aufgeregtheit und zauberte ein Glas Wasser herbei, das er wortlos Lucas hinhielt. Der schwarzhaarige Schüler grinste unbeholfen und nahm es dankbar entgegen. Nachdem er einige Schlucke genommen hatte, wollte er erneut ansetzen, als ihm plötzlich das Glas aus der Hand fiel und sich der Inhalt zusammen mit tausenden Scherben auf dem gefliesten Boden verteilte. „Oh, Entschuldigung“, murmelte Lucas zerstreut und hob seinen Zauberstab und wollte hastig das Chaos bereinigen. Als er dabei jedoch aus lauter Hektik eine Silbe falsch betonte, verwandelten sich die Scherben in pink-blau-gestreifte Mäuse, die rasch mit hektischem Quietschen das Weite suchten. Severus beobachtete die Szene vor ihm mit hochgezogenen Augenbrauen. Noch nie hatte er den jungen Potter – oder Malfoy, wie er ja wusste – so zerstreut gesehen. Wenn er es nicht besser wüsste, wäre er der Meinung, er hätte Neville Longbottom vor sich sitzen. Severus räusperte sich vernehmlich. „Schon in Ordnung, du kannst gehen wenn du willst.“ Verwirrte jadegrüne Augen blickten ihn an. „Gehen?“, fragte Lucas zerstreut und sah sich noch einmal peinlich berührt nach den Mäusen um, doch es waren bereits alle durch einen Spalt in der Wand verschwunden. Severus seufzte leise. „Du musst mir nichts erklären, wenn du dich nicht dazu in der Lage fühlst oder es nicht möchtest.“ Überrascht stellte Severus fest, wie sein Schüler rot anlief. „Doch, ich muss dir dringend was sagen“, nuschelte dieser und Severus hob reflexartig die Augenbraue, weil er es nicht gewohnt war, von ihm geduzt zu werden, doch er sagte dazu nichts, da sie immerhin in Wirklichkeit gleich alt waren und er dem jungen Malfoy gerne ein Freund sein würde, wie auch dem Rest der Familie. Lucas wollte zu einem weiteren Satz ansetzen, doch jedes Wort, das sich zunächst in seinem Kopf bildete, erschien ihm unpassend. Seine Gedanken überschlugen sich und Schwindel überkam Lucas. Er spürte, wie er das Gleichgewicht verlor, doch bevor er auf dem Boden aufschlug, hatten ihn bereits starke, breite Arme gepackt und hielten ihn fest. Ein Déjà-vu überkam Lucas, als er so plötzlich und unerwartet Severus wohlriechenden Duft einsog, dass ihm erneut schwindelig wurde. Sein gesamtes Blut geriet in Wallung und pulsierte so mächtig durch Lucas Adern, dass er kurzzeitig alles um sich herum vergaß und sich nur noch auf seinen Herzschlag und den atemberaubenden Duft konzentrierte. Severus spürte die Magie, die plötzlich von Lucas ausging und sie beide umhüllte. Scheinbar merkte der junge Vampyr nichts davon und schien wie in Trance in die Ferne zu sehen. Der Tränkemeister spürte sanftes Kribbeln an den Stellen, an denen er Lucas berührte, doch hastig beschloss er, diese Gefühle zu ignorieren. Zu lange war er keine körperliche Beziehung mehr eingegangen und aufgrund der Tatsache, dass Lucas James Potter bis auf die Augen zum Verwechseln ähnlich sah, machte es dem Hauslehrer von Slytherin manchmal nicht leicht, die Gedanken in der Gegenwart zu halten. „Lucas?“, versuchte Severus seinen Schüler hastig wach zu rütteln bevor seine eigenen Gedanken in eine verwerfliche Richtung abglitten. „Hm?“, gab Lucas von sich und erwachte nur sehr langsam aus seinem verträumten Zustand. Als er merkte, in welcher Position er sich befand, lief er knallrot an. Severus verfluchte ihn stillschweigend dafür, weil er ihn damit schmerzhaft an James erinnerte, dessen betörendes Erröten Severus wohl niemals vergessen würde. „Verzeihung“, entschuldigte sich Lucas hastig erneut und obwohl sich sein ganzer Körper dagegen wehrte, befreite er sich zögerlich aus Severus Griff und setzte sich wieder auf den Stuhl. Severus ließ Lucas nur sehr widerwillig gehen, doch der junge Malfoy hatte vorerst genug Probleme, da war es sicher nicht hilfreich, wenn er, vor allem noch dazu als sein Lehrer, versuchte sich an ihn ranzumachen. „Dein Zustand missfällt mir“, sagte Severus, der noch immer unmittelbar vor Lucas auf dem Boden hockte, mit ernster Stimme. Lucas versuchte mit aller Kraft nicht erneut zu erröteten. Es war bereits peinlich genug und er wollte gar nicht wissen, was sein Hauslehrer im Moment von ihm dachte. „Ich weiß auch nicht, was im Moment mit mir los ist“, gestand Lucas schließlich, weil er sonst nicht wusste, was er darauf erwidern sollte. Verwirrt fasste er sich an den Kopf und versuchte seine Gedanken zu ordnen, doch in seinem Kopf herrschte das pure Chaos. „Lucius hat dir bereits das Verhältnis von Vampyren zu ihrer Familie erzählt?“, fragte Severus schließlich und erhob sich seufzend, um sich wieder auf seinen Stuhl zu setzen, und war plötzlich froh, genügend Abstand zwischen sich und dem schwarzhaarigen Malfoy gebracht zu haben. „Ja“, bestätigte Lucas verwirrt, doch Severus fuhr bereits fort. „Wenn Vampyrkinder außerhalb ihrer Familie aufwachsen und nach langer Zeit wieder zu ihr zurückkehren, sind solche Reaktionen absolut normal, wenn ihr Umfeld instabil wird. Sie sind nicht mit der familiären Vertrautheit aufgewachsen, die sie als Vampyr gebraucht hätten. Dein Körper hat extremen Nachholbedarf was das angeht, gerade jetzt wo dein Körper siebzehn Jahre alt ist und die Umwandlung eingesetzt hat. Wahrscheinlich hätten dich deine Eltern nie alleine hier hergeschickt, wenn es nicht nur für ein paar Tage wäre.“ Betreten sah Lucas zu Boden. Die Erklärung klang logisch und alles in seinem Körper sehnte sich plötzlich nach der väterlichen Umarmung von Lucius oder Tom. „Was immer du mir sagen willst, muss dich schrecklich aufwühlen. Wir sollten das auf wann anders verschieben, wenn dein Körper ebenfalls dazu bereit ist.“ Severus Blick wurde erschreckend sanft, dass Lucas kurzzeitig vergaß, wie sehr er seine Familie bereits vermisste. „Danke“, sagte Lucas schließlich als ihm klar wurde, dass es in der Tat keinen Sinn hatte, die Sache jetzt sofort mit Severus zu klären. „Danke für dein Verständnis. Aber wir reden noch, das verspreche ich dir. Ich will nicht mehr davon laufen.“ Severus sah in lächelnd an und Lucas traute seinen Augen kaum, als er ihm plötzlich verschmitzt zuzwinkerte. „Nur keine Eile, Lucas, ich kann warten. Und mal davon abgesehen hättest gerade du jedes Recht dazu davon zu rennen. Die jetzige Situation muss schrecklich aufwühlend für dich sein.“ Als Lucas sich noch immer leicht ungeschickt erhob, begleitete ihn Severus zur Tür. Bevor er jedoch ging, wandte sich Severus noch einmal an Lucas. Wie in Zeitlupe hob er seine Hand und strich ihm zärtlich eine kleine Strähne aus dem Gesicht, die seine Narbe verdeckte. „Du bist umwerfend, Lucas“, flüsterte Snape leise, doch seine tiefe Stimme war klar und deutlich zu verstehen. Lucas gesamter Körper stand bildlich in Flammen und ein warmer Schauer nach dem anderen durchlief ihn bei der Berührung. Wie magisch angezogen folgte Lucas der Bewegung und lehnte sich sanft gegen die Hand. „Wieso?“, fragte Lucas und merkte dabei, dass sein Atem nur noch stoßweise ging. Er war kurz davor die Kontrolle zu verlieren und egal, was die Konsequenzen waren, wenn Severus sich ihm so breitwillig anbot, würde er das Angebot garantiert nicht ausschlagen. „Wegen allem. Dass du in dieser Situation bist und trotzdem nicht vor allem davonrennen willst“, antwortete Severus, der sich bemühte, die Antwort nicht zu hauchen, doch zur Gänze gelang es ihm nicht. Der stechend grüne Blick des schwarzhaarigen Lucas zog ihn in seinen Bann und sein ganzer Körper schrie danach, sich zu ihm herunter zu beugen und – „Harry?“ Eine weibliche Stimme ließ die beiden hastig auseinanderfahren. Mit zutiefst errötetem Gesicht drehte sich Lucas hastig weg und sah hinter der Tür nach, wer im Gang nach ihm gerufen hatte. „Hermine?“, fragte Lucas und versuchte hastig die Röte aus seinem Gesicht zu treiben, doch er hatte das Gefühl, dass seine Anstrengungen in dieser Hinsicht die Sache nur noch schlimmer machten. „Wir suchen dich, Harry. Das Abendessen ist fertig. Warst du bei Professor Snape?“, fragte Hermine fröhlich und nichts ahnend. Lucas stieß dankbare Gebete in den Himmel, dass das Licht in den Kellergängen so dämmrig war, dass Hermine seinen Zustand nicht zu bemerken schien. „In Ordnung, wir kommen gleich“, antwortete Lucas, der mit einem Seitenblick feststellte, dass Severus nun ebenfalls aus dem Zimmer gekommen war. „Hallo, Professor“, begrüßte die brünette Gryffindorschülerin nun auch den Tränkemeister und schien dabei so voller Optimismus zu stecken, dass Lucas sich seine eigenen Gedanken dazu machte, was Ursache dafür sein könnte. „Miss Granger“, grüßte Severus in seiner bekannten, öligen Stimme, die vor Verachtung nur so triefte, doch Hermine schien sich daran nicht im Geringsten zu stören. „Essen ist fertig, Professor“, wiederholte sie noch einmal für den Lehrer, der ihr daraufhin nur einen vernichtenden Blick zuwarf. „Ich bin nicht taub, Miss Granger“, schnarrte er genervt zurück und lief mit wehendem Umhang an ihnen vorbei in Richtung Küche. Lucas seufzte ernüchtert auf. Dass Severus vor Hermine wieder in sein altes Raster verfiel, machte es ihm einfach, sich auch wieder in den Griff zu kriegen. Er spürte, wie die Schamesröte wieder zurückging und er wieder die gewohnte Selbstsicherheit in sich spürte. „Hat Sirius dich geschickt?“, fragte Lucas seufzend und registrierte mit belustigt hochgezogener Augenbraue, wie Hermine anfing erheitert zu kichern, als hätte er soeben einen wahnsinnig komischen Witz erzählt. „Ja, hat er“, antwortete Hermine und strahlte ihn an als hätte man ihr soeben alle Bücher der Welt geschenkt. „Sag mal, Hermine“, begann Lucas mit breitem Grinsen im Gesicht. „Kann es ein, dass du und Ron euch heute Mittag ein wenig, nun ja, näher gekommen seid?“ Erheitert beobachtete er wie Hermine errötete. „Was meinst du, Harry?“, versuchte die Brünette abzustreiten, doch Lucas ließ nicht locker. „Ach komm schon, das sieht man dir meilenweit an, was ihr zwei getrieben habt.“ Hermine wurde noch eine Spur röter. „War’s gut?“, fragte Lucas und sah betont gelassen an die Decke, doch aus den Augenwinkeln konnte er Hermines geschockten Blick sehen. „Harry!“, rief sie entrüstet und räusperte sich hastig, doch Lucas Grinsen wurde nur noch breiter. „So gut also, ja?“, konnte sich Lucas nicht verkneifen. Hermine stieß ihm peinlich berührt als Antwort nur ihren Ellenbogen in Lucas Seite. Als sie die Küche betraten, war Severus soeben dabei sich zu setzen und obwohl sein Anblick einen warmen Schauer in ihm auslöste, konnte es Lucas Belustigung über Hermines peinlich errötetes Gesicht nicht vertreiben. „Hallo, Harry“, begrüßte ihn Sirius mit scheinheilig breitem Grinsen und bot Lucas den Stuhl neben sich an, auf den dieser sich umgehend setzte und die restlichen Anwesend begrüßte. „Ich hoffe, Hermine hat euch nicht gestört?“, flüsterte Sirius ihm noch immer grinsend zu. Lucas warf seinem Freund einen wütenden Blick zu, doch als dessen Blick belustigt zu Ron und Hermine glitt, schlich sich erneut ein ebenfalls belustigtes Grinsen auf sein Gesicht. Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, wie Severus zuerst ihn und dann Ron und Hermine mit hochgezogener Augenbraue betrachtete. Scheinbar zog auch er sofort die richtigen Schlüsse und widmete sich schließlich kopfschüttelnd seinem Essen. „Und, Hermine“, begann Sirius unschuldig eine Konversation mit der noch immer erröteten Gryffindorschülerin. „Was treibst du mit Ron heute noch so?“ Ron verschluckte sich prompt an seinem Kürbissaft, während Hermine mit aller Macht versuchte sich nichts anmerken zu lassen und weiter sinnlos in ihrem Essen rumstocherte als wäre sie taub. Ihre roten Ohren verrieten sie jedoch und Lucas kicherte erheitert in seinen imaginären Bart. „Sei nicht so gemein, Sirius“, versuchte Lucas seinen beiden Gryffindor-Freunden zu Hilfe zu eilen, doch sein Gesichtsausdruck ließ ihn nicht sehr glaubwürdig klingen. „Was denn, ich darf ja wohl fragen, was sie heute Abend machen“, wehrte sich Sirius grinsend und Lucas schüttelte nur lachend den Kopf. Er war seinem Freund dankbar, dass er es mal wieder geschafft hatte ihn aufzuheitern, obwohl er vor ein paar Minuten noch dachte, vor Verwirrung gleich den Boden unter den Füßen zu verlieren. Es war beschämend. Lucas wollte mit aller Macht Severus die Wahrheit darüber sagen, wer er war und was damals wirklich vorgefallen war, als Albus Dumbledore Godrics Hollow betrat. Doch jeder Versuch in diese Richtung ging in die vollkommen falsche Richtung und verursachte seltsamen Schwindel in Lucas, der ihn nicht mehr klar denken ließ. Wenn es wirklich daran lag, dass Lucas geschwächt war, wenn seine Familie nicht bei ihm war, konnte es unter Umständen noch länger dauern, bis er Severus die Wahrheit sagen konnte. Lucas hasste sich dafür, dass er ihm nicht endlich sagen konnte, wer er war, auch wenn Severus ihn dann möglicherweise wegschicken würde, doch er hatte die Wahrheit einfach verdient, womöglich mehr als jeder andere. Ein heftiger Stich machte sich in Lucas Herzen breit, doch bevor seine Gedanken wieder in depressive Richtungen abdriften konnten, riss ihn ein Witz Seitens Sirius wieder in die Gegenwart. Den Witz hatte er akustisch nicht mehr mitbekommen, doch Rons und Hermines gerötete Wangen verrieten ihm, worauf Sirius scheinbar noch immer anspielte. Er wollte bereits zu einer neuen Bitte ansetzen, die beiden Gryffindorschüler nicht noch weiter zu ärgern, als plötzlich eine weiße Schneeeule durch das Küchenfenster geflattert kam und sich elegant auf Lucas Stuhllehne niederließ. Mit leisem „Schuhu“ streckte sie ihm ihr linkes Bein entgegen, an dem ein Stück beschriebenes Pergament gebunden war. „Hedwig“, begrüßte Lucas erfreut seine Eule und entnahm ihr das Pergament. Anschließend holte er aus seiner Hosentasche einen Eulenkeks, den Hedwig erfreut schnappte und damit im Schnabel wieder aus dem Fenster flog. „Wer hat geschrieben?“, fragte Sirius neugierig wie immer und sah Lucas interessiert über die Schulter. „Schon mal was von Privatsphäre gehört?“, fragte Lucas mit hochgezogener Augenbraue und gluckste belustigt, als Sirius mit breitem Grinsen sagte: „Ja. Davon halte ich nicht sonderlich viel.“ Mit gespielt genervtem Seufzen öffnete Lucas den Brief und war höchst erfreut, Dracos feinsäuberliche Handschrift zu lesen. Er musste sich Mühe geben, nicht sehnsüchtig aufzuseufzen, als er die Worte seines Bruders las. Da der Brief abgefangen werden konnte, schrieb Draco zwar nur belanglose Dinge, doch am Pochen seines Herzens konnte Lucas mal wieder erkennen, wie sehr ihm Draco, Tom und Lucius bereits fehlten. Es war schön, von seinem Bruder im Namen der Familie das Gefühl vermittelt zu bekommen, vermisst zu werden. „Hey, ist das nicht Malfoys Handschrift?“, meldete sich plötzlich Ron zu Wort und Lucas setzte schon reflexartig dazu an, hastig den Brief verschwinden zu lassen, doch dann erinnerte er sich wieder daran, was er sich in Bezug auf die Slytherins vorgenommen hatte. Stattdessen faltete Lucas den Brief zusammen, ließ ihn sinken und sah Ron in die Augen. „Ja“, antwortete er schlicht und hoffte inständig, dass Ron es dabei belassen würde, doch sein darauf folgender Gesichtsausdruck macht Lucas Hoffnung zunichte. „Was schreibt er?“, fragte Ron mit beleidigtem Unterton. Seine Augen verengten sich und der Griff um seine Gabel wurde so fest, dass sie leicht zu zittern begann. „Nichts wichtiges“, antwortete Lucas wahrheitsgetreu. „Nur Feiertagsgrüße.“ Rons Miene wurde bitter und schließlich stach er geräuschvoll mit seiner Gabel und schob sich einen Bissen in seinen Mund. Genervt ließ Lucas sich tiefer in seinen Stuhl sinken. „Was ist dein Problem, Ron?“, entfuhr es ihm genervt. Mit einem Anflug von schlechtem Gewissen erinnerte er sich daran, dass Ron und Hermine die nächsten auf seiner Liste waren, denen er unbedingt die Wahrheit sagen wollte, doch bis jetzt hatte sich noch nicht die richtige Gelegenheit ergeben. Ron hingegen murmelte nur unverständliche Worte zwischen seinem vollen Mund, sodass schließlich mit einem lauten Seufzen Hermine für ihn antwortete. „Er ist beleidigt, weil er denkt, dass du Draco Malfoy ihm als besten Freund vorziehst.“ Hermines Stimme klang genervt und ihr stechender Blick blieb letztendlich auf ihren Freund hängen, der sie böse anblitzte. Bevor Lucas reagieren konnte, mischte sich jedoch bereits Sirius in das Gespräch mit ein. „Das ist doch Schwachsinn, Ron.“ Erstaunt, aber dankbar blickte Lucas zu Sirius. „Danke, Sirius, du nimmst mir die Worte aus dem Mund“, begann er, doch bevor er noch weiter reden konnte, hob Sirius erneut seine Stimme. „Immerhin bin ich sein bester Freund. Um Draco Malfoy brauchst du dir also keine Gedanken zu machen.“ Alle Augenpaare hatten sich auf den schwarzhaarigen Black gerichtet, der triumphierend grinsend zu Ron sah. Auch Ron sah ihn mit großen Augen an. „Du bist sein Pate, das zählt nicht“, verteidigte sich Ron. Lucas hingegen war kurz davor durchzudrehen. „Und wie das zählt.“ Sirius machte eine wirsche Handbewegung. „Pate oder nicht, ich bin Harrys bester Freund und damit basta.“ „Ich kenne Harry aber länger als du und wir haben viel mehr zusammen durchgemacht“, verteidigte sich Ron erneut und Lucas ließ erschöpft seinen Kopf auf den Tisch knallen, doch außer Severus schien ihn niemand zu beachten. Sirius öffnete den Mund und wollte erwidern, dass definitiv er Lucas länger kannte und mehr mit ihm durchgestanden hatte, doch der Geheimniszauber tat noch immer seine Wirkung. Zum Glück schien es niemandem aufzufallen. Stattdessen ergriff nun Remus das Wort: „Moment, also es ist ja wohl ganz eindeutig, dass ich Harrys bester Freund bin.“ Mit übertriebenen Gesten ahmte er Sirius Handbewegungen nach, die dieser bei seiner Behauptung gemacht hatte und Lily brach in amüsiertes Lachen aus. „Tja, zumindest kann wohl ich unangefochten behaupten, Harrys beste weibliche Freundin zu sein“, sagte schließlich Hermine stolz und warf sich demonstrativ ihr braunes Haar über die Schulter. „Moment mal!“, entrüstete sich plötzlich Lily und warf der Brünetten einen wütenden Blick zu. „Du vergisst da wen, Hermine.“ Die braunhaarige Gryffindor lachte siegessicher auf. „Was, du, Luna? Ihr kennt euch doch erst seit einem Schuljahr.“ Lily öffnete beleidigt ihren Mund, um etwas darauf zu erwidern, als Lucas plötzlich genervt wieder den Kopf erhob. „Kommt schon, Leute, was soll das werden? Schwanzvergleich? Das ist doch lächerlich“, versuchte Lucas seine Freunde wieder zur Vernunft zu bringen, doch alle starrten ihn nur uneinsichtig und fordernd an. Hilflos ließ Lucas seinen Blick wandern und blieb schließlich bei Severus hängen, der mittlerweile seinen Kopf auf eine Hand abgestützt hatte und der Szene mit hochgezogener Augenbraue folgte. Lucas stieß einen genervten Seufzer aus und erhob sich schließlich von seinem Stuhl. „Ihr seid alle meine besten Freunde“, erklärte er und sah jedem von ihnen noch einmal ernst in die Augen, bevor er sich schließlich umdrehte und auf sein Zimmer zurückkehrte. „Es geht aber um den Titel ‚Bester Freund‘, das ist ein Superlativ, Harry, im Singular“, rief ihm Hermine noch hastig hinterher, doch entweder hörte sie der Slytherinschüler nicht mehr oder er ignorierte es einfach. Nachdem auch Severus den Tisch verlassen hatte, da er bereits fertig gegessen hatte, herrschte zunächst Stille am Tisch, doch nach einer Weile brach Lily schließlich in ein leises Kichern aus. „Was gibt’s da jetzt zu lachen?“, fragte Sirius, der noch immer angesäuert war, weil Lucas ihm vorhin nicht den Rücken gedeckt hatte. Lily währenddessen kicherte noch eine Spur lauter. „Es ist einfach so typisch für Harry“, erklärte sie grinsend und nach einer Weile stimmten schließlich die Anderen auch in ihr Lächeln mit ein. Jedem in diesem Raum wurde plötzlich klar, dass sie diese Diskussion bereits verloren hatten bevor sie überhaupt damit angefangen hatten. *** To Be Continued… So, das war’s mal wieder. Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen, auch wenn es schon wieder nicht so richtig zur Sache kam mit Severus. Aber keine Sorge, wir nähern uns dem Zeitpunkt, an dem Lucas und Severus wieder vereint sein werden ^.~ Übrigens wollte ich an dieser Stelle mal erwähnen, dass das Pairing natürlich korrekterweise Lucas + Severus heißen müsste, aber da ich niemanden spoilern will, lasse ich das Pairing Harry + Severus so stehen ^___^ Da seit Montag wieder das Semester bzw. die Vorlesungen angefangen haben, kann ich leider nicht mehr so intensiv an der FF schreiben wie bisher. Sie wird aber definitiv zu Ende geführt und ich habe so im Gefühl, dass es noch ca. 5-6 Kapitel werden bis sie abgeschlossen ist. Im nächsten Kapitel kommt wieder etwas Spannung rein inklusive einer kleinen Überraschung, mit der wahrscheinlich keiner von euch gerechnet hat *hehe* Bis zum nächsten Kapitel ^.^ Liebste Grüße Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)