Third Chance von Erlkoenig (Harry x Severus) ================================================================================ Kapitel 15: Aufmarsch --------------------- „Verfluchte, verbohrte Elben!“ „Das Gespräch ist nicht gut gelaufen, schätze ich?“ „Welches Gespräch? Sie haben mich quasi rausgeworfen, kaum dass ich das Wort ‚Krieg‘ bloß erwähnt habe.“ „Aber ist ihr Reich nicht genauso davon betroffen, wenn die Zaubererwelt untergeht?“ „Natürlich ist sie das. Ihre hirnlosen Traditionen werden sie noch ihre Köpfe kosten!“ *** Mit langen Schritten und in viel zu schnellem Tempo, wie Lucas befand, waren die Todesser auf dem Marsch in Richtung Hogwarts und noch nie hatte Lucas so große Angst vor dem gehabt, was kommen würde. Die Todesser um ihn herum waren in Höchststimmung und hätte der falsche Lord Voldemort ihnen nicht allen die Anweisung gegeben, zunächst nicht auffallend viel Lärm zu machen, würde der Wald bestimmt schon in Flammen stehen vor lodernde Vorfreude. Lucas verstand es nicht. Wie konnte man einem solchen Massaker, in das sie Voldemort vermutlich führen würde, mit Freude entgegen blicken? Bereits seit er das erste Mal in dieser Nacht in Voldemorts schlitzförmige Augen gestarrt hatte, hatte Lucas beschlossen, es niemals dazu kommen zu lassen. Dumbledore mag der Fadenzieher hinter dieser Version von Voldemort sein und sein Kind als Geisel genommen haben, aber dennoch könnte Lucas unter keinen Umständen zulassen, dass den unschuldigen Schülern von Hogwarts etwas zustieß. Damit konnte einfach keiner von ihnen durchkommen und Lucas sandte alle Gebete in den Himmel, die ihm einfielen, dass sein Kind trotz allem heil aus dieser Sache herauskommen würde. „Hör auf zu trödeln, Potter“, hörte er die weibliche, vor Wahnsinn zerrissene Stimme von Bellatrix Lestrange, die zur Verdeutlichung ihrer Worte rücksichtslos in Lucas Beine trat, sodass er taumelnd das Gleichgewicht verlor und mit den Knien in den Boden sank. „Das reicht, Bella!“, keifte die Schlangengestalt, die den Aufstand bemerkt hatte, und funkelte seine Untergebenen zischend an. Schneller als Lucas es für möglich gehalten hatte, war diese bereits auf die Knie gegangen und rutschte unterwürfig zu ihrem Meister hin, um sich mit ihren langen Fingernägeln an den Saum seines Umhangs zu krallen. „Verzeiht mir, Meister. Ich wollte euch nicht enttäuschen“, nuschelte sie immer wieder, bis Voldemort zufrieden damit war und ihr mit einem rücksichtslosen Tritt ins Gesicht klar machte, dass er es auf sich beruhen lassen würde. Als Voldemort wieder weit genug an der Spitze war, um ihn nicht mehr hören zu können, stieß Lucas, der noch immer auf dem Boden lag und vorsichtshalber den Kopf gesenkt gelassen hatte, ein hämisches Schnauben aus, das Bellatrix mit einem wütenden Funkeln erwiderte. Doch sie wagte es nicht, ihn erneut anzugreifen. Der schwarzhaarige Malfoy sah noch einmal zu Boden und sein Augenmerk fiel auf einen kleinen, schwarzen Gegenstand, der ihm unschuldig im Licht des aufgegangen Vollmondes entgegenfunkelte. Hastig richtete er sich auf und vergrub die kleine Haarspange mit seinem Schuh so tief im Schnee, dass sie hoffentlich niemand bemerken würde. Als sie eine Weile stillschweigend weitergelaufen waren, erlaubte sich Lucas das erste Mal, darüber nachzudenken, was er gerade gesehen hatte. Es war Hermines handgearbeitete Haarspange, die Ron ihr letztes Weihnachten geschenkt hatte, da war er sich ziemlich sicher. Bedeutete das etwa, dass tatsächlich noch eine größere Hoffnung für die Schüler des Schlosses bestand? Entschlossen blieb Lucas abrupt stehen und achtete dabei kaum auf Bellatrix, die dabei in ihn hereinrannte und stolpernd mit dem Kopf vorwärts in den Schnee fiel. Alle Augenpaare waren plötzlich wieder auf Lucas gerichtet. „Goldjunge“, schallte die ironisch zuckersüße Stimme von Voldemort von der Spitze der Truppe zu ihm herüber, der sofort den kleinen Tumult entdeckte. Lucas war sich sicher, seine Augen wütend zusammenzucken zu sehen. „Ihr Gryffindors scheint euch gerne in Schwierigkeiten zu bringen.“ Das Grinsen, das sich ihm dabei auf sein Gesicht schlich, konnte Lucas nicht unterdrücken. Er hatte es in letzter Zeit gehasst, nicht als Slytherin bezeichnet zu werden, doch im Moment hatte Voldemort Recht: Er benahm sich gerade mehr wie ein Gryffindor als ein Slytherin. Vielleicht war diese Seite an ihm doch noch zu etwas gut. „Schwierigkeiten sind meine Spezialität, Mylord“, antwortet Lucas. Seine Mundwinkel zuckten amüsiert nach oben, als er hörte, wie einige Todesser zischend den Atem anhielten. „Du versuchst mir zu trotzen? Obwohl du weißt, was für dich auf dem Spiel steht?“, flüsterte Voldemort mit seiner gefährlich zischenden Stimme dem jungen Malfoy zu, doch jeder der Anwesenden konnte ihn verstehen, so sehr hingen sie an seinen Lippen, um gespannt abzuwarten, wie ihr Meister mit dem Unruhestifter verfahren würde. Lucas sah sich flüchtig um und stieß dabei auf einige hämisch grinsende Gesichter. „Ich würde doch niemals versuchen, euch zu trotzen, Mylord. Ich denke Ihr missinterpretiert meine schlechte Erziehung“, antwortete Lucas ohne Umschweife. Vor seinem inneren Auge flackerte kurz das Bild von Lucius und Tom auf, doch Lucas wusste, dass Lucius diese Aussage nicht missverstehen würde. Schließlich hatten Lucius und Tom nie die Möglichkeit gehabt, ihn auch nur in irgendeiner Hinsicht zu erziehen. Diese Aufgabe war hauptsächlich dem Alkoholiker Jacob Potter und den beiden Muggeln Vernon und Petunia Dursley zugekommen. Seine schlechte Erziehung war also in der Tat keine Lüge. Ein wissendes Grinsen schlich sich auf Voldemorts Gesicht, während er Lucas lauernd umkreiste wie eine Raubkatze ihre Beute. „Wie wahr“, antwortete das schlangenartige Geschöpf beiläufig, während sein Verstand vermutlich den nächsten Schritt plante. „Lasst uns weiterziehen. Und wenn wir dann in Hogwarts angekommen wird sich ja zeigen, wie viel Er dir wirklich wert ist.“ Verwirrte und neugierige Blicke wurden unter den Todessern ausgetauscht, die wissen wollten, auf wen ihr Meister anspielte, doch Voldemorts verzerrtes Grinsen machte Lucas klar, dass ihr kleines Geheimnis vorerst unter ihnen bleiben würde – Die Frage war nur wie lange noch. *** „Verdammt, ich will nicht hierbleiben und mich verstecken!“ Harry fluchte wie wild und unterstrich seine Wut, indem er mit seinen Fäusten wütend auf die Tür einhämmerte, die Sirius magisch verschlossen hatte. Eine knappe Stunde war bereits vergangen seit Fenrir Greyback, der berühmteste und wohl auch berüchtigtste unter den Werwölfen, vor der Haustür des Hauptquartiers auf sie gewartet hatte. „Komm schon, Harry. Ich weiß, es ist nicht leicht für dich. Aber du würdest dich nur unnötig in Gefahr bringen. Denk dabei doch auch mal an deine Eltern“, versuchte Sirius den jungen Potter zu beruhigen, der ihm dabei jedoch nur einen vernichtenden Blick zuwarf. „Natürlich denke ich an meine Eltern. Sie sind beide in Hogwarts, sie werden in Gefahr sein!“ Sirius seufzte erschöpft auf, während er in Gedanken noch einmal die letzten Minuten Revue passieren ließ. *** „Regulus? Was machst du hier?“ Es waren nicht die intelligentesten Worte, die Sirius in diesem Moment aussprach, aber es waren in der Tat diejenigen, die ihm als erstes in den Sinn kamen. Gleich nach: ‚Ich dachte du bist tot‘ und ‚Oh Gott, Regulus, es tut so gut dein Gesicht zu sehen‘. Doch zum Glück schien sich Regulus nicht an daran stören zu lassen. „Hi, Brüderchen. Ich bin mit Fenrir gekommen, um euch abzuholen. Aber so wie du aussiehst gehe ich davon aus, dass er mal wieder mehr Freude daran hat, seinen Wolf rauszulassen?“ Sirius starrte seinen Bruder nur mit offenem Mund an. Er war nicht fähig, im Moment ein vernünftiges Gespräch zu führen, alles in ihm rumorte und er hatte das Gefühl, gleich von seinen eigenen Gefühlen und Gedanken zerrissen zu werden. „Er ist mit Remus da drin. Sie kämpfen!“, erklärte stattdessen Harry hektisch, der spürte, dass von Sirius Bruder keine Gefahr drohen würde. Bei dieser Neuigkeit rollte Regulus deutlich genervt mit den Augen, das scheinbar Fenrir galt. „Dieser blöde Werwolf kann es einfach nicht lassen. Mach dir keine Sorgen, Harry. Fenrir wird Remus nichts tun.“ Bevor beide aber darauf reagieren konnten, hatte sie Regulus bereits an den Armen geschnappt und war mit ihnen in die Empfangshalle von Malfoy Manor aparriert. „Was machen wir hier?“, fragte Harry irritiert, als er die prunkvolle Zierde des riesigen Saales dem Empfangsraum von Malfoy Manor zuordnete. Obwohl er noch nie in seinem eigenen Körper hier war, fühlte er sich seltsam geborgen unter diesem Dach – zumindest mehr als im Hauptquartier oder in Dumbledores Verstecken. „Euch in Sicherheit wissen“, antwortete Regulus und führte Harry und Sirius mit einem sanften Nachdruck in das Wohnzimmer, wo er schließlich begann zu erzählen, was er von Tom wusste. *** Sirius schnaubte schlecht gelaunt. Obwohl er die Argumentation voll und ganz nachvollziehen konnte, wieso Harrys Wohlergehen hier an erster Stelle stand, so wurmte es ihn auch, untätig in Malfoy Manor sitzen zu müssen, während er genau wusste, in welcher miserablen Lage sich Lucas im Moment befand. Er wollte ihm und den anderen helfen, genau wie Harry, doch es war auch genauso unverantwortlich, wenn er diesen jetzt alleine lassen würde. Der siebzehnjährige Schwarzhaarige war bereits genug in seinem Leben allein gewesen. „Bitte, Sirius, lass uns nach Hogwarts gehen!“, bettelte Harry erneut und Sirius musste rasch die Augen abwenden, um sich von seinem flehenden Blick nicht beeinflussen zu lassen. „Mach es mir doch nicht so schwer, Harry. Denkst du ich freue mich darüber, nutzlos zurückzubleiben?“ Sirius hörte Schürfgeräusche und als er aufsah, blickte er direkt in Harrys strahlend grüne Augen, die so viele Emotionen ausstrahlten, dass Sirius schwer schlucken musste. „Wenn du doch auch helfen willst, wieso gehen wir dann nicht dorthin?“ Kaum hatte Sirius Harry in die Augen geblickt, konnte er den Blick nicht mehr abwenden. Schlechtes Gewissen kochte in ihm hoch, genauso wie Sorge und Unruhe. „Regulus hat Recht: Deine Sicherheit hat oberste Priorität. Und ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert. Der Schwarze Orden wird sich schon darum kümmern, dass alles gut gehen wird.“ Weiche, warme Finger legten sich um Sirius Hände und ein angenehmes Prickeln ging von den Stellen seiner Haut aus, wo sich ihre Hände berührten. Sirius erwiderte den Händedruck, unfähig seinen Blick von diesen wunderschönen Augen abzuwenden. „Bitte, Sirius“, hauchte Harry und in seinen Augen begann etwas zu funkeln, das Sirius fast um den Verstand brachte. Mit aller Kraft, die Sirius aufwenden konnte, schaffte er es schließlich erschöpft die Augen zu schließen. Harry war wirklich gut darin ihn weich zu kochen und seine Gefühle, die tief in seinem Herzen verankert waren, unterstützen Harrys Tätigkeiten auch noch. „Wieso machst du es mir so schwer, Harry?“, flüsterte Sirius zurück, während er langsam wieder die Augen öffnete, die Harry traurig anfunkelten. „Tut mir Leid. Das ist nicht meine Absicht, Sirius“, antwortete Harry und legte seine Stirn auf die von Sirius. „Du kennst mich besser als jeder andere. Du verstehst mich. Ich bin froh, dass ich dich habe.“ Ein Lächeln bildete sich auf Sirius Gesicht, während er Harry zärtlich seine rechte Hand auf die Wange legte. „Ich bin auch froh, dass ich dich habe“, antwortete Sirius und atmete schließlich erleichtert aus, als er in Harrys Augen erkennen konnte, wie er nachgab, ihn darum anzuflehen nach Hogwarts zu gehen. Der Gedanke an Lucas jedoch schnürte beiden noch immer die Kehle zu. *** Als der schlangenähnliche Voldemort mit seinem Todesser-Trupp das Schloss erreichte, war die Sonne längst vollständig untergegangen, doch das beleuchtete Hogwarts hob sich deutlich von dem grauen Hintergrund ab, an dem unschuldig die Sterne herabfunkelten. Schwarze Umrisse von Vögeln umkreisten die Türme, während der volle Mond sein gespenstisches Licht auf die Ländereien von Hogwarts warf. Als sie vor dem großen, vergoldeten Eingangsportal der Zaubererschule standen, lächelte Voldemort noch ein letztes Mal voller Vorfreude in die Runde, als er triumphierend seinen Zauberstab schwang und die hölzernen Türflügel mit einem antiken Quietschen den Weg ins Innere frei gaben. Nachdem sie drin waren, teilten sich die Todesser in sechs Gruppen auf: Vier der Gruppen machten sich auf den Weg zu den einzelnen Häusern, während die fünfte, mit Abstand größte Gruppe, zu der auch Lucas, Lucius und Severus zählten, sich angeführt von Voldemort in die Große Halle begab, um dort grölend das Hauptlager aufzuschlagen. Während Voldemort es sich auf dem großen, aufwendig verzierten Stuhl bequem machte, den Dumbledore sonst für sich beanspruchte, räumten die Todesser rasch mit ihren Zauberstäben die Tische und Bänke beiseite und stellten sich nebeneinander an den beiden Wänden auf, sodass in der Mitte schließlich ein riesiger leerer Platz frei wurde. Die Schlangengestalt beobachtete das Treiben seiner Diener zufriedenstellend und hielt für die nächsten Minuten den Blick starr auf die große Tür gerichtet, in der Erwartung seine restliche Truppen bald empfangen zu können, genau wie die jungen, unschuldigen Schüler, die sie im Schlepptau haben würden. „Diesmal lasse ich mich nicht von dir herumkommandieren“, zischte die Schlangengestalt fast lautlos in seinen imaginären Bart und ein mörderisches Lächeln huschte über das verzerrte, mondbeschienene Gesicht. „Schach, Albus“, flüsterte er, während er vor seinem geistigen Auge die Schachfigur einer schwarzen Königin sah, die drohte den weißen König zu Fall zu bringen. *** Mit einem seufzenden Laut streckte Lily ihre Arme über den Kopf aus, um wieder ein wenig Leben in ihre tauben Glieder zu bekommen. „Wie spät ist es?“, fragte sie Neville, der sich ein Gähnen nicht verkneifen konnte. „Verdammt, die Sperrstunde hat seit fünf Minuten begonnen“, antwortete er mit einem erschrockenen Blick auf die Uhr und sprang hastig auf. „Mist. Ich habe total die Zeit vergessen.“ Aufmunternd lächelte Neville sie an. „Ist ja auch kein Wunder bei dieser Geschichte. Wir sollten gehen, bevor wir noch erwischt werden.“ Sein Gesicht verzog sich missmutig. „Ich glaube, heute hat Snape Aufsicht.“ Verwirrt blickte sich Luna in den Gängen um, kaum dass sie den Raum der Wünsche verlassen hatten. „Irgendwas stimmt hier nicht“, sagte sie beunruhigt. Neville blinzelte sie fragend an. „Es ist viel zu leise“, erklärte sie flüsternd, doch Neville lachte daraufhin nur leise. „Es ist Sperrstunde. Natürlich ist es da leise.“ Energisch schüttelte die blonde Elbin mit dem Kopf. „Das hält die Portraits normal auch nicht davon ab, sich lauthals zu unterhalten. Nein, etwas stimmt hier nicht. Ich werde dich zum Gryffindorschlafsaal begleiten, nur um sicher zu gehen.“ „Was? Aber dann musst du den doppelten Weg laufen. Snape könnte dich erwischen und –“ „Snape ist das geringste Problem. Ich begleite dich, basta“, schnitt ihm Lily energisch das Wort ab und Neville verstummte ohne weitere Einwände. Sie wollten gerade um die nächste Ecke biegen, als sie einige erwachsene, ihnen unbekannte Stimmen miteinander reden hörten. Hastig packte Lily Neville am Umhang, flüsterte einen Tarnzauber und zog ihn in die nächste Nische, sodass sie die Gruppe beobachten aber von diesen nicht gesehen werden konnten. Als die größtenteils aus Männern bestehende Gruppe näher kam, hielten beide instinktiv den Atem an. „Verdammt, ich wäre so gerne mit dem Trupp gegangen, der für die kleinen Goldlöwen zuständig ist“, maulte eine gedämpfte, tiefe Stimme. „Halt die Klappe, Keane. Der Dunkle Lord hat dir einen Befehl gegeben und du hast ihn auszuführen. Was du willst ist irrelevant“, antwortete eine gefährliche, rauchige Stimme. Durch den Mauerspalt hindurch konnte Lily beobachten, wie der Mann namens Keane sofort gehorsam den Kopf senkte und schwieg. „Scheiße, waren das Todesser?“, fragte Lily kaum dass die Gruppe außer Hörweite war, ohne dabei den Blick von der Ecke zu wenden, hinter der sie verschwunden waren. „Ich… glaube schon… Oh mein Gott…“, antwortete Neville mit zitternder Stimme und als sich Lily schließlich besorgt umdrehte, sah sie die Blässe, die sich in Nevilles Gesicht breit gemacht hatte. Nervös biss sich Lily auf ihre Unterlippe, während ihr Gehirn alle Möglichkeiten durchging, die ihnen zur Verfügung standen. Ihr Gehirn arbeitete auf Höchsttouren, doch ihre Abwägungen waren zu langsam. Sie verloren Zeit. Und Lily hatte keine Ahnung, was sie tun sollte. „Wir müssen die anderen warnen“, unterbrach Neville schließlich – noch immer im Flüsterton – ihre Gedanken. Lily sah ihn eine Weile nur stumm an, dann sagte sie: „Du hast Recht. Aber das wäre Selbstmord. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann ist mindestens ein Trupp noch unterwegs zu den Gryffindors. Wir würden niemals rechtzeitig dort sein. Geschweige denn eine Chance haben.“ Etwas manifestierte sich in Nevilles Blick, dass Lily gleichzeitig bewundernswert und töricht fand. „Aber wir können sie nicht einfach ihrem Schicksal überlassen! Ich meine, das sind immerhin Todesser!“ Lilys Gedanken rasten und obwohl ihr einige Ideen kamen, war sie mit keiner davon zufrieden. Doch die Zeit rannte ihnen davon und irgendetwas zu unternehmen war immer noch besser, als paralysiert hier rumzustehen. Den Gedanken Neville in Sicherheit zu bringen hatte sie bereits in dem Moment verworfen, als sie seinen entschlossenen Blick gesehen hatte. Der kleine Gryffindor würde sich nicht vertreiben lassen und eine Diskussion würde sie nur noch mehr von ihrer wertvollen Zeit kosten. „Okay, ich habe eine Idee. Zwar keine besonders gute, aber besser als nichts zu tun: Für Gryffindor und Ravenclaw, zu der die Gruppe von eben der Richtung, in die sie liefen, nach zu urteilen unterwegs war, können wir wohl vorerst nichts tun. Den Slytherins werden sie mit etwas Glück nichts tun, da sie dort viele Sympathisanten haben. Also bleibt noch Hufflepuff. Aber wenn wir direkt dorthin laufen, sitzen wir in der Falle und können uns kaum verteidigen. Allerdings liegen das Lehrerzimmer sowie die Gemächer von Professor Sprout direkt auf dem Weg. Hoffen wir nur, dass sie nicht auch dorthin einen Trupp geschickt haben.“ „Verstehe“, fiel ihr Neville ins Wort, der ihren Plan sofort durchschaut hatte. „Worauf warten wir noch?“ *** Auf das Äußerste angespannt hüpfte Hermine von einem Bein auf das andere, während die letzte Gruppe Gryffindors das provisorisch aufgespannte Portal zu einer sicheren Gegend in der Nähe von London durchquerte, das die Lehrer auf den Straßen von Hogsmead errichten konnten. „Das waren die letzten, oder?“, fragte die brünette Gryffindorschülerin an Draco gewandt, der seinen düsteren Blick auf das Portal gerichtet hatte und unzufrieden nickte. „Es fehlen noch immer zehn Schüler“, erinnerte Draco die Anwesenden, die bedauernd die Köpfe sinken ließen. ‚Vier Gryffindors und fünf Ravenclaws, darunter Lily und Longbottom. Und Lucas natürlich‘, rief sich der Blondschopf in Gedanken und musste sich zusammennehmen, halbwegs gefasst zu wirken. „Sie sollten jetzt ebenfalls durch das Portal gehen“, wies Professor McGonnagal die drei letzten, übrig gebliebenen Schüler Ron, Hermine und Draco an, doch alle drei warfen der Lehrerin für Verwandlung nur giftige Blicke zu. „Wir werden nirgendswo hingehen. Wir müssen zurück und die anderen finden!“, rief Hermine entrüstet und Ron stimmte ihr heftig nickend zu. „Machen Sie sich nicht lächerlich, Miss Granger“, erwiderte die Lehrerin trocken, während ihre Lehrerkollegen scheinbar nicht mehr weiter wussten. „Was können Sie drei allein schon gegen Voldemorts gesamte Armee ausrichten? Der Orden ist bereits informiert worden und wird bald hier sein.“ Draco hingegen war kurz davor zu explodieren, als er das hörte. „In dem Schloss sind noch Schüler, die gegen die Armee von Voldemort vermutlich noch wesentlich weniger Chancen haben als jeder einzelne von Ihnen. Und Sie wollen sich tatenlos hinsetzen und warten? Ich werde jetzt dorthin zurückgehen und sehen, ob ich sie finden kann. Und daran kann mich niemand hindern“, platzte es schließlich aus ihm heraus, während er seinen Zauberstab zog und in Richtung Honigtopf marschierte, um den Geheimgang dazu zu benutzen, wieder ins Schloss zu kommen. „Mr. Malfoy! Sie werden sich mir nicht widersetzen!“, schrie ihm die stellvertretende Direktorin hinterher, doch der blonde Slytherin ließ sich davon nicht beirren. Auch nicht als sie ihm verzweifelt hinterherrief: „Das wird weitreichende Konsequenzen haben, Mr. Malfoy! Und ein Punkt Abzug für Slytherin für jede Minute, in der sie nicht der Anweisung eines Lehrkörpers Folge leisten!“ Hermine sah ihre Lehrerin mit unbewegter Miene an. „Tja, dann werden sie Gryffindor wohl auch Punkte abziehen müssen“, sagte sie neutral und wandte sich um, um Draco zu folgen. „Doppelt so viele Punkte um genau zu sein“, fügte Ron eilig hinzu, der wiederum hastig Hermine hinterher rannte. Minerva McGonnagal sah dem Schauspiel mit verzweifelter Miene zu, nicht in der Lage, drei Schüler davon abhalten zu können, in ihr eigenes Verderben zu rennen. „Und so was nennt sich Hauslehrerin für Gryffindor“, hörte sie Draco aus der Ferne schimpfen, bevor er im Laden verschwand. „Wieso musste Albus nur genau in diesem Moment auf Fortbildung gehen?“, jammerte Filius Flitwick im Hintergrund und Poppy nickte zustimmend. Bedauernd und mit Tränen in den Augen blickte Minerva zu Boden. „Albus wo bleibst du nur?“, flüsterte sie und schluckte hart. Das war das erste Mal seit langem, dass sie sich für ihr Verhalten schämte, denn der Junge hatte Recht: Ihre Haltung sprach zwar von Vernunft, aber nicht von dem wahren Wesen eines Gryffindors. Dabei machte sie sich doch genauso viele Sorgen um diese zehn Schüler, wie die anderen auch. *** In dem Moment, als der weißbärtige Albus Dumbledore das Hauptquartier des Phönixordens betrat, wusste er, dass etwas nicht stimmte. Als er am späten Mittag das Gebäude verlassen hatte, um einigen Schulleitertätigkeiten außer Hauses nachzugehen, hatte er lediglich Sirius, Remus und Harry zurückgelassen, doch jetzt herrschte hektisches Treiben im ehemaligen Haus der Familie Black. Selbst einige Mitglieder, die Dumbledore als inaktiv eingestuft hatte, wuselten durch die Gänge ohne ihm in der all der Hektik große Beachtung zu schenken. „Albus, Gott sei Dank, du bist endlich hier!“, rief ihn die besorgte Stimme von Molly Weasley, die ihn, noch immer in voller Kochschürzenmontur, in einen improvisierten Konferenzraum winkte. Als Albus das kleinere Zimmer betrat, sah er bereits den gesamten inneren Kreis der aktiven Mitglieder des Phönixordens am Tisch sitzen, die allesamt beunruhigt und hoffnungsvoll zu ihm aufblickten. „Was ist passiert, Arthur?“, fragte der Schulleiter und nahm ohne Umschweife am Kopf des Tisches Platz, wo er einen perfekten Überblick über die Anwesenden hatte. Er brauchte nicht den Bruchteil einer Sekunde um zu bemerken, dass drei Mitglieder fehlten: Sirius, Remus und Severus. Doch darum konnte er sich jetzt nicht kümmern. Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen, mit Sirius so weit zu verhandeln, dass er ihm Harry überlassen hatte. „Du-weißt-schon-wer ist mit seinen Todessern in Hogwarts eingefallen“, erklärte Arthur Weasley mit fester Stimme, doch sein Gesichtsausdruck machte deutlich, wie viele Sorgen er sich machte. Albus hingegen sah den rothaarigen Vater nur überrascht an. Alarmglocken begannen in seinem Kopf zu ringen, während sein Gehirn diese Information verarbeitete und überlegte, wie es dazu kommen konnte. Es war niemals sein Plan gewesen, Hogwarts anzugreifen. Was war während seiner Abwesenheit passiert? „Seit wann wissen wir davon?“, fragte er. Diesmal war es Nymphadora Tonks, die ihm antwortete: „Die Nachricht von Minerva hat uns vor einer halben Stunde erreicht. Wir haben sofort alle verfügbaren Mitglieder zusammengetrommelt und die ersten Notfallmaßnahmen ergriffen. Soweit wir wissen, konnte Minerva die Schüler und Lehrer aus dem Schloss evakuieren, bevor die Todesser angekommen sind. Allerdings haben es nicht alle Schüler aus dem Schloss herausgeschafft.“ Der Schulleiter nickte geistesabwesend. „Wo sind die anderen jetzt?“ „Muggellondon, in einem abgelegenen Waisenhaus.“ „Und wie viele sind noch im Schloss?“ Tonks überlegte kurz. „Dreizehn Schüler. Darunter sind Harry, Ron, Hermine, Neville, Luna und Draco Malfoy.“ Ein flüchtiges Zucken umspielte Dumbledores Mundwinkel. „Die üblichen Verdächtigen also“, murmelte er, während seine Stirn in tiefe Falten gelegt wurde. Ein Angriff auf Hogwarts war nie Teil seines Plans. Es war unverzeihlich, selbst für den schlangenähnlichen Voldemort. War es möglich, dass ihm, dem großen Albus Dumbledore, allmählich die Kontrolle entglitt? Jetzt, wo seine jahrelange Arbeit endlich begann Früchte zu tragen? Wo er Lucas Malfoy fast gebrochen hatte? Wo er den Schwarzen Orden fast ein für alle Mal vernichten konnte? „Kingsley, Nymphadora, Alastor, wir brauchen ein Portal nach Hogsmead. Wir werden nicht zulassen, dass Voldemort mit seinen Plänen durchkommt. Es wird Zeit, dass der Orden des Phönix endlich in Aktion tritt.“ *** Der schlangenähnliche Voldemort tobte. Wäre die Situation nicht so verdammt ernst gewesen, hätte Lucas mit Sicherheit über das cholerische Verhalten gelacht, doch so war es nur verstörend mit anzusehen, wie er einen seiner Diener nach dem anderen mit wütend zischenden Fluchen beschoss und dabei die Hälfte der Großen Halle in Flammen steckte. „Wiederhole, was du gesagt hast!“, verlangte er von einem Mann namens O’Connor, der wimmernd vor Schmerz auf dem Boden lag und es nicht wagte, in die Augen seines Meisters zu sehen. „Bitte, Meister, ich…“, begann er winselnd, doch weil es nicht die gewünschte Antwort war, trat ihm Voldemort brutal in den Magen. „Ich sagte: Wiederhole!“, schrie er wütend und einige benachbarte Fenster zerbarsten. „Es war niemand dort, Mylord“, antwortete O’Connor, der die Gruppe für Hufflepuff angeführt hatte, und zog ängstlich die Beine an seinen Körper. „Es scheint niemand im Schloss zu sein.“ Ein weiterer Wutschrei zerriss die Luft und jeder in dem Raum zuckte verängstigt zusammen. Es schien als würden sich alle so klein wie möglich machen, um ja nicht die Aufmerksamkeit ihres wütenden Meisters auf sich zu ziehen. „Essenszeit, Nagini“, hörte Lucas Voldemort auf Parsel zischen und sah schockiert zu, wie die lange, dicke Schlange von Voldemort lautlos über den Boden huschte. Keiner außer Lucas schien sie zu bemerken und als sie schließlich bei dem zusammengekrümmten Mann namens O’Connor angekommen war, fixierte Lucas energisch einen Punkt auf der Wand, die in der entgegengesetzten Richtung lag. Die schreienden, um Hilfe flehenden Geräusche des Mannes, während zischende Wortfetzen der Schlange, die sich genüsslich an ihrem frischen Mahl labte, den Weg zu seinen Ohren fanden, waren bereits schlimm genug. „Seht euch genau an, was passiert, wenn ihr versagt!“, zischte Voldemort bedrohend in die Runde und ängstlich wichen seine Diener zurück. Voldemort schien es zu besänftigen, denn das Lächeln, das sich daraufhin auf sein Gesicht ausbreitete, war um Längen besser als die verzerrte Fratze vor noch einigen Sekunden. Der nächste Trupp, der zu ihnen stieß, war jener, der nach Ravenclaw unterwegs gewesen war. Zufrieden grinste Voldemort die Ankömmlinge mit seinen verzerrten Lippen an, als er sah, dass diese Gruppe scheinbar ein wenig mehr Erfolg als ihre beiden Vorgänger hatte. „Seht an, seht an“, begrüßte er sie und beobachtete die vier Schüler, die von jeweils einem Todesser in den Raum geschubst wurden, genauer. Erleichtert schloss Lucas kurz die Augen, als er sah, dass Lily nicht unter ihnen war. Zeitgleich überlegte er fieberhaft, was die beste Strategie war, die den Schülern am meisten helfen würde. „Es tut uns wahnsinnig Leid, Mylord, mehr Schüler waren im Haus der Ravenclaws nicht zu finden“, antwortete der Anführer der Truppe und sank um Vergebung bittend auf die Knie. „Erhebe dich, McKnightley“, sagte die zischende Stimme von seinem Herrn. „Du wirst deine Strafe noch erhalten, aber zumindest warst du erfolgreicher als deine beiden Kollegen.“ Mit einer flüchtigen Geste deutete Voldemort auf die zusammenkrümmte Gestalt in der einen Ecke und den übrig gebliebenen Kadaver in der anderen Ecke. Man konnte McKnightley deutlich ansehen, wie ihm sämtliche Farbe aus dem Gesicht wich und er sich hastig in die Reihe der anderen Todesser einreihte, bevor Voldemort noch auf die Idee kam, ihn doch noch jetzt zu bestrafen. Die anderen vier Todesser beförderten die Schüler so schnell wie möglich in die Mitte des Raums, damit auch sie sich schließlich verängstigt zwischen ihren Todesserkollegen verstecken konnten. ‚Tja, so habt ihr euch den großen Triumphzug nicht vorgestellt, was?‘, dachte Lucas, während er abfällig die Männer und Frauen beobachtete, die sich teilweise hinter ihren Todessermasken versteckten oder aus Angst vor ihrem Herrn kaum noch wagten zu atmen. „Wie heißt ihr, meine Lieben?“, fragte Voldemort die neuste Beute in ihrer Mitte mit seiner zuckersüßen Stimme, die er auch gegen Lucas des Öfteren eingesetzt hatte. Lucas hasste diese Stimmlage. Voldemorts gesamte Haltung sagte aus, dass die Schüler nicht die geringste Chance gegen ihn haben würden. Die kleine Schülergruppe bestand aus einem kleinen Mädchen, vermutlich einer Erstklässlerin, zwei dicklichere Jungs, die Lucas als Zwei- oder Drittklässler einordnen würde und einer hübschen Siebtklässlerin, die Lucas nur allzu gut in Erinnerung hatte: Cho Chang. „Ich sagte ihr sollt mir eure Namen sagen!“, zischte Voldemort wütend und warf mit seinem Zauberstab einen Feuerstrahl auf die Gruppe zu, der jedoch keinen von ihnen traf, sondern nur zwischen sie durchschoss. Seine Wirkung hatte er allerdings nicht verfehlt, denn sofort begannen die Schüler zu reden und stotternd ihre Namen zu nennen. „Cho Chang. Irgendwie kommt mir dieser Name bekannt vor“, murmelte Voldemort genüsslich vor sich hin und sah gespielt überlegend kurz an die sternenbeleuchtete Decke der Großen Halle. „Richtig, du warst die feste Freundin von… wie hieß er noch gleich, Harry?“ Lucas Augen waren fest auf Voldemort gerichtet und während er ihm antwortete konnte und wollte er die Abscheu Voldemort gegenüber in seiner Stimme nicht mehr verbergen: „Cedric Diggory.“ „Ah, Diggory, richtig“, entgegnete Voldemort mit gespielt erleuchtetem Grinsen, während die aufgerissenen Augen der Schüler geschockt auf Lucas gerichtet waren. „Harry?“, entfuhr es Cho als erste wie vom Donner gerührt und Lucas konnte jetzt deutlich die Angst sehen, die sich in ihren Augen wiederspiegelte. Aber da war noch etwas anders: Hoffnung, als sie ihn erblickte. Hoffnung, dass er, der Held der Zauberwelt, ihr helfen würde. Hoffnung, dass sie morgen in ihrem Bett aufwachen würde, um festzustellen, dass alles nur ein böser Traum war. „Schockiert, meine kleine Cho?“, fragte Voldemort liebreizend und machte ein paar Schritte auf das Mädchen zu. „Sieh ihn nicht mit diesen Augen an, er wird dir nicht helfen. Er steht jetzt auf meiner Seite. Nicht wahr, Harry?“ Lucas schwieg daraufhin ratlos und was er kurz darauf in Chos Augen sah, brach ihm beinahe das Herz. Ihre Hoffnung zerspringen zu sehen wie sprödes Glas, war fast so als hätte er sie selbst zu ihrem Grab geführt. Harry Potter war der Held der Zauberwelt, das Licht, das auch in der tiefsten Dunkelheit strahlte und den Weg zu einer besseren Welt wies. Scheinbar hatte Cho Chang zum ersten Mal in ihrem Leben schmerzhaft verstanden, dass selbst eben jener Harry Potter nur ein normaler Zauberer war, der keine Wunder vollbringen konnte. *** Das riesige Schloss wirkte wie ausgestorben, als Draco dicht gefolgt von Hermine und Ron den Geheimgang verließ und sich vorsichtig im dritten Stock umsah. Die düstre Aura des falschen Lord Voldemords hing spürbar in der Luft und ein kalter Schauer nach dem anderen rann der brünetten Gryffindorschülerin den Rücken hinab. Hastig verschlossen die Schüler den Geheimgang wieder und versteckten sich hinter der Statue, um eine detaillierteren Plan auszuhecken als ‚Wir gehen rein und retten alle‘. „Wie wärs mit einem Blick auf die Karte?“, schlug Ron leise vor und Draco wäre ihm bei diesem Satz am liebsten an die Kehle gesprungen. „So schlau war ich auch schon, Weasley“, schnarrte der blonde Slytherin verärgert, holte aber dennoch die Karte der Rumtreiber heraus, um ihre Lage besser einschätzen zu können. Kaum hatten sich die ersten Linien auf der Karte abgebildet, hörte er ein schockiertes Keuchen von Hermine. „Da!“, flüsterte sie und deutete mit zitterndem Finger auf zwei Punkte, die mit Lucas Malfoy und Cho Chang beschriftet waren. „Oh mein Gott, sie sind von Todessern umgeben. Da ist Voldemort!“ Draco, der gewusst hatte, dass sein Bruder unter den Todessern war, schloss kurz traurig die Augen. „Wir können für sie nichts tun, wir hätten gegen die Masse an Todessern nicht die geringste Chance. Geschweige denn gegen den Dunklen Lord“, brachte er die beiden Gryffindors augenblicklich auf den Boden der Tatsachen zurück. Er sah, wie Ron protestierend widersprechen wollte, doch letztendlich wusste er, dass Draco Recht hatte. Sie konnten nicht einfach so in die Große Halle hineinspazieren und erwarten, dass sie mit dieser Rettungsaktion Erfolg haben würden. „Aber irgendwas müssen wir doch tun können“, hauchte er verzweifelt, während sein Blick stur auf den Punkt fixiert war, der Lucas repräsentierte. Draco hob milde überrascht seine rechte Augenbraue. Er hielt Ron noch immer für den größten Volltrottel, den Hogwarts je gesehen hatte –Neville Longbottom vielleicht ausgenommen – doch die Loyalität, die Ron seinem Bruder gegenüber entgegenbrachte, zeugte von einem Charakterzug, den Draco, wie er widerwillig zugeben musste, schätzte, auch wenn er sich die letzten sieben Jahre immer darüber lustig gemacht hatte. Sein Blick huschte suchend über die anderen Gebiete auf der Karte und als er schließlich auf eine kleinere Gruppe von Todessern stieß, die durch die Gänge in der Nähe des Gryffindorturmes liefen, deutete er hastig dorthin. „Hier, das sind die vermissten Gryffindors, oder?“ Hermine las sich besorgt die Namen der wandelnden Punkte durch. „Ja“, antwortete sie schlicht, als sie die Namen der drei gesuchten Erstklässler entdeckte. Draco ahnte, was in ihrem Kopf vor sich ging: Auch wenn diese Gruppe im Vergleich zu jener in der Großen Halle, winzig war, waren es dennoch viel zu viele, als dass sie sie zu dritt aufhalten könnten. Als sie plötzlich gedämpfte Stimmen hörten, die in raschem Tempo näher kamen, war Draco der erste, der reagierte. Hastig packte er Hermine und Ron an den Schultern und zog sie zu der nächsten Wand hin, mit der sie mit Hilfe eines Zaubers, den Draco rasch murmelte, fast verschmolzen und kaum noch zu sehen waren. „Wo sind die alle nur?“, hörte Draco die Stimme von Neville Longbottom fragen und ein triumphierendes, erleichtertes Lächeln huschte über Dracos Gesicht. Scheinbar hatte sie das Glück noch nicht ganz verlassen. „In Sicherheit“, antwortete er mit gedämpfter Lautstärke und gestattete sich ein flüchtiges Grinsen, als er sah, wie sowohl Lily als auch Neville erschrocken zusammenzuckten. Insbesondere Neville sah aus als stände er einem Herzinfarkt nahe. Hastig lösten sich Draco, Hermine und Ron wieder von der Wand und sahen ihren Freunden erleichtert entgegen. „Draco!“, rief Lily, die sich rasch wieder gefasst hatte, erfreut und schmiss sich ohne nachzudenken mit Tränen in den Augen dem Blondschopf an den Hals. „Gott sei Dank bist du hier.“ Draco kam sich bei dieser plötzlichen Berührung ein wenig überrumpelt vor, doch die Umarmung fühlte sich so verdammt gut an und er hatte sich so viele Sorgen um seine blonde Freundin gemacht, dass er den Gedanken keine Beachtung schenkte, die ihm zuflüsterten, dass sich ein Draco Malfoy nicht einfach so umarmen ließ. „Ja, ich bin hier, Lily“, flüsterte er in ihr Ohr und vergrub dabei kurz seinen Kopf in Lilys blondem, gewelltem Haar. Der Duft, der ihm entgegenströmte, war betörend und zu gerne hätte er die Zeit angehalten, um die zarte Gestalt für immer in seinen Händen halten zu können, doch die Prioritäten lagen woanders. Scheinbar hatte Lily letztere Erkenntnis zur gleichen Zeit, als sie sich langsam von ihm löste. „Was ist hier los, Draco?“, fragte sie leise und eine kleine Träne rann ihre Wange hinab, die Draco jedoch mit seinem Daumen rasch einfing und sanft wegwischte. Er warf einen flüchtigen Blick zu Ron und Hermine, die Neville erfreut umarmt hatten. Longbottom schien ein wenig überrascht zu sein, Draco unter ihnen zu sehen, doch kaum dass der Schock aus seinen Knochen gewichen war, nickte er ihm neutral zu. Es war ein Zug, den Draco ihm niemals zugetraut hätte, doch er akzeptierte die Geste des Waffenstillstandes und nickte ebenso neutral zurück. Der blonde Slytherin warf noch einen hastigen Blick auf die Karte der Rumtreiber, um sicherzugehen, dass sie alleine waren. Dabei fiel ihm auf, dass Lily und Neville nicht angezeigt wurden. „Wir haben unsere magische Aura gelöscht“, erklärte Lily kurz angebunden, als sie Dracos Blick folgte. Draco hingegen funkelte sie daraufhin wütend an. „Oh, wirklich toll gemacht, Elbin. Als hätte ich nicht den ganzen Tag genug mit Suchen verbracht. Ist heute Ostern?“ Reue schlich sich in Lilys Blick. „Tut mir leid, ich wollte mich vor Lucas verstecken, nicht vor dir.“ Der blonde Slytherin seufzte leise. „Ist ja jetzt auch egal“, lenkte er ein und erklärte in knappen Worten, wie die aktuelle Lage aussah. Mit jedem weiteren Wort wurden Lily und Neville blasser, obwohl sie bereits herausgefunden hatten, dass Todesser im Schloss waren. Keiner von ihnen hatte jedoch geahnt, wie tief Lucas darin verwickelt war, ebenso wie Hermine und Ron, die erschrocken keuchten, als Draco ihnen davon erzählte, wozu Dumbledore ihn gemacht hatte. Dass Harry jedoch am Leben war und somit Dumbledores Druckmittel war, ließ er jedoch vorsorglich weg, denn Lucas hatte Recht: Wenn Lily jetzt davon erfuhr, dass ihr Kind am Leben war, würde sie sich von ihren Muttergefühlen leiten lassen und vermutlich in ihr eigenes Verderben rennen. Er war verdammt froh, dass Lily nicht nachfragte, was Dumbledores Druckmittel gewesen war. „Moment mal, du wusstest im Verbotenen Wald, dass Lucas unter ihnen war?“, unterbrach Hermine Dracos Erzählungen und stemmte wütend die Hände in die Hüften. „Wie bereits erwähnt, Granger, wir hätten nichts für ihn tun können. Außerdem sind Severus und mein Vater bei ihm. Lucas ist kein Kind mehr“, antwortete ihr Draco mit wütendem Blick. Hermine sah nicht so aus als hätte sie diese Antwort zufriedengestellt, doch nach einem kurzen, fast schon genuschelten Satz („Nein, aber unser Freund.“) schwieg sie und ließ Draco die restlichen Erlebnisse zusammenfassen. Nachdem Draco geendet hatte, konnte er deutlich eine Mischung aus Sorge und Erleichterung in Nevilles und Lilys Gesicht sehen. Erleichterung darüber, dass scheinbar mehr Schüler und Lehrer in Sicherheit waren, als sie befürchtet hatten, und Sorge um die verbliebenen Schüler im Schloss, die in der Großen Halle waren beziehungsweise im Fall der drei Gryffindor-Erstklässler soeben von einem Todessertrupp in Richtung Große Halle geführt wurden. „Wir müssen sie aufhalten“, entschied Neville und zu Dracos Bestürzung strahlten Ron und Hermine ihren dunkelhaarigen Freund begeistert an. „Nix da“, fuhr Draco hastig empört dazwischen, bevor sie sich zu Wort melden konnten. „Ich werde kein Selbstmordkommando unterstützen. Ihr geht jetzt gefälligst zurück nach Hogsmead. Ihr zwei hättet von Anfang an nicht mitkommen sollen.“ Drei Augenpaare starrten ihm entschlossen und trotzig entgegen. „Nein“, entwich es den Dreien wie aus einem Mund. Lily, die sich in der Zwischenzeit bei Draco eingehakt hatte, kicherte leise. „Lass es, Draco. Gegen Gryffindor-Heldenmut kommst du auch mit deinen bissigen Slytherin-Kommentaren nicht an“, erklärte sie lächelnd, doch Draco sah in ihren Augen Besorgnis schimmern. „Ich persönlich habe es schon lange aufgegeben, dagegen anzukämpfen.“ Als hätte Draco es schon fast vergessen fiel ihm ein, mit wem Lily ihr halbes Leben geteilt hatte. „Ihr mit eurem blöden Potter-Heldenkomplex“, brummte er unzufrieden und als er amüsiertes Lachen von allen vieren hörte, verdüsterte sich kurzzeitig seine Laune noch ein wenig mehr. Diese Heldensache hatte er schon immer an seinem Bruder gehasst. Es wäre etwas anderes gewesen, wenn er wirklich eine ernsthafte Chance bei seinen früheren Begegnungen mit dem falschen Lord Voldemort gehabt hätte, aber so hatte es für ihn immer wie eine törichte Selbstmordaktion gewirkt – ehrenhafte Absichten hin oder her. Wie konnte man sich nur so kopflos in Gefahren stürzen? Natürlich war auch er bereit Risiken einzugehen, gerade wenn es um eine ihm so wichtige Person ging wie seinem Bruder oder wenn die Existenz seiner Familie auf dem Spiel stand, doch er war viel zu sehr Slytherin als dass er ohne strategischen Plan Hals über Kopf mit Absicht in irgendwelche gefährlichen Situationen hineinrennen würde. Draco seufzte einlenkend auf. „Okay, ich sehe schon, ich werde euch wohl nicht los.“ Hermine, Ron und Neville grinsten ihm zufrieden entgegen, während Lily sich zufrieden an ihn schmiegte. Noch immer war Draco verwundert über die plötzliche Anhänglichkeit der Blondine, doch er genoss ihre Nähe und Wärme, welche Hoffnung in dieser düsteren Stunde ausstrahlte. Jetzt, wo sie bei ihm war, hatte er das Gefühl, wieder auf ein Morgen hoffen zu können. Seine Gedanken wanderten kurz zu dem Abend vor wenigen Tagen, als er Severus beim Sortieren der Tränkezutaten geholfen hatte. Seitdem hatte sich seine Sichtweise auf die blonde Elbin grundlegend verändert, obwohl er bereits davor gemerkt hatte, dass sie etwas besaß, das ihn unweigerlich anzog und nicht mehr losließ. „Lasst uns wenigstens einen Plan machen“, seufzte Draco schließlich und blickte noch einmal auf die Karte der Rumtreiber. Die Todessertruppe hatte inzwischen die Hälfte des Weges zur Großen Halle zurückgelegt. Sie mussten sich beeilen, wenn sie diese noch erfolgreich stoppen wollten – wenn sie es überhaupt konnten. *** Cho Chang schrie wie am Spieß als sie der Crucio-Zauber aus Voldemorts Zauberstab mit voller Wucht traf. Ein erheitertes Johlen ging durch die Reihen der Todesser, ausgenommen von einigen wenigen wie Severus und Lucius, welche die Szene mit neutralem Gesichtsausdruck verfolgten. Lucas Gesichtsausdruck hingegen sprach von Wut und Abscheu, ebenso wie Hilflosigkeit. Sein ganzer Körper wehrte sich gegen diesen Moment und er wusste, wenn er jetzt nicht einschreiten würde, konnte er sich das niemals verzeihen. „Hör auf damit“, verlangte er schließlich mit so viel Mut in der Stimme, wie die Gryffindor-Seite in ihm hergab. Voldemort unterbrach seinen Zauber und sah Lucas amüsiert entgegen. „Sprechen da wieder deine schlechten Manieren, Harry, oder versuchst du mir doch zu trotzen?“ Lucas Augen verengten sich und obwohl er aus den Augenwinkeln Severus und Lucius Blicke wahrnahm, die eindeutig aussagten ‚Tu das nicht‘, gab er Voldemort eine ehrliche Antwort: „Ich werde niemals auf deiner Seite stehen.“ Ein hohles Lachen erfüllte den Raum und hallte gespenstisch von den gemauerten Wänden wieder. „Da wäre ich mir nicht so sicher, Potter.“ Kaum hatte die Schlangengestalt diese Worte ausgesprochen richtete er seinen Zauberstab auf den braunhaarigen Jungen, der ängstlich zusammen zuckte und zu wimmern begann. „Adava Kedavra“, flüsterte Voldemort zischend und bevor Lucas auch nur im Ansatz reagieren konnte, wurde die Große Halle in grünes Licht getaucht und ein lebloser Körper kam mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden auf. Cho stieß einen erstickten Schrei aus, während der andere Junge mit glasigen Augen auf seinen toten Klassenkameraden starrte und der Schock der kleinen Erstklässlerin dafür sorgte, dass sie in eine temporäre Ohnmacht fiel und nichts mehr von dieser grausamen Realität mitbekam. Der Schock durchfuhr auch Lucas, während er das tote Kind betrachtete. „War ich jetzt überzeugend genug?“, fragte Voldemort den schwarzhaarigen Malfoy mit einem Grinsen im Gesicht, bei dem Lucas am liebsten seinem inneren Drang nachgegeben hätte, alle Sicherungen in seinem Kopf durchbrennen zu lassen, doch er riss sich mit letzter Kraft zusammen. Er hatte bereits viele schreckliche Dinge in seinem Leben gesehen und aus Erfahrung wusste er, dass er es noch viel schlimmer machen würde, wenn er sich nur durch seine Gefühle leiten ließ. Ein Knurren entwich seiner Kehle, während er behutsam einige Schritte auf Voldemort zumachte, bis er schließlich fast unmittelbar vor ihm stand. „Wenn du mich davon überzeugen wolltest, dass du ein Monster bist, dann ja“, antwortete er mit ruhiger Stimme ohne Voldemort auch nur für den Bruchteil einer Sekunde aus den Augen zu lassen. Mit vorsichtigen und sehr langsamen Schritten positionierte er sich zwischen Voldemort und den übrigen drei Schülern. Etwas stimmte hier nicht. Die schlangenähnliche Gestalt vor ihm war nicht Dumbledore, wie er anfangs vermutet hatte. So sehr er den Schulleiter auch verabscheute und für geistig nicht zurechnungsfähig hielt, so sehr war er auch überzeugt von dem, was er ihm erzählt hatte: Albus Dumbledore tötete keine Kinder. Und Lucas war sich sicher, dass er auch den schlangenähnlichen Voldemort nicht den Befehl dazu gegeben hatte. War dies etwa der Zeitpunkt, in dem Dumbledores Kartenhaus zusammenbrach und die Welt mit sich in den Abgrund riss? Lucas fühlte eine warme, weibliche Hand, die sich ängstlich in seinen Umhang krallte, doch er musste nicht hinter sich sehen, um zu wissen, dass es Cho war, die vergebens Hoffnung in seiner Nähe suchte. „Lass sie in Ruhe“, wiederholte Lucas noch einmal seinen Standpunkt. Voldemort lachte erneut. „Sonst was, Potter?“ Er hob seinen Zauberstab und richtete ihn auf Lucas Brust und murmelte einen Zauber, den Lucas noch nie zuvor gehört hatte, doch die Schmerzen, die sich daraufhin in seinem Körper ausbreiteten, waren weitaus schlimmer als jene von dem Unverzeihlichen Fluch Crucio. Er hatte das Gefühl sein Körper wurde in Flammen stehen. Hitze versengte seine Haut und schien sich bis auf seine Knochen hinab ihren Weg durch sein Fleisch zu suchen. *** Mit blassem Gesicht riss Harry Potter seinen Geist aus dem Kopf seines Vaters und starrte mit geschocktem Blick und stoßweisen Atem auf die gegenüberliegende Wand von Dracos Zimmer, in dem sie sich zurzeit befanden. „Oh Gott. Mein Dad ist Gefahr! Sirius, wir müssen was tun! Was, wenn Tom es mit seinem Schwarzen Orden nicht rechtzeitig schaffen wird?“, rief er panisch als er sich wieder bewusst wurde, dass Sirius ihn in Malfoy Manor praktisch eingesperrt hatte. Als sein Blick dabei jedoch auf den schwarzhaarigen Black fiel, rutschte er hastig zu ihm hin. Auch Sirius Atem schien schwerer zu gehen und Blässe durchzog sein Gesicht als hätte er dasselbe gesehen wie Harry, doch das war unmöglich. „Sirius, was ist los mit dir?“, fragte er besorgt und seine Finger strichen ihm besorgt über die Wange, um zu fühlen, dass er leichtes Fieber hatte. „Du hast Recht“, murmelte Sirius mit einer schwachen Stimme, die Harry vor Sorge um ihn die Nackenhärchen aufstehen ließ. „Lucas ist in Gefahr, wir müssen ihm helfen.“ Sirius fasste sich gedankenverloren an seinen rechten Arm und als Harry dieser Geste folgte, hob er ohne auf Sirius schwächliche Proteste einzugehen, dessen Arm hoch und schob den Ärmel beiseite. Was er dort sah, raubte ihm fast den Atem. Kleine, unzählige bläuliche, fast lilafarbige Linien zogen sich seinen ganzen Arm entlang. Energisch schob Harry Sirius Pullover nach oben und keuchte erschrocken auf, als er sah, dass die Linien wie Tentakeln genau einen bestimmten Punkt zu erreichen versuchten: Sirius Herz. „Was ist das?!“, keuchte er und sah Sirius bestürzt in die Augen, der kurzerhand Harrys Hände einfing und sie festhielt. „Die Auswirkungen eines Unbrechbaren Schwurs, wenn man sein Versprechen nicht einlöst“, antwortete Sirius leise und schloss kurz die Augen. „Es ist genau wie damals, als ich dachte, James wäre gestorben. Ich dachte immer, dass mich der Unbrechbare Schwur deswegen nicht mit in den Abgrund gerissen hat, weil ich nicht mal annähernd in der Nähe war, um ihn retten zu können, aber scheinbar lag ich falsch. Wenn Lucas stirbt, sterbe auch ich. Vor fast siebzehn Jahren hatten wir einfach nur genug Glück, dass Lucas nicht gestorben ist.“ Diese Aussage war einfach zu viel für Harry und mit versteinter Miene riss er sich von Sirius los, um suchend durch Dracos Zimmer zu laufen. Es dauerte nicht lange als er schließlich fand, was er gesucht hatte: Dracos alten Zauberstab. „Kannst du aufstehen?“, fragte er Sirius, der ihn überraschenderweise anlächelte. „Du bist wirklich wie dein Vater“, sagte er und richtete sich langsam auf. Die Entschlossenheit seinem besten Freund zu Hilfe zu eilen gab ihm Kraft und auch die Auswirkungen des Unbrechbaren Schwurs schienen seine Absichten zu merken, denn kaum hatte er sich dazu entschlossen, entgegen Regulus Anweisung nach Hogwarts zu gehen, gingen zwar nicht die tentakelartigen Linien weg, doch zumindest behinderte ihn der Schmerz nicht mehr, sich einigermaßen frei zu bewegen. „Gehen wir“, sagte Harry, als er sich schließlich davon überzeugt hatte, dass es Sirius wieder besser ging und dieser die magisch verschlossene Tür mit einem Wink seines Zauberstabs öffnete. Bevor sie jedoch Malfoy Manor hinter sich ließen, zog Sirius Harry noch ein letztes Mal zu sich. „Tut mir Leid, dass ich dich in Gefahr bringe. Ich bin ein schlechter Pate“, entschuldigte er sich, doch Harry lächelte ihm neckisch entgegen. „Nein, ich bin einfach nur ein sturer Gryffindor, der sich nicht vorschreiben lässt, was er tun soll. Danke, dass du bei mir bist, Sirius. Und für alles, was du bisher für mich getan hast. Außerdem bist du für mich bei weitem mehr als mein Pate, das weißt du.“ Ein glückliches Lächeln breitete sich auf Sirius Gesicht aus und langsam beugte er sich zu Harry hinunter, um ihre Lippen zu einem sanften, unschuldigen Kuss zu verschließen, dem sich beide für wenige Sekunden hingeben konnten, bevor sie sich wieder der grausamen Realität stellen mussten. *** To Be Continued… Ohne großen Kommentar diesmal ;) Ich wünsche euch allen eine wunderschöne Vor-Weihnachtszeit! Bis zum nächsten Kapitel! Liebe Grüße ^_____^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)