FarbenSpiel von irish_shamrock (~So bunt wie das Leben~) ================================================================================ Kapitel 6: Blau, wie die Treue ------------------------------ F a r b e n ● S p i e l Kapitel 6 B l a u ~ wie die Treue Another second in the sunshine, A decade in the dark taking part in a dream. Have you forgotten what she looks like? Or do you only see what you want to believe? better than love (by) Hurts Der Kies knirschte unter den Sohlen ihrer Schuhe, als Thornton mit dem Mädchen an der einen, und ihrem Koffer in der anderen Hand, den Weg zum Anwesen seiner Eltern hinaufstieg. Das Apparieren war leicht gewesen und mit einem leisen Plopp landeten beide in Mitten einer kleinen Allee, deren Bäume langsam ihr saftiges Grün entfalteten. »Da ist es!« Thornton deutete mit einem Nicken auf das große, in hellen Farben gehaltene Haus, das einem kleinen Palast in nichts nachstand. »Leider können wir nicht mit Albino-Pfauen aufwarten, die stolz und anmutig auf immergrünen Hecken umher stolzieren, wie bei den Malfoys.« »Das macht doch nichts!«, sagte Euphemia hastig, obwohl sie zugeben musste, dass ein paar grazil umher schreitende Pfauen dem Anwesen und den Ländereien einen Hauch mehr Prunk verliehen hätten. Nicht, dass die Zabinis Pfauen besaßen. Ihr Vater war diese Art von Tieren nicht genehm und ihre Mutter hatte sich gegen eine Haltung solcher ausgesprochen. »Aber wir besitzen eine beachtliche Zucht an Jagdhunden.«, versuchte der junge Mann aufzutrumpfen, was ihr ein kleines, zaghaftes Lächeln entlockte. »Ich habe über dein Angebot nachgedacht.«, meinte das Mädchen, ohne auf die Bemühungen Thorntons einzugehen. »Angebot?«, hakte er langsam nach, als könne er sich an keinen Vorschlag seinerseits erinnern. »Ja, dein Angebot, was den, wie du es nanntest, Vertrauensvorschuss betrifft.«, erwiderte sie und Thornton zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. »Ich bin einverstanden!« »Gut.«, sagte er knapp und versuchte, ein Lächeln zu Stande zu bringen. »Bist du nervös?«, wollte das Mädchen wissen und leichte Besorgnis war aus ihren Worten heraus zu hören. »Nervös? Nein, nicht direkt. Du etwa?«, fragte er und Euphemia machte ein ernstes Gesicht, nickte jedoch wahrheitsgemäß. »Ich weiß zwar nicht, was auf uns zukommen wird, oder was uns erwartet, aber wir werden das schon hinkriegen!« Sie bemerkte einen leichten Druck, den der junge Mann auf ihre Hand ausübte. Als er jedoch mit dem Daumen sanft über ihren Handrücken strich, wurde ihr etwas wohler zu Mute. »Also dann, auf ins Getümmel!« Mit einem tapferen Grinsen auf den markanten Zügen, zog Thornton die junge Hexe mit sich. Langsam folgte sie ihm die Marmorstufen hinauf. Keine Säulen säumten den Eingangsbereich, so, wie es bei dem Anwesen ihrer Familie der Fall war, und doch überkam Euphemia ein Gefühl, das sie an Zuhause erinnerte. Wärme und Behaglichkeit strömten ihr entgegen und jeder noch so kleine Stein, oder Pflanzenkübel, vermochte ihre Empfindungen in diesem Moment nicht zu trüben. Der erste Eindruck des Hauses war stimmig, herzlich und das Mädchen ertappte sich dabei, den Jungen neben sich, nach seiner Kindheit zu fragen. Sie beließ es bei ihren Gedanken und verschob diese auf einen späteren Zeitpunkt, da Thornton ihren Koffer auf den Absatz stellte und den Türklopfer betätigte. Dass er ihre Hand immer noch festhielt, überraschte sie ein wenig und doch legte sich ein warmes Lächeln auf ihr Gesicht. Die letzten Tage hatten viel Kraft gekostet. Ihr Leben wurde komplett auf den Kopf gestellt. Schicksal und Sterne hatten sich zusammengetan, um ihr eine Prüfung aufzuerlegen und nun war es an ihr, diese zu bestehen! »Au! Du quetscht meine Hand!«, knurrte Thornton und das Mädchen ließ abrupt von ihm ab. »Ich habe aber nichts von loslassen gesagt!« Das Grinsen auf seinem Gesicht blieb bestehen, als Thornton ihre entschuldigende Miene sah. »Eigentlich bist du ja ganz nett!«, meinte Mia und erntete einen spöttisch schnaubenden Laut. »Eigentlich bin ich auch sehr lieb und zuvorkommend. Weißt du noch, der Hundeblick?«, entgegnete er und die junge Frau verdrehte die Augen. »Mag sein« Mehr konnte Euphemia nicht erwidern, da bereits die elfenbeinfarbene Pforte geöffnet wurde und eine kleine Hauselfe in Erscheinung trat. »Sire.« Der Elf machte eine so tiefe Verbeugung, dass seine Knollnase die dunklen Fliesen berührte, die in dem großen Eingangsbereich verlegt worden waren. Wortlos trat der Hauself einen Schritt beiseite, griff nach Euphemias Gepäck und bat beide, den hallenähnlichen Raum zu betreten. Schweigend gingen sie an dem Diener vorüber, doch das Mädchen kam nicht umhin, dem Elfen ein dankbares Lächeln entgegen zu bringen. »Es hat sich nichts verändert.«, seufzte Thornton auf. »Warst du in den Weihnachtsferien etwa nicht Zuhause?«, fragte sie leise und erntete ein Kopfschütteln. »Ich habe die Ferien bei Scorpius verbracht. Meine Eltern haben manchmal so ihre Differenzen, da will ich ungern dabei sein.«, erklärte er und Euphemia beschlich ein trauriges Gefühl. »Du hast das Weihnachtsfest also nicht mit deinen Eltern verbracht?«, drängte das Mädchen weiter und Thornton schüttelte abermals den Kopf. »Traurig, nicht?«, verlangte er zu wissen und schlug dabei einen spottenden, bissigen Ton an. Mia nickte zögernd, wirkte jedoch niedergeschlagen. »Hey, es war ja nicht das erste Mal, okay? Seit dem dritten Schuljahr verbringe ich die Ferien bei meinen Freunden. Meine Eltern haben sich bereits daran gewöhnt.«, meinte er leichthin. »Bist du bereit?« Die junge Hexe schluckte, als beide vor einem der vielen Zimmer im unteren Bereich des Hauses zum Stehen kam. »Das Kaminzimmer. Vater verbringt die meiste Zeit hier.«, erklärte Thornton und drückte die schwere Flügeltür auf. Terence Higgs saß in einem großen Ohrensessel, paffte genüsslich eine Zigarre und blickte von dem Abendpropheten auf. Das Feuer im Kamin knisterte munter und strahlte eine angenehme Wärme aus. Es war die einzige Lichtquelle, die den mittelgroßen Raum erfüllte, an dessen Wänden etliche Geweihe von Einhörnern und Wildschweinen, sowie ein paar Gemälden hingen, die die Ahnen der Higgs zeigten. »Ah, da ist sie ja!« Terence erhob sich aus dem Sessel und schritt gemächlich auf seinen Sohn zu, an dessen Hand immer noch das Mädchen hing. Euphemia musterte den hochgewachsenen Mann und blickte dann zu Thornton, der ein mürrisches Gesicht machte. Dass Terence Higgs erst sie begrüßt hatte, war ihr nicht entgangen. Umso mehr verstand sie die plötzlich aufkommende, feindselige Haltung Thorntons, seinem Vater gegenüber. »Vater.«, gab dieser mit einem Zögern in der Stimme zurück und das sonst zur Schau getragene Selbstbewusstsein des Jungen schwand. Thornton machte einen zurückhaltenden, fast eingeschüchterten Eindruck. Nun war es Mia, die sanften Druck auf seine Hand ausübte, um ihm so mehr Selbstvertrauen zu vermitteln. »Euphemia, richtig?« Das Gesicht des Herren zierte ein höfliches Lächeln und das Mädchen griff nach der ihr dargebotenen Hand. »Es freut mich, dich kennen zu lernen.« Auf die letzten Worte seines Vaters hin, entkam Thornton nur ein höhnisches Schnauben. Terence überging die Unhöflichkeit seines Sohnes, indem er die junge Frau aus dem Zimmer führte. Schweigend folgte Thornton seinem alten Herren. Euphemia wandte sich zu ihm um und versuchte ihm ein aufmunterndes Lächeln zu schenken, doch ihrem Blick lagen Anspannung und Panik. Auch das erste Zusammentreffen mit Daphne erwies sich als schwierig, da diese nur ein knappes Nicken für die Verlobte ihres Sohnes übrig hatte. Genau wie damals, auf der Beerdigung ihres Vaters, nahm Daphne Higgs, ehemals Greengrass, nur wenig Notiz von dem jungen Fräulein, während ihr Gatte mehr und mehr Gefallen an dem Vorhaben fand, das die Eltern eingefädelt hatten. »Ein bezauberndes Geschöpf.« Mit strahlendem Gesicht ließ sich Terence neben seiner Gattin nieder. Doch diese schwieg und hatte nicht ein Wort der Begrüßung für ihren einzigen Sohn übrig. »Ich sage doch, dass es traurig ist.«, flüsterte Thornton, als Euphemia und er den Salon verließen. Das Mädchen nickte zaghaft und wagte es nicht, einen Ton von sich zu geben. Thornton führte sie in die oberen Etagen der kleinen Villa. Er zeigte ihr die geräumigen Bäder, die vielen Schlaf- und Gästezimmer und auch den Raum, in dem Mia das Wochenende über nächtigen würde. »Dein Zimmer.«, erklärte er und öffnete die Tür. »Es ist fast direkt neben meinem. Wenn du also Sehnsucht hast?« Doch statt einem Lächeln, blieb die Miene des Mädchens mitleidig, fast betrübt. »Mach dir keine Gedanken! Sie sind eben so. Wie ich schon sagte, es hat sich nichts geändert.«, es sollte Tapferkeit aus seinem Mund erklingen, stattdessen aber konnte die junge Frau die Verbitterung und Melancholie deutlich heraus hören. Kopfschüttelnd überwand sie die wenigen Zentimeter, die sie von dem Jungen trennte und presste sich an ihn. »Hey, ist alles in Ordnung?« Perplex und überrascht von ihrer Aktion, konnte Thornton nur vereinzelte Brocken stammelnd von sich geben. »Es tut mir so leid!« Tränen schwammen in ihren Augen, doch Euphemia wagte es nicht, zu dem Jungen aufzusehen. Wimmernd drängte sie sich an ihn und schluchzte in den weichen Stoff des Pullunders. »Du kannst doch nichts dafür.«, murmelte Thornton und haderte mit sich, ihre Umarmung zu erwidern. Stocksteif stand er da und ließ es über sich ergehen. Er würde ausharren, bis sich das Mädchen wieder in den Griff bekam. Schniefend wischte sich Mia die letzten Tränen von den Wangen. Er tat ihr leid und sie kam nicht umhin, langsam seinen Werdegang nachzuvollziehen. Das Zittern ihres Körpers ebbte langsam ab, sodass Thornton erleichtert aufatmete. Zaghaft griff er nach ihren schmalen Schultern, drehte sie in Richtung Tür und schob das Mädchen in die Schlafstätte. Bedächtig blickte Euphemia durch den Tränenschleier, der immer noch vor ihren Augen schwebte und registrierte nur mühsam die Schönheit des kleinen Zimmers. All zu pompös war der Raum zwar nicht ausgestattet, doch befand sich alles darin, was das Mädchen als nötig erachtete. Ein großes, weiches Bett mit Himmel aus Seide, eine altmodische Kommode, so wie ein alter Sekretär und an dem großen Fenster hingen Gardinen und bodenlange Vorhänge aus fließendem Stoff. Auch entdeckte sie ihren Koffer, den der Hauself bereits auf das Bett gelegt hatte. »Darf ich auch dein Zimmer sehen?«, Dass sie plötzlich mit gefasster Stimme das Wort an ihn richtete, überraschte ihn, dennoch nickte er und zwang sich zu einem Lächeln. Bereitwillig öffnete der junge Mann die Tür zu seinem Heiligtum. Das letzte Mal, dass er dieses Zimmer betreten hatten, war im vergangen Sommer gewesen. »Zwei Wochen verbringe ich hier. Dann bin ich immer froh, wenn ich bei Duncan, Lester oder Scorpius unterkommen kann. Ich habe es mal bei Albus versucht, doch seine Schwester ist ziemlich nervig und mit seiner Sippschaft will man nur ein Mal Bekanntschaft machen.«, erklärte Thornton, trat beiseite und erlaubte so dem Mädchen, einzutreten. »Du spielst Quidditch?« Mia ging langsam in dem Raum auf und ab und betrachtete die Poster an den Wänden. »Spielte. Ich habe mal gespielt, oder es zumindest versucht. Doch meine Spielzeit bezog sich nur auf ein einmaliges Training. Danach habe ich es vorgezogen, den Besen an den Nagel zu hängen.«, gab er mit nachdenklicher Stimme zu. »Ach, deshalb habe ich dich nie spielen sehen.« Sie wandte sich zu ihm um, doch Thornton zuckte nur mit den Schultern. »Ich überlasse diese Tätigkeit lieber denen, die mehr Freude daran haben, als ich. Meine Interessen liegen in anderen Gebieten.« Mit einem anzüglichen Grinsen auf den Lippen konterte er ihrem verächtlichen Kopfschütteln. Euphemia streifte weiter durch das Zimmer und ihr Blick blieb auf einem Foto ruhen, das auf dem Schreibtisch stand. Es zeigte eine vor Freude strahlende, junge Frau, die einen Säugling in den Armen hielt. An ihrer Seite befand sich ein Mann, der stolz und anmutig in die Kamera blickte und lächelte. Beide sahen glücklich aus. Thornton trat neben sie und griff nach dem silbernen Rahmen. Seine Miene verhärtete sich. »Das ist lange her.«, seufzte er und stellte das Bild wieder an seinen Platz. Dem Mädchen fiel eine zweite Fotografie ins Auge, die das gleiche Paar zeigte. Daphne trug ein weißes, schlichtes Kleid, das an ein Brautkleid erinnern sollte. Ihr Bauch wies eine leichte Wölbung auf, doch ihr Blick war zufrieden und sanftmütig. Neben ihr stand Terence Higgs, der ihre zarte Hand hielt und verliebt in das Gesicht der jungen Frau blickte. Ein Räuspern ließ Euphemia von den Fotografien Abstand nehmen, stattdessen sah sie in Thorntons Augen einen Ausdruck aus Qual und Wehmut. Beherzt griff sie abermals nach seinen Händen und drückte diese sanft. »Sie waren nur drei Jahre älter als wir jetzt, zumindest meine Mutter. Vater hatte bereits eine Anstellung bei Gringotts und war nicht sonderlich überrascht, dass man meine Mutter für ihn aussuchte. Trotz der harten Zeiten damals, und dem Tod der Eltern, hat sich mein Vater nicht unterkriegen lassen und schon früh begonnen, nach einer geeigneten Bleibe für uns zu suchen.«, während Thornton von den vergangen Jahren erzählte, zierte sein Gesicht ein Strahlen, das Mia eher selten aufgefallen war. Sie lauschte seinen Ausführungen, nickte an Stellen, die ihn zum Lächeln brachten und erwiderte diese Gesten wenn sie glaubte, dass es ihn freuen würde, wenn sie Anteil an seinem Leben nahm. Doch die Stimmung schlug augenblicklich um, als er den Tod seiner Großeltern erwähnte. »Mum war plötzlich wie ausgewechselt, als Großvater starb. Sie aß wenig, wenn sie überhaupt etwas herunter bekam. Meistens vergnügte sie sich mit Jack.«, erklärte er und ließ sich von dem Mädchen in Richtung Bett führen. »Jack?«, hakte Mia nach, zog fragend die dunklen, dünnen Augenbrauen zusammen und ließ sich neben ihm auf das weiche Laken sinken. »Ja, Jack Daniels. Ein Muggel-Whiskey. Unser Feuerwhiskey ist nichts im Vergleich dazu! Dieses Zeug war ihr einziger Lebensinhalt. Nicht mal der Brief aus Hogwarts konnte sie davon abhalten, von ihrem neuen Freund abzulassen. Ihr wäre sowieso klar gewesen, dass ich nach Hogwarts käme, schließlich wäre ich zur Hälfte reinblütig und der Zauberer stecke demzufolge in meinem Blut, hatte sie gemeint und mein Vater war ein gebrochener Mann, als man ihn feuerte, weil seine Leistungsbereitschaft minder ausfiel und er nicht mehr genügend Elan an den Tag gelegt hätte. Um den Namen und den Schein zu wahren, versucht sich Vater in verschiedenen Jobs, während Mum langsam einsichtig wird und nur noch halbtags Jacks Besuche erlaubt.« Thornton fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht und blickte auf einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand, den das Mädchen nicht erfassen konnte. Euphemia rückte zu ihm auf, griff nach seinen Händen, die in seinem Schoß verweilten und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. »Das habe ich nicht gewusst.«, flüsterte sie und bemerkte, wie ihr die Stimme brach. »Wie solltest du auch? Ich habe es niemandem sonst erzählt. Die Einzigen, die davon wissen, sind die Jungs. Na ja, und du.«, entgegnete er mit erzwungenem Lächeln. »So viel zum Vertrauensvorschuss. Du bist dran!« Euphemia entfloh ein Schnauben auf seine Worte hin. Zaghaft wand sie den Kopf von einer Seite zur anderen. »Hast du dich deshalb immer so verhalten?!« »Hm?«, hakte er nach und versuchte ihr ins Gesicht zu sehen. Ihr Kopf ruhte immer noch auf seiner Schulter, während sie ihre Finger mit seinen verband. »Du hast mit fast allen Mädchen in Hogwarts geschlafen!«, erlaubte sie sich zu urteilen. »Die Betonung liegt auf fast. Wer erzählt so etwas überhaupt? Hat derjenige mitgezählt? Glaubst du das etwa?« Entrüstet über ein solche Behauptung schüttelte Thornton den Kopf und schien mit einem Male so empört, dass sich das Mädchen nicht traute ihn anzusehen. Zum Einen aus Schamgefühl und zum Anderen der Angst wegen, einen Hauch Wahrheit in seinem Blick zu erkennen. »Sieh mich an!«, verlangte er plötzlich und Euphemia erschrak über den ernsten, fordernden Klang in seiner Stimme. Zögernd tat sie ihm den Gefallen. »Glaubst du das etwa, Euphemia?«, wieder dieser nachdrückliche Ton in seinen Worten. Sein Blick war durchdringend und eine Spur Düsternis lag darin. Die junge Frau biss sich auf die Lippen als wage sie nicht, ihm eine Antwort zu geben. Bedrückendes Schweigen legte sich über sie, ehe Euphemia genug Mut fasste und ihm eine Erwiderung darlegte. »Ich weiß nicht, was ich glauben soll!«, entkam es ihr panisch und trotzig zugleich. Sie erhob sich hastig, doch hielt Thornton sie davon ab. Seine Hände hatten nach ihren gegriffen und er hinderte sie daran, einen Schritt zu tun. Sie sackte neben ihm auf ihren Platz zurück und blickte wütend zu ihm auf. »Glaubst du, es macht mir Spaß? Glaubst du, es würde mir gefallen, ständig von Weibern belagert zu werden, die sich anbiedern und einem beinahe nackt ins Gesicht springen und an die Wäsche wollen, nur damit sie sich akzeptiert fühlen?« Angewidert von seinen eigenen Worten, verzog Thornton das Gesicht. »Es scheint dir ja nicht viel auszumachen!«, keifte Euphemia aufgebracht und musste sich zügeln, nicht in eine lautere Oktave anzustimmen. »Und so hätten wir schon unseren ersten Streit!«, entgegnete er sachlich. »Was redest du denn da?«, fauchte sie abermals und schüttelte irritiert von seinen Worten den Kopf. »Mit wie vielen Mädchen ich bereits geschlafen habe, tut nichts mehr zur Sache!«, knurrte Thornton wütend. »Und warum nicht?«, entgegnete sie bissig. »Weil das einzige Mädchen, mit dem ich fortan schlafen werde, du sein wirst! Ob dir das gefällt, oder nicht! Und ob es mir gefällt oder nicht!« Thornton erhob sich und riss das Mädchen mit sich. »Du bist doch nur treu, wenn die Gelegenheit fehlt!«, entkam es ihr zischend. »Dann gib mir keine Gelegenheit, dies auszunutzen, Euphemia!«, bellte er und zog sie an den ihren Schultern zu sich. Sein Griff war fordernd, so, als würden schwere Ketten um ihren Körper gelegt und festgemacht werden. Als Thornton seinen Mund auf ihre Lippen presste, riss das Mädchen erschrocken die Augen auf, sah sich jedoch außerstande, Gegenwehr zu leisten. Viel zu schockiert war sie über den Ausbruch des Jungen, der plötzlich so stürmisch gehandelt hatte. Ihre Lippen prickelten immer noch, doch der Druck wurde, zu ihrem Bedauern, schwächer. Wenn sie sich nicht zusammenriss, würde sie Gefahr laufen, erneut sein Heiligtum zu betreten, um ihn abermals um solch eine Geste zu bitten! Dem Mädchen schwirrte der Kopf. Es tat nicht gut, dran zu denken, was vorgefallen war, doch wie sollte sie all diese Dinge zur Ordnung bringen? Mit offenen Augen starrte Euphemia in die Dunkelheit. Rollte sich auf einer Seite des Bettes zusammen und zog die Bettdecke fester um ihren kühlen Körper. Es war ihr nicht egal, mit wie vielen Mädchen er sich bereits verlustiert hatte! Auch, wenn Thornton sagte, dass sie nun die Einzige sei, mit der er ab sofort Tisch und Bett teilen würde. Es wurmte sie, beschämte sie und erniedrigte sie gleichermaßen. Doch nicht nur die Frauengeschichten waren es, die das Mädchen keine Ruhe finden ließen. Dass am morgigen Tage alle Augen auf sie gerichtet waren, sie sich präsentieren mussten und letztendlich der Verlobung öffentlich Bestätigung gaben, trug nicht zu einer erholsamen Nacht bei. Feodora und ihre Eltern würden zur Unterstützung an ihrer Seite stehen. Ein Lichtblick am weiten, dunklen Ende des trüben, düsteren Tunnels und dennoch machte Thorntons Schicksal der jungen Frau mehr zu schaffen, als es sollte! Sie hatte mehr erfahren, als ihr gut tat und ihre Haltung minderte dies in keinster Weise. Terence Higgs mochte vielleicht eine Persönlichkeit sein, die dem Schein das Sein vorzog, doch war er nicht im Stande, seine gebrochene Frau aus dem Sumpf aus Alkohol und Apathie heraus zu holen. Und Daphne Higgs schien sich in der Rolle zu gefallen. Weder warme, liebende Worte, noch Gesten hatte sie ihrem Sohn angedeihen lassen und Euphemia beschlich abermals ein Gefühl, dass ihre Vermutungen einen Funken Wahrheit enthielten. Was Thornton zu Haus nicht erfuhr, Liebe, Wärme und Verständnis, hatte er sich in Hogwarts gesucht und war nicht selten fündig geworden. Es zerriss ihr beinahe das Herz mit anhören zu müssen, dass beide in dieser Beziehung mehr als übereinstimmten. Doch während sich das Mädchen empörte, über solch Gefälligkeiten, nahm sich der junge Mann regen Anteil an dem, was sich ihm so bereitwillig anbot. Dass sein Herz dabei litt, verkümmerte und er dem ganzen machtlos gegenüberstand, war für das Mädchen unverständlich. Sein Auftreten war genauso Fassade und Inszenierung, wie es sein Vater zur Schau stellte. In dieser Beziehung war Thornton seinem alten Herren sehr ähnlich und das Abschotten von Gefühlen, Kälte und Arroganz hatte ihm seine Mutter überlassen, gnädig wie sie war. Auf das Klopfen an ihrer Tür, reagierte Euphemia mürrisch und mit gemischten Gefühlen. Beinahe schlaflos war die Nacht gewesen, von Gedanken und Ängsten geprägt. Schweigend erhob sie sich aus dem Bett, schritt langsam auf die Pforte zu und lauschte argwöhnisch, ehe sie die Klinke herunter drückte. »Wow, sexy.« Mit dem Rücken am Türrahmen lehnend, die Arme vor der Brust verschränkt und mit einem zwar müden, aber dennoch anzüglichem Lächeln, begrüßte Thornton seine Verlobte und erlaubte sich einen flüchtigen Blick in ihre Räumlichkeit zu gestatten. Ihre schwarze, unordentlich Haarpracht passte zu dem zerwühlten Bett, doch ihr Blick ließ anderes erahnen. »Idiot!«, knurrte das Mädchen und kniff wütend die Augen zusammen. »Morgenmuffelig?«, fragte Thornton, doch Mia trat einen Schritt zurück, verschränkte, genau wie er, die Arme vor der Brust und wartete. »Frühstück?« »Ich hätte nicht so über dich urteilen dürfen und das tut mir leid.« Sie überging sein Angebot nach einer morgendlichen Mahlzeit und blickte entschuldigend zu ihm auf. Verdutzt über ihre eiligen Worte runzelte Thornton die Stirn. »Nein, ähm ... ist schon ...«, haspelte er und konnte sich ihre plötzlichen Worte nicht erklären. »Nein, ist es nicht. Bitte. Ich bin manchmal so stur und festgefahren in meiner Meinung, dass ich anderes erst gar nicht erfrage, geschweige denn akzeptieren will. Und es geht mich ja auch nichts an, mit wem du wann, wo und wie ...«, die Stimme der jungen Frau überschlug sich beinahe. »Euphemia, ist gut. Es reicht! Ich will nichts mehr davon hören! Zumindest nicht jetzt.« Er warf einen letzten Blick in das Zimmer, dann sah er wieder zu ihr, wie sie sich betreten auf die Lippen biss. »Zieh dich an. Deine Eltern sind gerade angekommen und warten im Salon auf dich.« Nun war es an ihr, verdutzt und misstrauisch dreinzublicken, ehe sie das schrille Lachen ihrer Mutter vernahm, sich an Thornton vorbei drängte und die Stufen hinunter eilte. Langsam ging Thornton die Stufen herunter und bog in den Gang ein, der zum Salon führte, in dem vor wenigen Minuten die Zabinis Platz genommen hatten. Er mochte sich gar nicht ausmalen, wie Euphemia auf ihre Eltern wirkte, wenn sie, so wie sie gekleidet war und es ihr Erscheinungsbild zuließ, in den Raum stürmte und sich in die Arme von Mutter und Vater stürzte. Wieder erklang ein schrilles Lachen, gepaart mit einem brummenden Bekunden von Freude und Heiterkeit. Anders, als es bei ihm der Fall war, schienen die Zabinis stolz auf ihr Kind und dessen Leistungen zu sein. Abgesehen davon, dass vier Personen plötzlich mit ihren Händen in zwei Leben wühlten und diese gehörig durcheinander gebracht hatten, tat dies der Freude Euphemias zu diesem Zeitpunkt keinen Abbruch. Als Thornton den Salon betrat, wo der Hauself das Buffet gerade herrichtete, fiel ihm das strahlende Gesicht des hochgewachsenen, dunkelhäutigen Mannes auf, der das Mädchen fest an sich gedrückt hatte. Die Begrüßung zwischen Thornton und Mias Eltern war entspannter verlaufen, als der junge Mann gedacht hatte. Zwar standen beide dem Vorhaben ihrer alten Herren mit Misstrauen und immer noch flackernder Wut gegenüber, doch waren die Würfel gefallen und die Entscheidung nun nicht mehr rückgängig zu machen. Thornton hatte den festen Händedruck Blaise Zabinis ebenso fest erwidert und auch eine, wenn auch flüchtige Umarmung mit Pansy Zabini hatte ihn in seiner Annahme bestätigt, dass es Euphemia gut ergangen war. Terence hatte ihn hoch geschickt, um das Mädchen zu wecken und ebendieses klammerte sich nun herzlich an die Frau, die ihr mopsähnliches Gesicht zu einer gütigen Miene verzog. Thornton spürte eine Hand auf seiner linken Schulter und in seiner Nase setzte sich der beißende Geruch des väterlichen Aftershaves fest. Mit einem Lächeln auf den Lippen begrüßte Terence Higgs die ehemaligen Klassenkameraden und nun Schwiegereltern seines Sohnes. Nach anfänglichem, leichten Geplänkel, erhob Blaise Zabini jedoch das Wort. »Mia, ich hoffe, dass du dich für den Empfang noch zurecht machst!«, meinte er, sah jedoch nicht zu seiner Tochter, sondern bedachte Thornton mit einem bohrenden Blick. »Tut mir leid, aber ich wollte euch sehen!«, gab das Mädchen wahrheitsgemäß zurück und zupfte unschlüssig am Saumen des Nachthemds. Leichte Röte umspielte ihre Wangen, ehe sie auf den Hacken kehrt machte und den Raum mit entschuldigendem Gesichtsausdruck verließ. Terence warf seinem Sohn einen auffordernden Blick zu und dieser hastete der jungen Frau nach. Abermals vernahm Thornton die Stimme seines Vaters, der erneut Lobeshymnen für das Mädchen, deren Manieren und Schönheit fand und in seinen Worten Bestätigung suchte und ebendiese fand. Freudig wurde also über das Leben der Zöglinge geplaudert und den weiteren Verlauf, den es nun zu bestreiten galt. Traurig stimmte ihn jedoch die Tatsache, dass sich Pansy Zabini nach seiner Mutter erkundigte und Terence nur eine klägliche Entschuldigung für ihr Fehlen am Morgen fand. Wie immer, er schiebt Migräne vor!, knurrte Thornton kopfschüttelnd, während er immer zwei Stufen auf einmal nehmend, Euphemia hinterher eilte. »Mein Auftritt von eben tut mir leid. Wie unangenehm.« Euphemia lief in ihrem Zimmer auf und ab, während Thornton ruhig und gelassen auf ihrem Bett saß und dem Treiben des jungen Fräuleins kopfschüttelnd zu sah. »Es sind deine Eltern!«, erklärte er mit einem Zucken der Schultern und beobachtete, wie das Mädchen mit ihrer störrischen Mähne kämpfte. »Der Empfang ist erst heute Abend. Beim Dinner werden einige der angesehensten Hexen und Zauberer dabei sein.« Müde drangen die Worte aus seinem Mund, ehe sich der junge Mann zurückfallen ließ und die Arme hinter dem Kopf verschränkte. Mia hielt in ihrem Tun, sich die Haare zu bürsten, inne und blickte emotionslos zu ihm herüber. »Ich verzeihe ihnen zwar nicht, was sie getan haben, aber es freut mich trotzdem, dass sie dabei sind. Warum war deine Mutter nicht unten?«, fragte sie und flocht ihre Mähne zu einem Zopf. »Migräne, schätze ich. Zumindest ist das die Standardvariante, die Vater immer zum Besten gibt.«, erwiderte Thornton, schloss die Augen und entließ ein gedehntes Seufzen. »Ich bin fertig!«, meinte sie und strich noch einmal über das Kleid, das Feo ihr eingepackt hatte. »Deine Eltern haben dir, im Übrigen, einen Koffer mitgebracht. Keine Ahnung was drin ist, aber sie werden wohl einen Grund gehabt haben, ihn mit sich herumzuschleppen.« Zögernd öffnete der junge Mann die Augen, als er bemerkte, wie jemand gegen sein Knie stieß. Nervös knetete Mia ihre Hände und wirkte Fehl am Platz. Thornton setzte sich auf, erhob sich aus dem Bett und blickte auf das Mädchen herunter. »Ich hoffe, dein Vater denkt nicht, dass ich dich schon in mein Bett gezerrt hätte.«, mit einem Schmunzeln auf den Lippen entgegnete er ihrer unsicheren Haltung. Kopfschüttelnd entkam dem Mädchen nur ein schnaubender Laut der Empörung und des Spotts. »Ich kann mich beherrschen.«, meinte Mia entschieden. »Ach ja? Sicher?«, hakte Thornton provozierend grinsend nach, während Euphemia nur verächtlich schnaubte. »Ich werde mich zügeln, das verspreche ich!«, gebot sie mit ernsten Zügen auf dem Gesicht. »Verspreche nichts, das du nicht halten wirst, Euphemia!«, prophezeite er und hielt ihr seine Hand entgegen, um sie erneut der Gesellschaft beider Elternpaare auszusetzen. Schweigend wurde das Frühstück eingenommen und wie Thornton vermutete, hatte Terence die »Migräne-Karte« bereits ausgespielt und somit die Abwesenheit seiner Gattin zu entschuldigen gewusst. Doch nicht nur Higgs Senior machte ein ernstes Gesicht, auch ruhten die Blicke von Euphemias Eltern auf dem junge Mann, der jedoch nach besten Kräften versuchte, sich nicht verunsichern zu lassen. Ungesagte Worte schwebten durch den Raum und hinterließen ein beklommenes Gefühl bei den Kindern. Eine Antwort auf die nicht ausgesprochene Frage des »Warum«, sank wie ein dicker Schleier auf die Anwesenden herab und nur das Klirren von Besteck und das Absetzen von Tassen auf feines Porzellan war zu vernehmen. Doch das Warum stand nun nicht mehr zur Debatte, schließlich hatte man weder Daphne, noch Terence gefragt, geschweige denn Pansy oder Blaise, ob sie einer Heirat zustimmten. Und diese vier hatten nach alter Tradition beschlossen, dass ihre Nachkömmlinge den gleichen Weg zu gehen hatten, ob es ihnen nun zusagte, oder nicht! »Um fünfzehn Uhr wird Monsieur Beauvair hier eintreffen, um euch zurecht zu machen.«, erklärte Terence mit tiefer Stimme und durchbrach somit die Stille. Dankbar nahm Pansy dies zum Anlass, um ihrer Tochter zu erklären, wie sich der Vormittag für sie gestalten würde. Auch flossen einige Namen in das Gespräch ein, die ihre Anwesenheit am Abend bereits angekündigt hatten. Natürlich würden die Malfoys es sich nicht entgehen lassen, um der Verlobung ihres Neffen und Cousins beizuwohnen. Auch Feodora und ihr Vater würden der Einladung nachkommen und ebenso ein paar andere Bekannte und Freunde beider Familien. Dass die Presse ebenfalls geladen war, stand außer Frage, schließlich war die Ankündigung des Versprechens einer Heirat durch die Eltern bereits vollzogen worden. Dass Thornton das Mädchen nach dem Frühstück nicht mehr zu Gesicht bekam, das Mittagessen vertagt wurde und er sich bis zum Nachmittag mit »Männergesprächen« begnügen musste, war zwar nicht gerade erbaulich, aber der junge Mann fügte sich. Am frühen Nachmittag trafen bereits die ersten Gäste ein und der Hauself lief sich beinahe blutige Hacken, da er von seiner Tätigkeit, den Festsaal zu schmücken, ablassen musste, um die Haustür zu öffnen und die Besucher hinein zu bitten. Thornton gebot dem Elfen, den Saal fertig zu gestalten und erklärte sich bereit, den Portier zu mimen. Der Versuch des Dieners, sein Herr brauche ihm nicht unter die Arme zu greifen, tat der junge Mann mit einem gebieterischen Blick ab und der Elf trollte sich. »Thorn, wieso machst du die Tür auf?« Skeptisch wanderte eine helle Augenbraue empor und Thornton zuckte nur achtlos mit den Schultern. Scorpius beäugte das Treiben seines Cousins mit argwöhnischem Blick und verwickelte ihn in ein belangloses Gespräch, das sich mit Quidditch und den »abgewrackten« Lehrkräften beschäftigte. Inhaltlos und uninteressant, wie der junge Mann feststellte, dennoch bemühte er sich, seine gelangweilte Haltung nicht zur Schau zu tragen. Während Tante Astoria ihrer Schwester mit Hilfe von Pansy ins Gewissen zureden versuchte und Draco seinem Schwager Terence und seinem alten Kameraden Blaise von den neuesten Dingen im Ministerium für Zauberei berichtete, trudelten nach und nach die geladenen Gäste ein. Einige blickten erstaunt, als der junge Hausherr die Pforte öffnete und ein strahlendes, wenngleich auch etwas zerknirschtes 'Willkommen' für sie übrig hatte. Die Familien Akins und Whitwick, nebst Zöglingen, apparierten direkt in die Eingangshalle und bedankten sich mit einem stummen Nicken für die persönlichen Einladungen. Duncan Akins und sein um ein Jahr jüngerer Bruder Daniel ließen sich unter lautem Gelächter von Scorpius und Lester in den Festsaal bringen, während sich die Eltern zu den anderen Hexen und Zauberern ins Kaminzimmer gesellten. »Wo ist sie?« Erschrocken fuhr Thornton zusammen, als er die keifende Stimme Feodora Notts hinter sich ausmachte, die ohne Zögern selbst die Haustür geöffnet hatte und in den Flur trat. Thornton deutete mit einem Fingerzeig nach oben und wies Mister Nott mit einem Nicken die Richtung, um ihn in das Kaminzimmer zu lotsen. Das brünette Mädchen wartete mit verschränkten Armen darauf, dass Thornton ihr exakt beschrieb, wo genau sich ihre beste Freundin befand. Dieser seufzte und zeigte auf die Wendeltreppe, die zu den höheren Gefilden führte. »Ich darf sie nicht sehen.«, erklärte er und der fragende Ausdruck auf ihrem Gesicht ließ nach. »Und deshalb auch nicht nach oben. Dritte Tür rechts.« Feodora blickte teilnahmslos zu ihm auf, ehe sie sich in Bewegung setzte und sie Stufen hinauf ging. »Hey Thorn!« Albus Severus Potter trat, mit seiner kleinen Schwester im Schlepptau, über die Schwelle und schlug ihm scherzhaft auf die Schulter. »Danke für die Einladung, auch wenn das jetzt für dich »Verdammnis auf ewig« bedeutet. Lily kennst du ja.« Mit einem Nicken deutete Albus auf das Mädchen hinter sich. Mit ihren vierzehn Jahren machte Lily Luna Potter bereits einen ziemlich reifen Eindruck auf die Jungen seiner Altersklasse und es wurde nicht umsonst gemunkelt, dass sie es auf einen von ihnen abgesehen hatte. Dass sie es einst bei ihm versucht hatte, fand in dem kurzen Augenblick ihres Wiedersehens keinerlei Erwähnung. Doch Albus kannte seine Schwester und würde solch Zustände zu unterbinden wissen. Was er, Albus, tat, stand nicht zum Thema. »Ist euer Hauself krank?«, wollte Lily wissen und blickte neidvoll zu ihm auf. Thornton schüttelte den Kopf, da die Potters die Hauselfenhaltung verboten, konnte er ihre Gefühlsregung durchaus nachvollziehen. »Ich warte auf den Stylisten.«, erklärte er und überging das amüsierte Schnauben von dem mittleren Potter-Spross. »Du bleibst ja in meiner Nähe!«, zischte Albus dem Mädchen zu, das einen protestierenden Laut von sich gab, die rehbraunen Augen verdrehte und sich von ihrem Bruder zu den anderen jungen Zauberern geleiten ließ. Pünktlich auf die Minute erschien Monsieur Beauvair und ließ sich von Thornton bis vor die Tür des Mädchens bringen. Der Herr befasste sich jedoch zuerst mit seiner Garderobe, ehe er sich mit den Damen beschäftigen würde. Ein schlichter, schwarzer Anzug, passende Schuhe und eine Krawatte mussten für den jungen Mann genügen, denn das Hauptaugenmerk würde sowieso auf das Mädchen gerichtet sein, dessen war sich Thornton bewusst. Sowie er fertig gekleidet war, zottelte der kleine, dicke Mann von dannen um ein paar Türen weiter ein Meisterwerk zu kreieren, wie er es nannte. Und der Meister sollte Recht behalten. Denn nicht einmal drei Stunden später stand das Mädchen vor ihm und wartete darauf, dass alle Öffentlichkeit an ihrem Leben teil hatte. Thornton brachte kein Wort heraus. Nicht, aus Unhöflichkeit oder Trotz, sondern aus Bewunderung. Auch Euphemia schwieg und zwang sich, ihn nicht anzusehen. Er hörte sie etwas murmeln und sah sich nun doch gedrängt, das Wort an sie zu richten. »Was?«, fragte er knapp und blickte in ihre verwirrte Miene. Euphemia biss sich auf die Lippen. »Wie hattest du es gestern genannt? Augen zu und durch?« »Nein«, lachte er und schüttelte den Kopf. »Auf ins Getümmel!« Das Mädchen neben ihm nickte tapfer, doch als er ihre Hand ergriff, ging ihr Zittern auf ihn über. »Du siehst hübsch aus. Wir schaffen das schon, mach die Drachen nicht wild!« Thornton versuchte zuversichtlich zu klingen und unterlegte seine Worte mit einem Lächeln, dass das Mädchen zwar zaghaft erwiderte, aber dennoch genauso tapfer wie er nach vorn blickte. Die Ansprache seines Vaters drang nur dumpf an seine Ohren. Thornton vernahm nichts, nur das Geräusch seines Atems, der angespannt aus seinen Lungen entwich. Was würde er jetzt für eine Zigarette geben, nur, damit er sich ruhiger fühlte? Ein nervöses Zupfen ließ ihn von seinen Gedanken Abstand nehmen. Die Frau neben ihm wirkte genauso angespannt wie er, wenn nicht sogar noch aufgeregter. Immer noch hielt sie seine Hand und er spürte die Kälte, die ihr in die Glieder gefahren war. Auch ein aufbauendes Drücken ihrer Finger half nicht über diesen Moment hinweg, als Terence den Anwesenden erklärte, dass die Verlobung beider nun endgültig besiegelt worden sei. Da auch Euphemias Vater seine Glückwünsche bekundete und freudestrahlend seinen Kelch erhob, klatschten und jubelten die Gäste und gratulierten zu dieser zukunftsträchtigen Entscheidung. Für den Tagespropheten und vielerlei Klatschblätter wurden diverse Fotos geschossen. Mal die beiden vermeintlich Verliebten einzeln, dann mit der Familie. Zu Thorntons positiver Verwunderung hatte seine Mutter darauf bestanden, dass man die Fotos nicht ohne sie machte. Auch, dass sie ihn und das Mädchen freudig umarmte, ließ bei dem jungen Mann zwar Skepsis aufkommen, doch nachzufragen erachtete er als unpassend. Anscheinend war es seiner Tante gelungen, der Frau gut zuzusprechen, da Daphne eine ungewohnt optimistische Haltung an den Tag legte. Thornton fing den unsicheren Blick des Mädchens auf und versuchte, aufmunternd zu lächeln. Als die Formalitäten geklärt waren und die Presse abzog, zerstreuten sich die anwesenden Hexen und Zauberer. Immer wieder schüttelten sowohl Euphemia, als auch der junge Mann Hände, lächelten zuversichtlich und bedankten sich für die Bekundungen des Glücks. Laut aufatmend reichte Thornton ihr ein Glas Punch und Mia nahm dieses nur all zu gern entgegen. »Hey, langsam!«, bedeutete er ihr, als das Mädchen in hastigen Schlucken den beerenfarbenen Trunk hinunterstürzte. »Da ist Alkohol drin!« Euphemia leerte das Glas und reichte es ihm. »Danke, das war nötig. Ich kann schon gar nicht mehr lächeln. Mir tun die Wangen weh!«, meinte sie, die Lippen zu einem zaghaften Lächeln erhoben. Auch ihm entkam ein knappes Lachen, ehe eine Meute junger Männer auf sie zugestürzt kam. Unter ihnen befand sich Feodora, die ihrer Freundin in die Arme fiel und diese wurde von dem Wirbel aus Farben und den Freudentränen Feodoras mitgerissen. »Feo, mir ist schwindelig. Nicht so schnell!«, lachte Mia und genoss diese vertraute Geste. »Meinen Glückwunsch. Sind wir jetzt verwandt?« Mit einem Grinsen im Gesicht nahm Scorpius das Mädchen in den Arm. Verwirrt über seinen Ausspruch, zuckte Mia nur mit den Schultern und sah zu Thornton herüber, der genauso ratlos schien. »Ich will nur sicher gehen!«, griente Scorpius und erntete einen vernichtenden Blick seines Cousins. »Finger weg von meiner Verlobten!«, drohte Thornton in gebieterischem Ton. »Nur, wenn sie die Finger von uns lässt!«, lachte Duncan auf und entging nur knapp Albus' Stoß in die Rippen. »Ganz bestimmt!«, verteidigte sich Euphemia. »Ich kann schon auf mich aufpassen!« »Und wenn nicht, unser Thorn ist ja auch noch da!«, feixte Lester und nahm seinen Freund scherzhaft in den Schwitzkasten. Unter ächzenden Lauten entwand sich Thornton der Attacke seines Freundes, während Feodora weiterhin ungehalten auf das Mädchen einredete und ihr immer wieder um den Hals fiel; und die Zeit würde zeigen, was so mancher sich ersehnt und erhoffte. Doch noch ward das letzte Kapitel nicht geschrieben, Herzen noch ungestüm, Träume und Wahrheiten unerreicht, ebenso wie Freud und Leid. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)