Doppeldeutigkeiten. von YunYun ================================================================================ Kapitel 1: ----------- ~ Mal wieder eine etwas längere Fanfiction von mir. Ich weiß noch nicht genau, wie viele Kapitel es werden, aber es wird auf jedenfall umfangreicher als die letzten beiden |D Ich hoffe, es gefällt und wünsche viel Spaß beim lesen :) ~ Kapitel 1 Was für ein Wahnsinnsauftritt war das nur gewesen? Aoi fühlte sich als würde er innerlich überschäumen, als er sich auf einen der hohen Barhocker in der Hotelbar setzte und sich das aktuell helle Haar aus dem Gesicht strich. Er konnte das Adrenalin noch immer in jeder Zelle seines Körpers spüren und wünschte sich zurück auf die Bühne und vor das aufgeheizte Publikum. Er wollte schnell wieder zurück damit ihm dieses Gefühl nicht gleich wieder verloren ging. Dieses Festival war das Beste was ihm überhaupt passieren konnte. Es war offiziell das erste Mal gewesen, dass er nicht nur den Part der zweiten Gitarre übernommen hatte - diesmal durfte er seine Stimme erheben und zeigen, dass er nicht nur die Saiten ganz gut anschlagen konnte. Sollten die Kritiker nur schmunzeln und sich das Maul zerreißen, er wusste doch, dass er es besser konnte. Ihm war es doch völlig gleich was andere sich über ihn erzählten. In dem Moment seiner Begeisterung nahm er sich das wirklich ab. Eigentlich war Aoi nicht sonderlich von sich selbst überzeugt und eher von Selbstzweifeln überladen, aber daran dachte er jetzt nicht. Er dachte nur daran, dass er es allen und vor allem sich selbst bewiesen hatte, dass er zu mehr fähig war. Zu schade, dass es nur dieser eine Gig gewesen war. Eine kleine Egospritze wie diese würde ihm ab und an wirklich gut tun - mal ganz von den völlig anderen Persönlichkeiten, mit denen er diesmal zusammen gewesen war. Zwar liebte er seine eigentliche Band und fühlte sich im Großen und Ganzen auch wohl, aber diesmal - zu Zeiten des PSC 7 Days Events, bei dem so ziemlich jeder unter Vertrag stehende Künstler es mit ganz anderen Musikern zutun bekam - war es schon etwas Besonderes gewesen. In seiner Band war er umgeben von Talenten - damit musste sein eigenes ja untergehen und Aoi wusste, dass er im Vergleich zu beispielsweise Gitarre Nummer Eins eher blass aussah. Aber auch die anderen wurden regelrecht in den Himmel gelobt: besonders Ruki und Uruha. Allein wenn er nur an die beiden dachte bekam er schlechte Laune. Schlechte Idee - sagte er sich selbst und bestellte ein Bier bei dem dürren Barkeeper, der bestimmt nur eine Aushilfe war und nicht ganz so cool rüber kam wie die, die wirklich Erfahrung in dem Job mitbrachten und kleine Kunststücke aufführten, wenn sie die Spirituosen in die Gläser einfüllten. Er bemühte sich aber zumindest halbwegs professionell zu reagieren und lächelte scheu. Ein bisschen süß war er ja schon und Aoi musste schmunzeln. »Danke sehr«, sagte Aoi und war versucht dem Jungen zuzuzwinkern, der aber schon vorher ein wenig errötete und eilig seiner Arbeit weiterging, immerhin war er nicht der einzige Gast hier und er konnte es sich sicher nicht leisten, dass sich ein Gast beschwerte. Immerhin war das Hotel hoch angesehen und negative Kritik zog so etwas schneller runter als man seinen eigenen Fehler überhaupt registrieren konnte. Warum der niedliche Barkeeper so auf ihn reagierte war Aoi auch klar. Er musste ihn erkannt haben, denn so schüchtern und beinahe peinlich genau darauf bedacht, dass er ihn nicht zu lange anstarrte, reagierten die meisten ‘Normalsterblichen’ auf ihn. Ein furchtbarer Zustand, denn so jemanden kennen zu lernen, der ihn normal behandeln würde war wirklich schwer. Dabei wünschte Aoi sich eine bodenständige Person an seiner Seite, die ihm auch den Kopf mal gerade rückte, wenn er anfing zu spinnen. Hohe Ansprüche - das wusste er. Wer widersprach schon gern einem Mann, der so viel Geld hatte? Geld machte attraktiv und es zog besonders die jungen und hübschen Männer an, die für ein paar Yen vor ihm auf den Knien rutschten und ihm wenn es sein musste die Füße küssten - wahlweise auch alles andere. Von denen gab es mehr als genug und für eine Nacht war das auch ganz witzig, aber es machte ihn nicht glücklich, wenn sein Partner nach einem wedelnden Geldschein schnappte wie ein hungriger Hund nach dem Knochen. Und damit befand er sich in seinem verhassten Teufelskreis, denn die Männer, die sich nicht von Geld oder anderen Banalitäten bestimmen ließen waren schwer zu bekommen. Einmal war er mit so einem zusammen gewesen, aber die Erinnerung war versiegelt und weggesperrt worden. Ihm fehlten praktisch fünf Jahre in seinem Leben, obwohl es zweifelsohne die besten seines ganzen Lebens gewesen waren. Und es tat immer noch weh, wenn er daran dachte. Am liebsten würde er auch diesen Menschen wegsperren, aber das ging einfach nicht. Zumindest nicht so einfach. »Hey Darling«, flötete eine attraktive und zweifellos unverwechselbare Stimme, die ihm eine eisige Gänsehaut verpasste. Ein seidig weiches Lippenpaar küsste auf seine Wange in gefährlicher Nähe seines Ohres - gleich noch mal dieser widerliche Schauer. Diesmal schüttelte Aoi sich wirklich und die süße Illusion des Mannes, den er einmal so angebetet hatte, löste sich auf und verflüchtigte sich dahin zurück, wo sie hingehörte. Auf den Platz neben ihm schob sich stattdessen Kazuki, der unverschämt gutaussehende Gitarrist der Band SCREW. Er grinste schmutzig über das ganze Gesicht und labte sich an den entgleisten Zügen seines Gegenübers. »Immer machst du dich ohne mich davon, Schätzchen«, zog er ihn liebevoll auf. Es fehlte ja nur noch, dass er ihm einen Kuss aufdrückte! Aoi hingegen fing sich endlich wieder und brummte. Das war ganz typisch für diesen Aufreißer. »Nenn mich nicht so du Bastard«, meckerte er nur und blickte noch etwas finsterer drein, als Kazuki gleich noch einmal mit seiner Masche ansetzte. »Aber Schatz, du hast mich doch sicher schon vermisst. Oder warum ziehst du so ein deprimiertes Gesicht?« Er schob sich eindeutig zu nah zu Aoi und legte einen Arm um seine breiten Schultern, um ihn noch einmal auf die Wange zu küssen. Eine leichte Alkoholfahne haftete dem jungen Mann jetzt schon an. Schließlich drehte er sich zu dem kleinen Barkeeper, der das Szenario mit übergroßen Augen beobachtete. Der Ärmste - was sollte er denn jetzt denken? Kazuki winkte ihn mit dem Zeigefinger und unausstehlicher Eleganz zu sich, während er keinen Millimeter von Aoi wich und sich an ihn schmiegte, als würden sie wirklich zueinander gehören. Er schenkte dem jungen Mann einen sinnlichen Blick, dann bestellte er einen Whisky. Aoi war das alles einfach nur peinlich und er räusperte sich, als er Kazuki wieder dazu brachte von ihm abzulassen. »Bist du schon besoffen?« »Nein«, meinte er merklich amüsiert über sein eigenes Tun, aber seine Augen wirkten tatsächlich klar. Das war ja das schlimme: Kazuki war einfach immer dazu in der Lage so zu flirten und anderen damit die Schamesröte ins Gesicht zu jagen. »Aber ich dachte ich heitere dich ein bisschen auf.« Er lächelte ein hübsches Lächeln. Kazuki war einer dieser Menschen, die immer gute Laune hatten. Er ärgerte sich über nichts und er meckerte auch über nichts, zumindest war das noch nie passiert wenn Aoi dabei gewesen war. Bestimmt wirkte er deswegen so unglaublich anziehend auf die Männer - und das war auch seine Schwäche. Alkohol und hübsche Männer - meistens in Kombination. Aoi wollte nicht wissen mit wie vielen Typen er schon im Bett gewesen war. Aoi hingegen neckte er nur mit seinen Spitznamen und Anmachesprüchen, sonst lief nichts zwischen den beiden. Wahrscheinlich war er ihm einfach viel zu alt. »Ist alles okay? Du guckst schon wieder so«, sagte er. »Was hat er schon wieder gemacht?« Mit >er< war Uruha gemeint - Aois Ex-Freund. Sie hatten sich vor etwa einem halben Jahr getrennt und Aoi litt seit dem Höllenqualen. Er bekam ihn nicht aus dem Kopf und es würde wahrscheinlich auch nicht so schnell besser werden, immerhin hatte er ihn täglich vor der Nase. Und das Schlimmste daran war, dass er jetzt etwas mit einem anderen Bandmitglied hatte und das leider auch nur allzu offensichtlich vor den anderen heraushängen ließ. Wegen Ruki war er verlassen worden, ausgerechnet Mister allzeit schlechte Laune und überkreativ ruinierte ihm sein Liebesleben und durfte jetzt das genießen, was Aoi mit Uruha oft den ganzen Tag gemacht hatte. Dabei passten die beiden doch gar nicht zueinander. »Nichts«, sagte Aoi nur und sah zu, wie der junge Barkeeper Kazuki das Getränk kredenzte und ihn eine Winzigkeit zulange musterte, um es als bloßes Betrachten abzustempeln. Der bemerkte es aber gar nicht und warf Aoi nur einen strafenden Blick zu. Er wusste alles über den Ausgang dieser Beziehung und war praktisch dabei gewesen, als Uruha ihm ohne mit der Wimper zu zucken und gewohnt eiskalt gesagt hatte, dass er ihn seit ein paar Monaten betrog und keinen Sinn mehr in der Beziehung sah. Und das nach fünf Jahren. Einfach so von heute auf morgen war es aus gewesen. Und seitdem nahm er nicht unbedingt Rücksicht auf Aois Gefühle, küsste den Neuen vor seinen Augen oder trieb nicht gerade jugendfreie Dinge mit ihm an Orten, wo sie einfach auffliegen mussten. Im Tonstudio zum Beispiel. »Ich habe ihn heute nicht mal gesehen. Und ich will auch gar nicht an ihn denken.« Als es vorbei gewesen war und Aoi sich daran gemacht hatte seinen Kummer in Alkohol zu ersäufen, hatte er Kazuki zufällig in einer Bar getroffen. In seinem Suff war es ihm gar nicht möglich gewesen darüber zu schweigen. Der Schönling war aber eigentlich auch der Einzige, der so genau darüber Bescheid wusste. Und selbst das war Aoi schon unangenehm genug. Eigentlich wollte er niemandem die Ohren voll jammern. »Gut. Umso besser. Denk lieber an mich«, grinste Kazuki nur. Er flirtete eben für sein Leben gern und ließ Aoi seufzen. Was auch immer es positives für sich haben sollte, wenn er Kazuki nach geiferte, wusste er auch nicht. Abgesehen von einer Streicheleinheit von dessen Ego natürlich. »Ich fand dich übrigens gut heute - hätte gar nicht gedacht, dass du das so kannst«, sagte er und nippte an dem Whiskyglas und der bräunlichen Flüssigkeit. Er verzog trotz der hohen Prozente keine Miene. »Du kannst gut singen.« »Ehrlich?« »Klar. Du solltest vielleicht generell ein zweites Projekt starten und da singen.« Kazuki lächelte den älteren Gitarristen an, der nachdenklich drein blickte und die Lippen ein klein wenig kräuselte. Sie beide wussten, dass Aoi nicht sonderlich glücklich mit seiner aktuellen Lebenslage war. Vielleicht würde so was ja ein wenig Abwechslung bringen. Die kleine Sessionband, mit der er an diesem Tag aufgetreten war, war nur für ein siebentägiges Event seines Labels und dessen zehnjähriges Bestehen ins Leben gerufen worden. Nur einen einzigen Auftritt hatte es für sie gegeben - genau genommen bestanden die sieben Tage für ihn nur aus den ersten beiden und dem letzten. Mehr gab es nicht zutun und er hatte sogar in Erwägung gezogen die Tage dazwischen abzureisen und nur für den letzten Tag noch einmal hier aufzuschlagen. Aber was sollte er allein Zuhause? Hier gab es immerhin Kazuki und dessen halbwegs trinkfeste und heitere Band. Im Gegensatz zu seinen Bandkollegen waren von SCREW alle an den Sessionbands beteiligt. Generell waren die anderen Bands etwas mehr engagiert als die von Aoi… »Bist du dabei?« »Klar«, grinste Kazuki gleich und wippte mit den Augenbrauen, die mehr eine Strichform als eine Rundung hatten. Die eine wurde von einem Piercing abgeschlossen - generell hatte er wohl eine Schwäche für Piercings und Aoi musste sich unweigerlich fragen wo er wohl sonst noch welche versteckte. Allein bei dem Gedanken musste Aoi es unterdrücken zu grinsen. Der Abend wurde wie erwartet lustig, denn Kazuki ließ es nicht zu, dass sie auf zu emotionale Themen umschweiften. Er machte um alles seine kleinen Witzchen und brachte Aoi wirklich nicht dazu an seine Problemwelt zu denken. Gegen seinen Alkoholkonsum hingegen konnte er nichts ausrichten und war wohl auch nicht gerade die geeignete Person, da er selbst gern zu tief ins Glas sah. Nachdem Aoi das fünfte Bier erfolgreich geleert hatte und gerade noch ein sechstes ordern wollte, kam seine hübsche Begleitung ihm zuvor. »Ich glaube wir sollten langsam aufhören«, lachte Kazuki und nahm Aoi die Entscheidung ab. Sie beide wussten, dass er genug hatte, aber er würde auch problemlos weiter machen, bis er gleich hier in der Bar einfach einschlafen würde. Stattdessen erhob er sich nun und bemerkte schon nach den ersten zwei Schritten, wie sehr es ihm eigentlich drehte. Sein Kopf fühlte sich wie der Inhalt eines Cocktailmixers an und ihm war sogar ein wenig übel. Alkohol verfehlte aber auch nie seine Wirkung. »WOW langsam! Kotzt mir hier ja nicht hin«, meinte Kazuki, der das verdächtige Schwanken bemerkt hatte und seinen trunkenen Freund lieber ein wenig stützte. Offensichtlich vertrug er mehr als Aoi - wie viel hatte er überhaupt getrunken? Wirklich leer war sein Glas doch nie gewesen. »Ich kotz doch nicht«, lachte er nur, hielt sich aber doch besser an Kazuki fest. Der sah ihn amüsiert an und gemeinsam schafften sie es bis zum Fahrstuhl. Aoi wurde schließlich an eine der Spiegelwände gelehnt, wo er ein wenig tiefer sackte und sich schwer damit tat das Drehen zum Stillstehen zu bringen. »Oh Mann… mein Kopf platzt gleich«, sagte er und fuhr sich durch das silbrige Haar. »Kein Wunder - du trinkst zu viel«, sagte Kazuki nur, dem es wesentlich besser ging und der gerade den Knopf gedrückt hatte, der sie in das siebte Stockwerk brachte. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Aoi nun wirklich mit dem Würgereiz kämpfte, als der Fahrstuhl sich bewegte. Er wurde blass. »Alles nur wegen diesem Arschloch. Wieso musste er mich auch verlassen? Vorher ging es mir blendend und jetzt… sieh mich an!« Kazuki gehorchte und registrierte schnell, dass die erst so ausgelassene Stimmung gerade gefährlich umschlug. So war Aoi immer, wenn er betrunken war und erst dann kamen seine düsteren Gedanken wirklich zum Vorschein. Wenn ihm nicht in den nächsten zehn Sekunden etwas einfiel, womit er seine Stimmung wieder kippen konnte, war es um ihn geschehen. »Denk nicht an ihn.« »Was weißt du schon? Du hast doch keine Ahnung von richtiger Liebe«, schnauzte Aoi. Er sackte noch ein wenig mehr gegen die verspiegelte Wand und legte den Kopf in den Nacken. Es gelang einfach nicht wieder klar zu denken. Er sah nur Uruha - immer wieder Uruha und ihre fünf Jahre, die er doch eigentlich vergessen wollte. Jetzt waren sie wieder präsent und so perfekt, wie eine Beziehung nur sein konnte. »Mag schon sein«, sagte Kazuki nur gleichgültig und wartete auf das erlösende Geräusch des Fahrstuhls, wenn sie endlich ankamen. »Bin auch nicht scharf drauf wenn ich mir ansehe was Liebe aus den Menschen macht.« »Danke auch, Arschloch.« »Du solltest endlich aufhören in deinem Selbstmitleid zu ersaufen.« Es klang wenig interessiert, aber Kazuki wusste, dass Aoi das Gespräch bis zum nächsten Tag wieder vergessen würde. Zu schade eigentlich. Aber was sollte er jetzt mit ihm anfangen? Er konnte ihn ja schlecht seinem Schicksal überlassen. Oder doch? Normalerweise brachte er ihn sonst nach Hause und warf ihn in seinem Bett ab, um sich fortwährend anzuhören, wie schlecht sein Leben doch lief. Dabei war er so ein angesehener Musiker - er verdiente mit seiner Kreativität unverschämt viel Geld und trotzdem kam es Kazuki manchmal so vor, als würde er viel lieber am nächsten Morgen nicht mehr aufwachen wollen. Privat lief es eben in eine ganz andere Richtung - daraus machte Aoi schon lange kein Geheimnis mehr. Selbst die Fans mussten das mittlerweile mitbekommen. Nein, er würde sich nicht einfach umdrehen und ihn zurücklassen. Lieber legte er sich seinen Arm um die Schultern, als das erlösende Geräusch des Aufzugs erklungen war und die Türen sich ganz automatisch für sie öffnete. Aoi ließ sich ohne Weiteres mit hinaus und auf den edlen Flur ziehen, der deutlich machte, dass hier nur Menschen mit einer ausreichend großen Geldbörse leben konnten. In ihrem Fall war das Label aber für sie aufgekommen. Kazuki beschloss, dass Aoi seinen Rausch besser auf seiner Couch ausschlafen sollte - die besaß das Hotelzimmer nämlich neben einem wunderbar riesigen und bequemen Bett auch. Das war allemal besser als sich Gedanken machen zu müssen, ob Aoi es überhaupt bis zu seinem Bett schaffte und nicht zwischendurch auf dem Gang einfach einschlief. Oder schlimmer noch: wenn ihn die Wut packte und er zu Uruha stapfte - diese Demütigung wollte er ihm zumindest jetzt ersparen. »Du musst mir nicht helfen«, moserte Aoi leise und löste sich wieder, um in leichten Schlangenlinien selbstständig zu laufen. Es war ihm unangenehm wenn er keine Kontrolle mehr über sich hatte. »Tut mir leid. Immer musst du meine Eskapaden miterleben.« »Macht nichts. Dafür sind Freunde doch da«, sagte Kazuki ein wenig überrascht. Er wusste, dass er sich schon einmal so benommen hatte wie jetzt? Scheinbar vergaß er doch nicht alles, was in seinem Rausch geschah. »Nein. Wirklich - es tut mir leid«, beteuerte Aoi den Kopf senkend und wurde, je näher sie Kazukis Zimmertür kamen, langsamer. Schließlich blieb er ganz stehen. Der jüngere Gitarrist sah ihn ein wenig zweifelnd an. Er hatte Mitleid mit Aoi und wollte ihm nur zu gern helfen. Aber wie? Was konnte er schon ausrichten? »Lass den Kopf nicht hängen. Das wird schon alles wieder«, sagte er mit einem Lächeln und legte den Finger unter Aois Kinn, um ihn dazu zu zwingen den Kopf wieder zu heben. Eigentlich war er doch ein attraktiver Mann - ihm würde es doch nicht schwer fallen sich jemanden zu suchen, der es ehrlicher meinte als Uruha. Wenn er nur endlich dazu bereit wäre sich überhaupt wieder auf einen anderen einzulassen. Kazuki handelte instinktiv, als er sich zu ihm neigte und ihn einfach küsste. Und Aoi währte sich auch gar nicht dagegen - im Gegenteil. Er schob sich ein wenig verhalten dagegen und ließ seine Hände erstaunlich sanft für seinen Zustand über Kazukis Hüften streichen. Gedankenlos teilten sich ihre Lippen, Zungen begegneten sich und wurden schnell hemmungslos in ihrem Umgehen. Immer wieder setzten sie an, immer wieder schnappte Kazuki nach ihm, biss ihn ein wenig und ließ Aoi hungrig auf mehr werden. Es war fast so, als würden sie sich schon lange nacheinander verzehren. Dabei war diese Verbindung alles andere als geplant gewesen. Gerade eben hatte Kazuki noch Mitleid mit dem Mann empfunden. Noch einmal drängten sie sich dicht aneinander, wobei Kazuki ihn dominierte und deutlich den Ton angab, wie es vor ihm lange keiner getan hatte. Selbst Uruha… Halt - nicht an ihn denken! - schimpfte Aoi mit sich und drängte sich fest gegen Kazuki, der leise gegen seine Lippen keuchte, als er gegen die Wand gedrückt wurde. Aoi wollte die Scheingestalt seines Ex-Freundes lieber schnell wieder loswerden - den Moment würde er ihm nicht versauen. Uruha würde ihm bestimmt keine Schuldgefühle einreden können. Aoi war doch nicht schuld, dass es auseinander gegangen war. Und er durfte doch wohl auch mal mit einem anderen Mann ein bisschen Spaß haben. Aoi fühlte sich benebelt, als Kazuki seine Lippen von ihm löste und den Kopf ein wenig zurück zog. Sanft strich er eine silberne Strähne aus seinem Gesicht. »Alles klar?«, fragte er ein wenig verschmitzt. Es missglückte Dank dem Alkohol ein wenig, aber süß sah es trotzdem aus. »Hm~«, summte Aoi und löste sich schließlich ganz. Seine Lippen brannten förmlich. Seit der Trennung war da niemand gewesen, mit dem er so herumgemacht hatte. »Ich werd mal ins Bett gehen. Danke für den Abend.« Warum machte er das jetzt? Sollte er nicht besser versuchen wirklich bei Kazuki zu landen? Vielleicht würde es ihm ja gut tun, wenn er sich mal mit einem anderen vergnügte. Dafür war der hübsche Gitarrist in seinem jetzigen Zustand bestimmt sowieso zu haben. So eine Gelegenheit sollte er doch jetzt nicht liegen lassen! Aber stattdessen ging er schon weiter und machte sich auf den Weg zum Fahrstuhl, denn sein Hotelzimmer war nicht auf der selben Etage. Zum Treppensteigen fühlte er sich nicht mehr in der Lage und in seinem Kopf rauschte es merkwürdig laut. »Mach das.« Kazuki lächelte immer noch und wandte sich ebenfalls ab, aber dann zögerte er. Vielleicht ging ihm das selbe durch den Kopf, vielleicht war es aber auch einfach seine Natur alles abschleppen zu wollen, was sich nicht wirklich dagegen aussprach. »Hör mal, Aoi«, rief er ihm nach. Weit war er ohnehin noch nicht gekommen. »Willst du nicht vielleicht lieber mit zu mir kommen?« Fortsetzung folgt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)