Kaffee und Vanille 2 von Jeschi ================================================================================ Kapitel 8: Liebestoller Superheld --------------------------------- Gegen Mittag komme ich in Hamm an. Lange ist es her, denke ich und trete auf das vertraute Bahngleis. Es ist schön in Köln. Nicht zuletzt wegen Valentin. Aber irgendwie ist es auch immer wieder schön, nach Hause zu kommen. Vor allem, weil hier Menschen auf mich warten, die ich wirklich vermisst habe. „Joshua!“ Ich grinse, als ich Chris erkenne, der mir begeistert zu winkt. Es ist Tradition geworden, dass mich meine Freunde abholen. Als Jona noch hier gewohnt hat, waren es er und Benni. Jetzt, wo Benni die Ferien bei Jona in Frankfurt verbringt, sind es Chris und die anderen, die diese Rolle übernehmen. Zu ihnen laufe ich jetzt auch und grinse sie an. „Na. Alles klar?“, grinst Lukas und wuchtet mir eine Hand auf den Rücken. Ich hab das Gefühl, er ist noch größer geworden. Dabei müsste er schon längst aus der Wachstumsphase raus sein. „Alles Bestens. Und bei euch?“ „Alles super,“ antwortet Victor für sie alle drei und Chris sieht mich fragend an: „Wo hast du Valentin gelassen?“ Ich seufze und erzähle ihnen von dem Demotape. Dass es nicht zu ihnen durchgedrungen ist, verstehe ich gar nicht. Sonst plaudert Jona doch auch alles aus. „Man, ist das cool,“ meint Vic und Chris stimmt zu: „Dann wird er ja doch berühmt.“ Während sie davon schwärmen, bald einen Superstar zu kennen, verziehe ich nur den Mund. Es ist wirklich nicht so, dass ich es Valentin nicht gönnen würde. Aber verdammt… ich will es einfach nicht. Was will er denn dann noch mit mir? Ich bin doch dann nur im Weg. „Was guckst du jetzt so? Vermisst du ihn so sehr?“ Lukas legt mir einen Arm um die Schultern und führt mich zum Wagen. „Los, komm. Wo du da bist, können wir endlich ein richtiges Match austragen.“ Ich reiße mich zusammen und versuche, diese Gedanken zu verdrängen. Ich sollte die Ferien genießen. Und ich bin sicher, dass ich das auch werde, wenn ich mir nur ein wenig Mühe gebe. Wenig später stehen wir im Park auf unseren Lieblingsplatz und spielen fleißig Basketball. Chris und ich gegen Lukas und Vic. Es ist nicht ganz das gleiche, wenn Jona und Benni nicht mitspielen. Aber Spaß macht es trotzdem. Ich muss daran denken, wie wir in den letzten Sommerferien jeden Tag hier waren. Jona hat es sich zur Aufgabe gemacht, Valentin den Sport näher zu bringen, weil ich seiner Meinung nach versagt habe. Tatsache war aber, dass Valentin versagt hat. Er kann zwar relativ gut Körbe werfen, aber es ist einfach amüsant zu sehen, dass er auf dem Feld herumstolpert und einfach keinen Ball bekommt. Irgendwann haben wir ihn unter dem gegnerischen Korb platziert und nur noch angespielt, wenn wir schon durch waren. Natürlich hat er uns das nicht übel genommen. Und natürlich hat es uns nichts ausgemacht. Letztlich hat es sogar Spaß gemacht, da es das ganze aufgelockert hat. Schade, dass er nicht hier ist. Ich seufze. Ich vermisse ihn jetzt schon! Irgendwann am Abend komme ich nach Hause, wo meine Mutter schon auf mich wartet. Ich halte mich nicht lange auf, begrüße sie nur und esse etwas mit ihr und meinem Vater, kaum kommt der nach Hause. Sie habe ich schon informiert, dass Valentin nicht mitkommen kann, also fragt man mich zumindest hier nicht ständig nach ihm aus. Ich weiß, dass ihnen beiden einiges auf der Zunge brennt. Meine Mutter interessiert es sicher brennend, was Valentin in München so treibt, aber sie fragt nicht, weil sie weiß, dass es mich bedrücken würde, darüber zu reden. Und mein Vater… ich habe das Gefühl, dass es ihn schon gegen den Strich geht, dass Valentin und ich überhaupt noch zusammen sind. Aber er sagt nichts. Und darüber bin ich froh. Ich will mich nicht mehr dafür rechtfertigen müssen, einen Jungen zu lieben. Er muss es akzeptieren und dafür braucht er mich nicht. Nach dem Essen stehe ich auf und gehe in mein Zimmer. Mein Bett kommt mir seltsam leer vor, so ohne Valentin. Wann habe ich das letzte Mal alleine darin geschlafen? Aber jetzt ist noch gar nicht an Schlafen zu denken. Im Gegenteil. Jetzt beginnt der schönste Moment des ganzen Tages. Ich schalte meinen Laptop an und warte. So anstrengend es immer war, einen Termin mit Jona zu finden, um zu skypen, so leicht ist es jetzt mit Valentin, der seine gesamte Freizeit vor dem Laptop verbringt und auf mich wartet. Kurz darauf ist die Verbindung hergestellt und Valentin grinst mir entgegen. „Hey du.“ „Hey.“ Ich strahle ihn an. Warum kann man nicht durch den Laptop krabbeln und am anderen Ende herauskommen? Das wäre doch viel praktischer. Ich seufze und Valentin grinst. „Warum so depressiv?“ „Weil ich dich vermisse.“ Oh, wie ich ihn vermisse… Er lacht. „Ich dich auch.“ Ich grinse vergnügt, während er kurz verschwindet und dann wieder auftaucht. „Guck mal,“ meint er und wedelt mit einem T-Shirt vor der Webcam herum. Es ist schwarz mit weißen Sternen. „Hab ich mir heute gekauft. Man kann hier toll shoppen, weißt du.“ Ich seufze. „Warst du schon wieder mit Sven unterwegs?“ Ich hasse mich dafür, ständig davon anzufangen. Aber nur, weil wir uns wieder vertragen haben, heißt das ja nicht, dass ich Sven vergessen habe! Oder Sven Valentin… Er sieht mich belustigt an. Schon seltsam genug. Ich dachte, er würde jetzt verärgert sein. „Nein, ich war mit Sebastian in der Stadt. Der ist übrigens durch und durch hetero. Also keine Sorge.“ „Seit wann verstehst du dich mit Sebastian?“ Ich ziehe die Brauen hoch. „Seit wir hier sind. Ich gehe Sven aus dem Weg und der hängt dafür viel mit Kevin ab. Da bleibt nur noch Sebastian.“ „Und dieser andere?“ „Leon?“ „Ja, genau.“ „Der ist wie du. Der hasst shoppen.“ Ich lache und in dem Moment klopft es und meine Mum kommt ins Zimmer. Als sie sieht, dass wir skypen, winkt sie Valentin ganz begeistert zu. Dann nimmt sie meine Dreckwäsche an sich, die ich mitgebracht habe, und verschwindet wieder. Eigentlich wasche ich meine Wäsche ja selbst. Sonst bräuchte ich echt viele Klamotten, wenn es ein halbes Jahr halten sollte… Aber dank Jona habe ich keine Zeit gefunden, vor der Abreise noch mal zu waschen. „Was habt ihr heute so getrieben?“, will er dann wissen. „Was fragst du noch?“ „Ja okay… was habt ihr heute noch so getrieben, außer Basketball,“ formt er seine Frage um. „Nichts.“ Daraufhin lacht er und ich falle mit ein. Kurz darauf wird er ernst. „Hör mal Joshi… Wegen Sven.“ Er sieht mich ernst an und ich verkrampfe mich ein wenig. Dieser Junge ist für mich ein einziges rotes Tuch. „Ja?“ „Ich hab ihm gesagt, dass ich nichts von ihm will und er solche Aktionen in Zukunft lassen soll.“ Ich seufze. „Das hast du doch schon mal und es hat nichts gebracht.“ Valentin zieht die Brauen hoch. „Das habe ich nicht.“ „Doch… weißt du nicht mehr. Als ich dich mal abgeholt habe, da hat er dich doch auch zugequasselt und du hast nein gesagt. Auch, wenn nicht so deutlich, wie ich es mir erhofft hätte…“ Er runzelt die Stirn, dann scheint es ihm einzufallen. „Das hast du dir zusammen gereimt,“ stellt er dann fest. „Ich hab dir doch gesagt, es ging da um was Bandinternes.“ Nun ist es an mir, die Stirn zu runzeln. „Ich dachte, das war gelogen.“ Er schüttelt den Kopf. „An dem Tag habe ich ihnen gesagt, dass ich nicht mit nach München komme. Und er wollte es mir ausreden.“ Mir klappt der Mund auf. „Solange stand dein Entschluss schon? Warum hast du nie was gesagt?“ Er zuckt mit den Schultern. „Weil er es geschafft hat, mich zumindest zu verunsichern. Aber letztlich wollte ich dann doch nicht mit. Bis du dann…“ Er bricht ab, aber ich weiß, was er sagen wollte. Bis ich Schluss gemacht habe. „Es tut mir Leid, Valentin. Das alles tut mir so Leid.“ „Jetzt hör doch auf damit.“ Er grinst mich wieder an. „Das ist doch schon längst geklärt.“ Ich nicke. „Ich muss jetzt aufhören. Wir wollen in einen Club. Da spielt eine geile Band.“ Er strahlt und ich nicke. Valentin wirft mir noch eine Kusshand zu, dann beenden wir das Gespräch. Den Rest der Ferien verbringen wir zumeist im Park. Ab und an gehen wir auch mal in einen Club oder ins Kino. Aber natürlich haben wir es einfach vermisst, zusammen Basketball zu spielen. Früher haben wir ja fast jeden Tag in der Woche zusammen gespielt. „Sag mal, Chris… hat Jona schon was gesagt?“ Während wir eine Pause machen und gemeinsam in einer Eisdiele einen großen Becher verdrücken, stellt Victor diese Frage. Angesprochner schüttelt den Kopf. „Nein…“ Er sieht nicht unbedingt enttäuscht aus. Aber auch nicht so, als wäre er glücklich darüber. Jona hatte nie vor, etwas anderes zu machen. Chris aber war klar, dass er irgendwann die Wahl zwischen einer normalen Karriere und einer Karriere als Profi entscheiden muss. Wenn er denn ein Angebot bekommt. „Aber das ist eigentlich egal.“ Er sieht uns grinsend an. „Ich habe eine Anfrage von Göttingen.“ „Das ist nicht dein Ernst!,“ ruft Vic aus. „Warum hast du nichts gesagt?“ „Weil es nicht so sicher ist, wie das von Jona. Sie suchen ein paar Nachwuchsspieler. Aber ich habe keine Chance, schon richtig ernsthaft zu spielen.“ Er seufzt. „Ich bin kein Überflieger, wie Jona. Aber es reicht mir so. Ich kann dann nebenher studieren. Die Uni dort ist ganz gut. Ich könnte Mathe belegen. Dafür ist sie ziemlich berühmt. Oder Jura. Vielleicht sogar Medizin. Mir stehen alle Möglichkeiten offen, versteht ihr.“ „Und nebenher spielst du noch Basketball bei einer guten Mannschaft.“ „Es ist kein Vergleich zu Jonas Angebot. Aber das habe ich nicht erwartet. Ich bin ein guter Spielmacher.“ Er stopft sich einen Löffel Eis in den Mund, „Aber gute Spielmacher gibt es viele. Es kommt auf das spezielle Talent an…“ „Ich finde, du hast mehr Talent, als wir drei zusammen,“ muntere ich ihn auf. „Absolut,“ nickt Lukas. Jetzt grinst Chris. „Das heißt nur, dass ihr schlecht seid. Nicht, dass ich gut bin.“ Darauf hin müssen wir alle lachen. „Und was tust du, wenn Frankfurt auch anfragt?“ „Dann hoffe ich, dass es ein ähnliches Angebot ist, wie von Göttingen. Die Uni in Frankfurt wäre auch eine Überlegung wert. Also wenn das Angebot ähnlich ist… Tja, dann nehme ich Frankfurt. Dann bin ich wenigstens nicht ganz alleine. Und hey… wenn Jona und ich immer noch so gut zusammen arbeiten, wie zu Schulzeiten, könnte ich da größere Chancen haben.“ „Wir drücken dir die Daumen, Kleiner,“ grinst Lukas. Die letzte Ferienwoche verbringen wir bei Benni und Jona. Das heißt für uns, etwas früher aufstehen und dann ab zum Bahnhof. Wenig später sitzen wir im Zug, der uns von Hamm nach Frankfurt bringt. Ich bin hibbelig. Nicht nur, weil ich gleich meine besten Freunde wiedersehe, sondern vor allem, weil die Ferien endlich vorbei sind. Nicht, dass ich sie nicht genossen hätte. Aber endlich… endlich sehe ich Valentin wieder. Noch eine Woche, dann fahre ich hoch nach Köln und am nächsten Tag kommt dann Valentin ebenfalls zurück. Und so sehr ich es auch genossen habe, zu Hause zu sein… Irgendwie freue ich mich darauf, wieder in meine eigenen vier Wände zu kommen. Oder sagen wir es anders. Ich habe nicht vor, diese noch länger als meine vier Wände zu bezeichnen. Ich will, dass es ganz fest unsere vier Wände werden. Valentin wohnt eh schon fast bei mir. Ich will, dass er ganz zu mir kommt. Während ich darüber sinniere, kommen wir an und werden – kaum, dass wir ausgestiegen sind – von Benni und Jona förmlich angesprungen. „Na, du Irrer,“ grinst Benni und drückt mich fest an sich. Ich grinse schwach zurück. „Halt es mir bitte nicht auch noch vor,“ flehe ich. Als nämlich Lukas und die anderen davon erfahren haben, dass Valentin und ich kurzzeitig getrennt waren, haben sie mir eine ähnliche Predigt gehalten, wie Jona. „Nein, nein. Ich weiß ja, dass Jona das ausführlich getan hat,“ lacht Benni und grinst. Dann winkt er uns mit sich. Wir quetschen uns in Bennis Auto – einen kleinen Ford Fiesta. In den passen wir gerade so rein, wenn auch im Kofferraum kein Staubkorn mehr Platz hat. Wenig später kommen wir bei dem Hotel an, bei dem Lukas, Vic und Chris günstig untergestiegen sind. Ich hingegen werde bei Jona und Benni wohnen. Zu denen fahren wir auch, kaum dass wir die anderen abgeliefert haben. Sie wollen erst einchecken. Wir treffen uns dann am Abend wieder. Jonas Wohnung ist ungefähr so, wie die von Valentin und mir. Nur ordentlicher, wenn ich das anmerken darf. Es ist eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung in einem alten Hochhaus. Kein Studentenwohnheim, dafür nahe an der Halle, wo Jona trainiert. Die Möbel sind noch ziemlich zusammengewürfelt, aber er wohnt ja auch noch nicht lange hier. Dennoch ist es unverkennbar seine Wohnung. In seinem Schlafzimmer steht ein Wäschekorb mit Unmengen von Trikots und Trainingsklamotten darin. Sein DVD-Regal steht voller Aufnahmen von Basketballspielen, die er analysiert. An der Wand über der Couch hängt ein großes Skyliner-Banner, neben Postern von komischen Bands, die auch in Valentins Musikarsenal vorkommen. „Man würde meinen, hier wohnt ein fanatischer Fan,“ lache ich und er streckt mir die Zunge raus. „Als wenn es bei dir anders aussieht.“ Ich grinse. Er hat ja Recht. Ich hab auch ein Basketballposter im Wohnzimmer. Eines, dass Valentin ständig mürrisch anstarrt, weil es seiner Meinung nach die Atmosphäre von einem Junggesellenzimmer ausstrahlt. Und da wir eine imaginäre Ehe führen, geht das natürlich gar nicht. Dass er seine Wohnung aber in seinem Wahn mit ‚My chemical romance’ Postern zugekleistert hat, ist natürlich was anderes. Mich hat fast der Schlag getroffen, als ich irgendwann bei ihm auf der Matte stand und plötzlich überall diese Gesichter antreffen konnte. Am Ende hat er sie dann wieder abgenommen, weil er sich beobachtet gefühlt hat. Versteh ihn einer. „Also… Wie sieht es aus? Ziehen wir uns um und holen die anderen ab? Dann zeig ich euch meinen Lieblingsclub.“ Gesagt, getan. Dann lassen wir den Abend gemeinsam ausklingen. Nach der ersten Nacht auf Jonas unglaublich unbequemer Couch, bin ich froh, dass endlich der Wecker klingelt. Heute haben wir viel vor. Jona will uns die Halle zeigen und uns einen kleinen Einblick ins Training geben. Außerdem ist das die Chance, Chris seinem Trainer vorzustellen. Danach wollen wir selbst spielen. Also machen wir uns fertig und fahren dann los. Nach der Führung bin ich dankbar, ein paar neue Ideen bekommen zu haben, die ich im Training mit meinem Team anwenden kann. Das ist gar kein Vergleich zu dem, was ich bisher so drauf hatte. Jona hat Chris den Verantwortlichen vorgestellt und ihnen gesagt, dass auch Göttingen angefragt hat. Die aber haben dennoch abgesagt. Nicht, weil Chris schlecht ist, sondern weil sie momentan niemand neues brauchen. Wahrscheinlich denken sie, dass wenn Chris wirklich so gut ist, sie ihn auch noch zu sich holen können, wenn er in Göttingen gereift ist. Das bedeutet für den Kleinen, dass er den Vertrag ruhigen Gewissens unterschreiben kann. „Es behagt mir zwar nicht, jetzt alleine nach Göttingen zu gehen… aber was soll’s.“ Jona klopft ihm auf den Rücken. „Mach dir nichts draus. Am Anfang ist es komisch, aber du gewöhnst dich bald ein.“ „Zum Glück hab ich die Zusage der Uni schon bekommen. Sonst hätte ich jetzt so kurzfristig ein Problem gehabt,“ sinniert er, während wir in den Wagen steigen. Dann fährt uns Jona zum Stadtpark, wo wir toll spielen können. Ich bin ziemlich gut drauf und mache ein paar richtig tolle Körbe. Unser Team – bestehend aus Chris, Lukas und mir – geht in Führung. „Das war megageil,“ erklärt Lukas mir nach dem guten Korb und ich grinse: „Bin halt gut drauf, weil ich Valentin bald wiedersehe.“ Daraufhin verdreht er die Augen. „Hoffnungslos verfallen,“ murmelt er. Ich muss grinsen. Wenig später hat unser Team gewonnen. „Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen,“ meint Jona und stemmt die Hände in die Hüften. „Eigentlich dürftet ihr keine Chance gegen mich haben.“ „Josh mutiert zum liebestollen Superhelden,“ grinst Lukas, „Da hat keiner eine Chance.“ Während alle lachen, ziehe ich eine Schnute. Was kann ich dafür, dass ich dem Wiedersehen so dermaßen entgegen fiebere, dass ich vor Aufregung fast platze? Jona hingegen wendet sich ab, eine SMS zu tippen und wir überlegen gerade, wo wir was essen gehen könnten. „Nichts gibt es,“ ruft der Emo da aber schon und kommt zu uns zurück. „Ein Match müssen wir schon noch machen. Ich will Revanche.“ Und so kommen wir nicht um hin, wenigstens noch ein Viertel zu spielen. Kaum ist das beendet, hebt Jona plötzlich vergnügt die Hand und winkt jemandem breit lächelnd zu. „Was tust du da?“, fragt Benni seinen Freund und besagter Freund zuckt mit den Schultern. „Winken.“ Benni will auf die tolle Antwort was erwidern, aber Jona wendet sich mir zu. „Du hast Besuch, Joshi.“ Ich sehe ihn verwirrt an, drehe mich dann um und keuche auf. „Valentin!“ Besagter Emo winkt uns zu und befreit sich von seinem ganzen Gepäck, das er offenbar mit sich herumgeschleppt hat. Ich hingegen löse mich aus meiner Starre, von der ich bis eben befallen war, und renne zu ihm. „Valentin!“ „Joshi,“ grinst er und ich falle ihm um den Hals, ehe er groß was anderes tun oder sagen kann. Fest drücke ich ihn an mich und küsse ihn. Meine Hände krallen sich in sein Shirt und ich atme den vertrauen Geruch von Kaffee ein, den sich so vermisst habe. „Was machst du hier?“, frage ich völlig verwirrt. „Dich überraschen. Oder was glaubst du?“ Er kichert und eigentlich hätte ich mir die Antwort denken können. „Ich bin extra eher gefahren. Auch, um die anderen noch mal zu sehen. Aber natürlich vor allem wegen dir.“ Ich antworte nicht, sondern küsse ihn und bin plötzlich so glücklich, dass ich heulen könnte. „Ich hab Jona gebeten, nichts zu sagen.“ Jona war also eingeweiht. Eigentlich auch klar. Immerhin muss Valentin irgendwo unterkommen. Ich nicke und vergrabe mein Gesicht an eben dessen Schulter. „Wie war es in München? Habt ihr einen Plattenvertrag bekommen?“ Ich löse mich von ihm und sehe ihn fragend an. Er blickt verwirrt zurück. „Josh. Wir waren nur bei einem Kerl, der ein kleines Tonstudio hat. Jetzt haben wir ein Tape, dass wir den Plattenfirmen schicken können, wenn wir wollen.“ Er grinst mich an. „Niemand hat je was von einem Plattenvertrag gesagt.“ Ich starre ihn an und er lacht. „Sag ja nicht, du hast dir das zusammen gesponnen?“ Ich werde rot. „Ich dachte…“ Aber er kann sich denken, was ich dachte. Und ich komme mir total blöd vor. Dann war meine ganze Angst völlig umsonst? „Du denkst immer viel zu viel,“ meint nun auch Valentin, „Und man sieht ja, was dabei dann rauskommt.“ Ich blase empört die Backen auf, aber dann küsst er mich und ich kann nicht länger beleidigt sein. „Ey! Genug jetzt! Wir wollen auch Hallo sagen!“, brüllt plötzlich Jona und im nächsten Moment schiebt man mich weg und mein Freund wird beschlagnahmt. Wenig später stehen wir auf dem Basketballplatz und Vic spielt Schiedsrichter. „Eines musst du mir aber noch verraten,“ meine ich zu Valentin. Er sieht mich fragend an. „Werdet ihr das Tape wegschicken?“ Er schüttelt den Kopf. „Wohl nicht. Ich weiß nicht… unser Sänger ist so ein blöder Idiot… Der will lieber bei seinem Freund bleiben, statt berühmt zu werden. Lächerlich, oder?“ „Absolut lächerlich. Er verpasst seine Chance.“ „Ja, das ist ihm auch klar. Aber dafür tun sich ihm ja viele andere Chancen auf.“ Er zwinkert mir zu, dann schnappt er sich den Ball und ich starre ihm nach, während er sich einen Zweikampf mit Benni liefert (und kläglich verliert). „Jemanden wie ihn kriegst du nie wieder,“ meint Jona plötzlich neben mir und ich nicke. „Ich weiß.“ Genau deshalb bin ich ja auch so froh, ihn zu haben. Am Abend bin ich der glücklichste Mensch der Welt, einfach, weil ich neben Valentin liegen kann, der in meinen Armen liegt, sich eng an mich geschmiegt hat. Sanft streiche ich über seinen Rücken. Ich bin ziemlich müde, aber ich werde es nicht leid, seinen Körper zu berühren. Wir haben uns so lange nicht gesehen. Wir sollten einen Sex-Marathon veranstalten. Die ganze Nacht durch. Ich grinse und spüre, wie er meine Brust küsst. Ich erschaudere, aber bevor wir meinen Plan in die Tat umsetzten, würde ich gerne noch etwas wissen. „Wenn wir zurückkommen… wie geht es dann weiter?“ Er sieht mich fragend an. „Na ja… Ich weiß zwar, dass ich es sicher bereuen werde, wenn meine Wohnung erst Mal ins Chaos gestürzt ist, aber da du eh schon fast bei mir wohnst, könnten wir es doch auch ganz offiziell machen.“ „Du willst, dass ich bei dir einziehe?“ Ich nicke. „Und mein ganzer Kram?“ „Na ja…“ Das könnte natürlich ein Problem sein, da er fast doppelt so viele Sachen hat, wie ich. „Dann musst du eben Sachen aussortieren. Das geht schon,“ beschließt er und ich sehe ihn empört an. Er grinst. „War doch nur Spaß. Ich kann meine Wohnung ja als Abstellraum nutzen.“ Ich nicke. „Dann habe ich ja doch Platz für die Orgel…“ Da lasse ich unkommentiert. Aber vielleicht kann ich mit den anderen zusammenlegen und Valentin ein Klavier zum Geburtstag kaufen. Damit er endlich wieder ein eigenes hat, nachdem sein eigenes Klavier eigentlich seinen Eltern gehört und deshalb noch in Bonn – wo er herkommt – steht. Außerdem ist das alle mal besser, als wenn er wirklich noch eine Orgel anschleppt. Während ich so darüber nachdenke, grinst er mich an. „Na schön, dann räumen wir in Köln gleich meine Sachen in deine Wohnung.“ Ich nicke und küsse ihn. Und dann wenden wir uns meinem tollen Plan für die restliche Nacht zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)