Grün, grün, grün sind alle meine Kleider... von Sarah_von_Krolock (Grün, grün, grün ist alles was ich mag) ================================================================================ Kapitel 11: Kapitel 11 ---------------------- „Aber mir kannst du es doch sagen. Ich bin doch deine Mutter.“ „Gerade deswegen kann ich es dir nicht sagen.“ „Ich liege richtig mit der Annahme wenn ich sage, dass die Briefe von Lady Sigyn stammen?“ „Woher willst du das wissen, Mutter?“ „Mein Sohn, ich bin nicht blind. Dein Lächeln spricht Bände. So lächelt nur jemand der Briefe von einem hübschen, jungen Mädchen erhält.“ „Und selbst wenn sie von Lady Sigyn sind, es ist ja nicht verboten. Außerdem ist sie kein Mädchen, sondern eine junge und intelligente erwachsene Frau.“ „Also sind sie doch von Lady Sigyn!“ Der schwarzhaarige Prinz rollte mit den Augen und seufzte auf. „Ja, die Briefe sind von ihr, da das geklärt ist, kann ich endlich meine Ruhe wieder haben?“ „Seit wann genau schreibt ihr euch? Über was schreibt ihr euch? Seid ihr euch über das geschriebene Wort schon näher gekommen?“ „Mama!“ Sie musste grinsen. ´Mama` benutzte er nur selten und nur wenn große Emotionen in ihm tobten, wenn er zum Beispiel unheimlich empört war, unsäglich wütend, unendlich traurig, sich zutiefst schämte oder wenn es um ein junges, charmantes und hübsches Mädchen ging. Sie war sich sicher, allein mit der Tatsache, dass sie sich für Magie interessierte hatte Sigyn ihrem Sohn den Kopf verdreht. Auch wenn er es nicht zugeben wollte oder noch nicht bemerkte. „Nichts dergleichen ist geschehen! Was denkst du nur von mir?! Es sind ganz einfache, normale Briefe, eine einfache Korrespondenz pflegen wir, mehr nicht.“ „Hmhmm… und deshalb hast du angefangen Dramen aus Midgard zu lesen?“ Sie nahm das Buch welches auf dem Tisch lag. Sie ging schon seit Minuten auf und ab, versuchte Ihrem Sohn alles zu entlocken der in einem Sessel saß und nur darauf hoffte, dass das Verhör bald zu Ende war. „Ödipus… so etwas schreibt und liest man also auf Midgard?“ „Lady Sigyn hat es mir wärmstens empfohlen, deshalb lese ich es.“ „Nun, wenn sie dich dazu bringt Dramen aus Midgard zu lesen…“ „Möchtest du mir damit irgendetwas sagen, Mutter?“ „Du liest normalerweise keine Dramen. Oder nur sehr selten.“ „Es wurde mir empfohlen, also lese ich es. Ist daran etwas Verwerfliches?“ „Oh nein, ganz im Gegenteil mein Sohn.“, grinste die blonde Königin. „Viel Spaß damit… und richte ihr in deinem nächsten Brief die allerbesten Grüße von mir aus.“, lächelte sie als sie eine Hand auf seine Schulter legte, drückte ihm einen Kuss auf die Schläfe bevor sie sich aufrichtete und mit einem breiten Grinsen auf den Lippen die Zimmer ihres Sohnes verließ. Er las sonst nie irgendwelche Dramen von Sterblichen. Weil sie es ihm empfohlen hatte… nur eine normale Korrespondenz… Bei einer normalen Korrespondenz lächelte man nicht bei jedem Brief wie… wie nannte es Thor? Wie ein Honigkuchenpferd. Aber sie wollte auch nicht zu weit gehen mit ihrer Vermutung. Vielleicht war er einfach wirklich nur froh darüber jemanden gefunden zu haben mit dem er sein größtes Interesse teilen konnte. Er seufzte und schüttelte den Kopf als seine Mutter gegangen war. Waren alle Mütter so? Natürlich wollte seine Mutter, dass sich ihre Söhne unsterblich verliebten, heirateten und sie bald Enkelkinder haben würde. Aber nur weil er sich nun mit Lady Sigyn schrieb, die er wirklich nur als eine Freundin betrachtete, musste seine Mutter nicht irgendetwas hinein interpretieren was nicht da war… Außerdem kam sie ohnehin nicht in Betracht weil sie eine Kandidatin für Thor gewesen war oder ist, er hatte keine Ahnung was da nun aktuell war. Wie sah das sonst aus? Nein, das wäre nicht gut. Außerdem hatte er besseres zu tun als sich zu ´verlieben`. Was war das schon… da war nichts Magisches dabei… es war im Grunde nur ein subtiles Gefühl welches das Gehirn einem vorgaukelte um einen eine Entschuldigung zu liefern warum man sich wie der letzte Idiot benahm und warum man mit demjenigen den Beischlaf vollziehen wollte… Er hatte schon immer die Beschreibungen der Poeten diesbezüglich als reichlich übertrieben empfunden. Er gab zu einmal annähernd so empfunden zu haben… aber er hatte es gehasst und gelernt, dass es ohnehin nur Enttäuschung und Schmerz zur Folge hatte. Er lebte ohne dieses ´Gefühl` also ganz gut. Er hob den Kopf als das kleine, bekannte Klingeln eines Glöckchens erklang. Sofort legte sich ein Lächeln auf seine Lippen und sein Gesicht nahm einen allgemeinen heiteren Ausdruck an. Er wusste sehr gut woher das Klingeln gab und was es bedeutete. Er legte das Buch wieder zur Seite. Er erhob sich und ging zu seinem gefiederten Boten, strich ihm sanft über das Gefieder und kraulte ihm am Nacken ehe er die Botschaft abnahm. „Du bist ganz dick geworden, hm? Sigyn ist wohl sehr gut zu dir. Hunger scheinst du zumindest keinen zu leiden.“, lächelte er sachte. Er wandte sich ab und wollte sich wieder setzen, blickte dann aber doch noch mal zu dem Raubvogel. „Na los… ab mit mir… du kannst es doch sonst nicht abwarten jagen zu gehen…“ Der Vogel legte lediglich den Kopf schief und sah ihn überrascht an. „Du bist ganz schön faul geworden… Sigyn ist wohl zu gut zu dir…“ Das Tier krächzte einmal bevor es sich der Pflege seines Gefieders widmete. Loki schüttelte schmunzelnd den Kopf ehe er sich wieder setzte und die Papiere auseinanderrollte. Er musste schmunzeln. Jedes Mal war die Anrede anders… Mein Freund, mein lieber Freund, Verehrter Prinz, Mein Lieber Prinz, Eure königliche Majestät, Verehrter Prinz Loki, Prinz Loki. Es ließ ihn jedes Mal schmunzeln da sie offensichtlich völlig unsicher war wie sie ihn anrede sollte. Entspannt lehnte er sich zurück in dem Sessel. Er genoss es jedes Mal ihre Handschrift zu lesen, die schmalen, kleinen, kursiven Buchstaben, die dicht beschriebenen Blätter. Wenn er ihre Zeilen las glaubte er sogar ihre Stimme hören zu können. Er sank ein wenig tiefer in den Sessel. Es freute ihn, dass sie die Zauberei nicht ganz aufgab nur weil sie es zu Hause nur heimlich tun konnte. Er musste sich langsam etwas Schwierigeres für sie ausdenken, mit den einfachen Sachen hielt sie sich ja nicht lange auf bis sie diese beherrschte. Nun, solange wie sie Zeit hatte es unbeobachtet zu tun. Durch die anderen Briefe wusste er schon zu gut, wie anstrengend ihre Zofe sein konnte und dass sie stets befürchten musste diese platze in den unmöglichsten Momenten hinein, erwischte sie oder ließ sie gar nicht erst zum üben kommen. Ein Glück war er männlichen Geschlechts und hatte seit er dem Kindesalter entwachsen war keine solche ´Aufpasserin` mehr gehabt. Zwar wurden auch seine Handlungen stets beobachtet… aber zumindest folgte ihm niemand auf Schritt und Tritt. Das würde für denjenigen auch kein gutes Ende nehmen. Da waren die Damen dann doch manchmal nur zu bemitleiden. Er musste schmunzeln als er sich ihren genervten Gesichtsausdruck vorstellte, wie sie mit den Augen rollte wenn ihre Zofe hineinplatzte, ihr Seufzen wenn ihre Zofe mit ihr begann zu diskutieren… Er war sich sicher, dass Sigyn immer die Oberhand in solchen Diskussion behält, nicht weil sie die Lady war, sondern weil sie einen unerschöpflichen Vorrat an Argumenten hatte und sie gut mit ihrem Witz und Charme die Worte jonglieren konnte, dass da einem die Gegenargumente einfach ausgehen mussten zwangsläufig. Er würde gerne einmal bei einer solchen Diskussion dabei sein. Sie könnte sicher den einen oder anderen am Hofe an die Wand reden. Der Anblick wäre unbezahlbar, dabei sollte man Frauen ganz einfach nie unterschätzen. Ein kluger Geist sucht sich schließlich nicht den Körper aus in dem er geboren wird. Geschockt beschrieb ihren Zustand ganz gut. Sie fühlte sich wie gelähmt vor Schock. Mit steinerner Mimik versuchte sie sich nicht anmerken zu lassen wie geschockt sie war, versuchte mit einem sterilen Lächeln dir Freude ihrer Eltern zu teilen, aber es gelang ihr nicht ganz. Sie empfand keine Freude. Es war in ihren Augen einfach nur furchtbar. Wie sollte sie das nur überstehen? Sie würde verzweifeln… „Freust du dich nicht, Liebes? Das ist doch ganz wunderbar! Jedes andere Mädchen beneidet dich gewiss! Das ist doch wahrlich ein Grund zur Freude! Jedes andere Mädchen in ganz Asgard wünscht sich an deiner Stelle zu sein!“ „Liebes, du weißt sehr gut, dass unsere Tochter zu klug ist um einfach kreischend auf und ab zu hüpfen vor Freude.“, zwinkerte ihr Vater. „Sie denkt bestimmt an all die Sorgen und Lasten die es mit sich bringt. Vergiss diese einfach für heute. Heute Abend feiern wir und stoßen darauf an. Das muss gefeiert werden. Ich selbst hätte nie gedacht, dass der Kronprinz so viel Gefallen an dir finden könnte.“, lächelte ihr Vater. „Verzeiht, ich…“ Sie versuchte sich an einem Lachen. „Ich weiß nur nicht wo mir der Kopf steht.“ Sie hoffte, das Lächeln auf ihren Lippen sah nicht allzu misslungen aus. „Ich… ich würde jetzt gerne alleine sein. Ich… ich muss das erst… verarbeiten.“ Sie musste zugeben ihr war auch ein wenig übel. Der Atem ging ihr schneller, sie versuchte tiefer ein- und auszuatmen. „Aber natürlich. Ich denke wir alle müssen diese Nachricht erst ein wenig sacken lassen.“ „Ich bin so stolz auf dich, mein Kind.“ Ihre Mutter nahm ihr Gesicht in die Hände und drückte einen Kuss auf ihre Stirn. „Du könntest es gar nicht besser haben. Das ist das Beste was einem jungen Mädchen passieren kann. Die Nornen sind dir wohlgesonnen.“ „Ja, Mutter… das sind sie… sie haben wohl einen Narren an mir gefressen…“ Sigyn konnte endlich tief durchatmen als die Tür ins Schloss fiel und sie endlich alleine war. Es war furchtbar… sie hatte geglaubt den Boden unter den Füßen zu verlieren als ihr Vater die Botschaft vorgelesen hatte. Zuerst hatte sie sich nichts dabei gedacht, dass eine offizielle Botschaft aus Gladsheim kam. Ihr Vater gehörte schließlich zum Generalsstab des Allvaters. Aber als es in der Botschaft um sie ging… Es war einfach nur furchtbar… Sie wäre erneut in den Palast geladen auf Wunsch des Kronprinzen. Sie habe einen so positiven Eindruck hinterlassen, dass er ganz beeindruckt von ihr war. Das war wohl die offizielle Formulierung. Wie sollte sie das überleben? Schon jetzt stiegen Tränen in ihr auf wenn sie daran dachte. Falsch und unecht würde es sich anfühlen. Es würde ihr das Herz zusammendrücken wie in einem Schraubstock. Natürlich waren ihre Eltern stolz. Natürlich dachten sie, sie könnte es nicht besser haben, natürlich dachten sie, die Nornen haben alles Glück in ihr Leben gesponnen… Aber es war nicht das Gesicht des Kronprinzen welches sich stets vor ihr inneres Augen schlich, es war nicht seine Stimme an die sie dachte und die sie einlullten, es waren nicht seine Worte die sie im Gedächtnis behielt und es waren nicht seine Briefe die sie begehrte und wie ein Schatz aufbewahrte. Und allen voran waren es nicht die Gedanken an den Kronprinzen die ihr Herz schneller schlagen ließen. Sie hatte zu viel Liebeslyrik gelesen um nicht zu wissen was dies bedeutete, warum ihr Herz bei den Gedanken an ihm schneller schlug, warum sie nur an ihn dachte, warum sich ein freudiges Gefühl in ihrem Bauch festsetzte und sie wie ein Mädchen kicherte wenn sie seine Komplimente las. Es war schlicht und einfach nicht der Kronprinz den sie begehrte. Umso schockierende war für sie die erneute ´Einladung` nach Gladsheim aufgrund des Kronprinzen und dass sie die einzige der sogenannten potentiellen Kandidatinnen war die erneut dieses Privileg genießen konnte. Privileg… sie fühlte sich eher wie ein Stück Dessert unter vielen. Ein Stück Dessert unter welchen sich der Kronprinz eines aussuchen konnte zum Nachtisch. Ihr wurde richtig schlecht bei dem Gedanken, wenn er sich wirklich für sie entschied, wenn sie jeden Tag jedoch denjenigen sehen müsste der ihre Gedanken und ihren Herzschlag kontrollierte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)