Grün, grün, grün sind alle meine Kleider... von Sarah_von_Krolock (Grün, grün, grün ist alles was ich mag) ================================================================================ Kapitel 12: Kapitel 12 ---------------------- “Es wird dich freuen zu hören, dass wir bald wieder einen Gast hier begrüßen dürfen.” “Und woher willst du wissen, dass es mich erfreuen würde, Mutter?” Loki seufzte auf setzte seinen nächsten Schachzug. “Oh, es wird dich gewiss freuen.”, grinste die Königin. “Außerdem kennst du diesen Gast bereits. Dieser Gast war schon einmal hier.” “Mutter, wir hatten in letzter Zeit viele Gäste…” “Nun, das Thema ´Brautschau` ist noch immer nicht vom Tisch was deinen Bruder anbelangt. Und nach einem langen, intensiven Gespräch zwischen deinem Bruder und deinem Vater ist die Wahl auf eine Dame gefallen, die erneut hierher geladen wird. Und die Wahl wird dir gefallen.” “Wer ist denn die Unglückliche?” “Loki…” “Auf wen ist die Wahl gefallen, Mutter?”, fragte der Prinz müde und gelangweilt. “Schon bald werden wir hier wieder Lady Sigyn begrüßen dürfen. Ist das nicht eine tolle Neuigkeit? Ihr habt euch so angeregt geschrieben die letzten Wochen, da ist es doch wunderbar wenn ihr euch wiedersehen würdet, hm?” “Ist das ernsthaft gemeint, Mutter? Thor soll sich… für Lady Sigyn entschieden haben?” Skeptisch hob er eine Braue. Er glaubte es nicht wirklich. Er hatte mehr Zeit mit ihr verbracht gehabt als sein Bruder. Sie musste abgesehen davon absolut langweilig für ihn sein. “Nicht entschieden… Er würde sie lediglich gerne viel näher kennen lernen.” “Thor?… Lady Sigyn?…” “Ist daran etwas verkehrt?” “Mutter, ich glaube nicht, dass sie so interessant ist für Thor. Er will sich alles nur leicht machen wie es scheint. Wahrscheinlich fiel die Wahl nur auf Lady Sigyn weil sie die einzige war an deren Namen er sich noch erinnern konnte. Ich kann mich auch nicht entsinnen, dass sie auch nur ein einziges ernsthaftes Gespräch geführt hätten.” “Ich finde die Wahl nicht schlecht. Sie ist eine junge, wohlerzogene, hübsche Frau. Ihr benehmen ist tadellos, sie könnte der Ruhepol sein den dein Bruder ab und an benötigt.” “Und sich zu Tode langweilen würde an seiner Seite.” “Dafür bist du ja da.” Beide schmunzelten sich an. “Freust du dich also sie wieder Willkommen zu heißen?” “Ja Mutter, ich freue mich Lady Sigyn wieder zu sehen.” “Das ist doch viel besser als sich immer nur zu schreiben. Sich einander gegenüber zu sitzen und in die Augen sehen zu können ist doch viel angenehmer als sich immer nur zu schreiben.” “Es schien mir nicht so als würde es ihr zuwider sein zu schreiben. Im Gegenteil. Wir haben uns auch über das geschriebene Wort ganz angeregt unterhalten.” “So meinte ich das auch nicht… aber es ist doch gewiss auch ganz nett sich wieder zu sehen, oder?” “Wann soll sie denn kommen?” “In zwei Tagen. Es ist schon alles vorbereitet. Die Einladung ist auch schon bei ihrer Familie angekommen.” “Einladung? Du meinst wohl Bitte mit Nachdruck.” “Loki…” “Hätte sie denn die Möglichkeit dankend abzulehnen? Nein zu sagen? Sich zu verweigern?… Siehst du, Mutter. Dann ist es auch keine Einladung.” “Loki, hier wird niemand zu irgendetwas gezwungen.” “Also ist Thor freiwillig auf Brautschau?” Er hob eine Braue und sah seine Mutter skeptisch an. “Du weißt was ich meine, Loki.” “Ich äußere nur meine Skepsis, Mutter. Bei ihrem Besuch schien mir Lady Sigyn nicht sonderlich angetan gewesen zu sein von Thor. Um ehrlich zu sein, habe ich mehr Zeit mit ihr verbracht als er. Ich finde seine Wahl daher sehr überraschend und unlogisch. Aber nun gut, ich sollte auch nicht Thor und Logik in einem Satz erwähnen. Abgesehen davon müsste ihr Charakter ihn langweilen. Sie lässt sich keineswegs von ihm beeindrucken und seine Heldengeschichten schläfern sie ein. Statt den Boden zu küssen auf dem er geht würde sie ihm eher Stöcke zwischen die Füße werfen. Sie haben nichts gemeinsam, sie würden zwei völlig separate Leben führen und sich lediglich zu offiziellen Anlässen an seiner Seite zeigen, sie würde als hübsches Anhängsel an seinem Arm enden und mehr denn je in einem Käfig gefangen sein… Sie würde verwelken wie eine Blume die man vergisst zu wässern…” “Du setzt dich aber ganz schön für die Dame ein, mein Sohn…” “Einer muss ja Partei für sie ergreifen, sie selbst hat ja nicht die freie Wahl sich zu äußern… Natürlich ist sie wunderschön anzusehen, deswegen hat mein Bruder sie sicher dazu auserkoren näher kennen zu lernen. Dazu hat sie sich zwar gelangweilt aber geduldig immer wieder seine Geschichten angehört, gab sich ruhig und geduldig, hat sich mit seinen Freunden hervorragend verstanden, hat einen positiven Eindruck auf dich und Vater hinterlassen mit ihrem tadellosen Benehmen und ja, auch auf mich hat sie Eindruck hinterlassen.”, schmunzelte er. “Einen sehr großen sogar wie es scheint.” “Einen sehr großen, ja. Sie war bei weitem die einzige die unter allen ´Kandidatinnen` positiv hervor gestochen hat. Sie ist nicht selbstverliebt, arrogant oder überheblich. Sie weiß wie sie sich zu geben hat, was von ihr erwartet wird. Seinen Freunden gegenüber war sie weder kokett noch verspielt, sie war freundlich und zurückhaltend. Sie hat nur geredet wenn man sich mit ihr unterhielt oder sie etwas fragte, nie hat sie einfach drauf los geplappert. Sie ist intelligent, hält sich aber zurück. Nicht einmal Thor hat sie spüren lassen, dass sie mehr Intellekt in den Haarspitzen besitzt als er in tausend Jahren haben würde. Ich schätze sie außerdem so ein, dass sie die Gebote der Ehe respektiert, ganz gleich wie Thor sich verhalten würde, sie sähe es als ihre Pflicht an, als die Pflicht als Ehefrau ihm zur Seite zu stehen, den Rücken zu stärken, eine Erben zu schenken und im ehelichen Bett zu bleiben. Aber wie ich sagte, sie würde es lediglich als ihre Pflicht ansehen und das hat bekanntlich wenig mit dieser ´Liebe` zu tun. Auf diese Kleinigkeiten hat gewiss Vater geachtet weswegen er dieser Wahl überhaupt zugestimmt hatte, oder?” Frigga starrte ihren jüngsten Sohn förmlich an bevor sie leise seufzte. Sie vergaß einfach immer wieder, verdrängte es immer wieder, dass ihre Söhne nicht mehr die kleinen Buben waren, sonder mittlerweile erwachsene Männer. “Du bist klug, mein Sohn… aber das warst du ja schon immer.”, lächelte sie milde. „Denkst du nicht du bist ein wenig zu parteiisch? Als könnte sie nicht für sich selbst sprechen.“ Ein Schmunzeln hatte sich auf ihr Gesicht geschlichen. „Sie kann sehr wohl für sich sprechen und wenn sie es in dieser Angelegenheit könnte, würde sie so viele Argumente finden die gegen dieses Vorhaben sprechen, dass sie selbst Vater an die Wand reden würde mit einer Inbrunst über die er nur staunen könnte… Aber es wird ihr aufgrund der Hierarchie verwehrt für sich selbst zu sprechen. Die Tochter eines Generals meines Vaters der auch gleichzeitig der Allvater und König ist, sagt schließlich nicht ´Nein` wenn sein blendender, strahlender Erbe ein Auge auf sie geworfen hat, das Privileg kann sie sich nicht leisten aus Furcht ihrer Familie Schande zu bereiten. Als wohlerzogene Tochter die sie zu sein hat, als Frau, muss sie sich dem also fügen und kann nur darauf hoffen, dass andere Partei für sie ergreifen. Schachmatt…“ Die Königin sah langsam von ihrem Sohn zum Schachbrett und zurück. „Du magst sie, oder Loki? Du hast sie wirklich gerne wie es mir scheint.“, sprach sie ruhig. „Sie ist eine Freundin. Was wäre ich für ein Freund wenn ich sie im Stich lasse?“ Er lehnte sich in dem Sessel zurück, schlug die Beine übereinander und faltete seine Hände im Schoß. „Außerdem sollte es selbstverständlich für einen Freund sein sich für den jeweils anderen einzusetzen. Und da sie eine gute Freundin geworden ist und ich sie sehr zu schätzen gelernt habe, würde es mich persönlich sehr bekümmern zuzusehen wie sie dazu gezwungen wird in ihr Unglück zu rennen und zu einem Schatten ihrer selbst hier mutiert. Oder glaubst du sie könnte ´Nein` sagen wenn Thor sich wirklich für sie entscheiden würde? Thor würde es vielleicht akzeptieren… aber glaubst du Vater würde es einfach so hinnehmen? In seinen Augen und in denen vieler anderer gibt es doch keine bessere Partie, keine größere Ehre als Thor zu ehelichen. Glaubst du sie und ihre Familie würden dann nicht wie ausgestoßene behandelt werden? Jede Frau die doch meinen Bruder ablehnt wird doch als geistig bemitleidenswert betrachtet hier…“ „Loki, so ist das doch keines…“ „Wir wissen es nicht, ja. Aber wir wissen es nur nicht weil der Fall noch nicht eingetroffen ist. Aber mit Lady Sigyn wird er auf jeden Fall eintreten. Kannst du mir also garantieren, dass es keine Folge haben wird wenn sie ablehnen würde, falls es soweit kommt?“ Sie tat einen tiefen Atemzug und sah ihren Sohn an. Sie würde es ihm gerne garantieren, vor allem weil er sie sehr zu mögen schien, weil er sich um sie sorgte in dieser Sache, weil er sich um ihr wohlergehen sorgte, weil es so selten war, dass er wirklich in jemanden einen Freund oder eine Freundin gefunden hatte. Aber sie wusste tief im Innern, dass er Recht hatte. Sie konnte es ihm nicht garantieren. Sie hatte nicht das Recht ´Nein` zu sagen ohne dafür Konsequenzen zu fürchten, sie hatte nicht die Wahl aufgrund der strengen Hierarchie, aufgrund ihrer Erziehung. „Ich hatte euch einmal versprochen, ihr würdet nur aus Liebe heiraten… und dabei bleibe ich. Ihr solltet aus Liebe heiraten und aus keinem anderem Grund.“ „Du weichst aus, Mutter.“ Ein schwaches Lächeln legte sich auf seine Lippen. Natürlich wusste er, dass seine Mutter es nicht garantieren konnte. Er war nicht naiv. „Das ist alles was ich dazu sagen kann. Ich hatte es euch versprochen und so bleibt es auch. Wenn dein Bruder nicht in plötzlicher Liebe zu ihr entbrennt, wird er sie nicht ehelichen müssen.“ „Du redest davon, dass er sie nur zu heiraten braucht wenn er sie liebt… aber was ist mit Sigyn? Wenn sie ihn trotz dessen nicht liebt? Muss sie ihn dann heiraten nur weil er es will?“ „Loki…“, seufzte sie schwer. „Was willst du hören? Ich kann dir nicht das versprechen was du vielleicht hören willst… Und es steht überhaupt sowieso noch in den Sternen was die Zukunft bringt, sie ist vorerst nur für einen Besuch hier. Nur ein Besuch.“ „Die Einladung kam doch gewiss von Vater… und hinter jeder Tat von ihm steckt eine Absicht… er tut nichts ohne Grund… Aber belassen wir es dabei… Wenn du mich jetzt entschuldigst?“ Er war aufgestanden und lächelte sachte, gab seiner Mutter einen seichten Kuss auf ihre Hand. „Wenn du eine Revanche verlangst, die muss auf morgen warten. Wir sehen uns beim Dinner.“, nickte er noch einmal bevor er ihr den Rücken zuwandte und die Bibliothek verließ. Seufzend sah die Königin ihrem Sohn bevor sie sachte lächelte. Sigyn war nicht nur eine bloße Freundin für ihn. So wie er gesprochen hatte, war sie weit mehr als das. Er wollte sie nicht teilen und schon gar nicht mit seinem Bruder. Sie wünschte es sich für ihn, sie wünschte es sich aus tiefstem Herzen für ihn, dass er sich an jemanden ganz verliert, dass jemand sein Herz eroberte. Eine die immer für ihn da sein würde, auf die er immer zählen konnte, die viel mehr als eine Freundin war, mit der er alles teilen konnte. Eine Frau der er ganz verfallen war und die ihm ganz verfallen war, das wünschte sie sich für ihn, das hatte er verdient. Er wusste nicht was er davon halten sollte. Einerseits musste er gestehen, dass er sich schon freute irgendwo sie wieder zu sehen. Sie zu sehen, vor sich zu haben und von Angesicht zu Angesicht mit ihr reden zu können. Nicht nur die geschriebenen Worte zu lesen, sondern auch ihre Stimme zu hören und es würde sich gewiss die Gelegenheit ergeben sie ein wenig mehr in praktischer Magie zu unterrichten, selbst zu sehen wie fähig sie schon war, was für Fortschritte sie gemacht hatte. Das bescherte ihm ein gutes, angenehmes Gefühl, ließ ihn… beflügelt fühlen. Aber gleichzeitig wurde es ihm mit Gedanken warum sie hier wäre wieder genommen. Thor hatte ihm überhaupt nichts erzählt, weder davon, dass er ein diesbezüglich ein Gespräch mit Vater hatte noch wie sich Thor entschieden hatte. Er fühlte sich ein wenig übergangen. Es gab kaum etwas was er ihm nicht erzählte. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen warum ausgerechnet Sigyn erneut hierher geladen wurde, er hatte bei ihrem ersten Besuch schon keinerlei Intentionen gezeigt gehabt sich näher mit ihr zu befassen außer wenn es ums tanzen ging. Diese Entscheidung kam für ihn daher äußerst plötzlich und überraschend, selbst für die Verhältnisse seines Bruders war sie unlogisch. Er hoffte Thor meinte es keineswegs ernst, dass er alles nur hinauszögerte, Sigyn nicht die einzige blieb, dass er einfach nur Zeit schinden wollte. Ja, er hatte sie zu gerne als Freundin als zuzusehen wie sie in dieser Charade langsam unterging und sich selbst mehr und mehr verlor, von Tag zu Tag unglücklicher wurde und von einem Käfig in den nächsten hinüber ging. Wie der Glanz in ihren Augen ermattete, das Lächeln verschwand und sie langsam zu der leeren Hülle wurde wie es so viele hier gab. Die nicht mehr lebte, sondern nur noch Pflichten nachkam. Er seufzte leise. Sie war sicher alles andere als begeistert gewesen als die Einladung sie erreichte. Das würde erklären warum er seit 2 Tagen nichts von ihr gehört hatte. Er seufzte schwer auf. Sie musste sicher denken er habe davon gewusst und jetzt war sie wütend auf ihn… Er beschleunigte seinen Schritt und eilte in seine Zimmer. Er wollte ihr schnellsten eine Erklärung schreiben. Mit dem Gedanken sie könnte wütend auf ihn sein, fühlte er sich recht unwohl, musste er zugeben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)