Grün, grün, grün sind alle meine Kleider... von Sarah_von_Krolock (Grün, grün, grün ist alles was ich mag) ================================================================================ Kapitel 19: Kapitel 19 ---------------------- „Geht es Euch heute besser, königliche Majestät?“ „Viel besser, danke der Nachfrage.“, lächelte Loki zu Sigyn hinüber am Frühstückstisch. „Du solltest dich wirklich nicht so überarbeiten, mein Sohn. Es tut nicht gut bis spät in die Nacht hinein noch über Büchern zu sitzen.“ „Es tut auch nicht gut bis spät in die Nacht hinein noch kitschige Liebesromane zu lesen, Mutter.“ „Das ist etwas anderes…“ „So?“ „Ich muss mich irgendwie von dem Schnarchen deines Vaters ablenken.“ Dieser ließ scheppernd das Messer fallen und blickte seine Frau empört an. „Ich schnarche keineswegs.“ „Du rodest ganze Wälder im Schlaf, mein Lieber. Ich hoffe nur, du hast das nicht an deine Söhne weitergegeben. Und Ihr fragt Euch immer, warum wir Frauen so lange brauchen morgens, das liegt nur daran, weil wir die Augenringe kaschieren müssen, die wir von den schlaflosen Nächten haben.“ Brummend wandte sich der Allvater wieder seinem Essen zu. „Also… bei mir hat sich noch nie eine Dame beschwert.“, grinste Thor. „Was daran liegt, dass noch nie eine lange genug bei dir geblieben ist, um das zu beurteilen, Bruder. Dein Schlafzimmer hat von Zeit zu Zeit mehr Ähnlichkeit mit einem Taubenschlag als mit allem anderen.“ „Ist das etwa Missgunst was auf deiner Zunge liegt, Loki?“ „Missgunst? Weswegen? Darauf, dass du deine Damenbekanntschaften öfter wechselst als Mutter ihre Frisur?“ „Zieht mich nicht in eure Streitereien hinein, Jungs, oder ihr werdet den Palastgarten umgraben mit euren eigenen Händen…“ „Mutter…“ „Nichts da mit ´Mutter`… Noch ein Wort an diesem Tisch und ihr könnt sofort gehen.“ Da beide wussten, ihre Mutter meinte es ernst und würde es auch umsetzen, zur Not sie beide einfach an den Ohren packen und hinter sich herziehen würde, schwiegen die Sprösslinge Odins nun lieber. „Sagt, Sigyn… wie hat Euch der Markt gestern gefallen? Wir haben darüber noch überhaupt nicht geredet.“, lächelte Frigga ihr zu. „Oh, der Markt war ganz fantastisch. Ich war vollkommen überwältigt. Ich habe noch nie zuvor eine solch bunte Vielfalt auf einmal gesehen.“ „Wie ein junges Fohlen, das das erste Mal die Weide betritt.“, grinste Thor. Sowohl Mutter wie auch Bruder sahen ihn empört an. Auch Sigyn hatte ihren Kopf gehoben, schnaubte empört und rückte mit ihrem Stuhl sogar ein wenig fort. „Vergleichst du unseren reizenden Gast in diesem Moment etwa mit einem Pferd?…“ „Ich… aber… nein, ich meinte doch nur weil…“ „Du bist sensibel wie ein Ochse…“ „Es tut mir Leid, Lady Sigyn! Ich wollte Euch keineswegs beleidigen! Es lag mir fern! Ich dachte nur… weil Ihr so aufgeregt wart…“ „Wie ein Rehkitz am ersten Frühlingstag, wie eine Elfe die vom Morgentau gekostet hat, wie eine Nachtigall wenn die Nacht hereinbricht, wie die Lerche am Morgen, es gibt hunderte verschiedene Arten einen charmanten Vergleich zu ziehen und du bezeichnest Lady Sigyn als Pferd?!“ „Nun… von uns beiden kann ja nur einer die silberne Zunge haben.“, lächelte Thor unglücklich. „Und ich habe es im Übrigen auch nicht beleidigend gemeint, ich entschuldige mich vielmals dafür, Lady Sigyn. Mein Bruder hat Recht, Ihr wart vielmehr wie eine Nachtigall am Morgen…“ „Abend!“ „…Abend, als ein Fohlen bei seinem ersten Tag in Freiheit.“, lächelte Thor charmant, nahm ihre Hand in seine und hauchte einen Kuss auf diese. Sigyn murrte leise und zog ihre Hand wieder fort. „Ich nehme Eure Entschuldigung an, königliche Majestät.“ Eine andere Wahl hatte sie ja nicht wirklich. „Wie wäre es mit einem weiteren Ausflug zum Markt? Als Entschuldigung? Ihr habt bei weitem noch nicht alles gesehen.“, grinste der Blonde. „Ich würde Euch gerne begleiten, Lady Sigyn.“ Sogleich legte sich ein Lächeln auf ihre Lippen als sie zu Loki blickte. „Ich gehe stark davon aus, dass mein Bruder lediglich gezeigt hat, wo man am besten essen kann?“ „So in etwa, ja.“, kicherte sie sachte. „Dann wird es mir ein Vergnügen sein, Euch mehr zu zeigen.“, lächelte Loki. „Wenn Euch irgendetwas gefällt, so scheut Euch nicht mir das mitzuteilen. Wenn Ihr etwas näher Euch ansehen wollt, so sagt es nur.“ „Ich werde mich schon äußern, wenn mir etwas von Interesse erscheint.“, schmunzelte sie und blickte zu Loki auf. „Oh, Moment… hier, nehmt den.“ Loki hatte etwas aus seiner Manteltasche gefischt und als er seine Hand öffnete, lag ein kleiner Stein in dieser. „Was ist das?“ „Es kann schnell passieren, dass Ihr in diesem Getümmel verloren geht. Es ist nur zur Sicherheit. Damit kann ich Euch wiederfinden.“, lächelte er. „Schaut…“ Er holte einen weiteren Stein aus seiner Tasche, beide waren kaum größer als eine Perle. „Seht Ihr das Schimmern? Sie leuchten wenn sie in die Nähe eines anderen ihrer Art kommen.“ „Das sieht wunderschön aus…“, wisperte sie, berührte den einen ganz sachte mit ihren Fingerspitzen. „Je näher sie einander sind, desto stärker leuchten sie und werden wärmer. Nehmt den hier.“ Vorsichtig nahm sie den Stein welchen Loki ihr reichte. „Es ist nur zur Sicherheit. Es wird schon nicht passieren, aber… zur Sicherheit.“, nickte und lächelte er. „Mein werter Bruder hat gewiss nicht an so etwas gedacht.“, sagte er dann etwas lauter. „Was?“ Verwirrt drehte Thor sich zu ihnen, er hatte eben überhaupt nicht zugehört gehabt und war von etwas ganz anderem abgelenkt gewesen. „Nichts von Bedeutung…“ Thor zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder um. Sigyn musste schmunzeln. „Ich werde gut darauf Acht geben. Solange er also leuchtet kann ich mir sicher sein?“ „Ja. Schaut her.“ Er hielt den anderen Stein nah ihren und schon leuchteten beide auf wie zwei winzige Sterne und beinahe brennend heiß wurden sie. Fasziniert sah Sigyn immer noch auf ihren Stein, als Loki seinen längst fort gesteckt hatte. Als sie ihn letztendlich in einer Tasche ihres Rocks versteckte, konnte der Ausflug auf den Markt beginnen. Erneut war es überwältigend für sie in die Masse einzutauchen. Einfach von dem Strom an Leuten mitgezogen zu werden, all die vielen Farben und Gerüche aufzunehmen. Loki hingegen empfand es als ganz angenehm, zivil gekleidet, nahezu unauffällig in der Masse zu verschwinden. Er war kein Freund von solch großen Massen, aber der Vorteil war, dass man zumindest unsichtbar in dieser wurde. Es erstaunte ihn, dass selbst Thor sich unauffällig verhielt, der sonst nie genug Aufmerksamkeit bekam. Aber vielleicht schätzte auch er es ab und an mal nicht Prinz zu sein. Es dauerte gar nicht lange bis Thor seinem Bruder die Hand auf die Schulter legte und sich zu ihm beugte. „In drei Stunden wieder am Palasttor?“ Loki wedelte mit seiner Hand. „Ja, geh du nur deiner Wege…“ Es wunderte ihn nicht. Wer weiß wen oder was er auch immer gesehen hatte und außerdem nutzte er ohnehin die gemeinsamen Ausflüge nur um Vater den pflichtbewussten Prinzen vorspielen der sich für die potentielle Kandidatin interessierte und um sich irgendwann dann abzusetzen. „Viel Spaß.“, zwinkerte Thor ihm dann zu mit einem Nicken zu Sigyn und klopfte ihm auf die Schulter. Loki rollte mit den Augen, schüttelte sachte seinen Kopf und unterdrückte ein Seufzen. Sigyn blickte kurz auf, blickte Thor hinterher und sah Loki fragend an. Dieser zuckte sachte mit den Schultern und erhaschte ein sanftes Lächeln von ihr. Sigyn störte es nicht im Geringsten, dass sie mit Loki nun alleine war. Sie mochte es, es gefiel ihr sogar Außerordentlich, dass er stets eine Hand auf ihre Schulter oder ihren Rücken legte wenn das Gedränge zu dicht wurde. Als wollte er sie sicher dadurch manövrieren und fürchtete sie zu verlieren, würde er von ihr lassen. „Soll ich Euch zeigen, wo Ihr die besten Bücher aus ganz Asgard bekommt?“, fragte er alsbald. Sie nickte heftig. „Oh ja, sehr gerne! Wenn Ihr mir versprecht, dass ich dann nicht später mit Stapeln an Büchern zurückkehre…“ „Das kann ich Euch leider nicht versprechen.“, lächelte er. „Ich fürchte nämlich genau das wird passieren.“ „Dann müsst Ihr mir aber tragen helfen.“, schmunzelte sie. „Euch oder die Bücher?“ Er hoffte es war nicht zu gewagt von ihm, er hoffte sie würde lachen, er hoffte… Sie lachte auf und er tat einen erleichterten Atemzug. „Wenn ich zu lange in diesen Schuhen auf den Beinen bin dann mich, andernfalls die Bücher.“ „Seid Euch gewiss, in jedem Fall bin ich Euch gerne behilflich.“ „Und in jedem Fall bin ich Euch sehr dankbar.“ Er wollte sie direkt weiterführen, sich gar nicht mehr lange in dem Getümmel aufhalten, als sie plötzlich stehen blieb und von etwas ganz fasziniert schien. Es war ihr nur aufgefallen weil das Licht sich darin gebrochen hatte, weil es sie aus dem Augenwinkel geblendet hatte. Sie trat näher an den Stand heran, streckte ihre Hand nach der Kette aus die dort hing und sie geblendet hatte. Ein Stein in Blau und Türkis, ein bernsteinfarbener Fleck befand sich in diesem, gesprenkelt mit Gold… Der Stein faszinierte sie irgendwie, die Farbgebung, dieser bernsteinfarbene Fleck in diesem Blau. „Eine wunderschöne Kette für eine wunderschöne Frau! Ich sehe, dieses Prachtstück ist Euch sofort ins Auge gesprungen! Ich mache Euch ein Angebot, dem könnt Ihr nicht widerstehen! Ihr müsst diese Kette haben, dieser Stein passt perfekt zu Euren Augen, junge Dame, es wird Eure Augen nur umso mehr hervorheben! Eine schöne Frau braucht eine schöne Kette, die ihren wunderschönen, grazilen Schwanenhals betont! Schöne Frauen müssen sich mit schönen Juwelen schmücken!“ Sigyn war überrumpelt über den Redefluss des Händlers und war wie erstarrt im ersten Moment. „I-ich… nein, nein, schon in Ordnung, ich wollte…“ „Diese Frau ist so schön, dass nicht Juwelen sie schmücken, sondern sie die Juwelen schmückt.“ Sie spürte Loki´s Hand auf ihrer Schulter als er näher getreten war, errötete leicht unter seinem Kompliment und blickte lächelnd zu ihm auf. Sie bemerkte gar nicht, wie der Händler ein wenig erbleichte als er offensichtlich den Prinzen erkannte. Natürlich kannte jeder in ganz Asgard die Gesichter der Prinzen, der Odinsons. „Interessiert Ihr Euch für die Kette?“, fragte Loki sie. „Nein, nein.“, schüttelte sie ihren Kopf. „Schon in Ordnung, es… es sah ganz nett aus auf den ersten Blick, aber… ich trage ohnehin so selten Ketten… es ist schon in Ordnung.“, nickte sie und trat von dem Stand fort, ging ein paar Schritte weiter. Er blickte ihr kurz nach bevor er wortlos einige Münzen auf den Tisch legte und die Kette nahm. „Wenn Euch irgendetwas interessiert, dann könnt Ihr das ruhig sagen.“ „Ich war nur kurz aus dem Augenwinkel geblendet und… auf den zweiten Blick war sie dann doch… ich mag ohnehin keine Ketten tragen… Ich dachte, Ihr wolltet mir zeigen wo man am besten mit Büchern versorgt ist?“ „Selbstverständlich.“, lächelte er, die Kette hatte er längst in seiner Manteltasche verschwinden lassen. „Ich warne Euch allerdings.“ „Weshalb?“ „Ihr werdet nie wieder etwas anderes betreten wollen.“ „Ist es etwa so schwer sich jedes Mal loszureißen?“, schmunzelte sie. „Sagen wir es so… ich kehre nie mit weniger als fünf Büchern heim.“, lächelte er ihr sachte zu. Das helle Klingeln eines Glöckchens machte den Besitzer des Ladens auf neue Kundschaft aufmerksam. Der Besitzer blickte auf als die beiden eintraten und kam lächelnd hinter seiner Theke hervor. „Majestät, wie schön Euch wieder zu sehen. Als hättet Ihr geahnt, dass ich gerade heute Morgen wieder eine Lieferung bekommen habe.“ „Habt Ihr die nicht immer erhalten wenn ich komme?“, schmunzelte Loki. „Zufall, Schicksal, Verschwörung? Wer weiß?“, lächelte der ältere Mann. „Ihr habt ja eine liebreizende Begleitung mitgebracht dieses Mal.“ „Das ist Lady Sigyn. Sie derzeit ein Gast meines Bruders.“ „Es ist mir eine Freude Euch hier Willkommen zu heißen, Lady Sigyn. Nennt mich einfach Leif, ich bin stets zu Euren Diensten.“ Sigyn war zuerst völlig gefangen von dem Anblick der sich ihr bot. Sie konnte wirklich nur Bücher überall sehen. Sie sah praktisch keine Wände, überall waren nur Regale, die voll von Büchern waren, bis an die Decke stapelten sie sich. Ein faszinierender Anblick. Ihr Blick wanderte von einer Seite zur anderen. Erst als sie angesprochen wurde, kam sie wieder in das Hier und Jetzt zurück. „Die Freude liegt ganz auf meiner Seite.“, lächelte sie. „Dass seine königliche Majestät mich hierher mitgenommen hat, ist mir eine große Ehre.“ „Einen äußerst liebreizenden Gast habt Ihr da, mein Prinz. Eine ganz charmante Prinzessin.“ „Lady Sigyn ist…“ „Mein Prinz, jede Dame ist eine Prinzessin. Merkt Euch das für die Zukunft.“, schmunzelte der Ältere. „Sucht Ihr etwas bestimmtes, Majestät?“ „Ich würde mir gerne erst ansehen was Ihr neu bekommen habt.“ „Selbstverständlich, ich habe auch gleich alles beiseitegelegt was Euch interessieren könnte.“ „Zuvorkommend wie immer.“, lächelte Loki. „Wart Ihr es je anders gewohnt? Kommt, Ihr müsst Euch die Bücher nicht hier vorne ansehen… Ich gehe davon aus, dass die Prinzessin sich für dieselben Künste interessiert wie der Prinz?“ „Sieht man mir das an?“ „Nein, aber seine Majestät kommt hierher nie in Begleitung.“ „Dann kann ich mich also ganz besonders geehrt fühlen.“, lächelte sie zu Loki. „Viel eher bin ich es der sich geehrt fühlt mit der Anwesenheit einer solch liebreizend Prinzessin.“ Sigyn musste leise auflachen als sie in ein hinteres Zimmer geführt wurde. „Ist er immer so charmant?“, fragte sie leise und beugte sich dabei zu Loki. „Ich weiß es nicht, mich hat er zumindest nie so umschmeichelt.“, schmunzelte er. „Mir hat er höchstens nur auf die Finger gehauen.“ „Weil Bücher über die Schwarzmagie der Elfen nichts für kleine Prinzen sind. Als Ihr noch klein wart, war es zumindest einfach, ich brauchte die Bücher nur auf die obersten Regale zu stellen.“ „Viel genützt hat es dennoch nichts.“, schmunzelte Loki. „Wenn Ihr auch nur einmal hinunter gefallen wäret von der Leiter aus Stühlen, hätte Euer Vater mir den Hals umgedreht.“ Leif hatte sich umgedreht und bedachte Loki mit einem strengen Blick. „Nicht wirklich. Ich glaube meine Mutter hätte dies eher getan als mein Vater.“ „Ihr müsst wissen, meine Prinzessin, so schnell konnte man gar nicht gucken wie seine Majestät die Regale erklommen hatte.“ Loki rollte mit den Augen während Sigyn schmunzeln musste. „Setzt Euch… machen Sie es sich bequem. Möchte die Prinzessin gerne etwas trinken?“ „Nein, danke.“, lächelte Sigyn. „Aber darf ich…“ Sie deutete auf die Regale und der Ältere nickte eifrig. „Selbstverständlich, meine Prinzessin, nur zu. Schauen Sie sich in aller Ruhe um. Ich glaube nicht, dass seine Majestät Sie mitgebracht hat nur weil Sie hübsch anzusehen sind.“, zwinkerte er ihr zu. Während Loki sich setzte, trat Sigyn an die Regale heran. Auch hier stapelten sich die Bücher bis an die Decke. Ab und an kam das Sonnenlicht durch einige kleine Fenster, die nicht mit Büchern zugestellt waren. Aber dadurch herrschte ein angenehmes Licht in diesem Zimmer. Es roch nach Staub und alten Büchern, nach Papier und Tinte, altem Leder und Holz. Sie fühlte sich sofort wohl dort. Während Leif die Bücher brachte, die er für Loki aussortiert hatte, ging sie an den Regalen entlang. Mit den Fingerspitzen glitt sie über die Buchrücken, spürte raues Leinen, rissiges Leder, glattes und weiches Leder, weiches und frisches Leinen, spürte die eingestanzten Buchstaben in den Stoffen. Sie ließ ihre Augen über die Titel gleiten, über goldene und silberne, schwarze und rote Lettern. Alles Mögliche an Titeln konnte sie hier sehen. Da war ein Gedichtband, dort ein Märchenbuch, da wiederum eines über Kriegsführung, dann sah sie einen Band über Kräuterkunde… „Ist das hier… irgendwie sortiert?“ „Ich brauche nichts sortieren.“, hob Leif seinen Blick. „Ich weiß wo jeder einzelne Titel steht. Ich betreibe dieses Geschäft schon so lange, meine Prinzessin… Sagt mir was Ihr braucht und ich hole es Euch.“ „Wirklich jeden einzelnen Titel?“ „Jeden einzelnen Titel.“ „Ihr müsst ein außerordentliches Gedächtnis haben.“ „Das kommt mit dem Alter.“, schmunzelte er. Während Loki sich nun den Büchern widmete und sorgfältig sich jedes einzelne von den zurückgelegten ansah, begann Sigyn durch den ganzen Laden zu streifen. Das mussten mehr Bücher sein als selbst im Palast vorhanden waren, wunderte sie sich. Wirklich überall stapelten sie sich. Der Geruch der Bücher, die angenehme Stille, das sanfte Licht, sie empfand es dort fast schon märchenhaft zusammen mit dem Labyrinth aus Regalen und Büchern. Sie war so sehr davon gefangen, dass sie gar nicht bemerkte wie die Zeit verrinn. Sie hörte zuerst auch gar nicht wie man nach ihr rief. Erst nach einigen Malen hörte sie Loki´s Stimme, die nach ihr rief. Sie wirbelte herum, sah sich um. Ein Schmunzeln legte sich auf ihre Lippen. „Ich bin hier!“ Aber langsam ging sie tiefer in die Regalreihe, entfernte sich mehr. „Sigyn?“ „Hier drüben!“ Sie verschwand hinter einer weiteren Reihe. Sie konnte seine Schritte hören und musste ein Kichern unterdrücken. Sie ging weiter, beschleunigte ihre Schritte als sie seine näher kommen hörte. „Sigyn…“ „Das ist ja ein wahres Labyrinth hier.“ „Sigyn, wirklich…“ Sie nahm das Band, welches ihre Haare zusammenhielt und wickelte es um eine Regalstrebe. „Hier drüben bin ich, Majestät! Ich befürchte, ich habe mich heillos verlaufen zwischen all den Büchern und finde nicht mehr hinaus.“ Er seufzte leise, hielt kurz inne bevor er weiter ging. „Irgendetwas an Eurem Tonfall sagt mir, dass dem nicht so ist.“ Er folgte dem Klang ihrer Stimme und den Schritten, konnte sogar die feinen Nuancen von Zimt und Haselnüssen ausmachen, die von ihrem Haar ausgingen. Er stockte kurz als er ihr Haarband fand… „Ihr seid also wirklich zum Spielen aufgelegt?“ „Ihr habt vorhin noch gesagt es wäre so einfach mich wiederzufinden.“ Er schmunzelte, nahm das Band an sich. „Oh… das ist es auch.“, hauchte er. Sie ging weiter, warf einen Blick über ihre Schultern. Zu sehen war er noch nicht. Als sie ihren Blick wieder nach vorne wandte, schrak sie auf als plötzlich Loki vor ihr stand. Sie stolperte zwei Schritte zurück, erschrak erneut als sie gegen etwas stieß. Sie wandte sich um und… da stand ebenfalls Loki. Verwirrt blickte sie von einem zum anderen und brauchte einen kurzen Moment um zu realisieren, dass da Magie mit im Spiel war. Sie begann zu schmunzeln, blickte noch einmal zwischen beiden hin und her, bevor sie auf einen zuging. „Woher habt Ihr das gewusst?“, fragte er sie lächelnd, sein anderes Ebenbild verschwand. „Nennt es weibliche Intuition.“, lächelte sie, fischte ihr Haarband aus seiner Hand und ging an ihm vorbei mit einem Zwinkern. Schmunzelnd sah er ihr nach. „Weibliche Intuition?“ „Außerdem wurde der Stein in meiner Tasche ganz warm.“ Sie flocht sich ihre Haare wieder korrekt und band diese zu. Dass sie ihm zugezwinkert hatte, ließ sein Schmunzeln zu einem Lächeln wachsen. „Ihr hattet mich gesucht? Seid Ihr etwa schon fertig mit den Büchern?“ „Mit den Büchern bin ich niemals fertig.“, lächelte er. „Ich hatte mich nur gewundert wohin Ihr verschwunden wart. Ich fürchtete schon, Ihr seid verschollen gegangen hier.“ „Ihr habt befürchtet?“ Ihr Schmunzeln erinnerte ihn an den mehr oder minder fürchterlichen Traum den er gehabt hatte und er musste tief durchatmen. „Was sollte ich denn sagen wenn ich alleine in den Palast zurückkehre? Ich hätte euch zwischen all den Büchern verloren?“ „Würdet Ihr denn überhaupt ohne mich zurückkehren?“ „Nicht ehe ich Euch gefunden hätte.“ „Ein wahrer Prinz.“, lächelte sie. „Auf das weiße Ross müsst ihr leider verzichten.“ „Wer will schon ein weißes Ross bei so einem Prinzen?“ Erneut dieses Zwinkern, das ihn lächeln ließ. „Meine liebste Sigyn… versucht Ihr gerade mit mir zu schäkern?“, amüsierte er sich und sah es gerne, wie ihre Wangen sich schlagartig röteten. „Seit wann seid Ihr denn in Begleitung einer jungen Dame, mein Prinz? Ein wahre Rarität und dann bringt Ihr sie auch noch gleich hierher.“ Leif konnte sich ein Schmunzeln nicht mehr verkneifen als Sigyn das Zimmer verlassen hatte um den Laden zu erkunden. „Sie ist ein Gast der Familie.“ „Einen Gast dem Ihr besondere Aufmerksamkeit schenkt.“ „Weil sie nicht irgendein Gast ist.“ Loki blickte gar nicht erst von dem Buch auf, das er genommen hatte und es durchblätterte. „Aber so besonders in Euren Augen, dass Ihr sie hierher mitnehmt.“ „Was wollt Ihr damit sagen?“ „Wie steht sie zur Magie?“ „Sie ist talentiert.“ „Sie übt sie aus?“ „Sehr gut sogar.“ „Ihr bringt ihr die Magie bei?“ Loki hob seinen Blick. Sein Gegenüber sah ihn leicht entsetzt an. „Ja… und? Warum sollte ich nicht?“, zuckte er mit den Schultern. „Mein Prinz… eine junge Dame…“ „Die es wollte. Sie wollte es, Leif. Ich tue ihr damit nur einen Gefallen und es wäre zu schade ihr Talent unbeachtet zu lassen.“ „Es ist nicht nur die Magie wie mir scheint.“ „Wollt Ihr mir auch damit etwas sagen?“ Loki hob eine Braue, ließ das Buch in seinen Händen etwas sinken. „Ihr habt noch nie, niemals, irgendjemanden mit hierhergebracht. Ich bezweifle sogar, dass Ihr irgendwem von mir und meinem Geschäft erzählt habt. Mein Prinz…“ Er setzte sich ihm gegenüber, legte seine Arme auf den Tisch und faltete seine Hände ineinander. „Seit Ihr ein kleiner Junge wart kenne ich Euch… und so gut mittlerweile um zu wissen, dass Ihr nie jemanden von hier erzählt weil es Euer Reich ist. Etwas, was Euch ganz alleine gehört, was Ihr mit niemanden teilen müsst, was Euch niemand wegnehmen kann. Wo Ihr einfach Ihr selbst sein könnt. Wo Ihr Euch zurücklehnen und alles andere vergessen könnt. Und in dieses Reich, Euer Heiligtum, bringt Ihr diese junge Frau mit… Mein lieber Prinz… Sie ist nicht nur irgendein Gast. Ich sehe es Euch an der Nasenspitze an.“, schmunzelte er. „Wie lange ist sie denn schon Gast der königlichen Familie?“ „Es ist ihr zweiter Besuch.“ Auf das andere ging er gar nicht erst ein. „Und Ihr sagtet vorhin, sie wäre ein Besuch Eures Bruders.“ „Mein Bruder soll sich dem Ernst des Lebens zuwenden.“ „Ahh… er ist also auf Brautschau. Und er scheint die junge Dame soweit interessant zu finden, dass er sie erneut eingeladen hat.“ „Ganz genau…“ Leif schmunzelte, das Schmunzeln wuchs zu einem Lächeln an. „Aber sie vertreibt sich lieber die Zeit mit Euch zwischen staubigen Büchern.“ „Weil sie intelligent ist und weiß was gut ist.“ „Hmm… Ihr bezeichnet sie sogar als intelligent… Eine Dame, die Euch beeindrucken konnte…“ Mit einem Seufzen ließ Loki das Buch sinken und legte es auf den Tisch. „Sie ist eine Freundin… nur Freunde, die sich gut verstehen und ein paar Gemeinsamkeiten haben. Nicht mehr. Und nicht weniger.“ „Ich bitte Euch… Jemand der sich für Magie begeistert wie Ihr. Sie ist eine junge Dame, Ihr seid ein junger Mann…“ Loki´s Blick wurde finster und er erhob sich. „Ich sage nur wie ich das sehe.“ „Dann seht Ihr falsch…“ Er hatte ihm den Rücken zu gedreht und verließ den Raum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)