Grün, grün, grün sind alle meine Kleider... von Sarah_von_Krolock (Grün, grün, grün ist alles was ich mag) ================================================================================ Kapitel 24: Kapitel 24 ---------------------- 24. Beim Frühstück bekam er die Bestätigung, dass Sigyn nicht weniger ausgefuchst war als seine Mutter. Erneut trug sie ein Kleid in einem wundervollen Grün. Er war sich sicher, dass sie nur verstärkt Grün trug um einfach sich seiner Blicke gewiss zu sein. Frauen konnten grausam sein. Wie sollte er den Tag da noch überstehen? Er hatte wahrlich keine Ahnung. „Wie geht es dir heute, mein Sohn?“ Er dankte seiner Mutter im Stillen ihn davon abzuhalten die ganze Zeit zu Sigyn hinüber zu blicken, welche wieder an der Seite seines Bruders saß. „Sehr gut, Mutter. Soweit wieder sehr gut.“, nickte er sachte. „Streng dich nicht zu sehr an, ja? Mit einer Kopfverletzung ist wirklich nicht zu spaßen. Brauchst du vielleicht etwas Unterstützung bei deinen Arbeiten?“ Den Wink hatte er verstanden und lächelte ihr zu. „Ja… wo du es sagst… Lady Sigyn, würdet Ihr vielleicht die Güte besitzen mich heute ein wenig zu unterstützen?“ „Willst du unseren reizenden Gast zu Tode langweilen?“, schmunzelte Thor. „Lady Sigyn ist auf dem Gebiet recht talentiert. Ich denke, wir würden ihr damit eher einen großen Gefallen tun.“ „Es wäre mir wirklich eine große Ehre Euch assistieren zu können, Prinz Loki.“, nickte Sigyn lächelnd. „Achtet bloß darauf, dass er sich nicht zu sehr anstrengt, mein Sohn ist da viel zu ehrgeizig auf diesem Gebiet.“, schmunzelte Frigga. „Ich werde darauf achten, versprochen, Majestät.“ „Da bin ich mir sicher.“, schmunzelte die Blonde. „Vater, ich denke wir könnten heute Abend wieder ein kleines Fest haben, ein großes Essen, etwas Musik und Tanz…“, warf Thor ein. Sein Vater hob eine Braue und sah ihn skeptisch an. „Schon wieder…?“ „Nun, solange wir solch einen reizenden Gast haben, sollten wir das ausnutzen, oder?“, schmunzelte Thor zu Sigyn. „Außerdem sollten wir uns dann von unserer besten Seite zeigen, finde ich. Generell finde ich, könnten wir ein wenig mehr Feste geben…“ „Mein Sohn… das Leben besteht nicht nur aus Spaß und Musik und Tanz…“ „Vater…“ „Ich finde Thor hat Recht. Da wir einen reizenden Gast bei uns haben, denke ich, wäre es durchaus angebracht.“, nickte auch Frigga. „Diese Gelegenheit sollten wir nutzen und ein wenig feiern, das würde auch dir gut tun, Liebster. Außerdem tanzen unsere beiden Söhne gerne mit der jungen Lady. Möchtest du dem im Wege stehen?“ Der König Asgards seufzte auf und da es offensichtlich drei zu eins stand, wenn er so in die Runde blickte… „Nun gut. Aber nur eine kleine Festlichkeit.“ Thor klatschte in die Hände. Feiern tat er schließlich gerne, es würde reichlich Met geben, viel gutes Essen und eine ausgelassene Stimmung würde herrschen. Ganz abgesehen von der Musik und dem Tanzen. Das wäre ganz nach seinem Geschmack. „Du wirst es nicht bereuen, Vater!“ „Das sagst du jedes Mal…“ Sogar der König musste jetzt schmunzeln. Er wusste, dass sein Sohn in dieser Angelegenheit nicht zu bessern war. Und irgendwo hatte er ja auch Recht, wenn er Lady Sigyn näher kennen lernen sollte und wollte, sollte man solche Gelegenheiten nutzen. Nirgendwo konnte man einer jungen Dame schließlich näher kommen als beim Tanzen, es war die perfekte Gelegenheit. Und seiner Frau würde er damit schließlich auch einen kleinen Gefallen tun. Als das Essen beendet war, verließ Sigyn am Arm von Loki den Speisesaal und zusammen strebten sie seine privaten Räumlichkeiten an, zu denen auch seine Arbeitszimmer gehörten. „Du machst das mit Absicht, oder?“ „Was denn?“, fragte sie unschuldig. „Plötzlich trägst du soviel Grün…“, schmunzelte er. „Ach das… nun… ich möchte dir einfach nur gefallen.“ „Ich denke eher du machst es um mich zu provozieren.“ „Wenn ich dich provozieren wollen würde, dann wären wir jetzt beide in großen Schwierigkeiten.“, schmunzelte sie, brachte ihn zum Lachen. „Sigyn, Sigyn… ich glaube, lange kann ich dir nicht mehr widerstehen.“, lachte er leise. „Was habe ich da nur geweckt in dir?“ „Du lachst, also muss es dich erfreuen was du da in mir entfacht hast.“ „Das habe ich auch nicht bestritten.“, schmunzelte er. „Ich glaube, ich sollte mich fürchten vor dem Abend.“ „Weshalb?... Glaubst du…“ „Es wird Musik gespielt… es wird getanzt… und ich möchte mir nicht einmal deine Robe ausmalen für den Abend.“, lachte er. „Bring mich nicht auf dumme Ideen.“, lächelte sie. „Ich werde mich hüten… Es würde nur einen Skandal geben wenn ich über dich herfallen würde, weil du zu verführerisch aussiehst…“, hauchte er dicht an ihrem Ohr. Sie lachte leise, das Geräusch alleine erwärmte sein Herz. „Das Gesicht deines Vaters würde ich dann gerne sehen!“, lachte sie. „Wenn du mich gleich auf der Tanzfläche…! Und dann erst das Gesicht deines Bruders!.. Wohingegen deine Mutter sich wahrscheinlich freuen würde!“ „Zieh das richtige an heute Abend und du wirst sehen wie sie dreinschauen werden…“, raunte er. „Willst jetzt du mich provozieren? Glaubst du, ich würde es nicht herausfordern?“ „Wir werden sehen.“, schmunzelte er, öffnete eine Tür und ließ sie eintreten. Hinter sich schloss er die Tür wieder und es benötigte nur eine Handbewegung ehe einige Kerzen aufflackerten. „Willst du etwa wirklich arbeiten?“ „Meine Schöne… würde ich alles wegen dir vergessen, würde mein Schreibtisch irgendwann zusammenbrechen und mich wahrscheinlich verfolgen.“ „Dann überlasse ihn mir, ich mache Kleinholz aus ihm.“ Er mochte es wie diese Frau ihn zum Lachen brachte. „Ich komme auf das Angebot gerne zurück. Aber wenn ich der größte Magier aller neun Welten werden will, muss ich einige kleine Opfer bringen.“ „Wobei kann ich dir denn behilflich sein?“ „Nun… ich bin seit geraumer Zeit nicht mehr dazu gekommen wirklich all die Schriften zu sortieren und zu ordnen, die sich angesammelt haben… Da war eine gewisse junge Lady, die mich immer abgelenkt hatte…“ „Ich bekenne mich schuldig.“, kicherte sie. „Habe ich dich so sehr abgelenkt?“ „Ich wollte wirklich etwas tun… aber irgendwie musste ich immer an dich denken.“ „Nun… dann will ich mal wieder in Ordnung bringen was ich angerichtet habe.“, schmunzelte sie. „Wie hast du es denn gerne geordnet?“ Langsam trat sie auf seinen Schreibtisch zu, auf dem sich wirklich Papiere stapelten. „Ordne es so wie du es für richtig hältst. Frauen haben immer einen Instinkt für so etwas.“ „Nicht, dass du dich noch beschwerst am Ende.“ „Bei dir niemals.“ „Und woran arbeitest du gerade? Wenn du mir nicht beibringst zu zaubern und mich unterhältst?“, fragte sie und setzte sich an den Schreibtisch, nahm das oberste Blatt von einem Stapel und besah es sich. „Irgendwie hat es mir der Gedanke der Teleportation angetan… Du ahnst ja nicht wie schrecklich die Reise mit dem Bifröst ist…“ Bei ihrem Lachen blickte er zu ihr hinüber und dieser Anblick, sie an seinem Schreibtisch sitzen zu sehen, mit den Papieren in ihren Händen… Er könnte sich daran gewöhnen. Es war ein guter Anblick. Als wenn sie dahin gehörte an seinen Schreibtisch, als wenn es ihr fester Platz wäre. „Und wie weit bist du damit?“ „Noch nicht sehr weit…“, seufzte er. „Entweder sind die Formeln völlig falsch oder nur irreführend… Nichts passt zusammen… Es ist ein wenig deprimierend…“ „Du wirst es irgendwann ganz bestimmt können. Ich glaube fest daran.“, lächelte sie. „So etwas braucht einfach nur Zeit. Irgendwann wirst du der größte und mächtigste Magier sein Komma entfernt den es je gegeben hat, den es je geben wird. Du brauchst keine Waffen, keinen Hammer, kein Schwert oder Speer, deine Waffe ist der Verstand. Und damit bist du um so vieles flexibler, zu so viel mehr fähig… Magie ist die beste Waffe von allen weil sie aus dem Nichts kommt, völlig unerwartet.“ Er hatte gar nicht bemerkt wie sie aufgestanden und hinter ihn getreten war. Ihre Arme schlang sie von hinten um ihn, ihre Hände ruhten auf seiner Brust und ihr Gesicht schmiegte sie an seinen Rücken. Lächelnd umschloss er eine ihrer Hände mit seiner. Solche Worte… waren Balsam für ihn. Wo ihn kaum einer ernst nahm, er deswegen verhöhnt wurde sogar. Manchmal glaubte er sogar man würde ihm mit Absicht Steine in den Weg legen, deshalb taten ihm diese Worte unendlich gut. „Denkst du das wirklich?“, fragte er leise. „Natürlich… und ich werde dich unterstützen wo ich nur kann. Ganz ehrlich, seine Muskeln spielen lassen kann jeder… aber wer kann schon aus dem Nichts ein Feuer entfachen?“ „Nun… ich kann das.“, schmunzelte er, drehte sich in ihren Armen um. „Nicht einmal dein Vater, nicht einmal dein Bruder…“, lächelte sie. „Nur du.“ „Nur ich… und das macht mich anders…“ „Scht… nicht anders… nur einzigartig.“, lächelte sie. „Sigyn… ich bin anders… ich brauche nur in den Spiegel zu schauen.“ „Ach, halt den Mund.“ Überrumpelt sah er sie an. Als Prinz hatte ihm noch keine Frau gesagt er solle den Mund halten. „Du bist keineswegs anders. Du bist einfach nur etwas Besonderes, etwas Einzigartiges. Ich will keinen blonden Schönling der sein Haar über die Schulter wirft, das ist wenn dann meine Rolle. Ich will keinen Schönling der seine Muskeln spielen lässt, der mit einem Lächeln alle in den Bann zieht. Ich will ein Lächeln, das nur mich in den Bann zieht…“, hauchte sie, drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Die Finger ihrer rechten Hand fuhren durch sein Haar. „In deiner ganzen Gestalt bist du so elegant, so geschmeidig… wie du gehst, wie du dich bewegst… Es erinnert mich an ein gefährliches Raubtier… So elegant und gleichzeitig verrät jede einzelne Bewegung wie viel Kraft dahinter steckt… Irgendwo habe ich sogar gelesen, dass Blässe ein Privileg des Adels sei…“, schmunzelte sie, drückte ihm noch einen Kuss auf die Wange. „Und außerdem… hast du die schönsten Augen die ich je gesehen habe… sie faszinieren mich einfach… So ein wundervolles, intensives Grün… mit deinen schwarzen Haaren, das ist so…“ Da ihr die Worte fehlten, drückte sie einfach ihre Lippen auf seine und küsste ihn leidenschaftlich. Er hatte bis eben gedacht noch mehr Perfektion ginge bei dieser Frau nicht, aber da hatte er sich getäuscht. Er hätte nie gedacht, dass er mal solch einer Frau begegnen würde. Seine Arme schlang er fest um sie, drückte sie an sich. Warum hatte er sie nicht schon früher getroffen? Warum war es ihm erst so spät bewusst geworden? Wie hatte er nur so blind sein können? Er hoffte inständig seine Mutter würde seinen Vater sachte darauf vorbereiten, dass seine Pläne sich nicht ganz so erfüllen würden wie er gedacht hatte. Sollte sein Bruder sie wirklich in Erwägung ziehen, er würde es erstens nicht ertragen und zweitens nicht über sich bringen. Er hoffte inständig, sein Bruder hatte nicht solcherlei Pläne… Er hoffte, er würde sie nur sehen wollen weil sie für ihn hübsch anzusehen war. Bis zum Mittag hatten sie es doch geschafft ein wenig zu arbeiten. Sigyn war recht weit gekommen mit den Papierstapeln, all den Schriften und Dokumenten, die sich auf seinem Schreibtisch angehäuft hatten. Sie wäre nahezu fertig wenn sie selbst nicht einiges gelesen hätte. Manches war einfach zu interessant gewesen. Sie konnte nicht verstehen wie man das abwerten konnte, Magie war doch eine faszinierende Sache. Es war so viel mehr als nur ein Fuchteln mit den Händen. Zum Mittag ließen sich beide nichts anmerken. Man betrieb eine neutrale Konversation, die Geschwister zogen sich gegenseitig ein wenig auf, die Frauen freuten sich auf den Abend und auf die Roben, die man jeweils tragen würde. Nach dem Essen zog sich Sigyn zurück um den Nachmittag damit zu verbringen sich auf den Abend vorzubereiten. „Ihr wart gestern die Nacht über nicht hier.“ „Ich weiß nicht wovon du sprichst, Hilda.“ „Herrin, Ihr wart die letzte Nacht über nicht in Euren Quartieren. Und jetzt wollt Ihr Euch besonders hübsch machen für den Abend. Ich hoffe, Ihr seid nicht schwach geworden und dem Kronprinzen erlegen.“ „Ich bin nicht schwach geworden!... Ich bin zu keinem schwach geworden, Hilda. Auch nicht dem Kronprinzen gegenüber, du kannst beruhigt sein und damit auch meine Eltern beruhigen, wenn es das ist was du wissen willst. Ich war gestern einfach nicht hier, ja?“ „Ich soll verstärkt Eure grünen Roben aufbereiten.“ „Es ist Frühling, eine perfekte Gelegenheit, oder? Soll ich etwa Schwarz tragen?“ „Grün ist nicht gerade die favorisierte Farbe des Kronprinzen.“ „Aber meine! Hilda, was soll dieses Verhör?! Ich bin deine Herrin!“ „Und Eure Eltern sorgen sich um Euer Wohlergehen, um Eure Tugendhaftigkeit!“ „Ja, ich habe die Nacht nicht in meinen Quartieren verbracht, und? Ich habe die Nacht woanders verbracht und um meine Tugendhaftigkeit braucht sich niemand Sorgen zu machen!“ „Ist es der andere Prinz?... Der Magier?“ „Was hat dich das anzugehen?“ „Es ist der andere Prinz… Natürlich… allein Eure Vorliebe für grüne Roben hätte es mir sagen müssen… Ihr habt letzte Nacht mit dem anderen Prinzen verbracht.“ „Der andere Prinz hat auch einen Namen, Hilda und dieser lautet Prinz Loki. Es ist nicht der andere Prinz oder der Magier, sondern Prinz Loki! Ich dachte, ich habe dir das bereits deutlich gemacht.“ „Habt Ihr die Nacht mit ihm verbracht?“ „Ich habe die Nacht nicht mit ihm, sondern bei ihm verbracht. Wir haben nur geredet. Wir waren so in unserer Diskussion vertieft, dass wir ganz und gar die Zeit vergessen haben, mehr nicht. Bist du jetzt beruhigt?“ „Herrin...“ „Schluss jetzt! Das Thema ist beendet, verstanden? Ich will nichts mehr diesbezüglich von dir hören, du wirst nicht mehr darüber reden, weder mit mir noch mit jemand anderen oder du wirst in ganz Asgard keine Anstellung mehr finden, habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?“ „Aber…“ „Hilda! Du bist nur eine Bedienstete… mehr nicht. Verstanden? Ich möchte solcherlei Anschuldigungen oder Fragen nicht mehr von dir hören.“ „Ja, Herrin…“ „Und jetzt wäre ich dir sehr dankbar, wenn du dich um meine Frisur kümmern würdest.“ „Natürlich, Herrin.“ Sigyn musste mehrmals durchatmen um sich zu beruhigen. Sie hätte gedacht selbst wenn Hilda, ihre Dienerin, etwas bemerkte, sie darüber schweigen würde, dass sie so loyal ihr gegenüber wäre, kein Wort darüber zu verlieren. Abgesehen davon hätte sie nicht damit gerechnet, dass sie etwas bemerken würde. Sie hoffte ihren Standpunkt deutlich gemacht zu haben. Sie wollte nicht daran denken was wäre, wenn sie wirklich dahinter käme, wenn sie beginnen würde zu reden. Bedienstete konnten soviel tratschen, es würde nur wenige Stunden dauern bis alle Bediensteten Gladsheims reden würden… Bis sie darüber reden würden, dass der jüngere Prinz sich die Favoritin des Kronprinzen als Geliebte hielt, dass sie eine Affäre miteinander hinter dessen Rücken hatten, dass sie alle an der Nase herumführten… Sie versuchte die beunruhigenden Gedanken zu beseitigen. Sie wollte sich nicht den Abend dadurch ruinieren lassen. Sie brauchte sich eigentlich keine Sorgen zu machen, es war nichts Absonderliches dabei wenn sie mit Loki sprach, mit ihm tanzte, lachte oder scherzte. Bisher hatte sie immer mehr Zeit mit Loki verbracht als mit Thor. Es wäre daher für niemanden verwunderlich wenn sie etwas vertrauter wirkten. Es würde also daher niemanden wundern… nicht einmal Odin selbst. Seufzend betrachtete sie ihr eigenes Spiegelbild als sie fertig für den Abend gekleidet und frisiert war. Die Haare waren kunstvoll hochgesteckt damit ihr Nacken frei war, immer wieder durchsetzten fein geflochtene Strähnen die Frisur. Haarnadeln mit grünen Blumen verfeinerten das Bild. Als Kleid hatte sie sich für ein dunkelgrünes entschieden. Ein schimmerndes, kräftiges dunkles Grün gefangen in einem seidigen Stoff der ihren Körper umschmeichelte, sich wie eine zweite Haut an ihren Leib schmiegte. Die Schultern waren bloß, die breiten Träger hingen locker um ihre Oberarme. Sie war zufrieden mit ihrem Äußeren und sie war mit dieser Meinung sicher nicht alleine an diesem Abend. Sie drehte sich um die eigene Achse und bewunderte sich von allen Seiten. Diese Robe war einfach perfekt, sie betonte was es zu betonen gab, fiel weit hinab ab der Hüfte, präsentierte ihre bloßen Schultern und die kleine Schleppe war einfach nur elegant. Mit allem zufrieden raffte sie den Saum des Kleides und verließ ihre Zimmer. Zumindest den Blicken der Königssöhne war sie sich gewiss als sich die Tür zum Speisesaal öffnete und sie durch diese schritt. Und besagte Söhne hoben auch fast gleichzeitig ihren Blick als sie den Saal betrat. Beide erhoben sich und lächelten bei ihrem Anblick. „Guten Abend.“, sprach sie leise, nickte sachte und setzte ein bescheidenes Lächeln auf, ganz wie es sich für eine junge Dame gehörte. „Ihr seht ganz bezaubernd aus heute Abend…“, lächelte Loki, verneigte sich leicht als sie näher trat und nahm ihre Hand in seine um diese an seine Lippen zu führen. „Vielen Dank, königliche Majestät.“, knickste sie. Gerne hätte sie ihm noch gesagt wie gut seine Robe an ihm aussah, wie edel sie geschnitten war und ihm schmeichelte. Aber ihr Platz war wieder an der Seite Thors und dieser hauchte ihr grinsend einen Kuss auf die Hand. „Ihr seht heute Abend wahrlich hinreißend aus, Lady Sigyn. Es war eine gute Entscheidung diese kleine Festlichkeit auszurichten heute.“ „Vielen Dank, königliche Majestät. Es fiel mir nicht leicht etwas Passendes auszusuchen für diesen Abend, aber Eure Komplimente bestätigen mich in meiner Wahl.“ „Ihr hättet keine bessere Wahl treffen können.“ Er war ihr behilflich sich zu setzen ehe er es ihr gleichtat, reichte ihr einen gefüllten Becher mit Met. „Auf diesen wundervollen Abend würde ich sagen, oder?“, lächelte er, stieß mit ihr an und trank den halben Becher leer. Während des Essens unterhielt man sich angeregt, eine ausgelassene Stimmung herrschte dank der Musik, die gleichzeitig gespielt wurde und den ersten Paaren, die nicht länger warten konnten und tanzten. Die Sitzordnung hatte sich bald aufgelöst. Thor saß bei seinen Freunden, unterhielt sich lauthals mit jenen über alte Abenteuer die sie gemeinsam erlebt hatten, Sigyn saß bei einigen Hofdamen. Diese Gelegenheit wollte Loki nutzen und erhob sich, schritt zu seinem Bruder. Sigyn sah nur aus dem Augenwinkel wie er eine Hand auf die Schulter seines Bruders legte, sich zu ihm hinunter beugte und ihm etwas zuzuflüstern schien. Dieser nickte grinsend und schon kam der Schwarzhaarige lächelnd auf sie zu. Als er vor ihr zum Stehen kam verneigte er sich tief. „Es wäre mir eine Ehre, Lady Sigyn, wenn ich Euch aus der illustren Runde zu einem Tanz entführen dürfte?“, lächelte er charmant. „Die Ehre würde ganz auf meiner Seite liegen.“, lächelte sie, errötete anständig und stellte ihren Becher fort ehe sie seine Hand ergriff. „Du willst mich wohl wirklich provozieren, oder?“, hauchte er ihr zu während sie an seinem Arm schritt. „Du hast mich herausgefordert. Außerdem hast du mir auch nicht gesagt, dass du vorhast heute Abend so gut auszusehen.“ „Nun, ein Prinz tut was er kann.“, schmunzelte er. Sie lachte leise als er eine Hand auf ihre Taille legte, die andere ihre Hand umfasste und sie beim nächsten Takt einsetzten. „Du hättest mich vorwarnen können.“ „Wovor?“, schmunzelte sie. „Davor, dass du mich verführen willst.“ „Was sagt dir denn das?“, lächelte sie. „Bei diesem Kleid fragst du noch?“, lachte er leise. „Ein Narr derjenige, der heute nicht mit dir tanzen wollen wird…“ „Nun, ich glaube eher, da ich die Gunst der Königssöhne auf meiner Seite habe, wird sich auch kaum ein anderer trauen.“ „Es sollte sich auch kein anderer wagen… Es ist schon schwer für mich dich bei meinem Bruder zu sehen…“ „Noch bevor der Mond am Zenit steht werde ich mich zurückziehen…“, wisperte sie kaum hörbar. „Ich denke… zu dieser Zeit werde ich ebenfalls unheimlich ermüdet sein…“ Sie kicherte leise und genoss den Tanz, genoss es ihm so nahe zu sein, seine Hand auf ihrer Taille zu fühlen. Sie wünschte sich in diesem Moment es nicht mehr verheimlich zu müssen, die Bindung zwischen ihnen. Die blonde Königin seufzte leise. „Sieh sie dir nur an… Sehen sie nicht hübsch zusammen aus? Ich finde, die zwei passen viel besser zusammen.“ „Loki und Lady Sigyn…? Liebes, es geht hier um unseren Ältesten… Loki kann sich noch Zeit lassen.“ „Findest du nicht selbst, dass du deine Pläne überdenken solltest? Sieh sie dir doch nur an… hast du unseren Jüngsten schon einmal so lachen gesehen bei einer jungen Dame? Er scheint sogar Spaß am Tanzen zu haben. Du weißt selbst, dass er nicht der gesellige Typ ist. Schau… er lacht schon wieder… Ganz abgesehen davon, dass sie sich optisch nahezu perfekt ergänzen. Sie teilt seine Vorliebe für die Farbe Grün.“, schmunzelte sie. „Thor findet sie recht ansprechend. Und allein deswegen ist sie hier.“ „Du weißt selbst, dass sie nicht die ideale Wahl für ihn ist. Sie liest gerne, hat ein großes Redetalent und besitzt ein mildes, ruhiges Gemüt. Thor findet sie doch nur ansprechend weil sie eine hübsche junge Dame ist, die geduldig sich seine Heldentaten anhört, auch mehrmals. Thor braucht eine Frau die etwas impulsiver ist. Das weißt selbst du.“ „Es geht in dieser Angelegenheit allein um Thor. Er sollte zuerst heiraten. Was glaubst du würde geschehen, wenn Loki vor ihm heiratet? Vor ihm eine eigene Familie gründet, sie ihm einen Sohn schenkt? Noch bevor der Kronprinz es getan hat? Dieses Kind wäre dann der nächste in der Thronfolge… Es wäre ein Erbe… Verstehst du, was ich damit sagen will? Sie konkurrieren nicht miteinander aber wegen solchen Angelegenheiten sind schon Kriege ausgebrochen. Außerdem weißt du den anderen Grund sehr gut…“ „Aber würde es nicht bindender sein wenn…“ „Möchtest du es ihm erklären? Möchtest du ihm die wahren Umstände erklären? Was glaubst du wird geschehen wenn er heiratet, wenn seine Frau ihm ein Kind schenkt? Weißt du was es wäre? Möchtest du es ihm dann erklären? Es ist besser wenn es so bleibt wie es ist.“ Sie seufzte leise. Einerseits gab sie ihm ja Recht, aber andererseits war es ihr Sohn und würde es immer bleiben und sie wollte nichts mehr als dass er glücklich war. Dazu gehörte auch eine Familie und sie würde es ihm garantiert nicht verweigern. Dann würden sie halt alles erklären müssen, daran gab es dann keinen Weg vorbei. „Aber denkst du wirklich sie ist die Richtige für Thor?“ „Ich habe das nicht zu entscheiden, das hat allein unser Sohn.“ „Wäre es denn so schlimm wenn… die beiden sich näher kommen würden?“ „Das fragst du? Sie ist hier weil Thor es so wollte. Weil sie nur wegen dieser einen Angelegenheit hier ist. Und dann fragst du mich ob es schlimm wäre wenn sie eine Liaison mit seinem Bruder eingeht?“ Sie seufzte leise. „Davon ist bisher keine Welt untergegangen. Und du kannst keine Liebe erzwingen wo keine ist. Was sollte daran so schlimm sein? Meine Söhne sollen glücklich sein und lieben dürfen wen sie wollen.“ „Was daran so schlimm wäre? Denk an den Skandal…“ „Papperlapapp! Skandal hin oder her! Liebe sollte kein Skandal sein. Ich nehme lieber einen Skandal in Kauf als eines meiner Kinder todunglücklich zu sehen weil deren Vater ein sturer Bock ist…“ Loki hielt inne als ihm jemand auf die Schulter klopfte. Ein Blick über diese und er sah seinen Bruder hinter sich stehen. „Ich darf doch wohl abklatschen, hm?“, grinste der Blonde. „Selbstverständlich… Milady, es war mir eine große Freude.“ „Die Freude lag auf meiner Seite mit einem so außerordentlichen Tänzer tanzen zu dürfen.“ „Milady, das ist zuviel der Ehre.“ Er hauchte einen Kuss auf ihre Hand und das Gefühl seiner Lippen, die hauchzart ihre Haut streiften, verursachten ihr einen Schauer den sie unterdrücken musste. Während sein Bruder nun mit Sigyn tanzte, setzte sich Loki wieder an die Tafel zu seinen Eltern, an seinen Platz neben seiner Mutter. Als er sich gesetzt hatte, hatte seine Mutter unumwunden nach seiner Hand gegriffen, drückte sie zärtlich. Fragend blickte er zu ihr aber als sie lediglich lächelte, lächelte er auch ihr zu und es lenkte ihn ein wenig von dem nagenden Gefühl in seiner Brust ab, das ihn überkam wenn er seinen Bruder mit ihr zusammen sah. Ein Gefühl für das er sich immer noch schuldig fühlte, das eigentlich nicht da sein sollte. Er mahnte sich selbst nicht hinsehen, es wäre zu auffällig, aber es waren auch gleichzeitig so quälende Momente… Er war regelrecht erleichtert als sich beide wieder setzten. „Lady Sigyn, Ihr vollbringt wahre Wunder. Eine wahre Seltenheit, dass sich gleich beide meiner Söhne zum Tanzen hingezogen fühlen.“, lächelte die Königin. „Bei so einer guten Tänzerin kann man gar nicht anders.“, lächelte Thor und prostete ihr zu. „Nun… ich bin erfreut darüber, dass ich die Ehre habe die Gunst gleich zweier Prinzen zu besitzen.“ „Ihr könnt stolz auf Euch sein, Sigyn… wenn Ihr es sogar schafft meinen Bruder aus seinen dunklen Kammern zu locken…“, lachte der Blonde. „Sie bringt es ja sogar zustande, dass du dich halbwegs zu benehmen weißt. Eine ganz große Leistung, darüber könnt Ihr wahrlich stolz auf Euch sein, Lady Sigyn.“ „Ich? Ich habe das beste Benehmen weit und breit!“ „In deinen Träumen, Bruder.“ Bevor Thor etwas antworten konnte, hörte er wie laut jemand seinen Namen rief und wandte sich der Richtung zu aus der dieser Ruf gekommen war. Ohne Umschweife erhob er sich, nahm seinen Becher und ging auf seine Freunde zu. Sigyn war in diesem Moment glatt vergessen. „Und jetzt dauert es nicht mehr lange bis sie anfangen zu singen…“ „Singen?“ „Es braucht nicht viel Met bis sie anfangen anrüchige Lieder zu singen.“ „Aber… selbst in der Anwesenheit einer Frau?...“ Sie nickte zu Sif hinüber, die ebenfalls in der illustren Runde dabei war. „Sie sieht vielleicht aus wie eine Frau… aber ob sie wirklich eine ist, bezweifle ich manchmal.“, schmunzelte er. „Und sie sitzt ohnehin nur dabei wegen meinem Bruder…“ Sie musste leise kichern. „Wollt Ihr etwa damit sagen…?“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich sagte nichts, ich vermute nur…“ Sie lachte leise. „Soso, Vermutungen sind das also.“ Schmunzelnd nahm er seinen Becher und setzte sich zu ihr hinüber. „Ich meine ja nur… als Frau hätte ich sicher Besseres zu tun als mich ständig mit Kriegern zu umgeben, ihnen beim Trinken zuzusehen, deren angeblichen Heldengeschichten zum hundertsten Male zu lauschen bis sie beginnen anrüchige Lieder zu singen.“ „Wein, Weib und Gesang.“, lächelte sie. „Euer Bruder scheint dies wirklich zu leben.“ „Es wäre auch schlimm wenn nicht, so bin ich wenigsten der Clevere von uns beiden. Unvorstellbar wenn er mir in dieser Sache das Wasser reichen könnte…“ Sie musste leise lachen und nippte an ihrem Becher. „Würdet Ihr mir die Ehre erweisen noch einen Tanz mit mir zu wagen, Lady Sigyn?“, schmunzelte er ihr zu. „Das würde ich sehr gerne.“, lächelte sie und schon lag ihre Hand in seiner und er führte sie zu der Tanzfläche. „Du tanzt wirklich gerne mit mir, hm?“ „Wie kann man nicht mit dir tanzen wollen? Schau nur in den Spiegel.“, lächelte er. „Außerdem bewegst du dich beim Tanzen als würdest du auf Wolken gehen…“ „Ich frage mich immer wieder woher du es nur gelernt hast so charmant zu sein… Sicher nicht von den Männern aus deiner Familie.“ „Nun, wenn schon mein Bruder ganz nach unserem Vater kommt, wollte meine Mutter zumindest über die Erziehung einer ihrer Söhne das Sagen haben.“, schmunzelte er. „Außerdem muss ja zumindest einer von uns gutes Benehmen an den Tag legen. Und wenn ich nicht so charmant wäre, wärest du mir ja auch letztendlich nicht erlegen.“ Sie lachte leise auf. „Ich? Du bist ja wohl mir erlegen!“ „Das diskutieren wir später aus.“ In diesem Moment hörten sie einen lauten Pfiff zu ihnen durchdringen, ein Blick genügte und sie wussten er kam von Thor. Dieser winkte Sigyn zu, grinste breit. „Als wenn ich ein Hund wäre…“, murmelte sie durch zusammen gebissene Zähne und winkte ebenfalls zu dem Blonden. Er musste auflachen. „Hoffentlich beißt du nicht auch wie einer.“ „Das wirst du ja bald herausfinden…“, schmunzelte sie. „Hmm… ich glaube es wird dringend Zeit, dass du ganz plötzlich unheimlich müde wirst.“ „Ist da jemand etwa ungeduldig?“ „Nur neugierig.“ Es dauerte nicht mehr lange bis Sigyn vorgab ermüdet zu sein und sich zurück zog. Loki selbst ließ sich noch etwas Zeit, es wäre sonst zu auffällig. Er setzte sich noch zu der illustren Runde seines Bruders, trank noch ein, zwei Becher des süßen Honigweins. Er gab sich wirklich die größte Mühe sich nicht anmerken zu lassen, dass die Frauenabenteuer Fandrals ihn langweilten, er mit den kulinarischen Abenteuern Volstaggs ohnehin nicht viel anfangen konnte und Sifs Meinung über Frauen als das starke Geschlecht ihn ohnehin nicht interessierte. Hogun war ihm immer am sympathischsten gewesen, er schwieg die meiste Zeit. Und sein Bruder erzählte die Geschichten ohnehin nur so wie sie ihm passten, außer acht gelassen, dass er gerne auch mal ein paar Fakten verdrehte. Die Sache mit ihren Haaren hatte Sif ihm ohnehin bis heute nicht verziehen… aber das hatte sie sich selber zuzuschreiben. Und Thor hatte es ebenfalls bestens amüsiert gehabt. „Sag mal, Loki… wir hörten du bist ganz schön langsam geworden? Zuviel schlechte Magie abbekommen oder warum rennst du plötzlich in Mjölnir rein?“, amüsierte sich Fandral. „Ich bin eher überrascht, dass du noch anwesend und nicht mit der nächstenbesten Hofdame in einer dunklen Nische verschwunden bist. Hast du heute deinen freien Tag oder wie sollen wir uns das erklären? Oder finden die Damen es doch eher abschreckend, dass du mehr Zeit bei der Morgentoilette beanspruchst als die eitelste Frau Asgards?“ Er hörte wie sein Bruder versuchte ein Lachen zu unterdrücken. Loki hingegen blieb eher kühl und sein Gesichtsausdruck verriet keine Emotion. „Nun…“ So schnell wie seine Zornesröte gekommen war, so schnell war sie auch gegangen und Fandral lehnte sich lässig zurück, setzte ein gehässiges Grinsen auf und zwirbelte seinen Schnurrbart zwischen den Fingern. „Ich kann mich in Sachen Frauen nicht beklagen, mir liegen sie zu Füßen… Das kannst du von dir ja nicht behaupten.“ „Oh ja, wie stolz du darauf sein kannst dich wie eine männliche Hure aufzuführen… Wahrlich der Traummann für jede Frau, sie sind bestimmt alle aus dem Häuschen wenn sie wissen, dass sie dank dir mit halb Asgard intim sind… Darauf kannst du wahrlich stolz sein…“ Thor hielt seinen Freund zurück als dieser aufspringen wollte. Loki trank in Ruhe seinen Becher leer, stellte ihn auf den Tisch und erhob sich langsam. „Gute Nacht alle miteinander…“ Und als er an Fandral vorbei kam: „Solltest du mich herausfordern wollen, denke daran was ich mit Sif getan habe, sie kann sicher noch ein Liedchen singen von ihrem einst so wundervollen goldenen Haar… Wäre doch schade wenn du eines Morgens ohne deinen geliebten Bart aufwachst, oder?.... Gute Nacht…“ Er atmete erleichtert auf als er dem Saal endlich entkommen war, die geschlossene Tür die Musik und das Gelächter, die lauten Stimmen und das Scheppern der aneinanderstoßenden Becher verschluckte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)