Und er lächelte von Crevan ================================================================================ Kapitel 29: Und er lächelte --------------------------- Cullen drehte seine braun gescheckte Schreibfeder zwischen Daumen und Zeigefinger, als er auf das leere Blatt Papier vor sich starrte. Er wollte der Kommandantin der Grauen, Solona Amell, schreiben; eine Antwort auf deren Brief, den die Galgenburg schon vor langer Zeit erhalten hatte. Doch der gedankenverlorene Mann vermochte es nicht einmal die Begrüßungszeile der Nachricht zu verfassen. Es wäre eigentlich so simpel gewesen; einfach wie ein Schwerthieb gegen eine Trainingspuppe. Es hätten nur wenige Sätze gereicht, um Kommandantin Solona zu berichten, was sie wohl mit grimmiger Zufriedenheit im Blick gelesen hätte. Das hätte sie doch? Vor Monaten hatte sie von einem desertierten Wächter geschrieben, hatte die Obrigkeit des Zirkels Kirkwalls vor einem Mann namens 'Liam' gewarnt. Und nun würde Cullen ihr über jenen Bericht erstatten können. Er würde ihr schreiben, dass dieser schlimme Verbrecher und Mörder tot sei, dass sie sich nicht um die Sicherheit der Bevölkerung der Stadt der Ketten sorgen müsste. Dass ein gefährlicher Mann weniger die Geheimnisse der Grauen Wächter in seinem wirren und unberechenbaren Kopf mit sich herumtrug. 'Er ist tot', schrieb der melancholische Knight-Captain in zittrig-verwackelter Schrift auf das Pergament, das vor ihm lag. Lange sah der, in eine bequeme rote Kirchentunika Gehüllte, diese drei Wörter matten Blickes an; las sie sich gar leise selbst vor. Zweimal, dreimal. Dann aber biss er sich auf die zerkaute Unterlippe und strich den frisch geschriebenen Satz mit fahriger Hand durch, verwischte schwarze Tinte dabei, zerknüllte das Blatt Papier hastig und warf es sich über die Schulter. In seinem Stuhl lehnte sich der entnervte Cullen gequält seufzend zurück, legte den Kopf in den schmerzenden Nacken uns starrte der Decke aus bitteren Augen entgegen. Seine Schreibfeder legte er dabei lieblos fort und fuhr sich mit den Fingern über das müde Gesicht. 'Er ist tot', hatte er geschrieben. Es war eine Nachricht, die er den Grauen so bald als möglich zukommen lassen wollte. Doch eigentlich war es eine Lüge. Denn vor etwa drei Wochen war nicht Liam gestorben. Sondern Anders. Der chaotische, freiheitsliebende Rebell mit dem Rufnamen, der jedem verraten hatte woher er stammte, war gewaltsam aus dieser Welt gerissen worden. Liam, der war zurückgeblieben: Ein blonder Mann aus Anderfels, ohne jegliche Ambitionen, Meinungen oder Gefühle. Und wo keine Emotionen waren, da waren auch keine Kosenamen, die Bedeutung besaßen. Ja, es hätte dem Blondschopf mit den rehbraunen Augen heute wohl nicht einmal gestört, wenn er überhaupt keinen Namen besessen hätte, nicht wahr? Doch er brauchte einen, damit er gerufen werden konnte; damit er wusste, dass man von ihm sprach, wenn man seinen Namen nannte, den ihm seine Eltern gegeben hatten. Liam. Cullen hasste ihn. Denn noch immer fühlte er sich, als befände er sich in einem Alptraum, aus dem er nicht aufwachen konnte... egal was er tat. Er hatte sich selbst gezwickt, gebissen und den Kopf unter eisig kaltes Wasser gehalten. Doch es hatte nichts gebracht. Noch immer wehrte er sich dennoch vehement dagegen den Namen zu vergessen, den sich der Rebell aus Kinloch Hold gegeben hatte, um sich zum Symbol der Rebellion zu machen. Doch das hier war alles kein schlechter Traum, nicht wahr? Es war real. Ein Klopfen an der hölzernen Türe der Schreibstube ließ Cullen aufsehen und sofort setzte er sich wieder gerade hin, richtete seine Aufmerksamkeit der Türe entgegen. „Ja?“, fragte er mit heiserer Stimme und atmete einmal tief durch, erhob sich zögerlich. Der abwartende Knight-Captain verengte die Augen mitleidig, als ein blonder Mann eintrat. In hübscher, dunkelblauer Samtrobe, die leise beim Gehen raschelte und mit gepflegten, langen Haaren, die in seinem Nacken zusammengebunden waren. „Anders“, stellte der Krieger mit verschwörerisch klingendem, dunklen Unterton fest und seine Augen wanderten kurz betreten zur Seite fort, bevor er die Energie dazu aufbrachte weiter zu sprechen „Was gibt es?“ Mit ausdruckslosem Blick sah ihm der angesprochene Blonde entgegen, als er sich gemächlich näherte. Beim Schreibtisch des Knight-Captains angekommen legte der Dünnere einen Stapel unordentlich niedergeschriebener Einsatzberichte ab. „Die Berichte der letzten Woche“, meinte der gediegene Mann aus Anderfels, doch Cullen hörte ihm dabei kaum zu „Ich soll Euch Grüße von Knight-Commander Meredith bestellen. Sie würde heute Abend gerne mit Euch sprechen. Der Champion Kirkwalls mischt sich zu sehr in die Angelegenheiten der Templer ein, meinte sie.“ Anders' Augen blieben ruhig auf dem sprachlosen Fereldener liegen. Das Zeichen der Besänftigung auf der Stirn des Ersteren lachte dem Templer förmlich schadenfroh entgegen; wie ein verhasster Feind, der einem eine ausgewischt hatte. „Kann ich noch etwas für Euch tun?“, fragte der etwas Kleinere dann, verschränkte die Hände locker vor sich und wartete geduldig ab. Oh- Es schmerzte Anders so zu sehen. Es tat so weh, dass es Cullen noch in den Wahnsinn trieb. Nächtelang hatte er sich in seinem harten Bett hin und her gewälzt, heimlich geweint oder zornig und verzweifelt gegen seine gemauerte Zimmerwand geschlagen. Ein fleckiger Verband, den er sich selbst angelegt hatte, wand sich um seine rechte Handfläche und deren Knöchel. Ein wenig Tinte klebte daran. Er hatte solch ein schlechtes Gewissen; es fraß ihn noch auf, biss ihn unaufhaltsam mit scharfen Zähnen und wollte ihn noch umbringen. Besonders nachts, da brach ihm der Angstschweiß oft unkontrolliert aus, wenn er an den besänftigten Anders dachte. Seine Hände begannen dann wie wild zu zittern und er bekam unglaubliche Atemnot, fühlte sich eingeengt und absolut verzweifelt, allein. Er wollte etwas gegen Anders' schlimmen Zustand tun, wollte ihn nicht mehr sehen müssen. Nicht so. Beim Erbauer, Cullen hatte schon so oft daran gedacht den ehemaligen Abtrünnigen zu töten. Einfach so. Ihm ein Schwert durch die Brust zu rammen und ihn von seinem bemitleidenswerten Leben zu erlösen. Der Tod wäre gnädiger gewesen als... als das hier. Der emotionale Templer schlug die Augen befangen nieder, bevor er wieder zu Anders hin sah. Viel, viel gnädiger wäre der Tod. Doch in Wirklichkeit brachte er den Mut, seinen Freund zu töten, nicht auf. Und so musste der Blonde ein kümmerliches Dasein als sein 'persönlicher Besänftigter' im Zirkel Kirkwalls fristen. Meredith persönlich hatte Anders diese Stelle zugewiesen und Cullen hätte ihr dafür am liebsten die schadenfrohe Visage zu Brei zerhauen. Doch was hätte ihm dies nun noch gebracht? Nichts. Denn es war zu spät und der depressive Krieger stand zurzeit so sehr neben sich, dass er nicht mehr arbeitete oder grübelte, sondern bloß funktionierte. Er hatte sich in ein sehr, sehr dunkles Loch verkrochen und nahm sein einsames Leid dort hin. Manchmal bemitleidete er sich dabei selbst, doch das war schon in Ordnung. Denn bedauernswert, das war er wohl; schuld an all den schlimmen Dingen, die ihm und Anders widerfahren waren. Und weil er es nicht über das Herz brachte den Besänftigten zu ermorden, klammerte er sich regelrecht an ihn und redete sich manchmal gar ein, dass er nicht trauern müsste. Sein Anders war doch eh da. Hier, direkt vor seiner Nase. Ja, das redete sich der Templer tagein tagaus ein. Er wusste ganz tief in seinem Innern zwar, dass sein Anders, wie er ihn lieben gelernt hatte, tot war. Doch dieses stechende Gefühl versuchte er zu verdrängen, um sich selbst und sein schlechtes Gewissen zumindest ein ganz kleines bisschen zu beruhigen. Die braunen Augen des Knight-Captains trafen auf die seines Gegenübers; keinerlei Regung war in letzteren zu erkennen und der Soldat seufzte verhalten. „Hast du zu tun?“, fragte er den Blondschopf „Ich würde dich sonst bitten zu bleiben, um mir mit den Unterlagen zu helfen, die du mir gebracht hast. „Das kann ich machen.“, erwiderte Anders in einer sanft-gleichgültigen Art und Weise, die Cullen unglaublich hart, wie ein Schlag ins Gesicht, traf. Er schluckte trocken, doch zwang sich zu einem schiefen Lächeln. Cullen brauchte bei seiner Schreibarbeit eigentlich keine Hilfe. Dass er Anders darum gebeten hatte ihn zu unterstützen, war nur ein billiger Vorwand gewesen, um jenen ein wenig bei sich zu haben und sein eigenes, schlechtes Gewissen zu beschwichtigen. Der wankelmütig gewordene Templer mochte die Gesellschaft des Blonden dabei eigentlich nicht einmal besonders, denn sie erinnerte ihn unaufhaltsam an seine Fehler und die Gelegenheiten, die er verspielt hatte. Er hatte Anders sagen wollen, dass er ihn liebte. Ihn von sich aus küssen. Und viel, viel mehr noch. Doch dies hatte für den Besänftigten nun keine Bedeutung mehr; darum behielt der verbitterte Soldat sein... Geheimnis für sich und ließ es zu, dass es ihn regelmäßig brutal gen Boden zog. Über seinen Tisch gebeugt und ein paar Zeilen eines Berichtes betrachtend, sah er aus den Augenwinkeln zu Anders hin; seinem Vogel mit den gestutzten Flügeln. Still ordnete der Blonde gerade ein paar Unterlagen. Eine verirrte, helle Haarsträhne hing ihm dabei ins hübsche Gesicht, doch sie schien ihn nicht zu stören. Cullen's Blick wanderte über die Wangenknochen des anderen, über seine Ohren nach unten, seinem Arm entlang. Dabei fiel ihm ein frischer Verband auf, der sich um das linke Handgelenk des Langhaarigen wand und er wurde stutzig. „Anders?“, fragte Cullen skeptisch und brach damit die, für ihn unangenehme Stille im Raum. Der Blonde sah daraufhin tatsächlich auf; er hatte sich daran gewöhnt, dass ihn der rührselige Knight-Captain 'Anders' nannte, obwohl er dies nicht verstand. Er hieß Liam, das wusste der Kurzhaarige doch. „Ja, Knight-Captain?“ „Was ist das?“ Der skeptische Gerüstete deutete auf das verbundene Handgelenk des anderen. „Was ist passiert?“ „Ser Karras hat mir das Handgelenk verstaucht“, gab Anders ruhig von sich „Ich hatte ihm die falsche Robe gebracht. Weil ich neu bin und mich im noch nicht gut auskenne. Und das hat ihn zornig gemacht.“ Cullen verengte die Augen zu Schlitzen und starrte dem Emotionslosen verstimmt-überrascht entgegen, während dieser sich schon wieder stumm daran machte Papiere zu ordnen. Es kam durchaus vor, dass Besänftigte behandelt wurden wie Dreck; auch hier und obwohl die Rechte Hand Merediths dies nicht gut hieß. In Zirkeln waren die Besänftigten nicht mehr wert als Elfensklaven. Sie waren für die niederen Arbeiten da und Mädchen für alles. Man konnte sie herum scheuchen, ohne, dass sie ihre Stimmen grantig dagegen erhoben. Ja, man konnte sie gar verletzen und sie nahmen es gleichgültig hin. Auch Anders tat das. Es war nicht das erste Mal, dass er das Opfer irgendwelcher gewaltbereiter Kerle geworden war. Cullen wusste bloß nicht, was schlimmer war: Dass man den Blonden behandelte wie einen Lappen, mit dem man den dreckigen Boden aufwischen konnte, oder dass dies dem ehemalig so schnippischen Krawall-Magier so... so egal war. Der Knight-Captain konnte es einfach nicht fassen; er wollte es nicht glauben, was aus dem aufmüpfigen Anders geworden war. „Karras? Der wird von mir was zu hören kriegen...“, knurrte Cullen in sich rein, sprach dabei mehr mit sich selbst, und schüttelte den Kopf abfällig. Dann besann er sich jedoch auf Ruhe, fasste sich. Vorerst. „Anders. Ist alles in Ordnung?“, fragte er den Verletzten noch. Und der gleichmütige Besänftigte nickte bloß „Natürlich.“ Natürlich, sagte er. Natürlich. Cullen biss sich auf die Zunge und sah fort, er erhob sich und verkniff sich ein leises Stöhnen. Ihm war so unglaublich... so unglaublich übel geworden. „Wärst du so nett weiter zu machen? Ich bin gleich zurück“, bat der aufgerüttelte Krieger dann schließlich und wieder nickte Anders bloß nüchtern. Schnellen Schrittes verließ der Knight-Captain mit enger Kehle den Raum. Neben der Tür zu seiner kleinen Schreibstube ließ sich Cullen mit dem Rücken voran an die kühle Wand sinken. Seinen Kopf lehnte er dabei zurück und schloss die glasigen Augen. Seine Kiefer hielt er aufeinander gepresst, damit sie ihm nicht noch zitterten, und mit geballten Fäusten schlug er einmal frustriert zurück gegen das Mauerwerk in seinem Kreuz. Oh, es tat weh. Es tat so weh. Er wollte, konnte, nicht mehr. Er verkraftete es nicht einmal dem gleichgültigen Anders mit dem Brandmal auf der Stirn bloß gegenüber zu sitzen. Denn dieses Bild machte ihn kaputt und zertrümmerte sein schmerzendes Herz wie mit einem Vorschlaghammer in tausend Stücke. Es raubte ihm die Luft zum Atmen, trieb ihm die Galle in den Mund. Er wollte sich die kurzen Haare raufen, schreien, doch seine Stimme versagte ihm. Es sollte aufhören. Es sollte endlich aufhören. II Cullen's gerötete Augen fielen auf den blonden Mann, der nach wie vor an seinem breiten Schreibtisch saß und ruhig Pergamentstücke schlichtete. Nur kurz sah Anders auf, als der Knight-Captain leise eintrat; dann setzte er sein Tun schweigend fort. „Anders“, fing der Knight-Captain dann an und er klang dabei nahezu tonlos, zitterte ein wenig. Doch dem Besänftigten im Raum fiel dies nicht auf; er realisierte nicht, dass die raue Stimme seines 'Vorgesetzten' brechen wollte. Er konnte mit Gefühlen nichts anfangen, schaffte es nicht sie zu deuten. „Anders, komm her“, befahl Cullen und der andere tat sogleich wie ihm geheißen. Er erhob sich ohne jegliche Widerrede, strich sich die Robe an der Vorderseite glatt und kam auf den Templer zu. Wie ein Hund, der ergeben auf die Befehle und Kommandos seines Herrchens hörte. „Ich liebe dich“, stieß der gebeutelte Knight-Captain dann aberplötzlich aus und fühlte, wie sein Herz so wild pochte, dass es ihm beinah schwindlig wurde und seine Knie butterweich wurden. Nervosität, leidenschaftliche Hingabe und tiefstes Bedauern mischten sich in seinen Eingeweiden zu einem dicken Knäuel aus haltloser Frustration. „Ich liebe dich“, wiederholte er mit Nachdruck und so, als erwarte er darauf eine überschwängliche, emotionale Reaktion. Als wünschte er es sich sehnsüchtigst, dass ihm der andere Mann freudestrahlend und lachend um den Hals fallen würde. Doch das geschah nicht. Vielleicht wäre es passiert, vor Wochen, doch nun, da war es reines, törichtes Wunschdenken. „Wie? Ich verstehe nicht.“, entgegnete der Besänftigte nüchtern und verharrte an seinem Platz. Cullen schüttelte den Kopf ungläubig. Und obwohl er wusste, dass es dumm war so zu denken, flammte in ihm der Ärger auf. Er war zornig, so zornig. Auf Meredith, auf sich selbst, auf die ganze verschissene Welt und den Erbauer, der ihn sein Leben lang nur bestraft hatte. Und all diese Wut legte er in den Kuss hinein, in den er den Blonden nun hastig zog: Der aufgewühlte Knight-Captain streckte die Hände fahrig nach Anders aus und zog jenen ruckartig an sich heran. Er drückte den Kleineren nahezu grob an sich und presste ihm die Lippen auf die seinen, küsste ihn hungrig und mit stechender Verzweiflung im Bauch. Eine seiner Hände grub sich verlangend grob in das blonde Haar am Hinterkopf des Mannes aus Anderfels, während die andere den Besänftigten an der Hüfte festhielt. Cullen keuchte leise gegen die leicht geröteten Lippen des anderen und hielt die Augen schmerzlichen Ausdrucks geschlossen, als er dem ehemaligen Heiler die Zunge in den Mund schob. Er drängte den Blondschopf, der sich nicht wehrte, bestimmend zurück, bis jener mit dem Rücken voran an die harte Wand stieß. „Ich liebe dich...“, atmete der Krieger gegen die leicht geöffneten Lippen des anderen und spürte, wie seine Kehle brannte und er den Tränen nahe war. Denn Anders erwiderte den Kuss nicht. Er fasste den Templer in diesem Moment nicht einmal an, war wie eine Puppe. Lediglich der warme Atem des Besänftigten, der dem Kurzhaarigen über die Haut strich, verriet jenem, dass der Blonde am Leben sein musste. Noch. Als Cullen die braunen Augen wieder öffnete, lag ängstliche Ohnmacht in ihnen. Ratloses Bedauern und unhaltbare Traurigkeit. Dunkle Augenringe untermalten sie und erzählten von zahllosen Nächten ohne Schlaf. „Es tut mir leid“, entkam es der schmerzenden Kehle des Templers, als er die Stirn an die seines stillen Gegenübers sinken ließ. In seiner zitternden Hand hielt er ein Messer. Sein Griff darum war so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten und seine Finger zitterten, so wie seine breiten Schultern, unaufhaltsam. „Es tut mir so leid, Anders“, und mit diesen geflüsterten Worten drückte der Templer dem Besänftigten die geschwungene Klinge in den Bauch. Tief tat er das und nahezu... liebevoll. Das weiche, verwundbare Fleisch des Blondschopfes hieß das Messer willkommen ohne sich zu sträuben. Cullen hörte den Kleineren langgezogen schmerzerfüllt stöhnen und sah, wie die schmalen Hände Anders' an die bandagierte Hand seines Mörders fassten; an die, die das Messer verkrampft hielt. Es kam dem erschrockenen Templer daraufhin so vor, als würde der andere Mann, der nun die todbringenden Finger mit den seinen umschloss, das Messer noch gewaltsamer in seine eigene Magengrube pressen wollen. „Ah...“, ein gejammertes Keuchen war von dem blutenden Anders zu hören und er schnappte nach Luft. Der bestickte Stoff seiner Robe färbte sich dunkelrot und sein unregelmäßiger Atem beschleunigte sich. Als Cullen aufsah, blickte er in schmerzlich verengte, panische Augen. Er hielt verdattert inne, als der Blonde überfordert blinzelte, während ihm Blut in den Mundwinkeln stand. Anders hatte Cullen fixiert und sah ihm geradeaus entgegen, als ihm der Krieger das scharfe Messer wieder aus dem rebellierenden Körper zog. Die braunen Rehaugen des Sterbenden musterten das blasse Gesicht des Soldaten und jener glaubte in ihnen einen Funken Gefühlsregung zu erkennen. Nein, das musste er sich einbilden... „Danke...“, hauchte Anders mit bebender, kratziger Stimme und würgte leise. „Dank-... danke Cullen...“ Die überwältigte Miene des Knight-Captains verrutschte etwas und aus geweiteten, feuchten Augen sah er dem Blut Hustenden entgegen. Etwas der roten, zähen Flüssigkeit spritzte dabei auf seine leichte Tunika doch das war ihm egal. Kehlig sog der Langhaarige Luft ein und seine Finger klammerten sich fest an die Oberarme des atemlosen Kirchenbruders, der ihn aufrecht hielt. Anders blinzelte erneut, wie jemand, der mit der Müdigkeit kämpfte, doch er suchte krampfhaft Blickkontakt. Tränen standen ihm in den unsteten Augen, bevor er sie für immer schließen sollte, seine Mundwinkel zuckten etwas. Und er lächelte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)