Blutschuld von abgemeldet (Seine Bestimmung war es Vampire zu jagen, nicht sie zu lieben) ================================================================================ Kapitel 31: Abschied -------------------- 31. Abschied Ziellos lief er durch dich Nacht. Sein Körper war schwer, sein Geist müde. Eisiger Wind verbannte Tränen aus den Augen. Tränen der Schuld. Er kannte sich selbst nicht mehr. Verloren in Angst, die ihn einschloss und immer mehr erdrückte. Angst vor Liebe. Seine Tat, Verzweiflung. Der Anlass, eine offene Tür für die tobende Wut in ihm. Immer diente er dem Schutz, bewahrte Unschuld. Nun hatte er selbst willkürlich gerichtet. In keinem Verhältnis stehend zum Motiv. Stahlblaue Augen verfolgten ihn. Verzerrte Lippen klagten ihn an. Er hatte seine eigene Moral im Blut ertränkt. Nun gab es nichts mehr, was ihn noch von einem Vampir unterschied. Schlimmer noch. Er tötete nicht aus Lebensdrang, sondern aus Todeswunsch. Er blieb stehen. Seine Füße hatten ihn zu dem Ufer eines kristallklaren Sees getragen. Altbekannt. Verflucht, jene schicksalhafte Wendung seines Lebens. Fortan führte ihn der Weg allein dem Tod seiner Selbst entgegen. Erinnerungen verlangten nach Aufmerksamkeit. Ohnmacht verbannte sie. Gleichgültig strich er Ivens wärmenden Mantel von seiner Haut. Er bekam wieder Luft. Schritt für Schritt übergab er seinen Körper dem eisigen Nass. Kleine Nadeln stachen in seine Haut. Er ging weiter. Nadeln wurden zu sägenden Messern. Sein Körper schrie, so wie seine Seele schreien wollte. Kein Laut drang nach außen. Kälte wich blankem Schmerz. Er sollte vergehen, sich der Taubheit seiner Glieder unterwerfen. Die Leere in ihm wollte weiter treiben, im Nichts versinken. Gebannt in Eis den ewigen Schlaf finden. Noch nicht, wisperte eine Stimme in seinem Kopf. Dein Ziel! Entfernt und noch nie so nah. Noch nicht verloren, der Wille ungebrochen. Er trat zurück. Entschloss sich dem Leben zu stellen. Seine Beine brannten. Glühend, schmerzend bei jedem Schritt. Fast taub trugen sie ihn gehorsam zum Ufer. Noch stehst du nur am Rand. Die Tiefe vor dir. Fallen wirst du. Aber nicht freiwillig. Kämpfe! So wie je. Die Stimme hallte. Laut, unnachgiebig, den Körper am Leben haltend. Du wirst von Schuld zerfressen sein. Stück für Stück. Immer ein Teil mehr von dir. Die Buße zu recht tragen. Noch mehr von der Last auf dich laden. Licht ins Dunkel ziehen. Egoistisch, unbarmherzig. Einzig für deinen Schmerz. Für den seinen. Verführerisch, hoffnungsvoll, hüllte ihn die Stimme in Illusion. Du hast nichts mehr zur verlieren. Lass es geschehen. Gebe deine Seele. Gebe sie jetzt. Unrein und blutbefleckt wie sie nun ist. Es gibt nichts mehr zu wahren, einzig zu opfern. Er wandte sich von dem See ab. Versagte der Trauer. Widerstand Resignation. Er hatte keine Zeit sich zu bemitleiden. Er musste handeln, bevor er brach. Er nahm Schuld auf sich. Jetzt musste er sie mit sich führen. Mit ihr leben. Sich der Sünde ganz verschreiben. In alle Ewigkeit. Der Jäger zitterte wie Espenlaub, als er kurz vor Tagesanbruch die mächtigen Tore des erhabenen Anwesens passierte. Warnend nicht näher zu kommen, begrüßten ihn die Boten des Todes. Schwarze Gefieder, scharfe Schnäbel, schrilles Krächzen. Er ließ sich nicht abhalten. Die Raben aufscheuchend, wankte er matt Richtung Ziel. „Luc!“ Xeis Stimme bahnte sich unfassbar klar ihren Weg durch seinen geschunden Geist. Könnte er doch nur einfach an diesem Klang von Reinheit festhalten. Der Melodie lauschen und sich von ihren Schwingen tragen lassen. Sein Blick verschwamm. Die Kraft entwich. Schwindel zog ihn unaufhaltsam in die Tiefe. Sorgenvoll eilte der Weißhaarige auf ihn zu. Luc war froh, von Xeis Armen aufgefangen zu werden. Es war nicht das, was er sich ersehnte, doch mehr als alles, was er brauchte. Ivens Geborgenheit hätte ihn in Verzweiflung geschlossen, Angst mit neuer Macht beseelt. Xeis geschenkte Sicherheit, wog ihn hingegen in Zuversicht. Erschöpft hörte er auf zu kämpfen. Er brauchte seine Kraft für den nächsten Akt. Als er in warme Decken gehüllt erwachte, war der Tag beinahe verstrichen. Unsicher legte er die Trunkenheit des Schlafes ab und ging nach draußen. Er brauchte frische Luft und das Sehnen nach Freiheit zog ihn gebannt ins Tageslicht. Es reichte noch für ein melancholisches bewundern des späten Nachmittagshimmels. Milchig grau türmten sich dicke Wolken am Horizont. Die Luft roch nach Schnee. Klar und fein. Wenn er sich doch von ihr reinwaschen lassen könnte. Sie das haftende Aroma des Todes in lieblicher Brise davontragen würde. Des Lebens müde, setzte er sich auf eine mit Moos bewachsene Steinbank. Gedankenlos im Nichts versunken verweilte er reglos mit starrem Blick. Die Kälte der aufziehenden Nacht war ihm gleich. Er spürte sie kaum, war seine eigene doch alles beherrschend. Still, mit schwerem Atem, blieb er, bis auch die letzten Sonnenstrahlen am Horizont verschwanden. Mit der Dunkelheit verlangte sein Geist nach Aufmerksamkeit. Eindringlich verlangte er nach Ruhe, Frieden im Nachgeben. Angespannt erhob sich der Jäger. Er durfte nicht in Erschöpfung verfallen. Er musste die Mattheit ablegen und unbeirrt seinem Vorsatz folgen. Stark sein und weiterkämpfen. Zielstrebig ging er Xeis Gemach entgegen. Jedes längere Zuwarten war eine erneute Herausforderung, die ihn an seine Grenzen trieb. Sie brauchten bald eine Gelegenheit zur Verwirklichung. Die Schwäche in ihm schrie bereits zu laut. Anklagend, warnend. Als er die Tür zu Xeis Räumlichkeiten öffnete, verstummte der Schrei. Die ruhig Aura des Vampirs legte sich sanft auf sein Gemüt. Langsam näherte er sich dem Schlafenden und betrachtete das trügerische Bild. Ein lieblicher Engel. Rührselig anzusehen. Unschuldig strahlend. Bald wird er das einzige Licht sein, das dir bleiben wird. Eines, das du nicht lieben, allenfalls bestaunen kannst. Sachte rührte sich der Vampir. Die Anmut wirkte auf Luc hypnotisierend. Der Himmel könnte kein schöneres Bild malen. Vollendung in Perfektion, die ihn in ihrer Schlichtheit bezauberte. Angetan schenkten Lucs Lippen ein Lächeln der Bewunderung. Liebevoll erwiderten blutrote Lippen die Begrüßung mit einem Kuss. Jede kleinste Geste der Zärtlichkeit genießend, löste sich Luc nur langsam aus dem frevelhaften Kuss. Es war so einfach. „Was ist gestern geschehen, dass du so außer dir warst?“ Luc wich dem intensiven Blick aus. Er durfte nicht daran denken. Sich nicht von seinem Ziel abbringen lassen. „Lass uns nicht davon sprechen. Ich kann meine Entschlusskraft nicht länger auf die Probe stellen. Ich bitte dich, keinen Aufschub mehr.“ „Gerne würde ich deine Bitte erfüllen. Aber das hier, ist weder der richtige Ort, noch der rechte Zeitpunkt.“ „Ich fordere jetzt den Bund von dir! Du gabst mir die Sicherheit. Nun lass deinen Worten Taten folgen. Oder habe ich mich in dir getäuscht und es ist immer noch Iven der dich dominiert?“ Wie um Stärke zu demonstrieren, erhob sich der Vampir vollends. Sanfte Erhabenheit, mit Demut unterlegt, sah ihm ernst entgegen. „Er ist immer mein Gebieter gewesen. Und ja, auch jetzt halten mich meine Gefühle für ihn gefangen. Vergib mein Unvermögen, aber ich kann dich nicht in seiner Gegenwart wandeln. Seine Nähe wiegt zu schwer auf meiner Seele. Ich kann Jahrzehnte der Verbundenheit und Liebe nicht in wenigen Tagen abstreifen.“ Widerwillig verstand Luc. „Dann lass uns soweit reisen, bis du es vermagst.“ „Gut, ich werde einen Vorwand finden. Willst du mir nun sagen, was dich so bekümmert? Iven verlor kein Wort über letzte Nacht.“ „Nein. Noch kann ich nicht darüber sprechen.“ Ein weiterer Kuss folgte, haschend nach seiner Aufmerksamkeit. Das Festhalten in Täuschung gelang mühelos. „Ist es unfair, wenn ich mich ausgeschlossen fühle?“ „Du wirst bald meine Seele dein nennen können. Ist da ein Geheimnisse wirklich von Bedeutung?“ Sicher war es das. Alleine deshalb, weil Iven eingeweiht war, während Xei außen vor blieb. Der Anreiz dies zu ändern war bedacht gelegt. Spielend lenkte er in die gewünschte Richtung. Der Vampir würde der gelegten Fährte des Jägers folgen. „Dann werde ich keine weitere Zeit mehr verschwenden. Wenn du mir den Freiraum gestattest mich zuvor zu sammeln?“ Luc nickte und verließ das Gemach. Als er die Tür schloss, hielt er nach einer Stütze suchend, kurz inne. Wieder brannten seine Augen, während bittende Finger Halt an den verschlungenen Holzschnitzereien der Wandvertäfelung suchten. Sein Kopf pochte heftig. Eile dich, Xei. Ich ersticke in seiner Gegenwart. An meinem Hass, an seiner Liebe. Der Rote Salon. Er war nicht oft hier und meist eher unfreiwillig. Weltliche Besitzansprüche, Macht die keine war und Politik die auf Geringfügigkeit errichtet wurde. Er war hier gänzlich fehl am Platz. Schon immer. „Du willst freiwillig gehen?“ Iven machte sich nicht die Mühe sein Erstaunen zu verbergen. „Seit wann kümmern dich politische Angelegenheiten? Die Position des Vermittlers würde dich sicher gut bekleiden, aber sie steht dir nicht. Deine Neutralität basiert auf Unwissenheit und Ablehnung, nicht auf Reflexion und Objektivität. Was bewegt dich zu diesem Schritt?“ „Dann will ich dir die Umstände aufzeigen und hoffe, dass du nicht vorschnell urteilst. Dir ist sicher nicht entgangen, dass Luc verkümmert. Es ist der Ort, Iven. Das Umfeld. Der Umstand zwischen uns Vampiren zu leben, obwohl er seit Jahren nichts anderes tat, als uns zu jagen und zu töten. Seine Fragen nach Recht, das Trachten nach Unrecht. Es macht ihn ruhelos. Ich will ihm zeigen, dass hinter triebhaften Gebaren und Vorurteilen, gesellschaftlicher Anspruch und ein Abhängigkeitsverhältnis steht. Wer wäre besser dazu geeignet, ihm ohne Vorbehalte die Zusammenhänge zwischen dem Geben und Nehmen der Clans und der Gilde aufzuzeigen? Ich wünsche mir, dass er uns mit anderen Augen sieht.“ Nachdenklich musterte Iven sein Gegenüber. „Das ist eine Menge Wissen, das du preisgeben möchtest. Einzig um seine Sichtweise ändern zu wollen. Denkst du wirklich, dass politische Verflechtung dazu im Stande sind ihm die Befangenheit zu nehmen, wenn es meine Liebe nicht vermag?“ Der Kummer in der Miene seines Bruder verletzte ihn, obgleich er Beweis seiner Überzeugungskraft war. „Vielleicht braucht er diese Gewissheit, um die Liebe anzuerkennen. Gefühle sind leichter zu akzeptieren, wenn der Verstand nicht rebelliert.“ „Was du sagst macht Sinn. Eine Erklärung bleibst du mir allerdings schuldig.“ Xei war auf der Hut. Das Misstrauen in dem Prinzen, suchte scharfsinnig nach der Lüge. „Ja, Bruder?“ „Weshalb sollte ich wollen, dass ausgerechnet du an seiner Seite stehst, wenn er erkennt, dass wir hälftig an die Interessen der Gilde gebunden sind? Das Grausamkeit nicht gänzlich aus uns erwächst, sondern durch Menschenhand ebenso hervorgebracht wird? Du strahlst in seinen Augen wie das wundervollste Geschöpf unter Gottes Himmel. Dich als Propheten zu senden, wird seiner Faszination für dich nur noch mehr bestätigen. Eure Vertrautheit bereichern und schließlich deine Zuneigung einfordern. Ich kenne deine Liebe, Xei. Sie ist aufopfernd, hingebungsvoll bis zuletzt. Aber nicht anspruchslos. Du wirst nach seiner Zuwendung begehren. Zartes Gefühl in Besessenheit ausleben.“ Iven war der Wahrheit so nahe. Ahnung, die nur auf einen Fehler von ihm wartete, um anstatt mit Worten, in gnadenlosen Taten zu antworten. „Dein Wissen über meine Gefühle ist erschreckend. Doch wer sollte mich sonst kennen, wenn nicht du, Bruder? Ja, mich reizt die Versuchung. Doch das ist nicht der Punkt. Vertraust du Luc? Lässt du ihn mit mir gehen oder fürchtest du, dass ich deinen Platz einnehmen könnte?“ Eine Herausforderung, kitzelnd an der Macht. Iven würde sich nie Zweifel eingestehen. Schwäche verdrängen. Auch er kannte seinen Bruder. Nur zu gut. „Dann gehe. Ich hoffe du bist bei dem Schlichtungsversuch genauso wortgewandt, wie jetzt.“ Da war sie, die Hand die alle Fäden hielt. Iven ließ ihn gehen, in dem Wissen, dass es er es selbst war, der das Risiko gebilligt hatte. Das Schwerste von allem würde nun folgen. Sein Herz zauderte. „Schenkst du mir deine Gunst?“ „In Anbetracht der Tatsache, dass du drei Nächte von mir sein wirst, sollte ich das wohl.“ Xei trat näher. Unsicherheit begleitete ihn, weniger über das Versagen seiner Bitte, als über das Versagen seiner Selbst. Vorsichtig berührte er Ivens Hand, die seine Geste sogleich fest verschloss. Der Blick der schwarzen Augen war besitzergreifend. Glänzend wie blanker Stahl und tief wie die Nacht. Xei ahnte was folgen würde. Enteignung seines Willens. Knechtschaft seiner Gefühle. Unfrei an Zwang gebunden. Abhängigkeit demonstriert in jeder vorhanden Form. Einzig, um ihn unter Kontrolle zu halten und fesselnd an sich zu binden. Blut und Lust mischten sich. Durst und Verlagen regierten gemeinsam. Er war unterworfen. Berauscht von Ivens Schönheit, von seinem Geschmack. Er sehnte sich nach mehr Wärme, dabei brannte er bereits in der Hitze der Leidenschaft. Jede Faser, jede Zelle. Hörig, flehend. Stöhnend und seufzend wurde er der Befriedigung entgegen getrieben. Sein Körper tobte vor Berauschtheit. Lebenskraft durchströmte ihn. Erfüllung führte in Glückseligkeit. Erschöpfung forderte ihren Tribut. Iven den seinen. Er gönnte keinen Augenblick der Ruhe. Fordernd beanspruchte er blutrote Lippen abermals für sich. Heute würde es keine Zeit der sanften Geborgenheit geben. Alleine zügellose Lust beherrschte die Innigkeit. Er hielt an ihr fest, so wie sie ihn nicht freigeben wollte. Das letzte Mal. Schmerzlich, mit jeder vergehenden Minute bereits jetzt vermissend. Berührungen brannte sich wie Narben in seiner Haut, während sein Herz über die aufgerissenen Wunde des folgenden Verlustes weinte. Kalte Asche, die der Brand zurück ließ. Er schloss die Augen. Macht war demonstriert. Abhängigkeit ausgekostet und vollführt. Ergebenheit geschenkt. Die Zeit drängte. Die Liebe wartete. Jeder Moment in Stille verweilend, einer der quälte. Keine Zweifel, aber Reue. Kummer der strafte. Ein letztes Spiel der Lippen. Abschied. Schmerzvoll. Endgültig. Perlend in die Stille. Ein Wiedersehen absehbar. In Liebe entzweit, bald in Zorn vereint. Zaghaft öffnete er seine Augen. Der letzte Anblick wurde ihm von Gefühl versagt und verschwamm. Zitternd glitten seine Finger durch schwarze Seide, um ein letztes Mal Vertrautheit zu spüren. Seine Lippen zuckten. Der Atem blieb trocken in seinem Rachen stecken. Zaudernd, Vergangenheit im sanften Schlaf zurückzulassen, erhob er sich und ging entschieden der wachen Zukunft entgegen. Sein Herz zersprang. Lebe wohl, Bruder. Du wirst mir nie verzeihen. Nicht den Verrat des Vertrauens und nicht den Bruch der Treue. Tue was ich nicht kann. Trachte nach mir, und strafe meinen naiven Wunsch nach Liebe. ~ Hallo zusammen! Wir nähern uns dem Finale ... Im nächsten Kapi geht es um Hoffnung. Von wem, auf was und welchen Einfluss sie nimmt, mal sehen ^.- Ich freue mich auf jeden Fall auf einen kleinen Blickwinkelwechsel. Nachdem es mittlerweile doch einige geworden sind: Vielen lieben Dank für eure Favos! Liebe Grüße, eure Teedy ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)