Blutschuld von abgemeldet (Seine Bestimmung war es Vampire zu jagen, nicht sie zu lieben) ================================================================================ Kapitel 32: Hoffnung -------------------- 32. Hoffnung Das Gesicht der hellen Gestalt war wild verzerrt, als sie die Tür zum Gemach des Prinzen schloss und starr davor verweilte. Leicht unsicher ging der Jäger den langen Gang auf den Schemen im Fackelschein zu. Die veränderte Aura des Vampirs besorgte ihn. Die sonst so gleichmäßige ruhige Ausstrahlung war gänzlich gewichen. Bei jedem Schritt in Xeis Richtung hatte er das Gefühl einem Fremden gegenüber zu treten. Xei schien seine Gegenwart nicht einmal wahr zu nehmen. In kräftigem Sturmgrau fixierten die Augen des Vampirs einen imaginären Punkt auf dem roten Teppich an. „Xei?“ Leicht erschrocken zuckte der Angesprochene zusammen. Kurz glaubte Luc tiefe Furchen von nackter Verbitterung in dessen Mimik zu erkennen. Als Xei ihm entgegensah, zeugte jedoch nichts von den eben erahnten Empfindungen. Wie stets war es ebenmäßiges Porzellan, das ihm weiß schimmernd mit blutroten Lippen anblickte. „Lass uns gehen.“ Das geschenkte Lächeln des Weißhaarigen wirkte gequält. Schweigend folgte Luc der Aufforderung. Als sie auf den Hof traten, ging Xei zielstrebig auf eine gepackte Kutsche zu. „Dann ist alles geklärt? Ich dachte du würdest mehr Zeit brauchen, um alles zu arrangieren“, stellte Luc überrumpelt fest. „Derartige Anweisungen zu erteilen ist nichts, was mich vor eine sonderlich große Aufgabe stellt. Zudem war es dein Wunsch, der zu Eile trieb.“ „Das meine ich nicht. Ich spreche von Iven. Es ging schneller als ich erwartet habe.“ Abrupt hielt Xei inne und musterte den Jäger intensiv. Zum ersten Mal fühlte sich Luc in dessen Nähe mehr als unbehaglich zumute. „Ich erkenne Wehmut in dir. Erspare mir die Mutmaßung, dass du einem fehlenden Abschied hinterher trauerst und steige in die Kutsche.“ Es war wie das unbarmherzig surren einer Peitsche im Wind. Nie hatte er Xei so gereizt erlebt. Die Missstimmung nicht weiter schüren wollend, tat er wie geheißen. Stille Minuten, die Luc wie eine Ewigkeit vorkamen, vergingen. Einzig das laute Pferdegetrappel und das rasante Donnern der Räder auf dem unmäßigen Steinboden vertrieb die schwere Ruhe. Wieder und wieder suchte er in seinem Gegenüber eine Erklärung für die spürbare Veränderung. Er blieb ergebnislos. Xeis Blick verweilte ungerührt in der schwarzen Nacht. Der Teilnahmslosigkeit überdrüssig, brach der Jäger das kalte Schweigen. „Ahnt Iven etwas?“ Ein Zucken der Augenwinkel durchbrach die eiserne Beherrschung. Nun erkannte Luc den Wandel in Xei. Während er in dem düsteren Grau seines Gegenübers fest hing, formte sich ein grausames Bild von Illusion und Wirklichkeit vor seinem geistigen Auge. Ein schutzloser Engel, dessen trauriger Blick im Himmel weilte, während die heiligen Mauern des mächtigen Gotteshauses um ihn herum einstürzten. Jeder Stein, Ausmaß einer viel umfassenderen Zerstörung. Er sah Xei brechen. Porzellan auf Gesicht zersprang. „Ich sehe gerade wie du brichst und es zerreißt mir das Herz, dich so zu erleben.“ Ein nachsichtiges Lächeln schlich sich auf die Züge des Vampirs. „Du brauchst mir nicht schmeicheln oder Mitgefühl kundtun. Weder begreifst du was Iven für mich war, noch verstehst du mein Opfer wirklich oder trägst es als Last auf deiner Seele. Belasse es also bei den Gegebenheiten und kümmere dich nicht um mich.“ Die Worte schmerzten. „Wie kannst du nur so etwas sagen?“ „Verzeih wenn ich zu barsch war. Mein Herz brach, als ich Iven im Schlaf verließ. Ich habe mehr als sein Vertrauen verraten. Gestehe mir etwas Zeit zu, um wieder klare Gedanken fassen zu können, bevor ich einen Neubeginn mit dir begehe.“ Luc konnte es nicht dabei belassen. Viel zu sehr wühlten ihn Xeis Worte auf. Es war sein Gewissen das quälte und Erkenntnis die Beachtung finden wollte. „Du tust mir unrecht. Ich erkenne sehr wohl, was Iven für dich war.“ Lucs Erklärung nicht hören wollend, wandte Xei seinen Kopf wieder ab. Die abweisende Geste ignorierend, sprach der Dunkelblonde entschieden weiter. „Aber du liegst richtig damit, dass ich es nicht bereue, dich von ihm geführt zu haben. Hat dir niemand gesagt, dass du Göttlichkeit nicht auf Erden finden würdest?“ Ein leiser Hauch von Lachen entfloh den vollen Lippen. „Siehst du, meine Lebensart ist dir fremd und was du meinst zu erkennen, sind nur die Ansätze meiner in Thesen gemauerten Hoffnungen.“ Beschwichtigend legte Luc seine Hand auf die verkrampfte von Xei. „Dann lass mich daran teilhaben. Ich will keine Mauern des Unverständnisses zwischen uns. Du warst mir heute in wenigen Augenblicken so fremd wie noch nie zuvor. In deiner Gegenwart hatte ich immer das geborgene Gefühl von Vertrautheit. Bitte lass nicht zu, dass uns mehr voneinander trennt als notwendig. Nicht gerade jetzt, wo ich dir näher sein will und werde, wie jemals zuvor irgendjemanden in meinem Leben. Führe mich in deine Welt und erkläre mir ihr Mysterium.“ Die Traurigkeit kehrte unvermittelt in das schöne Gesicht vor ihm zurück. Wortlos schien es bizarr von Offenkundigem zu sprechen. „Es ist die Liebe Luc. Sie ist der Weg zu Gott und für mich der Inbegriff von Allmacht und Frieden. Sie führt mich und leitet mein Wesen in der Hoffnung auf das höchste Glück.“ „Dann findest du nicht nur Liebe in Gott, sondern auch Gott in der Liebe?“ „Du beginnst du verstehen.“ Ein Schauer durchzuckte Lucs Körper. Die bislang unterschätzte Gefahr dieses Fanatismus wurde ihm schlagartig bewusst. „Es macht mir Angst zu wissen, was du in mir siehst. Dabei kann ich deinen Ansprüchen doch niemals genügen. An mir ist nichts Göttliches, Xei. Nicht einmal ein Funke davon.“ „Du bist meiner Wahrheit so nah und gleich so fern. Du siehst sie vor dir und erkennst sie nicht. Aber ich will nicht weiter über mein Empfinden debattieren oder dich mit meiner Überzeugung belehren. Nimm die schlichte Tatsache an, dass du meine brennende Flamme der Liebe bist und Sorge dich nicht um Makel. Ich erkenne deine ebenso gut, wie ich Ivens kannte. Wie könnte ich sonst mit dir gehen, wenn es nicht Liebe wäre, die meinen Verstand besänftigt und mein Herz duldsam für dich schlagen lässt?“ Unsicher suchte er abermals das unruhige Grau. Was er fand, war gleißendes Silber. Ein Schimmer nur, doch überlagerte dieser alles. „Ich habe dich nie gefürchtet. Bis jetzt. Iven mochte diese Leere nach göttlicher Sehnsucht zu füllen verstanden haben, ich werde nur scheitern.“ Wieder dieses gehauchte Lachen. Wind, der sachte Wellen in einem klaren See zog. „Aber ich liebe dich doch schon und du bist nicht Iven. Bitte, belasse es dabei.“ Kritisch versuchte der Jäger in dem liebevollen Gesicht zu lesen. Xei behielt recht. Er begriff nur die Ansätze, nicht mehr. Und was er sah, war nicht die Pforte des Himmels, sondern der Abgrund der Hölle. „Wie konntest du das dulden!“ Aufgebracht wandte sich der Brünette gegen den Älteren. Er war sein Vorgesetzter, doch heute war ihm die Ergebenheit gleich. Sein Respekt scheiterte an Unverständnis des Berichteten. Sein Freund würde sich ganz einem Vampir verschreiben. Seine Seele bereitwillig zur Hölle schicken. Selbstaufgabe allein wegen eines Schwurs nach Rache. Vergangenheit die sein Grab sein würde. Seelenlos und nie zur Ruhe gebettet. Wie konnte Phil diesen Entschluss nur tolerieren? Wo war die Liebe des Ziehvaters, die dieses Unglück zu verhindern suchen sollte? Der Grauhaarig wirkte kraftlos und müde. Er hatte nicht nur Luc, sondern auch sich selbst aufgegeben. „Ich hätte es ihm nicht ausreden können.“ Unsinn. Feige Ausflüchte. Immer weniger konnte Vernon seine Beherrschung bewahren. „Das glaubst du doch selbst nicht! Schon immer hast du Luc deinen Willen aufgezwungen. Weshalb hast du diesmal gezögert? Bist du so altersschwach, dass dir sein Leben nichts mehr wert erscheint?“ Traurig warf das Gesicht des Älteren noch mehr Falten. „Nein, wie kannst du so etwas nur annehmen? Sein Leben ist mir mehr wert als alles andere. Hätte ich früher mehr an ihn, anstatt an mich gedacht, dann wäre ihm vielleicht einiges erspart geblieben. Mein Zutun hat sein Leben nicht erleichtert, sondern es erschwert.“ Vernon blieb hart. „Deine Untätigkeit jetzt versöhnt die Sache nicht. Aber wenn du nicht handeln willst, dann tue ich es, alter Mann.“ Entschlossen griff der Soldat nach seinem Schwert. Gleich was er verlieren könnte, er würde nicht abwarten, bis jede Chance vertan war. „Was hast du vor? “ „Du sprachst davon, dass Luc dem Prinzen das Licht nehmen möchte. Ich habe da so eine Ahnung, was er damit meint. Vielleicht ist es noch nicht zu spät.“ „Ich bitte dich, Vernon. Überlege es dir. Luc hat seinen Entschluss gefasst. Und unter all dem Schmerz, der Liebe und dem Hass, war es für ihn nicht einfach einen Ausweg zu finden. Meinst du nicht, dass er auch dein Vertrauen verdient? Lass ihn seine Wege gehen, die er selbst gewählt hat. Akzeptiere seine Entscheidung.“ Vernon ballte die Fäuste. „Das kann nicht! Er geht seinen Weg im Nebel der Verzweiflung. Es ist nicht mehr sein starker Charakter der ihn führt, sondern seine kranke Seele. Wie kann ich da still bleiben und abwarten bis nichts mehr von seinem Selbst übrig ist? Er will zu einem Vampir werden? Dann soll er mir das ins Gesicht sagen!“ Außer sich eilte der Soldat Richtung Stall. Phils begleitende Bittrufe nach Vernunft stießen bei ihm auf taube Ohren. Er hatte sich bereits zu lange raus gehalten. Zielstrebig trieb er seine Stute voran. Die Erinnerung war beinahe noch greifbar. Der helle Schein, die strahlenden Gestalt. Schön wie die Sonne selbst und rein wie blütenweißer Schnee. Die Präsenz des weißhaarigen Vampirs war so machtvoll wie die des Prinzen selbst. Sein Herz bangte mit jeder Faser nicht zu spät zu kommen. Jeder Schlag, eine Sekunde die alles entscheiden könnte. Wild entschlossen galoppierte er durch die Alle der schneebedeckten Kastanien. Im fahlen Mondschein warfen die Geäste bedrohlich wirkende Fratzen auf die Erde. Schatten die seine Furcht schürten. Abrupt zog er an den Zügeln und zwang sein Pferd zum Anhalten. Durch den knirschenden Schnee ging er die letzten Schritte Richtung schmiedeeisernes Tor zu Fuß. Die verschlungen Ornamenten des Zutritts waren mit weißen Puder und glitzernden Zapfen bezogen. Die Silhouette des Schlosses dahinter wirkte in der klaren Winternacht romantisch und verwunschen. Ein verfluchter Ort, der nur den Anschein von Schönheit formte. Einladend, mit dem Versprechen von Verdammnis. Die schaudernde Gänsehaut des Soldaten galt nicht mehr länger der Kälte des Winters. Zwei Wachen, augenscheinlich Vampire, versperrten ihm sogleich den Zugang. Inständig hoffte Vernon, dass ihm Einlass gewährt wurde. „Nennt mir Name und den Grund eures Besuches!“ Die scharfe Stimme des stämmigen Vampirs ließ keine Nachsicht erwarten. „Mein Name ist Vernon Pytrell. Ich bitte um eine Audienz bei Luciel Baldur. Mein Anliegen ist privater Natur.“ Argwöhnisch beäugten ihn kalte Augen, bis sich der Schmächtigere von beiden zu Wort meldete. Die tiefe Stimme wollte dabei nicht recht zu dem unscheinbaren Auftreten passen. „Ich kenne euch. Das letzte Mal als ich euch hier sah, hat man euch des Herrschaftsgebietes verwiesen. Eure Rückkehr beschert euch den sicheren Tod.“ „Wenn das so ist,“ mischte sich der andere Vampir ein, „wird man euch gerne willkommen heißen. Als Gefangener, nicht als Gast. Ihr seid festgenommen, Vernon Pytrell und ich rate euch keinen Widerstand zu leisten.“ Vernon hatte nicht vor sich zu wehren. Er musste zu Luc und dies schien der nächstliegende und schnellste Weg zu sein. Widerstandslos erduldete er das folgende Prozedere. Seine Waffen wurden ihm abgenommen und die Hände stramm auf den Rücken gebunden. Der Vampir mit der tiefen Stimme trieb ihn geradewegs ins Schloss. Die steinernen Stufen zu dem mächtigen Portals zu nehmen, hatte etwas von dem Gefühl in sich, seiner Hinrichtung entgegen zu gehen. Er schluckte. Hoffentlich hatte er nicht zu viel auf eine Karte gesetzt. Nach einigen Abzweigungen in den verschlungenen Gängen, wurde er barsch in einen prunkvollen Saal gestoßen. Überrumpelt verlor er das Gleichgewicht und stolperte vorwärts. Kaum gefangen, folgte ein schmerzlicher Stoß zu Boden. Als er aufsah wurde er von zwei unbarmherzigen schwarzen Augen in Empfang genommen. „Mein Prinz, bitte verzeiht die Störung. Dieser Mann hier, Vernon Pytrell, ersuchte vor den Toren um eine Audienz bei Luciel Baldur. Wenn meine Erinnerung mich nicht trübt, so wurde er durch euch bei Betreten des Herrschaftsgebietes zum Tode verurteilt. Ich ersuche euch untertänigst um Anweisung, was mit ihm geschehen soll.“ Mit einer herrischen Geste wies der Prinz den Wachmann an beiseite zu treten. Abschätzend wanderte der unheilvolle Blick über den Soldaten zu seinen Füßen. „Man sollte meinen, dass die Garde fähigere Männer in ihren Dienst erhebt. Meine Worte waren unmissverständlich. Was treibt euch zu mir, Soldat? Todessehnsucht?“ Standhaft kämpften braune Augen mit der Vernichtung, die ihnen entgegen schlug. „Ich muss mit Luc reden. Bitte, gewährt mir nur einen Augenblick und verfügt dann nach belieben über mein Leben.“ Die Schwärze stach. Die Macht seines Gegenübers, die sich in jeder kleinsten Geste abzeichnete, ängstigte Vernon. Und er hatte selten Angst, allenfalls Respekt. „Lasst uns allein!“, befahl der Prinz mit dunkler Stimme, die Vernon ins Mark fuhr. Als sich die Tür schloss, erhob sich der Prinz. Herausfordernd tat es ihm der der Brünette gleich und rechnete jeden Moment damit, niedergeschlagen zu werden. Die bedrohliche Art, mit der der Prinz Vernon umkreiste, ließ keinen Zweifel mehr an der unheilvollen Natur des Schwarzhaarigen. Ein Raubtier, das mit seiner Beute spielte. „Was ist es, was ihr Luc mitteilen wollt. Welche Dringlichkeit lässt euch so leichtsinnig dieses Risiko eingehen?“ Schlichte, sachliche Fragen. Doch alles klang nach Drohung. „Es war kein Leichtsinn, sondern Entschlossenheit. Meine Worte sind für ihn alleine bestimmt.“ Der Prinz kam näher. Ein Schauer durchzog den Brünetten. Seine Haut kribbelte in der Gegenwart des Vampirs. Der angenehme Geruch fing ihn ebenso verführerisch ein, wie die Hand an seinem Kinn. Tiefschwarze Höhlen blickten ungehindert in seine schutzlose Seele. Vernon hatte das Gefühl sich in der Unendlichkeit zu verlieren. Die Schönheit die ihn bannte war zerstörerisch. Der Soldat kämpfte mit der Fassung. Angriff, der Weg nach vorne. „Es muss wahrhaft wundervoll sein, durch Hypnose spielend den eigenen Willen zu bekommen.“ Der tiefgehende Blick verschwand. Ein umwerfendes Lächeln fesselte nun. „Ihr macht es euch zu einfach, Soldat. Ich habe lediglich versucht in euch zu lesen. Was ihr offenbart verdankt ihr eurer Schwäche, nicht meiner Hypnose. Oder fühlt ihr euch in Trance?“ Blut schoss zu schnell in den Kopf. Peinlich berührt wandte er sein Gesicht ab. Nein, er war nicht in Trance. Dennoch schien sich seine Wahrnehmung nur auf den Prinzen zu richten. Alles andere verschwamm in dessen Aura. Sein Bewusstsein war da und dennoch eingeschränkt. Seine ganze Aufmerksamkeit der Faszination verfallen. Kurz wünschte er sich, er würde wieder in Ketten gelegt im Kerker stehen, seine Sinne allein auf Überlebenswille getrimmt, wach und scharf. Entschieden nicht weiter auszuweichen, hefteten sich seine Augen wieder auf den Prinzen. Er wollte zum Sprechen ansetzen, doch die Nähe des Vampirs war zu gegenwärtig. Eine Diskussion über Sein und Schein überflüssig. Spielerisch strichen fremde Finger über seine stummen Lippen. „Es ist alleine meine Anziehungskraft die euch angreifbar macht. Euch Grenzen der Unzulänglichkeit aufzeigt.“ Die Demütigung ging tief und die Annäherung ließ ihn abermals erschaudern. Er sollte aufbegehren. Doch es ging nicht um seinen Stolz. Er hatte einen anderen Kampf zu führen. Abweisend drehte er lediglich seinen Kopf aus der reizvollen Berührung. Wie von selbst trugen ihn seine Beine Richtung Distanz. Dem Prinzen schien es nicht zu kümmern. Trocken grub sich der dunkle Klang dessen Stimme wieder in den Soldaten. „Luc ist nicht hier. Zumindest momentan nicht. Aller Voraussicht nach wird er Morgen zurückkehren. Ich bin mir allerdings noch unschlüssig, ob ich euer Leben so lange schonen soll. Also gebt mir einen Grund für den Aufschub und wählt eure Worte mit bedacht.“ Angst umfing ihn. Vielleicht war er schon zu spät. Sein Mund war trocken, seine Zunge schwer. „Ging Luc alleine?“ Die Miene des Vampirs blieb ausdruckslos. „Nein. Luc begleitet Xei auf einer Reise.“ Fest legte sich die Angst um ihn. Noch gab es Zeit für Hoffnung. „Ist Xei der weißhaarige Vampir, der mir das Schwert zum Duell reichte?“ Keine Emotion. Lediglich ein Funkeln im tiefschwarzen Nachthimmel. „Ja, warum ist es von Belang?“ Die Angst zog sich zu, schnürte ihn in Panik ein. Gegenwart wies tragisch auf die Zukunft. Die Sorge versagt zu haben, bevor er etwas für seinen Freund tun konnte, war besitzergreifend und grausam zu tragen. Abermals legten sich lauernde Augen intensiv auf seine Haut. In einer geschwinden Bewegung fassten kühle Finger nach seinem Hals. Klauen des Todes, die Wahrheit verlangten. „Redet!“ Er hatte keine Wahl. Er würde Lucs Absichten offen legen müssen, um ihn zu schützen. Noch war nicht alles verloren. Die Wahrscheinlichkeit über Lucs Verdammung als Wesen der Nacht nicht Gewissheit. „Es ist nur eine Vermutung“, brachte der Brünette mühsam hervor, „aber sie legte sich so schwer auf mein Herz, dass ich kommen musste, gleich den Gefahren. Luc wird sich von Xei wandeln lassen.“ Die Hand verschwand. Kaltes brennen blieb. „Das ist lächerlich. Er würde niemals diesen Schritt gehen. Nicht ohne mich. Einzig für uns.“ Erleichtert fasste er an seinen Hals. „So überzeugt? Dann habt ihr keine Ahnung“, warf er dem Prinzen fast spöttisch entgegen. „Es geht nicht um eure Liebe zu Luc, sondern um eure Liebe zu Xei. Es ist das Licht, nachdem Luc trachtet. Er will es euch nehmen. Ein doppelter Schlag, gemeinsam geführt. Ihre Seelen werden auf Ewigkeit aneinander gebunden sein. Für immer euch entzogen. Ihr verliert eure Liebe in Luc und das Licht in Xei, Herz und Seele. Es ist die Einsamkeit und die Dunkelheit die euch bleiben sollen. Trostlosigkeit in Verzweiflung. Schmerz in der Leere.“ Volles Lachen brachte Vernon aus der Fassung. „Ihr amüsiert mich, Soldat. Ihr sprecht als wüsstet ihr über Lucs Gedankengänge, Gefühle und Seelenleben Bescheid. Dabei wählt ihr Worte von Empfindungen, die ich in der Vergangenheit hegte. Wünsche, die ich Luc einst aus Rache erfüllen wollte. Ich glaube euch kein Wort. Xei würde mich nie auf solch schändliche Weise verraten und ich sehe Lucs Beweggründe nicht in eurer lächerlichen Fiktion.“ „Nun wundert es mich nicht mehr, dass es Luc so leicht gefallen war, euch, einen Meister der Emotionen, so zu hintergehen. Eure Schwäche ist nur mehr als deutlich. Ihr seid durch und durch selbstgefällig. Geblendet von eurer eigenen Macht. Ihr habt soviel Stolz, dass ihr nicht merkt, dass ihr genau daran zu Grunde geht. Ihr liebt Luc und deshalb muss er es euch gleich tun? Ihr vertraut Xei und werdet demnach nicht verraten? Blickt hinter eure Arroganz und sagt mir wer jetzt unzulänglich ist, Prinz?!“ Bedrohung kreiste ihn ein, trieb ihn in eine Ecke. Die kalte Wand an seinem Rücken machte ein Entkommen unmöglich. „Ihr seid entweder wahnsinnig mutig, so mit mir zu reden, oder wahnsinnig einfältig!“ Die Hitze die Vernon entgegen schlug, schien ihn mühelos aufzuzehren. „Tötet mich, wenn euch die Wahrheit so sehr grämt, aber ich flehe euch an, in aller Freundschaft die ich für Luc empfinde, handelt und unterbindet es!“ Gelassenheit folgte. Wie ein Vorhang verbarg sie die Entrüstung des Prinzen. Selbstbeherrschung die dem Brünetten wieder Freiraum schenkte. Die Worte waren ruhig, beinahe emotionslos gesprochen. „Das Motiv? Gebt mir eine Grundlage, nicht nur Thesen.“ Traurig schüttelte der Brünette den Kopf. „Liegt es denn nicht auf der Hand? Ich hätte Luc ziehen lassen, gleich wohin er euch gefolgt wäre, solange es Liebe war, die ihn leitete. Jetzt ist es Hass. Hass der seinen Verstand untergräbt und ihn auf Irrwege führt.“ Ein kurzer Anflug von Betroffenheit zeigte sich, die augenblicklich unter Erhabenheit verborgen wurde. Der Prinz schien seine Haltung mit aller Macht aufrecht erhalte zu wollen. „Dann habe ich ihn mit meinem Falschspiel schlimmer verletzt als ich dachte. Schmücktet ihr deshalb eure Rede vorhin mit so viel Grausamkeit des Gefühls aus? Wolltet ihr mir meine eigene Findigkeit entgegen rechnen? Meinem Vorbild gemäß taktisch jeden Schlag in offene Wunden platzieren? Wenn ja, dann Gratulation an euren Auftraggeber. Die Worte, die er hat ausrichten lassen, trafen. Es enttäuscht einzig, dass Luc nicht allein dazu im Stande war, mir diesen Schmerz entgegen zutragen. Ich hoffe ihm ist bewusst, dass er euch zwischen uns gestellt hat. Ein Opfer, das er bereuen könnte. Verweilt hier bis morgen, wenn ihr wollt. Redet mit ihm und macht ihm begreiflich, dass ich seine Revanche bedingungslos annehme. Ich war mir nicht bewusst so viel in ihm zerstört zu haben, dass er so weit gehen musste um Genugtuung zu erlangen. Ich liebe ihn. Und ich verzeihe. Ich verlange auch keine Erklärung hierüber. Wenn er mir Leid zufügen möchte, um meinen Verrat zu vergelten, dann würde es reichen mir diese Liebe zu entziehen, für die ich über meinen Schatten gesprungen bin. Ein Lügengeflecht zu spinnen, wie ich es tat, war unnötig.“ Nun war der Soldat betroffen. Der Prinz war in seinen Augen der Inbegriff von Stärke und Größe. Die dargebotene Disziplin verriet kein Gefühl, doch die gesprochenen Worte waren nackt. Direkt, ohne Heimlichkeit. Der Schmerz und die Hilflosigkeit an jedem Wort haftend. „Bei Gott, ihr liebt ihn wahrhaftig. So sehr, dass ihr mit aller Macht an der Liebe festhaltet. Aber ihr missversteht. Nicht die Liebe ist der Schöpfer seiner Tat und auch nicht der Wegweiser für die unweigerliche Zukunft. Ich spreche nicht von dem Hass, den ihr in dem Manne wachgerufen habt, sondern von dem, der seit Kindesbeinen an ihn Luc wuchert. Geboren durch Angst.“ Diesmal war es Vernon der sich dem Prinzen näherte. Als er weiter sprach, wollte sich seine Hand tröstend auf die Schulter des Vampirs legen. Fesseln auf seinem Rücken unterbanden die abwegige Geste. „Euer Charakter lässt euch vorschnell die falschen Schlüsse ziehen. Es geht nicht um euer Falschspiel, von dem ich auch gar nichts weiß. Ich eifere nicht nach. Weder bin ich gekommen, um versteckte Botschaften zu übergeben, noch um euch eine Finte zu stellen. Ich bin einzig als Freund hier, in keiner anderen Eigenschaft. Weder auf Lucs Gesuch, noch auf seinen Wunsch hin. Lediglich die Sorge treibt mich. Ihr habt Luc einst alles genommen. Seine Familie dem Tod übergeben. Das Kind zu dem Jäger gemacht, der er heute ist.“ Erkenntnis huschte über den scharfen Blick des Vampirs. „Bregen.“ Aus dem Munde des Prinzen gesprochen, klang es wie ein Fluch. „Ein unbedeutendes Dorf. Eine unbedeutende Machtdemonstration. Eine von vielen. Der Name war für mich in Vergessenheit geraten, bis zur jener Nacht. Ich hätte Luc besser zu hören sollen. Vielleicht wären mir dann Parallelen aufgefallen. Aber wie gesagt, es war unbedeutend. Belanglos sich an Unwichtigem festzuhalten, das vergangen war. Ohne Zeugen, keine Tat. Ohne Kläger, keine Schuld. Ohne Richter, kein Urteil. Ich entsinne mich an nichts, außer an dem Kalkül zur Erhaltung meiner Macht.“ Der Vorhang fiel, die Maske brach. Schuld und bedauern tauchten Anmut in Zerbrechlichkeit. Kummer und Pein schienen wechselseitig nach Aufmerksamkeit zu schreien. Die glanzvolle Würde in trübe Verletzlichkeit zu reißen. Vernon musste sich zur Besinnung rufen. Seine Gefühle seinem Verstand unterordnen. Der Prinz hatte eben in Worten ausgedrückt, was er längst wusste. Er war ein despotischer Herrscher. Erbarmungslos, ohne Rücksicht. Dennoch rührte ihn der Schwarzhaarige. In diesem Moment konnte er Lucs Schwäche für den Vampir vielleicht das erste Mal verstehen. Bei aller Verkommenheit, allem was abstoßend und verabscheuungswürdig war, gab es dieses Gefühl von Bewunderung. Trotz der Hässlichkeit, konnte Vernon der Schönheit nicht widerstehen. Er wollte sie bewahren, sich schützend um sie legen und dabei nur in ihrer Gegenwart verweilen. Anziehung die ihn blind ins Verderben führte. Wie schwer mussten diese Gefühle nur mit Liebe wiegen? „Lucs Handeln ergibt einen stimmigen Sinn. Dinge die ich bislang hinterfragt und nicht ergründen konnte, waren im Grunde so offensichtlich, dass ich mich einen Narren schelten lassen muss, dass ich die Hinweise nicht gesehen habe. Die Möglichkeit, dass Xei mich tatsächlich so sehr verraten könnte, besteht in Anbetracht seiner Ideologie durchaus. Er tat es mir offen kund. Seine Gefühle für Luc waren für mich nie ein Geheimnis. Wenn eure Vorahnung stimmt und Luc vorhat sich wandeln zu lassen, dann wird Xei dies in Liebe nur zu gerne geschehen lassen. Einen Aufschub könnt ihr euch allenfalls von Lucs Wankelmut erhoffen.“ Trauer legte sich als Siegel der Angst um sein kämpfendes Herz. „Nein, die Entscheidung wiegt zu schwer, als dass Luc sie mit Zweifel getroffen hätte. Selbst wenn er mit sich hadert, so wird dies für ihn nur einen Grund mehr darstellen, sein Vorhaben schnell umzusetzen.“ „Ihr scheint ihn gut zu kennen, Soldat.“ Vernon schluckte. „Sein Gefühlsleben kenne ich als Freund. Ich weiß wie es in ihm aussieht. Welche Schrecken und Sehnsüchte seine ständigen Begleiter waren. Seine Handlungsweise kenne ich als Kamerad. Wir haben die gleiche Ausbildung durchlaufen. Ich weiß wie er denkt und handelt. Konsequent und kompromisslos gegenüber seinen eigenen Gefühlen. Einzig dem kranken Hass war er stets verfallen. Es war das einzige Gefühl, dass ihm bei seinem Weg als Elitejäger nicht im Weg stand, sondern ihn förderte. Gezielt unterstützt von der Garde selbst. Stets aufrechterhalten von der Angst wieder ein hilfloses Kind zu sein. Die Ironie daran ist, dass die Liebe, welche ihr in ihm wachgerufen habt, stärker war, als sein geschürter Hass und nun wird er letztendlich doch wieder daran scheitern. Liebe erwachsen durch den Schöpfer von Hass und somit zum Tode verurteilt.“ Unerwartet wurden die Fesseln des Brünetten gelöst. „Ihr dürft gehen, Vernon Pytrell.“ Schockiert wandte sich der Soldat dem Vampir zu. „Ist das alles? Wollt ihr nichts unternehmen?“ „Ich sehe in Xei ebenso wenig Zurückhaltung wie ihr Unsicherheit in Luc.“ „Dann wollt ihr aufgeben? Noch ist es nicht gewiss. Wo ist eure Entschlossenheit, Prinz? Wollt ihr nicht um eure Liebe kämpfen? Ist es eurer Natur nicht zu wider abzuwarten, anstatt das Geschehen nach eurem Willen zu gestalten?“ Abweisend kehrte ihm der Schwarzhaarig den Rücken zu. „Versucht nicht weiter in mich zu dringen. Ich möchte vergessen und rate euch selbiges zu tun.“ Wie von selbst legte sich die Hand des Soldaten bittend auf die Schulter des Vampirs. „Ich flehe euch an, handelt! Vergessenheit kann nicht euer Segen sein.“ „Nein, nicht der meine. Aber der ihre. Geht, bevor ich es mir anders überlege!“ Der drohende Unterton in der Aufforderung war Vernon gleich. Er war gekommen, Luc zu helfen, nicht um klein bei zu geben. Entschlossen wurde sein Griff fester. Dirigierend zwang er den Prinzen ihm entgegen zu sehen. „Ohne eure Hilfe weiß ich nicht wo ich sie finden soll. Bleibt untätig, wenn eure Liebe nur geheuchelt war. Ich hatte nicht erwartet, dass euch Gefühle etwas wert wären, aber verlangt selbiges nicht von mir!“ Ehe er es sich versah, wurde er mit großer Wucht einige Meter zurück geschleudert. Unvorbereitet empfingen seine Glieder den schmerzvollen Aufprall. Kaum war die erste Woge verebbt, spürte er ein Gewicht auf sich. Unnachgiebig wurde sein Körper durch den des Vampirs auf den Boden gedrückt. Feuer und Eis zeichneten das ebenmäßige Gesicht. „Ihr hab nicht die geringste Ahnung von meinen Gefühlen! Euer Freund hat gut kalkuliert. Ich werde Xei töten, sobald er mir noch einmal unter die Augen tritt. Gleich meiner Hoffnungslosigkeit, werde ich mir mein eigenes Licht, die Luft zum Atmen nehmen. Aber die Ewigkeit ist mein Schicksal und ich habe nicht vor mir diese Bürde früher aufzuerlegen als nötig.“ „Habt ihr ihn denn nicht längst verloren? Sie beide?“ Der Schmerz der sich nun in den tiefschwarzen Augen abzeichnete, war unerwartet und herzzerreißend. Kurz glaubte Vernon den Prinzen brechen zu sehen. „Warum seid ihr selbst so grausam zu euch? Genügt es nicht, dass die Umwelt es ist?“ „Vorsicht Soldat, ihr entwickelt Mitgefühl für eine Bestie“, hauchte der Vampir. Ja, es war fehl am Platz. Dennoch bedauerte er den Schwarzhaarigen. „Was ist mit Luc? Wollt ihr auch ihn vernichten?“ Das Lächeln in dem edlen Antlitz war tieftraurig. „Ich dachte, das hätte ich längst.“ Wieder verschwanden Emotionen hinter einer starren Maske aus Stolz. Würdevoll richtete sich der Vampir auf. Einzig das kaum merkliche Flattern der sonst vollen Stimme, zeugte noch von Gemütsregungen. “Wir haben uns bereits beide aneinander gerächt. Noch bevor es einen Grund dazu gab. Wenn Xei nicht mehr ist, gibt es nichts, was wir uns einander noch nehmen könnten, außer uns selbst und auch das ist lediglich nur noch ein Akt der Lösung, für einen Verlust den wir bereits tragen.“ Die Geduld verlierend und die Intimität der Situation festhalten wollend, stand der Brünette auf. Noch nie war er in seinem Leben von soviel Gefühl umfangen gewesen. Undurchsichtig und Verworren. Die Direktheit, mit der Iven über sein Empfinden offen sprach, fesselte ihn auf bizarre Weise. Vernon war fasziniert von der Gegensätzlichkeit von Wärme und Kälte. So viel Emotion, gefangen in Gefühllosigkeit. Lebenskraft und Totenstarre. „Verzichtet auf eure Rache an Xei, wenn er euch so viel bedeutet.“ Leises Lachen, fast lieblich klingend, unbarmherzig schneidend, drang schonungslos in seinen Geist. „Angst lässt uns wie die Liebe die seltsamsten Dinge tun. Ich fürchte Machtlosigkeit. Lucs Rache führt sie mir nur allzu deutlich vor Augen. Tanzend im Schein des Verrats. Ich dulde keine Schwäche. Die Konsequenz daraus ist für mich unweigerlich.“ „Werde ich auch eurem Vergeltungsdrang zum Opfer fallen?“ „Ja, die Versuchung liegt nah. Mein Wunsch Luc weiteren Schmerz zufügen zu wollen, hält sich gegenwärtig aber in Grenzen. Mein eigener ist im Moment zu groß, als dass ich dem Zorn verfallen könnte. Die Ewigkeit kennt auch keine Endgültigkeit. Würde ich den nächsten Schlag führen, so käme ein erneuter Angriff von ihm. Unendliche Wiederholung ohne Grenzen. Als einziger Ausweg der Tod. Ich habe nicht vor, mich selbst der Erbärmlichkeit hinzugeben, auch wenn mein Innerstes geradezu danach schreit.“ Der Worte klangen bereits nach Akzeptanz des Verdachts. Vernon wagte es dennoch seine Hoffnung frei zu lassen. Er konnte nicht akzeptiere, dass er seinen Freund schon verloren haben soll. „Gibt es irgendetwas, das euch dazu bewegen könnte, mir zu helfen Luc zu finden? Einen Versuch zu wagen, selbst noch Einfluss zu nehmen? Ihr leidet bereits jetzt für etwas, das in euren Augen unausweichlich ist. Macht es für euren Schmerz da wirklich einen Unterschied, ob ihr euer Urteil früher oder später vollstreckt?“ Der Prinz ging schweigend aus dem Raum. Verzweiflung durchzog den Brünetten. Bitte vergib mir, Luc. Ich habe alles versucht. Gäbe es nur einen Anhaltspunkt, würde ich nicht eher ruhen, bis ich jede Anstrengung unternommen habe, um dir zuvor zu kommen. Niedergeschlagen ging der Soldat der kalten Nacht entgegen. Der klare Sternenhimmel ließ ihn melancholisch werden. Das wird es also sein, was du nun auf ewig am Firmament sehen wirst. Nie wieder dein geliebtes Blau. Weit und fern. Beruhigend wie die unendliche See. Vernon zuckte bei seinen Gedanken zusammen. Es war so klar, nahe liegend. Hoffnungsvoll rannte er zu den Stufen Richtung Portal zurück. Als er nach oben zum Eingang blickte, blieb er überrascht stehen. Geschmeidig näherte sich eine dunkle Silhouette. „Es gibt nur zwei Orte, die für Xei in Frage kommen würden, um den ewigen Bund zu schließen. Der seiner Geburt und der seiner Wiederauferstehung.“ Kräftig schlug das Herz des Brünetten gegen seine Brust. „Liegt einer davon am Meer?“ Der Prinz nickte. „Ja. Wir werden bis zur nächsten Mitternacht durchreisen müssen, um dorthin zu gelangen.“ „Dann geht ihr mit?“ „Sollte eure dankende Feststellung nicht eher lauten, ihr nehmt mich mit?“ Freude schlich sich in die braunen Augen. Es war nur ein Schimmer, aber er genügte um sich mit aller Macht daran zu klammern. Noch war die Hoffnung nicht gestorben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)