Blutschuld von abgemeldet (Seine Bestimmung war es Vampire zu jagen, nicht sie zu lieben) ================================================================================ Kapitel 44: Bis zuletzt ----------------------- 44. Bis zuletzt Es war still. Dunkel. Ein leichter goldener Schein brach sich an den Schatten. Fest klammerte er sich an die Finsternis, so als ob er sie zum Leben bräuchte. Wie konntest du nur? Hat es dir nicht genügt, dass du meine Seele in die Verdammnis gejagt hast? Musstest du ihr nun zeigen, wie verloren sie ist? Wie sehr ihr jedes Licht in meiner zerklüfteten Welt fehlt? Wie sehr mich das deine erblinden ließ? Ich wollte nur, dass es endet – alles. Und jetzt? Ich werde niemals Frieden finden, weil du ihn mir vermachtest. Dein Geschenk an mich trägt nichts als Grausamkeit in sich. Ich will es nicht! Zitternd krallten sich Finger in den nassen, blutroten Stoff. „Stolzer Prinz und jetzt sieh dich an!“ Farblose Tropfen verwischten die roten Spuren auf weißer Haut. „Ich hasse dich.“ Vom ersten Augenblick an. Ich hasste die Intensität, mit der du mich anblicktest. Die Wärme von kaltem Schwarz. Dein bannendes Wesen, deine verführerischen Gesten. Den Klang deiner dunklen Stimme, die sanft von Geborgenheit erzählte. Die Macht, die deine Worte über mich hatten. Das Gefühl mich von ihnen treiben zu lassen. Die Hilflosigkeit in deiner Gegenwart. Die Anziehung, die mich blind verführte. Ich hasste deine Nähe. Jeden feurigen Kuss. Jede sanfte Berührung. Deine einfühlsame Zärtlichkeit. Deine brennende Leidenschaft. Die vertraute Wärme bei dir. Die schluckende Einsamkeit, wenn ich von dir war. Die beißende Sehnsucht, die mich nie losließ. Jeden vergeudeten Gedanken an dich. Jeden quälenden Moment, in dem es mich nach dir verlangte. Ich hasste das Gefühl, mich selbst zu verlieren. Das Wissen, die Vollkommenheit in deinem verkommenen Wesen gefunden zu haben. Die Erkenntnis, alles für dich aufzugeben. Jeden törichten Wunsch nach Zweisamkeit. Ich hasste deine Täuschung. Deine spielende Manipulation. Die Verzweiflung, die ich durch dich empfand. Den Schmerz, den du mich erleiden ließest. Die Grausamkeit unter deiner Anmut. Die Qual in meinem Herzen. Die Narben auf meiner Seele, die deine Handschrift tragen. Ich hasste die Wahrheit der Vergangenheit. Die trostlose Gegenwart. Die verlorene Zukunft. Ich hasste meinen inneren Kampf gegen dich. Die Zerrissenheit meines Selbst. Ich hasste den Hass auf dich. Alles. Einfach alles. Und mehr als alles, dass du in mir ein stärkeres Gefühl als den Hass hervorgebracht hast. „Ich liebe dich.“ Und ich hasse es, dir das nie gesagt zu habe. Bis zuletzt. Nun hast du mir wirklich alles genommen. Mehr, als ich je hätte selbst opfern können. Mein Atem, er geht tatsächlich noch. Dabei gibt es nichts was er noch zusammenhalten könnte. Ein zerrissener Geist, ein zerschlagenes Herz und eine zersplitterte Seele. Wozu noch Leben? Wozu dieses sanfte Gefühl von Glück? Warum diese leise Dankbarkeit in mir, wenn ich mich doch selbst verfluche? Dich verfluche und dabei - Nein, ich habe nichts mehr, was ich noch für diesen absurden Wunsch geben könnte. Nichts, für diesen letzten Augenblick. Er starb mit dir, stirbt in mir. Bleibt ewig. Der Schein ließ los. Er brauchte nicht weiter festzuhalten. Sein Herz würde immer in Finsternis getaucht sein. Bleibend, als ein Teil von ihm. Wie stets. Diesmal achtend, willkommen heißend. Die Liebe in sich tragend, den Hass von sich weisend. Nun durfte er lieben. Es gab nichts, was er dafür opfern musste. Er hatte nichts mehr. Nichts, nur dieses Gefühl. Endlich. Erfüllung, in Leere. Er trat nach draußen. Last viel von ihm ab, während er eine neue in sich trug. Sie wog schwer, zog in die Tiefe, als ob er immer noch in einen Abgrund fallen würde. Ob er je endgültig angelangen würde? Wie Glas am Boden zerschellen würde? Sich vollends wie glitzernder Staub vom Wind verwehen lassen könnte? Keine Erinnerung - ein Wunsch; dennoch dieses Festhalten. War es nun seine eigene Hand oder die der Dunkelheit? Schutz oder Fluch? Vielleicht beides – vielleicht hatte er es gefunden. Das Gleichgewicht, um welches er stets kämpfte und nun so verwirrend davon eingefangen, auch wieder verlieren wollte. Nur noch einmal für einen kurzen Augenblick. Einen Herzschlag lang. Hilflos verschwamm das bittende Gefühl in Salz. Eine Bewegung, mehr Licht als Schatten, fing seinen verlorenen Blick auf. Verwundert sah Luc in das helle Gesicht von Xei. Es war liebevoll, ohne Groll. Die ihm entgegen gereichte Hand nahm Luc mit Erstaunen an. „Du bleibst bei mir?“, fragte er zögernd. „Immer.“ „Aus Pflicht?“ „Weder aus Pflicht, noch des Blutes wegen. Einzig aus Liebe.“ Eine Weile schwieg er; genoss nur die Wärme, die seine Hand umschlossen hielt. „Dann begrüßt mich also ein Engel an der Pforte zur Hölle.“ „Hast du daran gezweifelt?“ Luc überlegte kurz. „Ich bin mir nicht sicher. Meine Gedanken hatten mich nicht so weit getragen. Der Ausgang sollte ein anderer sein.“ Schwer nach Atem ringend, um die Beherrschung nicht zu verlieren, fügte Luc hinzu, „wieder gibt er die Richtung meines Lebens vor. Wieder sind meine Gefühle in Gefangenschaft genommen.“ Warmherzig umschlossen ihn Xeis Arme. Eine Umarmung die Luc dankend annahm. „Dann lass sie frei.“ Die Beklemmung in ihm wollte genau das. Aber er hatte Angst. „Dann bezwingen sie mich.“ Mit dem Klang von sanftem Wasser sprachen ihm liebevolle Lippen aufmunternd zu. „Ich bin bei dir. Falle, so weit wie dich dein Innerstes treibt. Meine Hand wird dich nicht loslassen.“ Betroffenheit schob sich unter seinen Schmerz. „Ich verdiene deine Liebe nicht. Ich habe dich nur benutzt. Wir lebten in einer Lüge. Ich in seiner, dann er in meiner. Doch betrogen haben wir uns einzig selbst, auf deine Kosten.“ Behutsam verschlossen Xeis zarte Lippen jedes weitere Wort mit meinem gefühlvollen Kuss. Er schmeckte nach Vertrauen und Wärme, war nicht verlangend, einzig gebend. „Kümmere dich nicht um mich. Sein Geschenk an dich war mein Licht. Und seines an mich, alleine für dich zu strahlen. Das genügt mir. Lass los, Luc.“ Er ließ los. Der freie Fall ins Nichts folgte. Emotionen schüttelten seinen Leib, Gefühle peinigten seine Seele. Der durchlebte Verlust, geschluckt von der Dunkelheit. Leere, die ihn ausfüllte. Stille, die ihn anschrie. Finsternis, die ihn blendete. Kälte, die ihn verbrannte. Ja, er hatte geliebt. Seine Angst. Seinen Hass. Seinen Schmerz. Er liebte den Tod, er liebte die Schuld, er liebte die Zerstörung. Alles an ihm. Kompromisslos. Dazu verdammt, sich so selbst zu hassen. Bis zuletzt. Liebe war das einzige was blieb. Alles was er je wollte. „Bitte, lass mich nie wieder los.“ „Nein, Luc. Nie mehr.“ Die Ewigkeit rief nach den sanften Schwingen des Lichts, um das bittende Herz dem Horizont entgegen zu tragen. Behutsam umschlossen sie die Hoffnung. Ein Lächeln besiegelte. Er würde sie in der immerwährenden Verdammnis bewahren, die Liebe in den Himmel führen. Die Göttlichkeit willkommen heißen, den Frieden in der Hölle auskosten. Bis zuletzt. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Nachwort: Hallo liebe Leser, erst mal ein herzliches Danke, dass ihr bis zuletzt drangeblieben seid ^.- Ich hab mich über jeden neuen Favoriteneintrag sehr gefreut und ein besonderer Dank gilt allen fleißigen Reviewschreibern! Auch wenn es nie Ziel war, besonders viele Kommentare zu erhalten, so ist doch gerade das Feedback immer ein Lohn für das Herz gewesen und schaffte Motivation „Blutschuld“ zu Ende zu führen. Ich bin natürlich auch jetzt gerne noch für Kritik, Anmerkungen, Eindrücke oder Lob offen und freue mich darüber ^^ Für jene die keine Enden ohne einen neuen Anfang mögen, und ja zu denen gehöre ich auch ^^, wird es aller Voraussicht nach mit „Blutband“ weitergehen. Ich weiß derzeit noch nicht, wann ich das erste Kapitel online gebe. Falls ihr eine kurze Info dazu möchtet, dann lasst es mich wissen, ich gebe dann gerne Bescheid. Euch allen eine gute Zeit! Liebe Grüße Teedy __________________ 16.09.2013 Hallo liebe Leser! Für alle, die gerne die Fortsetzung zu Blutschuld verfolgen wollen, Blutband – Er war gebunden in Blut und Liebe ist ab sofort online, allerdings NICHT auf animexx. Bei Interesse findet ihr die neuen Kapitel unter www.fanfiktion.de – Freie Arbeiten – Prosa – Kategorie Fantasy – Unterkategorie Dunkle Fantasy oder ihr folgt einfach diesem Link: http://www.fanfiktion.de/u/Grau Über Lob, Kritik, Anregungen etc. freue ich mich natürlich und kann derzeit noch bei animexx per ENS oder auf fanfiktion.de auch als anonymes Review (sprich es braucht keine Anmeldung) erfolgen. Bei Fragen, fragen ;-) Ansonsten wünsche ich viel Freude beim Lesen! Liebe Grüße Teedy/Grau Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)