Unexpected von maron288 ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Nami machte kehrt und verließ den Raum so schnell wieder, wie sie auch gekommen war. Für sie gab es im Moment nur eine einzige Lösung für ihr Gefühlschaos. Shopping! Natürlich würde das keines ihrer Probleme tatsächlich lösen, aber immerhin würde es sie ablenken, sie würde Spaß haben und sie würde die Leute in Grund und Boden fleischen. Außerdem konnte es nicht schaden, wenn sie ein wenig unter andere Menschen kam. Es konnte schließlich nicht angehen, dass sie innerhalb nur weniger Tage so von Law eingenommen war. Da lief definitiv etwas nicht richtig bei ihr. Es war doch auch Laws gutes Recht mit anderen Frauen zu schlafen. Sie waren nicht zusammen oder sowas, natürlich hatte Nami den Eindruck gewonnen, das mehr zwischen ihnen war, als bloßer Sex, doch da hatte sie sich ja offensichtlich getäuscht! Zumindest, was die Sichtweise des schwarzhaarigen Kapitäns betraf. Wutschnaubend hängte Nami einen Kleiderbügel zurück auf seinen Ständer. Energisch griff sie nach dem nächsten Teil, welches sie interessierte. Was sie am meisten bei der ganzen Sache wurmte, war ihre eigene Blödheit. Sie kannten sich grade mal wenige Tage und selbst von Laws Crew waren so manche Andeutungen gekommen, dass er öfters mal Frauen aufgabelt, um sich mit ihnen zu amüsieren. Wieso hatte sie also nicht mit dem Zufrieden sein können, was sie von ihm bekam? Immerhin hatte sie auch nichts anderes gewollt, als zwanglosen Sex. Sicherlich, war es unerwartet leidenschaftlich zwischen ihnen geworden, doch warum hatte sie sich gleich Hals über Kopf verlieben müssen? Die Navigatorin packte einen Haufen Klamotten, der dazu auserkoren war, anprobiert zu werden und schleppte sie in eine der Umkleidekabinen. Nach den ersten paar Teilen, die sie angezogen hatte, verfiel sie jedoch wieder ins Grübeln. Es half doch alles leugnen nichts, sie war verletzt worden. Sie hatte mit dem Feuer gespielt und sich ziemlich heftig verbrannt. Vielleicht lag es daran, dass sie in Law eine Art Verbündeten gesehen hatte. Schließlich war er während der großen Schlacht vor zwei Jahren, Ruffy zur Hilfe geeilt. Und jetzt hatte er auch ihr geholfen, obwohl das wohl eher dem Umstand geschuldet war, dass er sie ziemlich scharf fand und sich ihm ein wunderbarer Weg bot, sie in sein Bett zu kriegen, wenn er sie auflas und verarztete. Tränen sammelten sich in Namis Augen, während sie sich in dem großen Spiegel, an der Wand der Umkleide betrachtete. Diesmal konnte sie nicht sagen, welches ihrer Gefühle die Oberhand hatte, sie war traurig und zugleich auch wütend, inzwischen allerdings auf sich selbst. Gleichzeitig fühlte sie sich enttäuscht, sowohl von sich selbst, als auch von Trafalgar Law. Vielleicht hatte sie wirklich zu viel in seine Gutmütigkeit hinein interpretiert. Zu viele Gefühle, die nicht da waren. Dabei hatte er sie doch so liebevoll, aus heiterem Himmel geküsst! Zumindest hätte sie noch darauf gewettet, dass er ganz nett war, hilfsbereit war er wohl nur, wenn es ihm in den Kram passte. Aber anscheinend, hatte Law in ihr auch nicht mehr als ein hübsches Mädel gesehen. Wie so oft. So oft hatte sie sich auf kleine Flirts und Affären eingelassen. Natürlich immer nur, wenn es grade passte und so, dass ihre Crew es nicht mitbekam oder darin verwickelt wurde. Doch es war immer das Gleiche gewesen, alle hatten in ihr nur die wunderschöne Frau gesehen, die sie natürlich auch war – aber nicht das kleinste Bisschen mehr. Bisher hatte es ihr auch nichts ausgemacht, denn schließlich hatte sie immer genug emotionalen Abstand zu den Männern halten können. Sie hatte kaum einen von ihnen ein zweites Mal gesehen. Mit Law hingegen hatte sie inzwischen mehrmals geschlafen und gesehen hatte sie ihn Tag und Nacht. Frustriert betrachtete Nami sich im Spiegel. Natürlich war sie unglaublich hübsch. Sie konnte den Neid so mancher Frau durchaus verstehen. Sie hatte lange Beine, große Brüste, einen flachen Bauch und eine schmale Taille. Ihre Haut war leicht gebräunt von der Sonne und ihre inzwischen langen Haare flossen in sanften Wellen ihren Rücken hinab. Und für all das tat sie nicht einmal wirklich etwas. Doch ihr Aussehen half ihr auch nicht dabei, den einzigen Mann, in den sie sich anscheinend verliebte, bei sich zu halten. Sich jeden weiteren Gedanken in diese Richtung verbietend, fing sie endlich wieder an die Sachen weiter zu probieren, schließlich wollte sie sich eigentlich ablenken und nicht grübeln. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Nach einer mehr als großen Shoppingrunde hatte Nami sich in einem Café eine Pause gegönnt. Bei einem Milchkaffee und einem Stück Erdbeerkuchen war sie gedanklich doch nochmal die Ereignisse des letzten Tages durchgegangen. Natürlich musste sie sich selbst eingestehen, dass sich irgendwie seit dem Kuss in der Buchhandlung, Gefühle für den Schwarzhaarigen Kapitän der Heartpiraten in ihr breit gemacht hatten. Doch innerhalb kürzester Zeit war es diesem Mann bereits gelungen, darüber zu latschen und sie mit Füßen zu treten. Dass sich Law in diesem Moment vermutlich zu einer zweiten Runde Bettsport mit Candy – wie sehr sie diesen Namen doch verabscheute – aufraffte, war nicht einmal das Schlimmste für sie. Obwohl sie unglaublich wütend war, konnte sie seine Reaktionen auch verstehen. Er war genauso von Gefühlen überrascht worden, wie sie selbst und er war anscheinend keineswegs bereit sie sich einzugestehen, deshalb suchte er sein Heil in der Flucht und stieß Nami von sich. Gleichzeitig versuchte er sich mit dieser Mechanikerin abzulenken und sich einzureden, dass alles beim Alten wäre und er immer noch ein Aufreißer sei. Doch dass sie sein Verhalten verstehen konnte, hieß noch lange nicht, dass Nami bereit war, einfach darüber hinwegzusehen, wie bei einem Kind, das kurz einmal ungezogen war. Er war verdammt nochmal ein erwachsener Mann, er war Kapitän einer Piratenbande und war nicht in der Lage, mit dieser Situation vernünftig umzugehen?! Doch die Navigatorin war sich nicht sicher, ob sie selbst so viel besser mit dem ganzen klar kam. Schließlich hatte sie ebenso die Flucht nach vorn angetreten, als sie sofort auf ein eigenes Zimmer bestanden hatte. Gewiss war sie verletzt gewesen, vor allem, weil er ihr gegenüber so grob gewesen war, doch wäre es nicht vielleicht bereits da besser gewesen, zu reden? Andererseits, hatte sie versucht ein Gespräch zu beginnen, was dazu führte, dass er sie zunächst verführte und dann rausschmiss. Sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Egal ob sie sich mit Law wieder versöhnte oder nicht, sie würden früher oder später getrennte Wege gehen, sie gehörten zu unterschiedlichen Banden und waren beide an diese gebunden. Es würde für sie niemals eine gemeinsame Zukunft geben, also wieso hatten sie sich dann überhaupt verliebt? Sicherlich wäre es am besten, wenn sie Law nicht mit irgendwelchen Verpflichtungen oder Ansprüchen kam, sie hatte im Grunde genommen sowieso keine, schließlich waren sie sich beide zu Beginn ihrer Liaison einig gewesen, dass sie erwachsen waren und wussten, was sie wollten. Doch keiner von ihnen hatte ahnen können, dass sich ihre Wünsche so schnell verändern würden. Sie war erst wenige Tage bei den Heartpiraten, dass musste sie sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, denn ihr selbst kam es viel länger vor, was gewiss daran lag, dass sie emotional so eingebunden war. Nicht nur, dass sie auf einmal allein war, ohne ihre Freunde, sie sollte auch noch einfach so, einer anderen, eigentlich fremden Piratenbande vertrauen und dazu kam noch diese Gefühlssache mit ihr und Law, die eigentlich keine Gefühlssache sein sollte. Nami fühlte sich bereits vom darüber nachdenken geschlaucht, kein Wunder also, dass sie das Gefühl hatte, schon mindestens eine Woche auf der Death zu sein. Sie wollte sich nicht weiter den Kopf zerbrechen. Entschlossen stand sie auf und setzte ihre Shoppingtour durch die Stadt fort, obwohl sie bereits unzählige Tüten um sich versammelt hatte. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Es war bereits später Nachmittag, als Nami auf dem Deck der Death stand und unsicher den Eingang beäugte. Unsicher war sie sich jedoch nicht wegen Law, im Gegenteil, je länger sie beim shoppen darüber nachgedacht hatte, desto klarer war ihr geworden, dass sie sich einfach ganz normal verhalten sollte. Sie würde einfach versuchen an diesem Abend Spaß mit den Jungs zu haben, egal ob Law da sein würde oder nicht, sie würde sich davon nicht ablenken lassen. Ihre Unsicherheit rührte eher daher, ob sie das riesige Bündel, welches sie hinter sich her schleifte durch die Tür und die engen Gänge des U-bootes bekommen würde. Sie war sich da nicht so ganz sicher und dabei waren das gar nicht alle Sachen, die sie an diesem Tag gekauft hatte. Unterwegs war sie nämlich bereits Penguin, Shachi und Bepo begegnet und hatte ihnen ihren bisherigen Einkauf aufs Auge gedrückt. Die Jungs hatten sich heldenhaft der Queste des Fräuleins angenommen. Sie hatten sich beinahe darum gerissen, wer nun mehr von den Tüten tragen könnte, außer Bepo, der hatte unbeteiligt daneben gestanden und nicht gewusst, wieso sie solch einen Trubel veranstalteten. Bevor sie jetzt jedoch noch weiter hier vor der Tür rumstand, beschloss Nami einfach ihr Glück zu versuchen. Die Ausmaße des Bündels waren ehrlich gesagt etwas zu groß für die Tür, doch mit viel Geduld und einer Menge Quetschen schaffte sie es durch die Gänge und bis zu ihrem Zimmer. Dort angekommen verstaute sie erst einmal die ganzen Sachen, mehr schlecht als recht, in einem Kleiderschrank, der definitiv nicht für Frauen gemacht war, da nicht einmal die Hälfte der Klamotten hinein passte. Also musste auch hier etwas gestopft werden. Am Ende sah der Schrank aus, als würde er jeden Augenblick platzen, doch das war nichts neues für Nami, komischerweise sahen Kleiderschränke bei ihr immer so aus. Lediglich ein Teil ihres Einkaufs lag noch auf dem Bett, es sollte ihr Outfit für den Abend sein. Ein schwarzes, kurzes Etuikleid, welches oben am Kragen mit transparentem, in Falten gelegtem Stoff abgesetzt und unterhalb des Pos etwas geschlitzt war, damit man sich besser darin bewegen konnte. Dazu würde sie nur schlichte, schwarze Schuhe und ihren Schmuck tragen. Nachdem Nami noch einmal unter die kalte Dusche gehüpft war - nicht ohne ein Paar Jungs von der Mannschaft den Kopf zu verdrehen, als sie nur mit ihrem knappen Handtuch bekleidet über den Flur, zurück zu ihrem Zimmer, tapste - begann sie damit sich für den Abend fertig zu machen. Sie benutzte eigentlich nur selten Make-up und dergleichen, doch heute hatte sie mal Lust dazu. Sie redete sich während der ganzen Prozedur ein, dass dieser Wunsch nichts damit zu tun hatte, Law zu zeigen, was ihm entging wenn er sich auf Candy einließ. Als sie fertig war, warf sie noch einen Blick in den Spiegel. Ihre Haare hatte sie leicht hochgesteckt, so dass sie ihr immer noch auf den Rücken fielen. Ihr Make-up hatte sie nur dezent gewählt, ein wenig Lidschatten betonte ihre Augen, ebenso wie ein wenig Kajal und Wimperntusche, dazu etwas Lippenstift in einem schimmernden Rosa. Insgesamt gefiel sie sich sehr gut, sie war gespannt, was die Jungs dazu sagen würden oder auch eher nicht in der Lage wären zu sagen. Nami machte sich auf in den Speisesaal, um dort auf Bepo, Shachi, Penguin und Jean Bart zu warten. Sie hatten beschlossen, gemeinsam zu der Bar zu gehen, die sie für den heutigen Abend als Partyschauplatz auserkoren hatten. Als sie im Speisesaal angekommen war, befand sich außer ihr noch keiner dort, also ließ sie sich in einer der Sitzecken nieder und sah sich gelangweilt um, als ihr Blick auf ein Buch fiel, welches zwei Tische weiter lag, stand sie auf und holte es sich, um irgendwie die Zeit zu vertreiben. Sie wusste nicht wie lange sie bereits gewartet hatte, doch als die Tür geöffnet wurde und sie von dem Buch aufsah, standen die Jungs vor ihr. „Himmel…“ „Du…du…“, stotterte Penguin. „Was denn?“, meinte Nami nur zuckersüß in ihrem besten Unschuldston und legte das Buch beiseite. Es gab nicht besseres um das Ego ein wenig zu stärken, als Männer die nicht einen Ton aus dem Mund bekamen, sobald sie einen erblickten. „Ich denke die zwei wollen sagen, dass du einfach spitze aussiehst.“, erbarmte sich nun Jean Bart zu einer Antwort und hielt der Navigatorin die Hand hin, um ihr beim Aufstehen behilflich zu sein. „Danke Jungs.“, sagte die Orangehaarige und ergriff die Hand um sich daran hoch zu ziehen. Shachi und Penguin glühten im ganzen Gesicht, während sie immer wieder ihren Blick an Namis Körper auf und ab gleiten ließen. Die junge Frau wandte sich zu den beiden um und schnipste einmal kurz mit den Fingern vor ihrem Gesicht. „Kommt schon, ich denke wir wollen los?! Ihr habt noch den ganzen Abend Zeit mich anzusehen, wenn euch danach ist, also lasst uns gehen.“ Nami drehte sich um und ging langsam auf den Ausgang zu, Jean Bart und Bepo folgten ihr sofort, Bepo verstand eh nicht ganz weshalb sich Shachi und Penguin so komisch benahmen. Gleichzeitig schüttelten die beiden zurück gebliebenen ihre Köpfe, in der Hoffnung ihre Gedanken wieder auf die wichtigen Dinge wie Laufen oder Atmen zu konzentrieren und machten sich auf den Weg, den anderen Dreien zu folgen. Wie nicht anders zu erwarten, war die Bar in der sie den Abend verbringen wollten bereits proppenvoll. Laute Musik dröhnte aus der einen Ecke von einer Band die gerade spielte, vor ihnen war sogar noch ein wenig Platz zum tanzen, doch die meisten Leute drängten sich an der Bar aneinander oder quetschten sich an die bereits überfüllten Tische. In einer Ecke jedoch, genau gegenüber der Band und mit guter Sicht über den ganzen Raum, saßen schon die anderen Mitglieder der Heartpiraten. Dies schien auch die einzige Sitzgruppe zu sein, die nicht wegen Überfüllung geschlossen gehörte, alle hatten sich bequem hingelümmelt, allen voran natürlich Käpt´n Trafalgar Law, der cool wie immer mit übereinander geschlagenen Beinen und auf der Rücklehne abgestützten Armen dasaß und alles zu überblicken schien. Er musste gesehen haben, dass sie mit Bepo und den anderen die Bar betreten hatte, doch Law zeigte keinerlei Reaktion, als sie sich der Nische näherten. Erst als sie vor dem Tisch standen betrachtete er sie und richtete das Wort an seine Mannschaft: „Ich hatte euch früher erwartet, setzt euch.“, daraufhin wandte er sich an die Bedienung, „Hey wir brauchen hier Nachschub, bringen Sie uns mehr Bier, Miss.“ Irgendwie hatte Nami den Eindruck, dass der Kapitän bereits das eine oder andere Bier getrunken hatte bevor sie hier eintrafen und die Blicke seiner Crew ließen darauf schließen, dass es nicht sein übliches Verhalten war. Bepo machte nun Anstalten sich zu setzen, natürlich neben Law und auch die anderen suchten sich Plätze. Die Navigatorin der Strohhüte nahm an, dass es besser wäre etwas Abstand zu Law zu halten, deshalb ließ sie sich am Rand der Bank, neben Jean Bart nieder. Bald kam das bestellte Bier, jemand holte Karten hervor und es wurden auch gleich ein paar Runden gespielt. Währenddessen unterhielt sich Nami mit ein paar der Jungs, die auf der anderen Seite des Tisches saßen und ebenfalls keine Lust hatten beim Kartenspiel mitzumachen. Es wurden einige Abenteuergeschichten ausgetauscht und schon bald stellte sich heraus, dass auch die Heartpiraten einiges erlebt hatten. So waren sie auch schon einmal auf einem Skyisland gelandet und hatten natürlich auch Inseln befahren, die Nami bisher noch nicht kannte. Gelegentlich erwähnten sie auch Namen, die ihr aus Büchern bekannt waren und sie konnte sich dann davon überzeugen, ob die Angaben in den Büchern noch aktuell waren. Natürlich kam das Gespräch dann irgendwann auch auf Enis Lobby und die zwei Jahre Pause. Von Enis Lobby erzählte Nami natürlich gern, die Frage nach den vergangenen zwei Jahren beantwortete sie lediglich mit Training. Sie wusste selbst noch nicht alles darüber, was ihre Crewmitglieder erlebt hatten und würde ihnen auch als erstes alles von ihrem eigenen Training erzählen wollen, deshalb ließ sie sich zu dem Thema nicht weiter aus, obwohl ihre Gesprächspartner immer wieder bettelten. Nicht wirklich genervt, aber doch von der Unterhaltung etwas ermüdet, sah sie sich in der Bar um. Es waren inzwischen etwas weniger Leute da, es hatten sogar ein paar angefangen zur Musik der Band zu tanzen. Eigentlich war es eine Kneipe, wie es sie auf jeder anderen Insel der Grandline auch gab. Sie lag nahe am Hafen, hatte ein etwas zwielichtiges Erscheinungsbild und zog Piraten förmlich an. Nami konnte sogar an der Wand hinter dem Tresen Steckbriefe ausmachen. Man schien hier durchaus auf ‚hohen Besuch‘ vorbereitet. Sie ließ den Blick weiter schweifen und blieb an einem jungen Mann hängen, der sie ziemlich offensichtlich anstarrte. Als er bemerkte, dass sie ihn auch ansah, wurde er kurz etwas rot, bevor er aufstand und merklich um Selbstsicherheit bemüht zu ihrem Tisch herüber kam. „Hey, du siehst aus als könntest du etwas Gesellschaft vertragen, willst du vielleicht tanzen?!“, meinte er und sah Nami mit einem Lächeln an, welches wohl charmant sein sollte. Eigentlich wäre Nami auch gar nicht abgeneigt, wenn er auch nur halb so gut aussehen würde, wie der Mann, der ein paar Plätze weiter einen neuen Bierkrug in einem Zug leerte und noch dazu ein fähiger Kämpfer und gesuchter Pirat war. Doch aus Höflichkeit wollte sie nicht ablehnen, es kostete schließlich einiges an Mumm zu einem Tisch voller Männer herüber zu kommen und die einzige Frau entführen zu wollen. Also reichte sie ihm wortlos ihre Hand und ließ sich von ihm aufhelfen. Während er sie zu der freien Fläche vor der Band führte, betrachtete sie ihn genauer. Im Grunde sah er durchschnittlich gut aus. Er hatte braune Haare und Augen, ein freundliches Gesicht und war etwa so groß wie sie mit ihren Absatzschuhen. Er trug keinen Schmuck und auch keine sichtbare Waffe. Ansonsten war er mit einer dunklen, langen Jeans und einem geöffneten Hemd bekleidet. Allerdings offenbarte das Hemd nur blasse Haut und kaum trainierte Muskeln, da war die Navigatorin andere Anblicke gewöhnt und das nicht nur, weil sie zuletzt mit dem besagten sexy Kapitän der Heartpiraten angebandelt hatte, selbst auf ihrem eigenen Schiff bekam sie nur top trainierte Männer zu sehen. Vielleicht war sie einfach zu verwöhnt, aber er würde, wenn sie auf einem ihrer ‚Beutezüge‘ wäre, nicht einmal einen zweiten Blick von ihr bekommen, geschweige denn, dass sie mit ihm tanzen würde. Aber erstens war dies keiner ihrer Beutezüge, zumindest bisher nicht und außerdem konnte sie Law grade dabei beobachten sehr offensichtlich mit der Kellnerin zu flirten, also wollte sie sich etwas Spaß gönnen. Zugegeben die Musik war zwar gut, aber dafür konnte ihr Gegenüber nur sehr notdürftig tanzen, da bewunderte sie seinen Mut, sie aufzufordern gleich noch mehr. Nami bewegte sich einfach locker im Takt der Musik und verzichtete darauf, Körperkontakt zu dem jungen Mann aufzubauen, da hatte sie eher Angst, dass er sie mit einem seiner wild wedelnden Arme erschlug. Doch der Braunhaarige schien das anders zu sehen, er ging in diesem Moment auf Tuchfühlung. Sofort konnte Nami seine Hände an einer Stelle spüren, die sicherlich nicht mehr mit Rücken zu bezeichnen wäre, während sein restlicher Körper sich augenblicklich an sie presste. Obwohl ihr diese Situation mehr als unangenehm war, wollte sie ihn nicht vor allen bloß stellen, also wartete sie höflich, bis das Lied zu Ende war und entschuldigte sich dann damit, dass sie sicherlich am Tisch erwartet wurde. „Ach was Schnecke, die sind alle beschäftigt und vermissen dich nicht.“ Da Nami sich bereits zum gehen gewandt hatte, konnte sie noch einen Blick auf die Crew erhaschen, bevor er sie wieder zurück zog und sie starrten alle auf die Navigatorin, soviel also zu nicht vermissen. „Danke für den Tanz, aber ich würde gern wieder zu den Jungs gehen.“, meinte die junge Frau noch einmal mit etwas Nachdruck in der Stimme, wenn er so weiter machte, würde sie ihre Höflichkeit über Bord werfen und ihm einen saftigen Stromschlag verpassen. „Aber mit mir wirst du sicherlich mehr Spaß haben heute Abend!“, entgegnete der Mann energisch und griff wieder nach ihrem Handgelenk um sie zu sich zu ziehen. Der Ruck der durch ihren Arm ging war durchaus heftig und sie hatte das Gefühl, dass sich der Kerl so langsam aber sicher in etwas hinein steigerte. „Danke, aber so langsam vergeht mir der Spaß! Lass mich gefälligst los!“, zischte die Navigatorin und ihre Hand zuckte bereits in Richtung ihres Klimataktstocks. „Gibt es hier etwa ein Problem? Nein?! Dann ist ja gut, komm Nami.“, ertönte auf einmal die Stimme von Penguin links neben ihr. Zusätzlich fühlte sie, wie sich ein Arm um ihre Schulter legte und sie vorsichtig ein paar Schritte zurück bugsierte, weg von dem Braunhaarigen. Ein Blick zu ihrer Rechten bestätigte, dass es Shachi war, der neben sie getreten war. Plötzlich, bevor sie auch nur dazu kamen irgendetwas zu tun, hatte der junge Mann allerdings schon ein Messer gezogen und Penguin damit angegriffen. Ein tiefer Schnitt zog sich über dessen Unterarm, den er gehoben hatte, um sein Gesicht zu schützen. Sofort herrschte Spannung in dem Raum, die komplette Mannschaft war nur eine Sekunde später auf den Beinen. Allerdings war das gar nicht mehr nötig, denn Shachi hatte den Typen bereits mit einem beherzten Kick durch die Wand bugsiert. Panisch schreiend sprangen nun die anderen Gäste auf und stürmten verängstigt auf den Ausgang zu. Nachdem die Meute Zeter und Mordio schreiend aus der Bar geflüchtet war, hatte auch der Barkeeper nach einem Blick auf die Steckbriefe erkannt, welche Kaliber in seiner Kneipe versammelt waren und folglich verdrückte er sich schnellstens durch die Hintertür. Es herrschte Stille in dem nun fast leeren Schankraum, die Band war nämlich genauso getürmt. „Es tut mir Leid Penguin…“, meinte Nami nur und wollte sich grade die Wunde näher besehen als Law dazwischen ging. Unsanft schubste er sie beiseite und widmete sich in aller Ruhe der Verletzung seines Crewmitgliedes. „Das muss auf jeden Fall genäht werden. Bepo begleite Penguin zum Schiff, aber zuerst…“ Law verstummte und kramte in seiner Hosentasche, als er schließlich eine Mullbinde hervorzog, machte er sich daran die Wunde zu verbinden. „Durch den vielen Alkohol verlierst du mehr Blut als normal, ich mache lieber einen Druckverband. Ihr könnt schon mal vor gehen zum Schiff, ich muss hier noch was klären…“, bei den letzten Worten verfinsterte sich der Blick des Arztes und er sah Nami böse an. Auch die Jungs schienen zu bemerken in was für einer Stimmung sich ihr Kapitän befand. „Käpt´n das ist doch nicht ihre Schuld.“, versuchte Shachi auch sogleich zu schlichten. „Genau, außerdem ist das doch echt nicht wild. Du weißt ich war schon viel schlimmer dran.“, meinte nun auch Penguin. „Das ist sehr wohl ihre Schuld!“, knurrte Law und wandte sich dann direkt an Nami, „das ist genau der Grund, warum ich keine Frauen in der Mannschaft habe, ihr macht immer Probleme. Deinetwegen ist ein Mitglied meiner Crew verletzt.“ „Das sehe ich Law, das tut mir auch Leid und ich verstehe, dass es das Problem nicht gegeben hätte, wäre ich nicht dabei gewesen, aber…“, doch weiter kam sie nicht. „Kein aber, es ist wie es ist. Ich hätte dich gar nicht erst mitnehmen sollen.“ „…Aber, ich bin durchaus in der Lage allein mit solch einer Situation klar zu kommen!“, beendete Nami ungerührt ihren Satz, „Ich hab mich Jahre lang mit solchen Kerlen rumgeschlagen, das schaff ich schon. Natürlich bin ich euch zwei trotzdem dankbar…“, fuhr sie an Penguin und Shachi gewandt fort. „Das ändert nichts daran, dass du mir im Weg bist.“, entgegnete Law kalt, „seit du auf dem Schiff bist, läuft nichts so wie sonst. Am liebsten würde ich dich einfach hier lassen, aber ich habe deinem Käpt´n schließlich versprochen dich heil wieder zurück zu bringen.“ „Lüg dir doch nicht in die eigene Tasche.“, erwiderte Nami nun wütend und verletzt. Was glaubte er eigentlich ihr hier für alles Mögliche den schwarzen Peter zuschieben zu können?! „Wie bitte?!“ „Du hast mich schon verstanden Law! Dass du irgendwie ein Problem mit mir hast, seit der Sache in der Buchhandlung hab ich schon gemerkt, aber versuch nicht mir die Schuld daran zu geben, dass du verwirrt bist.“ „Wovon redest du denn bitte?!“ „Stell dich doch nicht dümmer als du bist, erst küsst du mich in der Buchhandlung aus heiterem Himmel und dann stößt du mich einfach weg und angelst dir ‚Candy‘“, schrie Nami inzwischen reichlich zornig, „da sieht doch ein Blinder, dass du einfach die Flucht nach Hinten ergreifst.“ „Ich glaube du interpretierst da zu viel hinein.“ „Ach tue ich das?“ „Definitiv, oder glaubst du jetzt ich hätte mich unsterblich in dich verliebt? So naiv kannst du doch nicht sein oder?!“, knurrte Law. „Das will ich auch gar nicht behaupten, aber erklär mir mal warum du mich einfach so geküsst hast, wenn da keine Gefühle im Spiel sind? Vergiss nicht, dass DU es warst, der MICH geküsst hat!“ „Ich hab dich schließlich auch gefickt!“ Kurz zuckte Nami bei seinen harschen Worten zurück, doch gerade als sie zu einer erneuten Erwiderung ansetzen wollte, ertönte ein schüchternes Räuspern. Die versammelte Mannschaft der Heartpiraten stand noch immer vor dem Ausgang der Kneipe und alle sahen mehr oder weniger verschämt umher. Sogar Penguin welcher sich seinen verletzten Arm hielt, sah mit offenem Mund zu ihnen herüber. Ein Blick auf den blutgetränkten Verband an Penguins Arm reichte aus, um in Nami das schlechte Gewissen zu wecken, sie sollte hier nicht mit Law rumstreiten, er hatte einen seiner Freunde, den er verarzten musste. Kurzentschlossen packte Nami den Schwarzhaarigen und erstickte sowohl ihre, als auch seine weiteren Worte, in einem leidenschaftlichen Kuss. Die Crewmitglieder liefen schlagartig rot an und wussten nun erst recht nicht mehr, wohin sie ihre Blicke wenden sollten. Doch Nami nahm ihnen die Entscheidung ab, indem sie sich einfach wieder von Law löste, nachdem sie noch einen kurzen Blick in seine grauen Augen riskiert hatte. Für einen Sekundenbruchteil wurde sein Gesichtsausdruck wieder weicher, doch nur um sich gleich darauf erneut zu verfinstern. Bevor er jedoch noch irgendwas sagen konnte, stolzierte die Orangehaarige einfach an ihm und der Mannschaft vorbei zur Tür. Sie stoppte noch mal kurz und drehte sich um. „Das darf ich dann ja wohl auch, schließlich hab ich dich genauso gefickt!“, rief sie Law zu und verließ dann mit einem breiten Lächeln im Gesicht die Bar. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)