Crimson Snow von abgemeldet (Ivan x Gilbert) ================================================================================ Kapitel 6: Das tapfere Schneiderlein (oder so) ---------------------------------------------- A/N: Ich kenne mich mit der Unterwäsche der 50er Jahre leider so gar nicht aus, deshalb darf Gilbert normale Schorts tragen :D (Ich bin sicher, keiner will ihn in Liebestötern sehen!) Feliks "like, totally" ist wirklich blöd zu übersetzen, also hab ich ihm eben irgendeinen Sprachfehler verpasst ^-^' Langsam blinzelnd öffnete Gilbert seine Augen. Es war angenehm warm und er schloss seine Lider auch gleich darauf wieder, weil es so kuschelig und bequem war... Doch dann riss er sie wieder auf, weil das weder sein Bett zu Hause in Deutschland war, noch das Bett bei Signor Vargas! Etwas benommen richtete er sich auf und stellte fest, dass er in einem völlig fremden Zimmer war. Er lag in einem riesigen Bett, in dem locker sechs Personen Platz hätten und mit blütenweißen Laken bezogen war. Gilbert versank fast in den tausend Kopfkissen und weichen Decken. Sein Blick huschte durch den Raum, in dem alles in schwarz und weiß gehalten war. Der Boden war wie ein Schachbrett gemustert, die Wände erstrahlten ebenfalls in einem Weiß, während die Tür und die Fensterrahmen pechschwarz waren. Mitten in dem, von der untergehenden Sonne beleuchteten, Raum stand ein Glastisch auf dem ein Schachspiel aufgebaut war. Gilbert blickte aus dem großen Fenster links von ihm, an dem sich Eiskristalle gebildet hatten. Die Landschaft draußen war schneebedeckt und wurde in ein sanftes orangenes Licht getaucht, was von dem großen Feuerball herrührte, der gerade hinter den Bergen verschwand. Wo zum Teufel war er hier? Ihm stieg ein würzig-zimtiger Geruch in die Nase und als er den Kopf drehte, sah er eine dampfende Tasse neben sich stehen. Misstrauisch beäugte er sie, überwand sich dann aber und streckte sich nach dem, es war anscheinend Tee, aus. Dabei rutschte ihm die flauschige Decke von den Schultern und mit einem Mal musste Gilbert feststellen, dass er überhaupt keine Kleidung am Leib trug! Entsetzt sah er unter die Decke, bemerkte aber dass er zum Glück noch ein paar Shorts anhatte. Scheiße, was war denn passiert?! Wie durch einen dichten Nebel, kamen ihm die Bilder von vor einigen Stunden wieder in den Sinn. Er war alleine durch den Wald gelaufen und hatte dann zwei sonderbare Typen getroffen... Der eine hatte vorgeschlagen, dass er sich bei ihm aufwärmen könnte und dann... War er eingeschlafen? Aufgewühlt fuhr sich Gilbert durch das weiße Haar. Wie konnte er nur bei seiner Großartigkeit in so einer Situation landen?! Er musste hier weg! Wo war überhaupt sein Bruder? Wo waren die anderen? Suchten sie schon nach ihm? Er schlang die Decke um sich, schwang die Beine über den Bettrand, bis seine Füße schließlich den kalten Marmorboden berührten. Als er sich aufrichtete, wurde ihm aber kurz schwarz vor Augen und er kämpfte mit seinem Kreislauf. Anscheinend hatte er zu lange gelegen. Schwankend tapste er in Richtung Tür, stellte erleichtert fest, dass diese unverschlossen war (man konnte ja nie wissen) und steckte den Kopf heraus. Niemand war zu sehen... Er würde sich jetzt einfach ein paar Klamotten krallen (was war mit seinen alten geschehen?!) und dann schleunigst das Weite suchen. Die anderen vermissten bestimmt schon seine Herrlichkeit! Gilbert zog die Decke fester um seine nackten Schultern, denn ein eisiger Winde pfiff durch den dunklen Gang und machte sich auf die Suche nach weiteren Türen, hinter denen sich Kleider oder so etwas verbergen konnten. Nach einiger Zeit blieb er dann aber mitten auf dem Gang stehen und blickte sich etwas ratlos um. Seine Füße wurden schon langsam taub, weil der Boden wohl nicht für das Barfußlaufen gemacht worden war und eine Türe hatte er noch nicht gefunden. Der Gang zog sich ewig und bis auf einige Spiegel an der Wand hatte er noch nichts gesehen. "Na, na wohin des Weges?" erklang da plötzlich eine fröhliche Stimme hinter ihm und er zuckte zusammen. Er drehte sich um und blickte in das Gesicht des großen Fremden, der ihn mitgenommen hatte. Wie hieß er noch? Igor? Nein... Ivo vielleicht?.... IVAN! Das war es. Er hatte noch immer denselben Mantel an, doch er trug jetzt noch einen blass-rosa Schal um den Hals. Warum trug er den drinnen und nicht draußen? "Wolltest du etwa verschwinden?" fragte Ivan noch immer lächelnd und beugte sich beunruhigend nah zu ihm herunter. Unwillkürlich machte Gilbert einen Schritt nach hinten. Auch wenn Ivan lächelte, so erreichte es nicht seine Augen. Die violetten Irden fixierten ihn wie zuvor schon und der Albino konnte einfach nicht wegsehen. Es war wie ein Zwang und hätte er jetzt Hasenohren gehabt, so hätte er sie bestimmt angelegt... Moment mal, wie kam er jetzt auf Hasenohren? Und überhaupt, als hätte er Angst vor diesem Kerl! Gilbert richtete sich etwas auf und reckte Ivan sein Kinn entgegen. Er würde vermutlich noch viel beeindruckender aussehen, hätte er Klamotten an, aber da konnte man jetzt nichts dran ändern... "Ich habe vielleicht nach Klamotten gesucht?! Kann ich ja nichts dafür, wenn ich irgendwo aufwache, meine Sachen weg sind und keiner da ist der mir es erklären kann!" meine Gilbert nun selbstsicher und Ivan lächelte ihn noch etwas breiter an. Allerdings machte er keine Anstalten zurückzuweichen und das war Gilbert ziemlich unangenehm. "Sooo? Deine Klamotten sind weg? Hmm... das kann ich dir erklären. Sie waren ganz nass und da du unterkühlt warst, musste man sie entfernen~" Er machte noch einen Schritt auf Gilbert zu und dieser wich reflexartig nach hinten zurück und stieß mit dem Rücken gegen die Wand. Unruhig huschte sein Blick umher und er hatte plötzlich den unglaublichen Drang zu flüchten! Verdammt, das war noch nie so gewesen! Er hatte nie die Flucht bei etwas ergriffen, hatte alles durchgezogen und jetzt war es so, als hätte dieser blonde Fremde den Fluchtinstinkt in ihm geweckt! "Aber eigentlich hätte Toris da sein müssen, wenn du aufgewacht wärst... Ich muss ihn später wohl bestrafen, wenn er so ungezogen war..." Und plötzlich wirkte das Lächeln bedrohlich. Gilbert hatte so ein Lächeln schon einmal gesehen und damals... Schnell schüttelte er seinen Kopf. Er hatte sich geschworen nie wieder daran zu denken! "So, jetzt aber wieder ab mit dir ins Bett!" meinte Ivan dann plötzlich und richtete sich wieder auf. Ohne auch nur auf eine Reaktion von Gilbert abzuwarten, packte er ihn am Handgelenk und zog ihn hinter sich her. Perplex stolperte der Albino los, doch wollte sich schon nach wenigen Metern aus dem eisernen Griff befreien. "H-Hey! Sag mal spinnst du?! Lass los! Lass mich gottverdammt nochmal los!" Er stemmte sich mit aller Kraft gegen das starke Ziehen, doch Ivan bemerkte es überhaupt nicht oder ignorierte es gekonnt. Er schleifte Gilbert den ganzen Weg zum Zimmer zurück. Die Decke war mittlerweile heruntergerutscht und so begann er zu zittern, weil es wirklich verdammt kalt in dem Gang war. Schließlich erreichten sie wieder das schwarz-weiße Zimmer und sahen wie Toris entsetzt vor dem Bett stand. Er war kreidebleich und atmete flach, so als würde er gerade unter enormen Druck stehen. "Suchst du das hier?" kicherte Ivan und zog Gilbert zurück in den Raum. Toris machte beinahe einen Satz in die Luft, als er die Stimme seines Königs hinter sich vernahm. Ertappt drehte er sich um und hätte vor Erleichterung beinahe losgeheult. Dort war ja dieser weißhaarige Junge! Oh Gott sei Dank! Toris hatte beinahe eine Herzattacke bekommen, als er nach dem fremden Jüngling schauen wollte und dieser nicht im Bett gelegen hatte. Vor seinem geistigen Auge hatte Toris schon seinen Kopf rollen sehen oder zumindest ein anderes Körperteil. Sein König war bei neuen Spielsachen immer sehr empfindlich und wurde rasend, wenn einem davon etwas passierte. Toris sank sofort auf die Knie und stammelte: "E-Es tut mir le-leid! Bi-Bitte verzeiht mir! Ich wollte nur kurz auf die Toilette! Ich flehe euch an!" Entgeistert sah Gilbert auf den wimmernden Toris vor sich. Was hatte der denn? Der tat ja gerade so, als wäre Ivan der Kaiser von China! Hatte er denn keinen Funken Ehre in sich, oder was? Ivan ließ Gilberts Handgelenk los und ging vor dem knienden Toris in die Hocke, um ihm etwas Unverständliches zuzuflüstern. Gilbert rieb sich sein Handgelenk, weil der Griff wirklich verdammt stark und schmerzhaft gewesen war. Toris merkte wie sein König plötzlich neben ihm war. Er wurde am braunen Haarschopf gepackt und sein Kopf wurde nach hinten gezogen. Leise zischte sein Herrscher ihm ins Ohr: "Auf deine Bestrafung werde ich später noch zurück kommen." Er richtete sich wieder auf und bedeutete auch seinem Diener aufzustehen. "Toris, hol den Schneider her. Wir brauchen ein paar Kleider, die angepasst werden müssen." befahl Ivan und bedeutete dem Braunhaarigen mit einem Wink zu verschwinden. Dieser folgte auch so gleich und spürte wie sein Herz vor Aufregung wild zu schlagen begann. Der Schneider würde vorbei kommen! Das bedeutete er konnte seinen besten Freund endlich wieder sehen! Es musste schon fast 10 Monde her sein, dass er Feliks zuletzt gesehen hatte, denn als Kammerherr des Königs durfte man das Schlossgelände niemals verlassen, außer der König erlaubte es. In freudiger Erwartung hastete er die Gänge entlang, als Ziel der Turm mit den Posteulen. Kurz bevor er dort eintrat, wanderten seine Gedanken noch einmal zu Gilbert. Dieser weißhaarige Junge war mit Sicherheit etwas besonderes, hoffentlich war sein König mit seinem neuen Spielzeug vorsichtiger... Toris hatte schon zu viele brechen sehen... ~*~ Vorsichtig half Vash seiner Schwester auf, weil sie alle etwas unsanft auf dem Boden gelandet waren. Sie befanden sich in einer abgelegenen Seitengasse, zu der der Lärm der Stadt nur gedämpft durchdrang. "Wo sind wir hier?" fragte Roderich Elizabeta, als er dieser aufhalf. "Das ist Oraş. Die Hauptstadt von Ninsoare Lume. Wir befinden uns nicht weit vom Schneiderladen." antwortete die Brünette und lächelte ihn dankbar an. "D-Dann sollten wir da hingehen..." murmelte Lili leise und die anderen nickten zögerlich. Nur Ludwig nicht. "Spinnt ihr?!" brauste er unerwartet auf und die vier anderen sahen ihn überrascht an. "Ihr wollt das allen Ernstes jetzt durchziehen, obwohl Gilbert immer noch verschwunden ist?! Macht ihr euch denn gar keine Sorgen?" Betreten sahen Vash, Roderich und Lili auf die Seite. Sie wussten wie sehr Ludwig an seinem großen Bruder hing. "Was ist wenn diese komischen Typen ihn gefunden haben? Die sahen nicht gerade so aus, als hätten sie Lust jemanden am Leben zu lassen! Ich muss ihn sofort suchen gehen!" "Warte doch mal!" rief ihm Roderich hinterher und hielt ihn am Arm fest. "Was?!" fauchte Ludwig und Roderich wich einen Schritt zurück. "Wir wollen ja auch nach Gilbert suchen, aber wo willst du da jetzt anfangen? Wir sind an einem ganz anderen Ort und wer weiß wo Gilbert hingegangen ist. Und du kennst ihn doch! Er würde sich nie von solchen Kerlen umbringen oder verschleppen lassen." Etwas beklommen sah Ludwig zu seinem Cousin und dann zu den anderen. "Ich weiß ja, aber es ist Gilbert..." geknickt sah er zu Boden. "Weißt du Ludwig, wenn irgendwo ein Albino-Mistkerl auftaucht, dann ist Feliks der erste der davon erfährt. Wir werden ihn einfach fragen." versuchte auch Elizabeta ihm Mut zu machen. "Ihr habt vermutlich recht..." murmelte Ludwig und zwang sich dann zu einem Lächeln. “Dann wollen wir mal!" Auch in der Stadt herrschten Minusgrade und die fünf hielten sich von der Hauptstraße fern, weil sie dort vermutlich nur schräge Blicke einfangen würden. Sie kämpften sich durch die Hintergassen, bis Elizabeta schließlich stehen blieb und sagte: "Hier müssen wir auf die Hauptstraße treten, weil der Schneiderladen sich dort befindet." Die anderen nickten nur und Lili umfasste Vashs Hand unwillkürlich fester. Wie diese Stadt wohl aussah? Sie traten aus der dunklen Seitenstraße und fanden sich plötzlich inmitten von vielen Menschen, die von der mittlerweile tiefstehenden Sonne angestrahlt wurden. In der Stadt lag nicht so viel Schnee und eigentlich sah Oraş nicht besonders aus. Es erinnerte an eine Mittelalterstadt von denen Ludwig in Büchern gelesen hatte. Es fuhren Pferdewagen an ihnen vorbei, einige Händler versuchten vor Tagesende noch ihre Ware loszuwerden und überall waren Stimmen. Die fünf liefen an Hutmachergeschäften vorbei, Marktständen und auch einigen Bettlern. Hoch über der Stadt thronte ein herrliches Herrenhaus. Elizabeta deutete darauf und erklärte: "Dort wohnt der Bürgermeister von Oraş." Sie eilten weiter die Straße entlang, bis Elizabeta dann schließlich langsamer wurde. "Wir sind gleich da und lasst euch gesagt sein: Der Schneider ist als Sonderling verschrien, also lasst euch davon nicht abschrecken." Und als sie dann vor der Schneiderei zum stehen kam, konnten sich die vier anderen ein ungefähres Bild von dem besagten Schneiderlein machen. Über der Tür hing ein großes Schild, auf dem mit grüner Farbe: Das tapfere Schneiderlein oder irgendwie so drauf gepinselt war. Doch das war nicht der Grund, warum vier Münder offen standen. Es war vielmehr so, dass der Rest des Hauses pink war. Nicht zartrosa oder lachsfarben, es war in einem grellen Pinkton gestrichen und stach aus den anderen Häusern wie ein Bonbon heraus. Unwillkürlich fragte sich Ludwig, ob man von dem Anblick blind werden konnte... Er schüttelte den Gedanken ab und ordnete seinen Kopf, als Elizabeta die Klinke zum Laden hinunter drückte und sie eintraten. Im inneren des Ladens empfing sie eine willkommen Wärme und eine weniger willkommene Unordnung. Besonders Ludwig und Roderich sahen sich kritisch um und konnten nur schwer dem Drang wiederstehen aufzuräumen. Es standen Kleiderpuppen herum, an denen manchmal Kleidungsstücke hingen, aber manchmal auch nur Stofffetzen. Überall lagen Stoffrollen herum in den verschiedensten Farben, wobei pink tatsächlich dominierte. Selbst der Verkaufstresen war überfüllt mit den verschiedensten Stoffen und zerknitterten Papieren. Es gab eine Auswahl an Kaschmir, Seide, Satin, Baumwolle, bis hin zu Wolle war alles vertreten. Doch zwischen dem ganzen Chaos war keine Menschenseele zu erblicken. "Hallo?" rief Vash und hoffte auf eine Antwort. Kaum verhallte sein Ruf, hörte man auch schon schnelle Schritte von einem Hinterzimmer und das rascheln von Stoff. Da schoss ein Mädchen plötzlich aus einer, von Kleiderpuppen versteckten, Tür hervor und blickte sie mit großen grünen Augen an. Ihr Haar war blond, reichte bis zum Kinn und sie trug ein dunkelgrünes Kleid. "Äh guten Tag, wir suchen Feliks Łukasiewicz, den Schneider..." begann Vash etwas irritiert, als das Mädchen anfing Salzstangen zu mampfen. Sie schluckte herunter und sagte dann: "Cool! Das bin nämlich ich!" und verschlang noch eine Salzstange. "Bitte was?" rutschte es Vash heraus und sah sie/ihn/es entgeistert an. "Na ich bin Feliks und irgendwie so stets zu Diensten. Bist das nicht du Lizzie?" meinte Blondie und deutete dann auf Elizabeta. Sie lächelte das Mädchen, das gar kein Mädchen war, an und nickte. "Hallo, Feliks. Wir ähm... brauchen dich." sagte sie dann etwas lahm. Feliks legte seinen Kopf schief und erwiderte: "Hmm... klingt irgendwie total spannend... Kommt her, setzt euch, setzt euch... Kann ich euch etwas anbieten?" Er winkte sie näher, schob einige Stoffe von einer Sitzbank und zwei Stühlen und bedeutete seinen Gästen sich zu setzen. Er selbst nahm auch Platz und sah die fünf dann fragend an. "Ähm, nein danke... Aber dürfte ich fragen weshalb du ein Kleid trägst...?" stellte Ludwig dann doch die momentan wichtigste Frage im Raum und alle sahen den Deutschen dankbar an, denn auch sie hatten sich schon den Kopf darüber zerbrochen. Feliks sah ihn kurz blinzelnd an und blickte dann an sich herunter. "Ach du meinst das? Ich musste es noch abstecken und fand es zudem irgendwie hübsch." Er stand auf und drehte sich einmal im Kreis. "Grün steht mir total! Aber Pink noch besser irgendwie, oder so..." Er setzte sich wieder hin und fasste dann das Thema wieder auf: "Ihr braucht mich also?" Und da fing Elizabeta an zu erzählen. Von Lilis erster Reise, bis hin zu Francis Entführung. Als sie schließlich geendet hatte, sahen alle erwartungsvoll zu dem nägelkauenden jungen Mann, der nebenher versuchte seinen Fuß über den Kopf zu bekommen. "Und? Was sagst du?" forderte Elizabeta ihn dann schließlich auf. Feliks setzte sich wieder normal hin und sagte nachdenklich: "Wisst ihr was?" "Was denn?" fragte Roderich ungeduldig nach. Was war das denn für ein Spinner? "Ich habe gerade beschlossen meinem Pony Tigerstreifen aufzumalen. Dann wäre es ein Tiny oder Poger. Klingt doch sowas von total krass, oder? Dann würde sich der Grinsekater nicht mehr so alleine fühlen-" "Was?!" sagten alle fünf gleichzeitig und sahen ihn fassungslos an. "Hast du uns überhaupt zugehört?! Und was für ein Pony überhaupt?" rief Ludwig aufgebracht und funkelte den merkwürdigen Schneider wütend an. Dieser hatte angefangen mit dem Stuhl zu wippen und sagte im gelassenen Tonfall: "Na mein Pony. Es steht im Hinterzimmer und hilft mir beim Schneidern, oder so. Und ich hab euch total zugehört! Ihr wollt wissen, woher das Gerücht mit dem König herkommt, aber sowas von!" Roderich, Vash und Ludwig standen kurz davor dem Kleineren an die Gurgel zu springen und diesen einfach so zu erwürgen. "Nun also, woher das Gerücht kommt kann ich euch sagen... Aber was euren weißen Freund angeht, da hab ich keine Ahnung. Von so jemandem hab ich noch nie gehört und ich würde mich sowas von total an jemanden wie den erinnern!" Das besänftigte die anderen Jungs etwas, doch Ludwig ließ enttäuscht den Kopf hängen. Na gut, was hatte er erwartet? Es war gerade mal zwei Stunden her, dass sie Gilbert verloren hatten... Hoffentlich ging es ihm gut. "Aber wegen dem Gerücht, da müsst ihr echt zum Grinsekater." Ludwig blinzelte, ehe er nachhakte: "Grinsekater?" "Das ist eine merkwürdige Erscheinung, die man aber nur selten zu Gesicht bekommt. Er ist der Informant von vielen Leuten, weil er so ziemlich überall ungesehen hineinkommt." erklärte Elizabeta rasch. "Ja, wie auch immer, ihr müsst zu dem, oder so. Er hat mit sowas von total von dem Gerücht erzählt und ich hab dann irgendwie meine Arbeit gemacht und es weitererzählt, oder so." Plötzlich erklang ein dumpfer Schlag und etwas segelte vor dem Ladenfester zu Boden. Feliks sprang auf, rannte aus dem Laden und kam dann mit einer schwarzen Eule auf dem Arm wieder zurück. "Ah, tut mir leid Leute, aber ich muss echt total dringend an die Arbeit. Ist ein Brief aus dem Schloss." "Wie vom Schloss? Du meinst vom König?" rief Elizabeta und sah ihn entsetzt an. "Ja, ich soll für irgendeinen neuen Typen was machen, oder so..." "Aber wir haben noch ein paar Fragen!" warf Roderich ein. "Wenn ihr wollt, könnt ihr echt total gerne hier bleiben. Es wird sowieso bald dunkel und ihr wollt doch nicht auf der Straße schlafen?" Darüber hatten die fünf noch gar nicht nachgedacht, doch jetzt wo Feliks es erwähnte... "Also schön. Wir nehmen das Angebot dankend an und erwarten dich dann wieder." sagte schließlich Roderich und die anderen nickten einstimmig. "Echt cool! Ich pack dann mal meine Sachen und mach mich auf den Weg, oder so." Kurze Zeit später kam Feliks umgezogen aus dem Hinterzimmer zurück. Er trug jetzt eine normale grüne Hose, braune Stiefel, ein weißes Baumwollhemd und darüber einen dennoch fragwürdigen Umhang aus grell-orangenem Stoff. Das war schon sonderbar genug, doch dann trottete hinter ihm, wie selbstverständlich, ein zottiges dunkelbraunes Pony her. Es hatte pinke, grüne und auch blaue Strähnen in der Mähne und war mit einigen Stoffrollen, Schneiderwerkzeugen und Salzstangen beladen. "Also, Pony und ich sind so gegen morgen früh oder Vormittag wieder da. Fühlt euch wie sowas von zu Hause. Tschaui." Und schon waren Pony und Feliks aus dem Laden spaziert. ~*~ Mittlerweile war der Mond aufgegangen und tauchte das Zimmer in silbriges Licht. Gilbert saß wieder in eine Decke gehüllt auf dem Bett und starrte aus dem großen Fenster. Zudem versuchte er sich zu beruhigen, denn dieser Schneider versetzte ihn so in Rage, dass er nur schwer dem Drang wiederstehen konnte ihm eine Kopfnuss zu verpassen. Wenn er auch nur noch ein einziges Mal "oder so", "sowas von" oder "total" hören musste, so konnte er nicht garantieren, dass es keine Tote gab! Toris war zusammen mit Feliks in sein Zimmer gekommen, der kleine Blonde hatte ihn ausgemessen, nebenher Salzstangen gefuttert und nicht mehr die Klappe halten wollen. Wieso hatte man überhaupt extra einen Schneider herkommen lassen? Man hätte ihm doch auch einfach ein paar Klamotten geben können und dann wäre er wieder verschwunden, um nach seinem Bruder und den anderen zu suchen. Das hörte sich vielleicht jetzt wirklich dämlich an, aber er vermisste seinen kleinen Bruder. Ob es Ludwig wohl gut ging? Suchte er nach ihm? Ein leiser Seufzer kam über seine Lippen. Vor morgen früh würde er ohnehin nicht von hier wegkommen, weil dieses nerv tötende Schneiderlein gemeint hatte, er würde jetzt die ganze Nacht durcharbeiten und es morgen dann fertig haben. Anschließend war er zusammen mit Toris verschwunden und hatte Gilbert allein gelassen. Der Albino konnte noch immer nicht verstehen warum er hier war. Er hatte sich doch bloß aufwärmen wollen! Als sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter legte, zuckte er verschreckt zusammen und drehte sich hastig um. Dort stand Ivan, mit demselben Lächeln im Gesicht wie schon zuvor und wirkte ziemlich bedrohlich in dem halbdunklen Zimmer. Doch wer war Gilbert, wenn er sich seine Unsicherheit anmerken lassen würde? Stattdessen fragte er knurrend: "Was willst du? Warum hast du überhaupt einen Schneider herkommen lassen? Ich kann mir auch einfach Klamotten leihen und mit denen dann gehen." Da kicherte Ivan plötzlich und strich mit seiner behandschuhten Hand über Gilberts Wange und sagte: "Was redest du denn da, mein kleines Dummerchen?" Kleines Dummerchen? Gilbert hörte wohl nicht richtig! Ehe er aber den Größeren anfauchen konnte, redete der weiter und strich dabei durch Gilberts weißes Haar. Die Berührungen waren unangenehm und so zuckte der Albino mit seinem Kopf weg, wurde aber gleich darauf wieder eingefangen. "Du gehst nirgendwo mehr hin... Du bist jetzt mein kleines Häschen~" Gilbert erstarrte. Was?! "Du spinnst ja wohl! Ich bin weder dein Häschen," er betonte das Wort abfällig, "noch bleibe ich hier! Ich kann ja wohl machen was ich will, du Spinner!" Er wand sich aus dem Griff von Ivan und funkelte ihn aufgebracht an. Scheiße, wo war er hier nur gelandet?! "Hmm... das war aber nicht nett von dir, Häschen." erwiderte Ivan und sah ihn nachdenklich an. "Ich hatte auch nicht vor, nett zu sein!" zischte Gilbert und wollte schon von dem Bett aufspringen. Auch wenn er jetzt nur in Unterwäsche war, so wollte er keine Sekunde länger mit Ivan in einem Raum, ja überhaupt in einem Land sein! Doch bevor er sich überhaupt einen Zentimeter bewegen konnte, wurde er grob gepackt und Ivan hielt sein Kinn fest. Er beugte sich bedrohlich nah zu Gilbert hinunter, zwang den Albino dabei ihn anzusehen und sagte mit gefährlich ruhiger Stimme: "Du gehörst jetzt mir. Du bist mein Häschen und damit mein Eigentum." Seine Augen ließen keinen Zweifel an seinen Worten. Er meinte das ernst. Gilbert schluckte einmal und spürte wie sein Atem vor... Angst?! flacher wurde. Seine Augen waren wie gebannt auf Ivan gerichtet und wieder schoss Gilbert der Gedanke durch den Kopf, dass wenn er jetzt ein Hase wäre, seine Ohren angelegt wären. Dann brach der Bann aber, Ivan richtete sich auf und ging zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um und sagte mit einem Lächeln: "Wir werden noch viel Spaß haben." Gilbert sah dem Größeren noch nach, als dieser schon längst durch die Tür verschwunden war. Was passierte hier gerade? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)