Der Tod steht dir gut von Mismar (Zabuza Momochi x Haku) ================================================================================ Kapitel 16: Die richtige Entscheidung ------------------------------------- Erneut, und das sicherlich nicht zum letzten Mal, begann Zabuza wie gewohnt zu fluchen. „Scheiße! Wo bleiben diese Idioten!?“ „Beruhigt Euch doch...“, sagte Haku so leise wie möglich und starrte die unbekannte Person im schwarzen Umhang feindselig an. Dass sein Meister in letzter Zeit nervös zu sein schien, hätte selbst ein Blinder bemerkt. Aber die Nervosität schien keine Grenzen zu kennen, seit der Fremde ins Zimmer getreten war. Schweigend streckte er den Arm aus, überreichte Zabuza eine Schriftrolle, und trat auch schon einen Schritt zurück. Das Oto-Symbol auf dem Stirnband blitzte auf, als der Mann eine Verbeugung andeutete. „Wir erwarten eine schnelle Antwort, Mizukage-sama.“, sagte dieser mit leichtem Vorwurf in der Stimme. „Jaja, keine Sorge.“ Zabuza legte die Schriftrolle beiseite. Er schien bereits zu ahnen, was darin geschrieben stand. „Ich unterzeichne das und werde euch Sasuke überbringen.“ „Gut, Ihr wisst genau, was auf dem Spiel steht.“ Der Oto-Nin wandte sich an Haku. Die Geste sagte mehr als tausend Worte. „Er wartet nicht gerne... also beeilt Euch.“ Und so wie ein Blinder sehen konnte, dass dieser Mann Zabuza unter Druck setzte, so würde jeder Vollidiot eins und eins zusammenzählen können: Er schien einen Pakt mit dem Teufel geschlossen zu haben, genauer gesagt mit einem Ninja aus Otogakure, und so wie er Männer mit teuflischen Plänen kannte, würde dieser keine halben Sachen verlangen. Haku musterte die Schriftrolle geradezu interessiert. Egal, was verlangt wurde, sein „Leben“ stand auf dem Spiel. Der Mizukage seufzte genervt. „Ja, und jetzt verschwinde.“ Erleichterung machte sich in ihm breit, als der Unbekannte das Zimmer verlassen hatte. Schwermütig sank er in den Stuhl zurück. „Wie mich der ganze Scheiß hier ankotzt...“ „Zabuza...“ Liebevoll streckte Haku die Hand nach ihm aus, die Wange berührend, und sagte leise: „Du musst das nicht tun.“ „Ich will aber.“ Ruckartig setzte er sich auf. Zabuza rollte das Papier auf und übersprang die Schriftzeichen gekonnt. Orochimaru hatte ihm bereits gesagt, was die letzte Bedingung sei: Ein Bündnis mit Kirigakure. Zusammen würden sie ein Krieg gegen Konoha führen. Das Land unter den Blättern hatte Zabuza noch nie leiden können. Sie waren keine richtige Ninja, halbherzige Versager, und dennoch hatten sie trotz allem mehr Macht als andere Länder zugesprochen bekommen. Es gab zu viel in seinem Leben, das ihn im wahrsten Sinne des Wortes „anzukotzen“ schien. Somit war es ein Leichtes, dieses Dokument zu unterzeichnen. Die Bedingungen waren genau nach seinem Geschmack gewesen: Er würde von all dem keinen Nachteil haben. Die geheimen Jutsus waren ihm egal, Sasuke war ihm egal und wenn er Krieg anfechten konnte, um Konoha zu zerstören, war ihm die Reaktion der Bewohner auch egal. „Was zur... drehst du jetzt völlig durch?“ Kurz, nachdem er das Papier unterzeichnen wollte, hatte der Jüngere Senbon nach seiner Hand geworfen. Er bezweifelte zwar, dass Haku ihn zu verletzen geplant hatte, allerdings war diese Handlung unüberlegt, trotzig und respektlos. „Haku! Was bildest du dir ein!?“ „Das wirst du nicht unterschreiben.“ „Du hast mir gar nichts zu sagen!“ Und er würde sich auch nicht umstimmen lassen. Nach und nach pflückte er die langen Wurfnadeln aus dem Dokument und setzte erneut zum Schreiben an. Dieses Mal war es aber Hakus Hand, die seinen Arm mit grober Gewalt ergriffen hatte. „Mach nur weiter so, Haku. Dann garantiere ich aber für nichts!“ „Ach, und was willst du tun. Mich töten?“ Haku ließ nicht locker. Sein Gesicht war ungewohnt finster. Genau wie damals, als er Gateau die Hand gebrochen hatte. „Lass mich los, Haku...“, sagte dieser ruhig. Er vertraute ihm voll und ganz, es gab nichts, das er zu befürchten hatte. Der schwarzhaarige Shinobi sah ihm in die Augen. „Gut... aber wenn du das da unterschreibst, brech’ ich dir die Hand wirklich.“ So langsam hatte er es aber satt. Nachdem Haku seinen Arm losgelassen hatte, stürzte sich Zabuza wie ein wildes Tier auf ihn. Er riss ihn zu Boden, das lange Haar verteilte sich wie Nächte zuvor fächerförmig auf dem teppichartigen Untergrund. Nur dieses Mal hatte er ihn nicht unter sich gebracht, um mit ihm rumzumachen, sondern um seiner ganzen Wut Ausdruck zu verleihen. „Scheiße, was ist nur mit dir los?!“ „Ich will das nicht...“, bettelte dieser regelrecht. „Ich will das nicht! Ich will nicht der Grund sein, dass es zu einem Krieg zwischen Konoha und Kiri kommt!“ Zabuza schmunzelte amüsiert. „Du bist aber ganz schön eingebildet. Als wenn du der Grund wärst...“ „Es gibt keinen Grund, einen Krieg anzuzetteln. Den Bewohnern geht es doch gut. Warum müssen sie in einen Krieg einbezogen werden, der rein gar nichts mit ihnen zutun hat? Es ist doch alles wie es ist, perfekt, oder etwa nicht? Man hasst dich nicht mehr wie zu Beginn... wieso willst du das aufs Spiel setzen?“ Seit Zabuza ihn zu Boden gerissen hatte, nagelte er ihn mit beiden Händen fest. Es diente zur Sicherheit, zur wessen war wohl eher die Frage. „Pfft... die sind mir so egal, Haku. Die werden mich immer hassen. So wie sie Menschen mit Kekkei Genkai hassen werden. Sie sind ängstlich und tun oft unüberlegte Dinge.“ „Das mag schon sein. Aber alles hat eine Zwischenstufe. Ich denke, die Menschen hassen dich nicht so sehr wie am Anfang. Du hast ihnen gezeigt, dass du dem Dorf helfen kannst, ohne Unschuldige zu töten. Und im Gegenzug werden sie dir zeigen, dass sie die Situation akzeptieren wie sie ist, auch wenn du wahrlich nicht der Mann bist, den sie sich als Mizukage gewünscht haben.“ Haku hatte ihm stets gesagt, dass er einfach nur ein Dickkopf sei. Er mochte es, wenn er ehrlich war, aber in so einem Moment wünschte er sich, Haku würde bedingungslos gehorchen. Und gedanklich forderte er ihn dazu auf, weitere Versuche zu unterlassen, die ihm beim Fortführen seines Plans hinderlich waren. Die Augen veränderten sich und Haku kämpfte mit aller Macht dagegen an. „Mach diesen Fehler nicht noch einmal... Erinnerst du dich? Du hast mir doch selbst erzählt, dass Gateau dich hintergangen hat. Es war von Anfang an sein Plan gewesen, dich nicht auszuzahlen. Und was wirst du tun, wenn du erneut hintergangen wirst? Wenn du alle Bedingungen erfüllt hast und am Ende löse ich mich doch in Staub auf? Wie sehr kannst du darauf vertrauen, dass du nicht wieder betrogen wirst?“ Er seufzte schwer und machte eine Pause, die Zabuza wie eine Ewigkeit vorgekommen war. „Wenn ich mich in Staub auflöse... dann gibt es niemanden mehr, der dich beschützen kann. Aber jetzt... wenn du es so belässt wie es ist, wird es auch keine Attentate mehr geben. Da bin ich mir sicher.“ Der Mizukage starrte ihn an. Wieso musste er all das sagen? Wieso musste Haku ihn so dermaßen zum Nachdenken anregen? Ja, er hatte mit allem recht. Und dennoch war sie da, die Hoffnung, nicht hintergangen zu werden. Aber wieso erhoffte er sich soviel Nächstenliebe von Orochimaru? Sofern er könnte, würde er diesen auch betrügen, sowie er das bei Gateau getan hatte. Zumindest war es sein Plan gewesen, ihn auszuschalten, nachdem dieser die beiden Ninja ausgezahlt hätte – aber dieser Kerl schien die gleichen Gedanken gehabt zu haben. In der Welt der Ninja gab es eben nur Betrug... und er hatte trotz allem einen Menschen unter sich liegen, der ihn nie hintergehen würde. So wie sein Meister es sich gewünscht hatte. Zabuza stemmte sich hoch. Er blickte zu seinem Schützling runter und strich über die weiche Haut seiner Wange, die von der einen auf der anderen Sekunde einen dezenten Rotton angenommen hatte. „Und dennoch... ich kann das nicht. Das letzte Stück Hoffnung ist mir geblieben.“ Sanft lächelnd sah Haku ihm in die Augen. „Meine Mutter... als ich noch klein war, erzählte sie mir ein Märchen: Einst wurde ein schöner Junge geboren, der von allen Menschen geliebt wurde. Der Junge war allerdings nicht in der Lage, andere zu lieben. Eines Tages verlor er sein Herz an einen anderen Menschen. Doch aus einem moralischen Grund heraus konnte dieser Mensch diese Liebe nicht erwidern und der schöne Junge versank in eine tiefe Depression. Er schenkte auch der Liebe der anderen keine Beachtung mehr.“ Nach seinem Ausdruck zu urteilen schien Haku dieses Märchen zu mögen. „Sie stellte mir die Frage: Was würdest du dir wünschen, wenn du zwischen der Liebe aller und deiner einzig wahren Liebe entscheiden müsstest?“ Haku lachte glockenhell und wurde schlagartig ernst. „Meine Liebe kannst du nicht verlieren, Zabuza, aber die der anderen. Denk darüber nach.“ Kaum hatte er diese Worte gemurmelt, setzte er unbemerkt ein Fingerzeichen ein, um mit dem Shunshin no Jutsu zu verschwinden. Er löste sich geradezu in Nebel auf. „Haku!“ Es machte keinen Sinn, ihm zu folgen, mit diesem Jutsu verschleierte Haku seine Bewegung. Seufzend richtete er sich auf. War das ein Liebesgeständnis gewesen...? Und das ganze Märchen war mehr als bedenklich. Zum Teil hätte er gerne gewusst, was Hakus Antwort auf diese Frage gewesen wäre, ihm selbst fiel keine ein. Ihm war es nie wichtig gewesen, geliebt zu werden. Aber als er Haku kennengelernt hatte, merkte er, wie gut es doch tat, einen Menschen um sich zu haben, dem man alles bedeutete. Und er genoss das Gefühl, das die anderen ihm seit neustem entgegenbrachten. „Komm wieder... wenn du meine Antwort wissen willst.“ Die Stadt hatte Haku mittlerweile hinter sich gelassen. Obwohl er einen Plan hatte, kam ihm die jetzige Situation wie eine Flucht vor. Er hatte Zabuza seine Gefühle gestanden, irgendwie, und in Wirklichkeit war ihm angst und bange geworden, Zabuza würde diese Liebe nicht erwidern. Manchmal war es einfacher, nichts zu wissen, als die Wahrheit zu kennen. Denn, obwohl er seiner Mutter damals keine Antwort gegeben hatte, war ihm eins nach all den Jahren bewusst geworden: Er wollte nur von einem Mann geliebt werden. Für diesen Mann würde er alles tun. Haku eilte durch die Wälder. Er versuchte etwas im dichten Nebel zu erkennen. Denn es war ihm wichtig, die Oinin abzufangen, die Sasuke entführen sollten. Die Route war schon die richtige, zudem hatten sie dem Mizukage mitgeteilt, dass er nicht mehr lange auf sie warten müsse. Vier Gestalten lichteten sich. „Endlich...!“ Doch seine Erleichterung löste sich in Luft auf, als er schlitternd zum Stehen kam. Die drei Oinin lagen tot auf dem Boden. Ihre Körper waren durchsiebt von etwas, das die Größe einer Murmel hatte. Ein Mann mit weißem Haar schulterte den entführten Ninja. „Orochimaru-sama hat schon lang genug gewartet.“, sagte dieser und wandte sich so elegant wie möglich zu Haku um. Smaragdgrüne Augen musterten Hakus schöne Erscheinung fragend. Und dann schienen sich beide einer Sache sicher zu sein: „Der Junge von damals.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)