Was Tränen erreichen von ChiChii (Koudai x Kuina) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Verzweifelt starrte Koudai auf den Kaffeeautomaten. Es war eigentlich nicht das Getränk, das ihn dermaßen ärgerte, sondern das, was Kuina gerade erzählt hatte. Er hatte schon wieder jemanden abgeschleppt und sich darüber gerade prächtig mit Takemasa unterhalten. „Stimmt etwas nicht?“ Der Rotschwarzhaarige zuckte leicht zusammen und sah zu Mitsuki, der sich an die Wand lehnte und ihn beobachtete. Kurz überlegte der Bassist, ob er antworten sollte. Seinem Senpai hatte er schon immer alles anvertrauen können, wieso nicht auch jetzt. Er deutete auf die Tür zum Balkon, auf dem gerade niemand stand, da es allmählich kälter wurde und viele so ihre Zigarettenpause verschoben. Mitsuki nickte kurz und trat an die frische Luft, Koudai folgte ihm. „Also was ist los?“ Der Gitarrist lehnte sich an die Brüstung und zündete sich eine Zigarette an. Der Rothaarige sah gar nicht so furchteinflößend aus, wenn er nicht sein ganzes Make-up trug. „Kuina.“ Der Ältere zog kurz die Augenbrauen zusammen. „Es macht mich fertig, dass er immer lauter Fremde abschleppt. Ich mein, ich bin ja nicht unattraktiv oder so.“ Aus irgendeinem Grund stiegen Koudai die Tränen in die Augen. Dass er in den violetthaarigen Gitarristen verliebt war, hatte er sich und auch Mitsuki vor langer Zeit eingestanden. Doch außer seinem Senpai wusste es niemand. Er hatte nicht den Mut, es noch irgendjemandem zu sagen, auch wenn er glaubte, dass ein paar schon etwas ahnten, denn Tomoya sah ihn manchmal besorgt an. Meistens wenn Kuina mal wieder angab. Mitsuki seufzte kurz, machte seine Zigarette aus und nahm den Bassisten in den Arm. „Das wird schon wieder.“ „Nichts wird wieder“, schniefte Koudai verzweifelt und klammerte sich in das Shirt des anderen. „Er steht nicht auf feste Bindungen. Ich wette, er findet mich nicht einmal sexy oder sonst was. Wahrscheinlich bin ich ur nicht sein Typ. Und stattdessen wird er eine Person nach der anderen abschleppen. Ich mein, ist ja nicht so, als wäre ich irgendwie wichtig für ihn.“ Als Hiyori gerade an der Tür vorbeikam und Mitsuki fragend ansah, winkte der Rothaarige dem Bassisten kurz, was Koudai nicht mitbekam. Er bemerkte den Femininen erst, als der ihn in die Arme schloss und tröstete. „Wo ist Mitsuki-senpai hin?“, fragte Koudai schniefend gegen die Schulter des Blonden. „Ich weiß nicht, aber er sah nicht zu fröhlich aus“, antwortete Hiyori ruhig und drückte den Rothaarigen ein wenig weg, um ihn anzusehen. Sanft strich er ihm die Tränen von den Wangen und lächelte aufmunternd. „So ein trauriges Gesicht passt dir nicht. Lächeln steht dir besser. Also holen wir dir mal etwas zu trinken und dann erzähl mir was los ist.“ Koudai nickte leicht. Er würde zwar nicht reden, aber Trinken klang gut. Also folgte er dem Blonden, der aus einem der Automaten zwei Dosen zog und eine an den Jüngeren weiterreichte. Der Rothaarige wollte gerade einen Schluck nehmen, als er ein Rumpeln aus ihrem Proberaum hörte. Ein wenig verwirrt ging er zurück zu dem Zimmer, wobei ihm Hiyori folgte. Dort in dem Bandroom war wirklich eine verwirrende Szene: Mitsuki hatte Kuina gegen die Wand gedrückt und hielt ihn am Kragen fest, der Violetthaarige sah ziemlich geschockt aus, Takemasa versuchte Mitsuki von dem anderen Gitarristen wegzuzerren, Tomoya und Subaru beobachteten das verwirrt und Kazuki trat hinter Koudai und Hiyori in das Zimmer. „Weißt du, am Anfang warst du mri sympathisch. Aber langsam nervst du mich“, fauchte Mitsuki wütend. Er stört sich nicht an Takemasa, der bei den Worten sowieso einen Schritt zurücktrat. Anscheinend wollte der Grünhaarige jetzt auch hören, worum es hier ging. „Jedes verdammte Mal hör ich mir an, wie Koudai wegen dir weint, weil du ignoranter Mistkerl nicht bemerkst, wie sehr er dich mag. Weißt du, dass du dabei wie ein Arschloch dastehst? Ich warne dich jetzt ein einziges Mal: Bring ihn noch einmal zum Weinen und ich mach dich fertig!“ Kuina sah entsetzt zu Koudai, bemerkte kaum, dass er losgelassen wurde. „Koud…“ Doch der Rothaarige schüttelte nur den Kopf und lief davon. Mitsuki hatte gerade gesagt, was er von Kuina hielt und dabei auch noch eine derartige Drohung ausgesprochen. Einerseits war er ja froh, dass endlich alles ausgesprochen war, aber es störte ihn, wie Kuina ihn angesehen hatte. So entschuldigend. Hatte er wirklich nie bemerkt, mit welchen Blicken der Rothaarige ihn angesehen hatte? Wie sehr er es gemocht hatte, einmal auf seiner Gitarre spielen zu dürfen, weil sie ihm so viel bedeutete? Wie sehr er es genoss, wenn er ihm ein paar Griffe zeigte? Koudai kamen erneut die Tränen, während er in den Park in der Nähe rannte. Er wollte nicht nachhause. Dort waren Fotos von der Band, von Kuina. Dort könnte er nicht abschalten. Lieber setzte er sich auf eine Bank und steckte sich die Ohrstöpsel ein, schaltete die Musik auf volle Lautstärke. Und während er die Blätter beobachtete, die hin und wieder von den Bäumen fielen, kamen ihm unaufhörlich die Tränen. Stundenlang saß er so da, betrachtete die Leute, die hin und wieder vorbeikamen, ihn teilweise mit mitleidigen oder neugierigen Blicken ansahen, der Wind, der die Blätter aufwirbelte, die Eichhörnchen und Vögel die hin und wieder vorbeikamen. Irgendwann, als er aufgehört hatte zu weinen, machte er sich doch noch auf den Heimweg. Die Musik drehte er zwar leiser, aber die Gedanken verbannte er trotzdem. Er wusste, dass er sofort an Kuina gedacht hätte und das hätte er nicht verkraftet. Es hatte aber gut getan, zumindest einmal Gefühle herauszulassen, ohne Reden zu müssen oder Trost zu ertragen. Er fühlte sich leichter. Was nicht bedeutete, dass es ihm besser ging. Er war immer noch traurig, wusste nicht, was er jetzt tun sollte, aber es war zumindest ein Stein von seinem Herzen gefallen. Auf der Treppe zu seiner Wohnung stockte er kurz. Es waren eigentlich nur ein paar Stufen, aber auf dem Boden war eine allzu bekannte Tasche. „Was willst du hier?“, fragte Koudai leise, ging die letzten paar Meter zu seiner Wohnungstür und vermeidete dabei, Kuina anzusehen. „Du hast deinen Bass vergessen.“ „Ich hätte ihn morgen geholt“, murmelte der Rothaarige und steckte den Schlüssel ins Schloss. Aufsperren tat er nicht. Zum einen, weil er einfach gerade eine Pause brauchte, zum anderen weil er das Rascheln von Kleidung vernahm. „Können wir kurz reden?“ Koudai zögerte, dann nickte er kurz und schloss auf. Er zog kurz die Schuhe aus, nahm die Tasche mit dem E-Bass entgegen und brachte ihn in sein Schlafzimmer. Dann ging er in die Küche, wo Kuina inzwischen am Tisch saß. „Magst du Tee?“ „Grünen, bitte.“ Koudai sagte nichts, setzte einfach den Tee auf. Bis der fertig war, herrschte Stille. Erst als er die Kanne und zwei Tassen auf den Tisch stellte und sich ebenfalls setzte, redete Kuina wieder: „Stimmt das, was Mitsuki-san sagte? Dass du wegen mir weinst?“ Der Rothaarige biss sich auf die Lippe, nickte leicht. „Wieso?“ Er atmete tief ein und kratzte seinen Mut zusammen. „Weil ich… Ich bin… in dich verliebt… Denke ich…“ „Wieso sagst du dann nichts?“ Man hörte die Unsicherheit in Kuinas Stimme, die er nur selten zeigte. Nur selten zeigte er, dass er auch schüchtern oder unsicher sein konnte, auch wenn ihm das nur selten passierte. „Ich… hatte Angst… Angst, du könntest mich abweisen…“ Koudai sah nicht auf, als er das Kratzen der Stuhlbeine auf dem Boden hörte. Als sich zwei Arme von hinten und ihm schlossen, zuckte er zusammen und verkrampfte sich leicht. „Willst du mal etwas hören?“ Der Rotschwarzhaarige antwortete nicht, war sich nicht sicher. Wenn etwas kommen würde, was ihn verletzte, wollte er es nicht hören. Das würde ihn nur noch fertiger machen. Und wenn es etwas anderes war? Er wollte nicht mehr hoffen. „Jedes Mal, wenn ein Mann in meinem Bett lag“, Kuina hielt kurz inne, küsste Koudais Hals kurz, „stellte ich mir vor, es wäre dein Körper, den ich berührte. Deine Lippen“, ein weiterer Kuss, „die ich spüren würde. Deine Hände“, diesmal war der Kuss knapp unter dem Ohr, „die meine Haut abtasten würden.“ Sanft schob sich Kuinas Hand unter Koudais Kinn, drehte den Kopf zur Seite, um seine Lippen auf die des Rothaarigen zu drücken. Es war nur kurz und nicht mehr als ein Streifen, aber Koudai seufzte auf. Ihm war egal, ob Kuina ihn nur für diese Nacht verführen wollte. Spätestens jetzt, nachdem er diese seidig weichen Lippen kosten durfte, konnte er sich nicht mehr wehren. Dieses warme Lippenpaar mit den kühlen Metallringen, von denen er ja mehrere gepierct hatte. „Jedes Mal wollte ich nur dich“, flüsterte Kuina leise und drehte Koudai mitsamt dem Stuhl um, sah ihm ernst und treu in die Augen. „Kannst du mir glauben?“ Unsicher erwiderte Koudai den Blick. Er überlegte. Kuina sah nicht aus, als würde er lügen. Und selbst wenn war es egal, weil er ein einziges Mal erleben wollte, wie sich dieser schlanke, zarte, muskulöse Körper anfühlte. Also nickte er nach einer Weile. Keine Sekunde später spürte er erneut die Lippen des anderen. Am Anfang noch sanfter, dann immer deutlicher und gieriger, sein Mund wurde von der gepiercten Zunge aufgezwungen, die er daraufhin schon deutlich fühlte und überall zu spüren glaubte. Für Koudai fühlte es sich richtig an, als hätte gestimmt, was Kuina gesagt hatte. Als würde er alle seine Vermutungen bestätigt bekommen. Und der Rothaarige würde sich dem still fügen. Würde einfach nur die Berührungen genießen und dem anderen alles geben, was er hatte. „Ich hoffe, du musst nie wieder wegen mir weinen.“ Koudai strich sanft über Kuinas Brust. Er war wirklich nicht zurückhaltend gewesen, trotzdem so sanft und zärtlich. „Ich liebe dich.“ Koudai hielt den Atem an. Er hatte es geschafft, diese Worte zu sagen. Ganz freiwillig, ohne ausgefragt zu werden. Und jetzt wartete er auf eine Reaktion. Eine Antwort. Er hoffte immer noch, dass er jetzt keine Abweisung bekommen würde. Stattdessen einen sanften Kuss. „Ich kann dir das nicht sagen. Aber du bist mir wichtig. Gib mir Zeit, dann antworte ich darauf.“ Koudai sah Kuina in die Augen und nickte leicht. Er wusste zumindest, dass der Violetthaarige niemand anderen mehr in sein Bett lassen würde. Und das reichte ihm. Denn er war der einzige an der Seite des Gitarristen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)