With love... von ChiaraAyumi (Wichtel-OS-Sammlung 2012) ================================================================================ Kapitel 1: Abstinence --------------------- „Hugo!“ Lily wedelte mit der Hand vor seinen Augen auf und ab. „Erde an Hugo!“ Er hob den Kopf und sah seine beste Freundin an. „Was ist los? Du hast noch keinen einzigen Witz gemacht. Oder besser du hast eigentlich gar nicht den Mund aufgemacht. Bist du krank?“ Sie legte ihre Hand auf seine Stirn und er schob ihre Hand beiseite. „Ich faste“, antwortete er schlicht und wand sich wieder dem Buch in seinen Händen zu. Lily sah ihn entgeistert an und schüttelte den Kopf. „Aber deine Witze gehören zu dir wie zu mir Quidditch und das würde ich niemals fasten!“ „Solltest du mal versuchen“, brummte Hugo. „Lieber faste ich Hausaufgaben. Ohne Quidditch sterbe ich!“ Hugo schwieg und las weiter in seinem Buch. Er konnte beinahe spüren, wie Lily mit den Augen rollte. „Was liest du?“ Er kannte Lilys Maschen und wusste, dass der Themenwechsel nur einer weiteren gezielten Attacke diente, um herauszufinden, warum er auf das Witze reißen verzichtete. „Ein Muggelbuch“, antwortete er. Lily entzog ihm das Buch und las den Titel. „Ist das nicht das Buch mit dem Lucy seit Tagen herumläuft? Mir hat sie es auch empfohlen, aber ich bin keine Leseratte und weiß auch nicht, was ich damit soll.“ „Ich dachte, dass ich ihr eine Freude mache, wenn ich es lese. Wirklich Lust auf das Buch hab ich auch nicht, aber Lucy fühlt sich sowieso als Außenseiterin. Du verbringst nur noch Zeit mit Quidditch und ich bin mehr mit Streiche spielen beschäftigt.“ Lilys Augen wurden größer. Wahrscheinlich war ihr vorher gar nicht aufgefallen, dass sie kaum noch Zeit mit Lucy verbrachten. „Wie nett von dir. Du tust das für Lucy.“ Lucys Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen. „Aber deswegen gleich aufs Witze machen verzichten? Da steckt mehr dahinter. Spuck es schon aus! Bist du in Lucy verliebt?“ Manchmal wünschte Hugo sich ernsthaft, dass Lily nachdenken würde bevor sie herausplatze mit ihrer Sicht der Dinge und auch vor ihrem Handeln nachdenken würde. Aber das war eine ihrer schlechten Angewohnheit, die sie nur schwer ablegen würde. Genau wie er mit seiner Tollpatschigkeit immer zu kämpfen haben würde und dass er wie sein Vater dazu neigte alles persönlich zu nehmen. Er wünschte, dass er ein bisschen mehr wie seine Mutter war, deren Miene nicht immer verriet, was sie dachte. Doch er war ein offenes Buch und Lily traf direkt ins Schwarze. Er dachte an den gestrigen Tag zurück. „Hey Lucy!“ Hugo hoffte, dass er nicht sofort rot anlief, wenn sie ihn ansah, doch er spürte eine leichte Röte über sein Gesicht ziehen, als sie sich umdrehte. „Hugo“, entgegnete sie überrascht und zwirbelte mit ihren Haaren herum. Das machte sie immer, wenn sie nervös war. Auch eine dieser schlechten Angewohnheiten, auf die man gern verzichten würde, es aber nicht konnte. Genau genommen hatte jeder Mensch mindestens zwei schlechte Angewohnheiten, die ihm meist selber kaum auffielen. Und wenn sie einem doch auffielen, versuchte man sie mit allergrößter Mühe abzulegen, was es eher verschlimmerte, als es verbesserte. Hugo hatte sich damit abgefunden, dass seine schlechten Angewohnheiten ein Teil von ihm waren und bemühte sich nicht mehr darum, es zu ändern. Dachte er zumindest. Aber dabei belog er sich zum Teil doch auch selbst, denn in diesem Augenblick wünschte er sich, dass er keine einzige schlechte Angewohnheit hätte. „Ich hab gesehen, dass du dieses Muggelbuch liest. Was ist es denn für eins?“ Ein Strahlen fuhr über Lucys Gesicht und sofort hörte sie auf mit ihren Haaren zu spielen. „Das hab ich von meiner Mutter. Es heißt „Stolz & Vorurteil“ und ist ein wirklich schönes Buch. Du solltest es mal lesen!“ Hugo nickte. „Wenn es so gut ist, riskiere ich mal ein Blick hinein. Probieren geht schließlich über studieren.“ Erfreut zog Lucy das Buch aus ihrer Tasche und drückte es ihm in die Hand. Alleine ihr Lächeln belohnte ihn und er nahm sich fest vor, dass Buch zu lesen, auch wenn er es eigentlich nicht vorgehabt hatte, aber dann konnte er mit ihr über etwas reden. „Schade, dass wir nicht mehr so viel Zeit miteinander verbringen“, murmelte Hugo und dachte zurück an die Kindertage, wo sie unzertrennlich gewesen waren. Lucys Antwort traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube. „Ist doch besser so. Ganz ehrlich deine schlechten Wortwitze und Lilys Gelaber über Quidditch nerven manchmal echt einfach nur. Nimm es mir nicht übel, aber ihr seid einfach noch nicht wirklich erwachsen. Ihr konzentriert euch noch gar nicht auf das, was nach dem Abschluss kommt.“ Hugo war entsetzt. Lucy sah ihn zwar entschuldigend an, aber er spürte deutlich, wie etwas in ihm zerbrach. Noch nie hatte ihn jemand so etwas gesagt. Klar er wusste, dass er kindisch war, aber so war eben und das mochte er an sich. Jeder lachte über seine Witze, egal wie schlecht sie waren und nun fand ausgerechnet Lucy das nervig. Für ihn war das keine schlechte Angewohnheit. Es war ein Teil von ihm. Er schluckte schwer. „Naja, ich werde dann mal zum Unterricht gehen. Ich gebe dir das Buch wieder, wenn ich es gelesen hab.“ „Okay bis dann.“ Lucy drehte sich um und ging. Geknickt schlurfte Hugo zu Pflege der magischen Geschöpfe. Lily musste ihn genau beobachtet haben, denn er sah in ihrem Blick, dass sie auch ohne Worte wusste, was in ihm vorging. „Ich geh ihr sofort die Meinung sagen. Sie kann dir doch nicht das Herz brechen. Vergiss was auch immer sie zu dir sagte, denn sie hat dich nicht verdient. Du liest sogar ihr Buch! Du hättest ihr sogar deinen Glücksbringer geliehen, wie mir damals vor den Auswahlspielen, als ich dachte, dass ich nie ein Platz in der Quidditchmannschaft bekomme. Und das obwohl du ihn selber gebrauchst hast, als du diesen Zwischentest schreiben musstest!“ Hugo musste lächeln. Er hatte den Test vergeigt, aber Lily hatte es in die Mannschaft geschafft und sie war ihm bis heute dafür dankbar, dass er für sie auf seinen Glücksbringer verzichtet hatte. „Lass es gut sein“, murmelte Hugo. „Ich brauch nur meine Ruhe.“ Lily funkelte ihn wütend an und er sah ihr an, dass sie sofort aufspringen wollte, um Lucy alles Mögliche an den Kopf zu werfen. „Denk lieber nach. Meinst du es würde dadurch besser werden? Ich brauch wirklich nur ein wenig Ruhe. Ich erhol mich schon davon.“ Lily seufzte. „Du hast Recht. Du sollst nur wissen, dass ich dich immer gegen jeden verteidigen würde, weil du mein bester Freund bist. Und ich liebe deine Witze. Darauf solltest du nicht verzichten, denn du hast die natürliche Gabe alle zum Lachen bringen, auch wenn ihnen nach Weinen zumute ist. Und das ist ganz sicher nicht schlecht, sondern wunderbar. Ich beneide dich ein wenig darum.“ Hugo spürte Tränen in seinen Augen aufsteigen. Das war das beste Kompliment, das ihm je jemand gemacht hatte. „Danke“, flüsterte er. Lily lächelte. „Dann lass ich dich jetzt in Ruhe, aber ab morgen ist mit dem Fasten wieder vorbei, klar?“ Hugo nickte und Lily verschwand. Er war Lily mehr als dankbar dafür, dass sie ihn in Ruhe ließ. Für heute wollte er alles fasten, was Lucy nicht an ihm gefiel, um zu erkennen, dass er sich für die wahre Liebe ebenso wie für die wahre Freundschaft nicht verändern musste. Er musste ganz er selbst bleiben, denn nur so gefiel er sich selbst. Trotz schlechter Angewohnheiten war er mit sich zufrieden. Lily war ihm wirklich die beste Freundin, die er sich wünschen konnte. Und Freundschaft war alles, was er jetzt wirklich brauchte. Kapitel 2: In passing --------------------- Montag, erstes Schuljahr, Besenflugstunden „Bist du schon mal geflogen?“, fragte Alicia ihre neue Freundin Angelina neugierig. „Nicht richtig. Nur auf einem Spielzeugbesen“, entgegnete Angelina fröhlich und stellte sich neben einem der Besen auf. Alicia stellte sich neben ihr auf und schaute sich neugierig um. Hoffentlich war sie nicht die Einzige, die noch nie auf einem Besen geflogen war. Ihre Mutter empfand so etwas als undamenhaft und viel zu gefährlich, aber eigentlich verstand sie gar nicht, warum Fliegen gefährlich sein sollte. Sie war zwar nervös, aber sie freute sich darauf sich in die Lüfte zu schwingen. Alicia blickte in den blauen Himmel und wünschte sich sofort davonfliegen zu können. „Na, willst du hoch hinaus?“ Einer der Zwillinge stupste sie an und grinste breit. Sie konnte nicht genau sagen, wer von den beiden es war. Sie sahen sich einfach zu ähnlich. „Natürlich“, erwiderte sie prompt. Er zog eine Augenbraue hoch. „Klingt als könntest du schon fliegen und würdest es ohne Probleme schaffen. Dann zeig mal was du drauf hast. Wer am höchstens in die Luft steigt, gewinnt!“ Alicia hätte in diesem Augenblick einen Rückzieher machen können und sagen können, dass sie noch nie geflogen war, aber der Ehrgeiz packte sie und sie wollte um jeden Preis gewinnen, damit sie beweisen konnte, dass sie wirklich ein Naturtalent im Fliegen war. „Das werde ganz sicher ich sein“, erwiderte sie kampflustig. Der Zwilling grinste und stupste den anderen Zwilling an. „Hey Fred, die hier will gegen mich antreten. Na du wettest doch für mich oder?“ „Was für eine Wette soll das sein?“, warf Angelina ein, die bis dahin nur zugehört hatte. George, wie Alicia jetzt wusste, erklärte kurz, auf was sie sich eingelassen hatte. Angelina warf ihre Haare zurück und lächelte. „Dann setzte ich auf Alicia, denn Mädchen können besser fliegen als ihr Jungs es jemals können werdet. Ihr nehmt einfach nur den Mund zu voll.“ Alicia fühlte sich jetzt ein wenig unwohl, denn sie wollte ihre neue Freundin nicht enttäuschen, indem sie völlig versagte. Inzwischen war Madam Hooch an sie herangetreten und erklärte in strenger Stimme, wie sie zum ersten Mal fliegen sollten. Alicia hörte sichtlich nervös zu und versuchte sich alles zu merken. Sie durfte jetzt nicht versagen. Andererseits vernahm sie, dass sie nicht hoch aufsteigen sollten, sondern nur ein paar Meter über dem Boden schweben sollten. Also widersetzte sie sich mit ihrer Wette mit George gegen die Anweisungen der Lehrerin. Das hatte sie noch nie zuvor getan. Aber irgendwie gefiel ihr das. Etwas Neues, Aufregendes. Dann sollte sie mit „Hoch“ den Besen dazu bringen in ihre Hand zu springen. Bei ihr klappte es auf Anhieb. Aber ein Seitenblick zeigte ihr, dass es auch George, Fred und Angelina gelungen war. Andere dagegen mühte sich noch ab und es dauerte ein paar Minuten bis alle ihren Besen in der Hand hatten. Damit ging es zum nächsten Schritt über. Madam Hooch zeigte ihnen, wie sie richtig auf dem Besen saßen. George wurde sogleich verbessert, weil seine Handhaltung nicht stimmte, während sie bei Alicia nichts auszusetzen hatte. Das stimmte Alicia ein wenig zuversichtlicher. Sie konnte die Wette gewinnen. Nun kam der Moment auf den sie gewartet hatte. Gleich durften sie fliegen. „Bei meinem Pfiff stoßt ihr euch ab und wenn ihr herunter kommen wollt, beugt ihr euch leicht vor. Verstanden? Also bei drei!“ Alicia konzentrierte sich auf den Augenblick des Pfiffs. „Eins, zwei und drei“, zählte Madam Hooch und pfiff dann. Alicia stieß sich mit aller Kraft und war fast so überrascht, dass sie sich beinahe nach vorne gebeugt hatte. Was für ein unbeschreibliches Gefühl! Sie stieg immer höher und konnte es kaum fassen. Sie flog! Völlig selbstvergessen gewann sie immer weiter an Höhe und fühlte sich frei. Ein Windstoss brachte ihre Haare durcheinander und plötzlich konnte sie der Versuchung nicht nachgeben und zog an ihrem Besen, um noch schneller höher aufzusteigen. Längst hatte sie die Wette vergessen. Es ging nur noch um dieses Gefühl, das sie durchströmte und das sie richtig glücklich machte. Sie wollte nie wieder vom Besen herunter. Als plötzlich Madam Hooch auf einem Besen vor ihr auftauchte, war sie völlig verdattert. „Hören Sie schlecht, Miss Spinnet? Ich hab nur ein paar Meter über den Boden gesagt. Also beuge Sie sich nach vorne, damit sie landen können und wir mit dem Unterricht fortfahren können?“ Zähneknirschend folgte Alicia der Anweisung und landet kurz darauf wieder auf dem Boden. Erst jetzt fiel ihr die Wette wieder ein. George nickte ihr anerkennend zu und Alicia drehte sich zu Angelina um. „Wie hoch bin ich geflogen?“ „Fast bis zur Spitze des Astronomieturms. Du bist richtig elegant aufgestiegen.“ Alicia lächelte glücklich und strahlte. Mittwoch, drittes Schuljahr, Geschichte der Zauberei „Ich hab gehört Wood hat ein Sucher gefunden“, flüsterte Angelina. „Echt? Wen?“, fragte Alicia, während sie halbherzig mitschrieb. „Harry Potter“, sagte Angelina. „Der soll ein Naturtalent sein. Wood schwärmt auf jeden Fall nach dem ersten Training in höchsten Tönen von ihm.“ „Eine Berühmtheit ist er auf jeden Fall. Hoffen wir, dass er wirklich so gut ist, wie Wood glaubt. Ich kann es kaum abwarten bis wir wieder trainieren.“ Alicia war alleine schon hibbelig, weil Oliver Wood sie als festes Mitglied für die Quidditchmannschaft ausgewählt hatte. In dem Jahr zuvor war sie nur Reservespielerin gewesen und hatte nur ein Quidditchspiel mitspielen können. Aber dieses Jahr würde sie alle Spiele spielen können und mit der Mannschaft den Quidditchpokal gewinnen. Sie war schon richtig heiß aufs Fliegen. „Jetzt wo das Team vollständig ist, geht es bestimmt demnächst los. Wood wird wieder dreimal die Woche Training ansetzen und zwar bei jedem erdenklichen Wetter.“ Alicia kicherte, als Angelina die Augen verdrehte. Es war furchtbar ekelig vollkommen mit Schlamm bespritzt zu sein, aber auch wenn es anstrengend war, machte es immer wieder Spaß. Beschweren taten sie sich trotzdem ständig bei Wood. Plötzlich explodierte etwas und alle blickten erschrocken auf. Nur Professor Binns sprach einfach in seinem gelangweilten Ton weiter. Fred und George hatten wohl wieder herumexperimentiert, denn ihr Tisch brannte in einem grüngelben Licht. Angelina beugte sich vor und löschte das Feuer mit einem Zauberstabschlenker, während die Zwillinge sich vor Lachen nicht mehr einkriegten. Alicia musste grinsen. Bestimmt gab es wieder eine Ermahnung, gefolgt von einem Heuler ihrer Mutter, die sich fürchterlich darüber aufregen würde. Aber ohne die beiden mit ihren lustigen und verrückten Ideen wäre es nur halb so aufregend. Sie war froh mit den beiden befreundet zu sein. Sie garantierten immer einen Lacher. Professor Binns bekam gar nichts mit und faselte weiter über die bedeutende Geschichte der Zauberei, die das wichtigste Fach von allen war. Alicia seufzte. Sie wollte lieber raus aufs Feld und fliegen. Sie konnte den Wind in ihrem Haar schon fast spüren. Fühlen, wie er an ihrem Haar zerrte und mit ihnen spielte. Sie flog mit den Vögeln um die Wette und machte vor Freude einen Looping. Endlich klingelte es und Alicia warf sofort alles in ihre Tasche. „Wohin so eilig?“, fragte Angelina augenzwinkernd. „Ich muss noch in die Bibliothek etwas für Muggelkunde nachschlagen, damit ich es nachher nicht machen muss, denn dann kann ich später…“ „Eine Runde auf dem Besen drehen? Ich komm aber mit. Den Spaß gönne ich dir sicher nicht alleine!“ Angelina piekste sie in der Seite. Alicia quiekte und eilte aus dem Klassenraum, um vor Angelinas Attacken zu flüchten und sich schnell um ihre Hausaufgaben zu kümmern. Und dann würde sie fliegen gehen. Sie konnte nicht warten bis Wood sein Training ansetzte. Sie wollte jetzt trainieren und fit für die Quidditchspiele sein, um den Pokal zu gewinnen. „Wohin wollt ihr denn mit euren Besen?“ Die Zwillinge tauchten plötzlich vor Angelina und Alicia auf. „Sieht man doch wir gehen eine Runde Fliegen“, antwortete Angelina schnippisch. „Wartet damit doch bis morgen, wenn das erste Training ansteht, denn wir haben etwas viel Besseres was wir euch zeigen können. Und unser Angebot steht nur jetzt!“ Alicia verdrehte die Augen. „Das kann ruhig warten. Wir wollen fliegen.“ „Was meinst du George? Kann das noch warten?“ „Also ich würde eher sagen, dass es nicht warten kann.“ „Da stimm ich dir ganz zu. Also was machen wir jetzt?“ Alicia sah es Angelina sofort an. Ihre Freundin hatte einen unstillbaren Drang an Neugierde und musste immer allem genau auf den Grund gehen. Und die Zwillinge hatte sie mit ihrer wagen Andeutung schon längst überzeugt. „Wir können doch auch danach fliegen, oder nicht?“ Alicia seufzte genervt und nickte zustimmend. Ein klein bisschen neugierig war sie auch. Die Zwillinge hatten schließlich immer etwas Gutes in petto. Also ließen sie ihre Besen stehen und folgten den beiden. Überraschenderweise kamen sie in einem unterirdischen Gang. „Wo sind wir hier?“, fragte Alicia argwöhnisch. „Das wird dir gefallen, glaub mir!“, versicherte George ihr. Vor ihnen hing ein Gemälde mit einer Obstschale darauf. George beugte sich vor und kitzelte die Birne, die plötzlich anfing zu lachen und sich in eine Türklinke verwandelte. Fred öffnete die Tür und lud sie mit einer übertriebenen Verbeugung ein einzutreten. Auf einmal standen sie in der Küche von Hogwarts und um sie herum hunderte, eifrig arbeitende Hauselfen, die durch die Küchen flitzten. „Das ist richtig geil. Die bringen dir alles, was du ihnen sagst“, erklärte George. „Die verwöhnen einen richtig“, ergänzte Fred. „Wie cool ist das denn?“, entfuhr Angelina. Alicia konnte auch nicht anders als zu grinsen. Sie ließ sich auf einem Stuhl neben George fallen, der schon fleißig seine Bestellung an eine Hauselfe weitergab. „Lasst uns doch eine kleine Party feiern!“, schlug Fred vor und erhob sein Becher Kürbissaft, den er gerade bekommen hatte. „Auf eine erfolgreiche Quidditchsaison!“ Die anderen stimmten ein und stießen mit ihm an. Alicia musste schmunzeln. Irgendwie hatte sie die besten Freunde, die man sich vorstellen konnte. Freitag, sechstes Schuljahr, Weihnachtsball Alicia strich ihr Kleid zum gefühlt hundertsten Mal glatt. Angelina piekste sie in der Seite. „Ist da jemand etwa aufgeregt?“, stichelte sie. Manchmal konnte Alicia ihre beste Freundin einfach nur würgen. „Es sind doch nur unsere besten Freunde mit denen wir zum Ball gehen, die typischerweise mal wieder zu spät sind und uns völlig vergessen haben.“ „Ich will aber trotzdem gut aussehen. Ich meine, das ist mein erster Ball! Bist du da nicht aufgeregt?“, entgegnete Alicia trotzig. Angelina nickte zustimmend. „Doch ein wenig bin ich schon aufgeregt.“ Endlich tauchten die Zwillinge auf. Zur Abwechslung trugen sie einmal nicht die gleichen Anzüge, sodass man sie leichter unterscheiden konnte. George bot ihr den Arm an und Alicia ergriff ihn zögernd. Heute fühlte es sich irgendwie anders an. Da war so etwas in der Luft. „Du siehst echt hübsch aus“, lobte George ihr Aussehen, was sie leicht erröten ließ. Gemeinsam gingen sie hinunter in die Eingangshalle. Alles war voller bunter Gestalten. Alicia kam gar nicht mehr aus dem Staunen heraus, wie anders manche aussahen. Als alle in die große Halle gelassen wurde, war es sogar noch überwältigender. Die Halle sah atemberaubend aus und sie drehte sich einmal um sich selbst, um alles zu betrachten. Sie sah wie George darüber lächeln musste, aber es störte sie nicht. Schnell beeilte sie sich hinterher zu kommen und setzte sich an einen der kleinen Tische, die einfach goldig waren mit ihrer Lampe in der Mitte. Es war eine so schöne Atmosphäre. Einfach wunderschön. „Oh schaut mal da kommt Harry mit Parvati. Ihm ist das wohl peinlich“, sagte Angelina. „Und ist das da Hermine mit Viktor Krum?“ Alicia verrenkte sich den Hals und konnte wirklich Harry sehen. Sie mochte Harry wirklich sehr. Schon alleine, weil er ihre Leidenschaft fürs Fliegen teilte und ein verdammt guter Sucher war, der ihnen geholfen hatte den Quidditchpokal zu gewinnen. Es ärgerte sie schon, dass es dieses Jahr keine Quidditchspiele wegen dem Trimagischen Turnier gab. Aber sie stand trotzdem hinter Harry. Auch wenn sie eine kleine Schwäche für Cedric Diggory hatte, der echt gut aussah und sich jetzt mit Cho zusammen hinsetzte. „Erde an Alicia.“ George wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht und sie zuckte zusammen. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass die anderen schon angefangen hatten zu essen. Nach dem Essen bot ihr George die Hand. „Schenkt ihr mir den ersten Tanz?“ Alicia kicherte und ergriff seine Hand. Angelina und Fred wirbelte schon über das Parkett und erschreckten die Tanzpaare. Sie gingen es lieber langsamer an und tanzten einen ruhigen Walzer. „Es ist schön mit dir zum Ball zu gehen“, meinte Alicia. „Warum? Weil ich ein so guter Tänzer bin und heiß aussehe?“, witzelte George. Sie gab ihm einen Knuff in die Seite. „Nein Dummkopf, weil ich mich nicht verstellen muss und ganz ich sein kann, da wir Freunde sind und du mich sowieso kennst mit all meinen Macken.“ „Und ich mag dich mit all deinen Macken.“ Georges ernster Blick verwirrte sie und sie fühlte plötzlich ein Kribbeln im Bauch. Dabei waren sie doch nur Freunde. Oder war da mehr? Schnell versuchte sie den Gedanken zu verdrängen, aber er blieb in ihrem Kopf verankert. Sie hatte noch nie in Betracht gezogen mehr in George zu sehen. Schließlich waren sie immer gemeinsam unterwegs und verbrachte durch das Quidditchtraining viel Zeit miteinander. „Auf einmal so schweigsam?“ „Ich genieße den Tanz“, entgegnete Alicia, was auch wirklich stimmte. George konnte tanzen und ihr Tempo war vielleicht nicht das Schnellste, aber es sah elegant aus. Sie fühlte sich bei ihm wohl. Als die Musik immer schneller wurde, verließen sie die Tanzfläche und holten sich etwas zu trinken. Alicia entdeckte Angelina und Fred, die sich über irgendetwas köstlich amüsierten. Wäre doch seltsam, wenn aus ihnen vier zwei Pärchen werden würde. Aber es schien plötzlich völlig im Rahmen der Möglichkeit. „Wollen wir ein bisschen Luft schnappen?“, fragte George. Da war wieder dieses Kribbeln in ihrem Bauch, als sie mit ihm zusammen durch das Portal nach draußen ging. Jetzt war sie völlig aufgeregt. Doch sie redeten nur und unterhielten sich wie immer, was Alicia wieder ruhiger werden ließ. Auf dem Rückweg zum Gemeinschaftsraum blieb George stehen. Sie drehte sich zu ihm. „Was ist los?“ George grinste wie ein Honigkuchenpferd, als sie zu ihm herantrat. „Endlich ein Mistelzweig!“ Bevor sie nach oben schauen konnte, um sich zu vergewissern, hatte er sie bereits geküsst. Und plötzlich war es völlig egal, ob da oben ein Mistelzweig hing und ob sie nur Freunde waren. Weil auf einmal ergab es Sinn, dass da mehr war. Sonntag, siebtes Schuljahr, Eulerei Alicia war früh aufgestanden, um ihrer Familie ein Brief zu schicken. Jetzt als sie hier in der Eulerei stand und der Schuleule hinter sah, wurde ihr auf einmal etwas klar. Jede Beziehung ging einmal in die Brüche. Das stimmte sie traurig, aber leider hatte dieser Spruch auch Recht. George war nur noch mit Fred und ihren Geschäftsideen beschäftigt. Auch wenn sie ein großer Fan von Scherzartikeln war und wusste, wie sehr die Zwillinge es liebten, fühlte sie sich vernachlässigt. Jedes Mädchen wollte von ihrem Freund verwöhnt werden und sie gehörte zu der Sorte Frau, die Romantik und Kitsch liebte. Aber dafür war George nicht der Typ Mann. Er liebte sie, aber er vergaß gern ihr die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Und jetzt mit Professorin Umbridge war es nur noch schlimmer geworden. Sie hasste diese Frau auch aus tiefstem Herzen. Wenn die Weasley-Zwillinge wieder Niffler aus Pflege magischer Geschöpfe ausliehen hatten, um ins Büro dieser Frau zu gelangen, jubelte sie mit. Zusätzlich mit Dumbledores Armee fühlte Alicia sich stark und unbesiegbar. Aber seit George und Fred Quidditchverbot erteilt bekommen hatten, sahen sie sich auch nur in der DA und dem Unterricht, wobei sie dort auch nicht die gleichen Fächer belegten. Sie war unsicher, wie sie die Situation handhaben sollte. Sie mochte George und wollte ihn nicht als Freund verlieren. Schluss zu machen, kam ihr so hart vor. Aber sie musste mit ihm reden. Je eher, desto besser für sie. Ein Schlussstrich war eine Möglichkeit, die ihr nicht wirklich gefiel. Sie war ein Mädchen, das an die große Liebe glaubte. Doch im Augenblick glaubte sie nicht daran, dass George diese Liebe war. Also sollte sie George suchen und mit ihm reden. Es war nur schwer ihn zu finden. Weder im Gemeinschaftsraum der Gryffindors noch in der Küche wurde sie fündig. Die Zwillinge waren auch nicht in der Bibliothek oder im Astronomieturm. Letztendlich war die Antwort auf die Frage, wo sie waren, ganz einfach. Im Raum der Wünsche. „Was hältst du hiervon? Das ist bestimmt der Lacher schlechthin!“ „Ja ich muss sagen, gut mitgedacht. Der Laden läuft sicher großartig.“ Die Stimmen der Zwillinge ertönten aus einer Ecke des Raumes. Sie schmiedeten wohl wieder neue Pläne. Irgendwie war es ja echt unterhaltsam ihnen zuzuhören bei ihren begeisterten Reden über ihre neusten Erfindungen. Aber jetzt ging es um etwas anderes. „George?“ „Oh Alicia, hab dich gar nicht kommen gehört. Wir sind gerade beschäftigt mit unseren neuesten Ideen.“ Wieder fühlte sie sich übergangen. Doch dieses Mal ging sie nicht. „Ich muss mit dir reden“, sagte sie mit fester Stimme, damit er nicht widersprach. George blickte überrascht auf und sah dann Fred an, der mit dem Kopf zu ihr hindeutete. Also stand er auf und kam auf sie zu. Gemeinsam verließen sie den Raum der Wünsche. Es herrschte ein seltsames Schweigen zwischen ihnen und gerade als sie den Mund aufmachen wollte, platzte George mit etwas Unerwartetem heraus. „Wir werden die Schule abbrechen und einen Laden in der Winkelgasse eröffnen.“ „Glückwunsch“, war das erste, was sie hervorbrachte. „Du bist nicht sauer?“, fragte er und sah sie mit diesem Blick an, den sie so an ihm mochte. „Es ist dein Traum und du solltest ihn verwirklichen. Aber mich einfach so hier hängen zu lassen, da bin ich doch ein wenig böse.“ Das entlockte George ein Lächeln. „Aber wie soll es mit uns weitergehen?“, stellte Alicia die Frage, die ihr so auf dem Herzen lag. Plötzlich sah er aus, wie ein übergossener Pudel. Er zuckte hilflos mit den Schultern und sie wusste auch keine Antwort. „Ich weiß nicht. Es wäre ja noch bis Juli zu den Ferien und dann hättest du deinen Abschluss. Also ich meine dann können wir uns sehen und weiter darüber nachdenken.“ Alicia schloss für einen kurzen Augenblick die Augen. Sie hatten jetzt Osterferien. Es waren nur vier Monate. Sie konnten sich Briefe schreiben. Aber es genügte ihr nicht, musste sie feststellen. „Ich glaube…“, fing sie an ohne zu wissen was sie sagen sollte. „…, dass Schluss ist?“, beendete George den Satz. „Ich glaube das auch.“ Alicia seufzte und umarmte George. Sie fühlte sich traurig und erleichtert. Ganz komisch. „Aber wir bleiben Freunde!“, versicherte Alicia ihm. George lachte. „Wir haben doch nie aufgehört Freunde zu sein.“ Sie gab ihm einen Knuff. „Alles Gute für dich!“ Er küsste sie auf die Wange. „Und alles Glück der Welt für dich!“ Und sie sahen sich an und mussten loslachen. So war das eben mit dem Schulleben. Alles was am Ende blieb waren nur die Freunde, die einen nie im Stich ließen. Kapitel 3: In the shadow of someone else ---------------------------------------- Albus war vor dem Getümmel auf der Tanzfläche nach draußen geflüchtet. Sein Abschlussball. Seine letzte Nacht in Hogwarts. Ihn packte schon jetzt die Sehnsucht nach dem Schloss, dass sieben lange Jahre sein Zuhause gewesen war und er wollte es solange wie möglich genießen. Er warf einen Blick zurück und sah seine zwei besten Freunde Rose und Scorpius in enger Umarmung miteinander tanzen bevor er sich abwandte. Anfangs war es ihm gegen den Strich gegangen, als die zwei nach Jahren des Streites plötzlich begonnen hatten miteinander auszugehen. Aber dann war er glücklich damit gewesen, dass er sich nicht mehr entscheiden musste zwischen den beiden, denn Scorpius hatte gewusst, dass Albus Rose immer ein Stück mehr vorgezogen hätte und er war froh, dass es soweit nie gekommen war. Nun würden sich ihre Wege trennen und es würde nicht mehr so sein wie es früher gewesen war. Albus seufzte und sah zu den Sternen. Er wollte für immer hier verweilen und nicht an seine Zukunft denken. Vielleicht, ganz vielleicht blieb die Welt in diesem Augenblick stehen und der Moment würde ewig dauern und nie vergehen. Oder er nahm ein Schlaftrank und verfiel in einen Schlaf ohne Träume, um dann Jahrhunderte später wieder aufzuwachen und niemand wüsste mehr, wer er war. Aber das würde nicht passieren. Er war berühmt wegen seinem Vater. Jeder Zauberer in dieser Welt kannte von seiner Geburt an seinen Namen und alle Welt schaute auf ihn, um zu sehen, ob er seinem Vater in dessen großen Fußstapfen folgen konnte. Doch das würde er nicht können. James war bereits der perfekte Sohn, der eine Aurorausbildung angefangen hatte und als große Hoffnung gehandelt wurde. Er jedoch wollte gar kein Auror werden, aber er würde damit angefangen, weil er gar nicht wusste, was er eigentlich wollte. Nur eins wusste er: Er wollte aus dem Schatten seines Vaters treten und selbst etwas Großes vollbringen, doch er wusste weder wie noch was. Und das wurmte ihn. Er wäre gern so anders. Aber seit er nach Hogwarts gekommen war, hatten sich alle um ihn gedrängelt und wollten Geschichten über seinen Vater hören. Gab es wirkliche Horkruxe? War sein Vater auch einer gewesen? Wie war das mit dem Elderstab gewesen? Gab es die Heiligtümer des Todes wirklich? Ganz am Anfang hatte er diese Bewunderung genossen. Sie hatte ihm das nötige Selbstvertrauen gegeben, um seine Ängste zu besiegen und er hatte mit seinem Vater geprahlt, aber irgendwann hatte das Interesse nachgelassen nachdem er zum wiederholten Mal die Geschichte von dem Gewinn der unverfälschten Erinnerung von Professor Slughorn durch das Felix Felicis zum Besten gegeben hatte. Und dann war er in ein Loch gestürzt, denn ihm wurde klar, dass sich niemand für ihn selbst interessierte, sie waren alle nur an seinem berühmten Vater interessiert. Da begann er seinen Vater wirklich dafür zu hassen. Er hatte von klein auf im Schatten von James gestanden, aber nun überragten der Schatten seines Vaters ihn und legte seinen Weg ins Dunkle. Seitdem war er wieder unsicher geworden. Niemals hätte es Albus für möglich gefunden zu dieser Zeit ausgerechnet in Scorpius Malfoy ein Freund zu finden, der auch unter der Vergangenheit seiner Familie zu leiden hatte. Ihm war Scorpius immer arrogant vorgekommen, doch auch der Malfoy versuchte sich nur zu schützen und selbstsicher zu wirken. Und sie verstanden die Unsicherheit des anderen und fingen sich gegenseitig auf. Zusammen waren sie viel stärker und begannen unabhängig von ihren Vätern zu sein. Albus beneidete Rose immer dafür, dass ihre Eltern nicht ganz so berühmt waren und sie viel cooler mit den Erwartungen an sie umgehen konnte. Sie war wirklich etwas Besonderes und immer für ihn da. Nur den Malfoy konnte sie anfangs beim besten Willen nicht akzeptieren. Und nun war Rose mit seinem besten Freund zusammen. Er dagegen konnte sich was Frauen anging, einfach nicht fallen lassen. Immer hatte er Angst, dass sie ihn nur mochten, weil sein Vater berühmt war und nicht wegen seiner selbst. Deshalb ließ er sie lieber fallen, als sich ganz auf sie einzulassen und war damit kein Deut besser, als sein Bruder James in dessen Schatten er ebenso verharrte. Dafür würde er ihm manchmal gerne den Fluch der Kobolde auf den Hals hetzen, doch James war immer noch sein Bruder, den er über alles liebte. Seit einem Vorfall mit dem Versuch eines Mädchens ihm Amortentia unterzujubeln, hielt Albus von weiblichen Wesen mit Ausnahme von Rose einen eindeutigen Abstand. Daher erschreckte er sich, als Claire Parkinson zu ihm trat. Sie war eindeutig der Typ Mädchen zu dem er auf jeden Fall eine sehr große Distanz halten sollte. Claire wusste das genau und lächelte ihn an, während sie näher kam. „Was machst du hier draußen Albus?“ „Ein bisschen durchschnaufen“, antwortete er und versuchte wieder ein Stück wegzurutschen. „Heute Nacht ist wirklich schön“, meinte sie traurig. Und schon hatte sie Albus, der nie eine traurige Seele im Stich lassen konnte und außerdem fühlte er sich genauso. Und zu zweit war man nicht ganz so alleine. „Es ist wirklich seltsam Hogwarts zu verlassen“, erwiderte er und ließ zu, dass Claire noch zwei Schritte näher kam. „Hinaus in die weite Welt zu gehen.“ „Ja weil die Welt da draußen ganz anders ist und viel grausamer. Und wir wissen nicht was uns erwartet“, sagte Claire leise. „Das macht mir Angst.“ „Mir auch“, gab er zu. „Ich weiß eigentlich noch gar nicht, was ich möchte.“ Claire sah ihn überrascht an. „Ich dachte du wirst Auror oder etwa nicht?“ Albus schüttelte den Kopf. „Das ist aber nicht das, was ich wirklich möchte.“ Es auszusprechen machte es noch realer. Er wollte nicht Auror werden. Er wollte auch kein berühmter Quidditchspieler werden oder sonst irgendetwas, was seine Eltern getan hatte. Er wollte irgendetwas tun, was niemand in Verbindung mit seiner Familie bringen konnte. „Wegen deinem Vater?“, schlussfolgerte Claire. „Das kann ich verstehen. Alle denken ich bin eine Zicke wie meine Mutter es war und ich tu ihnen den Gefallen und bin es auch.“ Darüber hatte Albus noch nie nachgedacht. Er hatte Claire wirklich immer für eine Zicke gehalten und ihre Mutter war ja auch nicht berühmt, aber trotzdem litt sie unter den Vorstellungen und Erwartungen, die man sich von ihr machte. Claire sah seinen Gesichtsausdruck und lachte. „Damit hast du nicht gerechnet oder? Glaubst du bist der einzige, der nach seiner Familie beurteilt wird? Meine Mutter war eine Zicke und auch nicht gerade die Schlauste. Dann ist sie auch noch nach einer Affäre schwanger sitzengelassen worden. Meinst du darüber spricht niemand?“ Ihre Stimme klang verbittert und Albus konnte gar nicht anders, als den Arm um sie zu legen und sie an sich zu ziehen. Erst jetzt fiel ihm auf, wie sehr er es vermisste hatte ein Mädchen zu umarmen. Vielleicht waren ja doch nicht alle Mädchen schlecht. „Danke“, flüsterte Claire und zusammen sahen sie in die Sterne. „Weißt du was gut zu dir passen würde?“, fragte sie nach einem Augenblick der Stille und Ruhe, in dem sie nur den Moment genossen. „Pfleger für magische Geschöpfe.“ Albus sah ganz verdutzt drein. „Wie kommst du darauf?“ Claire lächelte ihn an. „Weil du so unheimlich lieb bist und dich um jeden kümmerst. Ich könnte mir dich daher gut als Pfleger vorstellen und weil du mit Menschen deine Probleme hast, wären doch magische Geschöpfe genau das Richtige für dich.“ Albus dachte darüber nach und stellte verwundert fest, dass die Parkinson völlig Recht hatte. Es würde unheimlich gut zu ihm passen und er bekam Lust darauf sich gleich jetzt dafür zu bewerben, auch wenn es möglicherweise für dieses Jahr schon zu spät war. Und es war nicht in Verbindung mit seiner Familie zu sehen, sondern er stand da ganz alleine für sich. Er konnte sogar ins Ausland gehen und er konnte zumindest für die magische Geschöpfe etwas tun. „Danke“, meinte er völlig ehrlich zu ihr und merkte, dass sie ihn mit diesem gewissen Blick ansah, der bei ihm ein Herzklopfen auslöste und er versucht war sie einfach zu küssen. „Kein Problem“, erwiderte sie und schmiegte sich an ihn. „Aber nimm mich bitte mit, egal wo du hingehst, damit ich nicht so alleine bin, okay?“ Sein Herz schlug schneller. „Irgendwohin, wo uns niemand kennt?“, fragte er um sich zu vergewissern. „Weitweg“, gab sie zurück und lächelte sanft. Das war alles, was Albus brauchte, um sich davon zu überzeugen, dass es richtig war sie hier und jetzt zu küssen, weil sie nicht an seinem Vater interessiert schien. Daher beugte er sich zu ihr herunter und küsste sie, was sie vorsichtig erwiderte. Und wieder wünschte sich Albus, dass die Zeit still stehen bleiben würde und alle in einen Schlaf versinken würden, denn das hier war der schönste Abend in Hogwarts, den er nie enden lassen wollte. Kapitel 4: Love makes the world go round ---------------------------------------- „Als du sagtest, wir machen einen Ausflug, dachte ich persönlich eher an ein Picknick im Grünen und nicht an das“, beschwerte sich Molly, die sich auf etwas mehr Romantisches gefreut hatte. Arthur lachte nur leicht. „Aber das hier ist doch viel interessanter. So etwas machen Muggel um sich zu amüsieren und es macht doch Spaß!“ Molly verzog nur das Gesicht. Als ihr Arthur dieses Ding namens Fahrrad gezeigt hatte, war sie schon sehr skeptisch gewesen. Sie kannte Arthur zwar schon seit Jahren und war fast genauso lange mit ihm zusammen gewesen, doch sie konnte sich immer noch nicht an diese seltsame Marotte gewöhnen. Wer interessierte sich schon für die Art und Weise wie Muggel lebten? Sie war eine Hexe durch und durch. Solche Experimente wie Fahrradfahren, um an einen anderen Ort zu kommen, kamen ihr einfach nur seltsam und unnatürlich vor. Autofahren konnte sie ja möglicherweise noch nachvollziehen, auch wenn das schon selten für einen Zauberer war, es zu können. Man konnte schließlich einfach Apparieren. „Komm, Molly, lass dich doch wenigstens drauf ein. So schlimm wird es sicher nicht!“ Sie konnte bei Arthurs süßem, unschuldigem Lächeln nie widerstehen. Er war so leicht für etwas zu begeistern und sie wollte ihm gern die Freude tun, mit ihm zusammen die Muggelwelt trotz aller Skepsis zu erkunden. Also ließ sie zu, dass er zwei Fahrräder auslieh und dann ging das Abenteuer los. „Wie funktioniert das?“, kreischte Molly, als sie versuchte Fahrrad zu fahren. Sie kippte zur Seite und verstand nicht wie Muggel das toll finden konnten. Auch bei Arthur lief es nicht besser, der ebenfalls mit dem Gleichgewicht kämpfte und dann auch im Gras landete, wo er lachen musste. „Das sah viel einfacher aus“, meinte er nur und sie konnte ihm nicht böse sein. Gemeinsam versuchten sie es noch einmal und nach einigen urkomischen und schmerzhaften Anläufen hatte sie den Bogen raus. „Das gibt blaue Flecken“, murrte Molly, die aber eigentlich schon längst Gefallen an dieser Sache gefunden hatte und nur noch so tat, als wäre es ihr zuwider. „Ach stell dich nicht so an“, meinte Arthur und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Lass uns jetzt einen Ausflug zum See machen.“ Molly setzte sich aufs Fahrrad und trat in die Pedalen. „Wer zuerst da ist, darf sich etwas wünschen!“ Sie konnte hinter sich hören, wie ihr Freund leise fluchte und sich ebenfalls auf das Fahrrad schwang, um ihr hinterher zu kommen. Hier mit Arthur zu sein, machte sie mehr als glücklich. Mit ihm zu lachen, war als könnte man die ganze Welt vor lauter Glück umarmen. Molly wusste schon länger, dass sie mit Arthur den Rest ihres Lebens verbringen wollte und wartete sehnsüchtig auf den Antrag von ihm. Wenn sie als erstes am See ankam, würde sie sich das wünschen. „Hey träum nicht so vor dir hin“, rief Arthur ihr zu und überholte sie. Molly trat kräftiger in die Pedale und holte wieder auf, doch sie war chancenlos gegen ihn, da er einfach mehr Kraft in den Beinen hatte und sie nicht mehr konnte. Sie ärgerte sich nicht ihren Vorsprung genutzt zu haben, aber sie konnte ihm auch nicht ernsthaft böse sein und gönnte ihm seinen Sieg. Am See war es wunderschön ruhig und endlich bekam Molly ihr romantisches Picknick. So hatte sie sich den Tag von Anfang an vorgestellt. Jetzt fehlte eigentlich nur noch eins. Zumindest hoffte sie, dass es der Grund war, warum Arthur mit ihr hierher gefahren war. Hier war der perfekte Ort. „Und was wünschst du dir?“, fragte Molly ihn. Arthur legte den Kopf schief und überlegte einen Augenblick. Gerade als er ihr antworten wollte, drang aus dem Gebüsch ein Hundebellen. Molly zuckte zusammen, während Arthur sofort aufsprang, um nachzusehen. „Oh hier hat sich ein kleiner Hund mit seiner Hundeleine in dem Busch verfangen!“ Arthur wühlte im Busch und befreite den wild kläffenden Hund. Molly hatte Hunde noch nie leiden gekonnt und verzog das Gesicht. „Ist der nicht süß?“, fragte Arthur sie und sah ihren Gesichtsausdruck. „Ach komm du weißt doch Hunde, die bellen, beißen nicht!“ „Was für eine tolle Weisheit“, murmelte Molly und verfluchte den Hund innerlich dafür den Augenblick zerstört zu haben. Sie hatte unbedingt wissen wollen, was Arthur sich gewünscht hatte. Vielleicht war es der gleiche Wunsch wie ihrer gewesen. „Wir sollten zurück ins Dorf und nach seinem Besitzer suchen“, meinte er nur und packte ihre Sachen zusammen. Molly half ihm widerwillig. So hatte sie sich das ganz sicher nicht gedacht. Da sie mit den Hund im Arm nicht Fahrradfahren konnte und der Hund zu klein war, um neben den Fahrrädern herzulaufen, mussten sie den ganzen Weg zurückschieben. Das vermieste ihr endgültig die Stimmung, während Arthur fröhlich von seinem gerade angefangenen Job im Ministerium begeistert erzählte. Molly seufzte nur. Sie freute sich zwar für Arthur, aber sie hatte gehofft, dass es ihm den Anstoß gab an die Zukunft – ihre Zukunft – zu denken. Stattdessen sah sie nur noch am Wochenende und selbst das wurde ihr verdorben. Er machte lieber ein Ausflug in die Muggelwelt statt endlich mit ihr über Heirat und Kinder zu sprechen. Und das obwohl sie schon seit vier Jahren zusammen waren. Das ärgerte sie einfach furchtbar und sie verstand Arthur manchmal einfach nicht. Dachte er nicht wie sie? Wollte er nicht mehr mit ihr zusammen sein? Molly warf Arthur einen Seitenblick zu. Eigentlich zweifelte sie nie an seinen Gefühlen zu ihr, aber so langsam hatte sie das Gefühl durchzudrehen. Im Dorf angekommen ging Arthur gleich zur Polizei und ließ sie mit den Fahrrädern stehen. Sie setzte sich auf eine Bank und fragte sich, ob sie vielleicht doch falsch gelegen und Arthur nicht der Richtige für sie war. Ihr erschien es aber so falsch daran zu zweifeln, dass sie den Gedanken beiseite schob. Sie musste nur Geduld mit ihm haben. Er war nicht der Schnellste und begriff vermutlich auch nicht, worauf sie eigentlich hinauswollte. Wie sagten die Muggel so schön: „Abwarten und Tee trinken“. Daran sollte sie sich vielleicht auch einfach halten und falls Arthur es immer noch nicht hinbekam, würde sie die Sache selbst in die Hand nehmen. Schließlich war sie eine Frau von Welt. Als Arthur wiederkam, strahlte er glücklich und zufrieden mit sich selbst. „Der Hund ist wieder bei seiner Besitzerin. Muggel sind ja so unterhaltsam. Da war jemand, der hat sein Mathebuch gesucht. Was das wohl ist?“ „Keine Ahnung“, erwiderte sie. „Lass uns jetzt was essen gehen.“ Arthur lächelte sie an und Molly wusste genau, warum sie ihn so sehr liebte und das sie bis in alle Ewigkeit darauf warten würde, dass er sie fragte, ob er sie heiraten wollte. Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und lachte, weil sie vor lauter Liebe die Welt umarmen könnte, denn Liebe war alles, was sie brauchte, um glücklich zu sein. Kapitel 5: Light of day ----------------------- Es war wie immer ein langsames, sanftes Aufwachen. Er spürte das Licht auf seinem Gesicht. Erst nur ein einzelner, schwacher Sonnenstrahl, der vergnügt auf seinem Gesicht tanzte und Muster malte, dann wurde es immer mehr, die Schatten in den Raum warfen und ihn gemächlich beleuchteten. Aber noch hielt er die Augen geschlossen und genoss die Wärme auf seinem Gesicht. Gleich würde der Raum so hell sein, dass er die Augen würde öffnen müssen, doch er wartete ab bis dieser Augenblick kam, während er durch seine geschlossenen Lider das Lichtspiel im Zimmer erahnen konnte. Auf diese Weise begrüßte er jeden Morgen die Sonne und das erste Licht. Außerdem war es der natürlichste Weg aufzuwachen und den Tag zu beginnen. Nun wurde es immer heller im Raum und er schlug vorsichtig die Augen auf, um nicht geblendet zu werden, um dann die Bettdecke beiseite zu schlagen und aufzustehen. Xenophilius mochte es so den Tag gemütlich zu beginnen. Da er den größten Teil der Zeit zuhause verbrachte, um hier zu arbeiten, musste er sich nirgendwo hinhetzen. Also konnte er in alle Ruhe aufstehen, die Sonne begrüßen und sich daran machen für Luna Frühstück zuzubereiten. Er war glücklich darüber seine Tochter hier zu haben, die gerade Sommerferien hatte. Dann war das Haus gleich viel fröhlicher und voller. Heute würde er ihr Lieblingsfrühstück machen: Eggs Benedict. Wenn er fertig war, würde er ihr es ans Bett bringen und sie mit dem Frühstücksgeruch sanft wecken, um gemeinsam mit ihr im Bett zu frühstücken. Also machte er sich daran in der Küche die Zutaten zusammen zu suchen. Er tat Fett in eine Pfanne um darin den Speck zu braten und nahm sich vier Eier, schlug sie einzeln in eine Schöpfkelle und ließ sie dann ins siedende Wasser gleiten, um sie zu pochieren. Währenddessen nahm er sich die englische Muffins, die für ihn wie kleine Brötchen aussahen und so reinweg gar nichts mit seinen Lieblingsblaubeermuffins gemein hatten und toastet sie. Jetzt fehlte nur noch die Sauce Hollandaise bevor er alles auf einem Teller platzieren konnte und Luna wecken gehen konnte. Inzwischen war die Sonne draußen ganz aufgegangen, als Xenophilius noch schnell in ihren Kräutergarten huschte, um ein wenig Basilikum zu pflücken. Dann war alles fertig und er stellte die zwei Teller mit zwei Becher Kürbissaft auf ein Tablett und wankte damit vorsichtig die Treppe hinauf. Luna schlief noch. Ihr Fenster lag zum Westen und die Sonnenstrahlen hatte sie noch nicht erreicht, sodass sie noch vor sich hin schlummerte. Leise stellte er das Tablett ab und setzte sich zu ihr ans Bett. Wie sie da so da lag, erinnerte sie ihn so sehr an Solana, dass es fast schmerzte. Kalte Hände umfassten sein Gesicht und er hörte Solana kichern. Sie machte sich ein Spaß daraus ihn auf diese Weise zu wecken, obwohl sie sein Sonnenritual kannte. Xenophilius schlug die Augen auf und sah in ihre strahlend blauen Augen, die vergnügt aufblitzten. Auch wenn sie sein Ritual störte, so war diese Weckmethode doch seine zweitliebste oder vielleicht gar liebste Methode morgens aufzuwachen, wenn es bedeutete als erstes das Gesicht des Menschen zu erblicken, den man über alles auf der Welt liebte. „Guten Morgen“, murmelte er und gab ihr einen Kuss, um sie dann mit sich zusammen ins Bett zu ziehen. Solana quietschte kurz und erwiderte dann den Kuss. Er konnte sich gar nicht mehr vorstellen, wie sein Leben ohne sie wäre. „Wir müssen aufstehen“, flüsterte sie ihm zu, doch er hielt sie in seiner Umarmung fest. Sie blieb neben ihm liegen und musterte ihn mit ihren klugen Augen, als würde sie ihn gerade neu entdecken und er fühlte sich wie neugeboren. „Die Pfannkuchen werden kalt“, versuchte Solana ihn erneut zum Aufstehen bewegen, doch er gab ihr nur einen weiteren Kuss, der sie kichern ließ. „Man kann Pfannkuchen auch kalt essen“, erwiderte Xenophilius ungewillt sich jetzt von seiner Frau zu trennen, denn er hatte das Gefühl hier in seiner Umarmung könnte die Zeit still stehen und sie würde für immer gemeinsam hier liegen. „Ich mag keine kalten Pfannkuchen und außerdem hab ich eine Überraschung für dich. Und die bekommst nur, wenn du aufstehst und mit in die Küche kommst.“ „Ein Schrumpfhörniger Schnarchkackler?“ Solana knuffte ihn in die Seite. „Nein, besser!“ Xenophilius gab sich geschlagen und schlug die Bettdecke zurück. Seine Neugierde war geweckt und eigentlich aß er seine Pfannkuchen auch lieber warm mit Ahornsirup. Unten in der Küche duftete es herrlich, doch er konnte keine Überraschung entdecken. Es war chaotisch wie immer. Einige Umzugskartons standen noch halb voll herum, obwohl sie bereits vor einem Jahr in das kleine Haus auf dem Land gezogen waren. Solana servierte ihm einen dicken Stapel Pfannkuchen mit einem riesigen Klecks Ahornsirup und nahm sich selbst genau das gleiche. Er wartete ab, ob sie ihm nun verriet, was es so Interessantes gab, doch sie begann leise summend zu essen und er tat es ihr nach. Erst als der letzte Pfannkuchen gegessen war, fragte er sie nach der Überraschung. „Mach die Augen zu!“, befahl sie ihm lachend und er schloss gehorsam die Augen. Er hörte wie sie näher kam und nach seiner Hand griff. Er erwartete, dass sie ihm etwas hineinlegte, doch sie nahm seine Hand und legte sie auf ihren Bauch. Erst verstand er nicht, doch dann wurde es ihm klar. Und als sie ihren Mund auf Höhe seines Ohrs brachte und ihm die gute Nachricht zuflüsterte, fühlte er sich wie der glücklichste Mensch auf der Welt. Von nun an würden sie bald zu dritt aufwachen. In diesem Augenblick schlug Luna – vom Frühstücksgeruch geweckt – die Augen auf und sah ihn aufgeweckt an. Sie hatte genau die gleiche blauen Augen wie ihre Mutter. „Gibt es Eggs Benedict?“, fragte sie neugierig und schnupperte in der Luft bevor sie das Tablett erspähte. Xenophilius erwachte wieder ganz aus seiner Erinnerung und nahm das Tablett und stellte es zwischen sie auf das Bett. „Gut geschlafen?“, fragte er sie fröhlich und war glücklich immer noch morgens das Gesicht des Menschen zu sehen, den er am meisten liebte. Solange er nicht alleine aufwachte, war die Welt in Ordnung. Kapitel 6: Under the Christmas tree ----------------------------------- Roxanne legte den Schlüssel auf die Kommode im Flur. Der Stille nach zu urteilen war Dominique schon längst unterwegs. Sie seufzte. Ihre beste Freundin hatte sie mehrmals versucht zu überreden mitzukommen, doch sie hatte sich geweigert, denn unter den ganzen Paaren hätte sie sich nur noch einsamer gefühlt. Da verbrachte sie Weihnachten lieber alleine in gemütlicher Harmonie mit einem guten Buch und einer heißen Tasse Tee auf dem Sofa eingekuschelt in ihre Lieblingsdecke. Aber erstmal zog sie ihre Schuhe aus und warf ihre Jacke über die Kommode. Zum Aufhängen hatte sie keine Lust. Dominique würde sich sowieso nicht darüber beschweren, denn sie ließ ständig ihre Sachen überall liegen. Es war lustig sich mit ihr eine Wohnung zu teilen, denn es gab vieles, was sie beide mochte, aber auch einiges bei denen sie sich in die Haare kriegten. Ordnung war eins dieser Themen. In der Küche herrschte das übliche Chaos und Roxanne beschloss zumindest den Abwasch noch zu erledigen, damit es nicht ganz so unordentlich war. Außerdem war ihre Lieblingstasse schmutzig. Sie schaltete das Radio ein, damit es nicht ganz so still war und machte sich an die Arbeit. Irgendwie beruhigte sie es ihre Hände in heißes Wasser zu tauchen und den Abwasch per Hand zu erledigen. Sie könnte auch zaubern, aber sie fand man musste nicht alles durch einen Zauberspruch lösen und hatte dann selbst keine Arbeit mehr. Beim Abwasch konnte sie sich auch dann auf jedes einzelne Stück Geschirr konzentrieren und ihre Gedanken entwischten nicht so schnell zu den unangenehmen Dingen, über die sie grübelte. Wie das sie an Weihnachten alleine war und sie sich eigentlich über alles jemanden wünschte, der sie liebte und sie fest in seinen Armen hielt. Roxanne seufzte und hörte wie im Radio die Sängerin den gleichen Wunsch äußerte. [♫ „I want my baby, baby I want someone to love me someone to hold Maybe, maybe (maybe, maybe) We'll be all alone under the mistletoe “ ♫] Sie summte leise den Text mit, während sie sich die Zeit nahm das Geschirr abzutrocknen und sich dann heißes Wasser für ihren Tee aufzusetzen. Sie beneidete Dominique um deren Beziehung. Das sie jemanden hatte mit dem sie die schönsten Tage des Jahr verbringen konnte. Roxanne nahm sich ihre Tasse Tee und stellte das Radio aus. Im Wohnzimmer stand ein kleiner Weihnachtsbaum, dessen Lichter sie mit einer sanften Wärme begrüßten. Sie mochte Weihnachten und liebte die ganze Dekoration. Sie blieb einen Augenblick stehen und genoss den Anblick des Baumes. Natürlich hätte sie nach Hause fahren können und wie früher mit ihrer Familie Weihnachten in einer großen fröhliche Runde verbringen können, aber ihr war einfach nicht danach gewesen. Sie schnappte sich ihr Buch und ihre Decke und breitete ihr Lager auf dem Sofa aus. Wenn sie weniger Gedanken daran verschwendete, alleine an Weihnachten zu sein, dann würde sie sich auch nicht so einsam fühlen. Roxanne begann zu lesen, aber ihre Gedanken schweiften wieder ab zu der Tatsache, dass sie gerne einen Freund hätte. Sie war nun mit ihren dreiundzwanzig Jahren in einem Alter, in dem man schon anfing über Kinder nachzudenken, aber ihr fehlte noch der passende Mann an ihrer Seite, um sich diesen Wunsch zu verwirklichen und sie würden ja dann auch nicht von heute auf morgen heiraten. Also wurde es für einen Mann einfach Zeit in ihren Augen. Nur woher sollte sie einen bekommen? Verärgert darüber, dass sie nicht aufhören konnte darüber zu grübeln, las sie wieder ein Stück weiter und hatte immer noch ein Ohrwurm von dem Lied aus dem Radio, was sie einfach nicht mehr losließ. [♫ „He's all I want, just for me Underneath my Christmas tree I'll be waiting here Santa that's my only wish this year“♫] Roxanne war eingeschlafen wie sie Stunden später feststellen musste, als mit einem lauten Krach ihr Buch auf den Boden fiel und sie hoch schreckte. Die Lichter waren ausgegangen und Roxanne suchte noch halbverschlafen nach ihrem Zauberstab, der auf dem Wohnzimmertisch lag und stieß sich die Finger an dem Zauberschachspiel von Dominique, das auf dem Tisch lag. Sie murmelte einen kleinen Fluch und verwünschte Dominiques Unordnung. Sie fragte sich, wie spät es wohl war und wie lange sie geschlafen hatte. Dann bekam sie endlich ihren Zauberstab in die Hand und murmelte „Lumos“. Sofort sprangen die Lichter wieder an und der Weihnachtsbaum erstrahlte wieder in den schönsten Farben. Und unter dem Weihnachtsbaum saß jemand mit einer riesigen roten Schleife um den Hals. Überrascht stieß Roxanne einen kleinen Schrei aus bevor sie erkannte, dass es Scorpius war, der ihr diesen Streich spielte, was sie nicht unbedingt beruhigte, da er immer noch irgendwie in ihr Wohnzimmer gekommen sein musste, während sie geschlafen hatte. „Überraschung!“, meinte Scorpius nur. „Der Weihnachtsmann war da und hat mich hier gelassen, damit du nicht alleine Weihnachten verbringen musst.“ Sein verschmitztes Lächeln brachte Roxanne dazu ihm fast zu verzeihen. Aber eben nur fast. Sie schnappte sich das Kissen hinter ihr und warf es mit Schwung in seine Richtung. „Hey!“, beschwerte Scorpius sich. „So behandelt man sein Geschenk aber nicht.“ Und er fing das Kissen und kam zu ihr herüber, um sie einmal ordentlich durchzukitzeln. Roxanne konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen. Dann irgendwann konnte sie endlich wieder Luft schnappen. „Was machst du hier?“, fragte sie Scorpius. Sie freute sich zwar ihn zu sehen, doch sie wollte ihr klopfendes Herz davon überzeugen, dass er nur aus purer Freundlichkeit hier war und nicht weil er sie mochte. „Dominique sagte, dass du nicht mitkommen wolltest und ich hab mich schrecklich gelangweilt, da alle zu zweit sind, da dachte ich, dass wir zwei zusammen feiern“, gab er zu. Roxanne sah ihn fragend an. Aus dieser Antwort konnte sie nichts schließen, aber sie hatte einen hochroten Kopf und das nicht nur vom vielen Lachen. In ihren Gedanken hatte sie schon häufiger an Scorpius als den perfekten Mann gedacht. Und dazu waren sie beide Single, also vielleicht hatte sie ja Glück und es lief mal so wie sie es sich wünschte. Den Mann unter dem Weihnachtsbaum hatte sie ja schon bekommen. „Dann lass uns Weihnachten feiern“, beschloss Scorpius fröhlich und kramte seinen Zauberstab heraus, um für noch mehr Weihnachtsstimmung zu sorgen. Und als ein Mistelzweig an der Decke über ihren Köpfen wuchs, war sich Roxanne sicher, dass auch Scorpius bestimmte Vorstellungen hatte, wie er das Fest verbringen wollte. Er sah ihren Blick hoch zur Decke und beugte sich verschmitzt grinsend zu ihr rüber. „Ein Mistelzweig“, murmelte er noch bevor er sie küsste. Roxanne spürte wie sie unter dem Kuss lächeln musste und erwiderte den sanften Kuss. Ob Scorpius der richtige Mann für die Zukunft war, wusste sie nicht, aber er war auf jeden Fall der richtige Mann, um nicht alleine Weihnachten zu verbringen. Und als er sie nach dem dritten oder vierten Kuss aufforderte ihr Geschenk auszupacken, kam sie diesem Wunsch nur zu gerne nach. Dieses Weihnachtsfest würde auch etwas ganz besonderes werden. Kapitel 7: Mild attempt ----------------------- Albus war fertig für das Silvesterfest der Weasleys. Dachte er zumindest. „Schatz, du musst noch deinen Weasleypullover anziehen“, meinte seine Mutter zu ihm, als er die Treppe herunterkam und gleich wieder umdrehte, um den neuen Pullover anzuziehen, den ihn Oma gestrickt hatte. Er mochte die Pullover eigentlich, aber er war jetzt in einem Alter, in dem er es einfach nicht mehr cool fand, mit einem selbst gestrickten Pullover herumzurennen. Aber außer seiner Familie sah ihn keiner damit. Er griff missmutig auch nach seinem neuen Schal, während Lily hereingetobt kam und ihm ihren neuen Schmuck unter die Nase hielt. „Lieber die Kette mit dem Schlüsselanhänger oder die mit dieser coolen Eule? Was passt besser zu meinen Ohrringen?“ Albus liebte seine Schwester über alles, aber seit sie anfing sich wie ein Mädchen zu benehmen, verstand er sie nicht mehr wirklich. Er zuckte mit den Schultern. „Den mit der Eule find ich ganz hübsch.“ Damit stürmte Lily zurück in ihr Zimmer, um sich fertig zu machen. Albus sah sich in seinem chaotischen Zimmer um. In den Weihnachtstagen ließ er sich immer besonders gehen und verwüstete alles, was in seiner Nähe war. Er beschloss zumindest grob aufzuräumen, damit er, wenn er wiederkam, nicht sofort von einem Berg an Klamotten und anderen Dingen erschlagen wurde. Lily brauchte sowieso noch ein paar Minuten und sie kamen eh immer zu spät. Nach einem kurzen Zauber, den er jetzt endlich ohne Verwarnung ausüben konnte, sah das Zimmer viel ordentlicher aus und immerhin erkannte man den Boden wieder. „Lily und Albus, wir wollen jetzt los!“, rief sein Vater herauf und Albus machte sich dieses Mal auf die Treppe ganz herunterzukommen bevor wieder jemanden etwas einfiel, was noch an ihm fehlte. Sie stellten sich artig neben ihrer Mutter auf und griffen nach dem Flohpulver. Albus hätte fliegen cooler gefunden, aber das wäre zu weit bis zum Fuchsbau gewesen. Er hüpfte nach seiner Schwester in den Kamin, warf das Pulver in die Flammen und wurde verschluckt. Im nächsten Augenblick spuckte der Kamin im Fuchsbau ihn wieder aus. Albus war schlecht geworden. Er hasste es mit Flohpulver zu reisen. Schnell machte er Platz und schon stand seine Mutter im Kamin. Um ihn herum waren schon all die anderen Weasleys und er wurde von seiner Cousine Rose herzlich begrüßt, die ihn mit auf ein Sofa zog, auf dem bereits Fred und Molly saßen. Im Sessel daneben war James, der nun eine eigene Wohnung in London besaß und nur am Wochenende hereinschaute. Zumindest konnte James ihn jetzt nicht mehr ständig aufziehen, worüber Albus ein wenig erleichtert war, auch wenn ein Teil von ihm seinen großen Bruder vermisste. „Und wie waren die Ferien bis jetzt bei dir?“, erkundigte Rose sich neugierig. „Ganz okay“, meinte Albus nur, denn er hatte neben Lily Lucy entdeckt. Wenn es ihn bei Lily störte, dass sie sich nun wie ein Mädchen benahm, konnte er bei Lucy den Mund nicht mehr zubekommen, wenn er sie jetzt ansah. Sie war nicht nur richtig hübsch, sondern begann weibliche Rundungen zu bekommen. In seinen Augen war sie nicht mehr seine kleine Cousine, die das Nesthäkchen in der Familie war, sondern sie war als Frau interessant geworden. „Ich sollte mehr Sport machen, findest du nicht?“, fragte ihn Rose in diesem Augenblick und er wand seine Aufmerksamkeit wieder ihr zu. „Nein, finde ich gar nicht. Scorpius mag dich auch so. Du musst keine Diät machen oder Vegetarierin werden. Du bist schon so hübsch genug“, erwiderte Albus, doch Rose hatte ihm nur bis zur Hälfte zugehört. „Das ist ein guter Vorsatz fürs neue Jahr. Ich werde kein Fleisch mehr essen und natürlich auch mehr Sport machen, damit ich absolut in Form bleibe.“ Albus verdrehte die Augen. Er verstand einfach nicht, was die Mädchen immer mit ihrem Aussehen hatten. Sie brauchten nicht abzunehmen oder Sport zu treiben, aber Rose hörte ihm mal wieder überhaupt nicht zu. „Weißt du was dein Vorsatz sein sollte? Spontaner sein! Du bist immer so zurückhaltend und schüchtern. Wenn du dich mal trauen würdest, dann würdest du eine hübsche Freundin finden, aber du hast ja nie den Mumm ein Mädchen von dir aus anzusprechen.“ Albus legte den Kopf schief. Irgendwie hatte Rose Recht damit, aber sie kannte ihn schließlich schon sein ganzes Leben, also sollte er wirklich auf sie hören. Vielleicht war es Zeit, dass er zu seinen Gefühlen stand, auch wenn Lucy seine Cousine war und ihr die Vorstellung mit ihm zusammen zu sein, vielleicht widerwärtig vorkam. Aber er sollte es immerhin versuchen. Kaum hatte Albus den Vorsatz gefasst es zu probieren war ihm furchtbar mulmig im Bauch. Spontan zu sein war einfach nicht seine Stärke und daher war er in seinem Kopf schon damit beschäftigt sich die richtigen Sätze zurechtzulegen. Eine ganz harmlose Bemerkung, die Lucy nicht missverstehen konnte und wo er sich immer noch aus der Schlinge ziehen konnte falls sie es doch falsch verstand. So was brauchte er. Aber natürlich fiel ihm nichts ein und er wollte die Sache schon wieder zu den Akten schieben, als sich plötzlich die einmalige Chance für ihn darbot. Alle waren schon nach draußen gegangen um die Raketen aufzustellen, während Albus noch einmal zurückgegangen war, um seine Jacke zu holen, die er über dem Sessel im Wohnzimmer gelegt hatte und dort vergessen hatte. Lucy hatte ihre Mütze vergessen und war mit ihm zurück in den Fuchsbau gegangen. Und plötzlich war er ganz alleine mit ihr. Er hatte keinen Schimmer was er sagen sollte. Konversation war nicht seine Stärke und noch viel weniger Liebesgeständnisse. Rose hatte Recht. Er musste spontaner sein. Lucy blickte zur Uhr. Eine Minute vor Mitternacht. „Wir sollten uns beeilen“, sagte sie zu ihm, während sie sich ihre Mütze vom Sofa schnappte. Albus hatte seine Jacke in der Hand und überlegte verzweifelt wie er Lucy davon abhalten konnte wegzugehen. Doch ihm fiel nichts ein. Sein Herz klopfte viel zu laut und er war sich sicher, dass Lucy es gehört hatte und deswegen jetzt ging um ihm die Peinlichkeit zu ersparen. Sie war schon fast aus der Tür, als Albus einfach ihr Handgelenk packte. „Lucy, ähm…“, fing er an ohne zu wissen was er sagen wollte. Er war einfach kein Meister der Worte. Hinter ihm schlug die Uhr Mitternacht und Lucy sah ihn ungeduldig an. Spontan sein. Jemand sagen, dass man ihn mag. Albus stürzte sich einfach in die Sache hinein. Kein Zurückziehen oder vorsichtiges Antasten. Er zog Lucy heran und küsste sie. Lucy war verdutzt, brauchte einige Sekunden um sich zu sammeln, um ihn dann ganz bestimmt von sich zu schieben. „Albus, solltest du deinen ersten Kuss fürs neue Jahr nicht für wen besonderes aufheben?“, fragte sie ernst. Er war verwirrt. Hatte sie nicht verstanden, dass sie dieser Jemand war? Lucy legte eine Hand in die Hüfte und streckte ihm den Zeigefinger entgegen. „Deine Cousinen sind keine Übungspuppen. Und frag mich das nächste Mal höflich bevor du mit mir das Küssen üben willst.“ Albus kam sich vor dem Kopf gestoßen vor. Er hatte es ganz anders gemeint. Doch er hatte keine Chance sich zu erklären, denn Lucy lief zurück zu den anderen, die mit dem Feuerwerk angefangen hatten. Da hatte er einmal etwas spontan machen wollen und es hatte nicht funktioniert. Er seufzte. Lucy hatte den Kuss nicht verstanden, weil sie in ihm nur ein Familienmitglied sah. Es kam ihr gar nicht in den Sinn, dass er etwas für sie übrig haben könnte. Für heute gab er seine Versuche lieber auf. Beim nächsten Mal klappte es vielleicht besser. Albus zog sich seine Jacke an und ging nach draußen, um das Feuerwerk in all seinen Farben zu bewundern. Das neue Jahr hatte ja gerade erst angefangen. Zeit genug für einen neuen Versuch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)