C'est La Vie von abgemeldet (120 Kurzgeschichten) ================================================================================ Kapitel 18: Sacrifice --------------------- *~*~*~*~*~* Sacrifice   Wann immer Wallace an den Tod seines Freundes – waren sie überhaupt Freunde gewesen? – gedacht hatte, hatte er erwartet, dass er einen Heldentod sterben würde. Im Kampf sein Leben für das Volk geben und danach als großer Held gefeiert werden würde. So hatte es jeder von ihm erwartet. Und was war stattdessen passiert?   Wallace seufzte. Er wusste nicht einmal, wieso es ihn so mitnahm. Vielleicht, weil sie ihm fernsehen Interviews von normalen Einwohnern zeigten. Die sagten, wie sehr sie ihn doch vermissten.   „Immer wenn es Ärger gab, war er sofort zu stelle“, sagte ein Mädchen in einem Interview. Sie hatte langes, braunes Haar und trug einen gelben Haarreif. Sie war nicht sonderlich alt. Vielleicht vierzehn Jahre. „Immer wenn wir ihn gesehen haben, wussten wir sofort, dass jetzt alles gut wird.“   Der Champ von Hoenn runzelte die Stirn, als sein Name wieder einmal nicht ausgesprochen wurde. Keiner Sprach ihn aus und das… fühlte sich merkwürdig an. Verstehen tat er es, natürlich… immer erwähnte er den Namen auch nicht. Es fühlte sich einfach merkwürdig an.   Die Familie des verstorbenen verweigerte jegliche Interviews, waren sie doch noch immer zu geschockt, dass er sein Leben auf diese Art und Weise verloren hatte. Die Bestattung, so haben sie aber gleich bekannt gegeben, würde nur im engsten Familien und Freundeskreis stattfinden.   Ob er hingehen würde? Nein… Wallace war sich nicht einmal sicher, ob sie wirklich Freunde gewesen sind. Sie hatten sich nur sehr kurz gekannt aber in der Zeit hatte zumindest der Hoenn Champ ihn irgendwie lieb gewonnen.   Wallace trank noch einen Schluck, verzog anschließend das Gesicht. Rotwein. Eigentlich trank er nie Rotwein, bevorzugte er doch eher Weißwein. Diese Flasche hatte er allerdings vorhin gefunden… wahrscheinlich hatte er sie gekauft, als er hier gewesen ist.   Vielleicht nahm ihn das alles so mit, weil es ihn an seinen besten Freund erinnerte. Weil sie sich ähnlicher waren, als gedacht. Vielleicht lag es aber auch daran, dass er ihn mit seiner stolzen, selbstbewussten – nein, eher schon arroganten – und eleganten Art einfach in seinen Bann gezogen hatte.   Ja, vielleicht war er ein wenig fasziniert von ihm gewesen. Aber das war er auch von den Rittern in den Märchen gewesen, die ihm seine Mutter immer vorgelesen hatte als er noch ein Kind war. Von daher wunderte ihn das Ganze nicht wirklich.   Wie genau er gestorben war, war offiziell nicht bekannt. Inoffiziell hatte er aber erfahren, dass es wohl Selbstmord gewesen war. Das war etwas, das so überhaupt nicht zu ihm passen sollte. Ein aufopferungsvoller Heldentod, das hatten sie alle mit seinem Ableben in Verbindung gebracht. Aber nicht einsam, gebrochen und voller Schuldgefühle sowie Hass auf sich selbst in einer dunklen, nassen Höhle.   Ob er es hatte kommen sehen? Nein. Er hatte nie den Anschein gemacht, dass es ihm nicht gut ginge. Natürlich war er hier nicht in Topform gewesen – aber bisher war Wallace davon ausgegangen, dass es einfach an den Verletzungen gelegen hatte. Er hätte es nicht ahnen können, immerhin kante er ihn kaum… aber warum gingen dann diese Schuldgefühle nicht weg?   Es gab genug andere Menschen, die ihm nahe standen. Zumindest hatte er es gedacht… denn wie er nun erfahren hatte, gab es niemanden, der ihn wirklich kannte. Es gab niemanden der mehr sagen konnte als das, was alle wussten.   Drei Elite Trainer haben Jahre lang Seite an Seite mit ihm gekämpft. Sie wussten, was er getan hatte. Welche Ideale er verfolgt hatte. Aber sie wussten so gut wie nichts Persönliches über ihn. Die Familienverhältnisse waren nicht einfach gewesen. Nur ein Mitglied der Familie stand ihm näher, konnte aber auch nichts Genaueres über ihn sagen.   Zu den Arenaleitern hatte er stets ein gutes Verhältnis gehabt. Mit ein oder zwei hatte er bei Zeit einmal in der Woche trainiert. Dabei war es aber immer bei eher oberflächlichen Smalltalkthemen geblieben. Wurde es auch nur ein wenig persönlich, hatte er abgeblockt. Wahrscheinlich waren die einzigen, die ihn wirklich kannten… seine Pokémon. Die jetzt ohne ihren Trainer zurechtkommen mussten   Wallace wusste, dass er in seinem Leben viel Glück gehabt hatte. Seine Eltern waren stets auf seiner Seite gewesen, hatten ihn unterstützt und auch seine… Neigung akzeptiert. Dennoch konnte er sich nicht vorstellen, was einen sonst so stolzen und selbstsicheren Menschen so zerreißen konnte, dass er nur noch diesen Ausweg sah.   Als der Vorstand der Liga sich auf einer Pressekonferenz zu Wort meldete, schaltete Wallace den Fernseher aus. Diese Heuchelei von Trauer konnte er nicht ertragen. Immerhin waren sie auch Schuld an dieser Misere, da war er sich sicher.   Erneut trank er einen Schluck Wein, sah zu dem Pokéball, der auf seiner Kommode lag. Er hatte sein Garados hier vergessen. Hatte er zumindest anfangs gedacht… denn mittlerweile glaubte er, dass er es extra hier gelassen hatte. Eines Nachts, als sie beide nicht schlafen konnten, hatten sie sich auf seiner Terrasse über Garados unterhalten und über die Tatsache, wie sehr Wallace schon immer eines haben wollte aber bisher kein Glück mit der Aufzucht von Kapador hatte. Basrchwa waren sein Spezialgebiet. Sein Gegenüber hatte eher nebensächlich erwähnt, dass Garados bei ihm vielleicht besser aufgehoben wäre. Wallace hatte es sich ganz deutlich gemerkt.   Vielleicht interpretierte er zu viel in den ‚vergessenen‘ Pokéball, doch irgendwie würde es zu ihm passen. Natürlich würde er sich trotzdem mit der Familie in Verbindung setzen und ihnen Bescheid sagen, dass Garados hier war. Was dann passierte, mussten sie entscheiden.   Jedenfalls, beschloss Wallace, als er sich das letze Glas Wein eingoss, hatte die Liga sich wohl selbst ins Bein geschossen. Das Volk, die Arenaleiter und die Top Vier fingen endlich an die Welt nicht mehr in schwarz und weiß zu sehen. Böse war nicht immer böse. Die Absichten waren manchmal gut, nur wurden sie mit den falschen Methoden unterstützt. Gut war nicht immer gut – er bezweifelte nicht, dass die Liga es nur gut gemeint hatte… aber letztendlich hatte es ein Menschenleben gekostet.   Ob er fand, dass als das dieses Opfer wert war? Sicherlich nicht. Hätte er die Möglichkeit die Zeit zurück zu drehen und sein Leben zu retten, dafür aber das System so weiterzuführen so wie bisher, würde er es tun. Wahrscheinlich sollte er als Champ anders denken. An das Wohl der Menschen und, und, und… aber das war ihm gerade egal. Denn letztendlich ging es doch nur darum, dass die perfekten Champs auch nur Menschen waren.   Das Opfer war es nicht wert, da würden ihm sehr viele Leute zustimmen. Aber vielleicht wurde so endlich etwas in Bewegung gesetzt und die Menschen zum Nachdenken animiert.   Mit einem Schulterzucken leerte Wallace sein Glas, stellte es auf dem Glastisch ab. Aufräumen würde er jetzt nicht mehr, dass würde er in ein paar Stunden machen, wenn er ausgeruhter war und es ihm etwas besser ging. Wie jeden Abend, den er allein verbrachte, nahm er sich vor, dass das letzte Mal war, dass es weh tat.   Und als er sich auszog und das weiße Cape betrachtete, fasste er einen Entschluss. Tragen würde er es erst wieder, wenn sich etwas geändert hatte… auch, wenn sich die Liga nun einen neuen Champ suchen musste.   *~*~*~*~*~* Okay… eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen bei diesem tollen Wetter was Positives zu schreiben. Vielleicht was Fluffiges, Süßes… aber irgendwie ist dann das hier rausgekommen. (Liegt vielleicht daran, dass wir vorhin bei ca. 30° C und in der prallen Sonne ein Loch buddeln mussten…) Aber der nächste Teil wird dann auf jeden Fall etwas positives XD   Wie auch immer. Ich habe extra nicht den Namen des Toten genannt, allerdings ein paar Andeutungen gestreut… denkt euch einfach euren Teil. Wollte nicht zu sehr spoilern XD   Über Kommentare würde ich mich sehr freuen :3   Cheerios,   Peedi   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)