C'est La Vie von abgemeldet (120 Kurzgeschichten) ================================================================================ Kapitel 23: Orphan ------------------ *~*~*~*~* Orphan Juan war nie die Art von Mensch gewesen, dem eine Familie besonders wichtig war. Natürlich, er hatte ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern und Geschwistern… aber öfter als zwei, drei Mal im Jahr musste er sie nicht sehen. Auch war es ihm nie sonderlich wichtig gewesen selbst eine Familie zu gründen. Er wusste nicht wieso… aber irgendwie hatte ihn das nie sonderlich gereizt. Wenn er ehrlich war, dann konnte er mit kleineren Kindern auch nicht sonderlich viel anfangen. Sie waren ja ganz süß… aber mehr auch nicht. Sowieso wollte er sich mehr auf seine Kariere konzentrieren. Er war immerhin Contestmeister und auch Arenaleiter. Also blieb sowieso keine Zeit für so etwas. Er war berühmt und ihm fehlte nichts… nur seine Fans nervten ihn manchmal. Das war auch der Grund warum er sich an dem Abend vor dem großen Contest der Meisterklasse in Seegrasulb City am Strand niedergelassen hatte. Hier war es abends eher leer und ruhig. Das genoss er ab und an doch. So hatte er jedenfalls seine Ruhe… Hatte er jedenfalls gedacht. Denn erst jetzt erkannte er eine Gestalt, die aus dem Wasser geschritten kam. Ein Junge im Alter von neun oder zehn Jahren, wenn er richtig schätzte. Begleitet wurde er von einem Pokémon, welches er aber in der aufkommenden Dunkelheit nicht richtig identifizieren konnte. Aber es würde ein Barschwa oder Kapador sein, das sah man. Juan warf einen Blick auf sein Pokénav. Es war kurz nach zehn Uhr abends. Was machte der Junge um diese Uhrzeit hier noch? Er verstand nicht viel von Erziehung, aber er selbst durfte in dem Alter nicht so lange draußen sein und erst recht nicht im Meer schwimmen. „Du bist dieser Contestmeister… Juan, oder?“ Der Junge stand direkt vor ihm. Mittellange blaue Haare vielen ihm nass in die Stirn und verdeckten fast die ebenso blauen Augen. Eine ungewöhnliche Kombination, wie Juan innerlich feststellte. Das Pokémon, das sich nun als Barschwa entpuppte, musterte ihn neugierig, wich seinem Besitzer aber nicht von der Seite. „Der bin ich in der Tat“, nickte er und zwang sich zu einem Lächeln. „Wie kann ich dir helfen, Kleiner?“ Ungefragt ließ sich der Junge neben ihn in den Sand fallen und nahm sein Barschwa auf den Schoß, strich abwesend darüber. „Ich nehme morgen auch an dem Contest teil. Nicht in der Meisterklasse, sondern in der Anfänger“, erklärte er. Etwas anderes hatte Juan auch nicht erwartet. Aber wieso erzählte er ihm das? Wollte er Tipps? Wenn ja, dann sollte er es einfach sagen. „Welche Kategorie mit welchem Pokémon denn?“, fragte er und musste sich zusammenreißen um nicht genervt zu klingen, als der Junge einfach verstummte, aber keine Anstalten machte ihn allein zu lassen. „Schönheit mit meinem Barschwa.“ Fast hätte Juan aufgelacht, hatte er es doch zunächst für einen Witz gehalten. Er war eigentlich nicht oberflächlich aber selbst er sah ein, dass Barschwa für Schönheitsconteste nicht unbedingt geeignet waren. „Junge-“ „Ich weiß, was du mir sagen willst“, wurde er unterbrochen. Was dachte sich dieses Gör eigentlich? „Barschwa sind für Schönheitswettbewerbe nicht geeignet. Das sagen sie alle.“ „Nun, du musst zugeben, dass sie nicht unbedingt…“ Er stockte, suchte nach Worten, die nicht zu hart klangen. „… sehr ansehlich sind.“ Der Kleine schwieg eine Weile, musterte sein Pokémon, welches ausgesprochen zufrieden zu sein schien. „Meine Mutter sagte immer, dass wahre Schönheit von Innen kommt.“ So etwas musste ja kommen… er hatte es schon fast geahnt. „Hör zu, Kleiner-“ „Wallace. Meine Name ist Wallace.“ „Nun gut, Wallace. Diese Worte gelten aber nicht bei Schönheitswettbewerben. Dort kommt es wirklich nur auf das Äußere an. Vielleicht solltest du mit einem anderen Pokémon antreten. Hast du noch andere?“ Die Worte schienen ihn nicht glücklich zu stimmen, aber er dachte nach. „Ja. Ein Liebiskus.“ „Na also. Das wäre doch besser geeignet.“ Es herrschte Schweigen. Wallace schien weiterhin nachzudenken – seine Worte schienen ihm zu denken gegeben zu haben. War wohl besser so – blamieren sollte sich der Kleine ja nun auch nicht. Juan erhob sich, klopfte sich den Sand von der Kleidung. „Ich werde es trotzdem mit Barschwa probieren. Es fühlt sich gut dabei. Ihm ist doch bewusst, dass es nicht sonderlich hübsch ist. Aber in diesen Momenten fühlt es sich gut und darum sollte es doch gehen, oder nicht?“ Das fand er fast schon bewundernswert. Eigentlich hatte er gedacht, dass der Junge aufs Gewinnen aus war… aber das beeindruckte ihn doch. Zumindest ein wenig. „Dann wünsche ich dir und deinem Barschwa morgen viel Spaß, Wallace. Du solltest nun nach Hause gehen. Deine Eltern machen sich sicherlich schon Sorgen.“ Wallace erhob sich, holte mit seinem Pokémon auf dem Arm zu ihm auf. Lieber Gott… den wurde er aber auch nicht los. Er war ihm nicht unsympathisch, aber… eigentlich hatte er doch nur seine Ruhe haben wollen. „Wenn du den Weg über die Düne dort nimmst, kommst du schneller zurück zu deinem Hotel“, informierte der Junge ihn und lächelte. „So sparst du dir einen ziemlichen Umweg.“ Na gut. Mit so einem Hinweis konnte er dann doch leben. „Danke. Und nun geh nach Hause. Du musst für morgen ausgeschlafen sein.“ Er wusste nicht was ihn ritt, als er mit einer Hand kurz über den Kopf des Jungen strich, ehe er sich dann in Richtung der Düne wandte. Langsam sollte auch er sich zur Ruhe legen. Immerhin musste er morgen früh aufstehen. Als er sich jedoch noch einmal umdrehte, sah er etwas, was ihn innehalten und die Stirn runzeln ließ. Der Kleine hatte sich wieder im Sand niedergelassen und sah in Richtung des Meeres. Das gab es doch nicht… wenn dem Jungen etwas passierte und er der letzte war, der ihn gesehen hatte… nein, das war nicht gut. Innerlich seufzte er genervt, als er wieder zu ihm schritt. „Wieso gehst du nicht nach Hause?“ Der Junge sah perplex zu ihm auf, runzelte verwundert über seine Frage die Stirn. „Ich bin hier zuhause.“ Hier? Am Strand? Konnte doch eigentlich nicht sein… oder aber seinen Eltern gehörte eines der Häuser, die hier am Strand standen. Vielleicht wussten die ja nicht einmal, dass ihr Junge weg war. Er selbst hatte sich auch schon öfter heraus geschlichen. „Wo sind deine Eltern?“ „Sie sind tot.“ Juan schluckte schwer, ließ sich nun wieder neben dem Jungen nieder. So etwas… hatte er nicht erwartet. Obwohl es wohl fast offensichtlich sein sollte. Vielleicht wollte er es auch nur nicht sehen. Er wusste es nicht genau. „Sie sind beide auf einer Kreuzfahrt ertrunken“, erklärte er ihm und strich über sein Pokémon, welches entspannt die Augen geschlossen hatte. „Wenn ich im Meer bin, habe ich das Gefühl ihnen näher zu sein. Viele Menschen meinen, dass ich eigentlich Angst vor dem Wasser haben müsste.“ Damit hatte er auch gerechnet. Aber die Erklärung des Jungen… irgendwie konnte er sie nachvollziehen. Auf eine komische Art und Weise. Sowieso war Wallace anders als die anderen Kinder, die er kennengelernt hatte. „Hast du keine Verwandten?“ „Ich hatte eine Großmutter. Aber die ist vor ein paar Monaten gestorben.“ Sonst schien es keine Familie zu geben. Und jetzt? Das konnte er doch nicht einfach ignorieren. Na ja, er konnte schon… aber wahrscheinlich würde er sich nur schuldig fühlen. Was, wenn ihm wirklich etwas passierte? Ein Schniefen riss ihn aus seinen Gedanken. Der Junge hatte die Knie angezogen und die Arme darum geschlungen, lehnte mit der Stirn dagegen. Das Pokémon lag neben ihm im Sand, musterte ihn besorgt. Dass er weinte war offensichtlich… nicht nur das leise Schniefen, sondern auch der zitternde Körper verriet es. Er konnte mit so einer Situation doch absolut nicht umgehen. Trotzdem legte er einen Arm um ihn und zog ihn näher zu sich. Diese Einladung nahm der Kleine wohl gern an, denn er löste sich aus seiner vorherigen Position und warf sich ihm förmlich in die Arme. Es dauerte eine ganze Weile, bis er sich wieder beruhigt hatte und nun entspannt an seiner Brust gelehnt verharrte. Juan wusste nicht wie er das getan hatte, aber irgendwie schien der Junge sich jetzt besser zu fühlen. Glücklicherweise. „Kann ich mit dir mitkommen?“ Die Frage überraschte ihn komischerweise keineswegs. Eher im Gegenteil: er hatte sie schon erwartet. Nur was sollte er ihm sagen? Er konnte nicht sein Vater werden. Dafür war er nicht gemacht und überhaupt hatte er wenig Zeit. „Ich möchte Contestmeister werden. Ich könnte dein Schüler sein.“ Juan erhob sich, hielt dem Jungen die Hand hin. „Darüber können wir morgen noch sprechen. Erst einmal sollten wir uns schlafen legen“, sagte er mit einem Lächeln, als die Hand ergriffen wurde. Natürlich wusste er eigentlich jetzt schon, dass der diesen Jungen so schnell nicht mehr loswerden würde, selbst wenn er es wollte. *~*~*~*~*~* Ich muss sagen: eigentlich hatte ich das hier gar nicht geplant. Ich wollte mich eigentlich eher mit „Sunset“ beschäftigen, aber da habe ich momentan einen kleinen Hänger – Silver macht mir mal wieder Probleme und ich warte auf eine Freundin, die mir hilft. Aber ich dachte mir, bevor es überhaupt nicht weiter geht, kann ich auch das hier schon posten. Ich hoffe, dass es euch gefallen hat. Cheerios, Peedi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)