Per sempre tua - für immer dein von jennalynn (Er liebt Macht und er will sie beherrschen, wird er es schaffen?) ================================================================================ Kapitel 43: Emotionaler Zusammenbruch ------------------------------------- Hey… Ein letztes Kapitel in diesem Jahr habe ich noch für euch. Ich wünsch euch viel Spaß! ************** Ich leckte einmal über die Wunde, drehte sie dann in meinem Arm, um sie besser hochheben zu können. Mit dem Blick auf ihr müdes Gesicht, trug ich sie ins Schlafzimmer. Sie hatte vor Erschöpfung die Augen geschlossen. An der Türschwelle geriet ich kurz ins straucheln als mein Blick auf die Matratze fiel. Ohne einen längeren Gedanken daran zu verschwenden, steuerte ich das breite Bett an. Die Matratze…die würde ich noch heute entsorgen. Bella POV Die Tage zogen ins Land. Elfter Juli…ich hatte nicht aufgehört die Tage zu zählen. Zwei Monate und zwei Tage bis zu meinem Geburtstag! Zwei Tage sind vergangen seit Edward mir gestattete in seinen Büchern zu lesen. Zwei Tage, in denen ich in seinem Bett schlafen durfte, den von der Matratze war weit und breit nichts zu sehen. Zwei Tage, in denen ich ihn nur ein einziges Mal gesehen hatte. Ich verfluchte die Zahl zwei. Nichts gutes konnte ich ihr abgewinnen. Mein Geburtstag würde schrecklich werden. Ganz allein…ohne Freunde…ohne Familie…ich wusste schon jetzt das ich meine Eltern an diesem Tag schmerzlich vermissen würde. Und ich wusste, dass ich es an diesem einen Tag nichts aufhalten könnte…nicht so wie sonst! Die letzten beiden Tage plagten mich üble Selbstzweifel. Schreckliche Gedanken fingen an mich zu Boden zu drücken, mir die Luft zum Atmen zu nehmen. Ein Gefühl, wie eine Eisenhand, die sich Stück für Stück um mein Herz schloss. Ich hatte mehr Angst den Grund für diesen Schmerz zu erfahren, als vor alles andere was mir hier noch widerfahren konnte. Was wenn... Wie konnten zwei Tage nur so furchtbar lang sein? Warum ließ er sich nicht blicken? Gestern…er kam kurz um nach mir zu sehen. Er hatte wohl wieder zu viel Blut von mir genommen. Ich redete mir ein, dass ihn die Sorge getrieben hatte. Denn der Gedanken gefiel mir von allen anderen am besten. Ich hatte mich relativ gut vom vielen Blutverlust erholt. Das hatte auch er gesehen, deswegen hielt er es wohl nicht mehr für nötig vorbei zu kommen. Ich wusste nicht, wie ich das finden sollte. Erleichterung über seine Abwesenheit fühlte sich anders an. Es machte mich krank von ihm missachtet zu werden. Es machte mich krank, von ihm noch immer als Sache gesehen zu werden. Sah er denn nicht, dass ich ihn brauchte? Brauchte? Wirklich? Jetzt war es also amtlich…ich war durchgeknallt. Ich hatte ernsthafte Probleme. Ob es überhaupt noch Pillen für solch schwer geschädigte Menschen gab? Ich bezweifelte es. Vielleicht sollte ich mich doch vom Balkon stürzen. Einfach um diesen ganzen Alptraum zu entkommen. Ich würde mein Wort brechen…Edward wäre sicher ungehalten darüber…stinksauer wäre er auf mich. Seine Augen würden schwärzer als je zuvor und seine Nasenflügel würden beben wie die eines Stieres in der Arena. Er würde meinen zerquetschten Körper als rotes Tuch ansehen und wie ein gestörter darauf herum prügeln bis nur noch eine zähe, klebrige, blutige Masse übrig bleiben würde. Gut so, jetzt machte ich mir also noch Gedanken darüber wie Edward nach meinem Freitod von mir denken würde. Ging es noch Armseeliger? Was war geschehen? Ich hatte ja schon früh bemerkt, dass ich anders für ihn empfand als vielleicht angebracht gewesen wäre. Doch das was in den letzten Tagen durch meinen Körper ging, durch meinem Geist das war…das war einfach…ich wusste nicht einmal wie ich etwas derartiges beschreiben sollte. Es fing mit dieser körperlichen Nähe an. Ich wusste es…ich hatte zu Recht Angst vor diesen Schritt gehabt. Nicht Angst von ihm angefasst zu werden, den zu meiner Überraschung gefiel es mir. Irgendwie…keine Ahnung…jedenfalls konnte ich nicht bereuen ihm zu geben was er wollte. Wenn’s ihn den glücklich machte. Ja genau… Bald würde es mir wahrscheinlich noch gefallen von ihm geschlagen zu werden. Gehirnwäsche…konnte es sein, das er so etwas beherrschte? Irgendwie musste ich aufhalten was da im Anmarsch war. Die Frage war lediglich, WIE ich aufhalten sollte was mit mir geschah? Mich ihm verweigern könnte ich nicht. Nicht mehr! Es ist…berauschend von ihm berührt zu werden. Egal wo…egal wie. Meine Haut steht augenblicklich unter Strom wenn er mich berührt. Schauer jagen durch meinen Körper,…keine unangenehmen. Da ist zwar immer eine Spur Vorsicht…aber im Großen und Ganzen vertraute ich ihm. Und das wusste er…das nutzte er. Ich konnte es ihm nicht übel nehmen. Es überraschte mich nur immer wieder, wie zärtlich er sein konnte, wo er doch alle dunklen Seiten verkörperte die mir auf der Stelle einfielen. Aber sicher war… Wenn er mich zärtlich berührte, konnte ich vergessen wer wir waren! Und das war alles was ich bekommen konnte…bekommen würde. Der einzige Sinn der mir geblieben war. Gleichgestelltheit! Nur für den Augenblick… Denn…ist Freiheit nicht das, was man daraus macht? Und wieder wollte ich mich schlagen. Ein winzig kleiner Gedanke an meine Eltern…ein riesiger an Edward. Wie konnte er es schaffen, sich über meine Eltern zu stellen? Wie konnte ich mehr schmerz bei seiner Abwesenheit empfinden, als bei dem Verlust meiner geliebten Eltern? Zwei Menschen, die mir das Leben schenkten, mich großzogen und dabei verdammt gute Arbeit leisteten. Die immer da waren…die alles mit mir gemeinsam durchstanden…mir selbst in absoluten Tiefpunktzeiten halt boten. Wie konnte ich diese wunderbaren Menschen vergessen, während ich mich nach dem Grauen in Person sehnte? Seufzend schloss ich das Buch und blickte in den blauen Himmel. Ich hatte längst vergessen was in den letzten Seiten geschrieben stand. Nicht einmal an den Buchtitel konnte ich mich erinnern. Ich sah mir den Einband an…ah, genau von Weckherlin, Oden und Gesänge. Wie sollte man sich bei diesem Gefühlswirrwarr mit Gedichten aus der Barockzeit auseinandersetzen? Da könnte ich ja gleich versuchen die Bibel auf Hebräisch zu lesen. Ich beschloss meine geistige Weiterentwicklung für heute ruhen zu lassen. Den Kopf ans Geländer des kleinen Rundbalkons lehnend, schloss ich die Augen und ließ mir die Sonne aufs Gemüt scheinen. Das Treiben der Vampire unter mir hatte ich relativ schnell zu ignorieren gelernt. Ich wusste, sie sahen mich gestochen scharf. Es interessierte mich nur halbherzig. Mit solch unnötigen Gedanken wollte ich mich nicht auch noch belasten. Lieber genoss ich die neue Freiheit die mir geschenkt wurde. ____________ Es war ein Tumult im Hof der mich weckte. Einschlafen in der Nachmittagssonne gehörte nicht unbedingt zu den Dingen, die unverzichtbar im Leben eines jeden Menschen waren. Brummend griff ich mir an den Kopf. Ich war überhitzt…schwitzte und dazu gesellten sich üble Kopfschmerzen. Ein Hitzestich…ja, das fehlte mir noch. Meine gewonnen Freiheit wäre genauso schnell dahin, wie sie gekommen war. Was war das den für ein Lärm? Mit zusammengekniffenen Augen zog ich mich am Geländer hoch. Dabei rutschte mir das Buch vom Schoß. Ich würde es später wegräumen! Wenn dieser belastende Schwindel vorbei war. Ein Glas kaltes Wasser wäre jetzt angebracht. Doch selbst aus der Leitung kam es nur noch lauwarm. Ein verdammt heißer Sommer, obwohl der Start wechselhaft gewesen war. Stehend,… mit geschlossenen Augen… massierte ich mir kurz die Schläfen, bis mich plötzliches Geschrei bis aufs Mark abkühlte. Augenblicklich riss ich die Augen auf, beugte den Oberkörper über die Eisenstangen und sah hinunter. Ein Fehler, wie sich schnell herausstellte. Das erste was mir ins Auge stach, war ein großer Laster mit verplantem Hänger. Vampire in ihren gewohnten schwarzen Umhängen die sich um diesen platziert hatten und…Menschen. Viele Menschen! Menschen in einem desolaten Zustand. Das konnte ich selbst durch die Entfernung hinweg deutlich beurteilen. Menschen, die nach und nach aus dem Hänger gezogen wurden. Menschen die aus Leibeskräften schrien und weinten. Laute, die sich in mein Gehirn brannten. Meine Augen füllten sich sofort mit lästigen Tränen. Ein Déjà-vu Gefühl stieg mir sauer im Magen auf. Diese Scene erinnerte mich an meine Ankunft. Ich wusste, es wäre besser hinein zu gehen. Um meinen eh schon angekratzten Seelenfrieden nicht noch weiter zu belasten sollte ich nicht beobachten was sich unter mir abspielte. Aber ich konnte nicht wegsehen…es war…wie bei einem Verkehrsunfall. Man fürchtet sich davor Verletzte, Blut, wenn nicht sogar Tote zu sehen und möchte am liebsten ganz schnell weg, dennoch hält man regelrecht nach Opfern Ausschau. Eine Reaktion des Unterbewusstseins und genau dieses ist es, was all diese Erlebnisse bis auf Teufel komm raus abspeichert um sie uns nie wieder vergessen zu lassen. Ich umarmte mich selbst mit beiden Armen, als ich geschockt dabei zusah wie immer mehr Menschen den Hänger verließen. Tränen rannen über meine Wange und leise Schluchzer schüttelten mich. Ich konnte fühlen was sie fühlten. Die tiefe Verzweiflung all dieser unschuldigen war greifbar. Selbst von hier oben, fühlte ich mich ihnen verbunden. Ich wusste, ihnen kam die gleiche Erkenntnis wie damals mir, als ich das imposante Bauwerk das erste Mal aus der Nähe sah. Sie wusste, dass dies hier ihr Ende war und sie wollten partout nicht akzeptieren. Zu gut erinnerte ich mich an diesen einen Moment zurück. Ich suchte in meinem Hirn erst gar nicht nach einer Erklärung für ihre Ankunft. Es war klar warum sie hier waren. Sie wurden aus dem gleichen Grund wie ich hier her geschafft. Als Nahrung! Wie eine Viehherde wurden sie in einem Kreis in Schach gehalten. Einige mutige legten sich mit den Monstern an und wurden gnadenlos zurück in die Menge gestoßen. Gelächter übertönte teilweise die herzzerreißenden Schreie der Frauen und Männer…der…der…ich schluckte, der KINDER! Mein Mund öffnete sich selbst für einen Schrei, als ich die kleinen Vertreter meiner Rasse im Gedränge ausmachte. Das…das konnte unmöglich deren ernst sein. Es waren nicht viele…aber es waren ZU viele. Sie hatten dort unten nichts verloren. Meine Augen hafteten sich wie paralysiert an die Kinder. Nachdem auch der letzte Mann den Hänger verlassen hatte, konnte ich genau neun von ihnen ausmachen. Neun unschuldige Seelen, dazu verdammt als Vampirfutter zu enden. Sie klammerten sich an Erwachsene, versteckten ihre Gesichter…machten sich kleiner als sie eh schon waren. Sie wirkten so elendig verloren, das es mir das Herz herausriss. Sie zu sehen war zu viel des guten. Ich wusste, diese Vampire machten sich nichts aus Menschen. Sie liebten es zu Töten…liebten es genauso sehr, wie wir es liebten zu Essen. Aber Kinder… Meine Vorstellung ging niemals so weit. Selbst etwas so abscheuliches hatte ich diesen Ausgeburten der Hölle nicht zugetraut. Mit einem Schlag wurde ich eines besseren belehrt. Wer etwas so reines tötet, konnte keine Seele mehr besitzen. Seelenlose Monster…nicht mehr und nicht weniger. Ich umklammerte mich selbst sosehr, das mir die Luft wegblieb. Warum taten sie so etwas? Warum ausgerechnet Kinder? Von ihnen konnten sie doch unmöglich satt werden. War es…einfach der Freude halber? Oder waren auch diese kleinen Wesen zur falschen Zeit am falschen Ort, wie Edward es gerne abtat? Das Schicksal dieser Kinder belastete mich mehr als mein eigenes. Habe ich mich doch bereits damit abgefunden aber diese kleinen Seelen, diese unschuldigen Geschöpfe hier zu sehen…ihren letzten Gang zu kennen setzte mir zu. Sie hatten noch gar nicht gelebt! Hatten das Leben bisher nur als Spiel erlebt das ihnen viele Möglichkeiten zum toben und lachen bot. Und…Möglichkeiten für eine glückliche Zukunft. Ich war zu naiv gewesen. Als sie uns entführten, hätte mir spätestens ab den Tag wo ich wusste mit was ich es zu tun hatte klar sein sollen, dass diese Monster vor nichts halt machten. Denn, genau betrachtet waren auch wir Kinder gewesen. Sechzehn…gerade auf dem Sprung zum erwachsen werden. Aber anders als die Kinder unter meinen Füßen, fingen wir an das Leben aus anderen Augen zu sehen. Aus den Augen heranwachsender. Wir sahen die Tücken, bekamen Leid mit und machten uns Gedanken über das was in der Welt geschah. Waren bereits dabei zu reifen um unseren Platz auf der Erde zu finden. Die Unbeschwertheit fiel allmählich von uns ab. Eine Unbeschwertheit, die diesen Kindern noch lange gegönnt sein sollte. Sollte…ich schluchzte erneut, dieses Mal lauter. War es nicht immer so…das einen das Leid eines Kindes mehr zusetzt, als das Leid erwachsener? Schaust du Nachrichten und hörst von einem verunglückten Mann…einer verunglückten Frau…von Entführungen, Brände, morde…solange keine Kinder mit im Spiel sind ist es einfach nur schrecklich anzuhören. Sobald der Name eines Kindes fällt, vielleicht ein Foto eingeblendet wird, bekommt die ganze Schlagzeile eine andere Bedeutung und man fängt an mitzuleiden, fängt an sich Gedanken zu machen. Die Tür hinter mir wurde aufgerissen und erschrocken wirbelte ich herum. Es sah nicht aus, als wäre er absichtlich so laut gewesen, denn sein Gesicht klebte in einem Schnellhefter. Aber nicht lange, er realisierte schnell das etwas nicht stimmte. Wahrscheinlich roch er die Tränen…oder auch die…die Angst. Denn Gott ja…er machte mir Angst. Obwohl nein, er machte mich sauer. Plötzlich fühlte ich eine Abneigung gegen ihn, die ich nicht einmal am Tag meiner Ankunft gespürt hatte. Das Wissen, das er zuließ was da im Hof passierte machte mich wütend. Am liebsten würde ich ihn mitten ins Gesicht spucken. Ich zitterte…vielleicht vor Traurigkeit, vielleicht auch vor Wut. Wie konnte er so etwas mit seinem Gewissen vereinbaren? Erst vor 10 Minuten war ich noch fest davon überzeugt, dass er so etwas besaß. Ein Gewissen! Wie dumm ich doch gewesen war. Er war der Satan…wieso sollte ausgerechnet ER, ein Gewissen haben? Und noch schlimmer war die Erkenntnis, dass er vielleicht für das verantwortlich war was unter mir geschah. Wenn er und seine Geschwister hier das Sagen hatten. Nicht nur hier am Hof, auch in diesem Land und noch weit darüber hinaus, war es nicht so abwegig zu vermuten, dass er diese `Lieferrung´ in Auftrag gegeben hat. Himmel ich hasste ihn dafür…jawohl, endlich konnte ich so etwas wie Hass für in empfinden und dieses Gefühl tat unglaublich gut. Wahrscheinlich spürte er meine Stimmung, denn eine wohlgeformte Augenbraue sprang in die Höhe. Ich starrte ihn einfach nur an, während unter mir die Hölle ausbrach. Das Geschrei wurde beinahe Ohrenbetäubend laut. Ich musste nicht hinuntersehen um zu wissen, dass man sie gerade ins Gebäude schaffte. Ich wollte auch nicht mehr hinunter sehen. Ich konnte es ja doch nicht verhindern. Laut seufzend…übertrieben laut… kam er auf mich zu, warf dabei seinen Hefter auf den Tisch ohne mich aus den Augen zu lassen. „Du hättest es nicht mit ansehen sollen.“ War sein grandioser Kommentar zu all der scheiße. Ich schnaubte verachtend und seine Stirn runzelte sich. Ja, tu noch so als könntest du meine Reaktion nicht verstehen, Arschloch. Verdammt ja…ich war wütend. Und das erste Mal wünschte ich mir, er könnte meine Gedanken lesen. Erst vor wenigen Minuten hatte ich mich nach ihm gesehnt, jetzt verfluchte ich sein Auftreten. Er solle lieber verschwinden. Vielleicht wäre das ungefährlicher für mich…denn im Moment hatte ich wahrlich mit meinem Temperament zu kämpfen. Das nur wenige Meter entfernt von mir, gleich diese Kinder abgeschlachtet werden sollten…zusammen mit all den anderen Menschen das… Plötzlich fühlte ich mich schwach. Vielleicht tat die Hitze auch ihren Rest, denn meine gerade aufgeraffte und stolze Körperhaltung fiel in sich zusammen und jämmerlich weinend, klammerte ich mich an meinem Oberkörper fest. Sie würden sie alle Töten… Eine Hand zog mich sanft aber dennoch bestimmend in den Raum. Ich leistete keine Widerwehr. Auch nicht, als er mich in seine Arme schloss. Warum auch immer er es tat, ich wusste es nicht. Warum auch immer ich es zuließ, auch das wusste ich nicht. Auch er würde gleich töten. Vielleicht sogar eines der Kinder…alle. Wo war der Hass der gerade noch durch meine Adern schäumte? Alles was jetzt in mir vorging, war tiefe Verzweiflung und Traurigkeit. Und willkommen nahm ich den Trost, den er mir spendete. Ausgerechnet ER… Wie ich es in meinem Kopf auch drehte und wendete. Fakten ließen sich nicht abstreiten. Und Fakt war, das ich hier in ein Leben geraten war, das fern ab jeglicher Realität war. Fakt war, dass ich in meinem eigenen Leben bis auf wenige Dinge eingeschränkt war. Fakt war, das diese Kreaturen Menschen töteten. Fakt war, das dieser schöne und zugleich gefährliche Mann eines der grausamsten Wesen, selbst unter seines gleichen war. Und Fakt war auch…das mir seine Nähe,… abgesehen von dem emotionalen Chaos gerade eben…ungemein gut tat. Und der für mich schwierigste Fakt war…das ich hinnehmen musste, was hier am Hof für Sitten walten um mein eigenes Leben aufrecht zu erhalten. Nach all dem, was ich gerade gesehen hatte, genoss ich es von ihm gehalten zu werden. Wo wir eindeutig wieder an meinem geistigen Verfall ankoppeln konnten. Ich war durch und durch krank im Kopf. Warum hatte ich ihn erst verwünscht, wenn ich doch jetzt seine Nähe genoss? Sekunden zwischen emotionalen Hoch und Tiefpunkten…lange würde ich diese Masse an Gefühlen nicht mehr durchhalten! Ich war zu schwach um mich weiter mit ihnen auseinander zu setzen. Vielleicht sollte ich endlich endgültig klein bei geben. Mich ihm einfach anbieten und willig sein, so wie er es sich wünscht. Dann würde er sicher bald seinen Spaß an mir verlieren und das tun, was er mir schon so oft angedroht hatte zu tun. Auch wenn ich Angst davor hatte, so war sicher alles besser als die seelische Folter der ich hier unterzogen wurde. Und wenn…dann würde ich so oder so wollen das er es ist der es tut. Vielleicht würde er mich beißen, von mir trinken bis mein Herz aufhört zu schlagen. Vielleicht würde er mir auch in einem Moment, den ich unmöglich würde kommen sehen, das Genick brechen. Kurz und schmerzlos! Auch wenn ich immer wieder neue Fassetten an ihm kennenlernen musste, so vertraute ich darauf, dass er mich nicht lange quälen würde. Nicht mehr…dafür hatten wir zu viele emotionale Momente mit einander erlebt. Oder? „Du belastest deinen Kopf wieder mit Dingen, die unnötig sind.“ Manchmal hatte ich das Gefühl, als könnte er doch meine Gedanken lesen. Er drückte mich an den Schultern weg. Ich ließ den Kopf hängen, während ich geräuschvoll die Nase hochzog. Mir war schwindlig und die Kopfschmerzen hatten ebenfalls zugenommen. Dazu brannten mir jetzt die Augen vom vielen weinen. „Schau mich an, Isabella.“ Auch das tat ich widerstandslos. Er musterte mich einen Moment und ich versank in sein sattes Rot. Er müsste noch nicht trinken. Mein Blut schien ihm noch immer zu genügen. Also warum dann all diese Menschen? Dass es hier auch noch andere Vampire gab, ignorierte ich geschickt. Für mich waren alle anderen unwichtig. Abgesehen von diesem Emmett vielleicht. Aber sonst kamen doch auch keine Laster mit Menschen. Jedenfalls hatte ich noch keine gesehen. Warum also, taten sie es überhaupt gelegentlich? „Dort,…dort waren Ki…Kinder mit dabei“, schluchzte ich leise, ehe ich erneut in Tränen ausbrach. Er wartete ab bis ich mich wieder beruhigt hatte. Währenddessen, hielt er mich an meinen bebenden Schultern aufrecht. „Ich weiß“, sagte er als er sich sicher sein konnte das ich wieder zuhörte. Verständnislos sah ich auf. Mit einem Schuss Vorwurf und Verachtung im Blick. Er schüttelte seufzend den Kopf. „So spielt das Leben.“ Allein für diesen Kommentar wollte ich ihn Schlagen. Mein Gesichtsausdruck ließ ihn einlenken. „Das dort Kinder mit dabei waren, belastet dich so sehr?“ „Natürlich…es sind Kinder, verdammt nochmal. Sie haben noch alles vor sich. Es ist…so grausam. Warum müsst ihr ausgerechnet Kinder töten?“ „Was ist mit den anderen Menschen, sind die dir völlig egal?“ Er klang ehrlich interessiert. Das mich dieses Gespräch zutiefst belastete, schien er nicht zu registrieren. „Natürlich nicht…“, hauchte ich schwach. „…ich weiß das eure Rasse, meine Rasse tötet. Es so vorgeführt zu bekommen ist schrecklich, aber es ist nichts, was ich nicht schon vorher wusste. Aber das ihr euch selbst an Kinder vergreift das ist…ich kann das nicht verstehen, nicht nachvollziehen. Ihr müsst doch wenigstens einen kleinen hauch Gewissen haben, wenn ihr etwas so unschuldiges tötet.“ Während ich angestrengt diese Rede zu Ende brachte, lauschte er ruhig meinen Worten. Doch die erhoffte Einsicht leuchtete nicht hinter seinen Iriden. „Hast du schon einmal ein Spanferkel gegessen, Isabella? Oder eine Lammkeule?“ „Wie bitte?“ Ich war fassungslos. Was hatte das eine mit dem anderen zu tun? „Antworte“, befahl er. „Ich…nun, ja…meine Mutter hatte zu den Wochenenden oft Lamm aufgetischt.“ Sein linker Mundwinkel zuckte. „Hattest du einen Hauch schlechtes Gewissen, als du mit Genuss ins Fleisch gebissen hast?“ Ich öffnete meinen Mund…schloss ihn aber gleich wieder. Wir hatten schon einmal ein ähnliches Gespräch. Und wenn man es aus seiner Sicht betrachtet, dann hatte er recht mit dem was er sagte. Lämmer waren eben auch Kinder. Es war schwer für mich den Zusammenhang zu begreifen. Für mich war ein Lamm ein Tier. Weniger Wert! Was sich um Gottes Willen nicht abfällig anhören soll aber so war es doch…oder? Sie waren unsere Nahrungsquelle und so wirklich machte man sich keine Gedanken darüber. Tja und wir…wir waren die Nahrungsquelle der Vampire. Unsere Kinder,… waren ihre Lämmer! Wir waren also keinen Deut besser. Schon wieder hatte er mich davon überzeugt. Und doch machte es die Sache nicht leichter für mich. In ein Lamm konnte ich mich nicht hineinversetzen…in diese Kinder schon und ich wusste, dass sie schreckliche Angst haben mussten. Geschlagen senkte ich den Kopf. Er hob schon bald darauf mein Kinn mit dem Zeigefinger an. Ich hielt seinem Blick stand, auch wenn meine Augen und vor allem mein Kopf protestierten. Eine kalte Dusche, das wollte ich jetzt und anschließend schlafen. Lange schlafen…am liebsten nie wieder aufwachen. Alles, was mich diesen Tag vergessen lässt. Das diese Menschen…diese Kinder heute ihr Ende in diesen Mauern finden war eine Tatsache, die nicht so leicht zu schlucken war. Ich fühlte mich hilflos und allein. „Wirst du mit dem zurechtkommen, was du eben gesehen hast?“ Wenn ich nein sage, würde er mich töten? „Ja“, hauchte ich wenig überzeugend. Er seufzte wieder, ließ mich dann aber los. Ich taumelte einen Schritt hinüber zum Stuhl, um mich auf diesen fallen zu lassen. Egal ob ich durfte oder nicht. Ich musste mich setzen. Er sagte nichts…er ging lediglich hinüber zum Fenster, trat auf den Balkon, nahm sich das Buch, brachte es zurück an seinen Platz und schloss hinterher das Fenster. „Du solltest dich hinlegen. Du warst zu lang in der Sonne, dein Gesicht ist ganz rot. Auf deinen Armen zeichnet sich ein Sonnenbrand ab. Ich werde dir demnächst Sonnencreme besorgen.“ Wie konnte er nach dem was ich gesehen hatte, einfach zur Tagesordnung übergehen als wäre nichts gewesen? Was interessierte mich ein Sonnenbrand? Im Erdgeschoss dieses Gefängnisses warten viele Menschen auf ihren Tod. „Gut“, antwortete ich leise. „Wir erwarten Morgen Besuch…“, begann er plötzlich. Ich blickte auf. Denn er hörte sich nicht erfreut an. Er sah aus dem Fenster während er weitersprach. „Ich verbiete es dir morgen das Fenster zu öffnen, geschweige denn auf den Balkon zu treten.“ Er sah zu mir und wartete auf eine Antwort. „Gut“, sagte ich wieder. „Es ist wichtig, Isabella. Hast du mir überhaupt zugehört?“ „Was?“ Lieber Himmel, warum ließ er mich nicht einfach allein? Ich wollte in Selbstmitleid versinken. Ich wollte beten, nicht für mich…für die unschuldigen Kinderseelen. Ich wollte trauern um besser verarbeiten zu können. Er trat näher, griff nach meinem Kinn und zwang mich somit ihn direkt in die Augen zu sehen. „Du wirst morgen hier drinnen bleiben. Der Besuch…er ist nicht erwünscht. Ich habe keine Ahnung wie der Tag morgen laufen wird. Ich weiß nur, dass es sicherer für dich ist hinter der Glasscheibe zu weilen. Hast du mich verstanden?“ Aua… er drückte zu sehr zu. Mir liefen erneut Tränen aus den Augen. Sofort minderte er seine Kraft. „Verstanden“, schaffte ich gerade so zu sagen. Er ließ mich los, nahm sich seinen Hefter und lief Richtung Tür. Einfach so…ohne weiter auf mich einzugehen. Er überließ mich einfach mich selbst. Und was das schlimmste daran war,…er dachte sich nichts dabei. „My Lord?“ „Mhhhh“, brummte er mit der Türklinke in der Hand. „Sind diese Menschen für…für Morgen? Für euren Besuch?“ „Unter anderem.“ Er klang geschäftsmäßig. Mit dem Blick auf die Blätter. Ich straffte die Schultern. „Und wo werden sie die Nacht verbringen?“ Er sah auf…ein bösartiges Grinsen auf den Lippen. Mir wich augenblicklich jegliche Farbe aus dem Gesicht. Selbst der Sonnenbrand durfte damit abgekühlt sein. Und ich wusste, ich wollte die Antwort nicht mehr hören. Er nickte nach meinem Gesichtsausdruck und verschwand ohne ein weiteres Wort durch die Tür. Nicht nur genug das diese Menschen, vor allem die Kinder unter grausamen und schmerzhaften Umständen sterben würden. Nein…sie mussten noch mehrere Stunden mit dieser Ungewissheit und Angst ausharren. Wahrscheinlich irgendwo eingesperrt wie…wie Tiere. Mein Magen drehte sich um. Fluchtartig hetzte ich auf die Toilette um mich geräuschvoll zu übergeben. ************ Und das war es schon wieder von mir. Kommt alle gut ins NEUE JAHR!!!!!!! Alex Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)