Blue Diamond von Edphonse15 (Die Urversion!) ================================================================================ Kapitel 9: (2-4) Die Eröffnung ------------------------------ (2-4) Die Eröffnung   Nach etwa einem halben Jahr war es endlich soweit. Alle Verträge waren unter Dach und Fach, die Renovierung gerade beendet und auch die ersten Mitarbeiter waren gefunden. Nun stand der Eröffnung des Blue Diamond nichts mehr im Wege. „Gott, bin ich nervös“, murmelte Sôsuke, vor dem Tresen stehend. „Der Start in ein neues Leben.“ So aufgeregt war er in seinem sechsundzwanzig Jährigem Leben noch nicht gewesen. „Nur die Ruhe, Sôsuke. Wird schon alles gut gehen.“ Tamanosuke klopfte seinem Freund auf die Schulter und sah ihn zuversichtlich an. „Du hast alles für diesen Laden getan. Es kann eigentlich gar nicht schief gehen.“ „Genau! Also Kopf hoch, Brust raus und ran an die Front!“, kam es von Keisuke, welcher hinter der Bar – die direkt am Tresen angrenzte – auf erste Gäste wartete. „Ich bin mir aber unsicher, ob das mit dir hinter der Bar klappt...“ „Ihr wisst doch aber, dass ich meinen Alkoholkonsum bereits deutlich minimiert hab!“, rechtfertigte sich Kei, ein wenig beleidigt. „Sicher Kei, aber man weiß ja nie“, bemerkte Tama und trat nun ebenfalls hinter den Tresen. „Hey! Ihr seid gemein! Traut ihr mir denn gar nicht?!“ Kei fühlte sich hintergangen. Wie konnten seine besten Freunde nur so etwas sagen? „Ach komm. Das war doch nicht böse gemeint. Natürlich vertrauen wir dir, aber Kontrolle ist manchmal eben doch besser.“ Sôsuke lachte kurz auf und sah sich suchend um. „Pah“, entgegnete der Dunkelblonde nur und widmete sich schließlich der Bestandsliste. „Wo ist eigentlich Akira?“, fragte Sôsuke und trat einen Schritt vor. „Der wird oben sein, schätze ich. Er wollte noch ein paar Akten durchgehen“, antwortete ihm Tama und lächelte. Akira, der Vierte im Bunde hatte sich dazu entschieden, Sôsuke und dem Blue Diamond damit zu helfen, in dem er sich dem Steuerfach widmete. So hatte er auch sein Studium gerade abgeschlossen. „Na gut. Dann seh ich später mal nach ihm.“ „Eine halbe Stunde noch“, bemerkte Tama, als dieser auf die Uhr blickte und stellte drei Gläser Sekt auf den Tresen. „Auf einen erfolgreichen Start!“ „Kanpai!“   „Chef! Wir wären soweit.“ Sôsuke atmete tief durch und sah noch einmal zu jedem Mitarbeiter. „Tamanosuke, Keisuke, Akira, Etô-san, Kudô-san. Ich danke euch, dass ihr heute hier seid und hoffe, dass wir lange zusammen arbeiten können. Auf eine erfolgreiche Zukunft!“ Alle nickte zustimmend, ehe sie sich an ihre Plätze begaben. Tama zur Rezeption, Kei hinter die Bar, Akira ging zurück ins Büro, Usagi Etô begab sich in den Beraterraum, in welchen man durch eine Tür und in den anliegenden Raum gelangte, und Michiko Kudô gesellte sich zu Sôsuke. Dieser stand neben dem kleinen Bartisch nahe der Bar, auf welchem zahlreiche Sektgläser bereit standen. Die Uhr zeigte, dass es nun 16°° Uhr war. Ein wenig nervös öffnete der Schwarzhaarige die Eingangstür. Zu seiner Überraschung warteten bereits schon ein paar Leute vor dem Eingang. „Meine Damen und Herren. Ich heiße Sie alle im Blue Diamond willkommen.“ Enthusiastisch war Sôsuke vorgetreten und lächelte die Gäste freundlich an. „Bitte, treten Sie doch ein, genehmigen Sie sich ein Glas Sekt und lassen Sie das Ambiente auf sich wirken.“   Die ersten Gäste traten ein und sahen sich um. Zu ihrer Rechten befand sich eine kleine Sitzgruppe, bestehend aus einer schwarzen, dreiteiligen Ledercouch, zwei Sesseln sowie einem runden Glastisch. Dahinter standen zwei ovale Tische, deren massive Sockel rundum mit ausgeleuchteten, Plexiglaskacheln verkleidet waren. Auch der Tresen auf der linken Seite wurde mit diesen Kacheln geschmückt. Sie leuchteten abwechselnd Blau und Silber. Die Theke selbst reichte von der hinteren Wand bis nach vorn zur Treppe, wobei noch etwa ein Meter Abstand zu dieser bestand. Wellenförmig war sie geschnitten und in zwei Bereiche eingeteilt. Der vordere Bereich, nahe der Treppe, war für die Information und Rezeption vorgesehen, während der hintere Teil für die Bar eingeteilt worden ist. Ein Aquarium hatte man in die lange Wand am Ende des Raumes eingelassen. Es wirkte beruhigend und teilte den Raum auf diese Weise eleganter, als mit einer offenen Durchreiche. Unterhalb des Aquariums wurde ein Weinregal angebracht, in welchem schon ein paar Flaschen gelagert wurden. Nachdem jeder mit einem Glas Sekt versorgt war, führten Sôsuke und Usagi die ersten Gäste an die Information, während sich die weitere Kundschaft zur Bar begab. „Guten Tag meine Damen. Wir heißen Sie herzlich Willkommen. Mein Name ist Tamanosuke Michida. Was kann ich für Sie tun?“, begrüßte Tama die Damen mittleren Alters. Eine von ihnen, wohl vierzig Jahre alt, trat vor. „Guten Tag. Ich wüsste gerne, was Sie uns hier anbieten.“ „Das erkläre ich Ihnen doch gerne.“ Der Rothaarige machte eine kurze Pause und legte ein paar Broschüren auf den Tresen. Diese reichte er anschließend den sechs Damen vor sich. „In unserem Etablissement können sie ganz frei reden. Wir haben extra hierfür einen Raum vorbereitet. In diesem wartet unser Betreuer Etô-san. Sie können ihm alles erzählen und niemand weiteres wird je davon erfahren. Etô-san ist auch kein Psychologe, sollten Sie das annehmen.“ „Und er sagt nichts weiter?“, kam es skeptisch von einer Frau an die Dreißig. „Natürlich nicht. Wir verpflichten uns Ihnen gegenüber. Kein Wort wird aus diesen Raum gelangen. Ich kann verstehen, wenn Sie zweifeln, aber es wird auch niemand zum reden gezwungen.“ Eine Frau, schon etwas älter, trat vor und lächelte Tamanosuke freundlich an. „Ich möchte es einmal versuchen.“ Tama verbeugte sich leicht, ehe er ein Blatt Papier auf den Tresen legte. „Darf ich Sie nur kurz um Ihren Namen bitten?“ „Aber gerne doch.“ Sie nahm den Stift, den Tamanosuke ihr reichte und setzte ihren Namen in die erste Zeile. „Und nun?“ „Folgen Sie mir bitte.“ Der Rothaarige führte die Kundin an der Treppe vorbei zu einer hölzernen Tür. Etwas versteckt lag sie direkt hinter der Treppe. Er klopfte an und ein „Herein“ drang an ihr Ohr. Tamanosuke öffnete die Türe und führe die Dame in das Zimmer. Da der Raum relativ lang war, wurde die Einrichtung dementsprechend angepasst. So fand man ein längliches Landschaftsbild auf der Wandseite, wohingegen eine lange Kommode aus Zwetschgenholz sich unter den Fenstern erstreckte. Am hinteren Ende war eine Eckcouch aus dunklem Leder mit dazugehörigem Sessel. Außerdem fand auch ein kleiner Tisch dort platz. Die Wände hatte man in einem dunklem Rot gestrichen und auch der Teppich hatte eine ganz ähnliche Farbe. Trotz dessen aber war der Raum gut beleuchtet. Zusätzliche kleine Wandleuchten an den Ecken sorgten ihrerseits für Licht und Atmosphäre. „Hallo und herzlich Willkommen im Blue Diamond“, begrüßte Usagi Tamanosuke's Begleitung. Er war vom Sofa aufgestanden und mit einem breiten Lächeln nähergekommen. „Ich bin Usagi Etô. Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen. Mit wem habe ich das Vergnügen?“ Sein fiel auf die Frau, welche einen Kopf kleiner war als er selbst. „Guten Tag, Harukaze mein Name.“ „Na, dann lasse ich euch mal allein“, unterbrach Tama die beiden und schloss die Tür nach einer verabschiedenden Verbeugung.   Nervös blickte Sôsuke zur Tür. Die Gäste waren inzwischen alle bewirtet und hatten sich im Raum verteilt. Die meisten unterhielten sich angeregt. Michiko hatte in einer kleinen Runde eingespannt. Bisher war nur Positives ausgesprochen worden, doch fühlte sich der Schwarzhaarige immer noch etwas unbehaglich. „Nur die Ruhe. Wird schon werden.“ Keisuke hatte sich nun zu Sôsuke dazugesellt und ihm diese aufmunternden Worte entgegengebracht. „Hier. Trink 'nen Schluck, dann geht’s dir besser.“ In seiner Hand hielt Kei einen klaren Drink, mit blau eingefärbten Eiswürfeln und einem Papierschirmchen darin. „Probier' mal! Den haben Tama und ich gemixt.“ Sôsuke nahm das Glas entgegen und nippte an dem Getränk. „Nicht schlecht. Was ist da drin?“ „Sagen wir, es ist eine Art von Caipirinha, nur mit Litschi statt Limone. Die Eiswürfel sind mit blauer Lebensmittelfarbe eingefärbt, also unschädlich.“ „Die leichte Süße passt wirklich gut und die Eiswürfel geben einen tollen Effekt.“ Sôsuke war davon überzeugt, dass sich dieser Drink als Hausdrink eignen würde. „Mach mal noch ein paar Gläser. Die können wir gleich probeweise verteilen.“ Wie ihm geheißen, füllte Kei das neue Getränk in einige Cocktailgläser, gab je drei Eiswürfel hinzu und dekorierte das ganze mit je einem Schirmchen. Die befüllten Gläser stellte der Dunkelblonde schließlich auf ein rundes Tablett. „Hier, bitte“, meinte er noch und lächelte. „Danke Kei.“ Jetzt galt es, das Tablett unbescholten zu den Gästen zu tragen. Hierfür hatte Sôsuke extra einen Schnupperkurs besucht – nur um darauf vorbereitet zu sein. Zwar war der Schwarzhaarige nicht direkt fürs Bedienen zuständig, doch wollte er für den Fall der Fälle gerüstet sein. Und nun zahlte es sich schon am ersten Tag aus. Mit freundlichem Lächeln trat Sôsuke an die ersten Gäste, welche sich an den Stehtischen unterhielten, heran. „Darf ich kurz unterbrechen? Ich würde Ihnen gerne diesen Drink anbieten.“ Die beiden Damen im mittleren Alter und ein älterer Herr drehten sich neugierig zu dem Schwarzhaarigen um. „Darf man fragen, was in diesem Cocktail ist?“, fragte eine der Frauen. Sie hatte sich dem jungen Mann zugewandt und lächelte aufgeschlossen. „Natürlich, werte Dame. Der Drink besteht aus Wodka, Zucker und Litschisaft. Etwa so wie ein Caipiroschka.“ Er nahm ein Glas vom Tablett und stellte es der Frau auf den Tisch. Gleich darauf reichte er auch den anderen beiden je ein Glas. Die Frau mit dunkelbraunen Haaren nahm den Drink anschließend in die Hand, legte das Schirmchen beiseite und nippte an dem Getränk. Ein Lächeln zierte daraufhin ihr Gesicht. „Der ist gut!“, brachte sie hervor und ihre Gegenüber taten es ihr gleich, indem auch sie probierten. Und auch diesen Beiden schien es zu schmecken. „Der ist wirklich gut.“ „Ja. Sehr lecker.“ Die positiven Zusprüche erleichterten Sôsuke ungemein. „Entschuldigung?“ Ein junger Mann mit schwarzen Haaren und Brille war zu der kleinen Gruppe dazugestoßen. „Darf ich den auch mal probieren?“ Er hatte den leichten Tumult wohl mitbekommen und war von der Sitzgruppe herangetreten. Hinter ihm waren auch die letzten beiden Gäste und auch Michiko zu sehen. Sôsuke servierte auch ihnen den neuen Drink und bot ihn anschließend noch den fünf Damen, die sich immer noch mit Tamanosuke unterhielten, an. „Ein Kompliment an Sie, Herr...?“, begann die Brünette und sah Sôsuke fragend an. „Kitahara. Sôsuke Kitahara“, antwortete er freundlich und wandte sich ihr zu. „Kitahara-san. Ihr Laden ist wirklich gemütlich. Es ist sehr einladend. Ich werde auf jeden Fall wiederkommen.“ „Das freut mich natürlich.“ „Das Ambiente ist wirklich toll, Kitahara-san. Haben Sie sich das ausgesucht?“, fragte der junge Mann, sich dabei umsehend. „Nun ja. Sagen wir teilweise. Meine Freunde und Kollegen, Tamanosuke Michida, Keisuke Fujii und Akira Ikehara, haben ebenso mitgewirkt. Wir wollten unserem Ziel das passende Image verpassen und mithilfe des World-Wide-Web konnten wir dieses weitestgehend erfüllen.“ Das sanfte Lächelnd und das Glänzen in seinen Augen, erstaunte die umstehenden Gäste. War Sôsuke doch noch sehr Jung. „Wissen Sie, das Blue Diamond ist ein lang gehegter Traum von mir und ich würde alles dafür tun.“ „Man sollte für seine Träume arbeiten“, kommentierte eine schwarzhaarige Frau, die die Dreißig erreicht hatte. „Ich bewundere Sie dafür.“ Sie lächelte Sôsuke herzlich an. „Vielen Dank.“ „Viel Erfolg“, wünschte sie ihm und nippte noch einmal an ihrem Glas.   „Es war mir ein Vergnügen, mit Ihnen reden zu dürfen, Harukaze-san!“ Die Tür zum Beraterraum öffnete sich und eine laute, fröhliche Stimme drang in den Raum. „Ach, Sie Charmeur! Auch mir war es eine Freude.“ Sôsuke bemerkte, dass Usagi und Harukaze wieder da waren und kam daraufhin auf sie zu. „Etô-san, Harukaze-san. Wie ist es gelaufen? Hat es Ihnen zugesagt?“ Tamanosuke hatte sein Gespräch mit den Damen unterbrochen und sich nun auch den Beiden zugewandt. „Es war unerwartet aufregend. So etwas habe ich bisher noch nicht gemacht. Aber es war wunderbar. Etô-san ist so ein netter Mann. Ich denke, ich komme auf jeden Fall wieder her.“ Die Frau strahlte übers ganze Gesicht, was die umstehenden Kunden wohl neugierig machte. „Na, das freut uns aber. Schließlich ist es unser Wunsch, dass Sie sich bei uns rundum wohl fühlen.“ „Dürfte ich als Nächste?“, fragte eine schwarzhaarige Dame und trat etwas näher an Tamanosuke heran. „Gerne doch“, antwortete dieser und drehte sich kurz zum Tresen um, auf welchem die Namensliste lag. „Tragen Sie sich bitte hier ein.“ Er überreichte der Frau das Klemmbrett mit einem zufriedenem Lächeln im Gesicht. „Mich würde das auch interessieren“, brachte der Schwarzhaarige mit Brille hervor. Er war, nach einem kurzen Gespräch mit Sôsuke und Michiko, zu der vorrangig weiblichen Gruppe gegangen und nun auch sehr interessiert an diesem ungewöhnlichen Service.   Sôsuke beobachtete das Geschehen aus dem Augenwinkel heraus. Auch Kei verfolgte den bisherigen Ablauf und gesellte sich zu seinem Freund und den Kunden dazu. „Es scheint gut anzukommen. Ganz wie erwartet.“ Der Dunkelblonde grinste zuversichtlich. „Wissen Sie“, begann er und blickte in die bunte Runde. „unser Chef hier hat bis zuletzt befürchtet, dass sein Konzept nichts wäre.“ „K-Kei!“, kam es mit leicht erhobener, geschockter Stimme vom Schwarzhaarigen. „Ist doch wahr“, neckte Keisuke seinen Freund aber weiterhin. „Nun. Ich glaube, ich hätte auch Angst gehabt“, unterbrach eine Frau mit rötlichen Haaren die beiden Männer. „So wie ich das hier einschätze, ist es etwas Neues, Einzigartiges. Und viele Menschen meiden das Neue. Es erfordert viel Mut, sich der Gesellschaft zu widersetzen und trotz aller Schwierigkeiten eben diesen ersten Schritt zu wagen. Ich finde es wirklich bemerkenswert, was Sie erreicht haben, Kitahara-san.“ Solche Worte hatten weder Sôsuke noch Keisuke erwartet, weswegen ihnen fast die Worte fehlten und nur ein leises „Vielen Dank“ die Lippen des Schwarzhaarigen verließen.   Der Abend nahm seinen Lauf und gegen 22°° Uhr war auch der letzte Gast verabschiedet. Sôsuke hatte den Herren noch zur Tür begleitet, welche er dann abschloss. Seufzend drehte er sich um und lehnte sich an eben diese Türe an. „Geschafft“, brachte er leise hervor und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Klasse Abend, würde ich sagen. Ist ja alles super gelaufen!“ Kei kam seinem Freund mit einem breiten Grinsen und einem Drink in der Hand näher. „Gut gemacht.“ „Nein. Das war nun wirklich nicht mein Verdienst“, gab er zu verstehen und nahm das ihm gereichte Getränk an. „Das haben wir im Team geschafft.“ Er wandte sich nun auch den Anderen zu, welche sich versammelt hatten. „Leute, Danke! Ohne euch wäre das alles niemals Möglich gewesen.“ „Das gilt aber auch für dich, Sôsuke-san.“ Die Anwesenden drehte sich alle nach der Stimme um, die von oben ertönte. Akira, der den Tag über im Büro gewesen war, kam von dort und gesellte sich zu der Gruppe hinzu. „Schließlich warst du es doch, der diesen Laden eröffnen wollte. Gratuliere. Du hast es geschafft!“ Er lächelte den Älteren herzlich an. Dem Schwarzhaarigen war von diesen Worten so gerührt, dass er nur verlegen Lächeln konnte. „Danke, Akira. Danke euch allen!“ Sôsuke sah in die Gesichter seiner Freunde und Mitarbeiter, ehe er allen noch einen Feierabenddrink anbot. Längst schon lagen alle im Bett, doch an Schlaf war für Sôsuke nicht zu denken. Noch immer Wiederholte er den Tagesablauf. „Hoffentlich wird es auch in Zukunft so gut laufen“, sagte er sich, schob sich die Decke über den Kopf und schloss die Augen.   Am nächsten Tag wurde die Pforte zum Blue Diamond bereits um 15°° Uhr geöffnet. Sôsuke hatte sich den täglichen Tagesablauf des Durchschnittsjapaners angesehen und nach langen Recherchen versucht, passende Öffnungszeiten zu schaffen. So war der Laden zum Beispiel am Wochenende Abends länger offen als unter der Woche. Außerdem würden die Mitarbeiter im Schichtbetrieb arbeiten, sodass jeder Einzelne nicht zu viele Überstunden machen musste. Er selbst hielt sich dabei nur selten an seine eigenen Regeln. Mit der „Ausrede“, dass er als Chef einfach noch viel zu tun hatte, konnte ihm aber auch keiner Wiedersprechen. Zum Ausgleich dafür, sorgten seine Mitbewohner dafür, dass der Schwarzhaarige genug aß und schlief. Nervös wie am ersten Tag wartete Sôsuke auf die Kundschaft. Doch schien die heute auszubleiben. Vier Personen, darunter ein gestriger Kunde, hatten bisher den Laden betreten. „Mach dir mal keinen Kopf.“ Tama war an den Anderen herangetreten und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. „Wir müssen einfach etwas Werbung machen. Schließlich ist das hier nicht die Innenstadt.“ „... Meinst du?“ Man sah ihm an, dass er Zweifel hatte. „Ja. Ich werde Morgen noch ein paar Flyer verteilen, wenn ich einkaufen gehe. Es ist nur Frage der Zeit.“ „Okay...“, gab Sôsuke zögerlich zu verstehen. „Ich schau mal schnell nach Akira. Wenn was ist, hol mich einfach.“ „Ja.“   „Akira? Alles klar bei dir?“ Der Angesprochene drehte sich um und erblickte den nervös drein sehenden Sôsuke. „Sicher. … Ist etwas passiert? Kommt ja nicht oft vor, dass du rauf kommst.“ Der Ältere staunte, wie sich sein freund seit Schultagen verändert hatte. Wenn er an die Zeit an der Oberschule zurückdachte, als er den Blonden das erste Mal getroffen hatte, war es, als stünde jemand ganz anderes vor ihm. „Du hast dich wirklich verändert“, nuschelte der Schwarzhaarige und schmunzelte. Akira sah sein Gegenüber daraufhin mit großen Augen an. „...Ja. Und das habe ich vor allem dir zu verdanken, Sôsuke-san.“ Er lächelte. „Meinst du?“, konnte Sôsuke nur fragen. „Aber eigentlich war es dein eigener Wille.“ „Nun ja“, murmelte der Blonde verlegen und senkte seinen Kopf. „Aber... sag mal...“, begann er schließlich und sah den Anderen fragend an. „Warum bist du nun hier? Gibt es unten nichts zu tun?“ Dass er damit einen wunden Punkt traf, ahnte Akira nicht. Sôsuke gab auf die Frage hin ein verlegenes „Uh...“ zu verstehen, ehe er den Blick abwandte. „Ja, na ja... also...“ Er wusste nicht so wirklich, was er nun sagen sollte. Deprimiert senkte er den Kopf. „Heute ist weniger los als gehofft...“, murmelte er und setzte sich auf den freien Stuhl. 'Selbstzweifel?', dachte sich Akira erstaunt und musste sich ein Grinsen verkneifen. „So habe ich dich noch nie erlebt, Sôsuke-san.“ „Das ist aber nicht witzig“, gab der Jungunternehmer, ein wenig beleidigt, wieder. „Ich denke aber, dass sich alles erst noch einspielen muss. Also mach dir nicht zu viele Sorgen.“ Akira lächelte seinen Freund aufmunternd an und reichte ihm einen Stapel Papier. „Wenn du das dann bitte noch unterschreiben würdest.“ Sôsuke nahm den Stapel entgegen und überflog kurz, was auf den Blättern geschrieben stand, ehe er unterzeichnete. „Danke.“ „Gibt es sonst noch etwas zu tun?“ Akira überflog kurz seinen Schreibtisch, welcher im rechten unteren Eck der Galerie lag, schüttelte dann aber den Kopf. Ein zweiter befand sich auf der schräg gegenüberliegenden Seite. Zudem wurde ein kleiner, halbrunder Tisch im freien Eck platziert. Auf diesem fanden eine Kaffeemaschine und das nötige Zubehör ihren Platz. Der Schwarzhaarige näherte sich der gläsernen Wand, welche dieses Galerie-Büro umfasste und blickte nach unten. Ein leiser Seufzer entwich ihm. „Viel mehr Kunden sind scheinbar immer noch nicht gekommen...“, murmelte er, als er dann doch jemanden am Eingang stehen sah. Und irgendwie kam ihm diese Person bekannt vor. „Ich schau mal runter, Akira“, gab er zwar noch zu verstehen, wartete aber keine Antwort mehr ab. Schnell war er wieder unten angelangt und freute sich über den neuen Gast. Von oben hatte er ihn bereits erkannt gehabt. „Hatake-san! Schön, Sie zu sehen.“ „Guten Tag, Kitahara-san!“ Hatake war ihm einen Schritt entgegengekommen und lächelte freundlich zurück. „Ich dachte mir, ich sehe mir Ihren Laden mal an. Sie haben wirklich was nettes daraus gemacht.“ „Danke. Kommen Sie. Ich führe Sie ein wenig herum.“     „Wenn ich daran zurückdenke...“, murmelte Sôsuke und leerte sein Glas. Akira, der eher selten zum Alkohol griff und deswegen nur ein Light-Bier bestellt hatte, blickte seinen Freund neugierig an. „Ich hatte echt bammel, ob das was wird.“ Nach einem langen Arbeitstag hatte Akira den Älteren auf einen Drink eingeladen und so saßen sie nun in dieser kleinen Bar, nahe des Blue Diamond. „Sôsuke-san, ich glaube, du hast genug getrunken.“ Drei Gläser waren zwar eigentlich nicht so viel, doch vertrug der Schwarzhaarige nicht jeden Tag was. „Lass uns lieber gehen.“ Akira stand auf und warf sich schon einmal seine Jacke über den Arm, während er seinen Freund zum Gehen bewegen wollte. „Ist gut, ist gut. Immer langsam“, grummelte Sôsuke und raffte sich langsam vom Barhocker auf.   Am Anfang war es wirklich nicht absehbar gewesen, ob der Laden Erfolg haben würde oder nicht. Die ersten Wochen waren sehr schleppend gelaufen und ein fester Kundenstamm schien auch nicht in Aussicht. Erst als das örtliche Straßenfest veranstaltet worden war, konnte Sôsuke seinen Laden anpreisen. Seine drei Freunde hatten zusammen mit ihm hunderte Flyer verteilt und die Leute direkt angesprochen. Das diese Aktion schlussendlich etwas gebracht hatte, zeigte sich in den darauffolgenden Tagen. Und wie Tamanosuke es lange zuvor schon gesagt hatte, trug die Mundpropaganda ihren Teil dazu bei. Täglich wurden es mehr Kunden; einige kamen nun auch regelmäßig. Für Sôsuke, der noch des öfteren nervös im Laden auf und ab gegangen war, war der erste Schritt getan. Die Jahre gingen ins Land, der Laden boomte. Bald wurde ein zweites Gebäude angemietet – jenes, das Sôsuke sich zu Beginn angesehen hatte. Das Blue Diamond war schnell in aller Munde und Sôsuke seinem Traum so nah wie nie zuvor.   ~ Owari ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)