Blue Diamond von Edphonse15 (Die Urversion!) ================================================================================ Kapitel 1: (1-1) Das Richtige ----------------------------- Das Richtige Mini-Prolog Unzählige große Städte. Überfüllt mit Menschen. Fremde wie Freunde. Wo stehen wir? Viele Lichter. Reklame über Reklame. Gebäude, hoch wie der Himmel. Taghell, obwohl Nacht. Sterne wie verschwunden. Es sind eben diese Dinge, die unser Leben bestimmen. Auch das meinige. Wären wir uns damals nicht begegnet, wäre mir nie Bewusst geworden, wie schön die Welt doch sein kann. (1-1) Das richtige Auftreten Ich war wegen meines Jobs in Tokio unterwegs gewesen. Einer der wichtigen Sponsoren hatte mich zu sich gerufen. Um was es ging? Geld. Es geht doch immer nur ums Geld. Ganz egal ob große, eigentlich steinreiche Firma oder eine kleine Familie abseits der Stadtmitte. Immer nur machte man sich Sorgen um das liebe Geld. Verflucht sei es. Ich mochte meine Arbeit nicht. Ich kann schon gar nicht mehr sagen, warum ich das unbedingt machen wollte. Ich war Jung. Und mein Vater... Ja, er wollte es auch. Im obersten Stock war das Meeting angesetzt. Mein Hotel, in welchem ich mich einquartiert hatte, lag nur wenige Minuten vom Firmensitz entfernt. Ich ging also nicht zu Früh los – wollte eigentlich gar nicht hin. Doch es war meine Pflicht. Viele, schier endlos wirkende, Minuten, fuhr der aus glänzendem Metall bestehende Aufzug nach oben. Keiner der anwesenden Personen sprach ein Wort. Es war wie ausgestorben – wie so oft. Kaum ausgestiegen wurde ich auch schon von einer jungen Dame empfangen. Sie hatte mittellanges, blondes Haar und einen weißen Anzug an. Sie war schlank und die Brille stand ihr gut. Auf dem Papierstapel, den sie in der Hand hielt, notierte sie etwas, ehe sie mich lächelnd begrüßte. „Guten Tag. Bitte. Folgen Sie mir.“ Ich gab ein freundliches Grußwort zurück und ging ihr nach. Der Weg zum Chefbüro erschien mir so lang, wie keines zuvor. Lag aber vielleicht auch am schmalen Korridor, der recht schlicht gehalten war. „Treten Sie ein, Iro-san“, gab die Dame mir zu verstehen, öffnete daraufhin die gläserne Tür zu seinem Büro. Nach einer leichten Verbeugung betrat ich den hellen Raum, in dessen Mitte ein großer Tisch stand. Ganz aus Glas war die Platte, gehalten auf einigen metallenen Füßen. Ich verneigte mich und trat dann an das Pult des Mannes vor, der der Firma meines Bosses so oft aushalf. „Guten Tag, Washi-san. Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.“ Ganz seinem Namen entsprechend, sah mich der Mann mir Gegenüber mit scharfem Adlerblick an. Seine schmalen Mandelaugen und sein glänzendes schwarzes Haar machten ebenso Eindruck wie sein dunkel gehaltener Maßanzug. Er schien im zarten Alter von etwa 30 Jahren zu sein. Noch Jung, dafür dass er ein so hohes Tier war. „Guten Tag, Iro-san.“ Der Mann reichte mir seine Hand zum Gruß – eine sehr seltene Geste für einen Japaner. Ich trage zwar einen japanischen Namen, doch aufgewachsen bin ich nicht in Japan. Meine Heimat ist der Westen Europas. Genauer gesagt, habe ich mal hier und mal da gelebt. Aber am schönsten war es doch nahe Deutschlands. Und obwohl ich kein gebürtiger Einwohner des Landes der aufgehenden Sonne bin, so kenne ich doch die meisten Sitten und Gebräuche. Seinen Handschlag erwidernd reichte ich ihm dennoch meine Visitenkarte, die er mit einem Lächeln auf den Lippen annahm. „Kommen wir gleich zur Sache.“ Während er dies verlauten ließ, nahm ich unweit von ihm entfernt platz. Seine Stimme war tiefer als ich sie mir vorgestellt hatte. Aber sie passte zu ihm und hatte etwas, das ich nicht definieren konnte. „Wir, das heißt, der Vorstand und ich, zweifeln am Profit. Es stellt sich uns die Frage, ob es sich noch lohnt, weiterhin in Ihre Firma zu investieren.“ Sein ernster Blick machte es mir nicht leichter. Im Gegenteil. Wüsste er, wie egal mir das ganze wäre, wäre die Sache einfacher. Nun hieß es aber, das mühsam erstellte Konzept und meine Überredungskunst darzubringen. „Hören Sie...“, fing ich nach kurzem Warten an. „Nein. Sie hören jetzt mir zu!“ Der vor wenigen Augenblicken noch freundliche Blick war mit einem Male verschwunden. „Sagen Sie mir, und das in eigenen Worten, warum wir Sie noch unterstützen sollen!“ Tief sah er mir dabei in die Augen. Ich schwieg. Was sollte ich darauf antworten? „Ich höre.“ Meine Augen schließend, kicherte ich kurz auf. „Wissen Sie...“, gab ich leise von mir. Ich stand auf und lehnte mich auf dem Glastisch ab. „Es ist mir eigentlich ganz egal, ob Sie die Firma, in der ich nur Angestellter bin, weiterhin unterstützen. Ich darf frei sprechen? Bitte. Ich habe andere Sorgen als meine ungeliebte Arbeit! Es geht doch eh immer nur ums Geld! Was kümmert mich das? Wenn es uns so schlecht geht, dann kann man doch wen anderes als Sponsor suchen, oder etwa nicht? Geldsorgen... Hat die denn nicht jeder? Und jeder kommt irgendwie damit klar. Nur große Firmen, die brauchen Leute, die alles bezahlen. Aber wofür das alles? Schulden machen einen das Leben niemals leichter.“ Ich holte kurz Luft. Ich war wütend. Ehrlich und abwertend waren die Worte, welche ich dem fremden Firmenchef an den Kopf warf – aber es waren meine Gedanken. „Ich wünsche mir, dass Sie Ihre Firma gut leiten. Das ist es doch, worauf es eigentlich ankommt, oder nicht? Washi-san?“ Der Mann schwieg. Ich war wohl doch zu aufbrausend gewesen. Das hatte ich nun davon. Sobald mein Chef davon erfährt, bin ich den Job los. Obwohl, so schlecht wäre das auch nicht. „Sagen Sie...“, begann der Andere und hob den Kopf ein wenig an. Ich spürte, wie sich kalter Schweiß auf meinen Handflächen bildete und ich wegzurutschen drohte. „Sie mögen Ihren derzeitigen Beruf nicht?“ „... Nein, nicht wirklich.“ Worauf wollte Washi-san da hinaus? „Hätten Sie Interesse daran, bei uns anzufangen? Wir suchen immer nach Leuten, die ihre eigene Meinung offen und ehrlich sagen. Außerdem...“ Ich horchte auf. „Außerdem...?“ Ein Grinsen, dessen Bedeutung mir schleierhaft erschien, bildete sich auf den Lippen des Firmenbosses. „Außerdem scheinen Sie Mut zu haben. Sie gefallen mir.“ Ich gefalle ihm? In welcher Hinsicht? Wie ich meine Meinung sagte? Äußerlich? Charakterlich? „Überlegen Sie es sich. Ich werde mich bald bei Ihnen melden. Und keine Sorge, wir werden Sie weiterhin unterstützen.“ Ich sah perplex drein. „D-danke...“, nuschelte ich nur und verbeugte mich. Das Hochhaus hatte ich schneller verlassen können, als betreten. Ging der Aufzug abwärts flotter voran oder bilde ich mir das ein? „Er meldet sich bei mir?“ Immer mehr stellte sich mir die Frage, warum er ausgerechnet mich haben wollte. Ich bin kein mutiger Mensch, im Gegenteil – aber wenn ich jemanden meine Meinung sagte, dann ordentlich. „Was mach ich nun?“ _______________________________________________ Fortsetzung folgt in (1-2). Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)