Drugs - like Coffee, Cigarettes and Love von abgemeldet (wenn du keine Antwort hast, suche einen Grund) ================================================================================ Kapitel 6: sleepless -------------------- Uuund ich entschuldige mich hiermit ganz fett, dass ich nicht pünktlich geupdated habe, aber mein Laptop hatte Internetprobleme und ich konnte nichts hochladen >< Außerdem sorry, das hier ist noch nicht beta-gelesen und so ziemlich der vorletzte Teil davon, was ich bereits geschreiben habe und wie's aussieht... naja... werd ich in näherer Zukunft nicht weiterschreiben ^^' Gomen, vielleicht passiert ein Wunder, man kann nie wissen xD' aber erst mal viel Spaß damit ^^~ _________________ Tweeks Körper zuckte unweigerlich, als eine weiblich, metallene Stimme seinen Namen rief. Der Klang hallte wieder, ob es nun von Wänden war oder nur in seinem Schädel, war dem Blonden noch nicht klar. Denn er wollte die Augen nicht öffnen. Vielleicht träumte er nur. Er wollte nicht aufwachen. Sein Kopf lag auf etwas harten, eckigen. Sein Hals war unangenehm verrenkt, damit es ihm überhaupt möglich war seinen Kopf auf dem schulterhohen Gegenstand ablegen zu können. Mit einem nörgelndem Geräusch zuckte sein rechter Mundwinkel nach oben und langsam öffnete Tweek die Lider. Wo war er? Als erstes blendete ihn grelles Licht, so unerwartet, dass er sie sofort wieder zukniff. Alles, was er in diesem kurzen Moment wahrnahm, war weiß. Weiße Wände, weißer Fußboden, welcher das Licht noch mehr zu reflektieren schien. Allein der Drang, herauszufinden, wo er sich befand, brachte ihn letzt endlich dazu die Augen erneut aufzuschlagen und gegen das Licht anzublinzeln. Es war eine Lampe. Lange Leuchtröhren hinter schmalen Deckengittern. Und Tweek befand sich auf einem Stuhl, in dem er so weit hinabgerutscht war, dass sein Kopf fast im Rechten Winkel auf der dünnen Holzlehne lag. Ächzend setzte der Blonde sich gerade hin und rieb sich den Hals, den ein fühlbarer Abdruck der unbequemen Lehne zeichnete. Er musste eingeschlafen sein. War ja klar, dass dies gerade dann passierte, wenn er es am wenigsten brauchte; im Wartezimmer seines Psychologen. Dort befand er sich nämlich, wie er mit wenigen Blicken feststellen musste. Und ehe sich der junge Mann den getrockneten Schlaf aus den blutunterlaufenen Augen reiben konnte, wurde die Tür von einer der Sprechstundenhilfen aufgerissen. „Sie sind dran!“, machte sie ihm mit Nachdruck klar und streckte einen Finger in Richtung einer der grauen Türen. Bei genauerem Hinhören erkannte Tweek sogar die vorher durch den Lautsprecher verzogene Stimme wieder. Da er so wenig Umstände wie möglich machen und peinlichen Fragen aus dem Weg gehen wollte, ermahnte sich der Blonde innerlich so schnell wie möglich einen hellwachen Eindruck zu machen und marschierte – wenn auch vorerst taumelnd – in das Sprechzimmer des Doktors. Glücklicherweise musste er hier sowieso nie mehr als sitzen und nicken, oder eben den Kopf schütteln wenn es angebracht war. Je nachdem, welche Lüge er dem Mann in Pseudo-Weiß auftischen sollte. Der Typ war kein richtiger ‚Doktor’ in Tweeks Augen. Es war einfach jemand, der studiert hatte, sich etwas darauf einbildete und glaubte er könne sich in alle Menschen hineinversetzten und sie Lesen wie Bücher. Dumm nur, dass der Kerl noch nicht durchblickt hat, dass all die Dinge, die ihm Tweek bisher erzählt hatte, Lügen waren. Allein, weil er das nicht durchschaute, ordnete Tweeks dessen Fähigkeiten irgendwo gegen Null ein. Wozu brauchte man Psychologen eigentlich? „Guten Tag Mr. Tweak!“, Der Mann stand auf, warf dem Blonden ein Lächeln entgegen und streckte ihm die Hand hin. „Guten Tag.“ Tweek bemühte sich jegliches Zucken zurück zuhalten. Das tat er generell, wenn er hier war. So machte er einen gesünderen Eindruck, jedoch steigerte dies seinen inneren Druck ungeheuer. Demnach hoffte er jedes Mal, dass er nicht lange hier ausharren musste. „Setzen sie sich.“ Gesagt getan. Und schon wieder hätte der Blonde auf dem nun verlockend gepolsterten Sessel einnicken können. Hätte er gestern in seinen Kalender gesehen und den Termin heute zur Kenntnis genommen, hätte er sich wenigstens ein paar Stunden zum Schlafen gezwungen. Stattdessen war er den gesamten Abend mit Fernsehen und Kaffeetrinken beschäftigt gewesen. Dummerweise war dies nicht das erste Mal in dieser Woche und gerade heute meldete sich sein Körper frustriert damit, dass er sein Limit wieder mal erreicht hatte und endlich schlafen musste! Natürlich fiel es genau auf den Tag, an welchem er ein Gespräch mit dem Psychologen hatte. Schöne Scheiße. Als hätte er am Samstagvormittag nichts Besseres zu tun. „So… Mr… Tweak…“ Tweek hasste diese besserwisserischen Pausen zwischen den Worten. Es war sicher nicht so schwer seinen Namen von einem ausgedruckten Blatt Papier in seiner Akte abzulesen, wenn er schon zu blöd war, um ihn sich zu merken. „Wie geht es uns heute denn?“ Einen Moment glotzte ihn der Patient stumm aus roten, blutunterlaufenen, schlaftrunkenen Augen an, als hätte er die Frage nicht verstanden. Wie sah er denn nach der Meinung des Fachmannes aus?! War es wirklich nötig diese 0815-gesprächseinleitende Frage zu stellen oder konnten sie nicht gleich mit einem ehrlichen ‚Du siehst aber heute Scheiße aus’ loslegen?! „…Gut.“ Tweek bemerkte wie ein unkontrollierbares pulsieren unter seinem linken Auge entstand. Fühlte sich seltsam an, doch er wollte nicht übermütig blinzeln, um es zu beseitigen und hoffte, dass man es ihm nicht ansah. „Nun, das hört man gerne.“ Aber so blind und stumpfsinnig wie der Herr Doktor war, musste sich der Blonde darüber wohl keine Sorgen machen. Der ansehnliche Mann rutschte etwas in seinem Stuhl hin und her, während er eine Notiz auf seinem Block kritzelte. „Sie sehen sehr müde aus“, fuhr er fort und hob endlich den Blick, „haben sie ihre Medikamente eingenommen?“ „Ja.“ „Vorschriftsgemäß?“ „Gah-ja!“ Nun musste der Blonde einfach mit dem Handballen gegen seinen linken Wangenknochen schlagen, länger hielt er dieses lästige pulsieren nicht aus! Die Aussage entsprach sogar halb der Wahrheit, er hatte seine Pillen immerhin tatsächlich eingeworfen, nur nicht so regelmäßig wie sonst. Der neue Alltag und die Geschehnisse hatten ihn doch ganz schön durcheinander gebracht. „Was-was genau bewirken diese Pillen eigentlich?“ Diese Frage brannte dem Jüngeren schon lange auf der Zunge und auf die Antwort war er ausnahmsweise gespannt. Der Doktor jedoch lächelte nur besänftigend. „Sie helfen ihnen ruhig zu bleiben und ermöglichen ihnen das Schlafen, das wurde ihnen doch sicher schon erklärt.“ „Ja“, Tweek klang fast schon ungeduldig. Natürlich hatte man ihm das erklärt, von dem verfluchten Tag an, ab dem er sie nehmen musste. ‚Sie machen dich ruhiger, sie verhindern deine Wahnvorstellungen, sie lassen dich schlafen.’ Alles Blödsinn! Nichts taten sie, jedenfalls nichts von dem, was sie versprachen. Vielleicht waren es ja nur Placebos. Aber wenn dem so wäre, würde Tweek es langsam gerne wissen. „Aber wie genau? Welche Wirkstoffe enthalten sie denn? Auf welche Köperregionen und Organe sprechen sie an?“ Ein Lachen unterbrach den Redefluss des Blonden und der Arzt sah ihn milde an, nachdem er wieder fähig war zu sprechen. „Ich verstehe, dass sie nun in einer medizinischen Ausbildung sind und es deswegen genau wissen wollen. Und ich freue mich wirklich, dass sie eine Arbeit gefunden haben, die sie so sehr interessiert. Eine gute Arbeitsstelle! Aber sie fangen erst an, sie würden das meiste der Vorgänge noch nicht verstehen, in ein paar Jahren können wir gerne wieder darüber sprechen.“ Tweek glaubte wirklich einen Moment er müsse jetzt auf den Tisch springen und diesen Mann erwürgen, der ihm da mit einer Seelenruhe ins Gesicht sagte, er wäre zu DUMM zu kapieren, was mit ihm los war. In ein paar Jahren?! Erstens hoffte Tweek, dass er in ein paar Jahren nicht mehr hier sitzen musste und zweitens litt er schon seit Jahren unter diesen Zuständen – da hatte er doch ein Recht darauf zu erfahren, wie die Herrschaften sich vorstellten ihn zu kurieren! Mehr Erfahrung, als die am eigenen Leibe, würde er im besten Medizinstudium nicht bekommen! Und er bezweifelte stark, dass dieser Möchtegern-Quacksalber überhaupt selbst eines hatte! Sollte er doch einmal unter diesen Angstzuständen leiden! Sollte er doch einmal fünf Nächte am Stück nicht schlafen können, getrieben von Paranoia, Koffein, Stress und Druck! Mal sehen, wie er sich dann fühlen würde, wenn ihm noch nicht einmal erklärt wurde, was genau er da Tag für Tag schlucken muss, ohne eine sichtbare Veränderung zu spüren – Jahr ein, Jahr aus!! Doch Tweek hielt seinen Zorn in sich, wie so oft. Ausflippen wäre das schlimmste, was er hier anstellen konnte, es würde ihm nur noch mehr Probleme schaffen und seinen unstabielen Zustand ausdrücken. Das wollte er auf alle Fälle verhindern, denn genau so eine Situation hatte ihn damals in die Psychiatrie gebracht. Stattdessen köpfte er sein Gegenüber nur imaginär, schloss die Augen, Atmete zitternd aus und ließ sich in den Sessel zurück sinken. Dieser war übrigens auch ein Grund, weshalb Tweek den Psychologen nicht ansprang. Könnte das Möbelstück sprechen, würde wohl ein ‚Chill. Reg dich nicht auf. Lass dich einfach zurück fallen, in meine weichen Polster… weiche... Polster.. Polster.. Schlaaaaf…’ durch den Raum flüstern. Es war schon eine schlaue Strategie die Patienten mit solchen Wunderstühlen ruhig zu halten. War aber auch nötig, wenn alle Psychologen so abgehoben waren. „Okay…“, brachte Tweek schließlich raus und schlug die Augen wieder auf. „Nun“, begann der Mann in Weiß erneut, „wie sieht es mit ihrem Koffeinkonsum aus?“ „Gut.“ Lüge. „Sie wissen, dass nicht nur Kaffee diese Droge beinhaltet, ja? Haben sie in letzter Zeit Kaffee gemieden?“ „.Ja.“ Lüge. Lüge. Lüge - Oh Gott, wenn dieser Idiot wirklich nicht erkennen konnte, dass Tweek die Suppe förmlich schon zu den Augen raus lief, dann wusste er auch nicht mehr weiter! Wieso redete er mit überhaupt noch mit diesem Heini?! „Nun, sie sehen jedoch sehr müde und mitgenommen aus… sind sie sicher, dass sie sich an alle erforderlichen Vorschriften gehalten haben? Ich weiß, das klingt jedes Mal so hart, aber es ist nur zu ihrem Bestem, schließlich wollen wir alle, dass sie als bald wie möglich ein beschwerdefreies Leben führen können.“ Die Versicherungsfrage mit Gewissensdruck. Das bedeutete einmal tief einatmen und aufs Ganze spielen. Wenn man diese Stolperfalle der Psychos glaubhaft gemeistert hatte, so war man so gut wie von der Sitzung befreit. Tweek hatte diese Erfahrung oft genug gemacht. An dieser Stelle war Lügen in Perfektion verlangt. Und das konnte er bei Gott haben. „Ak- ja, ich bin sicher. Und ich bin auch müde, d-doch das liegt nicht an meinem Kaffeekonsum. Es liegt eher daran, dass ich keinen mehr trinken darf. Ng- Ich muss dauernd daran denken und es stresst mich unheimlich! Ich kann unter diesem Druck oft nicht schlafen, selbst, wenn ich die Pillen genommen habe und die zusätzlichen Alltagsveränderungen mit der Arbeit machen mir ebenfalls zu schaffen. A-Aber das mit meinen Wahnvorstellungen und Angstattacken wird immer besser. Ich spüre schon eine leichten Erfolg.“ „Oh, ich verstehe“, schon wieder formte sich das besserwisserische Lächeln auf den hässlichen Lippen des Mannes, der Tweek gegenüber saß. „Machen sie sich darüber keine Sorgen, es sind die gängigen Entzugserscheinungen. Es dauert bei ihnen zwar wirklich ungewöhnlich lange und es ist bedauernswert, dass sie noch in dieser Stärke zu spüren sind, doch mit der richtigen Einhaltung der Medikamente-…“ Blablabla. Die übliche Leier. Tweek schaltete auf Durchzug, solange der Mensch hinter dem Schreibtisch seinen Mund bewegte und den Raum mit hohlen Worten füllte. Es war nicht das erste mal, dass er diese Lüge auftischte. Die Kurzfassung davon war: Pillen schlucken, Kaffee vermeiden, schlafen. Und weiter lügen. Das große rechteckige Bild an der Wand fing Tweeks Blick irgendwann. Eine schwarze Fläche mit ein paar Weißen Flecken, als hätte man wahllos Farbe darauf gespritzt. »Unsere Galaxie« Wahrscheinlich in drei Minuten gemalt und für eine Millionen verkauft. „Haben sie denn in letzter Zeit neue Bekanntschaften gemacht?“ Plötzlich zuckte der Blonde zusammen, riss den Kopf unerwartet herum und starrte den Mann eine Sekunde lang geschockt an. Hatte er… Wieso wollte er das wissen, das war eine vollkommen neue Frage. „Uhh…“, sichtlich unsicherer und aus dem Konzept geworfen suchte Tweek einen Moment nach Worten, krallte seine Finger in die Sessellehnen, nur um sie kurz darauf wieder zu entspannen. „Ah-?! N-Naja, von der Arbeit eben, nh-neue Kollegen…“ ‚Er weiß es’ schallte es derweil in seinen Schädel, ‚er weiß, dass ich Drogen deale, wo ich bin – Craig – er weiß es!’ Auch wenn es nicht immer leicht war, versuchte Tweek gerade jetzt sein inneres Geschrei zu überhören, sich auf das wesentliche, auf die Realität zu konzentrieren. Er konnte es nicht wissen, das – diese Frage war reiner Zufall! „Das ist schön zu hören“, meinte der Arzt endlich befreiend munter, „neue Bekanntschaften sind immer mit Stress verbunden, das ist leider so. Aber es ist in jedem Falle gut, wenn sie soziale Kontakte knüpfen, mit denen sie ab und zu mal etwas unternehmen können. Sie werden sehen, das wird sie ablenken und im Nu müssen sie nicht mehr so arg an ihre Sucht denken. Dann wird alles ganz schnell gehen und es sie werden sich bald besser fühlen.“ Tweek atmete einmal tief ein und aus, nicht ohne den Mann aus seinen paranoid grünen Augen zu lassen. „..Ja.“ „Haben sie denn sonst irgendwelche Fragen oder Beschwerden?“ Der Blonde schüttelte seine helle Mähne auf diese Frage. „Nun gut, dann werde ich ihnen nur ein Rezept für eine weitere Packung ihrer Medikamente mitgeben und dann wär’s das für heute. Wenn sie Frage oder Probleme haben, rufen sie einfach an, sie haben ja die Nummer meiner Praxis.“ Endlich! „Ja, werde ich. Auf wiedersehen.“ „Auf Widersehen!“ Auch wenn es ihm einen Augenblick lang schwer fiel, sich von dem bequemen Sessel zu trennen, hielt Tweek nichts auf, sich so schnell wie möglich vom Acker zu machen. Ein kurzer Händedruck, kein Augenkontakt und schon war der Blonde am Psychologen vorbei aus der Tür gerauscht. An der Rezeption ließ er sich das Rezept in die Hand drücken und der nächste Gang würde der zur Apotheke sein. Noch nie hatte er das Bedürfnis die Praxis so eilig zu verlassen, wie heute. Scheiße, was musste der auch mit so einer Frage ankommen?! Es ließ den Blonden den gesamten restlichen Tag nicht mehr los. Dieses Gefühl, beobachtet zu werden. Nie alleine zu sein. Dass auch nur die klitzekleinste, geringste Chance bestand, einen Stalker zu haben, der ihn Tag und nach beobachtete, bei allem was er tat, machte ihn fertig. Gerade jetzt, da der Blonde sowieso schon übermüdet und anfällig für solche mindfuck-parasitären Gedanken war. Allein diese Randbemerkung des Doktors hatte ausgereicht, um ihn bis in die Abendstunden zu beschäftigen. Nun konnte Tweek sicher nicht mehr schlafen, wollte nicht die Augen schließen, nicht riskieren schutzlos zu sein – vielleicht wartete dieser jemand nur darauf! Sein Körper jedoch brauchte Erholung, dringend! Das wusste Tweek doch auch. Eben solche Konflikte, zwischen körperlicher Vernunft und gedanklicher Angst, waren Grund für seine Schlaflosigkeit. Und die einzig akute symptomale Behandlung war schwarze, heiße Medizin. Kaffee. Eine leere, rote Tasse stand auf dem Schreibtisch neben den Unterlagen. Wie oft Tweek sie an diesem Nachmittag gefüllt hatte, wusste er nicht mehr. Doch nun lag er in seinem Bett, starrte die Decke an und redete sich ein endlich schlafen zu müssen. Er spürte das Kribbeln in den Beinen, die heilfroh waren, endlich nicht mehr stehen zu müssen, fühlte einen kurzen Schmerz in seiner Wirbelsäule, der sich aber besserte, je ruhiger er wurde. Die schmalen Schultern wippten noch ein paar mal leicht auf und ab, ehe sich auch Tweeks Atem verlangsamte. Es tat so gut, einfach nur zu liegen. Wieso konnte sein Gehirn sich nicht damit abfinden? Warum schickte es unaufhörlich Gedanken durch seinen Kopf? Wie sehr wünschte der Blonde sich doch, er hätte einen Knopf, den er auf ‚schlafen’ umschalten könnte und sofort weg wäre. Seine Augen fielen zu. Die ungeöffnete Dose mit den Pille stand auf dem Regal. Tweek hatte sie rein aus Prinzip nicht eingenommen. Heute nicht, nicht nach diesem Arztbesuch. So wichtig konnten sie immerhin nicht sein, solange ihm niemand einbläute die Dinger unbedingt regelmäßig zu nehmen. Und ihm helfen ins Traumland zu gelangen, taten sie auch nicht, dass hatte der Junge für sich heraus gefunden. Es war absolut ruhig. Nicht einmal Autos von der Straße waren zu hören. Entweder fuhren wirklich keine vorbei, oder Tweek hatte es ausgeblendet. Die Luft schien sich nicht mehr zu bewegen, völlig still zu stehen, als hätte irgendjemand die Welt angehalten und Tweek dabei vergessen. Lediglich seinen Atem hörte er. Oder er glaubte ihn zu hören. Jeder Mensch hatte eine andere Art und Weise, zu atmen. Manche laut, manche leise, schnell, rasselnd, hustend. Am besten erfuhr man dies, wenn die Person schlief. Tweek hatte das heraus gefunden, als er in der Anstalt war und ab und zu mit anderen in einer Art ‚Gemeinschaftsraum’ Mittagsschlaf halten musste. Er hatte nicht ein einziges mal um diese Zeit geschlafen. Nur still dagelegen und gelauscht. Den Schwerster, wie sie lästerten, zeterten oder verzweifelten, den anderen, sich selbst. So wie jetzt. Seine Arme wollten bewegt werden. Das Kissen kam ihm unbequem vor. Seine Schulter juckte. Doch Tweek tat nichts. Er musste einschlafen. Er sollte ruhig bleiben. Eine ganze Weile. Körper völlig bewegungslos, schlaff, abgeschalten. Geist wach. Ein seltsames Gefühl durchflog ihn mit einem mal. Er blieb liegen. Nein. Er konnte jetzt nicht schlafen. Er würde sich noch eine Tasse Kaffee holen. Tweek schlug die Augen auf und erblickte die raufasrige Zimmerdecke. Weiß, mit kleinen rauen Fasern. Zügig setzte er sich auf, schwang die Beine aus dem Bet und musste feststellen, dass er seltsam schwerelos im Raum stand. Ohne jegliches Gewicht zu verspüren. Aber er stand doch. Auf beiden Beinen, in seinem Zimmer. Er sah den Tisch, mit den Unterlagen und der Tasse, das Regal ihm gegenüber, die Medikamentendose und das Fenster. Er hörte seinen ruhigen Atem. Keine Autos fuhren auf der Straße. In die Küche. Er musste in die Küche um Kaffee zu machen. Tweek stand. Starrte das Regal an. Wieso bewegte er sich nicht…? Seine Augen waren gebannt auf einen Punkt an der Wand, in der Ecke. Dort bewegte sich etwas, im Schatten, den die Konstruktion aufwarf. Aber das konnte nicht sein. Das bildete er sich ein. Er sollte weg sehen – doch er konnte nicht. Der Befehl an sein Gehirn, die Augen endlich abzuwenden war da – doch es passierte nichts. Und so sah Tweek zu, wie sich langsam der Abdruck einer Hand aus der Wand wölbte. Als läge jemand dahinter und wollte herauskrabbeln. Langen Fingern, die sich in den Teppich vergriffen und sich daran vorzogen, folgte ein Arm, eine Zweite Hand, ein gesichtsloser Kopf. Durch die Wand schmelzend und umgeben von ihrer rauen, grauen Haut, wie eine Membran. Es wurde immer länger, eine viel zu lange Brust für einen Menschen, es kroch vollkommen geräuschlos auf dem Boden, zog sich immer weiter, näher zu Tweek heran. Er wollte schreien. Er wollte wegsehen, wegrennen! Doch er konnte nicht. Kein Laut, nur sein ruhiger Atem. Er konnte nichts greifen, mit dem er sich hätte verteidigen können, weil seine Arme schlaff an seinen Seiten herab hingen. Keinen Befehl ausführten. Und plötzlich wandte sich sein Kopf ab, jedoch nicht, weil er es wollte - es fühlte sich eher an, als würde ihn eine andere Macht steuern, ihm sagen wo er hinzusehen hatte. Zur Tür. Starr auf das ockerfarbene Brett. Unwissend darüber, ob sich das lautlose Wesen währenddessen weiter auf ihn zu bewegte oder nicht. Die Holzfasern der Türe begannen langsam an zu vibrieren. Ganz leicht, als wären es Fäden die gegeneinander nach oben und unten verschoben wurden. Die Festigkeit des Gegenstandes schwand, bis nur noch eine wabernde Masse übrig war. Die Schwingungen der Fäden hallten an den Wänden wieder, erzeugten ein leises, stetig an Tiefe zunehmendes Surren im Raum. In Tweek Schädel. Es verdrängte die Leichtigkeit. Ersetzte sie durch Druck. Mehr. Die Tür sprang lautlos einen Spalt auf. Lauter. Eine fahle, deformierte Hand schob sich durch den Spalt ins Zimmer. Unerträglicher. Schob sich weiter, an der Wand entlang. Schmerzhaft! Tweek wollte dass es aufhörte! Er nahm nur noch den schrecklichen Druck und das betäubende Surren wahr, konnte sich nicht bewegen, war wie festgefroren, verstummt und vollkommen tot. Das musste ein Traum sein! Das konnte nicht echt sein, nein – NEIN! Der Raum verschwamm, alles schmolz in sich zusammen wurde enger und unendlich weit, doch er konnte sich immer noch nicht rühren, nicht weglaufen, nicht wegsehen, konnte nichts über diesen immensen Druck hinweg entscheiden. Und plötzlich fühlte er einen eiskalten Giff um sein Handgelenk, sein Kopf schnellte herum, erblickte die kriechende Kreatur unmittelbar vor sich, wie sie ihre dürren Finger in seine Haut bohrte, den Kopf hob, einen silhouettenartigenabnormal großen Mund aufriss, ihn anfauchte, blitzschnell an sein Gesicht schnellte und – Automotor. Tweek riss die Augen auf, saß mit einer Sekunde kerzengerade in seinem Bett. Seine Gliedmaßen zuckten unkontrolliert, ebenso taten seine die Pupillen, unklar, ob sie das, was sie nun aufnahmen als Realität bezeichnen sollten oder nicht. Mitrasende Herzen und unerklärter Panik saß er einem Anfall gleich auf der Matratze. Wo war er?! Wo war er gewesen – Wo war er jetzt?! Wo waren sie?!! Noch hier?! Hier bei ihm?! Weg- Weg?! Bitte weg!! Erst ein stechender Kopfschmerz gefolgt von einem durchdringenden Fiepen schienen Körper und Geist wieder zu vereinen. Mit einem Ruck zog Tweek alles an sich was er hatte, schlug sich beide Hände an den Kopf und verkrallte die Finger in der blonden Mähne. Tatsächlich ebbte der Ton ab und lies normalen Menschenverstand zurück. Eine Weile verharrte der Junge in dieser Embryostarre, wollte sicher gehen, dass auch alle seine Sinne wieder brauchbar waren. Erst dann ließ er die Hände zitternd sinken, öffnete die zugekniffenen Augen und atmete stoßartig aus. Er war wach. Es war nur ein Traum… Nur eine Halluzination. Keine Sekunde später sprang Tweek aus dem Bett, stolperte beinahe bei der Empfindung seines Eigengewichts in Verbindung mit der Schwerkraft und konnte sich gerade noch so am Regal abfangen, ehe er hektisch nach der Medikamenten Dose griff. Mit bebenden Fingern riss er den Deckel ab, ließ ihn ungeachtet zu Boden fallen und warf sich die Pillen ein, ohne zu kontrollieren, wie viele davon eigentlich auf seine offene Hand gefallen waren. Er musste sich ein husten verkneifen und suchte eilig nach der Wasserflasche um die Medizin vollkommen seinen trockenen Hals hinab zu befördern. Gute dreißig Sekunden vergingen, ehe der junge Mann sich erschöpft aufs Bett zurück sinken ließ und seinen Atem einfing. Er hasste es. Was immer es war, es war kein Traum. In Träumen hörte man nicht, fühlte nichts, nahm es nicht so real auf. In Träumen war man sich seiner beschissenen Situation nicht bewusst! Und vor allem verursachten sie nicht diesen gewaltigen Druck im Kopf. Seine Eltern nannten es Hirngespinste. Ärzte nannten es lucides Träumen. Psychologen nannten es Halluzination. Tweek nannte es Hölle. Es war durch aus nicht das erste mal, dass ihm etwas der gleichen widerfuhr. In der Psychiatrie hatte es sich bis zu einem gewissen Zeitpunkt sogar verschlimmert, bis er mehrmals täglich in solche Stadien verfiel. Was wohl hauptsächlich daran lag, dass er sich so lange und alleine in einem abgeschlossenen Raum aufhalten musste. Seitdem erlebte er diese… Dinge auch Tags, fühlte sich beobachtet, wo immer er war. Irgendwann hatte es sich jedoch gebessert. Ob es an den Medikamenten lag, wusste Tweek nicht, aber wenn ja, dann war es doch gut sie nun genommen zuhaben. Ihm war klar, dass es niemals aufhören würde, jedenfalls nicht einzig und allein durch das Schlucken dieser Pillen. Aber was blieb ihm jetzt anderes übrig, als sich an diesem Strohhalm fest zu klammern und sich einzureden, dass es besser werden würde, ehe er komplett durchdrehte? Nichts. „Gott…“ zitternd schob er seine Hände übers Gesicht und verharrte ein paar Minuten unbewegt. Seine Finger waren kühl. Genau das Richtige für seine beinahe fiebernde Stirn. Langsam entspannte sich sein Körper, erholte sich von den Krampfzuständen. Zumindest war er nun fertig. Perfekte Vorraussetzung für einen weiteren Schafversuch. Wenn Tweek einmal schlafen konnte, dann war es ein letzter Verzweiflungsakt seines Körpers, neue Energie zu tanken um überlebensfähig zu sein, im Angesicht seines Koffeinmissbrauch. Und wenn der Blonde einmal richtig schlief, dann lange. So wie an diesem Sonntag. Der Anfall hatte ihm seiner letzten Reserven geraubt und bis auf den Wecker um halb sieben, hatte nichts den beinahe komatösen Schlaf des kleinen Junkies gestört. Auch um halb eins fühlte er sich noch nicht richtig fit, aber seine Sucht nach dem ersten Kaffee am ‚Morgen’ und Harndrang waren leider stärker als die magische Anziehungskraft des weichen, bequemen Bettes. Immer noch nicht richtig wach stolperte Tweek nach erledigten Geschäften und Katzenwäsche aus dem Bad, in die Küche und bediente sein Lieblingsgerät – den Kaffeekocher. Eine schlichte, einfache Maschine. Nicht zu vergleichen mit den Monstern, die im Café seiner Eltern standen. Mit ihnen konnte man von A bis Z alle Kaffeesorten und mehr zubereiten. Er musste zugeben, ein wenig vermisste er es schon zu hause zu sein. Allerdings hauptsächlich wegen der Umstände und der Sicherheit. Der Ort, an dem man aufgewachsen war, würde einem doch nie aus dem Herzen schwinden. Doch wenn er sich daran zurückerinnerte, wieso er weggezogen war und dass er sich selbst dort nicht mehr behütet fühlte, drückten sein Heimweh sehr schnell aus dem Weg. Kaffee war Kaffee und Tweek mochte ihn am liebsten sowieso schwarz und dafür reichte diese Maschine aus. Er hatte keine Lust sich zurück auf sein Zimmer zu begeben, also wartete er stumm, lediglich ab und an zuckend, bis die duftende Flüssigkeit vollkommen in den Behälter getropft war. Als die Kanne halb voll war ertönte plötzlich ein Rasseln und kurz darauf öffnete sich die Tür neben Tweeks Zimmer. Ein stattlicher, gut gekleideter Mann mittleren Alters trat heraus, in der linken Hand einen Schlüsselbund, in der Rechten eine Aktentasche. Zwischen den vielen Schlüsseln blitzte ein Anhänger mit Bildern hervor, wahrscheinlich seine Kinder oder seine Frau. Der Mann sah aus, als hätte er eine Familie, und vor allem das Geld, um eine finanzieren zu können. Verglichen mit den sauber gebügeltem Hemdanzug und der Krawatte, sah Tweek wohl aus wie der letzte Penner, vom Gesichtausdruck bis zu dem zerknitterten T-Shirt, das ihm über die dünnen Oberschenkel hing. Hatte er überhaupt eine Hose an…? Ein kurzer Blick nach unten versicherte ihm: Nein. Nur Boxershorts. Kein Wunder, dass der Mann ihm nur einen kurzen, abschätzigen Blick zuwarf und eilig aus der Wohnungstür verschwand. Ehe der Blonde seinen ersten Koffeinschub hatte, konnte ihn so etwas nicht aufregen. Er würde sich später darüber Gedanken machen, wie angeekelt der Typ sein musste mit so jemand unter einem Dach zu wohnen. Und wenn der Blonde seine dritte Tasse intus hatte, würde er sich über all die Mordtheorie des Mannes ihm Gegenüber Sorgen machen. Aber noch wartete er mehr oder weniger Geduldig darauf, dass sein Kaffee fertig war. Sonntag war für Tweek ein Tag wie jeder andere. Er verstand nicht, wieso er von so vielen gelobpreist wurde. Der ‚sonnigste’ Tag der Woche, Familientag, finaler Wochentag, Freizeit. Die Behauptung, am Sonntag würde die Sonne scheinen, nur weil er so heißt, war völliger Schwachsinn. Ebenfalls, dass es der letzte Tag der Woche war. Vielleicht auf dem Kalender, aber wenn Tweek wollte, könnte er für sich auch fest legen, dass Mittwoch der letzte Tag wäre. Und selbst wenn, danach fing eine neue Woche an, was war daran so wahnsinnig toll? Nach der Freizeit-Logik wäre somit auch Samstag der bessere Tag. Und eine Familie hatte Tweek nicht, zumindest keine eigene und er war heil froh darüber. Demnach war Sonntag einfach nur Sonntag. Wochenende eben. Natürlich hasste der Blonde – wie 90 Prozent der restlichen Weltbevölkerung – Montag am meisten. Kein Ausschlafen, fünf Tage voller Arbeit in Aussicht und Null Motivation dank der ersten beiden Fakten. Andererseits konnte der Junge froh sein, dass er überhaupt eine Beschäftigung gefunden und bis jetzt beibehalten hatte. Und dank seinem zusätzlichem Nebenjob konnte Tweek damit rechnen nicht einmal mehr an den Wochenenden ausspannen zu können. Wunderbar. Was man für Geld und ein Leben nicht alles tat. Dem Regen nach zu Urteilen wollte auch das Wetter nicht, dass Tweek sein Rest-Wochenende genoss. Doch das war ihm egal, er hatte seit langem einmal ausschlafen können, das genügte ihm vollkommen. Auf den nächsten Ausbildungstag hätte er sich theoretisch auch vorbereiten müssen, doch er hatte schlicht und ergreifend keine Lust. Der Fernseher und sein Kühlschrank unterhielten ihn um ein Vielfaches besser, als seine Schulordner. So unspektakulär der Sonntag endete, desto stressiger begann Montag. Tweek war zu spät aus dem Haus gegangen und durfte durch den Regen hetzen, hätte beinahe einen Lieferwagen übersehen und konnte sich keinen Coffee-To-Go mehr holen. Ein Test, eine fachpraktische Kontrolle – die wesentlich besser verlief auch ohne Vorbereitung – und eine Verkürzte Mittagspause, was bedeutete, dass sich der Blonde wieder keinen Kaffee holen konnte. Es war eine Katastrophe. Halb zwölf Mittags und Tweek hatte seit sechs Stunden kein Koffein mehr bekommen. Er glaubte ernsthaft kurz vor einem Nervenzusammenbruch zu stehen. Noch dazu hatte er sein Handy zuhause liegen lassen, doch das war im Moment das geringere Problem. „Alter, diese dritte Frage heute in dem Test, das war doch nur noch fies! So haben wir das nie im Unterricht dran genommen und selbst wenn, dann-“ „Kyle… kannst du bitte – BITTE! – einfach nur zwei Sekunden deine Klappe halten?!“ Tweek saß mit angewinkeltem Arm an seinem Tisch, stützte seinen Nasenflügel mit Daumen und Zeigefinger, die Augen geschlossen und die gereizte Stimme um Ruhe bemüht. Ein ruhiger, ungewohnter Anblick. Doch beobachtete man ihn genau, bemerkte man das leichte pulsieren unter seinem linken Auge, das minimale Zucken seiner Augenbrauen und den gedrosselten Zorn in seiner vibrierenden, leisen Stimme. Tweek war an sich kein gemeiner Mensch, der es mochte andere zu beleidigen oder herum zu schreien, jedenfalls nicht aus Wut. Er trug seine Empfindungen generell nicht gerne für jeden Lesbar auf der Stirn, hatte er ja am eigenen Leib in der Psychiatrie miterlebt, wohin das führen konnte. Doch soweit, sie vollkommen zu verstecken, war er auch noch nicht. Zumindest mit seinen Angstgefühlen. Diese ganzen Alltagsempfindungen konnte er schon recht gut unter Verschluss halten, ersetzte sie durch Höflichkeit. Es sei denn, er litt unter Koffeinmangel. So wie gerade eben. Er hoffte nur Kyle würde es ihm nicht übe nehmen, doch der Blonde konnte und wollte sich nun einfach kein Wort mehr über diesen beschissenen Test hören! Und darüber Reden erst recht nicht! „Okay…?“, vorsichtig erhob der rothaarige Mann die Hände und setzte sich neben Tweek, „ging es dir denn wirklich so schlecht? Und selbst wenn, so wichtig ist der test auch nicht gewesen, wir schreibe sich noch einen zw-“ „Nein-! Kyle – einfach….!“ Mit einem Ruck hatte Tweek nun seinen blonden Schopf erhoben und war dem anderen ungefragt und Wort gefallen. Jedoch brachte er keinen anständigen Satz zusammen, ohne vollends die Fassung zu verlieren, weswegen er alle seine anfänglichen Versuche abbrach und stattdessen mit den Händen seinen Frust zu erklären versuchte. Als auch das , schlug er sich tonlos Seufzend beide Hände ins Gesicht und versank hinter seiner selbstgeschaffenen Blockade. Gott. Die Klappe halten hieß einfach still sein! Absolut NICHT sprechen! Auch nicht wenn es nett gemeinte Worte waren, von welchen jedes wie ein Pistolen Schuss durch Tweeks Ohren in sein Gehirn bohrte. „Mir geht’s heut einfach nicht gut. Das ist alles. Sorry.“, brachte er abgehackt hinter seinen Fingern hervor. Er stotterte und verhaspelte sich deutlich weniger, wenn er längere Zeit keine Kaffee getrunken hatte. Doch er fühlte sich wie ausgekotzt. „Ich brauch Kaffee… ganz dringend. Warum zur Hölle muss gerade heute unsere Pause verkürzt werden.“ Ihm war klar, dass jammern auch nichts brachte, aber irgendwie musste wenigstens ein kleiner Teil seines Frustes und des Drucks an die Asenwelt abgegeben werden. „Ich weiß, es ist absolut scheiße“, auch Kyle flezte sich nun mehr in seinen Stuhl und lehnte seine Wange an seine linke Faust. „Nach dem Stress heute hätten sie uns schon eine Auszeit gönnen können. Aber sieh es positiv, dafür dürfen wir eine halbe Stunde früher gehen. Und du weißt ja, in den letzten Stunden zählt jede Minute!“ „Ja...“ Tweek lies seine Hände sinken, schüttelte einmal kurz den Kopf ehe er sich seinem Kollegen zuwandte, doch dann wieder nach vorne an die noch leere Tafel starrte. Er hatte keine Lust auf ein Gespräch, das spürte der andere wohl auch. Glücklicherweise kam der Lehrer bald und beendete ihr sinnloses, stummes Nebeneinandersitzen. Im Endeffekt hatte der Rothaarige jedoch recht, Tweek war heilfroh über die halbe Stunde, die sie eher gehen durften. Das bedeutete er bekam seinen Kaffee schneller! Zuhause angekommen wartete er erst gar nicht, bis er die erste Tasse getrunken hatte, sondern verzog sich gleich mit zweien davon auf sein Zimmer. Krümelkaffee-Qualität hin oder her, er hatte er gerade bitter nötig! Und Gott – es war so gut! Nichts, wirklich nichts war für ihn bisher vergleichbar mit diesem inneren Schub, sobald er Koffein zu sich nahm. Wie eine brennende Flüssigkeit schien es sich in seinem Körper zu verteilen, ohne Umwege durch die Blutbahn bis zu seinem Herz, von wo aus es über jede einzelne Ateriole in seine Gliedmaßen strömte und diese Aufweckte, belebte. Dieser innere Druck verschwand, wurde ersetzt durch tiefste Zufriedenheit, Ruhe, solange Tweek die Tasse an die Lippen gesetzt hatte und das Zeug schluckte, als wäre es Wasser. Keine Minute dauerte es, da war die erste Tasse leer und die zweite folgte ohne Absetzen nach. Mit einem zufriedenen Seufzer ließ sich der Blonde auf sein Bett fallen, knallte die Tasse vorher noch unsanft auf den Tisch und blieb einfach regungslos sitzen. Bis auf sein Zittern, welches von Sekunde zu Sekunde wieder schlimmer wurde. Als es schließlich erneut so weit war, dass er sich kaum mehr still halten konnte, griff er nach seinem Handy. Ursprünglich nur um die Zeit zu checken doch Tweeks sah mit Verwunderung auf seinem Display >Eine neue Nachricht<. Seit wann bekam er Sms? Die letzte, die er empfangen hatte, war von seinem Handyanbieter, irgendeine Werbung. Seine Eltern hatten ihn ebenfalls schon seit einem guten halben Jahr nicht mehr kontaktiert. Er sie aber auch nicht. Seit er weggezogen war, hatten sie kein einziges Mal angerufen. Vielleicht hatten sie sogar schon vergessen, dass sie überhaupt einen Sohn hatten. Würde Tweek irgendwo nicht wundern. Von ihnen konnte die Nachricht also auch nicht sein. >1 Anruf in Abwesenheit. Der Anrufer hat keine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen.< Tweek hob eine Augenbraue und ließ sich die Nummer anzeigen. Erst jetzt hellte sich sein Blick auf. Craig. Natürlich. Fast hätte er vergessen, dass es durchaus möglich war, in nächster Zeit mehre Anrufe zu erhalten. Ob er sich sofort zurückmelden sollte, wusste der Blonde jedoch nicht. Ehrlich gesagt hatte er keine Lust jetzt, geschweige denn irgendwann am heutige Tag, etwas zu tun. Seine Ausbildung hatte ihn genug geschlaucht, ebenso wie der verspätete Koffeinschub. Andererseits war diese Tätigkeit seine einzige Einnahmequelle und ohne Geld dazusitzen, wollte er kein zweites Mal riskieren. Und ehe der Junge wusste, was er tat, hörte er das familiäre Tuten an sein Ohr dringen. Kurz darauf wurde Abgenommen. „Hi.“ „Gah!“ Tweek konnte sich beim besten Willen nicht erklären, weshalb sein Gehirn plötzlich nicht mehr dazu im Stande war, die simple Begrüßung ‚HEY’ brauchbar an seine Zunge weiterzuleiten. Musste am Kaffee liegen. Stattdessen zuckte er zusammen und klammerte sich mit der freien Hand am Bettlaken fest. „Nhhn--!“ Er gab auf und ließ seinen Kopf mit einem hörbar frustrierten Seufzen hängen. „Wieso gehst du nicht ran, wenn man dich anruft, Spasti“, Craigs Stimme klang weder genervt, noch unterhalten, einfach nur monoton. „Ich habe einen Namen“, gab Tweek darauf pikiert zurück. „Schön. Warum gehst du nicht ran, wenn man dich anruft, Bambi.“ „AGH!“ Es war hoffnungslos. „I-ich hatte mein Handy vergessen. War heut spät dran, ich musste mich beeilen“, erklärte der Jüngere leise knurrend. „Mh“, einfallsreiche Erwiderung, „du solltest erreichbar sein. Immer. Könnte sein, dass ich dich vor jemandem warnen will, der deine Identität kennt und dich auf dem Heimweg erwarten und umbringen wird-“ „WAS?!“, entsetzt kreischend stand der Blonde plötzlich auf seinem Bett, „U-umbringen?! Oh Gott- W-wer?! Wann – wo?! Oh Gott, Jesus ich will nicht sterben! Ah- D-der Druck-!!“ „Alter!“ Craigs harsche Stimme durchschnitt Tweeks Panikanfall rigoros, „komm runter! Niemand ist hinter dir her… zumindest nicht, dass ich wüsste.“ Nur langsam, zitternd lies sich der Blonde wieder auf die Matratze sinken, bis er mit einem leisen Fiepen wieder in eine Sitzposition fiel. „Dann-… dann sag so etwas nicht…“ Ein sarkastisches Schnauben war am anderen Ende der Leitung zu hören, danach eine kurze Weile nichts mehr. „Heute Abend um halb neun im Underdogs.“ „H-heute? Aber-“, stotterte Tweek unsicher. „Ja“, Craig ließ ihn nicht einmal ausreden, „du hattest das ganze Wochenende Ruhe, das solltest du wertschätzen. Wird dir nicht mehr oft passieren.“ Ein leiser Laut und ein Zucken mussten dem Schwarzhaarigen als Antwort genügen. Und Tweek musste sich wohl oder übel damit abfinden, dass seine schlaflosen Wochenenden nun noch schlafloser werden würden. „Und nimm dein Handy mit. Ich meins ernst, das ist die einzige Möglichkeit dich zu erreichen, egal in welcher Situation.“ „Okay, okay!“ Das hastige Nicken konnte der Schwarzhaarige zwar nicht sehen, doch er konnte es an der gehetzten Stimme des Blonden erahnen. „Bis später.“ „Bye.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)