Ein Bild, tausend Worte von GodOfMischief ================================================================================ Kapitel 16: Asgardische Nächte ------------------------------ Die Sonne war bereits untergegangen; der Himmel war pechschwarz und nur wenige Sterne zeigten sich über Asgard. Langsam sanken seine blauen Augen auf den Bifröst, der in der Ferne funkelte. Seid Wochen, wenn nicht gar seid Monaten, war es still in Asgard und Loki konnte nicht sagen, ob ihm das gefiel, oder nicht, denn normalerweise – wenn er nicht gerade der Unruhestifter war – war immer etwas los in dieser Welt. Vielleicht, nur vielleicht, wo es jetzt so ruhig war, könnte er ja zu Thor gehen. Die Asen waren bereits alle in ihre Gemächer verschwunden und so spät wie es war, würde ihm sicher niemand entgegenkommen. Er wandte sich von diesem Anblick ab und schlich auf leisen Sohlen durch die nur schwach erhellten Gänge des Palastes. Die wenigen Fackeln warfen lange Schatten an die Wände. Für manche ein furchtbarer Anblick, doch es war etwas anderes, ein anderer Gedanke, bei dem ihm das Herz so schwer wurde. Loki war fast an seinem Ziel, als er die Schritte hörte und abrupt stoppte. Sie waren nicht schnell, aber etwas lauter, als seine eigenen. Er verbarg sich in den Schatten und wartete ab, seine Augen auf den dunklen Gang vor sich gerichtet. Ein leichter Schimmer war zu sehen, langsam konnte er erkennen, das der- oder diejenige sich mit einem leichten Wippen bewegte. Er schlussfolgerte, dass es sich eigentlich nur um eine Frau handeln konnte. Und als sie näher kam, schlug ihm dieser penetrante Geruch entgegen. Ihr goldenes Haar fiel über ihre Schultern, sie hatte nicht ihre Rüstung an. Um diese Zeit natürlich nicht. Sif roch lieblich wie immer. Zumindest sollte sie es. Doch da war noch etwas anderes. Sie roch nach Schweiß, er konnte im Licht sehen, wie ihre Haut schimmerte. Ihre Blicke trafen sich, als sie an ihm vorbei kam. Sie hatte dieses überhebliche Lächeln auf den Lippen. Er wusste das sie ihn nicht leiden konnte, dabei hatte er sich immer zu ihr hingezogen gefühlt. Dieser Gedanke machte ihn rasend. Eines Tages würde er es ihr heimzahlen. Er würde Sif ihrer wunderschönen Haare berauben. Kaum war sie vorbei, da zog er weiter, verdrängte diese Gedanken. Versuchte es zumindest, bis sie ihn aufhielten und er erneut stoppte.4 Es brauchte nicht lange. Seine Hände zitterten, sein Mund verzog sich zu einer schmalen Linie. Sie roch nach Thor. Loki ballte die Hände zu Fäusten. Ein leises Schnauben war zu hören, ehe er sich wieder in Gang setzte und sich den Weg zu Thor's Gemächern bahnte. Die hohe Doppeltür war verschlossen. Nirgends waren Wachen zusehen. Das kam ihn schon ein wenig merkwürdig vor. Entweder hatte Thor selbst sie angewiesen fern zu bleiben, während er Sif bei sich Willkommen hieß, oder die Typen waren einfach abgehauen. Er blieb vor der goldenen Tür stehen und betrachtete die ineinander verschlungenen Ornamente, während er seine Gedanken versuchte zu ordnen und Sif aus ihnen zu verbannen. Wenn er jetzt über diese Schwelle trat, würde es kein Zurück mehr geben. Auch wenn Thor sicher wieder anderes vermutete, als der Unheilgott im Sinn hatte. Er runzelte die Stirn und klopfte mit besorgter Miene an, noch ehe er über diese Handlung überhaupt richtig nachdenken konnte. Eine dumpfe Antwort kam binnen weniger Sekunden und Loki schob die Tür auf. Sein Blick glitt durch den weitläufigen Raum, den wenige Leuchter erhellten, die seidenen Vorhänge waren kaum zugezogen und frische Luft strömte von draußen in den viel zu aufgeheizten Raum. „Loki? Warum bist du zu so später Stunde noch hier?“, an dem Geraschel der Decke, konnte er hören, das Thor sich wohl aufsetzte, bevor seine Augen überhaupt das breite Himmelbett ins Visier fassten. Nur einen kleinen, wirklich winzigen Augenblick blieb er an Mjölnir hängen, der nahe dem Bett auf einem Sockel ruhte, jederzeit griffbereit. Erst als er das Lachen hörte, fixierte er seinen Adoptivbruder. „Du willst mir doch nun nicht weismachen, das du dich noch immer im Dunkeln fürchtest?“ Er antwortete nicht, sondern sah den Donnergott nur weiterhin an, vermutlich vollkommen verängstigt, wenn nicht gar verstört. Wie hätte dieser sonst auf die Schlussfolgerung kommen sollen? Aber es war sicher nicht die Dunkelheit, die ihn hierher gebracht hatte. Es war etwas ganz anderes, das ihm nun eine seltsame Art von Furcht einflößte. Loki trat näher ans Bett und betrachtete Thor. Die Decke verbarg alles von der Hüfte abwärts vor neugierigen Blicken, doch auch auf seiner Haut klebte ein leichter Schweißfilm, seine Haare waren ein wenig durcheinander und wenn man ganz genau hinsah, konnte man sehen, wie seinen Brust sich ein wenig schneller hob und senkte, als es normal war. Sofort wollte die Wut über das hier Geschehene wieder in ihm aufflammen, doch er musste Ruhe bewahren und die Gedanken daran unterdrücken. Die einzige Reaktion, die daraufhin nach Außen sichtbar war, waren seine Lippen, die sich kurz öffneten und sich dann zu einer schmalen Linie zusammenpressten. „Sag mir nicht, das es wahr ist“, Thor klang nun nicht gerade begeistert und ein Seufzen schwang diesen Worten hinterher. Vermutlich wollte er diese Nacht gerne alleine verbringen, vor allem, nachdem Sif diesem wahrscheinlich schon gegeben hatte, wonach Loki nun noch immer langte. Dabei hatten sie als Kinder oft zusammen die Nächte verbracht, gespielt und die Wachen auch ganz schön auf Trab gehalten. Zumindest so lange, bis Thor anfing, sich für die Mädchen in Asgard zu interessieren. Und sie sich für ihn. „Es tut mir leid, Bruder, wenn ich dich um diese Zeit noch störe, aber ich komme aus einem anderen Grund“ Der Blonde schien aufzumerken und blickte fragend zu seinem Bruder hoch. Als dieser sich auf die Bettkante setzte, machte er bereitwillig mehr Platz. Irgendetwas an seiner Stimme schien Thor zu beschwichtigen und er blickte verständnisvoller drein, wartete auf eine Erklärung, warum Loki um diese Zeit noch in seinen Gemächern auftauchte. „Also, was hast du?“ Nachdem er so lange geschwiegen hatte und Thor nun diese Frage stellte, gingen ihm zu viele Dinge auf ein mal durch den Kopf. Was war da mit Sif? Wie würde er reagieren? Sollte er es nun wirklich wagen? Mit einem Mal setzte sein Herz aus. Ein schmerzhafter Stich im Gegensatz zu der nahezu vorsichtigen Geste Thor's ihm den Arm um die Schultern zu legen. Doch binnen weniger Augenblicke, begann es zu schlagen, schnell. Viel zu schnell. Er sah zu dem Blonden auf und wenn dieser etwas in seinen Augen sah, in seiner Mimik, dann ging er auf jeden Fall nicht darauf ein, denn er sah ihn nur an. Freundlich. Abwartend. Loki blickte wieder nach vorne und als er noch immer nicht den Mund aufmachte, lachte Thor donnernd los. Ein Merkmal seinerseits, mit dem man sofort auf seine Affinität zu Donner schließen konnte. „Du kannst mir alles erzählen, was auch immer es ist. Immerhin kenne ich dich nun schon so lange. Ich sehe doch, wenn dir etwas auf der Seele liegt“, seine dunkle, raue Stimme war kaum mehr ein Flüstern und trotzdem vernahm er jedes Wort, jede Höhe und Tiefe so gut, als wäre er direkt neben seinem Ohr. Wenn er sich konzentrierte, konnte er sogar Thor's heißen Atem auf seiner Haut spüren. Gar wie dessen Bart an seiner Wange kratzte. Er konnte spüren, wie die Hitze in sein Gesicht stieg und versucht manisch, sich mit den Worten Bleib ruhig! die er wie ein Mantra gedanklich immer wieder vor sich hin sprach, sowie die Konzentration auf seine Atmung, auch wirklich ruhig zu bleiben. Jedoch schien das mit der Atmung nicht so zu klappen, wie er wollte, denn binnen weniger Sekunden hob und senkte sich seine Brust, als wäre er panischer denn je zuvor. Thor's raue Finger glitten über seine Wange und jagten ihm einen eiskalten Schauer über den Rücken. „Sag es mir“, die gehauchten Worte schlugen ihm entgegen. Genauso der Geruch von Alkohol. Thor war also nicht wirklich bei Sinnen. „Es geht um dich“, startete er den Versuch und schob die Hand beiseite, die mittlerweile sogar an seinem Hals angelangt war. Nach einigem Zögern fügte er noch hinzu: „Und mich“ Mit einem Mal konnte er nicht mehr schlucken und sein Herz hämmerte so stark in seiner Brust, dass es seinen Brustkorb hätte sprengen müssen. „Ich-“ Loki drehte sich zu dem Blonden um und suchte den Blickkontakt. Seine blauen Augen fixierten ihn trotz des Alkohols und dieser Blick schien ihm die Luft abzuschnürren. Seine Kehle war wie ausgetrocknet. „-will-“ Augenscheinlich erlahmte die Silberzunge. Doch Thor setzte ein Lächeln auf, das ihm immer Mut zusprechen sollte und mit einem Mal schien es so, als würde alle Last von seinen Schultern genommen. Loki sackte in sich zusammen und atmete zischend aus. Sein Herz klopfte noch immer wie wahnsinnig in seiner Brust und mit einem flauen Gefühl drehte sich sein Magen um. Was er als nächstes tun würde, würde er sicher bereuen. Er beugte sich vor, stockte jedoch kurz, ehe er die Hand von Thor an seinem Hals spürte. Als würde er es förmlich provozieren. Loki setzte sich auf und der Ansporn Jetzt oder nie sprang ihm in den Kopf, bevor er sich geradezu auf den anderen Gott stürzte. Ein überraschter Laut kam über Thor's Lippen, jedoch wurde er sogleich mit Loki's eigenen unterdrückt, als sie durch dessen hektische Reaktion hinten über fielen. Er konnte den kräftigen Zug an seinen Haaren spüren, das Schnauben von Thor hören, gefolgt von einem Grummeln, tief aus seiner Kehle. Loki wollte schon zurückschrecken, doch mit Mal war dort der klammernde Griff des Älteren, der ihn an seinen erhitzten Körper presste. Und ehe er sich's versah, spürte er Thor's Zunge, warm und schwer, wie sie seine eigene umspielte, voller Geschick. Er schmeckte den bitteren Alkohol und einen süßen Nachgeschmack. Atemlos ließ er von dem Blonden ab und blickte hinunter. Seine Augen waren verhüllt und die Frage, ob er nicht doch zu viel von dem köstlichen Wein getrunken hatte, keimte in ihm auf. „Ein geschickter Plan und eine wahnsinnige List, wie mir scheint, aber was hätte ich auch anderes erwarten sollen?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)