Fight Me, Kiss Me! von caramel-bonbon ================================================================================ Kapitel 8: Reveal Me! --------------------- Stumm saß er auf dem schwarzen Ledersessel und starrte auf das Glas Whisky in seiner Rechten. Er sah es, und doch sah er es nicht wirklich. Die drei Eiswürfel darin waren beinahe vollkommen geschmolzen. Der Whisky selbst nahezu unberührt. Kai hatte sich seit über einer Stunde nicht gerührt. Er dachte. Gedanken kreisten durch seinen Schädel und brachten seinen Kopf zum Pochen. Er dachte nicht wirklich nach. Er ließ seinen Gedanken einfach freien Lauf. Elendes, ewiges Kreisen, keine Schlussfolgerung, kein abgeschlossener Gedankengang, nur ewiges, elendes Kreisen. Nicht fassbar. Er hatte es aufgegeben, einen Gedanken halten zu wollen. „Willst du nicht wissen, ob Otori überlebt hat?“ Yuriy trat an den Sessel und lehnte sich mit der Hüfte dagegen. In der Hand hielt er ein Telefon. Mit verschränkten Armen wartete er auf eine Antwort. Sie kam nicht. Seufzend zog er einen Stuhl heran und ließ sich darauf fallen, direkt Kai gegenüber. Er beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. „Ich weiß, was du denkst.“ Yuriy sprach leise und ruhig. Aber mit einem Nachdruck in der Stimme, die keine Ausflüchte zuließ. Kai bedachte ihn eines kurzen Blicks. Doch er sagte nichts. „Du glaubst nicht, dass es Rei war.“ Kai schnaufte und endlich kam wieder etwas Leben in den versteinerten Körper. Vor Yuriy konnte er es zeigen, er kannte ihn besser als alle anderen, er war sein bester Freund, sein engster Vertrauter. Unwohl, wie er sich fühlte, rutschte er auf dem Sessel hin und her. „Hatte er eine Pistole dabei?“, fragte er. „Nein.“ Yuriys Gesicht blieb regungslos. Auch, als Kai leise schnaubte. Hatte der Chinese ihn tatsächlich so dreist angelogen? Wieso? „Er hat mir aber meine abgenommen“, knurrte Yuriy, sichtlich angepisst. Überrascht hob Kai den Kopf und blickte ihn zum ersten Mal richtig an. „Die Mieze hat mehr drauf, als ich dachte“, grummelte der Rotschopf und presste missmutig die Lippen aufeinander. Kai senkte den Blick wieder auf sein Whiskeyglas. Sein Mundwinkel zuckte minimal. Das musste man ihm nicht erst noch sagen. Aber es war die erste direkte Konfrontation zwischen Yuriy und ihm und während der Chinese gerne mit Händen und Füssen kämpfte, bevorzugte der kühle Russe die Distanz, die nur seine Schusswaffen ihm bieten konnten. Und obwohl Kai Rei im Stillen Respekt zollen musste, nagte an ihm die Tatsache, dass er offenbar doch eine Pistole zur Hand hatte. Er bemerkte nicht, wie Yuriy ihn aufmerksam beobachtete. Bis er plötzlich das Wort wieder erhob. „Er hat nicht geschossen. Er hat nur auf mich gezielt, und er hat nicht ein einziges Mal abgedrückt.“ Kais Kopf schnellte hoch und seine roten Augen bohrten sich zusammengekniffen in Yuriys. Er versuchte gar nicht, dem eindringlichen Blick auszuweichen. Er kannte die Wahrheit. Und er würde sie niemals vor Kai verstecken. Und die Wahrheit, auch wenn sie ihm nicht wirklich gefiel, war nun mal, dass Rei zwar seine eigene Pistole schussbereit auf ihn gerichtet, jedoch nicht abgedrückt hatte. Weder hatte er auf ihn, noch auf jemand anderen geschossen. Und so einfach würde er auch nicht Reis geschockten Blick vergessen, als Otori plötzlich schreiend zusammengebrochen war. Rei mochte zwar der Anführer ihres am meisten verachteten Clans sein, aber er setzte niemals Waffen ein, wenn es sich vermeiden ließ. So viel Ehrgefühl besaß Yuriy, dass er das zugeben konnte. „Erspar es dir, das den anderen zu erzählen. Du kannst deinen größten Feind nicht vor deinen eigenen Leuten in Schutz nehmen. Wie glaubst du, sieht das aus? Sie glauben sowieso nur, was sie denken wollen, gesehen zu haben.“ Kai war ihm dankbar. Auch wenn es nichts nützen würde, wenigstens konnte er mit dem Wissen schlafen gehen, dass Rei nicht der mutmaßliche Mörder eines seiner Clanmitglieder war. Aber hatte er das jemals wirklich geglaubt? Und auch wenn, ändern würde es nichts. Sein ganzer Körper pochte dumpf, als er langsam wieder zu Bewusstsein gelangte. Er fühlte sich wie von einer Betonwalze überfahren und so schwer wie aus Stein. Seine Augen brauchten eine Weile, bis sie etwas anfokussieren konnten. Stöhnend rappelte er sich auf seine Ellbogen auf und sah sich um. Er war in der kleinen, heruntergekommenen Wohnung in Südstadt. Zäh rieselten die Erinnerungen in sein Gedächtnis zurück. Kai hatte ihn hierher gebracht und ihm auch eine Tablette gegeben. Das Päckchen lag noch immer auf dem Nachttisch. Er versuchte aufzustehen und biss sich auf die Lippen, um nicht aufzujaulen. Sein Bein schmerzte wie Hölle. Doch er musste es ignorieren. Er musste aufstehen! Humpelnd und sich bei jeder Gelegenheit festhaltend, schleppte er sich durch die Wohnung. Doch von Kai keine Spur. Er war alleine. Seither war ein ganzer Monat vergangen. Rei stand mit einigen Metern Entfernung vor dem Eingang einer Bar. Er starrte auf die Tür. Sämtliche Mitglieder waren seither dem jeweils anderen Clan aus dem Weg gegangen; für die Silbernen Tiger eine Vorsichtsmaßnahme, für die Sibirischen Phönixe eine Kontrolle, die anderen nicht einfach über den Haufen zu schießen. Sie waren wütend und verstanden nicht, wieso Kai ihnen verboten hatte, ohne seinen ausdrücklichen Befehl eine Waffe mitzunehmen, oder auch nur in ihre Nähe zu kommen. Er hatte sie gewarnt, nichts Dummes anzustellen, wenn sie ihre Schwänze behalten wollten. Ihre Nachforschungen bezüglich der Menschenhändler waren soweit stagniert. Kenny, sowie auch Garland und Sergej suchten zwar an ihren Computern weiterhin nach Hinweisen, doch nicht vor Ort zu sein, ließ dieses Unterfangen schier zur Unmöglichkeit werden. Das einzig Positive in diesen vergangenen Wochen war, dass Otori erfolgreich operiert werden konnte. Kai musste sich zwar vom Arzt, der ebenfalls Mitglied in ihrem Clan war, eine Standpauke anhören, doch es störte ihn nicht wirklich. Es war ja nicht so, dass er sich darüber nicht selbst schon lange Gedanken gemacht hatte. Was ihn zu seinem Ärger mehr interessierte, war, wie es Rei ging. Seit er ihn in Südstadt zurückgelassen hatte, hatte er nichts mehr von ihm gehört. Das einzig Beruhigende daran war, dass er es gehört hätte, wenn er gestorben wäre. Kai hatte sich abgeschottet. Die ständigen Fragen, was er denn gedachte zu tun, gingen ihm gewaltig auf die Nerven. Und er wollte sich einfach nicht eingestehen, dass er nichts unternehmen wollte. Er floh regelrecht vor dieser Erkenntnis. Und Rei selbst wurde von ihrem Clan-Arzt zu mindestens zwei Wochen Bettruhe verdonnert. Er hielt sich zehn Tage daran, danach zog es ihn öfters hinaus aus der Stadt, wo er ins Gras oder an das Flussufer saß und nachdachte, während er die Ruhe und das Alleinsein genoss. Seine Wunden heilten allmählich und übrig blieben helle, frische Narben. Er seufzte und betrat die Bar. Warme, stickige Luft und angetrunkenes Gelächter quoll ihm entgegen. Ohne eine Mine zu verziehen, trat er ein. Er sah die Gesichter, Tische, Getränke, in gelblich-oranges Licht getaucht. Aber er nahm sie nur am Rande wahr. Seine Aufmerksamkeit galt nur einer einzigen Person, die alleine in der Ecke saß und das Glas in der Hand schwenkte. Die grauen Haare waren länger geworden und fielen Kai tief in die Augen. Mit langsamen Schritten ging Rei auf ihn zu und blieb schräg hinter ihm stehen. Niemand hier drin achtete auf sie. Niemand bemerkte, wie Rei beide Hände hob und sie Kai auf den Rücken legte, wie er langsam darüber fuhr, nach vorne, wie er die Arme um ihn schlang und sich zu seinem Ohr lehnte. „Danke“, flüsterte er und schmiegte das Gesicht in seine Haare. Etwas in Kais Brust löste sich. Eine Anspannung, von der er nicht mal gewusst hatte, dass sie da war. Er schloss die Augen und seine Mundwinkel verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. „Woher wusstest du, dass ich hier bin?“, fragte Kai. „Ich hatte da so eine Ahnung“, antwortete Rei und schmunzelte. In dieser Bar hatte alles angefangen. Hier hatte Kai Rei damals unbeabsichtigt angebaggert. Und hier hatten sie sich viele Male danach getroffen. Immer und immer wieder, bis sie übereinander her gefallen waren, betrunken von Alkohol und Lust und dem Rausch einer guten Prügelei. “Verpiss dich Kai, das hier ist mein Kampf“, murrte Rei, doch es klang nicht halb so drohend, wie es sollte. Es war viel Alkohol geflossen an diesem Abend und Rei lallte. Außerdem schwankte er verdächtig, wenn auch nur für geübte Augen bemerkbar. Kai lachte höhnisch und ließ die Knöchel knacken. Als ob er einer Prügelei den Rücken kehren würde. Es waren nicht viele, und Kai war sich sicher, dass Rei auch alleine mit ihnen fertig geworden wäre, doch seine Faust hatte sich schon zu lange nicht mehr in eine Bauchhöhle gebohrt. Ihn dürstete nach Blut. Mit einem erwartungsfreudigen Grinsen wartete er, dass sie Rei und ihn einkreisten. Es waren nicht viele. Fünf gegen zwei, das würden sie locker schaffen. Sie kamen immer näher und kesselten sie ein, in Gedanken sahen sie die beiden schon blutend am Boden liegen. „Ihr Schwuchteln!“, spuckte einer aus und stürzte sich auf Rei. Alles ging viel zu schnell. Ehe er registrieren konnte, was geschah, lag er mit dem Rücken auf dem Boden. Reis Fuß ruhte auf seinem Brustkorb. Erschrocken blickte er nach oben und direkt in Reis gefährlich blitzende Augen. „Ihr habt euch die Falschen ausgesucht“, knurrte er. Und diesmal ließ seine Stimme es ihm kalt den Rücken runter fahren. Der Augenblick währte kurz, bis sich die anderen wieder gefasst hatten und außer sich vor Zorn stürmten sie auf ihn und Kai zu, die Hände geballt, die Gesichter verzerrt. Fäuste begannen von allen Seiten auf sie einzudreschen, doch die meisten waren leicht vorherzusehen und so wichen sie ihnen ohne Mühen aus. Nur wenige ließen sie durch, nur die, die nicht schmerzten oder sie ernsthaft verletzen konnten. Der fünfte, der am Boden lag, hatte sich mittlerweile aufgerappelt und mischte ebenfalls wieder mit, versuchte, einen kräftigen Schlag zu landen, doch er hatte keine Chance. Zu langsam waren seine kraftvollen Schläge. Immer und immer wieder versuchte er zu treffen, doch der Chinese war zu flink. Ärger und Frust stieg in ihm hoch und blind schlug er weiter auf ihn ein, bis er plötzlich spürte, wie sein Handgelenk gepackt und er in die Luft geschleudert wurde, er sah das asiatische Gesicht, zu einem Grinsen verzogen, an sich vorbeifliegen, dann landete er hart auf dem Boden. Die Luft wurde aus seiner Lunge gepresst. Er sah Sternchen. Wer ist dieser Kerl bloß?, fragte er sich. Außer Atem und mit brennenden Lungen stützte er sich auf einen Unterarm und blickte röchelnd hoch. Rei bewegte sich blitzschnell zwischen den anderen, es brauchte eine ordentliche Portion Aufmerksamkeit um ihm folgen zu können, doch dann sah er, wie er die Schläge mit einfachen Bewegungen einfach umleitete. Er nutzte die Kraft der anderen, verwandelte sie in Geschwindigkeit und nutzte sie zu seinem Vorteil. Sein Blick switchte zu Kai. Er war komplett anders. Er blockte ab, schlug direkt mit geballter Kraft zurück. Er kämpfte den schlichten, rüden Straßenkampf. Und doch kamen sie auch gegen ihn nicht an. Rückzug. Wenn sie nicht noch mehr aufs Maul bekommen wollten, mussten sie sich ihre Unterlegenheit eingestehen. Er war nicht blöd. Er hatte Bock gehabt, jemanden zu verprügeln, nicht verprügelt zu werden. Schon zum zweiten Mal in den letzten paar Minuten rappelte er sich auf und rief den anderen etwas zu. Dann suchte er das Weite. „He!“ Verwirrt grapschte Kai nach dem Pullover des einen, den er gerade anvisiert hatte. Doch er entwischte ihm, so eilig hatte er es, abzuhauen. „Du verfickter Schisser! Kommt zurück!“, brüllte er. Verärgert blieb er an Ort und Stelle stehen und fluchte laut. Dann flatterte sein Blick zu Rei. Er schob sich die Ärmel über die Ellbogen und folgte ihnen mit großen Schritten, sein Gesicht wutverzerrt. Kai überlegte nicht. Hastig sprintete er ihm nach, packte ihn an der Schulter, riss ihn herum. „Lass mich!“, knurrte Rei und schlug seine Hand weg. Seine Augen funkelten gefährlich. „Der Wichser hat mich Schwuchtel genannt.“ Es kostete Kai einiges an Kraft, Rei aufzuhalten. Er tobte und riss sich aus seinem festen Griff, die Zähne gefletscht. Als er ihn ansah, lag ein trotziger, betrunkener Schimmer in seinen Augen. Ehe sich Kai versah, hatte sich Rei umgedreht. Er erwischte gerade noch seinen Zopf, an dem er ihn zurückhielt. „Au, lass los du Arsch!“ Doch Kai dachte nicht daran. Er zog an Reis Haaren und als der genervt versuchte, ihm eine zu boxen, packte er ihn am Handgelenk. „Komm runter, Mann!“, zischte er. Rei grummelte und versuchte, Kais Hand von seinem Handgelenk zu schälen, doch der Griff war einfach zu fest. „Kai, lass los, du nervst!“ Es war eine unüberlegte Handlung, als er Kai wegstieß. Kai machte zwar einen Schritt zurück, doch er ließ nicht los. Rei stolperte nach vorne und fand sich ganz nah an Kais Gesicht wieder. Eigentlich hätte er das ja kommen sehen können. Mit den Augen zu Schlitzen verengt, funkelte er ihn an. „Das ist jetzt nicht dein Ernst“, knurrte er. „Ich hab jetzt echt grad keinen Bock auf deine Spielchen. Lass mich in Ruhe!“ Mit aller Kraft riss er sich los und drehte sich einmal um die eigene Achse, holte mit dem Fuß aus. Doch Kai duckte sich und hechtete nach vorne. Reis Fuß sauste über seinem Kopf hinweg. Zu Kais Glück hatte seine Geschwindigkeit wegen des Alkohols eingebüßt. Nicht viel, doch Kai war nun schnell genug, um eine Hand in Reis Kniekehle zu legen und dann dicht vor ihm aufzutauchen. Rei fühlte, wie ihm der Boden unter dem Fuß weggerissen wurde und er nach hinten kippte. Da hob Kai den anderen Arm und Reis Bein hakte an seiner Schulter ein. Ehe er sich versah, machte Kai ein paar Schritte nach vorne und Rei wurde hart gegen die kalte Ziegelsteinmauer gepresst, seine Beine gezwungenermaßen um Kai geschlungen, der sich an ihn drückte und mit seinem Gesicht gefährlich nah an Reis heran kam. Er konnte seinen Atem spüren, der heiß über seine abgekühlte Haut strich. Und seine roten Augen bohrten sich tief in seine. Reis Puls ging ungewollt schneller. Nur zu gut erinnerte er sich an die letzten Male, als sie alleine gewesen waren. An die Anspannung, die zwischen ihnen lag. Das Knistern. Ihm stockte der Atem, als er etwas Hartes spürte, das gegen seinen Hintern drückte. Hitze stieg in ihm auf, die durch den Alkohol noch geschürt wurde, und vernebelte seinen Verstand. „Kai, du Bastard, lass los!“, knurrte Rei und versuchte, Kai irgendwie von sich weg zu schieben. Das durfte einfach nicht sein. Doch er hatte keine Chance. Kai presste ihn mit seinem ganzen Körpergewicht gegen die Mauer. Seine Haut war heiß und die Muskeln angespannt. Und dann diese Erektion, die sich in seinen Schritt presste und ihm seinen letzten klaren Gedanken aus dem Kopf fegte. „Fick dich Kai“, fluchte Rei durch die Zähne gepresst, doch es klang nicht ganz so zischend, wie er es geplant hatte. „Oh nein“, erwiderte Kai grinsend und raunte in Reis Ohr, „heute ficke ich dich.“ „Lass uns verschwinden“, flüsterte Rei und trat einen Schritt zurück. Kai kippte sich den letzten Schluck Whiskey in den Rachen, bevor er aufstand und Rei stumm folgte. Hindurch durch die Menschenmenge, die sich dicht aneinandergepresst bewegte, klebrig vor Schweiß und benebelt von Alkohol. Hinaus in die kühle Frische der Nachtluft. Rei wartete nicht auf ihn. Er lief geradewegs auf seine Maschine zu, entriegelte die Sicherung, mit welcher der Helm am Motorrad befestigt war und zog ihn sich über den Kopf. Kai beobachtete, wie Rei sich auf die schwarze Maschine schwang und sich dabei seine Lederhose um seinen Hintern spannte. Ein schelmisches Grinsen zog seinen Mundwinkel nach oben und er klaubte den Schlüssel aus der Hosentasche, um seinen Wagen aufzuschließen. Das laute Dröhnen von Reis Motorrad drang an seine Ohren und er sah, wie Rei wie ein schwarzes Raubtier in die Nacht davonschoss. Er drehte den Schlüssel und startete. Leise schnurrte der V8-Motor unter ihm, während er Rei über die von Laternen beleuchteten Straßen folgte. Kai hatte keine Ahnung, wo Rei ihn hinführte. Erst als sie die Stadt hinter sich ließen und die geschwungenen kurvenreichen Straßen folgten, die in die Hügel hinaufführten, ahnte er, was sein Ziel war. Seine Ahnung bestätigte sich, als sie von der geteerten Straße abbogen und auf Gras hielten. Hier waren sie vor kurzer Zeit gewesen. Doch da hatte Kai sie hierher geführt. Mit einer Absicht und einem Resultat, an die er nicht gerne zurückdachte. Kai spürte ein schwaches Rucken durch den Wagen zucken und stieg aus. Es war schwärzeste Nacht. Kein Mond stand am Himmel und einige Wolken verdeckten das Leuchten der Sterne. Rei war schwer auszumachen in der Dunkelheit. Die schwarzen Haare und das schwarze Leder, das seinen Körper umhüllte, schmiegten ihn perfekt in die samtige Nacht. Und wie er so reglos an der Motorhaube seines Mustangs lehnte, war er beinahe unsichtbar. „Wie geht es Otori?“, fragte Rei und blickte ihn von der Seite her an. Mit verschränkten Armen lehnte sich Kai neben ihn. „Er hat’s überlebt.“ Rei lächelte und schaute gen Himmel. „Das freut mich.“ Sie schwiegen sich an, während Rei die Sterne und Kai die Lichter der Stadt zu ihren Füssen betrachteten. Die Stille war angenehm. Und doch lag etwas zwischen ihnen, eine Anspannung, die Kai nicht richtig deuten konnte. „Meine Leute sind immer noch sauer auf dich“, sagte Kai plötzlich, die Stimme ruhig und gedämpft. „Sie verstehen nicht, warum ich ihnen verboten habe, Waffen bei sich zu tragen.“ Rei seufzte und nickte, auch wenn Kai es nicht sehen konnte. Bei ihnen war die Stimmung seither auf einem Tiefpunkt. Als Rei in dieser Nacht nicht zurückgekommen war, waren sie fast durchgedreht. Doch sie hatten ja nicht einmal gewusst, wo Kai mit ihm hingefahren war. Sie hätten nichts tun können. Und so warteten sie, auf glühenden Kohlen sitzend, bis Rei am nächsten Nachmittag angeschlichen kam, humpelnd und total fertig. Mao hatte geweint und ihn unter Tränen sofort ins Bett geschickt. Sie war mit den Nerven komplett am Ende gewesen. “Tu das nie, nie wieder, hörst du?“, hatte sie gesagt, die Stimme zittrig vor Wut, Angst und Erleichterung. In dieser Situation hätten seine Leute weiß Gott was mit ihren Feinden angerichtet. „Das Waffenverbot kommt nicht gut an“, schmunzelte Rei. Kai schnaubte. „Ihr wärt bereits alle tot“, erwiderte er und schief grinsend wandte auch er seinen Blick Rei zu. „Träum weiter!“, knurrte Rei spöttelnd und stieß ihm den Ellbogen in die Seite. „Wir wissen uns durchaus zu wehren.“ „Bei dir als Anführer wundert mich das auch gar nicht. Du kannst echt eine verfickt hartnäckige Kratzbürste sein.“ „Ach, und dabei stehst du doch so drauf, wenn ich dir den Rücken zerkratze“, flüsterte Rei mit dunkler Stimme und lehnte sich näher zu Kai. „Mmmh“, summte Kai und sein rechter Mundwinkel zuckte nach oben, „fast so, wie wenn du dein Stöhnen nicht zurückhalten kannst.“ Rei drehte sich zur Seite und streifte mit seinen Lippen Kais Kiefer. „So hart wie du mich fickst, wie soll ich mich da zurückhalten können?“, raunte er in sein Ohr. Er spürte, wie Kais Körper sich anspannte. Amüsiert grinste er. „Du magst es hart, Rei.“ „Mhm.“ Er schob sich von der Motorhaube weg und drehte sich vor Kai. Mit einem frechen Grinsen räkelte er sich an den Körper vor ihm. „Oh ja“, hauchte er in Kais Ohr. „Ich steh drauf, wenn du mich mit deinem Schwanz so richtig hart fickst.“ Rei betonte jedes einzelne Wort mit Nachdruck. Kais Atem stockte und er musste schlucken, um nicht wie ein wildes Tier über Rei herzufallen. Immerhin hatten sie sich eine Weile nicht mehr gesehen und in ihm staute sich eine Menge Energie. Dazu kam, dass Rei seinen Körper einfach perfekt einzusetzen wusste. Mit beiden Händen packte er Reis in Leder gehüllten Hintern und zog ihn mit einem Ruck an sich. Ihre Beine schoben sich ineinander und Kai fuhr mit einer Hand von hinten zwischen Reis Schenkel, um seine Hüfte an seinen eigenen Unterleib zu pressen, was Rei ein entzücktes Raunen entlockte. „Du Bastard hast deinen Körper einfach zu gut im Griff“, knurrte Kai, als Rei sich einmal kurz und lasziv an ihm räkelte. Ein süffisantes Grinsen zogen seine Mundwinkel nach oben. „Das kommt vom Kampfsport. Und meiner eisernen Disziplin, von der du dir eine Scheibe abschneiden könntest“, bemerkte er, als er eine Hand zwischen sie schob und über Kais Schritt strich. Eine deutliche Beule hob sich unter der Jeans. „Ich kann jederzeit aufhören“, bluffte Kai. „Sagte der Süchtige.“ „Scheiße ja, ich bin verdammt nochmal süchtig nach dir“, raunte Kai und krallte eine Hand in Reis Haare, um ihn bestimmend an sich zu ziehen. Hart presste er seinen Mund auf Reis. Mist, dachte er, als Rei ohne zu zögern darauf einging und mit ihm nun um die Oberhand kämpfte. Warum nur konnte er die Finger nicht von ihm lassen? Er war doch sonst nicht der Typ, der gegen seine eigenen Regeln verstieß. Aber es war Rei, den er hier an sich presste. Rei, mit dem er in einen heißen, kämpferisch verspielten Kuss verwickelt war. Rei, der ihm jegliche Sinne raubte. Er hatte ihm noch nie widerstehen können. Nicht, seit er ihn das erste Mal nach Jahren wieder in dieser Bar gesehen hatte. Mist, dachte er sich erneut. Abrupt stieß Rei ihn plötzlich von sich und hielt ihm eine Hand vor den Mund. Mit einem Finger an den Lippen veranlasste er ihm, ruhig zu sein, während er aufmerksam in die Dunkelheit starrte, die Ohren gespitzt. „Ein Auto“, zischte er und stellte sich so vor Kai, dass er über seine Schulter hinweg die Kurve beobachten konnte. Kai rührte sich nicht. Falls tatsächlich jemand aus einem ihrer Clans hier vorbei fahren und sie bemerkten würde, waren sie geliefert. Es musste zwar ein verdammt großer Zufall sein, denn die meisten verließen die Stadt so gut wie nie, aber es gab natürlich auch einige, die regen Kontakt nach außen pflegten. Sollte ausgerechnet heute so jemand unterwegs sein? Kai fluchte innerlich, dass er daran nicht gedacht hatte. Er hörte den dunkel dröhnenden Motor, kurz bevor gleißendes Licht die Straße nach der engen Kurve erhellte. Kai hielt den Atem an und zwang sich, weiterhin geradeaus zu schauen. Das Scheinwerferlicht blendete ihre an die Dunkelheit gewöhnte Augen, als das Auto an ihnen vorbei fuhr. Kai wollte schon beruhigt ausatmen, als er hörte, wie es jäh abbremste und zurückfuhr. „Shit!“, stieß Rei fluchend aus und duckte sich rasch hinter die Motorhaube. Kai schluckte und fasste sich am Riemen. Jetzt war Beherrschung gefragt. Erst als er die Schritte über vereinzelte Steine knirschen hörte, drehte er sich um. Seine Augen hatten sich noch nicht wieder an die plötzliche Dunkelheit gewöhnt, nachdem die Scheinwerfer ausgemacht wurden und so erkannte er lediglich eine schwarze Silhouette. Breit und groß. „Kai!“, sagte sie mit tiefer, rauer Stimme und blieb neben ihm stehen, die Arme vor der Brust verschränkt. „Boris“, knurrte Kai und stieß sich von der Motorhaube ab, um ihm gegenüberzustehen. *-*-*-*-*-* aah Leute, so lange ist es her, es tut mir leid! Und das ausgerechnet an einer so fiesen Stelle! Und in diesem Kapitel ist es auch nicht gerade besser! hahah Dafür ist das Kapitel etwas länger ;) Naja, falls tatsächlich noch jemand hier sein sollte, dann würde ich mich riesig über ein Feedback freuen! In dem Sinne: *euch alle drück* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)