Der letzte Streich von Schnuckelpunk (Fred/George) ================================================================================ Kapitel 8: Die Erinnerung ------------------------- „Harry!“, Fred Weasley stieß ein erleichtertes Seufzen aus, als er den Schwarzhaarigen vor sich stehen sah. Er hatte nicht mehr wirklich damit gerechnet, dass er ohne Heiler vom Sankt Mungo bei ihm auftauchen würde. „Ich habe etwas für dich… euch.“, murmelte Harry und zog seinen Umhang enger. Er blickte über die Schulter, als hätte er Sorgen, dass man ihn verfolgt hatte. „Komm erst einmal rein.“, sprach Georges Stimme, bevor Fred es selbst vorschlagen konnte. „Danke…“ Gemeinsam gingen sie hinauf in die Wohnung der Zwillinge. Doch diesmal stellte der Rotschopf keinen Flaschen voll Alkohol auf den Tisch, sondern eine Kanne mit dampfenden Tee, der beim einschenken nach kandierten Äpfeln roch. Schweigend tranken sie beide aus bunt gestreiften Tassen, bis sich Harry etwas entspannte. „Ich… habe die Erinnerung von diesem Tag aus meinem Kopf verbannt.“, begann er, „Von dem Tag, an dem das Finale des Tuniers war.“ Er zog die kleine Phiole aus seiner Tasche. Ein einzelner, silberner Faden schwebte darin. Als hätte jemand eisigen Atem in das Glasröhrchen gehaucht und es dann fest verschlossen. Fred Weasley wusste was es war. Eine Erinnerung. Er stand auf und trat in die Küche um das Denkarium zu holen. Zuerst musste er die Orangen zur Seite räumen, die er darin aufbewahrt hatte. Die zwischenzeitliche Zweckentfremdung zur Obstschale würde dem magischen Objekt sicher nicht geschadet haben. Er füllte die Tonschale zur Hälfte mit Wasser und balancierte sie dann ins Wohnzimmer. Als er sie auf dem Holztisch abstellte, gab Harry seine Erinnerung hinein. Das klare Wasser wurde trüb, blau-gräulich. Nein, es schien als hätten die Orangen dem Gefäß nichts ausgemacht. „Darf ich?“, fragte er Harry, der nur nickte. Bevor er in die Erinnerung gezogen wurde, sah er noch aus dem Augenwinkel, wie sich Harry Potter auf die Lippen biss. Er riss den Kopf aus dem Denkarium. Fred keuchte und spürte auch, dass die Seele seines Bruders aufgewühlt war. Harry Potter war in der Zeit, die er mit der Erinnerung verbracht hatte, aufgestanden und zum Bücherregal getreten. Er hatte ihm den Rücken zugewandt. „…Du…siehst….“ Er räusperte sich, drehte sich aber nicht um. „…es ist bei dem Ritual nicht so wie im Zaubertrankunterricht… und … es werden nicht einfach nur ein paar Zutaten zusammen gerührt.“ Fred schwieg daraufhin nur und presste die Lippen aufeinander, damit George sich nicht zu Wort melden konnte. „Danke, dass du mir diese Erinnerung gezeigt hast, Harry. Niemand wird je davon erfahren. Das verspreche ich dir.“ Nun drehte sich der Quidditchspieler herum. Retter der Zaubererwelt. Jetzt konnte er sich ungefähr vorstellen, was Harry Potter in seinen Schuljahren durchgemacht hatte. Seine Lippen waren eng aufeinander gepresst. Er wusste warum. Löste sich eine Erinnerung im Denkarium auf, trat sie im Kopf wieder aus der Versenkung hervor. Er selbst hatte es einmal erlebt. Auch wenn er nicht wusste, warum es so war. „Ich…sollte wieder zu Ginny.“, presste er hervor, Fred nickte verständnisvoll. Auch wenn er seinen Laden darauf verwettete, dass sich Harry Potter nicht auf den Heimweg nach Godric‘s Hollow machen würde. Vielleicht würde er sich noch ein zwei Stunden im Tropfenden Kessel verkriechen, um die Erinnerung wieder in den Hintergrund zu trinken. Oder spazieren gehen. In den Himmel starren. Vielleicht auch alles drei und zwar genau in dieser Reihenfolge. Das Wasser aus dem Denkarium schüttete er im Pflanzenzimmer über eine Mimose, die wie immer, wenn sie von irgendetwas berührt wurde, ihre Blätter zusammenklappte. „Fred…“ – „Warte einen Moment, George.“; hauchte er seinen eigenen Ohren zu. „Wir reden gleich.“ Gehorsam schwiegen seine Lippen. Er brachte die Tonschale in die Küche zurück, legte die Orangen wieder hinein. Dann spülte er Harrys Tasse aus und stellte sie in den Schrank. Seine eigene füllte er erneut und kuschelte sich dann in den Sessel, der dem Sofa gegenüber stand. Schlang eine kuschelige Felldecke um seine Beine, obwohl er nicht wirklich fror- das Feuer prasselte schließlich im Kamin. „So…jetzt.“ Er schloss seine Augen und lehnte den Kopf gegen die Lehne. „Es ist nur ein Zaubertrank, in dem ein paar Zutaten zusammengerührt wurden…“, begann George sofort und Fred nickte zustimmend zu den Worten, die ihm über die Lippen kamen. „Die Umstände waren fürchterlich, aber letztendlich…“, murmelte Fred nun selbst. „…Voldemorts Vater war schon tot. Es wird ihn wohl kaum gejuckt haben, ob ein paar Knochen mehr oder weniger in seinem Grab lagen…“ – „Pettigrew hat seine Hand freiwillig geopfert.“ – „Außerdem war eh vorher schon der Finger ab… und er wusste, dass er einen schicken Ersatz bekommt.“; fügte George hinzu. „Und was ist mit Harry? ‚Blut des Feindes- mit Gewalt genommen‘?“, fragte Fred, die Augen immer noch geschlossen. „...Nun…“ George schien sich an den nächsten Satz etwas vorsichtiger heran zu tasten. „Er hat auf dem Friedhof eine Menge mitgemacht. Aber… bei dem Ritual selbst hat er nur etwas Blut verloren. Wenn ich das so formulieren darf.“ – „Ich hätte es ebenso ausgedrückt.“ Fred Weasley öffnete seine Augen wieder. Sein Blick war klar und auf die Schatulle gerichtet, mit der er Harry versucht hatte zu verdeutlichen, was mit ihm und George passiert war. „Also wagen wir es?“ „Wir wagen es.“ Bei den letzten drei Worten konnte Fred nicht sagen, wer von ihnen sie ausgesprochen hatte. Ihre Gedanken waren in diesem Moment eins. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)