The Darkside von somali77 ================================================================================ Kapitel 28: Craving ------------------- ~ Seine Wiedersehensfreude hielt sich in Grenzen. Er blieb stehen wie angewurzelt und warf einen Blick auf sie hinunter als hätte ihm jemand aufs Oberteil gespuckt. Anstatt zu antworten, versuchte er wortlos sie von sich zu schieben. Sie klammerte sich fest. „Warte“, würgte sie hektisch hervor. „W-... warte! Ich-... w-... wo warst du denn? Keiner... wusste mehr wo du bist oder was du machst, und ich-... i-... ich...“ Er verstärkte den Griff an ihrem Kragen und drückte sie rückwärts- sie krallte sich an ihn, als wäre er die rettende Holztür im Eiswassermeer beim Untergang der Titanik. „Ich weiß", japste sie, "ich-... w-... weiß ja, dass du gesagt hast du-... willst mich nicht mehr sehen, aber-...“ Jetzt versuchte er verbissener, sie loszuwerden, was fast zum Gerangel ausartete. „Ich weiß das alles, aber-... ich kann mich ändern! Ich kann dir helfen, ehrlich! Ich tu-...“, ihr Atem stockte, die Tränen in ihren Augen liefen über, rollten abwärts, tropften vom Kinn auf den Boden, „Ich tu alles für dich. Ich kann alles sein was du willst. Ich beweise es dir“ Er hielt inne. Langsam löste er seinen Griff. Sie hob die Handtasche wie einen Schild vor die Brust, um hektisch darin herum zu kramen. „Hier.“, mit leiser, tränenerstickter Stimme schob sie Taschentücher und Schminkzeug zur Seite und ließ ihn einen Blick auf den Inhalt darunter werfen. Dort hervor lugten zwei dicke Bündel zusammengerollter Geldscheine. Und... … weißes Pulver. Eine erstaunliche Menge winziger, weißer Kristalle in kleinen Plastiktütchen. Er hob den Blick und starrte sie an. „Das ist alles echt“, beteuerte sie, „Und es ist unglaublich! Es wird dich umhauen!“ „Ihr habt sie ja wohl nicht alle!“, stellte Deidara fest, „Wollt ihr, dass ich die Bullen rufe?! Keine Drogen auf der Eingangstreppe!“ Sasuke packte Sakura am Oberarm und zerrte sie mit, die Treppe hinunter und in die nächste halbwegs geschützte Seitengasse. Dort drehte er sie mit dem Rücken zur Wand. „Was soll das sein?“, zischte er, „Willst du mich verarschen? Wo hast du das her?“ Sie biss trotzig die Zähne zusammen. Ihre Unterlippe zitterte. „Da staunst du, was?“, stieß sie wackelig hervor, „Es ist für dich“ Konnte das sein? Das Chaos in seinem Kopf wich einem Pulsschlag von tödlicher Klarheit. Er war so gründlich gewesen. Hatte er bei seiner Jagd etwas übersehen? ... Sie? „Irgendwie ist es schwierig an Nachschub zu kommen“, sie verfiel in nervöses Plappern und nestelte an ihrem Rock, „Keiner ist auf der Straße, vielleicht ist das hier das einzige gute Zeug das noch übrig ist- wir... können es mit Stärke und Backpulver strecken, und-...“ Etwas Dunkles wallte hinter seinen Augen auf. Etwas das anders war als einfach nur die Farbe seiner Iris. Seine Hand schloss sich kalt und grausam über den unteren Teil ihres Gesichts, drückte Mund und Nase zu, sein Blick hob sich in ihre Augen. Dort, hinter den schwarzen Spiegeln war er kein Mensch mehr. Es dauerte ein paar Momente, bis sie begriff was passierte. Erst war sie verdutzt, versuchte mehr unwillig ihn von sich zu schieben-... dann verkrampfte Erkenntnis und Todesangst ihre Muskeln. Während sie immer hektischer zuckte, sinnlos mit den Beinen trat, kalte, feuchte Finger um seinen Arm klammerte, sah er ihr in die weit aufgerissenen Augen und hielt sie mühelos. Er kam ganz nah. So nah, bis die langen, schwarzen Haare die sein Gesicht rahmten ihre tränennasse Wange streiften. Ihr Leben pulsierte unter seinen Fingern wie der Herschlag eines kleinen Vogels. Sie kniff die Augen zusammen. Er neigte den Kopf zu ihr. Und dann ließ er plötzlich noch einmal locker. Wie eine große Katze ließ er sein Opfer einen Moment um Atem ringen, hielt sie an die graffittibeschmierte Wand gedrückt. Er brauchte nicht einmal seine Hände dafür. Sein Körper reichte aus. Und wie um sie zu beruhigen-... wie in abwesender Entschuldigung für das was er getan hatte oder noch tun würde, waren seine Finger sanfter geworden, streichelten ihr die Wange. Schmierten Wimperntusche aus dem Gesicht. Sie zitterte. „Nicht“, japste sie leise und wispernd, „Du machst mir Angst... und ich wollte noch-... ich wollte dir noch was sagen“ „Wo hast du das Zeug her?“, seine Stimme war ohne Mitleid. Sie hob die Hand, um sich die Tränen abzuwischen- er hielt sie davon ab, seine Augen glommen drohend. „G-... gekauft“, wimmerte sie. „Lüg mich nicht an“ Sie gab ein gepeinigtes Schluchzen von sich. „Ich hab es aufgehoben... gesammelt! Na gut, ein Bisschen hab ich geklaut...“ Seine Miene entspannte sich etwas. „Du hast nichts weiterverkauft?“ „Nein!“ Jetzt ließ er ihre Hand los, damit sie wenigstens ihr Gesicht trocknen konnte. „Das könnte ich nicht-... nicht ohne dich zu fragen!“ Langsam trat er einen halben Schritt zurück. Etwas betreten senkte er seinen Kopf, überlegte. „Woher hast du das ganze Geld?“, fragte er. Sie biss sich auf die Unterlippe, versuchte seinem Blick auszuweichen. „Verdient“, hauchte sie trotzig und tonlos. Er runzelte die Stirn und schloss mit einem Griff die Hand wieder um ihren Unterkiefer. Sofort verkrampfte sie sich in Panik. Er ignorierte es. Mit grimmiger Ruhe zwang er ihren Kopf geradeaus, hielt so lange seinen Blick in ihre Augen gerichtet, bis sie ihn ansah. „Womit?“, wollte er wissen. Sie gab keine Antwort, aber ihr Schweigen sprach Bände. Das, und der beschämte Blick seitlich nach unten. Er biss die Zähne zusammen, seine Kiefermuskeln zeichneten sich ab. Sie wimmerte gegen die Finger, die sie gepackt hielten wie eine Stahlspange. Noch einmal neigte er seinen Kopf sehr nahe zu ihr, in seiner Stimme schwang ein eisiger Ton mit, „Glaubst du nicht, ich hätte Bescheid gesagt, wenn ich vorgehabt hätte zum Zuhälter aufzusteigen?“ Mit einem Ruck gab er sie frei, warf sie von sich. Sie stolperte über ihre eigenen Füße, stürzte zu Boden und schlug sich die Knie auf, kam in Momenten wieder auf die Beine und wich vor ihm zurück. „Ich hab´s für dich getan“, rief sie ihm weinend entgegen, „Für uns!“ „Es gibt kein uns“, bemerkte er bitter. „Gab es nie. Seit wir uns kennen, versuche ich dir das klar zu machen, verdammt.“ Sasuke schlug den Kragen der Kunstlederjacke hoch und grub die Hände in die Hosentaschen als er ein paar Straßen weiter war. Innerlich schauderte er. Der Anblick der kleinen Päckchen Stoff hatte mehr Drang und Gier ausgelöst als befürchtet. Obwohl er immer darauf geachtet hatte nie unkontrolliert und nur in bestimmter Absicht etwas zu nehmen, war jetzt gerade ein beschissener Zeitpunkt um ganz ohne chemische Unterstützung über die Runden zu kommen. Und natürlich brauchte er auch Geld. So bald wie möglich. Schließlich hatte er seine Arbeitgeber eliminiert. Außerdem nagte die Hilfsbereitschaft von Kiba und den Anderen an seinem Stolz. Er musste dort wenigstens seine Schulden begleichen. Die Herrscher im Handel mit illegalen Substanzen waren nicht gestorben, ohne ein Erbe zu hinterlassen. Er war kein Held im Schlösser knacken und Schätze aufspüren, aber er wusste, dass irgendwo noch eine Menge sein musste- von Geld, das normalerweise das Geschäft am Laufen hielt. Irgendwo in den Häusern und Verstecken die noch nicht alle ganz zerstört waren, gab es sicher noch Stoff, den er nicht gefunden und vernichtet hatte-... und genau so musste es auch Kisten voller Scheine geben. Verwaiste Schließfächer. Geheime Verstecke. Auch wenn ihm Leichenfleddern und Diebstahl zuwider war-... irgendetwas brauchte er. Jetzt, wo er doch nicht tot war. Almosen annehmen kam nicht in Frage und bevor er anschaffen ging fror die Hölle zu, also-... wohl oder übel musste er den statistischen Wahrscheinlichkeiten über Gewaltverbrecher genüge tun und zu dem ein oder anderen Tatort zurückkehren... Er hoffte nur, dass ihm noch keiner zuvorgekommen war. Ob es sich schon herumgesprochen hatte, dass die alte Schlange und seine Handlanger keine Geschäfte mehr machten? Auf seinem Weg durch verwahrloste Straßen lag plötzlich etwas in Signalrot auf dem Boden vor ihm. Er blieb stehen um es aufzuheben. Es war ein Gutschein für ein Fitnesscenter. ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)