Ein verwirrendes Labyrinth von Rosalind ================================================================================ Kapitel 1: Ein verwirrendes Labyrinth ------------------------------------- „Zeit, mich zu benutzen“, stand in übergroßen Buchstaben quer über den Einband geschrieben. Rufus hörte ein weiteres warnendes Krächzen, das aufgeregte Flattern von Flügeln, und das unheilbringende Zischen eines Pfeils. -~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~- Der Junge hatte grade die Letter auf dem Einband Betrayals zu Ende gelesen, als schon ein weiterer Pfeil sich den Weg in seine Richtung bahnte. Er hörte ihn nicht näher kommen – einzig allein das krächzen von Helenas Raben warnte ihn – so das er sich duckte. Vorsichtig krabbelte Rufus rückwärts unter das Bett und zog dabei Betrayal sowie Lonán mit sich. Unter dem Bett wähnte er sich vorerst in Sicherheit vor dem unbekannten Angreifer – aber auch dies war wie er wusste nur eine Frage der Zeit. Was soll ich nur tun? fragte sich Rufus innerlich. Das Buch kann ich nicht benutzen, ich habe keinen Stift. Und abgesehen davon, was sollte ich schreiben – es würde doch eh erst in der Zukunft geschehen, oder? Das kommt ganz auf dich an! erschien in geschwungenen Lettern eine Antwort auf seine ungestellte Frage auf dem Buch. Der Pfeil Beschuss war unbemerkt von dem jungen Hüter, eingestellt worden - da dieser zu sehr von seinen Überlegungen und dem Buch abgelenkt gewesen war. Abermals wurde er erst durch das leise krächzen Lonáns aufmerksam – und hörte wie sich schwere Schritte dem Bett näherten unter das er sich mit dem magischen Buch und dem Raben verkrochen hatte. Rufus zitterte vor Angst und er spürte wie Tränen sich ihren Weg über seine Wangen bahnten. Gleich ist es aus! dachte Rufus. Er wird mich finden und töten – und dann wird er der neue Hüter Betrayals werden. Ganz in seiner Todesangst gefangen, kam ihm eine verrückte Idee - er könnte sich ja an den Lattenrost hängen und so seinem Angreifer vielleicht sein Verschwinden vortäuschen. Einen Versuch wäre es schließlich wert, dachte der Junge, machte sich ganz flach und hängte sich unter den Rost - Betrayal hatte er irgendwie dazwischen gequetscht. Lonán, Helenas Rabe machte es ihm nach und klammerte sich kopfüber neben ihn an die Latten – er sah aus wie eine gefiederte Fledermaus. Die Schritte verklangen, ein Mann beugte sich hinab und schaute unter das Bett - unter welchem er den Jungen mitsamt Buch vermutete. Doch er wurde enttäuscht, unter dem Bett befand sich nichts. Er ist getürmt! Aber wie? Hat er etwa die Macht des Buches benutzt? überlegte der hünenhafte Mann laut – schob den Gedanken jedoch gleich wieder beiseite. Das konnte schließlich nicht sein, so schlau war der Junge nicht – das er ihn austricksen könnte. Nein er sah eher nach einem ängstlichen Jüngling aus, der sich allerhöchstens versteckt hält – und sich nicht zu verteidigen weiß. Mühsam richtete sich der Mann auf drehte Rufus den Rücken zu und ging langsam in Richtung Tür. Falls der kleine Hüter sich tatsächlich versteckt, wird er herauskommen, sobald er denkt dass die Luft rein wäre. Der Junge hatte sich gestreckt um sich mit den Händen an beiden Seiten des Bettes abzustützen zu können – aber langsam konnte er nicht mehr ihm wurden die Arme und Beine schwer , außerdem zog Betrayals Gewicht auf seinem Bauch zusätzlich an ihm. Als ob das nichts schon genug gewesen wäre rieselte plötzlich Staub von der Matratze runter, und kitzelte ihn in der Nase, so dass er niesen musste. Durch den Ruck der durch seinen Körper ging, konnte sich Rufus nicht mehr halten und stürzte zu Boden. Der Aufschlag am Boden war alles andere als weich – naja mit was anderem hatte er ja auch nicht gerechnet. Kaum lag Rufus unten, mit dem schweren Buch auf seinem Bauch – hörte man schon wie jemand draußen auf dem Flur in Richtung dieses Zimmers stürzte. Hoffentlich ist das nicht einer dieser Kerle die nach mir suchen – wegen Betrayal? hoffte der Junge. Eine Tür wurde aufgerissen, schwere Schritte kamen auf ihn zu. Oh nein! Plötzlich ging ein Ruck durch den Boden – es knackte etwas – und der junge Hüter stürzte mitsamt Buch in die Tiefe. Er wollte schreien, aber konnte nicht – irgendwas schien ihn daran zu hindern. Rufus schien endlos lange zu stürzen… zumindest kam es ihm so vor… Irgendwann muss auch dieser Fall ein Ende haben, sagte sich der Junge und versuchte dabei nicht daran zu denken, dass er sterben würde… Abrupt endete plötzlich der freie Fall – und ging in eine Art schweben über – es war als würde man auf einem warmen Luftstrom treiben. Dieser setze den braunhaarigen sanft auf dem Boden ab – und verschwand dann spurlos, als hätte es ihn nie gegeben. Nun saß der braunhaarige Junge in der Dunkelheit und wusste nicht weiter. Sollte er jetzt froh darüber sein, das ihm ein gewaltsamer Tod erspart geblieben war und Betrayal vorerst keinen neuen Hüter bekam – oder… Außerdem wohin sollte er jetzt gehen? Wie sollte er hier wieder heraus kommen? Die Steinwände hochklettern kam ja wohl kaum in Frage! – all dies ging Rufus durch den Kopf, aber er fand keine Antwort. Deswegen sah er sich Hilfe suchend nach seinen Gefährten um – der Rabe Lonán war mit ihm hier hinunter gekommen und saß nun auf seiner Schulter. Das magische Buch Betrayal hielt er nach wie vor fest an sich geklammert. Vielleicht könnte Lonán rauf fliegen und Hilfe holen?! dachte er – verwarf es jedoch gleich wieder, als ihm bewusst wurde was für eine sinnlose Aktion es war. Selbst wenn Helenas Rabe es schaffen würde dort hinauf zu fliegen und jemanden zu finden – wer garantierte dafür das sie… Nein soweit wollte der Junge jetzt nicht denken – also beschloss er mutig zu sein und selbst nach einem Ausweg zu suchen. In der Dunkelheit tastete er sich langsam an den Wänden entlang – bald schon merkte er das es kein Raum ohne Ausweg war, sondern ein Gang – und dieser würde ihn sicher hier weg bringen. Es schienen Stunden zu vergehen in denen Rufus sich durch die Finsternis tastete – nur begleitet von Lonán der ab und an ein leises krächzen von sich gab, und dem Buch das immer wenn sein Hüter kurz vor aufgeben war – ihn leuchtenden Lettern auf dem Einband NUR NICHT AUFGEBEN!!!! stehen hatte. Leise fluchte der braunhaarige Junge vor sich hin und meinte: „Kannst du nicht mal einen vernünftigen Ratschlag geben – statt mir ständig NUR NICHT AUFGEBEN zu sagen (schreiben)! Wie zum Beispiel was uns hier am Ende erwartet.“ Daraufhin kam eine ganze Weile nichts mehr vom Zukunftsbuch – stattdessen krächzte Helenas Rabe etwas das klang wie „Fast geschafft!“ Verwundert über die gekrächzten Worte Lonáns stolperte der Junge und fiel über einen kleinen Stein der sich gelöst hatte – dabei ließ er das wertvolle Buch fallen. Es klatschte nicht nur laut auf den Steinboden, sondern glitt noch einige Meter darüber – ehe es liegen blieb. Schnell versuchte Rufus sich aufzurichten um den Buch hinterherzurennen, denn er hatte das seltsame Gefühl das sonst... Schnell rappelte er sich auf und versuchte so schnell wie möglich zu Betrayal zu gelangen, dabei versuchte er das warme Blut welches aus seinen aufgeschürften Knien drang zu ignorieren. Helenas Rabe hatte sich hatte sich während seines Sturzes aus dem Staub gemacht – er war unter lautem Gekrächze davon geflogen. Nun war Rufus ganz auf sich gestellt – kein Buch, kein Rabe – niemand der ihm helfen konnte. Er versuchte seine aufkeimenden Gefühle zu unterdrücken, aber es gelang ihm nicht ganz und so erreichte er die Stelle an der Betrayal liegen musste, mit einigen Tränen die ihm über die Wangen kullerten. Mit den Handflächen wischte er sich das störende Nass aus dem Gesicht, hockte sich hin und tastete den kalten Stein nach Betrayal ab. Als er es nicht finden konnte, machte sich erneut Panik in ihm breit – denn wenn jemand das magische Zukunftsbuch in seiner Gewalt hätte, bräuchte dieser nur noch ihn ausschalten, oder auf welche Art auch immer, ihn manipulieren und somit auf seine Seite bringen damit er Betrayal benutzte wie dieser es sich wünschte. Plötzlich hörte Rufus ganz in der Nähe Schritte – er wollte schnell aufspringen, um sich in zu verstecken und auf eine Möglichkeit zu warten seinen Weg fortzusetzen und Betrayal zu suchen/retten. Allerdings war er in seinen Bewegungen etwas zu langsam, so dass die Person dessen Schritte der Junge gehört hatte bereits neben ihm stand. Die Person war so klein wie ein 4. jähriges Kind, es hatte kohlrabenschwarzes Haar – genau wie auch seine Kleidung, seine Augen funkelten/blitzten in der Dunkelheit gefährlich. Der junge Hüter erstarrte… Wer ist das? Woher kommt er so plötzlich? Und was will er? dachte er verwirrt. Wie als Antwort auf seine umgestellten Fragen sagte der Junge mit einer Stimme die nicht grade wie die eines Kindes klang: „Kommt mit junger Hüter. Ihr werdet bereits erwartet.“ „Erwartet?“ fragte Rufus. „Von wem? Ich kenne niemanden der hier unten wohnt.“ „Folgt mir einfach!“ erwiderte der Kleine, ergriff seine Hand und zog ihn mit sich. Der Griff des kleinen Jungen war sehr fest, so dass der Hüter keine Chance hatte sich herauszuwinden - ihm blieb nix anderes übrig als zu folgen/mitzugehen. Schon bald erreichten die beiden eine weiträumige Höhle - in der sie anhielten. „Was ist los? Sind wir da?" kam es von ängstlich, aber auch etwas neugierig von Rufus. Das Kind deutete ein nicken an, und rief: „Meister! Ich bin wieder zurück, und ich habe den Jungen mitgebracht, nachdem es euch verlangte." Aus den Schatten heraus trat ein alter Mann, er hatte langes schlohweißes Haar und einen Rauschebart und war in eine lange Kutte gehüllt - er hätte gut der Bruder des Weihnachtsmanns sein können, wenn es den gegeben hätte... . Langsam trat der Alte auf die beiden zu und sagte mit einer Stimme, die wie Rufus fand gar nicht zu ihm passte: „Herzlich Willkommen junger Hüter Betrayals." Dem Jungen stockte der Atem und er wollte zurückweichen, konnte aber nicht da er immer noch festgehalten wurde - also entschloss er sich stattdessen durch fragen sein Leben zu verlängern und wenn sich eine Chance bot abzuhauen, das Buch und den Raben zu suchen, und mit ihnen zu verschwinden. Stammelnd brachte Rufus seine Fragen hervor: „Wo bin ich hier? Und wer sind sie? Was wollen sie von mir?" „Alles zu seiner Zeit", antwortete der Mann mit dem Rauschebart und klang dabei sehr freundlich. „Aber falls es dir hilft - ich bin ein Freund, genauso wie der kleine Junge an deiner Seite. Er hat dich schon zuvor begleitet - in einer anderen Form. Wir sind da, um dich zu beschützen - und dich zu lehren..." Mit diesen Worten Schritt der Mann davon und das Kind, welches bisher Rufus Handgelenk fest hielt, ebenso. Einen Moment zögerte der braunhaarige Junge noch, ehe er den beiden folgte. Würde er hier wirklich Antworten auf seine Fragen von diesem alten Menschen erhalten? Würde er mehr über seine Aufgabe als Hüter erfahren? Und was wollte der alte Herr ihn lehren? all dies schoss ihm durch den Kopf, während er den beiden merkwürdigen Leuten folgte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)