Green Eyes von Kajia ================================================================================ Kapitel 14: Volljährigkeit -------------------------- Loki´s POV: Die nächsten vier Jahre vergingen ohne irgendwelche Komplikationen. Unsere Rückkehr aus Nornheim war der Anlass für ein rauschendes Fest und Thor wurde als Kriegsheld verehrt. Ich hingegen widmete mich ganz meiner Magie. Die Tatsache, das ein einfaches Gift mich so schnell handlungsunfähig gemacht hatte, fraß sich tief in meine Seele und einmal mehr bemerkte ich meine Schwäche. Mit jedem Tag der verging trieb ich mich weiter an meine Grenzen. Ich wollte stark sein. Für Asgard. Für Odin. Aber vor Allem für Thor! Nie wieder wollte ich ihn im Stich lassen und deshalb trainierte ich bis zum Umfallen. Immer wieder wurde ich in den Heilflügel gebracht, weil ich einmal mehr über meine Grenzen gegangen war und den Preis bezahlen musste. Meiner Familie sagte ich von diesen unfreiwilligen Ausflügen nichts, denn es hätte ihnen nur Sorge bereitet. Auch mit meinen Dolchen konnte ich immer besser umgehen. Nachdem Jodan meinem Vater davon berichtet hatte, dass nicht nur Thor im Kampf brillierte, hatte auch ich endlich richtiges Kampftraining erhalten. Thor´s alter Kampflehrer Aren wurde mein Trainer und er war erstaunlich geduldig für einen ehemaligen Krieger. Seine braunen Haare waren mittlerweile von grauen Strähnen durchzogen, was ihm ein seltsam würdevolles Aussehen verlieh, doch er war fit wie eh und je. In der ersten Kampfstunde sollte ich ihm beweisen, dass ich mit meinen Dolchen umgehen konnte, indem ich ihn überwältigte, doch was ich auch tat, ich konnte ihn beim besten Willen nicht treffen. Der Mann bewegte sich wie eine Raubkatze. Geschmeidig über den sandigen Boden des Übungsplatzes fliegend und es sah so aus als würde seine Füße nicht einmal den Boden berühren. Ich hingegen begann von Minute zu Minute müder zu werden und noch immer hatte keiner meiner Dolche sein Ziel erreicht. Deshalb war ich mittlerweile so frustriert, dass ich, ohne es zu bemerken, einen Zauber wirkte, welcher den sandigen Untergrund in Schlamm verwandelte und den überraschten Ausbilder so aus dem Gleichgewicht brachte. Plötzlich lag der, eben noch so elegante, Kämpfer im Dreck und mit einem triumphalen Grinsen wollte ich ihm den Rest geben, indem ich einen meiner Dolche in seine Rüstung bohrte, doch in diesem Moment hob er den Kopf und sah mich aus seinen dunklen Augen an. Ich zögerte und diesen Moment nutzte der erfahrene Krieger um meine Beine mit den Armen zu schnappen und mich zu Fall zu bringen. Mit einem erschrockenen Aufkeuchen fiel ich hintenüber und landete neben Aren im Schlamm. Völlig entgeistert starrte ich ihm in die Augen und er seufzte, drehte sich auf den Rücken, ohne dabei auf den Dreck zu achten und legte seinen Kopf so, dass er mir bequem ins Gesicht sehen konnte. „Du bist gut!“, sagte er und ich hob ungläubig eine Augenbraue. Wollte er mich zum Narren halten? Ich hatte verloren. Er lachte und setzte sich auf, seine Arme locker auf die angewinkelten Knie gelegt und den Kopf nun so, das er in den blauen Himmel sehen konnte. „Ich meine das mit völligem Ernst. Du bist gut. Deine Magie unterstützt deinen Kampfstil, du kannst mit deinen Waffen umgehen und du hast Ahnung von Strategie. Mit ein bisschen Übung könntest du deinen Bruder vielleicht sogar übertreffen.“ In diesem Moment sah er mir wieder in die Augen und sein Blick war so ernst, wie ich ihn noch nie gesehen hatte: „Aber ich gebe dir einen guten Rat. Gib das Kämpfen auf!“ Diese Worte brauchten lange, um von meinem Gehirn erfasst zu werden. Ich sollte das Kämpfen aufgeben? Aber es war die ehrenvollste Aufgabe für die Männer Asgards zu kämpfen und im Kampf Ruhm und Ehre zu erlangen. Wie sollte ich da das Kämpfen aufgeben. „Ich kann das Kämpfen nicht aufgeben. Es ist schließlich meine Pflicht-“, sagte ich, aber mit einer Handbewegung unterbrach mich Aren. „Es ist nicht deine Pflicht zu kämpfen, sondern am Leben zu bleiben.“, erwiderte er und langsam spürte ich wie Wut in mir aufstieg. Zornig sprang ich auf die Füße und sah von oben auf den sonst so großen Krieger hinab. „Wie könnt Ihr so etwas sagen? Ich bin Loki, zweiter Prinz von Asgard und meine Aufgabe ist es meinem Vater und meinem Bruder in jeder Krise beizustehen. Auch im Krieg!“ Mit jedem Wort war ich immer lauter geworden, sodass ich am Ende schrie und ich wusste das meine grünen Augen gerade wahrscheinlich dem schlimmsten Gift ähnlich sahen, doch es war mir egal. Wie konnte dieser Kerl mir sagen ich sollte das Kämpfen aufgeben? Auch Aren hatte sich mittlerweile erhoben, sodass er mich wieder überragte und ich versuchte unseren Größenunterschied durch meine Magie wett zu machen, die ich langsam meinem Körper entströmen ließ, wodurch uns ein grüner Nebel immer weiter einhüllte. Doch es schien ihn nicht zu kümmern. Er sah mich ruhig aus seinen fast schwarzen Augen an und sagte: „Deine Aufgabe ist es deinen Vater und deinen Bruder zu unterstützen, da hast du Recht!“ Triumphierend verschränkte ich die Arme und ließ den Nebel wieder abklingen, doch seine nächsten Worte ließen allen Triumph den ich verspürte, wie eine Seifenblase zerplatzen. „Doch du sollst ihnen nicht in den Krieg folgen. Jeder Kampf fordert seine Opfer. Dein Vater weiß das und auch dein Bruder ist sich dessen bewusst, doch du… du weißt es nicht. Dein Zögern eben hat mir gezeigt, dass das Kämpfen nicht deine Stärke ist. Ein Krieger muss auf dem Schlachtfeld alle Gefühle zu Hause lassen können. Ein Krieger darf keine Gnade mit seinen Feinden kennen. Ein Krieger darf nicht zögern. Wenn du jetzt in einem Übungskampf zögerst, dann wirst du auch auf dem Schlachtfeld zögern und dann wirst du sterben. Dein Vater und dein Bruder können diesen Fluch, der auf allen Kriegern lastet, akzeptieren und wenn sie auf dem Schlachtfeld fallen sollten, dann müssen sie sicher sein, dass Asgard in guten Händen ist und aus diesem Grund darfst du nicht sterben.“ Einen Moment ließ ich seine Worte auf mich wirken. Ich spürte das er Recht hatte. Ich wusste, dass ich wahrscheinlich niemals jemanden umbringen könnte, der schon am Boden lag. Und ich ahnte, dass diese Schwäche mein Todesurteil bedeuten würde. Aus diesem Grund drehte ich mich um und verließ den Trainingsplatz, ohne einen Blick zurück zu werfen. Die nächsten Jahre trainierte ich alleine weiter. Ich wusste, dass jeder Lehrer mir dasselbe sagen würde wie Aren, weshalb ich alle Lehrer ablehnte, die mein Vater mir zur Verfügung stellen wollte. Odin sah dies zwar nicht gerne, aber er schien zu bemerken, dass ich wohl nur auf diese Weise lernte, was es hieß ein Krieger Asgards zu sein und deshalb ließ er mich in Ruhe. Ich war so beschäftigt mit meinem Training, dass ich gar nicht bemerkte, wie der Tag meiner Volljährigkeit immer näher rückte und als es nur noch drei Tage bis zu meinem Geburtstag waren, begannen im Schloss hektische Vorbereitungen. Thor war hierbei am meisten beteiligt, denn für meinen „großen Tag“, wie er es nannte, sollte alles perfekt sein. Ich persönlich sah dem ganzen Spektakel eher skeptisch entgegen, denn der wichtigste Teil der Volljährigkeitsfeier waren nicht die rauschenden Feste, sondern die Prüfung, die jeder Ase, ob nun Mann oder Weib, bestehen musste. Der Gedanke daran, dass ich mein Können unter Beweis stellen sollte, erfüllte mich mit einer seltsamen Mischung aus Vorfreude und Sorge und als der große Tag letztendlich kam, hatte ich das Gefühl bereits um hundert Jahre gealtert zu sein. Am Morgen meines achtzehnten Geburtstages wurde ich von einem Diener in aller Früh geweckt und für die Zeremonie im Tempel vorbereitet. Wie Thor vier Jahre vor mir, bekam ich prächtige Gewänder gereicht, die meinen Status symbolisierten. Eine lange, eng anliegende schwarze Hose aus feinstem Leder, eine tiefgrüne Tunika, die mit silbernen Fäden durchwirkt war, ein leichter silberner Brustpanzer mit dem goldenen Familienwappen, dem Baum Yggdrasil, darauf, schwarze, kniehohe Lederstiefel und ein langer, fast schwarzer Umhang aus Elfenleinen. Seine richtige Farbe vermochte ich nicht zu deuten, denn sie wirkte mal blau, mal grün, doch als ich in den Spiegel blickte war mir das auch völlig egal. Ich hatte mir nie viel auf mein Aussehen eingebildet, denn ich war der einzige Ase, der schwarzes Haar und grüne Augen hatte und oftmals hatte ich meinen Bruder um seine goldene Haarpracht und seine tiefblauen Augen beneidet, doch als ich nun in den Spiegel sah kam ich nicht umhin festzustellen, dass ich gut aussah. Meine schwarzen Haare waren nach hinten gekämmt und mit einigen unscheinbaren, schwarzen Spangen festgemacht. Eine vorwitzige Strähne hatte sich auf der linke Seite gelöst und hing mir leicht in die Augen, was allerdings eher verwegen wirkte und perfekt in das Gesamtbild passte. Meine blasse Haut und die langen Wimpern untermalten gekonnt meine grünen Augen und selbst meine hohen Wangenknochen kamen mir heute weniger weiblich vor. Mit einem zufriedenen Nicken löste ich mich von meinem Spiegelbild und folgte dem Diener, der geduldig auf mich gewartet hatte, durch den Palast bis zum Thronsaal. Zusammen mit meinem Vater, meiner Mutter und meinem Bruder würden wir mit einer kleinen Prozession, bestehend aus den Beratern Odin´s und einigen ausgewählten Kriegern, wie vier Jahre zuvor, zum Tempel reiten, wo ich meine Aufgabe in empfang nehmen durfte. Als die Türen zum Thronsaal sich öffneten war ich kurz geblendet von der Dekoration, die man schon für die anschließende Feier aufgebaut hatte, doch dann sah ich meine Familie und auf Thor´s Gesicht lag ein ungläubiger Ausdruck. Meine Mutter sah aus, als müsste sie mit den Tränen kämpfen und als ich zu Odin blickte, sah ich das erste Mal seit langem wieder Stolz in seinem verblieben Auge. Ich trat zu meiner Familie und sofort riss mich Thor an seine breite Brust. „Alles Gute zum Geburtstag, kleiner Bruder!“, sagte er: „Du siehst fantastisch aus. Wie ein wahrer Prinz!“ Ich lächelte ihn glücklich an, nahm auch die Glückwünsche Odin´s, Frigga´s und der restlichen Anwesenden entgegen und folgte dann meinem Vater zu den Pferden. Die Prozession durch die Stadt führte Odin mit einer fast freundlichen Miene an und der Weg zum Tempel war, trotz der frühen Stunde, mit unzähligen Schaulustigen gepflastert. Sie sagten kein Wort und doch konnte ich ihren Mienen bereits die Erwartung auf meine Prüfung ansehen und plötzlich kehrte die alte Anspannung zurück. Als wir das prächtige, palastähnliche Gebäude erreichten, welches den Tempel darstellte musste ich stark an mich halten, nicht sofort das Pferd zu wenden und zurück zum Palast zu reiten. „Mach dir keine Sorgen, Bruder.“, sagte da Thor, als wir abgestiegen waren: „Es ist gar nicht so schlimm. Glaub mir! Hinterher bist du froh es getan zu haben.“ Mit diesen Worten gab er mir einen Stoß in den Rücken und ich ging die Treppen hinauf zum Eingang und hatte dabei das Gefühl das mich weit mehr hinter dem großen Portal erwartete, als nur eine Prüfung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)