Bakaito und Ahoko von Mopsbacke (Eine Kaito-Aoko-Romanze) ================================================================================ Kapitel 4: Case 4: Blind Date zu viert -------------------------------------- Kein Wunder, dass es Kaito so vorkam, als würde dieser Typ wie jeder x-beliebige andere Typ aussehen… er war ja auch ein x-beliebiger Typ. Er war als x-beliebiger Typ von Kaito dazu ausgewählt worden, ihm als Maskerade zu dienen… wenn er nur wüsste, wo und wann das damals war… er hatte schon so viele Polizisten überwältigt und ihre Identitäten geklaut… es war zum Auswachsen. Überhaupt. Was wollte Aoko denn mit so einem Schluffi, der sich einfach so von einem siebzehnjährigen Oberschüler überwältigen ließ?! Am liebsten würde Kaito sich jetzt furchtbar aufregen. Mit der Faust auf die Tischplatte hauen. Untertassen an die Wand werfen. Dem Schluffi am anderen Tisch die Meinung sagen. Und dann triumphierend mit Aoko in den Armen das Café verlassen. Er würde sie auf Händen raustragen, die Leute würden ihm zujubeln, man würde eine Parade veranstalten. Weil er die holde Jungfrau aus den Klauen des bösen Polizistenmonsters befreit hatte. Jungfrau. Jungfrau. Jungfrau. Kaum hatte Kaito dieses Wort in seinen Gedanken ausgesprochen, bekam er es nicht mehr aus seinem Kopf. Es rief Bilder bei ihm hervor, die er nicht einmal ansatzweise sehen wollte. Aoko… mit diesem Typen… kopfschüttelnd versuchte er, diese Gedanken zu verdrängen. Das ging mehr oder weniger gut. Eigentlich eher weniger. Doch dann betrat jemand – oder vielmehr etwas - das Café, das Kaito ganz schnell vom Denken abbringen sollte. Es pirschte sich auf leisen Sohlen heran, sodass es völlig unerwartet vor Kaitos Tisch auftauchte… und dass Kaito es überhört und übersehen hatte, lag wohl nur daran, dass er ganz und gar in Gedanken versunken war. Genau genommen war dieses etwas nämlich mit viel zu hohen Schuhen und dementsprechendem Geklacker auf seinen Tisch zu stolziert. Es trug einen viel zu großen, pompösen schwarzen Mantel mit Fellbesatz, indem das etwas ziemlich verloren, schmächtig und unterernährt aussah. Es setzte sein Handtäschchen schon auf Kaitos Tisch, noch ehe Kaito zu dem etwas hochblicken konnte. „Gorgonzola Vierundsiebzig?“, krächzte das etwas. Kaito sah verständnislos auf. Ihm wurde ganz verträumt entgegen gestarrt. Noch ehe er etwas erwidern konnte, setzte sich das etwas ganz ungeniert, warf ihren Mantel ab und entblößte ihren dürren, mit einem Kleid mit Leopardenmuster bedeckten Körper. Bedeckt war eigentlich schon zu viel gesagt, da das ‚Kleid‘ gefährlich viel Aussicht ins Dekolleté bot. Kaito wusste gar nicht, wie ihm geschah, da wurde er schon voll getextet. Das etwas stellte sich als fünfundfünfzigjährige Frau mit Namen Umeko heraus, das sich gerne auf Datingseiten herumtreibt und dort vor allem unter dem Namen Loverdoll23 zu finden ist. Und ganz so wie es schien, hielt sie Kaito für ihr Blind Date – Gorgonzola47. Wer auch immer sich so nennen mochte. Kaito war es jedenfalls nicht. Sie schwärmte von seinem Profilbild und schob ihm ein ausgedrucktes Exemplar davon zu, um ihm daran zu verdeutlichen, was sie alles an ihm mochte. Kaito konnte keine Ähnlichkeit zwischen seiner Verkleidung und dem vorliegenden Bild erkennen. Die einzige Gemeinsamkeit war das schwarze Haar. Diese Frau musste komplett weit- und kurzsichtig gleichzeitig sein. Also im Prinzip blind. Sie plapperte munter darauf los, ohne Kaito die Chance zu lassen, einzuwenden, dass er überhaupt nicht Gorgonzola47 oder sonst jemand sei – sie redete über ihre Katzen, ihre Hobbies, ihre Ex-Männer… Kaito sah fassungslos dabei zu, wie sie immer wieder den Mund auf und zu machte und zwar jede Menge Worte rauskamen, aber einfach kein Inhalt dabei rauszukommen schien… Das Schlimmste daran war aber, dass sie in so einer Lautstärke und völlig ununterbrochen, ohne Punkt und Komma, vor sich hin brabbelte, dass Kaito kein einziges Wort mehr von dem verstehen konnte, was Aoko und Mr. Polizist so von sich gaben. Kurze, flüchtige Seitenblicke verrieten ihm, dass sie sich anscheinend gut verstanden und sich prächtig amüsierten. So eine Scheiße. Aoko war wahrscheinlich im Moment dabei, den Traumtypen ihres Lebens zu finden, während Kaito sich hier mit einer alternden Schachtel abgeben musste, die nicht einzusehen schien, dass sie sich eventuell ihrem Alter angemessen verhalten sollte. Er konnte die beiden am Nebentisch lachen hören und merkte, dass sie hin und wieder zu ihm herübersahen. Wie peinlich. Nun gab er den beiden auch noch einen Anlass sich noch besser zu verstehen, indem sie beide über den Idiotien am Nachbartisch lachen konnten, der einer Schreckschraube ausgeliefert war! Kaito konnte aufgeben. Diesen Tag hatte er abgeschrieben. Mehr würde er heute nicht mehr herausfinden. Nicht mit dieser Trulla am Tisch. Er stützte den Ellbogen auf den Tisch und legte das Kinn in die Handfläche. Scheißtag. Er ließ Umeko munter vor sich hin schwelgen, während er in Gedanken versank. Wenn er sich daran erinnern konnte, wann und wo er Aokos Begleitung schon mal ausgenutzt hatte… Mensch, er hatte einfach schon so viele Polizisten verkörpert… und schon so viele Juwelen geklaut… es war zum Verrücktwerden! Wenn er wüsste, wer dieser Typ ist… dann könnte er ihn ja mal genauer unter die Lupe nehmen. Schauen, was Aoko so an ihm findet… und zur Not auch seine Beziehung zu Aoko sabotieren… Kaito schauderte bei dem Wort Beziehung. Schnell redete er sich ein, dass mit „Beziehung“ ja gar nicht eine Beziehung auf der Liebesebene gemeint sein musste. Baah. Aoko in einer Beziehung mit so einem Schmierlappen. Baaah. Immer wieder warf er ihr kleine Seitenblicke zu. Sie schien ganz fixiert auf diesen Möchtegernpolizisten zu sein, der da vor ihr saß… Man, sie kriegte ihre Augen ja gar nicht mehr von ihm weg. Und er starrte sie auch ganz ungeniert an. Widerlich. Ab und zu wurden seine Blicke von einer vorbeikommenden Servicekraft unterbrochen. Er nahm diese kleinen Unterbrechungen ohne zu murren hin… doch noch ahnte er nicht, was für eine… Überraschung eine der Servicekräfte für ihn bereit hielt. Eine unerwartete, unangenehme Überraschung. Da Kaito sich so sehr in seiner eigenen Gedankenwelt vertieft hatte, hatte er gar nicht mitbekommen, wie sich Umeko bei einer der Kellnerinnen etwas zu essen bestellt hatte. Und so bahnte sich das Unheil ganz langsam an. Es kam langsam auf einem Tablett angeschlichen, um sich dann in die Szenerie zu stürzen und für heilloses Chaos zu sorgen. Jener Teller, der den Tumult entfesseln sollte, wurde gerade vor Umeko abgestellt. Da war es. Fett und schuppig lag es auf dem Keramikteller vor ihm. Mit riesigen, leeren Augen starrte es ihn an. Ein Fisch. Ein gottverdammter Fisch. Sofort geriet Kaito ins Schwitzen. Von all den Sachen, die in diesem Café angeboten wurden, suchte sich diese impertinente Kuh, die nicht mal wusste, dass sie an diesem Tisch falsch war, ausgerechnet den Fisch aus… welches dämliche Café bot überhaupt Fisch an?! Kaito spürte, wie ihm die Luft wegblieb. Er bemühte sich, sich nichts anmerken zu lassen, doch es war hoffnungslos. So wie ihn dieser Fisch anglotzte… sein Blut begann zu rasen und es pochte ihm in den Ohren. Er sog tief Luft ein und versuchte sich beruhigen – es war hoffnungslos. Seine Angst vor Fischen überwältigte ihn einfach. Er hielt es an diesem Tisch einfach nicht mehr aus. Aoko hin oder her, er musste weg. Er musste hier raus. Es hatte sowieso keinen Sinn mehr, die beiden noch weiter zu belauschen. Eigentlich wollte sich Kaito ruhig und leise erheben, um sich dann gesittet und höflich zu verabschieden. Doch alles, was er da ablieferte, schrie förmlich vor Fluchtgedanken: er sprang gehetzt auf, murmelte irgendwelche unverständlichen Worte und verließ dann zügigen Schrittes das Lokal. Jetzt konnte er nur noch hoffen, dass Aoko keinen Verdacht geschöpft hatte. Wie viele Menschen gab es denn schon mit Ichthyophobie?! Vielleicht… war es ihr ja auch gar nicht… aufgefallen? Vielleicht hatte sie den Zusammenhang zwischen dem Fisch und seinem fluchtartigen Verschwinden ja gar nicht gesehen? Kaito rannte, von panischen Gedanken geplagt, nach Hause und entledigte sich schon unterwegs seiner Maskerade. So ein unglaublicher, miserabler Fehlschlag! Es hatte wohl so seine Gründe, dass er Meisterdieb und nicht Meisterdetektiv war! Aoko hatte dem seltsamen Gast am Nebentisch noch eine Weile nachgestarrt. Ihr Blick wanderte immer wieder von seinem verlassenen Tisch zum Ausgang, aus dem er so rasant gestürmt war. So ein seltsamer Vogel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)