Armageddon von UrrSharrador (Auch die Hoffnung stirbt irgendwann ... [Trailer online]) ================================================================================ Kapitel 12: Kühle Zweifel, kalte Angst -------------------------------------- Sasuke kam am Abend des folgenden Tages nach Hause. Sakura hatte erfahren, dass die Jäger meist so lang ausblieben, um einen größeren Bereich mit ihren Erkundungen abzudecken. Sie bemühte sich um einen herzlichen Empfang, aber ihr Lächeln verunglückte ein wenig. Falls er es merkte, ging er nicht darauf ein. Sie war überrascht, als er von der Jagd zu erzählen begann. Sie hatten das umliegende Land in Sektoren von der Form von Tortenstücken eingeteilt und einen der Keile systematisch erkundet, hatten Jagd auf Eichhörnchen gemacht und drei, vier verlassene Höfe durchsucht, doch sie waren bereits geplündert gewesen. Heute hatten sie sich allerdings Zutritt zu einer Festung verschafft, die in den Bergen lag und von einer Art Fürst bewohnt worden war. Nun hatten sie nur ein abgebrochenes Lager von Reisenden darin gefunden. Die Waffenkammer und andere Fundquellen waren leergeräumt gewesen, aber Kureiji hatte einen versteckten Raum im Keller der Burg entdeckt, aus der sie noch ein paar frisch geschmiedete Schwerter hatten mitgehen lassen. Sie waren sieben Jäger gewesen, mit einem bestimmten Vorrat an Chakra, der, sobald er verbraucht war, das Zeichen für die Rückkehr darstellte, und Sasuke hatte natürlich die Fähigkeiten eines jeden genau analysiert. Kureiji schien der fähigste der Ninjas zu sein. Er war sowohl bei den Jägern als auch im Gremium, wenn er im Dorf war; seine graue Kleidung zeugte davon. Sein Kekkei Genkai erlaubte es ihm, Metall durch Wände hindurch aufzuspüren und anscheinend auch wie ein Magnet anzuziehen oder abzustoßen. Sasuke gab sich aber zuversichtlich, ihn im Ernstfall besiegen zu können. Sakura hörte ihm aufmerksam zu. Dass Sasuke so gesprächig war, gefiel ihr nach ihrem Gespräch mit Kakashi gar nicht. Sie hätte sich freuen sollen, dass er sich ihr gegenüber öffnete, seinen Alltag erzählte, und sie wollte sich auch freuen, aber sie konnte die Zweifel in sich nicht unterdrücken. Was, wenn seine Wandlung nicht natürlich, sondern gespielt war? Um das Gefühl von etwas zu erwecken, das wie eine Ehe aussah? Der Ehemann, der von seiner Reise heimkam und seiner Frau, die gewartet hatte, erzählte, was er erlebt hatte … Sakura wusste nicht mehr, was sie denken sollte. Auch, als er auf ihre unsichere Stimmungslage nicht reagierte, wusste sie nicht, was sie davon halten sollte. Erkannte er es einfach nicht? Oder war es ihm egal? Oder war das sogar von ihm geplant? Im Stillen verfluchte sie Kakashi und seine Theorien, aber sie wusste, er machte sich nur Sorgen um sie. Die Tage verliefen ereignislos. Ihre Arbeit im Hospital nahm fast den ganzen Tag in Anspruch, und Sasuke wurde, kaum von der Jagd zurück, für Patrouillengänge eingeteilt. Die nächste Jagd stand auch schon an und sollte in zwei Tagen stattfinden. Nachts lag Sakura immer noch in seinen Armen, aber seine Nähe kam ihr kälter vor als bisher. Was war mit ihr los? Warum hatte sie nur solche Zweifel? Es waren die drei Jahre, die zwischen ihnen lagen, erkannte sie. Nicht vom Altern, sondern von der Einstellung, der Motivation, der Lebensweise, ihren verschiedenen Erfahrungen her. Drei Jahre lang hatte er sich von ihr entfremdet. Die wenige Zeit, die sie miteinander verbracht hatten, reichte nicht, um das auszugleichen, nicht im Ansatz. Nun, da sie wieder etwas wie einen Alltag erreicht hatten, war auch die romantische Zweisamkeit vorbei. Sie liebte ihn, sie war verrückt nach ihm, nur … etwas war anders, etwas in ihr war gewichen … oder war da etwas Neues in ihrem Inneren, das sie daran hinderte, einfach glücklich zu sein? Am Abend vor seiner zweiten Jagd, als sie ins Bett krochen und sich der Kälte der Nacht unter der dünnen Decke aneinander gekuschelt erwehrten, versuchte er sie seit langem wieder zu küssen. Sakura erwiderte den Kuss, aber es war eher so, dass sie es wie eine Puppe mit sich geschehen ließ. „Was ist los?“, fragte Sasuke schließlich, als sich ihre Lippen voneinander lösten. „Nichts“, murmelte Sakura, drehte sich herum und versuchte zu schlafen. Sie musste ihre Gedanken in Ordnung bringen, ehe sie mit ihm darüber reden konnte, und das ging nicht, solange er hier war und ihr den Kopf verdrehte. Sie fühlte, wie sich seine Arme um sie legten. „Sakura, was hast du? Hat dir jemand wehgetan, als ich fort war?“ Sein Atem, warm in ihrem Nacken. Aus irgendeinem Grund verärgerte sie diese Frage. Als könnte sie nicht auf sich aufpassen. Als bestünde die Welt nur aus Leuten wie Itachi … „Sasuke“, murmelte sie in die Dunkelheit, in ihr Kissen. „Liebst du mich?“ „Hatten wir das nicht schon?“ „Sag es mir.“ „Wie gesagt, ich weiß nicht, ob ich jemanden lieben kann. Aber wenn das, was ich fühle, tatsächlich Liebe ist, dann liebe ich dich.“ Sie war mit dieser Antwort nicht zufrieden. Sie wäre mit keiner zufrieden gewesen, wahrscheinlich. Ihre Gedanken gruben sich tiefer. Sollte sie ihn schockieren? Ihn anlügen, sagen, sie könnte nie Kinder bekommen, warum auch immer? Es würde Kakashis Theorie auf die Probe stellen. Aber sie würde ihn schon wieder belügen, und er hatte sich zu gut unter Kontrolle, als dass sie seine Reaktion hätte deuten können. Und wenn Kakashi recht hatte und er sie verstieß? Ein kalter Strudel wütete in ihrem Körper. Oder was, wenn das Gegenteil der Fall war? Was, wenn sie bereits … Nein, sie wollte nicht darüber nachdenken. Sasukes Hand streichelte über ihren Kopf. „Alles ist gut“, murmelte er. „Ich werde dich nicht verlassen.“ „Wie kommst du darauf, dass ich das glaube?“ Er zog die Hand zurück, klang verwirrt. „Ich dachte, das wäre das Problem. Dass ich Itachi immer noch irgendwann töten will.“ Sie schüttelte den Kopf, das Gesicht im Kissen vergraben. „Mach dir keine Gedanken. Ich bin nur ein wenig durcheinander, weil sich so viel geändert hat.“ Er beugte sich über sie, gab ihr schweigend einen Kuss auf die Wange und drehte sich dann ebenfalls weg. Es war die erste Nacht seit langem, in der sich nur ihre Rücken berührten. Die Ahnung blieb bestehen, dieses kühle, rumorende, wie ein Schneesturm in ihrem Körper kreiselnde Gefühl, und sie beschäftigte sie plötzlich immer mehr. Konnte es sein … Nein, die Krankheit nach ihrer Flucht aus der Mine war wirklich eine Krankheit gewesen, wenigstens dessen war sie sich sicher, und es gab absolut keine Anzeichen darauf, aber trotzdem … Oder gab es diese Anzeichen doch? Sakura ertappte sich dabei, wie sich ihre Gedanken sogar um sich, Sasuke und Itachi drehten, wenn sie ihre Patienten behandelte und konzentriert bleiben musste. Sie zwang sich zur Aufmerksamkeit. Außertourliche Arbeitspausen wurden in Neuanfang nicht geduldet. Diesmal blieb Sasuke länger aus und ihr Unbehagen wuchs. Sie wollte ihn zwar nicht in ihrer Nähe haben, fürs erste, nicht solange sie keine Klarheit hatte, aber jeden Tag allein in dieser kalten, unvollständigen Hütte zu verbringen, schlug auf ihr Gemüt, und wie um das zu verstärken, war der Himmel auch ständig bewölkt, ohne dass es indessen regnete. Am dritten Abend von Sasukes Abwesenheit, als sie nach der Arbeit mit dem Kopf voller finsterer Gedanken, Vorahnungen und Ängste zu ihrem Haus zurückging und die Hand nach der rostigen Türklinke ausstreckte, packte sie ein so heftiges Schwindelgefühl, dass sie erschrocken aufkeuchte und sich an der Wand abstützen musste, um nicht zu stürzen. Nein … verdammt, verdammt … Zitternd öffnete sie die Tür und stolperte in die düstere, leere Wohnung, bedachte das Essen auf dem Tisch mit einem Blick, aus dem kein Funken Appetit sprach – ganz im Gegenteil meinte sie zu spüren, wie ein Gefühl der Übelkeit langsam ihre Speiseröhre emporköchelte –, und legte sich auf ihr Bett. Immer noch zitterte sie. War es Zufall? Sie glaubte nicht mehr an Zufälle. Sie musste mit jemandem reden, sofort. Aber sie kannte immer noch niemanden wirklich außer den ältlichen Heilern, und die hätten kaum Verständnis. Und Kakashi? Nein, das war ausgeschlossen. Er hatte sie ja davor gewarnt … aber wenn sie ihm die ganze Geschichte erzählte? Sakura kniff die Augen zusammen, presste Tränen heraus. Es half nichts. Es war längst überfällig. Eine der beiden Kunoichi, deren Namen zu merken Sasuke sich nicht die Mühe gemacht hatte, zwängte sich aus der Dachluke des Hauses und warf einen Sack auf das Schindeldach, in dem es verdächtig schepperte und klimperte. „Nicht zu fassen, was die Leute so alles verstecken.“ Etwas Wertvolles blitzte aus der Öffnung des Sacks, als sie zu ihnen nach oben kletterte. Messing oder Gold, vielleicht sogar mit ein paar Edelsteinen, definitiv wertvoll. Und irgendwie passte es zu diesem Stadtviertel: Während alle anderen Gebäude eingestürzt waren und als graue, knochige Ruinen dem Himmel entgegengriffen, waren die noblen Häuser des Reichenviertels fast unversehrt geblieben. Sie waren äußerst stabil gebaut und obwohl Mörtel und Verputz abbröckelten und jede freie Holzplanke vom Sturm entweder morsch oder verkohlt geworden war, hatten sie standgehalten und waren eine wahre Schatzgrube. Die Stadt selbst lag in den Bergen, die Sasuke und Sakura erst vor wenigen Tagen durchwandert waren; hätten sie sich ein wenig weiter östlich gehalten, wären sie auf sie gestoßen. „Gut“, sagte Kureiji zufrieden und warf sich ein Stück Kautabak in den Mund. Er musste immer auf etwas herumkauen, war Sasuke aufgefallen. Seine rote Struwwelmähne glühte förmlich im Abendlicht. „Einmal sind ja schon Händler vorbeigekommen. Wenn Neuanfang bekannter wird, gibt’s auch mehr Handel, und irgendwer nimmt uns den Plunder schon ab.“ Er wollte noch etwas sagen, aber irgendetwas ließ ihn aufhorchen. „Da ist noch mehr Metall“, sagte er. „Haben wir was übersehen?“, fragte ein anderer Jäger. „Es bewegt sich.“ Während die anderen noch zauderten, hatte Sasuke bereits etwas gehört; das Ächzen eines in Mitleidenschaft gezogenen Gebälks, auf das jemand getreten war. Er fuhr herum, riss das Schwert aus der Scheide und schoss einen blitzenden Strahl blau glühender Elektrizität auf das dritte Haus in der Straße ab. Als der Blitz einschlug, riss er das Gebäude regelrecht auseinander. Die abgerundeten Steine, aus denen die Mauern bestanden, wurden in alle Richtungen davonkatapultiert, das Dach brach mittendurch und als das Chidori Nagashi erlosch, quoll dichter Staubnebel aus den zerschmetterten Fenstern des Hauses – der zerrissen wurde, als drei Gestalten an verschiedenen Orten ins Freie sprangen und auf weiteren Schindeldächern landeten; eine davon stieß wie ein Raubvogel auf sie herab. Es war eine Kunoichi mit strähnigem, braunem Haar mit einer gezackten Linie auf dem Stirnband – dem Symbol des Grasdorfes. In den Händen wirbelte sie einen Stab mit Klingen an beiden Enden. Die Jägerin, die das Gold aus dem Haus geholt hatte, zog ihr Katana und fing die ganze Wucht des Angriffs ab. Funken sprühend donnerten die Waffen gegeneinander, und die Gras-Kunoichi wurde zurückgedrängt. Mit einem weit ausholenden Schlag verschaffte sie sich Luft und formte Siegel. „Douton! Shougekiha no Jutsu!“ Heftig stampfte sie mit dem Fuß auf. Das Dach unter ihr vibrierte, die Schindeln schlugen Wellen – und dann breiteten sich Risse aus, die das Gebäude zerteilten. Der Boden unter Sasukes Füßen wackelte und glitt zur Seite, langsam wie eine Schildkröte, aber beständig, und trockener Mörtel und Staub rieselten in das Nichts darunter. Die Jäger brachten sich mit großen Sprüngen in Sicherheit. Kaum dass sie verstreut auf den umliegenden Dächern gelandet waren, rannte ein weiterer Grasninja heran. Er hatte ebenso langes, braunes Haar wie die Frau und mochte ihr Bruder sein. In jeder Hand einen Fuuma-Shuriken, schleuderte er die riesigen Wurfsterne knapp hintereinander. Und wählte den denkbar schlechtesten Gegner. Kureiji musste nur ein einziges Siegel formen, und die metallenen Sterne glitten vor ihm zur Seite, als sein Magnetfeld sie abstieß. Während einer weit davonsauste, schlug der zweite in einer Hauswand ein. Kureiji änderte sein Siegel und der Shuriken flog ihm sanft in die Hand, und während der Grasninja verblüfft stehen geblieben war, sah er sich plötzlich seinem eigenen Fuuma-Shuriken gegenüber, der auf ihn zuschoss. „Eichi!“ Der jüngere der drei Ninjas sprang wagemutig vor seinen Kameraden, in jeder Hand einen gebogenen Kunai, die in zackig aussehendem, grünem Chakra glühten. Gekonnt zerhackte er den Shuriken dicht vor seinem Körper, fing das harmlose Mittelstück mit seiner Brust ab, während die wirbelnden Spitzen wirkungslos an den beiden vorbeirauschten. „Was tust du denn?“, schnauzte der Junge seinen älteren Teamkameraden an. „Eichi! Kaze! Steht nicht einfach herum!“, brüllte die Kunoichi. Als die beiden sich umwandten, sahen sie Sasuke von hinten auf sie zurennen, das Schwert bereits zum Schlag erhoben. Die Kunoichi schnellte zwischen ihn und ihre Kameraden und blockte Sasukes Klinge im letzten Moment ab, drückte ihn von sich fort, wirbelte an ihm vorbei und stieß ihm gekonnt von hinten die Klinge in den Magen. „Ha!“, rief sie. „Das hast du davon!“ Ihr triumphierendes Lächeln gefror, als Sasukes Körper blass wurde und in weiße, eklige Schlangen zerfiel. „Hier bin ich“, hörten sie eine hochmütige Stimme und sahen auf. Sasuke stand unversehrt auf der Spitze des höchsten Gebäudes in der Nähe. Sein Plan war aufgegangen; alle drei Feinde waren nun auf einem Fleck versammelt. Indem er auf sie zusprang, formte er Siegel. „Katon! Gokyaku no Jutsu!“ Eine Feuerwolke verließ seinen Mund und hüllte die drei schreienden Ninjas ein. Als sie verpufft war, ragte ein Felsschild vor ihnen auf, das stellenweise glühte. Knirschend bohrte er sich wieder durch das Dach zurück, das beschädigt ächzte. Die Kunoichi war bleich geworden und ihr Gesicht schweißüberströmt. Den Felsen so hoch zu befördern hatte viel von ihrer Kraft gekostet. „Eichi“, keuchte sie. „Es wird Zeit.“ „Sofort.“ Ihr Bruder rollte zwei Schriftrollen aus, auf die Kaze und die Frau sich stellten, und formte Fingerzeichen. „Hijouguchi no Jutsu!“ Sasuke stürmte in Windeseile auf sie zu, doch er kam zu spät. Als die Fingerzeichen beendet waren, schlug Eichi die Hände zusammen und seine Kameraden lösten sich in weißen Rauch auf, fortgeschickt, gerettet. Sasukes Schwert zeichnete eine blitzende Linie durch die Luft, als es auf Eichis Kopf niederschnellte – und von einer unsichtbaren Kraft zurück in die Höhe gerissen wurde. Sasuke sah sich ärgerlich um. Neben ihm stand Kureiji, die Hand ausgestreckt. Er hatte die Klinge mit seinem Magnet-Jutsu aufgehalten. „Hoho, langsam“, sagte er. Sasuke fiel auf, dass er ausnahmsweise nichts im Mund hatte. „Du bist echt stark, muss man dir lassen. Aber jetzt ist es genug; Informationen sind in dieser Welt schwer zu bekommen, und hier haben wir einen lebenden Infospucker.“ Eichi faltete die Hände im Schoß und verbeugte sich sitzend. „Ich bin euer Gefangener.“ Es hatte nun doch zu regnen begonnen. Kakashi sah auf, als ein Blitz den Himmel teilte. Donner grollte nur kurz danach. Das Fenster seines Hauses hatte keine Scheibe, also spürte er kleine Spritzer auf der Haut und rückte mit dem Stuhl etwas zurück, um sich dann wieder in sein Buch zu vertiefen. Es war eine Ausgabe seines Lieblingsbuches Icha Icha Paradise, das vor einiger Zeit Händler in Neuanfang zum Verkauf angeboten hatten. Laut ihrer eigenen Berichte hatten sie es aus einer geplünderten Wohnung im Land der Reisfelder; die Plünderer hatten es zurückgelassen. Es war angekokelt und etliche Seiten fehlten und außerdem hatte Kakashi das Buch schon vor Jahren ausgelesen, dennoch hatte er es gekauft. Die Debatte mit dem Gremium von Neuanfang, die über etwas so Banales wie ein Buch einhergegangen war, war enorm gewesen; persönlicher Besitz und noch dazu Luxus, den man nicht zum Leben brauchte, war eigentlich ein Tabu. Erst als Kakashi zum Ausgleich den Schrank in seinem Haus dem Allgemeinwohl zur Verfügung stellte und ihn auf den Sammelplatz brachte, ließen sie ihn das Buch gehalten – wobei auch sicherlich sein Einfluss, Berühmtheitsgrad und Sitz im Gremium eine Rolle spielten. Nun verbrachte er die freien Abende damit, in alten Zeiten zu schwelgen und in Seiten zu schmökern, die ihm nichts Neues mehr erzählen konnten. Aber es beruhigte ungemein. Abermals horchte er auf, als jemand gegen die Tür pochte. „Herein“, sagte er, gerade laut genug um den Regen zu übertönen. Zögerlich wurde die Schnalle nach unten gedrückt und die Tür aufgezogen. Im strömenden Regen stand Sakura. Ihr Haar hing ihr schwer und nass ins Gesicht, verdeckte ihre Augen. Von ihrer Nasenspitze fielen Wassertropfen. Auch über ihre Wangen zogen sich nasse Spuren, sodass es aussah, als hätte sie geweint. Sie machte keine Anstalten, einzutreten. „Sakura? Was ist los?“ Kakashi ließ das Buch endgültig sinken. Wortlos tappte sie ins Haus, schloss die Tür hinter sich. Ihre Sandalen waren schlammverschmiert und hinterließen schmutzige, braune Spuren. „Kakashi“, murmelte sie leise. „Ich …“ Ihre Worte wurden vom Donner übertönt, und das Halbdunkel im Zimmer ließ ihn ihre Lippen nicht sehen. Sie schien zu wissen, dass sie das, was sie sagen wollte, nicht laut aussprechen konnte, und trat in den Schein der Öllampe. Auch die Flamme dieser Lichtquelle war durch den Chakrasturm unwiderruflich verändert worden und flimmerte viel bleicher, als sie sollte, fast war sie weiß. „Kakashi-san“, wiederholte sie tonlos. „Kann ich mit dir reden?“ Ihre Lippen waren das einzige, was sich in ihrem Gesicht bewegte. „Natürlich.“ Er legte das Buch auf den Beistelltisch. „Setz dich doch.“ Er wies auf den zweiten Hocker, doch Sakura blieb reglos stehen. Sie hob den Kopf und er konnte in ihre schimmernden, grünen Augen sehen, die das ungewöhnliche Licht glühen ließ wie geschliffene Smaragde. „Kakashi, ich glaube … ich glaube, ich bin schwanger.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)