Idyllisches Inferno von Varlet (Das Ende der schwarzen Organisation) ================================================================================ Kapitel 18: Geschwisterliebe ---------------------------- „Du hast einen Bruder?“, kam es von Sonoko. Ran stieß ihr mit dem Ellbogen in die Seite. „Aua. Was ist denn?“ „Du hast es doch gehört“, flüsterte das Mädchen. „Er ist gestorben.“ „Oh…tut mir leid.“ „Also? Was ist nun? Wollen Sie mir nun endlich sagen, was mit ihm passiert ist? Mein Bruder hat immer auf sich aufgepasst. Er neigte zur Vorsicht und hat es mir immer wieder eingebläut. Und dann soll er unvorhergesehen gestorben sein? Und keiner kann mir sagen, wie es passiert ist? Das glaub ich nicht.“ „Wie war denn der Name deines Bruders?“, wollte James wissen. Natürlich kannte er diesen, aber ein Zugeständnis dieser Art hätte nur bestätigt, dass das FBI in Japan arbeitete und über alles informiert war. Mit seiner Unwissenheit vermittelte er lediglich das Gefühl als wäre alles nur ein schrecklicher Unfall - was es auch war. Kurz nachdem Camel das Foto des Mädchens schoss und James erste Auffälligkeiten zum FBI Agenten entdeckte, ließ er sich dessen Familiengeschichte noch einmal zeigen. Es war offensichtlich, dass das junge Mädchen die Schwester seines besten Agenten war. „Shuichi…Akai…“, wisperte sie leise. „Wieso wissen Sie seinen Namen nicht mehr?“, wollte Masumi wissen. Die Tränen liefen immer weiter. James nickte. „Ich erinnere mich an ihn.“ „Warum musste er…?“ „Meines Wissens nach hatte er einen Autounfall, den er nicht überlebte.“ „Aber warum ausgerechnet hier? Ich dachte, es sei nur Urlaub, den er machen würde und dann ruft ein FBI Agent bei uns zu Hause an und erzählt von seinem Tod. Das kann es doch nicht gewesen sein.“ James senkte seinen Blick. „Ich kann dir leider nicht viel darüber sagen. Es kam auch für mich sehr unerwartet, weswegen ich nach dem Rechten sehen wollte“, entgegnete er. „Er kann keinen Autounfall gehabt haben. Er ist ein guter Fahrer“, warf Masumi ein. „Ich weiß nicht, was du von mir hören möchtest. Ich habe mir die Akte darüber angesehen. Es war eindeutig ein schlimmer Autounfall.“ „Nein…warum…warum kann ich dann diese Akte nicht finden?“ James zuckte mit den Schultern. „Das kann ich dir auch nicht sagen.“ „Sie lügen doch“, raunte Masumi ihn an. „Ich wünschte wirklich, dass es so wäre“, sprach James. Masumi schluchzte. „Warum hab ich ihn dann im Bell Tree Express gesehen?“ „Du hast was?“, kam es von James. Er war ein wenig schockiert. „Davon wissen Sie nichts?“ Der Gefragte schüttelte den Kopf. „Ich hab ihn aber gesehen“, wisperte sie. „Ich bin mir sicher.“ „Vielleicht hast du dir auch nur so sehr gewünscht, dass du ihn siehst, dass er dann vor deinen Augen real war“, entgegnete James. „Er war es“, murmelte sie leise. „Ich erkenn doch noch meinen eigenen Bruder“, meinte das Mädchen. „Als ich ihm erzählte, dass man mir sagte, er sei nicht mehr am Leben, antwortete er mir, dass es das war, was er hören wollte…“ „Und dann?“ „Dann weiß ich nichts mehr“, seufzte sie leise. „Ich bin dann in einer Kabine wieder wach geworden.“ „Masumi“, wisperte Ran leise. Noch nie sah sie das Mädchen so verzweifelt. Immer sah es aus, als wäre Masumi stark und würde vor nichts Angst haben. „Vielleicht hast du ihn dir doch nur eingebildet“, sprach Ran einfühlsam. „Nein…“, entgegnete diese. Sie schüttelte den Kopf und wischte sich die Tränen weg. „Es tut mir wirklich leid, aber ich kann dir da nicht weiterhelfen“, meinte James ruhig. Der FBI durfte sich nichts anmerken lassen, vor allem da der FBI Agent, um den es ging, im gleichen Raum war. „Na komm, Masumi“, fing Ran an. Sie strich ihr sachte über den Rücken. „Wir gehen jetzt erst einmal zu mir nach Hause, da kannst du dich beruhigen. Das alles bringt doch nichts.“ „Das ist nicht fair“, wisperte Masumi leise und blickte auf den Boden, wo die ersten Tränen aufkamen. „Ich weiß“, murmelte Ran. „Es ist nicht einfach für dich.“ Ran versuchte das Mädchen irgendwie zu trösten, was ihr nur mühsam gelang. Sie selber hatte bisher noch keinen Menschen verloren, konnte sich aber gut in sie hinein versetzen. Ganz sachte zog Ran ihre Mitschülerin an der Hand aus dem Zimmer heraus. Conan seufzte leise auf. Der geschrumpfte Schüler war froh, nachdem Masumi zusammen mit Ran und Sonoko das Zimmer verließen. Sofort richteten sich die Blicke auf Shuichi Akai. „Du hast eine Schwester?“, stieß Jodie empört heraus. „Hab ich“, nickte der FBI Agent. „Wieso hast du mir nie irgendwas von ihr erzählt?“, wollte Jodie wissen. „Es war nicht notwendig.“ „Und Sie wussten es?“, richtete sie die nächste Frage an James. „Ich ahnte es“, fing er an. „Nachdem ich das Foto, welches Agent Camel machte, sah, bemerkte ich erste Ähnlichkeiten. Nachdem ich mir noch einmal seine Familienakte ansah, bemerkte ich, dass das Mädchen seine kleine Schwester sein musste.“ „Trotzdem hättest du es mir sagen müssen, Shu.“ Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. „Je mehr Menschen von meiner Familie erfahren, desto eher geraten sie in Gefahr.“ „Ah“, murmelte die Agentin. „Du wolltest nicht, dass die Organisation auf sie aufmerksam wird…“ „Wahrscheinlich sind sie das schon. Du hast es doch gehört, sie sah den Mann, der so aussieht wie ich. Die Begegnung war sicherlich nicht zufällig. Es war ein weiterer Test. Außerdem…“ „Außerdem?“, wollte sie wissen. „Das FBI hat nicht bei ihnen zu Hause angerufen“, sprach er und sah zu James. „Nicht wahr?“ James schüttelte den Kopf. „Ich weiß nichts davon.“ „Das dachte ich mir. Die Organisation muss sie informiert haben um ihre Reaktion darauf zu sehen. Ich bin mir sicher, dass sie sich auch schon denken konnten, dass sie hier her kommen und ich mit ihnen Kontakt aufnehme“, erzählte er. „Zumal wir Ihren Wunsch respektierten“, fügte James an. „Wunsch?“ „Ich hab das FBI darum gebeten, dass im Falle meines Todes meine Familie nicht informiert wird, außer es ist wirklich notwendig.“ „Du hast soweit im Voraus gedacht?“, wollte Jodie von ihm wissen. „Bei der Organisation muss man weit in die Zukunft denken.“ „Aber Shu…das kannst du doch nicht machen…es ist deine Familie“, sprach sie leise. „Deine Schwester hat sich die ganze Zeit sorgen um dich gemacht und kam sogar hier her, weil sie die Hintergründe erfahren wollte. Das kann dir doch nicht so egal sein.“ „Es ist besser so.“ Langsam ging Ran die Treppe nach unten. Neben ihr Masumi und Sonoko. Das Mädchen sah ihre Mitschülerin mitleidig an und reichte ihr ein Taschentuch. „Danke“, murmelte Masumi. Sie wischte sich die Tränen weg und blickte noch einmal hoch zu dem Zimmer. Jetzt hatte sie jemanden gefunden, der ihren Bruder kannte und trotzdem konnte ihr keiner sagen, warum er nicht mehr am Leben war. „Geht’s wieder?“, wollte Ran wissen. Masumi nickte. „Es tut mir so leid…ich wollte dort oben nicht so ausbrechen.“ „Du musst dich nicht entschuldigen“, fing Ran an. „Das ist eine ganz normale Reaktion. Ich glaub, wir hätten auch so reagiert, wenn wir an deiner Stelle wären.“ Sonoko nickte. „Wieso hast du uns eigentlich nicht erzählt, dass du einen Bruder hast?“ Das Mädchen seufzte leise auf. „Ich wollte nicht gleich das Mitleid von allen haben“, fing sie an. „Und ich war mir nicht sicher, ob es wirklich so war. Deswegen habe ich ihn auch gesucht. Ihr kennt ihn nicht, ich war mir so sicher, dass das alles nur ein Fehler war.“ „Willst du uns ein wenig von ihm erzählen?“, wollte an wissen und strich ihr über den Rücken. „Es gibt nicht viel über ihn zu reden. Wir haben einen recht großen Altersunterschied von 12 Jahren, weswegen wir nicht allzu viel gemeinsam hatten. Als er volljährig wurde, war ich noch ein kleines Mädchen und kurz darauf ist er auch von zu Hause weg“, erzählte sie. „Danach hatten wir selten Kontakt. Irgendwann ist er nach Amerika gegangen und wir hatten überhaupt keinen Kontakt zu ihm.“ „Aber kommst du nicht auch aus Amerika?“, fragte Sonoko nach. Masumi nickte. „Wir sind vor drei Jahren dorthin gezogen. Aber das hieß nicht, dass ich mehr Kontakt zu ihm hatte. Eher das Gegenteil. Ich wusste ja nicht einmal wo er sich damals aufhielt, bis ich irgendwann heraus finden konnte, dass er für das FBI arbeitete.“ Masumi seufzte auf. „Das hat mir nichts gebracht. Er wollte mich nicht sehen und hat mich jedes Mal abgewürgt.“ „Das hat er wirklich gemacht?“ „Hat er“, sprach das Mädchen. „Ich fühlte mich immer so niedergeschlagen, wenn ich nach einem Gespräch mit ihm wieder nach Hause kam. Und dann erzählte er mir, dass er wieder nach Japan geht. Wir haben uns total gestritten…und sind auch so auseinander gegangen. Ich hab ihn damals angeschrien und dann erfuhr ich von seinem Tod.“ „Oh.“ Masumi schluchzte. „Es soll nicht das letzte sein, was ich zu ihm gesagt habe.“ Es dauerte eine Weile ehe Masumi ihren Bruder in den Staaten ausfindig machen konnten. Aber dann stand sie einfach vor seiner Tür und lächelte ihn an. Er sagte nichts und blickte einfach nur auf sie herab. „Großer Bruder“, freute sie sich. „Erinnerst du dich noch an mich?“, wollte sie von ihm wissen. „Was machst du hier, Masumi?“ Schon damals besaß Shuichi eine recht kühle Art und zeigte keine Gefühle. „Ich dachte, du würdest dich freuen, dass ich hier bin.“ „Wissen sie, dass du hier bist?“ „Natürlich“, nickte sie. „Vater wartet unten im Wagen auf mich.“ „Er ist auch hier?“ Sie nickte erneut. „Wir sind vor einigen Wochen hier her gezogen“, erzählte das Mädchen. „Verstehe“, entgegnete er. „Willst du mich nicht rein lassen?“ „Das geht jetzt nicht“, warf Akai ein. „Ich bin auf dem Weg zur Arbeit.“ Seitdem besuchte sie ihn jede Woche bei sich zu Hause. Unter den normalen Schultagen konnte sie nicht zu ihm gehen, zumal er auch noch arbeitete. Deswegen überredete sie ihren Vater jeden Sonntag, dass sie zu ihm durfte. Es ging Jahre so, bis zu ihrem letzten Besucht. „Großer Bruder“, rief sie ihm zu, sobald die Tür seiner Wohnung aufging. „Masumi.“ Sie lächelte. „Hast du mich schon vermisst?“, wollte sie wissen. „Ich hab uns vom Chinesen um die Ecke was zu Essen besorgt.“ Sie hielt die Tüte nach oben und schmunzelte. „Komm rein“, entgegnete Shuichi. Er ließ die Tür offen und nachdem sie eintrat, sah er sich nach Verfolgern um und schloss die Tür wieder. „Das sieht hier ja immer noch wie ein Junggesellenappartement aus“, seufzte sie. „Du solltest dir wirklich mal eine Frau suchen.“ Akais Augen verengten sich. „Bist du nur deswegen her gekommen?“ „Nein, ich hab eine Überraschung für dich“, fing sie an. „Hmm…ich mag Überraschungen nicht.“ „Das ist eine Gute“, entgegnete das Mädchen. „Ich hab ab nächster Woche Sommerferien und kann dich öfters Besuchen kommen. Aber nicht nur das. Ich hab Mom und Dad überredet, dass ich eine ganze Woche bei dir wohnen darf. Na? Ist das nicht toll?“ „Ich bin ab nächster Woche nicht mehr da.“ „Oh…okay, dann komm ich hier her, wenn du wieder zu Hause bist“, meinte sie darauf. „Das geht nicht. Ich weiß nicht, wann ich wieder zurück komme.“ „Wohin gehst du denn?“, wollte das Mädchen wissen. „Japan.“ Sofort lächelte Masumi. „Dann komm ich mit dir. In Japan kenn ich mich noch gut aus und es wäre toll, wenn ich meine Heimat wieder sehen könnte“, sprach sie. „Du kommst nicht mit.“ „Was? Aber warum nicht?“, fragte sie nach. „Ich muss auch nicht sofort mit kommen. Wenn du eine Wohnung gefunden hast, kann ich dich doch für eine Weile besuchen kommen.“ „Ich hab Nein gesagt.“ „Aber…aber…“, fing sie an. „Kein Aber, Masumi. Du wirst nicht mitkommen und mich auch nicht besuchen“, sprach der FBI Agent. Das Mädchen schluckte hart. Noch nie hatte ihr Bruder in diesem Ton mit ihr gesprochen. Bisweilen dachte sie nur, er hätte eine harte Schale, aber einen weichen Kern. „Du arbeitest dort“, schlussfolgerte sie dann. „Masumi, es reicht. Du solltest jetzt gehen.“ Sie stand auf und sah ihn unter Tränen an. „Willst du uns so schnell los werden? Ich dachte, du würdest dich freuen, wenn deine Familie wieder in deiner Nähe ist.“ „Wenn du willst, kannst du das denken.“ „Shuichi…“, wisperte sie seinen Namen. Sie schluchzte. „Das kann doch nicht dein ernst sein. Willst du mich wirklich nicht mehr sehen?“ Shuichi stand auf. „Ich bring dich zur Tür.“ Masumi musste hart schlucken. „Du…du…hast dich so verändert…“ Akai ging auf die Haustür zu und öffnete sie. Natürlich fiel es ihm nicht so leicht, auch wenn es danach aussah. Masumi folgte ihm. Ihre Trauer wurde zur Wut. „Das werd ich dir nicht so einfach verzeihen“, meinte sie. „Ich…ich hasse dich…“ Mit den Worten lief das Mädchen aus der Tür. „Was hast du ihm denn zuletzt gesagt?“, wollte Ran von ihr wissen. Masumi blickte auf den Boden. „Dass ich ihn hasse.“ „So schlimm?“ Das Mädchen nickte. „Ich war so wütend auf ihn. Ich dachte, er würde mich nicht hier haben wollen“, erzählte sie leise. „Und jetzt kann ich nicht noch einmal mit ihm darüber reden.“ „Es tut mir so leid, Masumi“, wisperte Ran. „Du kannst nichts dafür, Ran.“ Masumi ging den Weg weiter entlang. Sie sah sich um und seufzte leise auf. „Ich sollte mich an den Gedanken gewöhnen, dass ich ihn nie wieder sehen werde.“ Ran sah sie weiterhin an. „Ich wünschte, ich könnte dir dabei helfen“, sprach sie leise. Masumi schüttelte den Kopf. „Das musst du nicht. Ich komm schon damit klar…vielleicht sollte ich auch wieder zurück nach Hause fahren“, murmelte sie. „Was? Du willst gehen? Nein, tu das nicht“, entgegnete Sonoko. „Jetzt gehörst du zu uns“, fügte sie an. „Das stimmt doch, oder Ran?“ „Natürlich“, nickte die Angesprochene und blickte zu Masumi. „Wir sind jetzt Freundinnen, wenn du einfach so gehst, würden wir dich vermissen. Du bist zwar wegen deinem Bruder hier hergekommen und hast ihn nicht gefunden. Dafür hast du aber gute Freunde gefunden, die traurig wären, wenn du einfach so gehst.“ Masumi lächelte leicht. „Danke“, sprach sie und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Und jetzt ziehen wir alle nicht so ein Gesicht.“ Ran nickte. „Wenn irgendwas sein sollte…“ „Ich weiß“, entgegnete Masumi. „Dann kann ich mit euch darüber sprechen und muss mich nicht verstecken.“ „Genau“, meinte Sonoko. „Shu, dir ist doch wohl klar, dass du irgendwas machen musst“, fing Jodie an. „Deine Schwester wird dich immer weiter suchen, vor allem jetzt wo sie Bourbon gegenüber stand.“ „Mach dir darüber keine Gedanken“, sprach der FBI Agent. „Das ist meine Sache.“ „Shu! Das kannst du doch nicht machen. Sie ist extra wegen dir hier her gekommen.“ „Das weiß ich auch selber“, entgegnete Akai ruhig. Er stand auf und trat an das Fenster. „Sie wird schon darüber hinweg kommen.“ „Du machst es dir wirklich einfach“, warf Jodie ein. Sie stoppte, als ihr Handy anfing zu Klingeln. „Geh ruhig ran.“ Die FBI Agentin nickte und zog das Telefon aus der Jackentasche heraus. „Unbekannte Nummer“, murmelte sie leise. Shuichi drehte sich wieder um und beäugte seine Kollegin. „Starling“, sprach sie, als sie das Gespräch entgegen nahm. „Ich bin’s noch einmal“, fing Kir an. „Kir.“ Sofort stellte Jodie das Gespräch auf laut. „Ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich im Auftrag der Organisation Sherry geholt hab.“ „Das wissen wir schon“, murmelte Jodie leise. „Wir haben den Wagen bis zur westlichen Ausfahrt verfolgen können.“ „Da wisst ihr mehr als ich. Ich wurde von Bourbon abgesetzt. Was er und Vermouth danach gemacht haben, kann ich nicht sagen.“ Kir seufzte auf. „Vor Bourbon müsst ihr euch in Acht nehmen. Er sieht genau so aus wie Shuichi Akai.“ „Das wissen wir schon“, meinte Jodie ruhig. „Das ist nicht sein wahres Gesicht. Es war lediglich als Test gedacht.“ „Test?“ Die junge Frau schluckte. „Ja, so eine Art Reaktionstest“, erzählte sie. „Sie wissen wirklich nicht, wohin die Organisation das Mädchen gebracht hat?“ „Leider nicht. Ich konnte auch nicht nachfragen. Sie sind immer noch misstrauisch.“ „Und die Fluchtpläne?“, wollte die FBI Agentin leise wissen. Innerlich hoffte sie, dass Kir diese aufgab. „Ich werde morgen fliehen. Am Nachmittag soll ich mich für einen neuen Auftrag mit Bourbon treffen. Ich werde nicht erscheinen sondern untertauchen.“ „Ich weiß nicht…ob das die richtige Entscheidung ist“, warf Jodie ein. Shuichi schüttelte den Kopf und trat auf seine Kollegen zu. „Sie gehen morgen zu dem Treffen mit Bourbon“, sprach er. „Eh? Aber…“ „Wenn Sie wirklich aus der Organisation raus wollen, dann haben Sie zwei Möglichkeiten. Entweder Sie versuchen es auf eigene Faust und tauchen ab oder Sie hören auf das, was ich Ihnen zu sagen habe. Wenn Sie abtauchen sollten, wären Sie die ganze Zeit über auf der Flucht vor der Organisation und müssten um Ihr Leben fürchten“, erzählte der Agent. „Wenn Sie das wollen, dann tun Sie das auch.“ „Ihre Möglichkeit heißt doch nur, dass ich weiter in der Organisation bleibe“, warf sie ein. „Nicht bedingt. Sie müssten nur bis zum morgigen Treffen durchhalten.“ „Und dann?“ „Wir werden bei dem Treffen ebenfalls vor Ort sein und zu einer gegebenen Zeit nehmen wir Sie und Bourbon fest.“ „Damit wollen Sie mich aus der Organisation holen?“ „Natürlich. Sie werden sich natürlich nicht so einfach schnappen lassen und unsere Leute umschießen. Die Organisation wird alles mitbekommen. Kurz darauf wird man nur noch etwas von Ihrem Selbstmord mitbekommen und Sie wären frei.“ „Ich soll meinen eigenen Tod vortäuschen?“ Sie schluckte dabei. „Warum nicht? Normalerweise klappt das relativ gut. Bei Ihnen werden Sie nicht so viel recherchieren. Und Sie sollten Ihren kleinen Bruder nicht vergessen. Sobald Sie untertauchen nehmen sie ihn in die Mangel. Glauben Sie mir, die Organisation würde das innerhalb weniger Minuten heraus finden und Sie könnten ihn für viele Jahre nicht mehr sehen. Sie müssten die ganze Zeit über in getrennten Ländern leben und selbst Anrufe wären nicht gerade einfach. Überlegen Sie es sich.“ Kir überlegte mehrere Sekunden. Sie wog ihre Optionen ab, merkte aber schnell, dass Akai die Wahrheit sprach. Auch wenn es riskant war, Kir durfte nicht nur an sich denken. Eisuke war ein wichtiger Faktor in ihren Entscheidungen. „In Ordnung. Erzählen Sie mir genau von Ihrem Plan.“ „Sehr schön“, nickte Akai. „Wir machen folgendes: Sie teilen uns den Treffpunkt und die Uhrzeit mit. Unsere Leute sind vorher vor Ort und überwachen das Treffen.“ Akai blickte zu Jodie, die nickte. „Machen Sie sich darauf gefasst, dass danach alles schnell gehen wird. Wir werden zuschlagen und versuchen Sie und Bourbon zu verhaften. Tragen Sie zur Sicherheit eine schusssichere Weste, wir werden nicht zimperlich sein.“ „Verstehe…“, murmelte sie. „Allerdings sollten Sie dabei noch eine Kleinigkeit mit einberechnen.“ „Die da wäre?“ „Das Treffen soll gegen 14 Uhr im Café auf dem Tokyo Tower stattfinden. Wir werden also nicht alleine sein.“ „Interessant…sie sichern sich ab.“ „Sie finden das interessant? Da sind Sie wirklich der Einzige“, entgegnete Kir. „Wir ändern trotzdem nichts daran“, meinte er. „Ich werde das Treffen überwachen und wenn sich die Gelegenheit ergibt, kümmern wir uns um Bourbon. Machen Sie sich keine Sorgen darüber. Sollte irgendwas Außerplanmäßiges passieren, werden Sie es schon früh genug mit bekommen.“ „In Ordnung“, nickte Kir. „Kir? Machen Sie nichts, was die ganze Operation gefährden könnte.“ „Das hatte ich nicht vor“, warf diese ein. „Gut. Dann sehen wir uns morgen.“ Shuichi nahm Jodie das Handy aus der Hand und drückte den Anruf weg. „Das müsste reichen.“ „Was meinst du?“, wollte Jodie von ihm wissen. „Die Organisation trifft sich nicht einfach so mit Kir in der Öffentlichkeit.“ „Du meinst, es ist eine Falle?“ „Nicht bedingt. Öffentliche Plätze sind für die Organisation ein großer Vorteil. Man müsste meinen, dass sie in der Öffentlichkeit kaum über ihre Pläne reden werden, aber sie machen genau das Gegenteil. Ihre ganzen Aktionen sind codiert, sodass keiner irgendwas verstehen würde“, erzählte der FBI Agent. „Daneben hat es noch den Vorteil für sie, dass wir uns nicht einmischen werden. Wir können gar nichts machen.“ Jodie schluckte leicht. „Dann können wir morgen gar nichts machen“, sprach sie leise. „Das muss es nicht heißen. Wir warten ab, was sie mit ihr besprechen wollen. Irgendwie müssen sie schließlich auch vom Tower herunter.“ „Verstehe. Sie wollen, dass Sie bei der Runterfahrt von uns geschnappt werden“, entgegnete James. „So ist es“, nickt der FBI Agent. „Können wir dich wirklich alleine gehen lassen?“, wollte Ran von ihrer Freundin wissen. „Ja, doch. Ich geh zurück in mein Hotelzimmer und setz mich an die Hausaufgaben“, antwortete sie. „Wenn du möchtest, können wir auch mit dir gehen“, schlug Sonoko vor. „Nicht nötig“, schüttelte sie den Kopf. „Wir sehen uns morgen in der Schule.“ Masumi setzte ein Lächeln auf und lief dann die Straße entlang. Ran seufzte leise auf. „Sie tut mir leid. Ich wünschte, wir könnten ihr irgendwie helfen.“ „Ich wüsste nicht wie“, murmelte Sonoko. „Wir können ja schlecht ihren Bruder finden oder die Akte zu seinem Tod.“ „Doch, das können wir“, gab Ran von sich. „Ich kann Paps bitten, dass er Inspektor Megure mal fragt.“ „Das ist es“, nickte Sonoko. „Am besten tust du das gleich. Vorher erzählst du ihm aber, dass der Kleine seine Erinnerungen wieder hat, dann freut er sich und hat keine andere Wahl mehr, als dir den Wunsch zu erfüllen.“ „Gute Idee“, stimmte das Mädchen zu. „Ähm…wie hieß ihr Bruder noch einmal?“ „Eh? Gute Frage“, murmelte Sonoko nachdenklich. „Was hatte sie noch einmal gesagt?“, grübelte Sonoko. „Ähm…Ich…i…nichi…?“ „Bestimmt nicht Shinichi“, grinste Sonoko. „Aber kein Wunder, dass du immer an den denkst.“ „He! Ich hab nicht an ihn gedacht“, meinte Ran. „Und das er Shinichi nicht heißt, ist mir auch klar. Aber es war so ähnlich“, gab Ran von sich. „Shinchi…Shinji…Shunji…“, zählte Sonoko auf. Ran schüttelte den Kopf. „Nein, die Namen kommen mir nicht bekannt vor“, murmelte sie. „Shi…Shu…ah…Shuichi.“ „Ja, genau“, nickte Sonoko. „Das war er. Und der Nachname?“ „Eh?“, Ran dachte nach. „Ai…kai…“ „Akai?“ „Shuichi Akai“, wiederholte Ran den Namen. Dann nickte sie. „Doch, das passt.“ „Gut, dann hast du jetzt ja den Namen.“ Das Mädchen nickte. „Ich ruf dich nachher an“, lächelte sie und lief dann los. Nach nur wenigen Metern, die das Mädchen hinter sich bringen musste, kam sie an der Detektei an. Ran ging die Treppen nach oben, bis sie zur Detektei kam. Zunächst lauschte sie an der Tür, hörte aber keine Stimmen, weswegen sie die Tür einfach auf machte. Ihr Vater saß auf seinem Stuhl und sah sich in seinem kleinen Fernseher die Übertragung eines Yoko Okino Konzertes an. „Oh Yoko“, gab er von sich. Ran seufzte auf. „Paps!“ Er blickte nach oben. „Hmm…du bist aber früh zu Hause.“ „Ja, ich hab die Schule heute in der Pause verlassen. Professor Agasa rief mich an. Conan hat wieder alle Erinnerungen“, erzählte sie. Dabei lächelte sie leicht. „Wenigstens eine gute Nachricht…“ Sie nickte. „Bei dir nicht? Ist irgendwas passiert?“ Kogoro seufzte auf. „Ich hab das Mädchen nicht gefunden. Und der Professor rief auch nicht an. Auf meine Anrufe reagiert er nicht.“ „Ach das…ja, ich weiß, warum dich der Professor nicht anruft. Ai kam gestern Abend mit Fieber nach Hause, deswegen musste er sich um sie kümmern. Heute Morgen stellte er dann fest, dass sie Windpocken hat.“ „Hmm…dann konnte er sie also bisher nicht fragen“, murmelte der Detektiv. „Leider nicht. Aber er wird das nachholen, sobald es Ai wieder gut geht“, sprach Ran. „Gut, das ist doch schon mal was“, nickte Kogoro. „Du, Paps?“ „Was ist denn?“, wollte er wissen. „Wenn es um den Rotzbengel geht, mach dir da keine Gedanken, ich werd weiterhin nett zu ihm sein.“ „Nein, darum geht es mir nicht. Aber trotzdem Danke“, lächelte sie. „Masumi war heute auch mit dabei.“ „Masumi…“, murmelte Kogoro nachdenklich. „Masumi…“, wiederholte er. „Masumi Sera. Meine Schulfreundin. Sie war hier, als der Geiselnehmer da war.“ „Ach ja, ich erinnere mich an sie.“ „Gut, Paps“, nickte das Mädchen. „Wie gesagt, sie war auch da und Conan war nebenan bei Subaru Okiya. Jedenfalls wissen wir nun, dass Masumi einen älteren Bruder hat, der vor kurzem hier ums Leben kam…das ist auch der Grund, warum sie zurück nach Japan kam…“ „Die Arme“, entgegnete Kogoro und sah seine Tochter an. „Und was erwartest du jetzt von mir?“, er hob die Augenbraue. „Soll ich sie jetzt wie Conan bei uns aufnehmen? Das wäre doch ein wenig viel.“ Ran schüttelte den Kopf. „Nein, nicht doch. Das wird nicht nötig sein. Masumi wohnt momentan im Hotel. Ich glaub, sie mag es dort auch.“ „Gut“, sprach er. „Aber da ist tatsächlich etwas, worum ich dich bitten würde.“ Kogoro seufzte leise auf. Er ahnte es. „Um was geht es?“ „Ihr Bruder starb unerwartet bei einem Autounfall und es gibt darüber keine Akten.“ „Hmm…wenn es ein Unfall war, dann werden die Akten bei der Polizei an einem anderen Ort gelagert.“ „Immer?“ „Zumindest dann, wenn der Unfall bewiesen wurde und als solcher abgehackt wird.“ „Und ansonsten nicht?“ „Ansonsten geht es zu den unaufgeklärten Unfällen, hin und wieder auch ins Morddezernat, wenn der Verdacht besteht.“ „Verstehe“, murmelte Ran. „Können Akten auch verschwinden?“ Kogoro schüttelte den Kopf. „Normalerweise nicht. Wenn ein Polizist eine Akte raus nimmt, wird das vermerkt.“ „Und wenn man die Akte gar nicht mehr finden kann? Wie ist das zu erklären?“ Kogoro legte den Kopf schief und überlegte. „Eigentlich gibt es dafür nicht wirklich viele Gründe. Die Akte könnte falsch geführt worden sein oder sie wurde überhaupt nicht geführt. Das wird kaum der Fall sein, aber es wäre eine Möglichkeit. Oder aber die Person wurde nicht identifiziert und die Polizei steht vor einem Rätsel, weil sich keiner meldete. Wer weiß, vielleicht wurde auch der Name falsch aufgeschrieben und dann in der digitalisierten Form falsch eingetragen.“ „Digitalisiert?“ „Die Akten werden noch meistens noch handschriftlich ausgestellt. Nur der komplette Bericht wird digitalisiert ausgefüllt. Daneben bekommt jede Akte ein Aktenzeichen und wird digitalisiert in den Computer aufgenommen. Meistens werden diese Daten mit den Namen von Opfern, Zeugen, Tätern und kurz mit der Todesursache versehen. Am Computer kannst du dann nach dem Aktenzeichen suchen und die Akte finden.“ „Dann hätte man eigentlich gute Chancen die Akte zu finden“, murmelte Ran leise. „Wenn man die Erlaubnis hat, dann ja“, nickte er. „Meinst du, du könntest vielleicht die Akte bekommen?“ Kogoro hob die Augenbraue. „Ja, ich weiß, es ist kein richtiger Auftrag, aber es ist wichtig für Masumi. Sie hat hier schon so lange nach ihrem Bruder gesucht und konnte ihn nicht finden.“ „Sie hat nach ihm gesucht, obwohl er nicht am Leben ist?“ „Schon, aber auch nur, weil sie nichts über seinen Tod herausfinden konnte und weil sie es nicht glauben wollte. Ich kann sie sehr gut verstehen. Wenn du sterben würdest, würde ich auch hoffen, dass es nur ein Irrtum war und würde alles dafür tun, um es zu beweisen. Bitte, Paps. Es ist wirklich sehr wichtig für mich. Wenn du die Akte bekommst, könnte Masumi alles viel besser verstehen. Es würde ihr wirklich helfen. Bitteeeee…“ Kogoro seufzte leise auf. Seiner Tochter konnte er selten einen Wunsch abschlagen. Auch wenn er es versuchte, sie blickte ihn entweder tief traurig an oder machte ihm Vorwürfe. Aber egal was das Mädchen auch machte, er erfüllte ihr immer wieder den Wunsch. „Gut, ich mach es“, nickte er. „Danke, Paps“, lächelte sie. „Du weißt ja nicht, wie viel mir das bedeutet.“ „Du darfst mich gerne loben, wenn ich die Akte besorg hab“, entgegnete er. „Aber ein paar wichtige Punkte bräuchte ich schon.“ „Natürlich. Du kriegst alles, was du dafür brauchst.“ „Zunächst erst einmal die Banalitäten: Name, eventuell auch Alter, Todesursache und wenn es geht auch den Ort, wo es passierte.“ „So viel?“, wollte sie wissen. „Es ist besser, wenn man mehr weiß. Manchmal kann die Suche nach einem Namen nicht viel bringen und ich muss mehr in die Suche eingeben.“ „Ach so. Ähm…ja der Name ist Shuichi Akai“, erzählte Ran. „Alter…ähm…28 oder 29 Jahre alt, Todesursache war ein Autounfall.“ Kogoro nickte und notierte sich das. „Weißt du auch wo?“ Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Ich hab keine Ahnung. Ich glaub, Masumi weiß das auch nicht.“ „Hmm…mal sehen, was sich damit machen lässt. Weißt du, ob Masumi schon selber bei der Polizei anfragte?“ „Ich glaube schon. Sie hatte erwähnt, dass sie keine Informationen dazu bekam.“ „Verstehe…ich werd nachher schauen, was sich finden lässt.“ „Du kannst doch auch Amuro los schicken, wenn du weiter nach der jungen Frau suchen willst“, schlug Ran vor. Kogoro seufzte auf. „Er arbeitet nicht mehr hier.“ „Nicht?“ Ran war erstaunt. Dafür gab es doch keine Anzeichen. „Er rief an und kündigte seine Lehre bei mir. Er wollte sich um andere Dinge in seinem Leben kümmern und hätte genug bei mir gelernt, sodass er nun seinen eigenen Weg gehen will.“ „Das kam aber plötzlich“, entgegnete sie. „Wenn er nicht will, dann muss er selber sehen, wie er damit klar kommt. Sobald er wieder zurück will, werde ich ihn ablehnen.“ „Musst du gleich so hart sein, Paps?“, wollte sie wissen. „In dem Fall, ja“, nickte er. „Ach, Paps…“ „Guck mich nicht so an, Ran. Ich weiß, was du von mir hältst. Aber ich kann ihn nicht immer dann unterrichten, wenn es ihm gerade in den Kram passt“, warf er ein. „Ja, ich weiß“, stimmte sie zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)