Gut ist nur ein Wort von Die_Katzenhai (wenn Welten sich kreuzen) ================================================================================ Kapitel 8: Kawagakure --------------------- „Es wäre aber echt verdammt cool, wenn es eine wäre“, sagte Sunny, „stell dir mal vor, wir könnten die ganzen Charaktere treffen.“ Sie machte eine bedeutungsvolle Pause. „Ich wollte schon immer wissen, wie gut Ichirakus Ramen wirklich schmeckt.“ Ciaran lachte und sah zu Ciel, der einige Zeichen machte. „Was hat er gesagt?“ Sunny sah ihn fragend an. „Er sagte, wenn wir in der Naruto-Welt sind, sollten wir dorthin gehen. Die Chance müssten wir wahrnehmen und ich denke, er hat damit Recht.“ Sie lachten wieder. Erst dann machte sich Frederico bemerkbar. Ciaran sah zu ihm auf. „Da sind einige Sachen. Sie sind für uns alle, das stand zumindest in dem Brief.“ „Aha.“ Sehr gesprächig der Mann. Und so nett. Ciaran verdrehte die Augen und wandte sich dem Gespräch zu. „Bevor wir uns weiter darüber Gedanken machen, sollten wir uns umziehen. Wenn deine Vermutung stimmt, fallen wir nicht auf.“ Er machte eine Pause. „Zumindest nicht mehr, als wir es ohnehin schon tun.“ Es waren acht Haufen von Kleidung und Ausrüstung. Für jeden einer. Frederico war bereits bei einem von ihnen und betrachtete die Kleidung misstrauisch. Ciaran musste zugeben, dass das schon sehr seltsam war, aber er wollte endlich trockene Kleidung und ein Oberteil tragen, also machte er sich keine Gedanken darüber. Die ganze Situation war komisch genug. Denkst du, die passen uns? Mit gekräuselter Stirn deutete Ciel auf die Kleider. Das war eine gute Frage, immerhin waren zumindest die Männer unter ihnen nicht gerade klein. Er selbst war mit seinen eins einundachtzig der Kleinste. Frederico war nur wenig größer, als er, dafür umso muskulöser. Sollten sie in der Naruto-Welt sein, war es wahrscheinlich, dass das alles für sie zu klein war. „Das werden wir sehen.“ Er zuckte mit den Schultern. Mehr als probieren konnten sie nicht. Er beugte sich zu seinem Beutel hinunter. Ciaran wusste, dass es seines war und den anderen ging es genauso. Keiner zögerte, als er sich etwas holte und in dem Wald verschwand, um sich umzuziehen. Ciaran folgte ihrem Beispiel. Interessiert besah er sich die Kleidung, den Rucksack und die Ausrüstung. Das erste, das ihm auffiel, war das Katana mit blauem Griff und Scheide. Vorsichtig zog er die Klinge und sah fasziniert zu, wie sie im Licht der Sonne schimmerte. Er bemerkte nicht, dass er zitterte, als seine Finger ihr näher kamen. Kaum berührten sie die Klinge, floss Blut. Sein Blick schweifte über die naheliegenden Bäume. Dann holte er mit der Klinge aus, traf einen Ast und durchschnitt ihn mühelos. Das war eine echte Waffe. Der Ast war armdick gewesen, jetzt lag ein Teil sauber abgetrennt auf dem Boden, das hieß, dass das Katana kein Problem mit Knochen oder Fleisch haben dürfte. Ciaran wurde schlecht. Dieses Ding war kein Accessoire, keine billige Dekoration aus einem Asialaden, sondern ein Werkzeug, das zum Töten konzipiert wurde. Er zwang sich so lange ruhig zu bleiben, bis die Klinge vollständig in der Scheide war. Dann schmiss er das Schwert weg. Dumpf fiel es auf dem Waldboden und blieb harmlos liegen. „Wo bin ich hier gelandet?“, flüsterte er in die Stille des Waldes. Tief atmete Ciaran ein, blies die Luft wieder aus und fuhr sich durch die Haare. Gut, das war eine Waffe. Aber sie alleine tötete nicht, sie brauchte jemand, der sie führte und so lange das keiner tat, würde niemand verletzt werden oder sterben. Alles war in Ordnung. Vollkommen in Ordnung. Er schnaufte noch einmal, dann besah er sich die Kleidung. Die Hose war grau, lang und erinnerte Ciaran an eine Wanderhose. Ihr fester Stoff war angenehm, erinnerte ihn an sein zu Hause. Als nächstes konnte er endlich wieder ein Oberteil anziehen. Ein dunkelblaues, langärmeliges Shirt. Darüber eine Weste, die an die der Kiri-Nin erinnerte, jedoch zusätzlich mit grauem Fell besetzt war. Die Schuhe waren obligatorische Ninjasandalen. Damit konnte er leben. In einer Tasche fand er, neben der allgemeinen Ausrüstung, noch Senbons. Sehr gut. Er fand diese Nadeln schon immer toll. Man musste dem Gegner nicht den Kopf abhacken, um ihn zu besiegen. Und das erinnerte ihn an das Schwert. Skeptisch sah er zu ihm und überlegte, ob er es einfach liegen lassen sollte. Er seufzte, nahm es hoch und legte es sich um den Rücken. Er musste es nicht einsetzen und so fiel es nicht in falsche Hände. Die Stimmen der anderen drangen zu ihm durch. Eine von ihnen gehörte definitiv Feline, ihre Stimme war bis jetzt die einzige, die er identifizieren konnte. Es war nicht so, dass sie nicht menschlich klang, es war der Unterton, der in ihr mitschwang. Ein wenig rauchig, schnurrend. Einfach ungewohnt. Die andere Stimme, eine männliche, musste Kamil gehören. Ciel konnte nicht sprechen und Frederico tat es mit Sicherheit nicht. Er hatte Recht. Feline und Kamil saßen auf einigen Steinen am Bach. Bei ihnen war noch Ruri und, wenn auch etwas abseits, Frederico. Dieser sah in den neuen Klamotten nicht weniger gefährlich aus als in den blutigen. Sein schwarzes Muskelshirt ließ keinen Zweifel übrig, dass es eine schlechte Idee war, sich mit ihm anzulegen. Die schwarze Weste, mit der breiten Kapuze unterstrich diesen Eindruck, dafür waren zumindest die olivfarbene Hose, die Bandagen um die Waden und die schwarzen Sandalen normal. „Ist dir nicht warm?“ Feline sah grinsend zu ihm herüber. Ciaran wusste nicht, was er von dieser Aussage halten sollte. Ihre Stimme klang zwar freundlich und nett, aber das Grinsen mit diesem Zähnen wirkte wie eine Drohung. „Nein“, sagte er lächelnd, „ich frage mich eher, ob dir nicht kalt ist.“ Feline trug wenig Stoff. Und sie schien schwarz zu mögen, bis auf dem roten Gürtel, war alles einheitlich in dieser Farbe gehalten. Das Top endete kurz unter ihrer Brust. Die Hose ging zwar bis zu den Knien und saß locker, doch an den Seiten befand sich jeweils ein langer Schlitz, der erst am Ende der Hosenbeine endete. Sie schien zufrieden damit zu sein und das nicht ohne Grund. „Nö. Überhaupt nicht und so sieht man meine Tattoos.“ Und von denen hatte sie reichlich. Ihr linker Oberarm, ihre Brust, zumindest das, was der Stoff preis gab, ihre Schulter und der obere Teil ihres Rückens waren tätowiert. Zunächst hatte Ciaran es für eine Art filigranes Tribal gehalten, als er es aber näher ansah, erkannte er, dass es – wenn auch stilisierte – Tiere waren. Größtenteils, und das wunderte ihn nicht, Katzen, dazu gesellten sich Vögel, Schlangen und hundeähnliche Tiere. Um das ihr rechtes Bein wand sich eine bizarre Mischung aus Schlange, Vogel und Wolf. „Das sind noch längst nicht alle.“ Ciaran und Kamil lachten, doch war er sich nicht sicher, ob sie es ernst meinte, oder scherzte. Als er zu Kamil sah, wunderte sich Ciaran, wie schnell es er geschafft hatte, sich um zuziehen. Sein kompletter Oberkörper, einschließlich des rechen Armes, war bandagiert. Wie Frederico und er trug Kamil eine Weste. Seine war hellgrau und besaß viele Innentasche. Hose und Ninjasandalen waren dunkelblau. Seine linke Hand steckte in einem Handschuh, auf dessen Handrücken eine Metallplatte befestigt war. „Ich frage mich, warum nicht alle von uns eine besondere Waffe bekommen haben.“ Ruri sah in die Runde. Sie trug einen kurzen, schwarzen Kimono, der mit roten Blumen gemustert war. Dazu trug sie einen weißen Obi und am linken Bein eine bis zum Knie gehende Netzhose. Um ihr linkes Handgelenk trug sie ein Lederband. In dieser Kleidung wirkte sie komplett anders, als in dem weißen Kleid. Blut hin oder her, das weiße hatte er ihr etwas Unschuldiges verlieren. Das Rot auf dem Schwarz erinnerte Ciaran viel zu gut an Akastuki und auf diese Bekanntschaft wollte er verzichten. „Wie meinst du das?“ „Du, ich und Feline haben eine Waffe bekommen. Kamil und Frederico haben nur die Standardausrüstung.“ Sie deutete mit dem Kopf auf ein abgegriffenes Katana, das neben Feline im Gras lag. Über ihre Waffe verlor sie kein Wort. „Gute Frage.“ Mehr fiel ihm darauf auch nicht ein. „Was ist eine gute Frage?“ Sunny trat zwischen den Bäumen hervor. Als erstes fiel ihm der Bogen auf, den sie auf dem Rücken trug. Es war ein Langbogen, zumindest war er groß. Ciaran hatte keine Ahnung von japanischen Bögen, wenn es einer war. Wenn er es sich recht überlegte, hatte er von kaum einer Waffe Ahnung. Sunny trug schwarze Leggins, die in den Schuhen endete. Darüber eine braune, sehr kurze und Figur betonende Hotpants. Um ihre Oberschenkel trug sie Bänder und eine Tasche für die Ausrüstung. Ihr Netzshirt war bauchfrei und um ihre Brust hatte sie ein Band gewickelt. Ihr weißen Halbhandschuhe sollten wohl ihre Hände beim Bogenschießen schützen. „Warum nicht alle eine Waffe haben.“ „Habt ihr nicht?“ Sunny sah sie erstaunt an. „Sieht so aus“, sagte Kamil. „Seltsam.“ Sunny setzte sich zu ihnen. „Also ernsthaft. Ich glaube, wir sind wirklich in der Naruto-Welt. Die Waffen sind echt. Das kann doch kein Scherz sein.“ „Und wie sind wir hier her gelangt?“ Feline zog skeptisch eine Augenbraue hoch. Schon wieder eine gute Frage. „Keine Ahnung, aber uns allen ist – naja – etwas passiert.“ Sie schwiegen. Ciaran wurde bewusst, dass er eigentlich hätte tot sein müssen. Das konnte niemand überleben. Aber deswegen in einen Manga kommen? Das war einfach abwegig. „Meinst du also, dass wir tot und nun in eine Art Himmel sind?“ Feline stellte die Frage, die sich auch er stellte. „Nein“, sagte Sunny schlicht, „wir sind nicht tot. Ich meine, wir atmen doch alle und so. Da kann man nicht tot sein.“ Wenn sie meinte. Nach einiger Stille sah Sunny in die Runde. „Wo bleiben eigentlich Ciel und Ava?“ Ciaran zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht, aber die kommen schon. Verlaufen haben sie sich sicher nicht.“ Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis Ciel zu ihnen kam. Ciaran konnte es ihm nicht verübeln, dass er länger gebraucht hatte. Die Kleidung an sich war schlicht gehalten. Eine dunkelblaue Hose, braunes Muskelshirt, darüber eine Lederweste und braune Sandalen, die er erst für Stiefel gehalten hatte, da der Schaft recht hoch war. An der rechten Schulter trug er noch einen weiteren Schutz aus braunem Leder. Soweit war alles in Ordnung, aber er trug zahlreiche Taschen, befestigt an einem sich überkreuzende Lederband ein seinem Oberteil, bei sich. Dazu kamen weitere, überall an der Kleidung verteilt, in der Weste, an der Hose, auch dort mit Lederbänder befestigt, und an dem Gürtel. Ciaran vermutete, dass er die Taschen auch gefüllt hatte. Zumindest die am Gürtel schienen es zu sein. Wer immer das bereit gestellt hat, er weiß, was ich studiere. „Wie meinst du das?“ Ich habe eine Medic-Nin-Ausrüstung. „Was?“ Ciarans Augen wurden groß. „Ist das dein Ernst?“, fragte Feline. Ciel nickte und reichte ihnen eine Schriftrolle. „Was ist denn überhaupt los?“, wollte Sunny wissen. „Scheint so, als ob jemand wollen würde, dass Ciel unser Medic-Nin wird.“ „Was?“ Genau das sagte eine andere Frau, Ava, als sie ihre Sachen durchsah. Das war fantastisch! Sie hatte alles, was sie brauchte und mochte. Damit konnte sie sicher geniale Sachen herstellen. Verschiedene Kräuter, Pflanzen und Werkzeuge. Dazu jede Menge Schriftrollen. Grinsend durchforstete sie alles genau. Natürlich, es war ganz anders als in ihrem Labor, aber sie hatte das Gefühl, es war einfach. Sie würde das schon hinbekommen. Komische Halluzinationen. Wenn es wirklich eine war. Da war sie sich nicht mehr so sicher, aber eine andere Erklärung fiel ihr beim besten Willen nicht ein. Naruto-Welt? Das war idiotisch. Aber was erwartete sie denn von einem Modepüppchen? Vielleicht hatte sie eine Ahnung von der Kombination eines malvenfarbenen Schals mit einer cyanfarbenen Jacke, wie auch immer malve aussah, aber von den wirklichen wichtigen Dingen hatte Sunny keine Ahnung. Abgesehen davon hatte sie nicht mal eine Erklärung, wie sie her gekommen waren. Ava schüttelte ihren Kopf und wandte sich ihren Utensilien zu. Jetzt entdeckte sie auch einige Schriftrollen unter ihnen. Neugierig überflog sie zumindest einige von ihnen, für mehr hatte sie keine Zeit. Das musste sie später machen und vor allem in Ruhe. Immerhin wartete der Rest der Gruppe sicher auf sie und sie wusste nicht, wie geduldig sie waren. Ihre Kleidung war, dafür dankte sie dem Spender, schlicht. Eine dunkle Stoffhose, ein Oberteil in der Farbe von dunklem Türkis, die Taschen befestigte sie an einem schwarzen Gürtel, dazu die Sandalen und fertig. Den Rest verstaute sie in dem Rucksack und schwang sich ihn auf den Rücken. In diesem Moment öffnete sich eine Tasche und ein Shuriken fiel heraus. Aus Reflex griff sie nach ihm, registrierte erst, als sie es in der Hand hielt, dass das eine dumme Idee gewesen war. Aber nichts passierte, obwohl ihre Hand durchbohrt sein müsste. Sekundenlang starrte sie auf die Hand, bis sie zu dem Entschluss kam, dass das Shuriken wohl einfach stumpf war. Kopfschüttelnd verstaute sie es, dieses Mal sicher, und machte sich auf den Rückweg. „Das ist eindeutig wie im Manga.“ „Krass.“ „Aber das ergibt keinen Sinn.“ Ava hörte aufgeregte Stimmen, die sie jedoch noch nicht zu ordnen konnte. Immerhin kannte sie die Anderen erst seit einer Stunde, wenn überhaupt. Kamen sie schon wieder auf das Naruto-Welt-Thema? Also bitte! Sie saßen am Bach, unterhielten sich angeregt und Ciel hielt eine Schriftrolle in der Hand. Wie auch sie, war er anders ausgerüstet, als der Rest. Während sie Waffen trugen, waren es bei Ciel und ihr Taschen. „Ava, das musst du dir ansehen“, rief Ciaran ihr zu, er sie sah. „Was ist los?“ Es war ein seltsames Bild, das sich ihr offenbarte. Sechs junge Erwachsene in cosplayverdächtigen Klamotten saßen dort und blickten auf Schriftrollen. „Es ist echt wie in Naruto“, sagte Ciaran. „Entweder das, oder jemand treibt einen gewaltigen Scherz“, warf Kamil ein, wirkte dabei aber nicht überzeugt. „Eigentlich ergibt alles keinen Sinn.“ Feline seufzte. Ciel hielt Ava die Schrifftrolle entgegen. Okay. Sie musste zugeben, dass das wirklich aussah wie in Naruto. Bei ihren war das anders, zumindest hatte sie dies so wahrgenommen. „Es gibt nur einen Weg, um heraus zu finden, ob wir es wirklich sind.“ Sechs blinzelte Augenpaare und Frederico, der endlich aufhorchte, sahen zu ihr. „Wenn wir wirklich in der Naruto-Welt sind, müssten wir auch Dinge tun, die nur dort möglich sind.“ Sunny war, wie erwartet, begeistert. „Dann lass uns das gleich ausprobieren.“ „Da gibt es nur ein Problem“, sagte Ava, „wir wissen nicht, wie sie es machen. Selbst wenn es hier möglich wäre, wüssten wir nicht wie. Auch mir Schriftrollen, falls ihr welche habt.“ Die Begeisterung verschwand. „Oh“, sagte sie leise, „und jetzt?“ Darauf wusste keiner eine Antwort. Einige von ihnen suchten ihre Rucksäcke ab und zogen tatsächlich welche hervor. Sie lasen sie auch, aber eigentlich waren es nur ein paar Bildchen von Handzeichen, die sie zwar nachahmen, aber nicht benutzen konnten. „Vielleicht sollten wir dem Bach folgen, es wird schon einen Grund haben, warum es auf dem Brief stand. Wir könnten was herausfinden.“ Es war Kamil, der die Stille unterbrach. Sie schwiegen, während sie neben dem Bach herliefen. Jeder in seinen Gedanken verloren. Amaro dachte darüber nach, warum er hier blieb. Jeder logischer Grund sprach dagegen, bei diesen Kindern zu bleiben. Diese ganzen Vermutungen waren Schwachsinn. Gut, er kannte Naruto kaum. Im Laufe des Jahres hatte er nur wenige Folgen gesehen. Bis auf die Typen in den schwarzen Mänteln – die einzig halbwegs sympathischen Charaktere - konnte er sich an nichts Weiteres erinnern. Keiner von den Kindern konnte einen Grund nennen, warum sie hier her gekommen waren und Amaro glaubte nicht daran, dass man nach seinem Tod, in einer Serie weiterlebte. Folglich musste das ein Scherz sein, wie auch immer sie, oder sonst wer, das angestellt hatte. Ihnen vertraute er nicht. Schon gar nicht dem Tier. Trotz all dieser Gründe spürte er, dass er nicht weggehen konnte. Er musste hier bleiben. Felines Gedanken blieben nur kurz bei dem Ort, an dem sie waren. Sicherlich würden sie dafür noch eine Erklärung finden und bald könnte sie wieder zuhause auf dem Sofa sitzen und ein gutes Buch lesen. Das war es nicht, was ihr Sorgen machte. Noch nicht. Es war das Katana. Es war nicht richtig. Als sie den Wald hinter sich ließen, wurde der Bach breiter und der Boden steiler. Vor ihnen lag nun ein Tal. Eine riesige Ebene, bedeckt von wogegen Gras und kleinen Büschen. Es sah wirklich schön aus, aber hier führte ihr Weg nicht lang. Der Bach machte eine Biegung. Ava seufzte leise, irgendwie gefiel ihr das ruhige Tal lieber als dieser Seitenweg. Aber was sollte sie schon dagegen machen? Es war zugegebenermaßen sehr naiv, einfach einem Stück Papier zu glauben, von dem sie nicht wussten, woher es stammte, doch war es ihr einziger Anhaltspunkt. Ava glaubte nicht daran, dass sie etwas herausfinden würden, weil es nichts zum Herausfinden gab, jedoch konnte ein Versuch nicht schaden. Etwas anderes blieb ihr auch nicht übrig. Alleine bleiben wollte sie nicht und die anderen würden auch ohne sie gehen. Aber das würde nicht passieren. „Hört ihr das auch?“ Feline war plötzlich stehen geblieben, den Kopf in die Ferne gedreht. „Was denn?“ Kamil blieb neben ihr stehen, die anderen taten es ihm gleich. „Ich höre auch nichts“, sagte Sunny. Feline schien nicht auf die anderen zu achten. „Klingt wie ein Wasserfall.“ Sie ging einige Schritte nach vorne. „Ganz klar.“ „Na und?“ Frederico sagte nun zum ersten Mal, seit dem sie den Wald verließen, etwas. Seine Augen waren auf sie gerichtet. Ava, glücklicherweise hinter Frederico stehend, verdrehte die Augen. Musste das jetzt sein? Entgegen ihrer Vermutung ging Feline einfach weiter, doch war nicht zu übersehen, wie angespannt sie war. Es war wohl klüger, sie jetzt nicht anzusprechen, auch nicht Frederico, obwohl sie die Tatsache mit dem Wasserfall interessant fand. Stichwort Übersicht bekommen. Oder so ähnlich, eigentlich hatte sie wenig Ahnung darüber, wie man sich an einem unbekannten Ort zu Recht fand. Ihre Heimat war ihr Labor. Viel geordneter als diese Wildnis. „Das wird nicht lange gut gehen mit den Beiden“, sagte Ciaran leise. Ava und Ruri, die ihm an nächsten standen, nickten. Was sie dagegen unternehmen sollten, wusste sie nicht. Sie seufzte und ging weiter. Feline behielt recht. Nach einer Weile, Ava wusste nicht genau, wie lange, ihr Zeitgefühl war ein wenig durcheinander, hörte auch sie das Rauschen. Etwa zu dieser Zeit mündete der Bach in einen Fluss, der ruhig vor sich her floss und erst schneller wurde, als das Gelände zunehmen steiniger wurde und abfiel. Sie folgten auch dem Fluss. Es war irgendwie klar, keiner sprach darüber, aber alle machten es, ohne darüber nachzudenken. Es war schon seltsam. Aber vielleicht war das so bei Halluzinationen. Es war immerhin ihre erste. Und dann gleich so eine. Passierte garantiert nicht allen. Den Wasserfall fanden sie schnell. Er war nicht zu übersehen. Der Abhang endete abrupt an einer Klippe, ließ das Wasser herunterfallen und die Tropfen im Licht schimmern. Aber das war es nicht, was sie faszinierte. Folgte man dem Flusslauf, so erkannte man eine Stadt, die von einem hohen Wall aus Holz geschützt war. Der Fluss floss durch sie durch und teilte sie in der Mitte. „Wow“, sagte Sunny leise. Ava musste ihr, wenn auch widerwillig, zustimmen. Es war fantastisch. Das Tal war nichts dagegen. „Kawagakure.“ Ungläubig starrte Ciaran auf die Stadt. Jetzt sah Ava, was er meinte. „Ich glaub's nicht.“ Über dem Stadttor stand es eindeutig. Kawagakure – das Dorf versteckt hinter dem Fluss. Wie einfallsreich. „Denkt ihr, wir sollen ins Dorf?“ Feline war dem Rand der Klippe gefährlich nahe gekommen. „Ich denke ja“, sagte Kamil, „was sollten wir auch sonst? Vielleicht finden wir dort heraus, wie wir zurück kommen.“ Wenn das seine einzige Sorge war... Ruri wirkte nicht begeistert von dieser Idee. „Wie stellst du dir das vor?“ „Keine Ahnung. Aber wir müssen das heraus finden.“ „Du musst das. Ich will nicht zurück. Bitte nicht noch ein Streit. Das konnten sie nun wirklich nicht gebrauchen. „Wir können uns zumindest umsehen“, warf Feline ein. „Ich halte das auch für eine gute Idee.“ Ciaran sah zu Ciel, dessen Hände sich schnell bewegten. „Er auch.“ „Ich wäre auch dafür.“ Sunny strahlte in die Runde. „Das ist doch total cool. Wir sind wirklich in Naruto, da müssen wir uns einfach umsehen.“ Grandioser Grund. „Wir sollten uns zumindest überlegen, was wir dort machen.“ Das fand Ava am logischsten. „Ich fände es mal gut, was zu Essen. Ich hab seit Stunden nichts im Magen und Geld haben wir ja jetzt.“ Und Sunny grinste immer noch. Konnte sie überhaupt einen anderen Gesichtsausdruck zeigen? War ja heftig nervig. „Klingt gut“, sagte Ciaran. Auch die anderen stimmten zu. „Danach suchen wir nach Informationen.“ Kamil hatte es wirklich eilig. Aber damit war sie einverstanden, egal ob sie sich was daraus erhoffte oder nicht. Ciel machte einigen Handbewegungen. „Er würde gerne gucken, ob er noch was Nützliches findet. Er hat zwar einiges bekommen, aber nicht genug“, übersetzte Ciaran. Frederico sagte zu all diesen Dingen nichts. Doch wirkt er sehr angespannt. Als ob er Lust hätte, sie alle möglichst grausam umzubringen. Ava zweifelte nicht daran, dass er es tun würde, wenn er die Möglichkeit dazu hätte. Damit war beschlossen, was sie machten. Der Weg hinunter stellte sich als schwer, aber machbar heraus. Ciaran schien kein Problem damit zu haben, zu klettern. Ganz im Gegenteil. Er erreichte den Fuß der Klippe schnell. Nur Feline war schneller. Eine Überraschung war das nicht. Sie selbst schien darüber erstaunter als Ava. „Wie habe ich das gemacht?“, hörte sie sie zu Ciaran sagen. „Wenn ich das wüsste, würde ich es auch machen.“ Ava auch. Bei ihr sah das bei weitem weniger eleganter aus, als bei den Beiden. Glücklicherweise war sonst nur Kamil schnell. Der Rest brauchte, wie sie, lange um sicher unten anzukommen. Ciel „sagte“ etwas, woraufhin Ciaran und Feline lachten. Ava war aber zu beschäftigt, um nachzufragen, was so witzig war. Das letzte Stückchen sprang sie und landete, mehr oder weniger sanft, im Gras. Sunny tat es ihr gleich, stolperte dabei und wurde gerade noch rechtzeitig von Ciel aufgefangen. Schade eigentlich. Auch ein Model sollte mal kräftig auf die Schnauze fallen. „Danke“, sagte sie. Natürlich antwortete er nicht, lächelte aber. Sollte wohl „kein Problem“ heißen. War mal wieder typisch. Da war eine Tusse zu dumm zum Laufen und wurde trotzdem von allen gemocht. Das hatte sie schon bei Twilight nicht leiden können. Im echten Leben war das aber noch unerträglicher. Ava war froh, dass sie schnell weiter gingen. Dann musste sie nicht länger diese Situation ertragen und konnte bald etwas essen. Sie hatte tierischen Hunger. Das Essengehen war zumindest eine gute Idee von Sunny gewesen. Das musste man ihr lassen. Allerdings war es keine großartige Leistung. Jeder Mensch, der Hunger hatte, suchte Nahrung. Sie erreichten Kawagakure. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)