Gut ist nur ein Wort von Die_Katzenhai (wenn Welten sich kreuzen) ================================================================================ Kapitel 15: Veränderungen ------------------------- Als Ciaran erwachte und gegen das Sonnenlicht blinzelte, war Ciel bereits wach, angezogen und kramte in seinen Unterlagen. „Morgen“, murmelte Ciaran und blieb unbewegt auf seinen Futon liegen. Er sah zu Ciel hoch, der seinen Gruß mit seiner Gebärde erwiderte, bevor er seine Augen noch einmal schloss und sie rieb. Er öffnete sie, blickte zur Decke und gab einen unwilligen Laut von sich. Auch wenn das Futon bei Weitem nicht so bequem war wie sein Bett daheim, hielt sich seine Lust aufzustehen, in Grenze. Aber es half nichts. Murrend rollte er sich über seine linke Seite auf, erkannte seinen Fehler und fluchte leise. „Verdammt.“ Er ließ zurück auf den Futon sinken, um es noch einmal über die rechte Seite zu versuchen. Ciaran hörte Ciel belustigt die Luft ausstoßen. Seine Art zu lachen. Der Blick von Ciarans Zimmerpartner konnte nicht amüsierter sein. Was war das? „Hey“, verteidigte sich Ciaran, „sonst habe ich den ganze Tag Unglück.“ Ciels Augenbraue wanderte in die Höhe. Verstehe. Ciaran glaubte nicht, dass Ciel das ernst nahm, aber das konnte er ihm auch nicht übel nehmen. Er war es gewohnt, dass die Leute seine Angewohnheit seltsam fanden und Craig machte regelmäßig Witze darüber. Er fragte sich, wie es ihm ging. Craig musste glauben, dass er ertrunken war, oder? Was passierte überhaupt in ihrer Welt, während sie hier waren? Gab es da auch die Anomalien? Ciaran fragte sich, wie viel Akatsuki darüber wusste. Sie hatten bis jetzt nichts dazu gesagt oder durchblicken lassen, was sie wussten. Natürlich bestand die Möglichkeit, dass sie es nicht taten, aber auch, dass sie nichts erzählen wollten. Über die Grunde darüber konnten sie nur spekulieren, doch je länger Ciaran darüber nachdachte, desto schlimmere fielen ihn ein. Also beschloss er, es sein zu lassen, als er Ciels Blick spürte. Alles in Ordnung? „Ja, passt schon. Geh ruhig schon mal vor. Ich komme gleich nach.“ Ciaran lächelte, aber Ciel kniff die Augen zusammen, runzelte die Stirn und verließ das Zimmer. Ciaran seufzte und fuhr sich durch die Haare, dann schüttelte er seinen Kopf und begann sich umzuziehen. Die Gedanken an sein zu Hause kamen wieder, doch verdrängte er sie schnell in die hinterste Ecke seines Gehirns. Das hatte doch keinen Sinn. Es brachte ihn nicht weiter, sondern machte nur mehr Sorgen, als er sowieso schon hatte. Die Stimmung der anderen Andersweltler war mäßig und schwankte zwischen Aggression und Trübsinn. Es war ein Leichtes zu erkennen, dass der Kampf des Vorabends noch nicht vergessen war. Feline und Amaro schienen beide darauf zu warten, wieder angreifen zu können und ob es heute so glimpflich wie gestern ausgehen würde, wagte Ciaran zu bezweifeln. Feline hatte sofort nach seinem Hals geschlagen und wäre Amaro nicht zur Seite ausgewichen, hätte sie garantiert seine Halsschlagader betroffen und das Amaro Rücksicht genommen hätte, ausgeschlossen. Hinzu kam, dass es sehr schweren konnte, die Beiden auseinander zu bekommen. Wenn Ciaran ehrlich war, hatte er wenig Lust darauf, sich bei dem Versuch irgendwelche Knochen brechen zu lassen. Trotz der Anspannung begrüßte Ciaran seine Mitstreiter freundlich, doch gab keiner den Gruß zurück. Nicht einmal Sunny. Ihr schienen die Anfeindungen des letzten Tages noch nach zu gehen. Sie ließ den Kopf sinken und starrte auf ihr Frühstück. Sie tat ihm unendlich leid, doch wusste er nicht, was er für sie tun konnte. Es ging hier nicht darum, die anderen zu tolerieren und ihre Eigenarten zu akzeptieren, sondern um sich anzupassen, wenn man überleben wollte. Und das wollte Ciaran. Doch nicht nur Sunny hatte Probleme damit, sich in die neuen Umstände einzuleben. Ruri schien es dort ganz ähnlich zu gehen und Ciaran befürchtete, dass Hidan nicht mehr lange Geduld mit ihr haben würde. Die Aggressionen, die von ihm ausgingen, würden sich sicher bald nicht nur gegen andere Ninjas richten. Zumal das auch nicht besser war. Natürlich war das grausam. Ciaran wollte nicht töten und es nicht lernen. Er konnte es höchstwahrscheinlich nicht. Die Vorstellung, ein Leben auszulöschen war krank. So schrecklich, dass er es sich nicht vorstellen konnte. Oder wollte. Ciel hatte da ähnliche Gedanken, die er gestern Ava, die mittlerweile einigermaßen fit war, und ihm mitgeteilt hatte. Als letztes betrat Kamil das Zimmer. Es hatte den Anschein, als denke er nach, über was, konnte Ciaran nicht erkennen und er fragte auch nicht nach. Kamil schien nicht darüber reden zu wollen und war schweigsamer als sonst. Vielleicht dachte auch er an seine Heimat. Er war es ja, der am dringendsten zurück wollte. Wie sie es gewohnt waren, kam Akatsuki im Laufe des Morgens zu ihnen, um sie zum Training abzuholen. Ciaran begrüßte Konan mit einem Lächeln und folgte ihr zu dem angestammten Trainingsplatz. Eigentlich war es in Ordnung. Beachtete man nicht, dass er für das Töten lernte, machte es sogar beinahe Spaß. Konan war nett. Und das war etwas, dass man nicht von einer Möderin erwartete. „Beginnen wir mit dem Wurftraining?“ Ciaran sah fragend zu Konan herüber. Diese nickte. „Ja.“ Aus Papier formte sie, wie die letzten Trainingstage, einen Dummy und Ciaran zog seine Senbons aus seinen Westentaschen. Er hatte es mittlerweile ganz gut gelernt, mit den Nadeln zu werfen und traf zumindest ungefähr dort, wo er treffen wollte. Stellen, die die Gegner zwar im Kampf behindern oder kampfunfähig machen würden, aber nicht töteten. Konan war sich dessen bewusst, doch sagte sie nichts dagegen. So lange Ciaran kämpfte und die Gruppe nicht durch Nichtstun gefährdete, war es in Ordnung. Nur weil sie tötete, hieß das nicht, dass sie es auch gerne machte. Konan tat es, weil sie es musste und fühlte dabei kaum. Ob es für Ciaran ähnlich werden würde, konnte sie noch nicht wissen, aber es erschien ihr ein Weg, der für ihn zumindest einigermaßen erträglich war. Sie ahnte, dass es für ihn schwer werden würde, doch würde er nicht darum herum kommen, zu töten. Mindestens seine Gefühle würde er ermorden müssen, um nicht verrückt zu werden. Das war der Weg, den sie gewählt hatte. Damals, vor vielen Jahren. Darüber versuchte Ciaran nicht nachzudenken und konzentrierte sich weiterhin auf das Werfen. Es funktionierte immer besser und er hätte noch lange weiter machen können, als Konan ihn unterbrach. „Ich denke, das genügt für heute.“ Sie ließ die Papierpuppe verschwinden. „Wir sollten mit dem Jutsu-Training fortfahren. Dein Kage Bunshin gestern war gut gewesen, probiere es noch einmal.“ Ciaran nickte. Sein Doppelgänger gestern war zwar schnell verschwunden, jedoch komplett gewesen und laut Konan war das eine Leistung, die nicht allen Akademieschülern gelang. Also konnte er darauf stolz sein, auch wenn die restlichen Schüler ähnliche Leistungen vollbrachten. Bis auf den Fauxpas Felines, bei dem sie sich verbrannt hatte, hatte Ciaran von keinem der Mitglieder Akatsukis Klagen gehört. Abgesehen von Hidan, der sich nach wie vor über Ruri beschwerte. Über Ava konnte man noch nichts sagen, immerhin konnte sie erst an diesem Tag wieder trainieren. Da hinkte sie ihnen natürlich ein wenig nach. Er formte das Fingerzeichen für das Jutsu, das seltsame Geräusch ertönte und vor ihm stand sein Doppelgänger. Es war ein komisches Gefühl, sich selbst vor sich zu sehen. Nicht gespiegelt, auf einer Glasscheibe, sondern real. Genauso, wie er jetzt aussah. Noch verrückter wurde das Ganze dadurch, dass er wusste, was er tun musste, um ihn zu steuern. Der Doppelgänger sah, ebenso wie Ciaran selbst, verlegen auf den Boden und scharrte darin. Daran musste er sich erst einmal gewöhnen. „Löse das Jutsu auf.“ Konans Stimme durchbrach seine Gedankengänge. Ciaran nickte und der Kage Bunshin löste sich mit einem Ploppen in Rauch auf und war verschwunden. „Gut gemacht.“ Sie lächelte ihn an. „Mach bitte weiter und probiere, ihn wieder aufzulösen, bevor er von selbst verschwindet. So lernst du, deine Jutsus besser zu kontrollieren.“ Das tat er auch und das Training zog sich eine Weile hin, doch Ciaran spürte bald, wie seine Kräfte anfingen, zu schwinden. Er fühlte sich müde, ein wenig schwindelig und irgendwie schwer. Jegliche Kraft schien aus seinen Körper zu verschwinden. Das war also das Gefühl, wenn man Chakra aufbrauchte. Das musste auch auf die Liste von Dingen, an die er sich gewöhnen musste. Er war immerhin nicht unsportlich und hatte Ausdauer, aber er war schon nach wenigen Doppelgängern ganz außer Atem. Konan schien das zu bemerken. „Das reicht für heute. Übe noch ein wenig mit dem Katana und dann machen wir Schluss.“ Sie lächelte ihn an und Ciaran erwiderte es. Das klang gut, viel länger würde er es auch nicht schaffen. Das Schwert war ihm noch immer suspekt, doch war das Training einfacher als die Jutsus. Konan erschuf wieder einen Gegner aus Papier für ihn, gegen den er kämpfte oder, besser gesagt, er hieb auf die Puppen ein – als Nahkampf war das nicht zu bezeichnen. Für Ciaran war es schon eine Leistung, sich die Klinge nicht ins Bein zu rammen, wenn er sie aus dem Papier, dass Konan allen Anschein nach verhärtet hatte, herauszog. Er wehrte einen Angriff des Dummys ab. Mittlerweile hatte seine Lehrerin wohl beschlossen, dass er bereit dafür war, nicht nur zu schlagen, sondern sich zu bewegen. Zusammen mit Ava war Ciaran der Erste, der sich zum Abendessen im Esszimmer einfand. „Wie geht es dir?“, fragte er sie. Sie war ein wenig blass um sie Nase, sah aber deutlich gesünder aus, als an den letzten Tagen. „Naja“, sagte Ava und strich sich die Haare aus dem Gesicht, „ich bin wirklich fertig, aber die Kopfschmerzen sind weg.“ „Das freut mich.“ Er lächelte sie an. „Aber was ich gesehen habe, macht mich irgendwie ...“ Sie stoppte und seufzte. „Ich weiß nicht. Nervös. Das glaube ich zumindest.“ Ciaran nickte. „Ich denke, ich weiß was du meinst. Gerade weil Akatsuki das auch so ernst nimmt, oder?“ „Ja. Irgendwas müssen sie wissen.“ „Und sie werden uns wohl nichts sagen.“ „Das nervt. Wir sind jetzt eine Woche hier und haben immer noch keine Ahnung von irgendetwas. Als ob sie uns du-“ Ava stoppte. „Da kommt wer.“ Die Tür wurde bei Seite geschoben und Kisame und Feline traten hinein. Sie sah kurz zu ihnen – vielleicht hatte sie mitgehört – bevor sie wieder zu Kisame hoch sah. „Morgen soll ich dann gegen Kamil kämpfen, hast du gemeint, oder?“ Er nickte. „Ja. Ihr habt mittlerweile die Standards drauf und kämpft, für eure Verhältnisse, recht gut.“ „Das nehme ich mal als Kompliment.“ Feline zog eine Augenbraue hoch, grinste aber und sah dann zu den beiden anderen hinüber, um sie zu grüßen. Sie kamen nicht mehr dazu, über Akatsuki zu reden, denn kurz nach Kisame und Feline kamen auch Ruri und Hidan. Die allerdings bei weitem nicht so fröhlich, wie die ersten Beiden. Ruri war noch blasser als Ava und sah keinen von ihnen direkt an, hatte aber immerhin ihren Kopf erhoben. Sie wirkte nicht so eingeschüchtert wie Sunny am Morgen. Das war etwas zumindest etwas. Es sah so aus, als habe sie an Lebenswille gewonnen. Ciaran schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln, das sie sogar – wenn auch schwach – erwiderte. Vielleicht war der Tag doch nicht so schlimm, wie es am Anfang den Anschein gehabt hatte. Auch die anderen waren besser gelaunt. „Du darfst dich nicht zu sehr darauf versteifen, das Jutsu perfekt auszuführen“, erklärte Kamil Ava, als das Gespräch auf dieses Thema fiel. „Mach es einfach und denk nicht zu viel dabei nach. Es muss irgendwie ...“ Er suchte nach einem Wort. „Natürlich kommen. Fließend, verstehst du?“ Sie nickte. „Das probiere ich morgen gleich mal aus.“ „Erzähl' mir, wie es gelaufen ist.“ „Natürlich.“ Ciaran war ganz zufrieden damit, wie der Tag gelaufen war. Keiner stritt sich, oder fuhr jemanden übel gelaunt an. Sunny schwieg zwar immer noch betrübt, war aber wieder am Lächeln und Ciel schlief zum ersten Mal nicht halb beim Essen ein. Es stimmte also: Man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben. Es konnte auch gut ausgehen, selbst unter Massenmördern. Der nächste Tag war grau und trüb. Dichte Wolken hingen am Himmel, ab und an fielen Regentropfen zu Boden und der Wind wurde zunehmend stärker. Ciel hatte wenig Lust, das Ryokan zu verlassen, doch hatte er keine Wahl und folgte Pain zum Trainingsplatz. Er wusste nicht, was er von seinem Sensei halten sollte. Er wusste von seiner Vergangenheit und konnte seine Gedankengänge nachvollziehen – wenn auch nicht gutheißen, das garantiert nicht! - aber Pain war ein Mörder. Vielleicht war er nicht so brutal und grausam wie andere Mitglieder Akatsukis, doch wurde das von der Tatsache, dass er diese Organisation ins Leben gerufen hatte ausgeglichen. Sie redeten nicht viel miteinander. Schon alleine, weil Ciel nicht gleichzeitig trainieren und schreiben konnte, jedoch war Ciel davon überzeugt, dass selbst wenn er sprechen könnte, sie kein ausführliches Gespräch geführt hätten. Es gab nicht viel, was sie sich zu sagen hatten. Bis auf das Erklären von Techniken und andere Anweisungen zum Training gab es kein anderes Thema, über das sie sprachen. Meistens antwortete Ciel nur mit einem Nicken oder Kopfschütteln. Das war am einfachsten. Das Training war anstrengend, aber er hatte sich in den letzten Tagen daran gewöhnt, was nicht hieß, dass er einen freien Tag gebrauchen könnte. Ein wenig mehr Schlaf war etwas, dass er dankend annehmen würde. Das, und ein richtiges Bett. Futons waren verdammt unbequem, wenn man die europäischen, weichen Betten gewohnt war. Natürlich kam kein Wort der Beschwerde über seine Lippen und das nicht, weil er nicht reden konnte, verständigen konnte er sich ja dennoch, sondern weil er wusste, dass es keinen Sinn hatte. Ciel wusste, dass weder Akatsuki noch die anderen Andersweltler davon begeistert wären. Es stauten sich auch ohne seine Beschwerden genügend Aggressionen auf. Für Ciel erschien es sowieso wie ein Wunder, dass, bis auf den Kampf zwischen Amaro und Feline, noch nichts passiert war. Zumindest zwischen ihnen. Hidan ließ seine Wut an anderen Menschen aus, das hatten sie nun alle mitbekommen und Ciel wollte nicht weiter darüber nachdenken. Stattdessen lenkte er seine Konzentration wieder auf seine Aufgabe: Versuchen an dem Baum hoch zu laufen. Misstrauisch betrachtete er ihn. Gut, als er das letzte Mal auf einen Baum geklettert war, war er in einer Welt voller Ninja und Massenmördern gelandet … er sollte es besser vermeiden, herunter zu fallen. Wer wusste, wo er sonst landen würde? Es ging sicher noch schlimmer, als bei Akatsuki zu landen, auch wenn es schwer war, sich eine Solche Situation zu erdenken. Ciel seufzte leise und leitete das Chakra in seine Füße. Es würde schon nichts schief gehen. Selbst wenn er fallen würde, musste nichts passieren. Er schloss kurz seine Augen und lief los, sobald er sie geöffnet hatte. Allerdings kam er nur einige Schritte weit, denn Zetsu kam aus dem Boden hervor. Glücklicherweise war er noch weit genug vom Baum entfernt. Auf die Peinlichkeit, erschrocken und mit einem dämlichen Gesichtsausdruck vom Stamm herunter zu fallen, konnte er gut verzichten. Zetsu, keine seiner Hälften – oder keiner der Beiden, da war sich Ciel nicht sicher – sah nicht zu ihm, sondern zu Pain. „Es gibt Probleme“, sagte die weiße Hälfte, „Kawa-Nins haben Hidans Training gestört.“ Die schwarze Hälfte fügte amüsiert klingend hinzu: „Gab ein hübsches Gemetzel. Die Schülerin ist ein wenig geschockt.“ Pain überging die zweite Aussage. „Wie sahen die Probleme aus?“ „Die Kawa-Nins haben bemerkt, dass wir hier sind, doch Hidan hat sie bemerkt, bevor sie Meldung erteilen konnten.“ Die weiße Hälfte sprach. „Verstehe. Waren sie auf Mission?“ „Es sieht so aus, als ob es nur Zufall war, dass sie ihn entdeckt haben. Waren auf den Weg nach Jōkigakure.“ „Lasst die Leichen verschwinden. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Shinobis auf Missionen verschwinden.“ Zetsu nickte, wartete aber. „Wir besprechen in einer halben Stunde alles. Sagt den anderen Bescheid.“ Kurze Zeit später trat Ciel in das Esszimmer, alleine, da Pain verschwunden war, sobald sie das Ryokan betreten hatten. Er war allerdings nicht der einzige, der bereits dort war. Feline kniete neben Ruri, die kreidebleich war und Kamil stand in der Nähe der Beiden. Er beschloss nicht zu fragen, ob alles in Ordnung mit Ruri war. Dass es nicht das nicht war, konnte man sehen. Das musste man nicht hören. Sunny, Ciaran und Ava sahen erwartungsvoll auf, als er die Tür bei Seite schob. „Weißt du was Genaues?“ Alle Augenpaare, bis auf Ruris, lagen auf ihn, doch konnte Ciel nur seinen Kopf schütteln. Nein. Zetsu kam zu uns, hat aber nichts Genaues gesagt. Ciaran übersetzte Ciels Gebärden. „Scheiße“, fasste Feline die Situation treffend zusammen. Kaum hatte sie das ausgesprochen, öffnete sich die Tür und Amaro kam herein. Sein Blick war mies gelaunt. Wie gewohnt. „Was ist passiert?“ Natürlich. Hatte jemand auch etwas anderes von ihm erwartet als diese Frage? Ciel befürchtete schon, dass Feline etwas sagen oder machen würde, aber sie blieb bei Ruri sitzen. Das einzige, was zu Amaro kam, war ein abwertender Blick. Noch bevor irgendetwas passierte, trat Kamil einige Schritte vor und sprach mit ruhiger Stimme. „Hidan und Ruri wurden von Kawa – Nins beobachtet. Diese sind nun tot, aber wir wissen nicht, ob Kawagakure dennoch was mitbekommen hat.“ Er sah ihn ernst an. „Das wäre natürlich nicht vom Vorteil, wie du dir sicher denken kannst.“ Amaro nickte, sah aber nicht minder wütend aus. Besser, es würde niemand mehr etwas dazu sagen. Irgendwie hatte Ciel das Gefühl, dass das sonst nicht gut ausgehen würde. Er ahnte auch, woher es kam. Sie verbrachten also die nächsten Minuten schweigend. Immer wieder glitten die Blicke zu Tür, aber niemand kam. Die Anspannung wuchs. Immerhin wurden sie erst vor wenigen Tagen dazu angehalten, sich von Kawagakure fernzuhalten, um keinen Verdacht aufkommen zu lassen. Jetzt waren Shinobi aus dem Dorf tot. Ciel hoffte nur, dass niemand dort wusste, wie die geplante Route der Mission aussah. Hidan und Ruri trainierten nicht allzu weit vom Ryokan entfernt. Man konnte durchaus eine Verbindung zu ihnen herstellen. Doch würde es überhaupt so schnell auffallen, dass sie nicht zurück kommen? Ciel fiel auf, dass er kaum Ahnung vom Ninjaleben hatte. Dabei las er den Manga. Anscheinend nicht gründlich genug, oder? Wurde so etwas überhaupt erwähnt? War ja eigentlich nicht so wichtig für die Story an sich. Zumindest bei solch alltäglichen Missionen und das von Dörfern, die nicht vorkamen. Gerade, als Ciels Gedanken abschweiften und er darüber nachdachte, dass die Situation ihm nicht mehr so ungewöhnlich erschien, sie warteten ja nicht zum ersten Mal auf Akatsuki, wie am Anfang, hörte man Schritte vom Flur. Kamil drückte sich von der Wand, an der er sich angelehnt hatte, ab und sah gespannt zur Tür. Auch die anderen, einschließlich Ciel selbst, richteten sich auf oder sahen zumindest zur Tür. Sogar Ruri, sie hatte mittlerweile ein wenig an Farbe gewonnen, hob ihren Kopf. Pain hatte keinen anderen Anblick erwartet. Es war typisch für die Andersweltler. Es war ihm bewusst, dass sie ihm misstrauten. Bei einigen von ihnen war es nicht zu übersehen. Sie sollten ihnen mehr erzählen, zumindest so viel, dass sie ein wenig ruhiger wurden. Sie konnten es nicht leisten, dass die Andersweltler Probleme machten. Man brauchte sie bei klarem Verstand und im vollen Besitzt ihrer Kräfte, und nicht so, wie Akatsuki normalerweise Menschen hinterließ, die ihnen gehorchen sollten. Die Andersweltler waren Verbündete, die sie ernst nehmen sollten, wenn er und der Rest Akatsukis nicht wollte, dass ihre Welt aufhörte, zu existieren. Auch wenn es einigen der Akatsukimitgliedern sicher genauso schwer fiel wie den Andersweltlern selbst. Er begann zu sprechen: „Für heute ist das Training beendet. Der Trainingskampf fällt aus.“ Für einen Moment lag sein Blick auf Kamil und Feline, bevor er sich wieder der Gruppe im Allgemeinen zuwandte. „Die Kawa – Nins waren auf dem Weg zu einer Mission. Das ist sicher. Allerdings nicht, ob noch weitere nach kommen sollen oder ob auf eine frühe Antwort von ihnen gewartet wird. Seid die nächsten Tage wachsam. Ihr dürft von Kawagakure gesehen werden, doch keinerlei Anlass geben, sie misstrauisch werden zu lassen. Redet nicht von diesem Vorfall außerhalb des Ryokans.“ Einige von den Andersweltlern nickten. Ciel sah kurz zu Sunny, der immer mehr bewusst zu werden schien, dass das hier die Realität war und kein Spiel. Sie wirkte nicht sonderlich gefasst, schwieg aber und versuchte zumindest, sich unter Kontrolle zu halten. Das war ein Anfang und Ciel hoffte für sie, dass sie weiter so machen würde. Das war der einzige Weg, um zu überleben. Es war grausam. „Wir haben beschlossen, euch grundlegende Informationen zukommen zu lassen.“ War das wirklich sein Ernst? Sie würden endlich mehr erfahren? Die anderen Schüler sahen nicht weniger überrascht aus. Allerdings sagte keiner ein Wort. Vielleicht befürchteten sie, dass es sich Akatsuki anders überlegen würde, wenn sie etwas sagen würden. Nun – bei Amaro war das sicher nicht der Fall, aber bei den anderen konnte es gut sein. Für Ciel war das jedenfalls der Hauptgrund, nichts von sich zu geben. Weder schriftlich, noch mit den wenigen Lauten, die er von sich geben konnte. Pain ließ sich nicht anmerken, an was er dachte oder wie viel er wirklich Preis geben würde. „Die Anomalien sind zunächst das Wichtigste, über das ihr Bescheid wissen müsst. Hört gut zu, ich habe nicht vor, irgendetwas zu wiederholen.“ Er sah jeden einzelnen von ihnen streng an. Ciel wich dem Blick aus. Pains Augen waren leblos, natürlich, und kalt. In sie zu sehen war für Ciel unmöglich. Er fand es erstaunlich, dass Amaro, Kamil und Feline es konnten. Dass sie mutig waren, konnte man nicht bestreiten, auch wenn er Ersteren der Drei nicht sonderlich mochte, aber das änderte nichts an dieser Tatsache. „Wir wissen selbst nicht viel über sie. Sie tauchen an verschiedenen Orten auf, ohne dass ein Muster zu erkennen ist.“ Diese Anomalien waren also nicht kontrollierbar oder vorhersehbar. Das machte die ganze Sache nur noch komplizierter. „Sie zeigen sich in unterschiedlichen Formen. Manchmal tauchen Gegenstände aus eurer Welt auf, Kleinigkeiten, die kaum jemandem auffallen. Doch gibt es auch Anomalien, die Probleme bereiten. Dort, wo sie aufkommen, gerät die Zeit durcheinander. Metall rostet über Nacht, Gebäude werden von Pflanzen überwuchert und zerfallen.“ Ciel hörte, wie Ciaran leise die Luft ausstieß. Sein Blick glitt kurz zu den anderen Schülern. Sie waren alle geschockt. Kein Wunder! Das war … Ciel fand kein Wort dafür. Es klang unglaublich und dennoch gab es keinen Zweifel daran, dass Pain die Wahrheit sagte. Dass er Gründe zum Lügen hatte glaubte Ciel nicht. Auch nicht, dass das alles war, was die Anomalien zu bieten hatten. Und diese Annahme bestätigte sich. „Wir nehmen an, dass sich auch in der Anderswelt, eure Welt, solche Anomalien zeigen. Wir wissen, dass auch hier Gegenstände verschwinden. Das und Menschen. Spuren oder Hinweise auf sie finden sich nicht. Sie sind einfach weg. Weiterhin scheinen die Anomalien die Welten aufzulösen.“ „Aufzulösen?“ Amaro sprach das aus, was sie wohl alle dachten. „Was heißt das?“ Pain schien die Frage erwartet zu haben. „Wir haben gesehen, wie sich eine Anomalie in einem Dorf auftat. Die Häuser wurden nicht zerstört, sie zerfielen und die Trümmer wurden zu Staub, der kurze Zeit später verschwunden war. Aufgelöst.“ Für einen Moment waren sie still. „Was ist mit den Menschen in diesem Dorf passiert?“ Überraschenderweise war es Ruri, die diese Frage stellte. Ciel hatte sich das auch gefragt, aber sich nicht getraut, die Frage zu stellen. Eigentlich wollte er das nicht einmal wissen. „Das Selbe.“ Mehr mussten sie auch nicht wissen. Im Stillen flehte Ciel, das keiner weiter nach fragte. Er wollte nicht noch Details dazu wissen. Das reichte aus. „Ihr wisst nun so viel über die Anomalien wie wir.“ Amaro war es wieder, der eine Frage stellte. „Und was haben wir damit zu tun?“ „Ihr werdet uns helfen, sie zu beseitigen.“ „Und wie?“ Amaro war ungehalten. „Das werdet ihr erfahren, wenn es soweit ist. Ihr habt bekommen was ihr wolltet, Informationen, das muss genügen.“ Am Abend war Ciel beinahe froh darüber, nicht mehr erfahren zu haben. Das reichte Ciel, um zu wissen, dass nicht nur seine eigene Welt nie mehr die sein würde, die sie einmal gewesen war. Alles hatte sich verändert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)