Gut ist nur ein Wort von Die_Katzenhai (wenn Welten sich kreuzen) ================================================================================ Kapitel 18: Brüderchen und Schwesterchen ---------------------------------------- Es war der 21. Oktober 2012, ein regnerischer Sonntagnachmittag, als Eleonore Shaw of Tordarroch beschloss, mit dem Fahrrad nach Dundee zu fahren. Sie wusste nicht, was sie sonst mit ihrer Zeit hatte anfangen sollen und ein kleiner Bummel durch die Innenstadt erschien ihr eine angenehme Lösung. Eleonore, die von ihrem Bruder Ela genannt wurde, strich sich ihr goldblondes Haar, das sich an den Spitzen über den Schultern lockte, aus ihrem Gesicht und richtete sich die Schultasche. Während sie das Fahrrad an einem Ständer anschloss, sah sie über den Platz hinweg. Auch wenn es Sonntag war, hasteten Menschen an ihr vorbei, bemerkten das Mädchen im dunklen Mantel und der Schuluniform kaum und schienen nicht innehalten zu können. Beinahe wäre ein Mann in Anzug gegen sie gelaufen, wäre sie nicht ausgewichen. Ela beschwerte sich nicht, sah ihm aber hinterher und seufzte leise. Das passierte ihr einfach zu oft. Der Regen verstärkte sich, als sie auf einen Platz vor einer Kirche trat. Trotz des Schleiers aus Grau und Wasser, erkannte sie das weiße Haar ihres Brudes Bhreacs, der vierzehn Jahre zuvor, nur eine Minute nach ihr, das Licht der Welt erblickt hatte. Aber was wollte er hier? Sollte er nicht in der Klinik sein? Ela kniff die Augen zusammen. Sie beschloss ihm zu folgen, nur um sicher zu gehen, dass nichts passiert war. Sie machte sich Sorgen, das sollte nicht so sein. Es wurde bereits dunkel, als Ela ihren Bruder in einem kleinen Waldstück suchte. Sie hatte ihn aus den Augen verloren, kurz nach dem sie es betreten hatten. Ein ungutes Gefühl beschlich sie. Nervös schlang sie ihre Arme um ihren kleinen, schlanken Körper und sah sich um, die Augen aufgerissen und nervös hin und her zuckend. Ihr wurde bewusst, dass etwas nicht in Ordnung war. Falsch war. Und sie hatte ein Gefühl zu wissen, um was es sich dabei handelte. Ela seufzte leise, beinahe lautlos, und machte sich auf den Weg zurück. So hatte das keinen Sinn, aber sie konnte Bhreac nicht alleine hier zurücklassen, ohne zu wissen, was er vorhatte. Was, wenn ihm etwas zustieß? Sie wusste nicht, wer Bhreac dazu trieb, hier zu sein. Es könnte er sein. Aber vielleicht war auch alles in Ordnung. Vielleicht gab es keinen Grund, sich beunruhigen zu lassen. Vielleicht. Die Nacht kämpfte sich weiter vor und Ela gab es auf, ihren Bruder zu suchen. Es war vergebens. Sie musste morgen weiter nach ihm suchen. Ein Knacken riss sie aus ihren Gedanken und ließ sie, einem erschrockenem Reh gleich, zusammen fahren. „Bhreac?“, fragte sie leise, obwohl es nur ein Tier gewesen sein könnte. Es war Abend, in dem Gebüsch sah man nichts, also war das nicht unwahrscheinlich. „Nur ein Tier. Vielleicht ein Fuchs, oder eine streunende Katze“, murmelte Ela und zog ihren Mantel enger um sich. Nichts, das sie beunruhigen sollte. Das hier war ein Wald und in denen gab es, selbst in der Nähe von Städten, viele Tiere. Da gab es immer mal wieder Geräusche, das war etwas vollkommen Natürliches. Doch sie irrte sich. Eine harte, leicht nasale Stimme ertönte hinter ihr. „Es wird Zeit, dass du verschwindest. Du warst lange genug im Weg.“ Ela wirbelte herum. Sie erkannte ihren Bruder und sie erkannte ihn. „Bhreac“, sagte sie leise, erschrocken. „Bitte.“ Instinktiv trat sie zurück. „Lass das bitten.“ Er ging langsam auf sie zu. Bhreacs – nein, seine – roten Augen starrten sie hasserfüllt an. Ein wahnsinniges Grinsen schlich sie auf die Lippen des Jungens, der im Augenblick nicht ihr Bruder war. Nur ein Teil von diesem. Ein sehr, sehr schlechter. „Ich habe es satt, dass du dich dauernd einmischst. Die anderen werden zu sehr von dir beeinflusst.“ Ela blickte sich um. Sie waren hier alleine. Hilfe, egal von wem, konnte sie jetzt nicht erwarten. Sie musste alleine hier weg, so schnell wie möglich. Kaum hatte sie den Gedanken zu Ende gedacht, drehte sie sich um und hastete los. Er folgte ihr sofort und holte sie schon nach wenigen Metern ein. Ela wurde zu Boden gerissen. Tränen stiegen ihr in die Augen, während sie versuchte, sich aus seinen Griff zu wenden. „Nein! Bitte hör auf damit. Das bist nicht du, Bhreac!“ Ihre Stimme wurde schrill, panisch und verzweifelt … und dann immer leiser. Er hatte die Hände um ihren Hals gelegt. Lachte laut und unnatürlich auf und drückte zu. Ihre Versuche, sich zu befreien wurden schwächer. Erstarben nach kurzer Zeit vollkommen und die Welt um Ela herum wurde dunkel. Kalt. Als sie die Augen aufschlug, war Ela alleine. Unsicher und zitternd stand sie auf, sah sich um. Sie befand sich auf einer grasbewachsenen Ebene, ein Tal, an dessen Seiten sich grüne Hügel auftaten. Der Himmel über ihr war blau, zeigte aber langsam die Farbe der untergehenden Sonne und es war viel wärmer als in Dundee. Sie spürte, wie sie unruhig wurde. Ihr Atem wurde schneller und hektischer. Was war passiert? Warum war sie nicht mehr in Dundee? Warum war sie hier? Was war hier? Nervös suchte sie nach irgendetwas, das ihr Auskunft über ihren Aufenthaltsort geben konnte. Bekannte Gebäude, der kleine Wald, irgendetwas. Aber bis auf das Gras, das durch den Wind Wellen zu schlagen schien, war hier nichts. Während sie ihre Panik einigermaßen unter Kontrolle bekam, wurde Ela bewusst, dass Bhreac auch hier sein könnte. Es war zumindest eine Möglichkeit, oder? Er musste es einfach sein. Was sollte sie alleine hier tun? Mittlerweile war sie sich nicht mal sicher, ob sie noch in Schottland – geschweige denn im Rest von Groß Britannien – war. Schon alleine, weil es hier wärmer war, aber auch die Bäume, die sie wenige hundert Meter von ihr entdeckte, sahen ganz anders aus. Aber das war doch vollkommen unmöglich! Sie war nur bewusstlos geworden als Brheac – nein, er – sie gewürgt hatte. Wieso sollte sie also an einem völlig anderen Ort sein? Das ergab keinen Sinn, es sei denn … Nein! Tot war sie mit Sicherheit nicht. Das würde sich anders anfühlen. Das würde man merken. Oder? Sie schüttelte ihren Kopf, die blonden Locken fielen ihr dabei ins Gesicht, um die Gedanken abzustreifen. Sie beschloss zu den Bäumen zu gehen. Vielleicht fand sie dort ja einen Hinweis darauf, wo sie war. Oder nicht war. Vielleicht würde sie Bhreac finden. Wenn er auch hier war, würde er vielleicht auch dort hingehen. Immerhin war das der einzige Ort hier, der sich von dem Rest unterschied. Ein Versuch war es wert. Zu verlieren hatte sie ja nichts. Und tatsächlich war sie nicht alleine hier. Kaum war sie in der Nähe der Baumgruppe, erkannte sie Bhreac, der ebenso wie sie auf sie zu lief. Er sah verwirrt aus, sein Haar stand widerspenstig ab und seine Augen suchten die Umgebung ab. Als er sie sah, seufzte er erleichtert, beschleunigte seine Schritte. „Ela!“ Sie umarmten sich kurz. „Was ist passiert?“ Natürlich erinnerte er sich nicht. Unsicher blickte Ela zur Seite. „Du kannst nichts dafür“, fing sie an. Vorsichtig, ließ ihn dabei aber nicht aus den Augen. Bhreac verstand. Er fluchte leise und trat einen Schritt zurück. „Du bist mir gefolgt, oder?“ Sie nickte. „Warum hast du das getan? Du weißt, dass das gefährlich ist.“ „Ich habe mir Sorgen gemacht. Ich wusste doch nicht, wo du hin willst und-“ „Schon gut“, winkte er ab, wirkte aber ein wenig genervt. „Wo sind wir überhaupt?“ Man hörte auch die Frage heraus, dass er wissen wollte, wie sie hier her gekommen waren. Doch das wusste Ela natürlich nicht. Sie war ebenso ahnungslos wie er. Seufzend zuckte sie mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich bin aufgewacht, nach dem er mich … nach dem er angegriffen hat.“ „Ganz toll.“ Bhreac sah sich um. „Hier ist gar nichts.“ „Ja“ Sie trat zu ihm und blickte über die Ebene. „Und was machen wir jetzt?“ Jetzt war es ihr Zwillingsbruder, der mit den Schultern zuckte. „Keine Ahnung. Wir könnten gucken, ob wir ein Dorf oder so finden, aber ich sehe weit und breit nichts. Aber ich könnte... Moment.“ Ein kurzes Grinsen huschte über Bhreacs Gesicht, dann drehte sich um und kletterte auf einen der Bäume. „Siehst du was?“ Ela sah hinauf, in der Hoffnung, dass er das tat. Zumindest irgendeinen Ansatzpunkt. „Ja.“ Ihr Herz machte einen Hüpfer. „Ich glaube da hinten“, er zeigte Richtung Westen, „ist ein Dorf. Aber es ist weit entfernt.“ Bhreac kletterte nach unten. „Es wird bald dunkel, keine Ahnung ob wir es rechtzeitig dahin schaffen, ohne die Orientierung zu verlieren.“ „Bleiben wir also hier?“ „Ich denke, das wäre sicherer.“ Vor allem für sie, das sagte zumindest sein Blick. Sie war sicher, dass er glaubte, es alleine zu schaffen. „Verstehe.“ Bhreac ließ sich gegen den Baum sinken und zog seinen Mantel aus. Ela setzte sich neben ihn, tat es ihm gleich. „Ich frage mich, wo wir sind.“ Sie sah gen Himmel, der immer dunkler wurde. Die paar Wolken die sich am Horizont auftaten, waren glutrot. „Auf jeden Fall nicht mehr in Dundee.“ „Das dachte ich mir bereits. Es sieht nicht mal nach Europa aus.“ „Aber das ergibt überhaupt keinen Sinn.“ Bhreac seufzte und lehnte seinen Kopf gegen den Baum. Schloss für einen Moment seine Augen. Als er sie öffnete, sah er wieder zu Ela. „Ich weiß.“ Auch sie seufzte. Als die Sonne untergegangen und Ela eingeschlafen war, versuchte sich Bhreac zu erinnern, was er getan hatte. Er erwachte früh, gerade, als es anfing heller zu werden und die ersten Sonnenstrahlen sich durch die Wolken, die in der Nacht aufgezogen waren, kämpfte. Den Mantel hatte er sich über Nacht angezogen, dort war es kühl geworden und zog ihn nun ein wenig enger um sich. Wo zum Teufel waren sie? Er fand keinerlei Hinweise darauf, außer, dass es hier nicht wirklich nach Europa aussah. Zumindest nicht der Teil, der um Groß Britannien herum lag. Auch Ela regte sich langsam. „Morgen“, murmelte sie leise. „Es war also doch kein Traum.“ Bhreac konnte nicht heraus hören, wie sie es meinte. Ob sie erleichtert war, oder nicht. Jedenfalls war es gut, dass sie wach war, dann konnten sie schon gleich los gehen. Es sah nach Regen aus, da war es vielleicht ganz gut, wenn sie da waren, bevor es damit anfing. Er erwiderte ihren Gruß und sah zu ihr herüber. „Sag, wenn du bereit bist. Dann gehen wir los.“ Zur gleichen Zeit erreichten zwei Gestalten selbiges Tal. Allerdings östlich jenes Dorfes, das Bhreac am vorherigen Abend entdeckt hatte. „Dein Schmusetiger ist eine erstaunliche Hilfe“, sagte die eine, die blonde Haare hatte und weiße Kleidung trug. Arisu. Hoshiko nickte und lief weiter. Sie trat einige Schritte vor und blickte auf ihre Uhr. „Ich denke, sie sind östlich von hier. Wir sollten uns beeilen. So wie sie jetzt aussehen, würden sie Aufsehen in Hiru erregen.“ Arisu lachte leise und ging an ihr vorbei, ohne sie weiter anzusehen. Dabei ließ sie nicht erkennen, was sie dachte oder von diesem Vorschlag hielt. Da sie weiterlief, ging Hoshiko davon aus, dass sie zumindest Lust darauf hatte. Für sie war es kein Problem, schneller als die beiden Andersweltler zu sein, auch wenn nur eine von ihnen eine Kunoichi war. Die andere war eben … nun ja … einfach sie selbst. Anders war dies nicht zu beschreiben. Ganz gewiss nicht. Doch das hieß nicht, dass sie nicht stark war. Auch das war gewiss. Es hatte begonnen zu regnen, als der Tag weiter vor rann schritt und die Zwillinge immer näher an das unbekannte Dorf kamen. Es war nicht sonderlich kalt und so ein Wetter waren sie, als Bewohner Schottlands, gewohnt. Dennoch konnte man Glück reden, dass sie Beide ihre Mäntel dabei hatten. Warm war es mit Sicherheit nicht mehr. Sie waren schon einige Zeit unterwegs, stolperten einige Male, weil er Boden schlammig und rutschig war und kamen immer langsamer vor ran. Wenn sie weiter so machten, würde es noch Stunden dauern. So eine Scheiße! Bhreac hatte da wirklich keine Lust drauf, aber noch schneller ging es nicht. Gerade Ela hatte – bei ihren Schuhen auch kein Wunder – große Probleme weiter zu kommen. Unterstellen und ausruhen konnten sie sich aber auch nicht, weil es nichts zum Unterstellen gab. Die letzte kleine Baumgruppe hatten sie schon vor einige Zeit hinter sich gelassen. Sie hatten also keine andere Wahl, als weiter zugehen und es war ja nicht so, dass sie Regen nicht gewohnt waren. „Bhreac, siehst du das?“ Ela deutete in die Ferne. Richtung Westen, wo das Dorf lag. Bhreac kniff seine Augen zusammen und erkannte tatsächlich zwei Gestalten, die auf sie zu kamen. Dem Anschein nach waren es zwei Frauen, von denen die eine weiße, die andere blaugrüne Kleidung trug. „Vielleicht können die uns weiterhelfen“, murmelte er dann, „komm, wir gehen ihnen entgegen.“ Ela nickte stumm. Es dauerte nicht lange, bis die zwei Frauen zu ihnen stießen. Sie waren erstaunlich schnell gewesen, aber nicht sichtbar erschöpft. Seltsam. Er zog eine Augenbraue hoch, als die eine von ihnen, die in Weiß mit den blonden Haaren, zu sprechen anfing. „Die verlorenen Schäfchen haben her gefunden. Wie erfreulich.“ Ihre Stimme klang deutlich amüsiert über die Zwillinge. Wie sympathisch. „Was soll das heißen?“ „Nicht so misstrauisch, Bhreac-chan, wir sind da, um euch einzusammeln.“ „Woher kennst du meinen Namen?“ Die Frau sah ihn kurz mit undefinierbarem Blick an. Dann lachte sie leise, aber ebenso wenig definierbar, auf. „Ich habe meine Quellen.“ „Und die wären?“ „Stell nicht so viele Fragen. Nicht solche zumindest.“ Sie grinste wieder und die andere Frau, die rote Haare hatte und ein wenig jünger erschien, fing an zu sprechen. „Ich habe damit gerechnet, dass es euch interessiert, wo ihr überhaupt seid.“ „Das tut es auch.“ „Warum habt ihr dann nicht gefragt?“ Die Rothaarige sah sie interessiert an. Beinahe neugierig, aber auch ein klein wenig spottend. Bhreac schwieg und sie fuhr weiter fort. „Die Welt, in der ihr seid, dürfte euch bekannt vorkommen. Aus einem Manga.“ Anstatt noch etwas zu sagen, wandte sie sich ein wenig von ihnen ab, bewegte sie ihre Hände seltsam. Eine Sichel aus Wind schoss an ihnen vorbei. Die Frau lächelte ein wenig und griff nach einem seltsamen Stab, der auf ihrem Rücken befestigt war. „Das kann doch nicht wahr sein.“ Überrascht und vollkommen perplex starrte Ela die beiden Frauen an. „D-das ist wie in Naruto.“ Naruto? Das war doch der Anime, den sie so gerne sah, oder? Bhreac meinte, sie hätte einmal etwas davon erzählt, aber das war doch vollkommen unmöglich! „Ihr seid in der Welt der Shinobi. Ganz recht“, sagte die Blonde, grinste dabei. „Sehr gut erkannt, Ela-chan.“ Was sollte eigentlich dieses chan die ganze Zeit? „Wir bitten euch, dass ihr mit uns kommt. Es warten Aufgaben auf euch.“ Die Rothaarige ergriff wieder das Wort. „Ich bin Amanogawa no Hoshiko und das ist Arisu Kohara.“ Bhreac verschränkte seine Arme vor der Brust. „Sehr interessant. Und weiter? Warum sollten wir euch folgen?“ Das war doch vollkommen sinnfrei! Man konnte nicht einfach in einem Anime landen. Wie sollte das bitte von Statten gehen? Er sah kurz zu Ela, die total verwirrt zu sein schien. Natürlich. Das war er ja auch. Aber es musste doch eine Erklärung für all das geben. Irgendeine. „Ihr habt keine andere Wahl“, sagte Arisu. „Wir wollen euch helfen“, fügte Hoshiko hinzu. „Aha.“ Was sollte man darauf auch antworten? Natürlich brauchten sie Hilfe, sie hatte keine Ahnung, wo sie waren, aber warum sollte man ihnen denn trauen? Nur, weil sie sagten, sie hätten keine andere Wahl? Das war kein Grund. „Kommt einfach mit. Erst mal zumindest. Dann könnt ihr entscheiden, wo ihr bleiben wollt“, sagte Hoshiko mit einem Lächeln. „Wir haben Essen und Kleidung für euch. Mit euren Sachen würdet ihr hier nur auffallen.“ Kaum hatte Hoshiko dies gesagt, zog Arisu einen Beutel mit Kleidung hervor. „Noch ein Stück in Richtung Westen ist eine Baumgruppe, hinter dem kleinen Hügel da. Dort könnt ihr euch umziehen.“ Schlussendlich hatten sie sich doch entschieden, ihnen zu folgen und zumindest die Kleider anzuziehen. Bhreac trug nun eine graue, bis zu den Schienbeinen reichende Hose aus Stoff. Über einem Netzoberteil, das auch seine Arme bedeckte, trug er ein lavendelfarbenes Muskelshirt mit weitem Kragen. Wie seine Schwester trug er einen schwarzen Mantel mit großer Kapuze über der Kleidung. Die Ärmel waren weit, allerdings nicht so lang, dass sie einen der Beiden behindern würden. Ela, die gerade zu ihm trat, trug ein Oberteil, das recht weit war und ihr bis zu dem Bauchnabel reichte. Ihre Brust hatte sie mit Bandagen umwickelt und um ihre Arme trug sie Netzstulpen. Ihre Hose war schwarz, reichte bis zu den Knien, wo sie von einem Gummibund gehalten wurden und um ihre rechte Wade trug sie einen Netzstrumpf. Ihre Sandalen waren blau. „Und jetzt?“, fragte sie ihn und sah sich unsicher um. Bhreac kam gar nicht zum Antworten, denn Arisu tauchte wieder bei ihnen auf. „Jetzt werden wir euch zu euren neuen Freunden geleiten. Keine Sorgen. Sie sind unglaublich nett und verträglich.“ Wer auch immer diese 'Freunde' waren, Bhreac glaubte ihr nicht so recht. „Und wir werden euch so viel erzählen, wie wir dürfen.“ Auch Hoshiko war bei ihnen aufgetaucht und musterte sie beide neugierig. „Es ist nicht allzu viel, aber ihr werden schon früh genug erfahren, warum genau ihr hier seid.“ „Es ist auch besser für euch, wenn ihr nicht gleich alles erfahrt. Es könnte eure zarten Seelchen verletzten.“ Arisu grinste. „Jedenfalls“, sagte Hoshiko und ging nicht weiter auf ihre Begleiterin ein oder gab Bhreac eine Chance etwas zu sagen, „gehört ihr zu den Zehn und seid wichtig für diese Welt. Seid ein Teil von ihr.“ Jetzt durfte er endlich wieder sprechen. Wie großzügig von ihnen. „Wie meint ihr das?“ Seine Stimme war ungehalten. Deutlich genervt von dieser Situation. Konnten sie nicht einmal klare Worte finden? „Es gibt sehr viele Welten, müsst ihr wissen. Eure und unsere haben sich gekreuzt und das ist nicht gut. Es hat etwas ausgelöst, dass für Probleme sorgt. Man brauch euch.“ Sie machte eine kurze Pause, sah die Zwillinge eindringlich an. Sie sagten nichts. Diese Aussage war eindeutig zu überraschend, um darauf irgendetwas zu antworten. Also fuhr Hoshiko mit einer seltsamen Ruhe fort: „Es gibt einige Menschen, die in eure Welt sehen können und anders herum. Das sind Träumer und ich bin eine von ihnen. Deswegen kannten wir eure Namen und wissen grundlegende Dinge über euch.“ Und das sollte sie jetzt beruhigen? Dass es Menschen gab, die sein Leben beobachteten? Arisu schien seine Gedanken erraten zu haben. Mit einem irren Glitzern in ihren Augen sah sie ihn direkt an. „Keine Sorge, Bhreac-chan. Dein kleines Geheimnis ist bei uns sicher. Verrückte müssen zusammenhalten, nicht wahr?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)